e-Portfolio von Michael Lausberg
Besucherzäler

Der frühe Alexander bis zum Krieg gegen den Spartanerkönig Agis III

Inhaltsangabe

  1. Einleitung
  2. Der junge Alexander und der Einfluss seines Lehrers Aristoteles
  3. Die Zerstörung Thebens
  4. Kämpfe in der thrakischen Provinz
  5. Der Kriegsplan
  6. Der Beginn des Feldzugs: Die Eroberung Kleinasiens
  7. Kampf um Milet
  8. Belagerung von Halikarnassos
  9. Schlacht bei Issos
  10. Belagerung von Tyros
  11. Der Kampf um Gaza
  12. Krieg gegen den Spartanerkönig Agis III
  13. Fazit
  14. Literatur

1 Einleitung

Mit dem Regierungsantritt Alexanders des Großen in Makedonien 336v.Chr. und der seiner anschließenden Eroberung der damals bekannten Welt begann die Epoche des Hellenismus. Als ein wichtiges Kennzeichen dieser Geschichtsepoche gilt eine verstärkte Hellenisierung, die Durchdringung vor allem des Orients durch die griechische Kultur, und im Gegenzug der wachsende Einfluss orientalischer Kultur auf die Griechen. Die hellenistische Welt umfasste einen gewaltigen Raum, der von Sizilien und Unteritalien (Magna Graecia) über Griechenland bis nach Indien und vom Schwarzen Meer bis nach Ägypten und bis ins heutige Afghanistan reichte. Die Hellenisierung der orientalischen Bevölkerung ist als Aufbruch eines neuen Zeitalters zu verstehen Die kulturellen Traditionen des Hellenismus überstanden den politischen Zusammenbruch der Monarchien und wirkten noch über Jahrhunderte in Rom und im Byzantinischen Reich fort.

Als typische Merkmale des Hellenismus gelten die Wendung zu kosmopolitischem Denken und eine hoch entwickelte Zivilisation. Vermehrung von Produktion und Wohlstand, Ausweitung von Handel, Bank- und Börsengeschäft und Pflege des Kriegswesens standen neben Proletarisierungstendenzen und sozialen Spannungen, besonders in dem jetzt verarmenden Griechenland. Die Verkehrs- und Kultursprache war Griechisch. Literatur und Kunst verloren ihre klassische Ausgeglichenheit und pflegten sowohl die monumentale wie die idyllisch-kleine Form. Eine Verschmelzung von griechischem, orientalischem und jüdischem Gedankengut bestimmte Religion und Philosophie. Mit dem Eindringen jüdischen Denkens in die hellenistische Gedankenwelt bereitete sich die große Endphase der antiken Philosophie vor, die durch die Weiterbildung Platons im Neuplatonismus und durch ein religiöses Heilswissen auf gnostischer Grundlage bestimmt war. Den Wissenschaften, die ihre Pflegestätten in den großen Kulturzentren Alexandria, Athen, Pergamon, Antiochia und Rhodos fanden, verhalf ein neuer Rationalismus zu überwältigender Blüte. Der Hellenismus veränderte auch die Rahmenbedingungen für Kunst und Architektur der Griechen. Alexander der Große und nach ihm die hellenistischen Herrscher gründeten eine Vielzahl von Städten, die Tempel, Gymnasien, Theater und Plätze benötigten und somit reiche Entfaltungsmöglichkeiten für Architekten und Kunsthandwerker boten. Ihre Residenzen wurden zu Zentren einer höfischen Kunst, in deren Mittelpunkt der Herrscher selbst stand. Pergamon ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel für eine solche Residenzstadt.

In dieser Arbeit wird der Zeitraum zwischen Alexanders Geburt bis zum Krieg gegen den Spartanerkönig Agis III. 331 thematisiert. Dabei wird die Kindheit und Jugend mitsamt seinem Lehrer Aristoteles analysiert. Dann geht es um Alexanders Hineinwachsen in die Fußstapfen seiner Vaters Philipp als Strategie und Feldherr, wie die Schlacht bei Charoneia (?) zeigt. Nach dem Tod seines Vaters kommt es dann zum Feldzug gegen die Weltmacht Persien, der dann im Mittelpunkt der nächsten Kapitel steht. Dabei wird die Schlacht bei Issos 333 und die Belagerung von Tyros, Halikarnassos und Milets auf seinem Weg nach Ägypten näher dargestellt. Sein Sieg gegen seinen spartanischen Widersacher Agis III, der für die Befriedung Griechenlands und die Hegemonie Makedonien sorgte, beschließt die Arbeit. In einem Fazit werden dann die wichtigsten Thesen nochmals zusammengefasst und bewertet.

2 Der junge Alexander und der Einfluss seines Lehrers Aristoteles

Der Prinz Alexander wird im Hochsommer 356 geboren. Seine Mutter Olympias, eine Prinzessin aus dem epirotischen Königshause, hat Philipp von Makedonien auf einer Mysterienfeier auf Samothrake kennengelernt und 357 geheiratet. Sie galt als schöne Frau, die dem Kult des Opheus und des Dionysos ergeben war. Alexanders Vater Philipp II. hatte das bisher eher unbedeutende Makedonien, das vor ihm Streitobjekt der Adelsfamilien des Hoch- und des Tieflands gewesen war, zur stärksten Militärmacht der damaligen Zeit gemacht. Er hatte Thessalien und Thrakien erobert und alle griechischen Stadtstaaten mit Ausnahme Spartas in ein Bündnis unter seiner Führung gezwungen. Der Korinthische Bund mit dem Hegemon Makedonien war das zentrale Herrschaftsmittel Philipps über ganz Griechenland. Damit hatte der Vater die Grundlagen für die Eroberungszüge und die spätere Weltherrschaft seines Sohnes gelegt. Ein enges Verhältnis hatte Alexander zu seinem Vater niemals gehabt, während er sich zu seiner Mutter Olympias mehr hingezogen fühlte.

Auf eine erhebliche Konkurrenz zwischen Philipps Söhnen weist die Pixodaros-Affäre von 336 v. Chr. hin, in deren Zusammenhang mehrere Freunde Alexanders ins Exil geschickt wurden: Dabei hatte sich Philipp um gute Beziehungen zu Pixodaros bemüht, dem persischen Statthalter in Karien, und ihm seinen Sohn Arrhidaios als Schwiegersohn vorgeschlagen. Alexander, der offenbar eine Zurücksetzung seiner Person befürchtete, bot sich nun selbst als Schwiegersohn des Pixodaros an, jedoch kam keine Verbindung mehr zustande. Die Notwendigkeit, sich schon früh gegenüber den anderen Söhnen behaupten zu müssen, stärkte seinen Machtinstinkt und seine Härte gegen sich selbst. Diese Eigenschaften brauchte er vor allem beim Feldzug gegen die Perser und auf den teils unmenschlichen Märschen seiner Truppen bei der Welteroberung.

Die früh erkannte Intelligenz des Knaben Alexanders und sein nur von der überlegenen Erzieherautorität sich beugender Trotz veranlassen den Vater, Alexanders geistige Bildung dem besten Lehrer der Zeit anzuvertrauen, Aristoteles. Bereits zu Lebzeiten besaß Aristoteles in der griechischen Welt einen ausgezeichneten Ruf als Philosoph, Rhetoriker und Universalgelehrter. Aristoteles pflegte schon in der Vergangenheit eine freundschaftliche Beziehung zu Philipp von Makedonien. Im Jahr 348 v. Chr. hatte König Philipp II. von Makedonien die Chalkidike erobert, Olynthos zerstört und auch Aristoteles’ Heimatstadt Stageira eingenommen. Dieser Feldzug wurde von der antimakedonischen Partei in Athen als schwere Bedrohung der Unabhängigkeit Athens erkannt. Wegen der traditionellen Verbundenheit der Familie des Aristoteles mit dem makedonischen Hof richtete sich die antimakedonische Stimmung auch gegen ihn. Da er kein Athener Bürger, sondern nur ein Metöke von zweifelhafter Loyalität war, war seine Stellung in der Stadt relativ schwach.

Der Philosoph unterrichtet Alexander, der damals dreizehn Jahre alt war, im Nymphenheiligtum des makedonischen Städtchens Mieza. Vor allem weckt er in dem begeisterungsfähigen Jüngling die Liebe zur griechischen Kultur. Die Ilias hat Alexander später in einem Handexemplar auf den asiatischen Feldzügen mitgeführt. Unter den Helden Homers fand er besonders Achill und Herakles als Ahnherren seiner Familie verbunden. Alexander nannte Aristoteles seinen geistigen Vater und bewahrte auch später die Liebe zur Philosophie. Ob er allerdings mit Angehörigen der philosophischen Schule des Aristoteles in Athen, Peripatos, nochmals im Austausch stand, ist nicht sicher.

Der zweite Lehrer von Alexander war der Rhetoriker und Geschichtsschreiber Anaximenes. Er nahm wahrscheinlich auch am Feldzug Alexanders gegen Persien teil und soll Alexander davon abgebracht haben, Lampsakos wegen angeblicher Perserfreundlichkeit zu zerstören. Anaximenes galt als hervorragender Redner. Er verfasste unter anderem Anklagereden und fingierte Reden als Lehrmittel. Schon in der Antike wurde er aber dafür kritisiert, nicht besonders tiefgründig gewesen zu sein. Anaximenes war wahrscheinlich der Autor großer Teile der vermutlich im 1. Jahrhundert v. Chr. zusammengestellten Lehrschrift über die Rhetorik (Rhetorica ad Alexandrum), die lange Zeit Aristoteles zugeschrieben wurde.Anaximenes verfasste auch mehrere historische Werke: Eine griechische Geschichte (Hellenika) in 12 Büchern, die bis 362 v. Chr. reichte, eine Geschichte über Alexanders Vater Philipp II. (Philippika) in mindestens 8 Büchern sowie ein Werk über Alexander.

Schon mit 18 Jahren führte er bei Chaironeia 338 Philipps linken Flügel siegreich gegen die „Heilige Schar“ Thebens mit 300 Elitesoldaten und Athen. Die Allianz der griechischen Poleis ging maßgeblich auf Bemühungen des athenischen Redners und Politikers Demosthenes zurück und umfasste laut Schätzungen etwa 10.000 (allerdings unerfahrene) athenische Hopliten auf der linken Flanke, die Verbündeten und Söldner in der Mitte der Formation sowie als Hauptstreitmacht die thebanischen Truppen, einschließlich der auf der äußeren rechten Flanke. Die Truppen der Athener sowie Thebaner verloren insgesamt um die 2000 Mann und etwa 4000 Hopliten gerieten in Gefangenschaft. Die Makedonen hatten nur relativ wenige Tote zu beklagen; es war Alexanders erster großer Sieg, doch scheint er von Philipp nicht dafür ausgezeichnet worden zu sein. Die besiegten Griechen wurden recht schonend behandelt. Das unterlegene Athen durfte seine demokratische Verfassung behalten; erst nach der Niederlage im Lamischen Krieg 322 v. Chr. bestanden die Makedonen auf der Abschaffung der Demokratie. Theben erhielt jedoch einen Straffrieden, der eine makedonische oligarchische Besatzung zur Folge hatte. Dabei bekam Makedonien die faktische Hegemonie über die griechische Welt.

