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Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF)

Die DDR-Regierung war daran interessiert, seine Bürger in Richtung Marxismus-Leninismus zu erziehen und ihnen das von ihnen propagierte Gesellschaftssystem näher zu bringen. Aus diesem Grunde wurden deutsch-sowjetischen Organisationen gegründet, die die Freundschaft zwischen beiden Ländern dokumentieren und festigen sollten. Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) war eine Massenorganisation in der DDR, die den Menschen Kenntnisse über die Kultur und Gesellschaft der Sowjetunion vermitteln sollte.[1]

Die DSF ging am 2. Juli 1949 aus der am 30. Juni 1947 gegründeten Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion hervor und war nach der Einheitsgewerkschaft FDGB die zweitgrößte Massenorganisation der DDR mit rund 6 Millionen Mitgliedern im Jahre 1985. Als zahlenmäßig und politisch bedeutendste Freundschaftsgesellschaft war sie Mitglied in der Liga für Völkerfreundschaft der DDR. Dort war sie älteste der Freundschaftsgesellschaften in der SBZ bzw. der DDR neben der im August 1948 gegründeten „Hellmut-von-Gerlach-Gesellschaft für kulturelle, wirtschaftliche und politische Beziehungen mit dem neuen Polen“.[2] Es existierten auch die Freundschaftskomitees DDR-USA, DDR-Frankreich und DDR-Großbritannien wie auch die Freundschaftsgesellschaft DDR-Afrika oder DDR-Arabische Länder.

Am 7. Juni 1952 wurden alle bestehenden Freundschaftsgesellschaften in der DDR in der Dachorganisation „Gesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland“ vereint. Aus ihr ging am 15. Dezember 1961 die Liga für Völkerfreundschaft hervor.

Auch in der BRD kam es im September 1950 in Homberg auf dem konstituierenden 1. Kongress zur Gründung einer westdeutschen Organisation. Sie wurde erst in einzelnen Bundesländern verboten. In West-Berlin war die DSF als „Deutsch-Sowjetische Freundschaftsgesellschaft“ bis 1990 ein eingetragener Verein.

Neben den politischen Aspekten organisierte die Deutsch-Sowjetische-Freundschaft kulturelle und sportliche Aktivitäten in den Städten, Gemeinden und Schulen, bei denen es um das gegenseitige Kennenlernen der Menschen und Kulturen beider Staaten ging.[3] Waren es 1970 noch 394.000 Veranstaltungen, stieg deren Gesamtzahl 1988 auf 1.161.262. Unter dem Motto „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“ wurden Anfang 1951 für den 3. Kongress Studienreisen, Sprachkurse und Kulturveranstaltungen organisiert.

Jährlich fand im Mai eine DDR-weite Woche der deutsch-sowjetischen Freundschaft statt. Gemeinsam mit der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ und der FDJ initiierte die DSF an den Schulen speziell im Russischunterricht Brieffreundschaften zwischen deutschen und sowjetischen Kindern und Jugendlichen. Mit den jährlichen „Freundschaftszügen“ fuhren Kinder ins jeweils andere Land, um den Sommer in internationalen Ferienlagern zu verbringen. Tatsächlich waren viele Mitglieder nur passiv und haben nie eine Veranstaltung der DSF besucht. Die Mitgliedschaft bot DDR-Bürgern die Möglichkeit, die manchmal nützliche „gesellschaftliche Aktivität“ auf Mindestniveau nachzuweisen.[4] Auf der anderen Seite wurden über die DSF Elemente aus Arbeitskultur und Alltag aus der UdSSR auf das Leben der DDR übertragen, wo sie teilweise abgelehnt, zum Teil aber auch modifiziert oder direkt übernommen wurden.

Freundschaftszüge in die SU wurden jedoch nicht nur für Kinder organisiert. Auch für Erwachsene gab es solche Züge in großer Anzahl. Zum Beispiel war 1978 ein solcher Zug von Karl-Marx-Stadt nach Moskau und Leningrad unterwegs, der war ausschließlich mit Erwachsenen und ihren in der Regel minderjährigen Kinder besetztwar. Diese Reise hatte vorwiegend touristischen Charakter, war aber auch mit Kranzniederlegungen an der ewigen Flamme und an der Gedenkstätte der Toten des 2. Weltkrieges von Leningrad sowie mit einem Freundschaftstreffen mit Werktätigen einer Moskauer Großmolkerei verbunden. Dazu gehörte auch der obligatorische Besuch des Lenin-Mausoleums und der Allunionsausstellung.

Auszeichnungen der Gesellschaft für DSF waren u. a. die Ehrennadel der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, die in den Stufen Bronze, Silber und Gold jeweils in der Woche der deutsch-sowjetischen Freundschaft an Mitglieder verliehen wurde. Kreisorganisationen der Gesellschaft für DSF wurden mit Ehrenschleifen des Zentralvorstandes und der Bezirksvorstände oder Eintragungen in das Ehrenbuch der Bezirksvorstände der Gesellschaft für DSF ausgezeichnet.