Olympias war die Frau, Philipps wechselnde Liebschaften zu tolerieren, und Alexander stand in diesem Punkt zu seiner Mutter. Als der König 337 die Nichte seines Generals Attalos, die junge Kleopatra heiratete, kam es beim Hochzeitgelage zu einem heftigen Streit zwischen dem betrunkenen Vater und seinem gereizten Sohn, der durch einen provozierenden Trinkspruch seine Rechtbürtigkeit und damit Throhnfolge in Zweifel gezogen sah. Der Prinz und die Königin begaben sich danach nach Epirus, Alexander kehrte jedoch bald nach Makedonien zurück. An der Ermordung Philipps in Aigai soll er angeblich nicht beteiligt gewesen sein, Olympias blieb vom Verdacht der Mitwisserschaft nicht frei, das Attentat war indessen das Werk einer makedonischen Adelsfronde. Alexander ließ alle Verschworenen und deren tatsächliche oder vermeintliche Hintermänner hinrichten, darunter auch mögliche Kronprätendenten. An Kleopatra nahm Olympias Rache, gegen den Willen des jungen Königs, der auch in den folgenden Jahren, bei aller Ehrerbietung gegen seine Mutter, deren Einmischung in die Regierungsgeschäfte nicht duldete, was auch manchmal zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden führte.

3 Die Zerstörung Thebens

Gerade mit 20 Jahren sah sich Alexander als Erbe der Expansionspolitik Philipps gegen Osten und Norden Makedoniens und seiner Hegemonie über Gesamtgriechenland einer schweren Aufgabe gegenüber. Viele griechischen Herrscher betrachteten die mit Makedonien geschlossenen Verträge nach Philipps Tod als erloschen oder neu verhandelbar. In Athen bekundete der bekannte Redner Demosthenes offen Genugtuung über den Mord an Philipp, ein Antityrannengesetz richtete sich gegen die Makedonier und ihre Verbündeten. Doch als Thessalien Alexander als Archon und damit die Personalunion mit Makedonien bestätigt, stecken die übrigen griechischen Staaten zurück. Auf dem Isthmos wurde der Korinthische Bund mit Alexander bekräftigt, der König an der Stelle seines Vaters zum Bundesfeldherrn des schon seit langem beschlossenen Perserfeldzugs gewählt. Der Korinthische Bund war ein 337 v. Chr. von Philipp II. gegründeter Staatenbund, der nahezu alle griechischen Stadtstaaten umfasste. In ihm hatte sich die makedonische Hegemonie unter Philipp II. über Griechenland staatsrechtlich manifestiert. Das Bedürfnis der in mehrere Staatstaaten (poleis) zersplitterten und verfeindeten antiken Griechen nach einer politischen Eintracht (homonoia) und eines allgemeinen Friedens (koinē eirēnē) untereinander hatte während ihrer Geschichte hindurch eine herausragende Rolle gespielt, insbesondere angesichts des seit den Perserkriegen von allen Griechen als Erzfeind betrachteten persischen Achämenidenreichs. Mehrere Anläufe hin zu einer dauerhaften Einigung scheiterten allerdings stets an den Rivalitäten untereinander, wobei sich insbesondere die drei bedeutendsten Stadtstaaten Athen, Sparta und Theben wegen ihrer Konkurrenz bezüglich der Vorherrschaft über die Griechen in mehreren Kriegen bekämpften.

4 Kämpfe in der thrakischen Provinz

Zur gleichen Zeit wurde die makedonische Provinz Thrakien im heutigen Nordbulgarien bedroht: Alexander zog im Frühjahr 335 v. Chr., sobald die Jahreszeit es erlaubte, seine Truppen in Amphipolis zusammen. Er gedachte nur junge noch weitgehend unerfahrene Krieger mitzuführen, die Altgedienten sollten zur Sicherung Makedoniens unter dem bewährten Reichsverweser Antipatros zurückbleiben. Die Heeresstärke für den Feldzug wird auf 15.000 oder 25.000 Infanteristen, sowie 5.000 Kavalleristen geschätzt. Alexander gedachte zuerst ostwärts gegen die Thraker zu ziehen. Der Zug marschierte zunächst nach Philippopolis, sicherte dort den nah liegenden Berg Orbelos und erreichte den Fluss Nestos überquerend die Ausläufer des Haimos. Dafür wurden nicht mehr als zehn Tage benötigt.

Die Thraker hatten ihre Krieger jenseits des einzig gangbaren Passes über den Haimos positioniert, wohl den Schipkapass, an dem sie die Makedonen aufzuhalten gedachten. Auf der Passspitze hatten sie ihre Trosswagen aufgestellt, die allerdings nicht für eine Blockade gedacht waren, sondern gegen die in geschlossener Formation vormarschierenden Makedonen von dem Pass heruntergerollt werden sollten. Alexander hatte dies allerdings früh erkannt und seiner Phalanx die Öffnung ihrer Reihen befohlen, sobald die Wagen den Pass herunter stürzten. Diejenigen Krieger, die nicht rechtzeitig zur Seite ausweichen konnten, sollten sich auf den Boden werfen und sich unter ihre Schilde verkriechen, so dass die Wagen über sie hinwegrollen konnten. Laut Arrian ist bei diesem Manöver nicht ein Makedone umgekommen. Nachdem diese Gefahr überwunden war, stellte sich die Phalanx wieder in Formation auf und setzte ihren Vormarsch bergan fort. Während die Bogenschützen vor der Front marschierten und die wartenden Thraker mit einem Pfeilhagel eindeckten, hatte sich Alexander an der Spitze seiner Schildträger an die linke Flanke der Phalanx gestellt. Als Makedonen und Thraker schließlich zum Nahkampf aufeinander trafen, konnte er von seiner Position aus die Flanke der Thraker aufrollen und sie somit schnell schlagen. Etwa 1.500 Thraker fielen im Kampf, mehr noch wurden samt ihren anwesenden Frauen und Kinder gefangen genommen, die in den Süden zum Sklavenverkauf deportiert wurden.

Nachdem Alexander so den Übergang über den Haimos nach Norden erzwungen hatte, stellten sich ihm als Nächstes die Triballer. Deren König Syrmos hatte die Frauen und Kinder seines Volkes auf die Insel Peuke im Donaudelta evakuiert, auch er gedachte sich mit seinen Kriegern dorthin abzusetzen. Doch ein großer Heerhaufen floh an den Fluss Lyginos direkt in den Marschweg der heranziehenden Makedonen. Um gegen diese bestehen zu können, zogen sich die Triballer in ein am Ufer gelegenes Waldgebiet zurück, in dem sie die Geschlossenheit der makedonischen Phalanx aufzuheben hofften. Alexander aber ließ sich und seine Phalanx nicht in den Wald locken und positionierte sie auf einer Ebene vor ihm, flankiert vom Gros der Hetairenreiterei unter Philotas zu ihrer Rechten und der Schwadronen des Herakleides und Sopolis zu ihrer Linken. Stattdessen schickte er seine Bogenschützen und Schleuderer voraus, die mit ihren Pfeilen und Steinen die Triballer zum Verlassen des Waldes provozieren sollten. Tatsächlich ging diese Taktik auf und die kaum gerüsteten und nur leicht bewaffneten Triballer ließen sich auf das Schlachtfeld locken, wo sie im anschließenden Kampf hoffnungslos unterlagen. Etwa 3.000 von ihnen wurden getötet, während bei den Makedonen lediglich 40 Infanteristen und 11 Kavalleristen gefallen waren.

Nach drei Marschtagen erreichten die Makedonen das Mündungsdelta des Istros (Donau), auf dessen Insel Peuke die restlichen Triballer, samt Familien und auch einige Thraker geflohen waren. Vor Ort ließ Alexander einige Schiffe aus Byzantion requirieren, die er mit Bogenschützen und schwerer Infanterie besetzen ließ. Mit ihnen steuerte er Peuke an; die ihm unterwegs in nur kleinen Booten entgegen fahrenden Triballer wurden schnell geschlagen. Auf eine Landung an der Insel verzichtete er letztlich dennoch, da sich dafür die Strömung als zu gefährlich erwies und die Landestellen zu stark befestigt waren. Außerdem hatte sich am Nordufer der Donau inzwischen der Stamm der Geten mit 10.000 Kriegern zu Fuß und 4.000 zu Pferd postiert, die zu schlagen für Alexander eine größere Herausforderung darstellte. Die auf Peuke geflohenen Triballer wurden so von einem Schicksal wie dem der Thraker verschont.

Die Geten beobachteten die Bewegungen der Makedonen am Südufer genau und verhinderten somit deren Übergang. Nachdem aber Alexanders Aufklärer entlang des Flusslaufes eine günstige Stelle gefunden hatten, setzte er im Schutz der Nacht mit 4.000 Infanteristen und 1.400 Kavalleristen auf das Nordufer über. An der betreffenden Stelle schloss sich dem Ufer ein hoch gewachsenes Kornfeld an, in dem sich die Makedonen sofort versteckten. Um doch nicht erkannt zu werden mussten die Infanteristen ihre langen Lanzen horizontal tragen und die Reiter von ihren Pferden absitzen. Die Geten bemerkten diese List erst nachdem die Makedonen am folgenden Tag zu einem Karree formiert mit der Kavallerie zu ihrer Rechten das Kornfeld verließen. Trotz ihrer zahlenmäßiger Überlegenheit flohen die Geten auf diese Überraschung in ihre nah gelegenen Stadt und weil diese nur unzureichend befestigt war, luden sie dort ihre Frauen und Kinder auf die Pferde und flohen mit ihnen in die weiten Steppen der heutigen Ukraine. Alexander konnte somit die Getenstadt kampflos einnehmen, die er zerstören ließ. Den dort erbeuteten Geten-Tross überantwortete er seinen Offizieren Meleagros und Philippos, die ihn nach Makedonien transportieren sollten.

Nach seinem Sieg empfing Alexander an der Donau die Abgesandten der unterlegenen Thraker, Triballer und Geten, die um Freundschaft baten und sich zu Gehorsam und Tribut verpflichteten. Die erste Phase des Feldzuges war damit erfolgreich abgeschlossen. Zum Dank seines Sieges opferte er anschließend Zeus und seinem mythologischen Ahn Herakles, wie auch Ister, für seinen unbeschadeten Übergang über ihren Fluss. Ebenso wie an der Donau, opferte Alexander später auch am Nil, am Jaxartes, am Hyphasis und an der Indusmündung und ließ Altäre errichten, als Zeugnisse seiner Taten, die bis in die entferntesten Gegenden der damals bekannten Welt reichten.

Bereits an der Donau hatte Alexander von der Erhebung der illyrischen Stämme der Dardaner und Taulantier erfahren, von denen erstere unter ihrem König Kleitos bereits die Grenzstadt Pelion eingenommen hatten, die als Einfallstor nach Makedonien bestens geeignet war. So schnell wie möglich marschierte Alexander entlang dem oberen Strymon und durch das Tal des Axios Richtung Pelion, dabei das Land der ihm treu gebliebenen Stämme der Agrianen und Paionier, gelegen im heutigen Mazedonien, querend. Der ebenfalls rebellische Illyrerstamm der Autariaten beabsichtigte die Makedonen auf ihrem Marsch zu überfallen, doch kam ihnen der Agrianenfürst Langaros zuvor, der sie schnell besiegte. Für diese Tat erhielt er die Freundschaft Alexanders und das Heiratsversprechen mit dessen Halbschwester Kynane, allerdings starb der Fürst kurz nachdem er in sein Stammesgebiet zurückgekehrt war.

Vom Axios den Flusslauf des Erigon hinaufmarschierend erreichten die Makedonen schließlich, wahrscheinlich im späten Juli oder frühen August 335 v. Chr., am Zusammenfluss mit dem Eordaikos die Ebene vor der Stadt Pelion, die identisch mit dem heutigen albanischen Ort Poloskë ist, gelegen etwa sechzehn Kilometer östlich von Korça und etwas südlich von Bilisht nur unweit der Grenze zum modernen Griechenland. Die dort bereits wartenden Dardaner unter Kleitos hatten die strategisch wichtigen Bergkämme besetzt, welche die Stadt umgaben. Alexander griff sie dennoch an und trieb sie hinter die Stadtmauern zurück, die er mit seinem Heer fest umschloss. Nachdem sie die Dardaner aus ihren Stellungen verdrängt hatten, fanden die Makedonen dort eine Opferstätte, an der die Dardaner drei Knaben, drei Mädchen und drei schwarze Böcke für ihren Sieg geopfert hatten. Am Tag darauf trafen die Taulantier unter dem König Glaukias vor Pelion ein, die sofort jene Bergkämme besetzten, von denen die Dardaner tags zuvor noch vertrieben worden waren. Dadurch gerieten die Makedonen in eine strategisch nachteilige Position. Da sich die Dardaner in der Stadt vor ihnen und die Taulantier auf den Bergen in ihrem Rücken befanden, konnten sie von zwei Seiten aus bedrängt werden, sobald sie einen Angriff auf die Stadt wagten.

In diesen Stellungen verharrten die Heere einstweilen, wobei sich vor allem für die Makedonen die Frage der Nahrungsmittelversorgung stellte. Alexander sandte deshalb seinen Reiteroffizier Philotas mit einem Teil der Kavallerie und der Trosswagen aus um in einer nah gelegenen fruchtbaren Tal-Ebene, wohl in der des heutigen Korça, neue Vorräte zu sichern. Dies wurde allerdings von Glaukias beobachtet, der mit seinen Kriegern Philotas folgte und diesen in dem Tal einschloss. Um Philotas zu retten zog Alexander ihm mit den Schildträgern, Bogenschützen, den agrianischen Hilfstruppen und 400 Berittenen hinterher, worauf Glaukias von einem Angriff auf Philotas absah und sich mit seinen Taulantiern wieder in die Bergstellungen um Pelion zurückzog.

Drei Tage danach standen sich Illyrer und Makedonen zum letzten Gefecht gegenüber. Kleitos hatte mit seinen Dardanern Pelion verlassen und sich mit den Taulantiern vereint, ihre Position hatten sie mit einem Palisadenwall gesichert. Alexander aber umging diesen Wall in einem Nachtangriff, in erneuter Durchschreitung des Flusses, mit seinen Schildträgern, Bogenschützen, Agrianen und zwei Abteilungen der pezhetairoi unter Perdikkas und Koinos und überfiel die überraschten Illyrer auf der anderen Seite. Diese waren den Makedonen gänzlich unterlegen und begannen sofort die Flucht über die Berge, für die sie ihre Waffen wegwerfen mussten. Kleitos floh zunächst noch einmal nach Pelion, brannte die Stadt nieder und setzte sich mit seinen verbliebenen Dardanern in das Land der Taulantier ab. Ihren Tross mussten sie für die Makedonen als Beute zurückgelassen.

Damit kam er einer Vereinigung illyrischer Stammesfürsten im heutigen Albanien mit den in Südserbien siedelnden Stämmen zuvor, als Nachrichten aus Griechenland den Abbruch des Unternehmens erzwingen. Dort tauchte das Gerücht auf, Alexander sei beim Kampf in Illyrien gefallen und es kam daraufhin zum offenen Aufruhr in Theben und anderen griechischen Städten und Provinzen. Innerhalb von ein paar Tagen war Alexander wieder in der Heimat, besiegte den Aufstand in Theben. Die Stadt wurde daraufhin bis auf die Tempel, die Kadmeiaburg und Pindars Geburtshaus zerstört. 30.000 Bewohner wurden von Alexander als Strafe und zur Abschreckung für andere Abtrünnigen in die Sklaverei verkauft. Die Stadt Theben existierte nicht mehr und sollte erst zwanzig Jahre später wieder aufgebaut werden. Seit der Zerstörung durch Alexander verabschiedete sich Theben von einer Großmachtstellung in der griechischen Welt. Ihre frühere Bedeutung erlangte sie niemals wieder. Das mit der vollen Härte des Kriegsrechts vollstreckte, auch vom Korinthischen Bund gewollte Strafgericht erfüllte seinen Zweck. Selbst das verfeindete Athen gratulierte zum Erfolg und erhielt daraufhin, wohl auch mit Rücksicht auf seine maritime Stärke, Alexanders Verzeihung.

Im Herbst desselben Jahres begannen die Vorbereitungen zum Feldzug gegen Persien. Das Achämenidenreich war zu diesem Zeitpunkt ein Weltreich und seit Jahrzehnten mit einer funktionierenden Verwaltung fest etabliert. Das Reich erstreckte sich vom späten 6. Jahrhundert v. Chr. bis ins späte 4. Jahrhundert v. Chr. über die Gebiete der heutigen Staaten Türkei, Zypern, Iran, Irak, Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Syrien, Libanon, Israel, Palästina und Ägypten. Das Achämenidenreich expandierte erstmals 550 v. Chr. unter Kyros II. durch die Annexion des Mederreiches. Unter den Nachfolgern erfolgte die Fortsetzung bis zur späteren größten Ausdehnung, die ihren Höhepunkt um 500 v. Chr. erreichte und zu dieser Zeit auch Teile der Staaten Libyen, Griechenland, Bulgarien, Pakistan sowie Gebiete im Kaukasus, Sudan und Zentralasien umfasste.

Seit Dareios I. existierte die Vereinbarung, diese einzelnen Reiche aufzusplittern und in einheitlicher Form in das gesamte Perserreich zu integrieren. Dies wurde durch die Schaffung neuer Provinzen, so genannter Satrapien, erreicht, die sich nur noch selten an historische Grenzen hielten. An der Spitze jeder Satrapie stand ein Statthalter (Satrap), der vom Großkönig selbst ernannt wurde und häufig aus dessen Familie stammte. Dennoch wurden manche Traditionen beibehalten. So kam der Titel des Königs von Babylon erst allmählich außer Gebrauch, die Titel des Königs von Medien und Pharaos von Ägypten wurden von allen Großkönigen weiter getragen. Außerdem blieben in kleineren Gebieten örtliche Herrscher weiterhin im Amt, und Dynastien wurden fortgeführt. Auf diese Weise stellten sich die Achämenidenherrscher stets in die Tradition örtlicher Staaten. Die Verwaltungsstrukturen wurden gestützt von einer guten Infrastruktur, deren bekanntester Vertreter die Königsstraße ist. Die wichtigsten Verkehrswege wurden in ein festes Straßennetz ausgebaut, welches das gesamte Reich umspannte und auch die entlegensten Provinzen miteinander verband.

Der geplante Feldzug gegen Persien war also eine Herkulesaufgabe, die viel Mut und Durchhaltevermögen erforderte. Das erste makedonische Vorauskommando wurde vom Oberkommandierenden auf persischer Seite, Memnon von Rhodos, an den Hellespont zurückgedrängt worden, hielt aber Brückenköpfe südlich der Dardanellenstraße.

5 Der Kriegsplan

Der Asienfeldzug war formell ein Unternehmen des Korinthischen Bundes. Abenteuerlust und Beweis seiner Tatkraft als Oberbefehlshaber kam für den jugendliche König wohl hinzu, entscheidende Wirkung aber war die von Isokrates propagierte panhellenische Idee, in der sich das Programm der Einigung Griechenlands mit einem weitergehenden verbindet, für dessen Verwirklichung die geistigen Heroen Griechenlands übermenschlichen Ruhm voraussahen: dem des seit Tagen des Königsfriedens 386 wieder populär gewordenen Rachefeldzugs gegen Persien. In seiner Rede „Panegyrikos“, die zu den Olympischen Spielen des Jahres 380 erschien, rief Isokrates zur Einigkeit aller Griechen und zum gemeinsamen Kampf gegen die Perser unter Führung Athens auf. Dem Feldzug gegen die Perser hat Isokrates eine soziale Zweckrichtung gewiesen: Siedlungsraum und Reichtum wenigstens der Westhälfte Kleinasiens sollten gewonnen werden, um die stete Bedrohung ihres politischen und sozialen Gefüges von den griechischen Staaten abzuwenden, die von dem flukturierenden Proletariat, aus dem die Söldnerheere in fremden Dienst sich rekrutierten, und dem von den ständigen Machtwechseln erzeugten politischen Emigrantentum ausging.

Für Alexander standen jedoch die militärischen Überlegungen im Vordergrund. Mit den griechischen Kontingenten und thrakischen Hilfsstämmen stand eine Armee von 30.00 Fußsoldaten und 5.000 Reitern bereit. Andererseits bestimmte Alexander aus wohlüberlegtem Mißtrauen die genaue Hälfte der makedonischen Kavallerie (Hetairen, „Gefährten“) und Infantrie (Pezetairen, „Gefährten zu Fuß“) unter den Kommando des Antipater als Statthalter und Stratege von Europa zum Verbleib in Griechenland. Die mehr als doppelte Unterlegenheit seiner Flotte prägte die einzuschlagende Strategie: ein aussichtsloser Seekrieg mit wahrscheinlichem Übergreifen des Krieges nach Griechenland war vermeidbar, wenn die Mittelmeerküsten mit den Standorten der Perserflotte rasch besetzt werden konnten. Das militärische Potential der Perser war hoch einzuschätzen, Zweifel an der Richtigkeit seines Unterfanges hatte Alexander jedoch nicht. Der persische König Dareios III, aus einer Nebenlinie der Achädemiden auf den Thron gelangt, war eine schwache Herrscherfigur und Feldherr, verfügte jedoch in Memnon von Rhodos über einen befähigten Strategen und mit der Flotte, mit Tausenden griechischer Söldner, sowie in den Kerntruppen der Perser unter dem Befehl des Reichsadels über eine schlagkräftige Armee, die aus dem iranischen Hochland jederzeit ergänzt werden konnte, unermesslich schienen die materiellen Hilfsquellen des persischen Reiches. Ein Handicap blieb nur die dem Zentralismus zum Trotz bewahrte feudalistische Struktur des Vielvölkerreiches und das althergebrachte Finanzgebahren, das die riesigen Steuereinkünfte als Edelmetallbarren im Reichsschatzamt lagerte, anstatt sie zur Entwicklung des Landes und seiner Verteidigung einzusetzen.

So war die zahlenmäßige Unterlegenheit von Alexanders Armee vor dem persischen Riesenreich allenfalls durch bessere Bewaffnung, die gefürchtete makedonische Sarisse, einer über sechs Meter lange Lanze, die höhere Kampfmoral der Truppe und die unerschütterliche Siegeszuversicht Alexanders zu kompensieren, dem in der von Philipp geschaffenen makedonischen Armee die wahrscheinlich zu der Zeit beste Armee der Welt gehorchte und der in seinem Stabe über erprobte und ergebene Heerführer aus der Schule seines Vaters wie Parmenion verfügte.

Die Militärreformen Philipps waren für den Aufstieg Makedoniens entscheidend. Die pezhetairoi waren Berufskrieger, die gegenüber einfachen Wehrbauern aus der königlichen Kasse besoldet und auch gesellschaftlich privilegiert wurden, als das dem König am nächsten stehende Gefolge. Im Zuge seiner Militärreform baute Philipp II. sie zu einem stehenden Heer aus und bewaffnete sie mit der Sarissa. Laut Diodor war es Philipp II., der in Makedonien die Phalanxformation einführte Schlagartig wurde Makedonien dadurch zu einer solchen Militärmacht erhoben, wie sie das Land in früheren Zeiten noch nie gewesen war. Die makedonische Phalanx, die erstmals von Diodor bewusst als solche zur Unterscheidung von anderen Formationen bezeichnet wurde, avancierte für Philipp II. zum wichtigsten Machtinstrument zur Erlangung des Königtums, das er eigentlich nur stellvertretend für seinen Neffen bekleiden sollte. Auf die Zustimmung der ihm loyalen Krieger, seiner Gefährten, bauend konnte er aber seine Königsherrschaft legitimieren, wodurch er Makedonien die Verfassung einer Militärmonarchie verlieh. Dieser Zustand wurde konstitutiv für die weitere Geschichte des Landes wie auch für jene der makedonischen Nachfolgerstaaten in Asien.

Mit Sarissen ausgerüstete Infanterie konnte auf Grund des zweihändigen Einsatzes der Waffe nur kleine, an der Schulter befestigte Schilde tragen. Daher wurde versucht, mit Hilfe der in den hinteren Reihen der Phalanx aufrecht getragenen Lanzen Pfeile und andere Geschosse des Gegners abzulenken. Die Waffe war sehr schwer zu handhaben und innerhalb des Truppenverbandes kaum individuell zu bewegen. Ein Gegner, der durch den Wald der Spitzen hindurch kam, konnte aus der Nähe kaum noch abgewehrt werden – also sollten die Feinde auf großem Abstand gehalten werden, wofür die Technik optimiert wurde, z. B. durch den integrierten Einsatz verschieden bewaffneter Truppenteile. Die Voraussetzungen für den Feldzug gegen Persien wurden also von seinem Vater mitgeschaffen, er profitierte von dessen militärpolitischen Entscheidungen und seinen kampferprobten Generälen, die allesamt treu auf seiner Seite standen und Alexander bedingungslos folgten.

6 Der Beginn des Feldzugs: Die Eroberung Kleinasiens

Im Frühjahr überquerte Alexanders Heer ungehindert den Hellespont. Bei der Landung in Abydos schleuderte der König seinen Speer ans Land und ergriff so von asiatischem Boden symbolisch Besitz („speergewonnenes Land“). In Ilion bekränzte er die als Grab des Ahnherrn Achill gezeigte Stelle. Achill war in der griechischen Mythologie ein beinahe unverwundbarer Heros der Griechen (Achäer) vor Troja und der Hauptheld der Ilias des Homer. Er ist der Sohn des Peleus, des Königs von Phthia in Thessalien, und der Meernymphe Thetis. Weiterhin spendete er Priamos ein Versöhnungsopfer. Priamos war der sechste und letzte König von Troja und hatte am Kampf um Troja seines Alters wegen nicht teilgenommen. In der Ilias Homers tritt er als Greis durch seinen nächtlichen Gang ins griechische Schiffslager hervor, wo er von Achilleus den geschändeten Leichnam seines Sohnes Hektor erbittet und erhält. Priamos soll bei der Eroberung Trojas von Neoptolemos, dem Sohn des Achilles, am Altar des Zeus vor seinen Angehörigen niedergemacht worden sein. Diese Ehrfurcht vor Achill und Priamos zeigt, dass Alexander sehr vom mythologischen griechischen Denken fasziniert war und sich auch als griechischer Heroe im Kampf gegen den Erzfeind Persien wahrnahm.

Alexander ging davon aus, dass das Verteidigungssystem der Perser nicht optimal aufgestellt war. Memnon schlug vor, Alexanders Offensive in einem zur Wüste gemachten Kleinasien sich totlaufen zu lassen, die kleinasiatischen Satrapen bestanden auf der Verteidigung ihrer Reiche. Am Granikosfluss südlich des Marmarameeres endete das erste Gefecht mit den persischen Truppen infolge taktisch verkehrter Aufstellung der Perser dank Alexander Kampfgeist, der schließlich den Sieg brachte. Der König ließ sich auch von seinem Feldherren Parmenion, der zum Abwarten riet, nicht abhalten, da er eine Einsicht seiner Gegner in ihren Fehler befürchtete. Er setzte die leichte Reiterei mit den schwerbewaffneten Fusstruppen links und rechts auf die Flügel des gegnerischen Heeres an, so dass sich die persischen Reiter auf die auseinander liegenden Brennpunkte teilten. Alexander selbst griff unmittelbar darauf mit seiner Reiterei, der Agema der Ritterschaft, die dichteste Massierung der Gegner und die dort versammelten Heerführer an. Der weiße Helmbusch des Königs war im größten Getümmel zu sehen und er entging nur knapp dem Tod, zuletzt wurde er von seinem Gefährten Kleitos gerettet. Die Makedonen behielten die Oberhand und zersprengten das persische Zentrum. Das entfernt stehende Fussvolk der Perser und vor allem die griechischen Söldner waren zum Zuschauen verurteilt. Nun wurden sie konzentrisch von allen Seiten angegriffen – nicht sehr viele entkamen, 2000 wurden gefangen. Nur die Thebaner wurden freigelassen. Alexander ließ auch die gegnerischen Gefallenen bestatten, erkundete sich persönlich bei den Verwundeten nach ihrem Befinden und den Umständen ihrer Verletzungen. Die griechischen Söldner in Diensten der Perser wurden vernichtet, der Rest zur Zwangsarbeit nach Makedonien gebracht, mit der Begründung, sie hätten dem Beschluss des Korinthischen Bundes zuwider als Griechen gegen Griechen gekämpft.

Den panhellenischen Charakter des Krieges gegen die Perser unterstrich auch die Entsendung von 300 erbeuteten Rüstungen nach Athen mit der Weihinschrift: „Alexander, Philipps Sohn, und die Hellenen außer den Lakedaimoniern und den Barbaren, die Asien bewohnen.“ Er wollte damit das Zeichen der Rache an den Persern für die Zerstörung Athens 480 von Xerxes und seinen Truppen demonstrieren.

Im zweiten Krieg der Griechen gegen die Perser zog der Perserkönig Xerxes I. mit einem Heer von über 100.000 Mann nach Griechenland. Als es zur ersten Schlacht bei den Thermopylen und zeitgleich zur Seeschlacht von Kap Artemision kam, fielen auf Seite der Griechen der Spartanerkönig Leonidas und seine 300 Mann starke Leibgarde samt Hilfstruppen bei der Sicherung des Thermopylenpasses, die den Rückzug des griechischen Bündnisheeres und die Lösung der griechischen Flotte vom Feind gewährleisten sollte. Dies gelang auch, bis die Spartaner durch Verrat vernichtet wurden, weil den Persern ein weiterer Weg gezeigt wurde, über den das gesamte persische Heer einströmte. Infolgedessen kam es zur vorläufigen Eroberung und Plünderung Attikas und Athens durch die Perser.

Athen wurde nach der Schlacht bei den Thermopylen evakuiert, die meisten Athener flohen nach Salamis. Athen selbst ging mit seinen Bauten und Kunstwerken in Flammen auf. Auch die Tempel wurden nicht geschont, sondern verwüstet oder völlig zerstört. Nach dem Abzug der Perser versuchten die Athener nicht, das Wenige an Architekturresten und Weihgeschenken auf der Akropolis, das übrig geblieben war, wieder instand zu setzen oder zu reparieren. Als Besitz der Gottheit wurden die entweihten Kultgegenstände und Kunstwerke vielmehr feierlich in den mächtigen Auffüllschichten niedergelegt, mittels derer die zuvor unregelmäßige Oberflächenstruktur der Akropolis auf ein deutlich höheres, einheitliches Niveau für die neue Bebauung gehoben wurde. Diese Füllschichten stellen den sogenannten Perserschutt dar. Viele der später errichteten Tempel und Bauwerke wurden auf dieser Auffüllung errichtet, sofern man für sie nicht die Fundamente der Vorgängerbauten wiederverwandte.

Alexander ließ keinen Zweifel aufkommen, dass der König der Makedonen sich im „speergewonnenen Territorium“ als Nachfolger des persischen Befehlshabers sah, die eroberten Gebiete gab er zuverlässigen Offizieren unter dem persischen Titel der Satrapen zur Verwaltung, in seinem Namen ließ er den persischen Provinztribut (Phoros) einziehen und die Domäne des Großkönigs für sich beschlagnahmen. Ohne kämpfen zu müssen, rückte Alexander über die alte lydische Hauptstadt Sardes küstenwärts. Die Lyder erhielten als erste einheimische Völkerschaft ihre alten Gesetze und ihre Selbstverwaltung zurück. Die Maßnahme, die sich wie die Verwirklichung von Isokrates‘ Gedanken ausnahm, auch den Barbaren Kleinasiens solle nach ihrer Befreiung von Persien hellenische Fürsorge zuteil werden, knüpfte wohl bewusst an die förderalistischen Traditionen des persischen Reichsgründers Kyros der Große und Daraios I an und zeigte Alexanders Bemühen, die Sympathie und Gefolgschaft der Untertanen gegen die Perser zu gewinnen.

Die Griechenstädte am Küstensaum Ioniens und der Äolis, deren Befreiung der Korinthische Bund schon 337 beschlossen hatte, erhielten von Alexander Autonomie und demokratische Verfassung zurück, die perserfreundlichen Oligarchen wurden vertrieben. Dass sie in den Bund aufgenommen wurden, war wenig wahrscheinlich, eine vertragliche Vereinbarung gab es nicht. Aufenthalt für Alexanders Heer gab es nur an der Südwestküste, wo Memnon den Widerstand organisierte.

6 Kampf um Milet

Alexander zog in den folgenden Wochen kampflos in Daskyleion, Sardeis und Ephesos einzog. Die größte Stadt der Region, Milet, verweigerte jedoch eine Kapitulation. Hegisistratos, der Kommandeur der aus griechischen Söldnern bestehenden Garnison, hatte wohl mit Alexander bereits in freundlichem Briefkontakt gestanden. Als er aber die Nachricht erhalten hatte, dass eine persische Flotte ihm zuhilfe kommen sollte, entschloss er sich, die Stadt gegen die Makedonen zu verteidigen. Milet besaß eine große wirtschaftliche Bedeutung und war von den Persern mit vielen Privilegien ausgestattet worden. Die Stadt besaß daher eine recht autonome Regierung.

Alexander beeilte sich, die Stadt, die von drei Seiten vom Wasser umgeben war, mit seinem Heer einzuschließen. Die makedonische Flotte blockierte die Zufahrt zur Stadt von See her und besetzte mit etwa 4.000 Thrakern die kleine Insel Lade vor dem Hafen. Nur drei Tage nach den Makedonen traf die persische Flotte ein, die aus phönikischen und zyprischen Kontingenten bestand und nach griechischen Quellen aus etwa 400 Schiffen bestand. Dem konnte Alexander lediglich 160 eigene Schiffe entgegensetzen. Die persische Flotte konnte in die blockierte Stadt nicht einfahren und litt daher bald unter Versorgungsengpässen. Sie ging deshalb etwa 15 Kilometer entfernt bei Mykale vor Anker, um Wasser und Vorräte aufzunehmen. Die Situation hatte sich zu einem Patt entwickelt. Der milesische Oligarch Glaukippos versuchte, die Stadt für neutral zu erklären, aber Alexander lehnte das als zu unsicher ab.

Während Alexanders Feldherr Parmenion dafür eintrat, die persische Flotte anzugreifen, wollte Alexander dieses Risiko nicht eingehen. Eine Niederlage hätte ihm politisch in Griechenland geschadet und womöglich dazu geführt, dass die griechischen Städte von ihm abfielen. Er wollte deshalb die Entscheidung einzig und allein zu Land suchen. Die Vorstadt hatten die Makedonen bereits am Tag ihrer Ankunft besetzen können, da die Besatzung geflohen war. Ein erster Sturmangriff scheiterte, doch dann brachten die Makedonen ihre Belagerungsmaschinen zum Einsatz. Mit Ballisten wurden Breschen in die Mauern geschossen und die Stadt erstürmt. Währenddessen legten sich die makedonischen Schiffe unter ihrem Befehlshaber Nikanor in einer Verteidigungsformation vor die Hafeneinfahrt und verhinderten so nicht nur ein Eingreifen der persischen Flotte, sondern auch die Flucht der Milesier. Eine kurze Episode beendete die Belagerung. Etwa 300 milesische Söldner retten sich auf eine kleine Hafeninsel und verteidigten sich dort trotz Aufforderung zur Kapitulation. Von ihrem Mut beeindruckt, soll Alexander sie schließlich in sein Heer aufgenommen haben, während er nur wenige Wochen zuvor am Granikos noch tausende gefangene griechische Söldner hatte hinrichten lassen.

Lediglich die persische Flotte stellte noch eine Bedrohung dar. Alexander entsandte jedoch seine Reiterei und einen Teil seiner Fußtruppen nach Mykale, um die dringend benötigten Ankerplätze der Perser zu besetzen. Die logistische Notlage zwang die Perser daraufhin, nach Samos zu fahren, um sich dort zu verproviantieren. Sie kehrten jedoch bald vor den Hafen von Milet zurück, um die makedonische Flotte doch noch zu einer Seeschlacht zu verleiten und so das Blatt noch zu wenden. Abgesehen von einem kleinen Gefecht, bei dem ein persisches Schiff gekapert wurde, kam es jedoch zu keinen Kampfhandlungen, sodass die Perser bald abzogen.

Milet wurde nach dem Sieg der Makedonen zur Strafe für seinen Widerstand verwüstet, wovon es sich nie wieder ganz erholte. Politisch erhielt es zumindest nominell die Freiheit, wurde aber Alexander tributpflichtig (Syntaxeis). Die Einnahme von Milet erwies sich als weitreichender Erfolg. Die Belagerungstechniken hatten sich bewährt, aber das konnte nicht für die makedonische Seemacht gelten. Die Flotte war zu klein, um den Persern entgegenzutreten und letztlich war es das Heer gewesen, welches durch seine Präsenz an der Küste die Perser zum Rückzug gezwungen hatten. Andererseits kostete bereits die kleine Flotte mit ihren 32.000 Mann Besatzung 160 Talente, also eine sehr große Summe. Alexander entschied sich daher, die Flotte aufzulösen. Diese Entscheidung wurde bereits in der Antike heftig diskutiert, denn sie eröffnete den Persern die Möglichkeit, weit im Rücken der Makedonen Landungsoperationen durchzuführen, wie dies 333 v. Chr. auch von dem persischen Feldherrn Memnon versucht wurde. Zunächst aber zog Alexander jedoch nach Süden, wo er mit der Belagerung von Halikarnassos begann. Diese Stadt war ungleich besser befestigt als zog er im Sommer 334 v. Chr. von Milet aus über Iasos und Bargylia in die Provinz Karien ein, deren Hauptstadt Halikarnassos sein nächstes Ziel war. Unterwegs zog ihm die exilierte Fürstin Ada entgegen, welche die rechtmäßige Herrschaft in Halikarnassos gegen den Ehemann ihrer Nichte, Orontopates, beanspruchte. Sie adoptierte Alexander, der somit in ihre Rechtsnachfolge eingesetzt seinen Herrschaftsanspruch über Karien begründen konnte.

8 Belagerung von Halikarnassos

In Halikarnassos aber erwartete Alexander seine bislang größte militärische Bewährungsprobe. In der stark befestigten Stadt hatte sich nach der Schlacht am Granikos die Operationsbasis der persischen See- und Landstreitkräfte eingerichtet, die unter dem Oberbefehl des fähigen Söldnergenerals Memnon von Rhodos standen. In ihrem Hafen ankerte die zahlenmäßig überlegene persische Flotte, während Alexander wegen der hohen Kosten kurz zuvor noch seine eigene Flotte hatte auflösen müssen, weshalb er also Halikarnassos nicht von der Seeseite aus bedrängen konnte. Abgesehen von der Mauer wurde die Stadt noch von drei Wehranlagen geschützt. Außer ihrer Akropolis waren dies die Festungen Salmakis und Zephyrion, die jeweils an den Enden der Stollen des hufeisenförmigen Hafens errichtet waren und dessen Einfahrt beherrschten. Die Stadt selbst wurde neben einer persischen Truppe auch von einer kampferprobten griechischen Söldnergarnison verteidigt, die von den attischen Feldherren Ephialtes und Thrasybulos kommandiert wurde. Diese hatten im Jahr zuvor nach dem Fall Thebens aus Athen fliehen müssen, um einer Auslieferung an Alexander zu entgehen.

Weil seine nur langsam zu transportierenden Belagerungsmaschinen im Abstand mehrerer Tage dem Heer hinterherzogen, konnte er die ersten Tage keine Angriffe auf die Stadt unternehmen, musste sich aber gelegentlicher Ausfälle ihrer Verteidiger erwehren. Nach einigen Tagen des Abwartens beschloss er, die etwa 20 Kilometer westlich von Halikarnassos gelegene Hafenstadt Myndos einzunehmen. Myndos war zwar von eher geringem strategischem Wert, hatte aber seine bereitwillige Aufgabe angekündigt, sofern Alexander im Schutz der Nacht einziehen würde. Dazu führte er drei Abteilungen der Pezhetairen, die Hypaspisten, die Hetairenreiterei, die Bogenschützen und die Agrianen mit sich. Doch vor Myndos angekommen waren dessen Stadttore verschlossen und seine Mauern mit Kriegern aus Halikarnassos besetzt, die auf dem Seeweg verlegt worden waren. In Ermangelung an Belagerungsmaschinen ging Alexander die Unterminierung der Stadtmauer an, wobei einer ihrer Wehrtürme zum Einsturz gebracht werden konnte. Aber der Widerstand der Verteidiger erwies sich für Alexander als zu hartnäckig, als dass er für Myndos den unnötigen Verlust vieler Männer in Kauf genommen hätte, die er für Halikarnassos dringender benötigte. Also brach er die Belagerung von Myndos ab um seine Truppen wieder in das Feldlager zu führen, wo inzwischen die Belagerungsmaschinen eingetroffen waren.

Nachdem der Graben vor dem Nordostabschnitt der Mauer aufgefüllt und eingeebnet war, konnte Alexander endlich seine Maschinen an die Mauer von Halikarnassos heranführen. Zuerst verwendete er die mit Bogenschützen bemannten Belagerungstürme, die mit ihren Pfeilhageln die Verteidiger von den Mauern vertrieben. Dies ermöglichte die Heranführung der Rammböcke, mit denen nach einigen Tagen ein längerer Mauerabschnitt eingerissen wurde. Bevor die Makedonen aber in die Stadt eindringen konnten, wagte Memnon mit seinen Truppen einen nächtlichen Ausfall, der die Brandschatzung der Maschinen zum Ziel hatte. Nach erbittertem Kampf konnten die Verteidiger schließlich zurückgeschlagen werden, wobei 170 von ihnen getötet wurden. Darunter befand sich auch ein makedonischer Überläufer, Neoptolemos, dessen Familie in die Ermordung Philipps II. verwickelt gewesen war. Auf makedonischer Seite waren 16 Krieger gefallen und 300 verletzt worden, aber auch zwei Türme und zwei Schutzbehausungen waren ihnen verloren gegangen.

Trotz dieser Abwehrerfolge kam Memnon nicht umhin zu erkennen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Alexander der finale Durchbruch durch die Mauer gelingen würde. Er kam mit seinen Offizieren daher zu dem Entschluss, eine Entscheidungsschlacht zu wagen. Dazu formierte er seine Truppen zu drei Angriffswellen, von denen die erste aus dem umkämpften Mauerabschnitt heraus frontal auf die Makedonen ausfallen und deren Maschinen attackieren sollte. Die zweite Welle unter der Führung von Ephialtes sollte durch das mittlere der drei Stadttore ausfallen, das bis dahin von den Makedonen nicht beachtet wurde, und die Flanke von deren Feldlager angreifen. Die dritte Schlachtformation unter Memnon sollte zunächst als Reserve zurückgehalten werden und erst dann in den Kampf eingreifen, sobald es Ephialtes gelungen war, die Makedonen aus der Deckung ihres Lagers zu locken. So wie geplant wurde die Schlacht von den Verteidigern eröffnet und tatsächlich brachten sie die Flanke der Makedonen in eine gefährliche Bedrängnis. Bald gelang es den Makedonen die Verteidiger zurückzudrängen, wobei Ephialtes nach mehreren siegreichen Zweikämpfen schließlich fiel. Seine darauf entmutigten Krieger begannen nun sich wieder zur Stadt hin zurückzuziehen, wobei die Verteidiger den Fehler begangen hatten, die Stadttore zu früh geschlossen zu haben, so dass die Krieger nun nicht wieder hinter die schützenden Mauern gelangen konnten. Viele von ihnen stürzten vor den mittleren Tor in den Tod, als unter ihrem Gewicht die Holzbrücke über dem tiefen Graben zusammengebrochen war. In dieser Schlacht verloren über 1.000 der Verteidiger ihr Leben, während die makedonische Seite lediglich 40 Gefallene hinzunehmen hatte.

Die Schlacht hatte letztlich doch die Entscheidung im Kampf um Halikarnassos zugunsten Alexanders herbeigeführt. In Anbetracht der enormen Verluste war Memnon zu der Einsicht gelangt, dass die Stadt nun nicht mehr zu halten war. Mit seinen Offizieren beschloss er die Aufgabe der Stadt einschließlich der Akropolis und die Verlegung der Flotte nach Kos. Dazu sollten die Wehranlagen in Brand gesetzt werden um sie nicht dem Eroberer zu überlassen. Orontopates selbst beabsichtigte die zwei Hafenfestungen Salmakis und Zephyrion zu halten, in denen er sich mit den erfahrensten der ihm verbliebenen Krieger verschanzte.

Im Herbst 334 v. Chr. konnte Alexander nach mehreren Monaten der Belagerung schließlich in Halikarnassos einziehen. Er selbst gedachte nicht länger als nötig in dieser Stadt zu verweilen und installierte eine Besatzung aus 3.000 Infanteristen und 200 Kavalleristen unter dem Kommando des Offiziers Ptolemaios, der als strategos die militärische Absicherung Kariens übernehmen sollte. Obwohl die zwei Hafenfestungen noch immer in persischer Hand waren und die Eroberung damit noch unvollendet war, setzte er seinen Marsch in den Osten Kleinasiens wieder fort. Denn sein wichtigstes Anliegen, die Neutralisierung des Hafens von Halikarnassos als Stützpunkt für die Perserflotte, war letztlich doch erreicht. Eine ernsthafte Bedrohung erwuchs aus ihr nicht mehr, nachdem Memnon schon wenig später gestorben war und die makedonisch-griechische Flotte ihre Operationen in der Ägäis wieder aufgenommen hatte.

Nach Unterwerfung der südanatolischen Küstenlandschaft bezog Alexander sein Winterquartier in der alten phrygischen Königsstadt Gordion. Apokryph ist zweifellos die Geschichte, der König habe den Gordischen Knoten, dessen Lösung die Herrschaft über Asien verbürgte, mit einem Schwertstreich durchhauen. Es existiert noch eine andere Überlieferungsvariante von Arrian, der sich auf den Alexander begleitenden Aristobulos von Kassandreia beruft, dem zufolge Alexander den Knoten durch Schläue gelöst haben soll. Es heißt, er habe erkannt, dass er nur den Deichselnagel herauszuziehen brauche, damit er das Joch wegziehen könne. Zu dieser Zeit war schon die Perserherrschaft über Kleinasien zusammengebrochen.

In der Ägäis drohten die Erfolge Memnons, der zuvor die Stadt Chios erobert hatte, alles Erreichte in Frage zu stellen. Als der bisher erste ernstzunehmende Gegner Alexanders bei Belagerung Mytilenes auf Lesbos im Frühjahr 333 starb, war dies ein Wink des Schicksals für Alexander und sein Heer. Der Großkönig, der persönlich den Oberbefehl übernahm, ließ daraufhin die griechischen Söldner von der Flotte abziehen und suchte die Entscheidung fortan statt in der Ägäis zu Lande in Asien.

9 Schlacht bei Issos

Im Frühjahr 333 marschiert Alexander längs der persischen Königsstraße über Ankyra zum Taurus und gelangte nach Tarsos. Im Sommer wurde Kilikien ohne große Mühe unterworfen. Dann wurde Alexander von einer Krankheit gepackt und war außerstande weiterzureisen. Erst im Herbst durchzog er die nach Syrien führenden Amanospässe. Der Großkönig war mit der persischen Reichsarmee und in Begleitung des Hofes aus Babylon herangerückt, um Alexander und seine Truppen aufzuhalten. Durch das Gebirge getrennt, marschierten beide Heere ungesehen aneinander vorbei und standen sich schließlich mit verkehrten Fronten, Daraios im Norden, Alexander im Süden, in der Strandebene von Issos gegenüber.

Als Dareios in Issos von dort zurückgelassenen feindlichen Soldaten hörte, dass sein Widerpart die Küstenstraße genommen hatte, verfolgte er ihn mit seinen Truppen. Alexander seinerseits beorderte seine Heeresteile in Eilmärschen zurück nach Issos, nachdem er erfahren hatte, dass der Feind in seinem Rücken stand. Das Schlachtfeld war topografisch auf der einen Seite durch das Gebirge, auf der anderen Seite durch das Mittelmeer begrenzt. Die persische Übermacht an Menschen war deshalb in ihrer Wirkung benachteiligt, das Terrain spielte also Alexander in die Hände. Alexander postierte das Gros seiner Kavallerie auf den rechten Flügel und gesellte sich zu ihr. In der Mitte befand sich die makedonische Phalanx. Auf dem linken Flügel zum Meer hin bewegten sich Reiter und Infanterie unter Parmenion vorwärts. Wie üblich sollten die makedonischen Fußtruppen den Feind binden, bis sich eine Gelegenheit für eine Reiterattacke auf das persische Zentrum ergeben würde.Alexander erteilte den Einheiten den Angriffsbefehl; und wirklich tat sich in der persischen Front eine Lücke auf. Sein tollkühner Vorwärtsdrang war beispielgebend für die Kavalleristen und führte deshalb zum Erfolg. Das persische Fußvolk wich zurück, verteidigte sich aber verbissen. Alexander kämpfte sich durch die Feinde bis in die Nähe von Dareios III. durch. Dieser bemerkte die ihm drohende Gefahr und ergriff die Flucht – der Tod des (persönlich tapferen) Großkönigs wäre eine Katastrophe gewesen, die nicht riskiert werden konnte.

Alexanders Phalanx musste unterdessen den Fluss Pinaros mit seiner starken Strömung überqueren, was Lücken in die Reihen der Griechen riss. Dies nutzten im Dienste von Dareios stehende griechische Söldner aus und bereiteten den Angreifern deutliche Verluste. Auch an der Seite zum Meer hin setzte die persische Kavallerie der griechischen Infanterie und den thessalischen Reitern kräftig zu. Durch sichelförmiges Einschwenken seiner Kavallerie half Alexander den bedrängten Griechen in ihrer kritischen Lage. Anschließend ging er daran, die Flanken des gegnerischen Zentrums anzugreifen. Durch die nicht unbemerkt gebliebene Flucht ihres Befehlshabers waren die persischen Einheiten aber mutlos geworden. Trotz einer keineswegs aussichtslosen Situation zogen sich die Perser einschließlich ihrer Hilfstruppen zurück und überließen den Makedonen den Sieg. Alexander ließ unter den zurückweichenden Feinden ein Blutbad anrichten. Der flüchtende Dareios wurde nicht eingeholt. Der makedonische Heerführer Parmenion rückte nach der Schlacht weiter bis nach Damaskus vor.

Durch den Sieg fiel dem Makedonen faktisch der gesamte Westteil des Perserreiches zu, auch wenn er stellenweise durchaus noch auf erbitterten persischen Widerstand traf. Das Ego Alexanders als „Herrscher über Asien“ wurde nachhaltig gestärkt. Das Perserlager mit Mutter, Gattin und Kindern des Dareios fiel in die Hände des Siegers. Ein Angebot des Dareios III., gegen Freilassung seiner Familienangehörigen Alexander die Herrschaft über die Gebiete bis zum Halys zu überlassen und ein Bündnis mit ihm abzuschließen, lehnte Alexander brüsk ab. Er verlangte von Dareios, künftig mit dem Titel „König von Asien“ angesprochen zu werden. Ähnlich reagierte er später auf den Vorschlag des Großkönigs, sogar alles Land bis zum Euphrat zu erhalten. Die Niederlage des persischen Großkönigs gestattete Alexander die Fortsetzung seines Feldzugs über Syrien, Phönizien und Palästina nach Ägypten, während sich Dareios nach Osten zurückzog.

Der Sieg bei Issos machte in Griechenland gewaltigen Eindruck. Demosthenes registriert ihn mit Enttäuschung, der König Agis von Sparta brach eilig den Kontakt mit den Persern ab und der Korinthische Bund beschloss die Ehrung Alexanders auf der Isthmienfeier im kommenden Frühling.

Die Schlacht bei Issos wurde auch in der späteren Geschichte immer wieder rezipiert. Ein Beispiel ist das sogenannte Alexandermosaik, das am 24. Oktober 1831 bei den Ausgrabungen Pompejis in der Casa del Fauno entdeckt worden ist. Von vielen Forschern wird die These vertreten, dass das Mosaik die Schlacht bei Issos (333 v. Chr.) zwischen den Kräften von Alexander dem Großen und von Dareios III. bildlich darstellt. Andere Historiker geben jedoch an, dass es auch die Schlacht bei Gaugamela (331 v. Chr.) sein kann, wo Alexander erneut versuchte, Dareios gefangen zu nehmen oder zu töten. Beide Könige – zur Linken Alexander der Große, zur Rechten Dareios III. - stehen sich Angesicht zu Angesicht gegenüber. Hier Alexander mit dem unbedingten Willen, den persischen Großkönig im Kampf zu treffen, und da Dareios, den Körper bereits zur Flucht gewandt, doch gleichsam den Feind im Blick. Das 5,82 × 3,13 m große Alexandermosaik ist zwischen der Mitte und dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. entstanden.

10 Belagerung von Tyros

Solange die Flotte der Perser das offene Meer beherrschte, blieb für Alexander und seine Truppen die Eroberung der Küsten Phönikiens und Ägyptens vorrangiges Ziel. Um 333 v. Chr. war Azemilkos König von Tyrus. Auf die Nachricht von der persischen Niederlage in der Schlacht bei Issos segelte Azemilkos unter Befehl des Autophradates nach Halikarnassos. In Phönizien eroberte Alexander ohne Gegenwehr die Häfen Arados, Marathos, Tripolis, Byblos und Sidon. Auch Tyros hatte Verhandlungen angeboten, es Alexander aber verweigert, im Tempel des Stadtgottes Melkart in Neu-Tyros, also auf der Insel zu opfern. Sie boten ihm lediglich an, Alt-Tyros auf dem Festland zu betreten.De facto hieß das, dass sie versuchten, neutral zu bleiben bzw. sich einer direkten makedonischen Kontrolle zu entziehen. Als Alexander darauf bestand, auch Neu-Tyros zu besetzen, kam es zur Belagerung der Stadt.

Nach einiger Zeit der Belagerung erkannte Alexander, dass Tyros ohne Flotte nicht zu nehmen war. Er ging nach Sidon, um dort seine Flotte einzusammeln, von der er vor Issos getrennt wurde. Das Kommando übergab er für diese Zeit Perdiccas und Krateros, mit dem Befehl, einen doppelt so breiten Damm zu bauen, der mit mehr Geschützen gesichert werden sollte. In Sidon traf zu dieser Zeit auch Gesostratos, König von Arados, und Essylos, König von Byblos, mit ca. 80 Schiffen ein. Es kamen noch diverse kleinere Kontingente. Zudem schickte der König von Zypern, nachdem er von Issos gehört hatte, 120 Schiffe zu Alexanders Diensten. Insgesamt standen ihm ca. 250 Schiffe zu Verfügung. Während sich die Flotte zum Auslaufen bereit machte, ging Alexander in das Hinterland des Gebirges im Anti-Libanon, um die Nachschubwege über Land von Aufständischen zu befreien. Die Operation dauerte elf Tage. Nach seiner Rückkehr nach Sidon legte die Flotte ab.

Bei seiner Rückkehr nach Tyros war der Damm schon weit vorangeschritten. Alexander suchte nun die entscheidende Seeschlacht und baute sich in Formation vor Tyros Nordhafen auf. Die Tyrer unterschätzten seine Zahl zunächst und kamen heraus, zogen sich aber schnell in den Hafen zurück, den sie mit den Triremen blockierten. Alexander gelang es auch, mit einem Frontalangriff nur drei Schiffe zu versenken, deren Besatzungen sich retten konnten. Ab da blockierte Alexander die Häfen mit seinen Schiffen, um die Arbeiten am Damm zu schützen. Die Tyrer begnügten sich mit Angriffen von der Mauer aus. Es kam aber noch zu drei Ausfällen. Der erste wurde durch das Auftauchen einer Seeschlange verursacht. Die Tyrer sahen das als positives Zeichen Poseidons und wagten den Angriff, wurden aber geschlagen. Ein zweiter Ausfall wurde mit Elitetruppen im Halbdunkeln gegen die zypriotische Flotte im Norden gewagt. Sie konnte geschlagen werden, doch in der Euphorie der Verfolgung wurde übersehen, dass Alexander mit Hilfe aus dem Süden kam. Alexander vernichtete die Flotte der Tyrer fast vollständig. Eine weitere Hiobsbotschaft erhielten die Tyrer von ihrer Schwesterstadt Karthago. Die Karthager könnten keine Hilfe schicken, da sie gerade selbst ihre Flotte brauchten.

Die Tyrer entschieden daraufhin, den Großteil der Frauen und Kinder nach Karthago zu evakuieren. Alexander ließ die Schiffe nach Karthago passieren. Eine zweite, eigenständige Evakuierung Tyros’ scheiterte und wurde abgefangen. Seitdem war die Flotte zur Passivität verdammt. Alexander befahl im Laufe der Belagerung, die Schiffe mit Katapulten auszurüsten und die Mauern zu beschießen, woraufhin die Tyrer die Mauerstärke verdoppelten. Am Damm wurde die Mauer durch Aufbauten zusätzlich erhöht, wodurch die Belagerungstürme unnütz wurden.

Alexander entschied nach mehreren Wochen ständiger verlustreicher Angriffe auf die Mauer per Damm, dass diese Stelle nicht zu nehmen sei. Er befahl ein paar Schiffe entsprechend auszurüsten, um im Süden der Stadt die Mauer zu brechen und dort vom Schiff aus in die Stadt einzudringen. Ein erster Versuch war vielversprechend. Daher entschied er nach zweitägiger Pause, einen Großangriff von allen Seiten zu starten, um vom Süden abzulenken. Der Plan ging auf. Die Mauer brach groß genug ein und Alexander konnte von zwei Schiffen aus in die Stadt stürmen. Dadurch fielen auch die Häfen und die Tyrer flohen in die Tempel. Die Stadt wurde in blutigen Straßenkämpfen genommen.

Nach der Belagerung wurden 6000 tote tyrische Soldaten und 400 Makedonen gezählt. Alexander befahl, jeden niederzumachen, der Waffen tragen konnte. Nur diejenigen, die sich in die Tempel geflüchtet hatten, wurden begnadigt. 2000 Männer wurden an der Küste gekreuzigt und 13.000 Frauen und Kinder in die Sklaverei verschleppt. Die Sidonier retteten noch mehrere Tausend Tyrer aufgrund der gemeinsamen Vorfahren. Die Zerstörung Tyros’ läutete den Niedergang der phönizischen Handelszentren ein. Spätestens mit dem Aufstieg Alexandrias verloren die Städte der Levante ihre einstige Bedeutung. Alexander beging seinen Sieg im Melkarttempel der Stadt, wo er den Rammbock, der als Erster die Mauern gesprengt hatte und das heilige tyrische Melkartschiff, das er bereits früher erbeutet hatte, feierlich dem Gotte weihte. Die Stadt wurde wieder aufgebaut und war der wichtigste makedonische Hafen an der levantinischen Küste.

Schon während der Belagerung von Tyros machte Dareios III. ihm brieflich weitergehende Zugeständnisse: Abtretung aller Gebiete westlich des Euphrat, Anerkennung Alexanders als gleichberechtigten Großkönig, Anknüpfung familiärer Verbindungen und Zahlung von 10.000 Talenten für die Freilassung der persischen Königsfamilie. Entgegen Parmenions Rat verwarf Alexander auch dieses Angebot; er wollte Dareios’ gesamtes Reich unterwerfen und dessen Nachfolge antreten. Dieses Angebot zeigte deutlich die defensive Position, in der Dareios III. befand. Er hatte die Sorge, dass Alexander nach dem Sieg bei Issos militärisch in der Lage war, das gesamte Perserreich zu unterwerfen und ihn als Herrscher abzusetzen. Dieses Angebot nach dem Grundsatz „Herrsche und Teile“ war ein Zeichen der Schwäche, deshalb war die Ablehnung Alexanders aus seiner Sicht eine logische Folge.

11 Der Kampf um Gaza

Nach der Eroberung von Tyros 332 v. Chr. zog Alexander weiter südwärts in Richtung Ägypten. Die meisten Städte und Stämme im Süden Syrien leisteten ihm keinen Widerstand und erkannten ihn als neuen Herrscher an. Auf dem Weg nach Ägypten dorthin musste er allerdings zuerst Gaza erobern, das von dem Dareios III. treu gebliebenen Statthalter Batis mit arabischen Söldnern verteidigt wurde.Die Stadt war seit Jahrhunderten der Hauptumschlagplatz des Gewürzhandels. Mit einer Eroberung der Stadt konnte Alexander einen der lukrativsten Handelsbereiche zwischen Ost und West unter seine Kontrolle bringen, doch standen den Makedonen damit nicht nur Perser, sondern auch arabische Söldnertruppen gegenüber.Die antike Stadt war auf einem Hügel gelegen und gut befestigt. Alexander ließ daher das Belagerungsgerät von Tyros herbeiholen. Trotzdem zog sich die Belagerung von Gaza zwei Monate dahin. An der südlichen Stadtmauer schütteten Alexanders Soldaten einen Hügel auf und postierten darauf ihre Katapulte, um von diesem erhöhten Standort aus die Stadt effektiver beschießen zu können. Außerdem untergruben sie Gazas Mauern mit Stollen, um sie zum Einsturz zu bringen. Laut Arrian erlitt Alexander bei den Kämpfen eine schwere Wunde an der Schulter, nach anderen Quellen sogar mehrere. Schließlich war aber die Stadtmauer soweit sturmreif geschossen und in die Stollen eingesunken, dass einige Makedonen den Hügel erklimmen und über Leitern in die Stadt eindringen konnten. Danach öffneten sie die Stadttore, woraufhin Alexanders gesamte Streitmacht einmarschierte und Gaza trotz erbitterten Widerstands etwa Ende Oktober 332 v. Chr. unter ihre Kontrolle brachten. Auf Seiten der Verteidiger sollen laut dem Alexanderhistoriker Curtius Rufus 10.000 Mann gefallen sein. Die meisten Männer von Gaza waren so ums Leben gekommen, und deren Frauen und Kinder verkaufte der makedonische Eroberer in die Sklaverei. Bald jedoch ordnete Alexander die Neubesiedelung der Stadt an.

12 Krieg gegen den Spartanerkönig Agis III

Die Abwesenheit Alexanders auf dessen Feldzug in Vorderasien wollte Agis III. zu einem erneuten Erhebungsversuch nutzen. Um seine Pläne mit mehr Aussicht auf Erfolg realisieren zu können, suchte er Kontakt zum persischen König Dareios III. aufzunehmen. Kurz vor der Schlacht bei Issos (November 333 v. Chr.) reiste Euthykles zu einer entsprechenden diplomatischen Mission zum persischen Herrscher, zu dem auch Gesandte aus Athen und anderen griechischen Poleis kamen. Die Gesandten fielen nach dem makedonischen Sieg bei Issos in die Hände Alexanders, der sie schonend behandelte und auch Euthykles nach längerer Zeit wieder freiließ.

Agis III. traf sich Ende 333 v. Chr. mit den Befehlshabern der bei der Kykladeninsel Siphnos stationierten persischen Flotte, Pharnabazos und Autophradates, von denen er sich Unterstützung durch Subsidien erbat. Während ihrer Zusammenkunft erfuhren sie aber vom Ausgang der Schlacht bei Issos. Agis III. erhielt von Autophradates 30 Talente Silber und 10 Triremen, die er seinem jüngeren Bruder Agesilaos durch Hippias nach Tainaron, einem an der Südspitze der Peloponnes gelegenen Kap, zusenden ließ. Agesilaos sollte sich nach dem Wunsch seines Bruders so schnell wie möglich nach Kreta begeben, um diese Insel für Sparta zu sichern. Der spartanische König selbst verweilte noch kurz auf den Kykladen und ging dann zu Autophradates nach Halikarnassos doch liegt keine Überlieferung über seine dort unternommenen Schritte vor. Verstärkung erhielt er jedenfalls durch griechische Söldner, die für Dareios III. gekämpft hatten und aus der Schlacht bei Issos entkommen waren. Dass die Anzahl dieser Söldner wie überliefert 8.000 betragen habe, kann nicht stimmen, da so viele insgesamt fliehen hatten können, aber 4.000 von ihnen nach Ägypten gesegelt waren.

332 v. Chr. hielt sich Agis III. in Kreta auf und brachte viele der Inselstädte auf seine Seite. Von Tyros aus entsandte Alexander der Große im Frühjahr 331 v. Chr. eine unter dem Befehl des Amphoteros, eines Bruders des Krateros, stehende Flotte nach Kreta, um dort die Spartaner und Perser zu bekämpfen; über den Ausgang des Unternehmens ist nichts bekannt.

Die gegen die makedonische Hegemonie gerichteten Bestrebungen Spartas führten schließlich zu einer militärischen Konfrontation. Im Verlauf des Jahres 331 v. Chr. organisierte Agis III. eine antimakedonische Allianz und brachte mehrere Staaten der Peloponnes zum Abfall von Alexander. Während dessen Statthalter von Makedonien und Griechenland, Antipater, mit einer Revolte in Thrakien konfrontiert war, wurde der makedonische Stratege Korrhagos in einer nicht genauer lokalisierbaren Schlacht von einem wohl unter Agis’ Führung stehenden Heer besiegt. Nun traten auch die Eleer sowie die meisten Achaier (mit Ausnahme Pellenes) und Arkader (mit Ausnahme von Megalopolis) auf die Seite Spartas. In Athen riet Demosthenes zur Zurückhaltung, doch ging ein von Lykurgos unterstützter Volksbeschluss durch, die Allianz mit Makedonien aufzukündigen und Sparta militärisch beizustehen. Die entsprechenden Maßnahmen sollte der Redner Demades umsetzen, der dies jedoch absichtlich verzögerte und die entscheidende Auseinandersetzung in diesem Konflikt abwartete.

Als Agis III. und seine Bündnispartner Megalopolis belagerten, zog Antipater in der zweiten Jahreshälfte 331 v. Chr. oder zu Beginn des Jahres 330 v. Chr. mit einer aus 40.000 Soldaten bestehenden Armee der bedrängten arkadischen Stadt zu Hilfe. Agis III. bei der Schlacht bei Megalopolis fiel und mit ihm 5.300 seiner Landsleute, während die makedonischen Verluste etwa 3.500 Mann betrugen. Sparta blieb eine Eroberung durch Antipater erspart, musste aber 50 vornehme Bürger als Geiseln stellen und wahrscheinlich nun auch den während der Herrschaft Agis’ III. abgelehnten Beitritt zum Korinthischen Bund vollziehen.

13 Fazit

Mit der Begründung seines Weltreiches schuf Alexander die Epoche des Hellenismus. Die hellenistische Welt umfasste einen gewaltigen Raum, der von Sizilien und Unteritalien über Griechenland bis nach Indien und vom Schwarzen Meer bis nach Ägypten und bis ins heutige Afghanistan reichte. Als typische Merkmale des Hellenismus gelten die Wendung zu kosmopolitischem Denken und eine hoch entwickelte Zivilisation.

Philipp II. hatte das bisher eher unbedeutende Makedonien zur stärksten Militärmacht der damaligen Zeit gemacht.. Der Korinthische Bund mit dem Hegemon Makedonien war das zentrale Herrschaftsmittel Philipps über ganz Griechenland. Damit hatte der Vater die Grundlagen für die Eroberungszüge und die spätere Weltherrschaft seines Sohnes gelegt. Sein Lehrer Aristoteles weckte in dem jungen Alexander die Liebe zur griechischen Kultur. Sein anderer Lehrer Anaximenes nahm wahrscheinlich auch am Feldzug Alexanders gegen Persien teil und ist als historische Quelle unentbehrlich. Schon mit 18 Jahren führte Alexander bei der Schlacht bei Chaironeia 338 Philipps linken Flügel siegreich gegen die „Heilige Schar“ Thebens mit 300 Elitesoldaten und Athen. An der Ermordung Philipps soll er angeblich nicht beteiligt gewesen sein, seine Mutter Olympias blieb vom Verdacht der Mitwisserschaft nicht frei, das Attentat war indessen das Werk einer makedonischen Adelsattentats.

Als die makedonische Provinz Thrakien im heutigen Nordbulgarien von Aufständen bedroht war, schaffte es Alexander, die Thraker, Geten und Triballer zu besiegen und die frühere Ordnung wiederherzustellen. Als das Gerücht aufkam, Alexander sei beim Kampf in Illyrien gefallen und, kam daraufhin zum offenen Aufruhr in Theben und anderen griechischen Städten und Provinzen. Innerhalb von ein paar Tagen war Alexander wieder in der Heimat, besiegte den Aufstand in Theben. Die Stadt wurde daraufhin bis auf die Tempel, die Kadmeiaburg und Pindars Geburtshaus zerstört und viele Bewohner in die Sklaverei verkauft.

Im Herbst desselben Jahres begannen die Vorbereitungen zum Feldzug gegen das weltumspannende Achämenidenreich. Die panhellenische Idee und Rache für die Zerstörung Athens bei den vorausgegangenen Perserkriegen sowie der zu erlangende Ruhm waren die Motive für diesen Feldzug. Dabei war die makedonische Streitkraft der der Perser zahlenmäßig unterlegen. Alexander verfügte jedoch über die wahrscheinlich zu der Zeit beste Armee der Welt und der in seinem Stabe über erprobte und ergebene Heerführer aus der Schule seines Vaters wie Parmenion.

Im Frühjahr überquerte Alexanders Heer ungehindert den Hellespont. Bei der Landung schleuderte der König seinen Speer ans Land und ergriff so von asiatischem Boden symbolisch Besitz. Bei der Schlacht am Granikos konnten die Perser geschlagen werden und Alexander nahm große Teile Kleinasiens in Besitz. Die eroberten Gebiete gab er zuverlässigen Offizieren unter dem persischen Titel der Satrapen zur Verwaltung, in seinem Namen ließ er den persischen Provinztribut einziehen und die Domäne des Großkönigs für sich beschlagnahmen.

Alexander zog in den folgenden Wochen kampflos in Daskyleion, Sardeis und Ephesos einzog. Die größte Stadt der Region, Milet, verweigerte jedoch eine Kapitulation. Ihre Belagerung dauerte eine längere Zeit und endete schließlich mit der Einnahme der Stadt. Milet wurde nach dem Sieg der Makedonen zur Strafe für seinen Widerstand verwüstet und wurde tributpflichtig.

Im Herbst 334 v. Chr. konnte Alexander nach mehreren Monaten der Belagerung schließlich in Halikarnassos einziehen. Nach Unterwerfung der südanatolischen Küstenlandschaft bezog Alexander sein Winterquartier in der alten phrygischen Königsstadt Gordion. Dort soll der König den Gordischen Knoten, dessen Lösung die Herrschaft über Asien verbürgte, mit einem Schwertstreich durchhauen haben. Der persische Großkönig, der persönlich den Oberbefehl übernahm, ließ die griechischen Söldner von seiner Flotte abziehen und suchte die Entscheidung fortan statt in der Ägäis zu Lande.

Alexander besiegte bei der Schlacht bei Issos die Perser das erste Mal entscheidend. Der persische Großkönig flüchtete und sas Perserlager mit Mutter, Gattin und Kindern des Dareios fiel in die Hände des Siegers. Ein Angebot des Dareios III., gegen Freilassung seiner Familienangehörigen Alexander die Herrschaft über die Gebiete bis zum Halys zu überlassen und ein Bündnis mit ihm abzuschließen, lehnte Alexander brüsk ab. Die Niederlage des persischen Großkönigs gestattete Alexander die Fortsetzung seines Feldzugs über Syrien, Phönizien und Palästina nach Ägypten, während sich Dareios nach Osten zurückzog. In Griechenland wurde sein Sieg bei den Verbündeten Makedoniens begeistert empfangen.

Die Stadt Tyros versuchte, im Krieg neutral zu bleiben bzw. sich einer direkten makedonischen Kontrolle zu entziehen. 2000 Männer wurden an der Küste gekreuzigt und 13.000 Frauen und Kinder in die Sklaverei verschleppt. Die Zerstörung Tyros’ läutete den Niedergang der phönizischen Handelszentren ein. Während der Belagerung von Tyros machte Dareios III. ihm brieflich weitergehende Zugeständnisse: Abtretung aller Gebiete westlich des Euphrat, Anerkennung Alexanders als gleichberechtigten Großkönig, Anknüpfung familiärer Verbindungen und Zahlung von 10.000 Talenten für die Freilassung der persischen Königsfamilie. Entgegen Parmenions Rat verwarf Alexander auch dieses Angebot, da er alleiniger Herrscher von Asien werden wollte. Mit einer Eroberung der Stadt Gaza konnte Alexander einen der lukrativsten Handelsbereiche zwischen Ost und West unter seine Kontrolle bringen.

Der Spartenerkönig Agis III nutzte die Abwesenheit Alexanders zu einem gegen die makedonische Hegemonie gerichteten Aufstand. Im Verlauf des Jahres 331 v. Chr. organisierte Agis III. eine antimakedonische Allianz und brachte mehrere Staaten der Peloponnes zum Abfall von Alexander. Bei der Schlacht bei Megalopolis starb Agis und die Makedonen konnten ihre Hegemonie über Griechenland sichern.

14 Literatur