Für diejenigen Schüler, die besonders gute Leistungen erbrachten und eine Karriere innerhalb der SED ansteuerten, war die Schule mit erweitertem Russischunterricht (R-Schule) eine willkommene Eintrittskarte in die Berufswelt.[5] Die Schule mit erweitertem Russischunterricht war eine Polytechnische Oberschule (POS) oder Erweiterte Oberschule (EOS) mit besonderem Schwerpunkt im Russisch-Sprachunterricht. Sie zählte als Spezialschule zu den Einrichtungen der Begabtenförderung in der DDR. An den R-Schulen wurde der gleiche Lehrplan wie an den Polytechnischen Oberschulen verwendet. In der Regel legten die Lehrer in diesen Klassen für die Leistungen in allen Fächern strengere Bewertungsmaßstäbe an, was Schülern den Übergang an die Erweiterten Oberschulen (zum Abitur) erleichterte. Wie hoch der Prozentsatz jener R-Schüler ausfiel, die einen EOS-Platz bekamen, war regional und historisch unterschiedlich. Während in den 1960er Jahren R-Klassen nicht selten geschlossen zur EOS übergeleitet wurden, konnten in den 1980er-Jahren mit ihren geburtenstarken Schülerjahrgängen und begrenzten Studienplatzkontingenten deutlich weniger zur EOS.[6]

Russisch wurde seit dem Schuljahr 1949/50 als Sprache der osteuropäischen Führungsmacht Sowjetunion in allen DDR-Schulen ab dem 5. Schuljahr obligatorisch als erste Fremdsprache gelehrt, seit dem Studienjahr 1951/52 war Russischunterricht auch für die Studenten der Hoch- und Fachschulen sämtlicher Fachrichtungen obligatorisch.[7]

Im Schuljahr 1952/53 wurden an ersten Grundschulen (später Polytechnische Oberschulen genannt) Klassen mit 'erweitertem' Russischunterricht eingerichtet, um einem kleinen Teil von Schülern bereits vom 3. Schuljahr an einen besseren Zugang zu dieser Sprache zu verschaffen. Nach einigen Jahren gab es pro Stadt- oder Landkreis meist einen R-Klassen-Zug vom 3. bis zum 8. Schuljahr. Bei genügend Schülern mit entsprechenden Leistungen konnten auch komplette R-Klassen als Spezialklasse auf die Erweiterte Oberschule übergehen. Die R-Klassen waren staatlicherseits nicht als Elite-Klassen konzipiert, entwickelten sich aber dank der besonderen Aufmerksamkeit der zuständigen Schulräte und Direktoren meist in diese Richtung. Absicht war, dass ein Teil der Schüler später Russisch-Lehrer oder Dolmetscher werden bzw. ein Studium (meist naturwissenschaftliche oder technische Fachrichtungen) an einer sowjetischen Hochschule absolvieren sollte.[8] Ein nicht geringer Teil der R-Schüler wählte allerdings keinen dieser Wege, sondern lernte einen anderen Beruf bzw. studierte ein anderes Fach. In späteren Jahren gab es auch einige Russisch-Spezialschulen mit besonders intensivem Sprachunterricht.

Für den Zugang zu den Schulen waren gute Leistungen zwingende Voraussetzung, was auch der Grund für das sehr hohe Niveau im Vergleich zu den Polytechnischen Schulen ohne Begabtenförderung war.[9] Die Schüler wurden während des zweiten Schuljahres auf Vorschlag der jeweiligen Klassenlehrer und Schulleitungen im Gespräch mit den Eltern ausgewählt. Da bekannt war, dass die R-Klassen in allen Fächern von sehr guten Lehrern unterrichtet wurden und wenig Unterricht ausfiel, bemühten sich gerade Eltern, die über Hochschulbildung verfügten oder Hochschulbildung für erstrebenswert hielten (Ingenieure, Ärzte, Pädagogen, Theologen aber eben auch Handwerker usw.) um den Zugang für ihre Kinder. Das Russischlernen wurde dabei als notwendiges Übel in Kauf genommen. Bei ihrer Entscheidung konnte die Direktion die ihr vorliegenden Informationen über politische, gesellschaftliche oder kirchliche Aktivitäten der Eltern nach eigenem Ermessen berücksichtigen. Ob mehr Arbeiter- und Bauernkinder oder solche aus Intelligenzkreisen aufgenommen wurden, hing nicht zuletzt von der allgemeinen politischen Konstellation ab: Während es in den 1950/60er Jahren vor allem nach den Leistungen der Bewerber ging, mussten in der Honecker-Zeit ab etwa 1973 Arbeiter unbedingt berücksichtigt werden, was nicht bedeutete, dass Kinder von Ärzten oder Theologen grundsätzlich ausgeschlossen waren.[10]

Neben dem verstärkten (mehr Wochenstunden) Russischunterricht ab Klasse 3 war Englisch- bzw. Französischunterricht ab dem 5. Schuljahr obligatorisch.[11]

In allen anderen Fächern wurde nach dem normalen Lehrplanwerk unterrichtet. Nach Einführung der R-Klassen wurde teilweise mit sowjetischen Lehrbüchern für die dortigen Schulanfänger gearbeitet, teils mit von den Lehrern selbst angefertigtem Lehrmaterial. Später benutzte man das Russisch-Lehrbuch für die 5. Klasse, dann wurden auch für die R-Klassen spezielle Lehrbücher entwickelt. Zusätzliches Lehrmaterials bot die Schülerzeitung "Po swetu", die von vielen Lehrern im Unterricht eingesetzt wurde.[12] Für R-Klassen wurden zuerst Sprachkabinette eingerichtet, in denen mit Tonbändern gearbeitet werden konnte. Teilweise wurden zwei Lehrer pro Klasse eingesetzt, die dann in Kleingruppen von sieben bis zehn Schülern effektiver lehren konnten. Geprüft wurde Russisch im Rahmen der üblichen Zehnklassen- oder Abiturprüfung jedoch mit speziellen Aufgaben. In den 1980er Jahren wurde nach Klassenstufe 10 die Abiturprüfung abgelegt und bei weiterem erweitertem Russischunterricht an der EOS im Zusammenhang mit der Abiturprüfung eine Sprachkundigenprüfung in Russisch absolviert, die als Vorstufe zu einer Dolmetscherprüfung gewertet wurde.

In der DDR wurden erstmals in der gesamten Lausitz sorbische Schulen eingerichtet und ein sorbisches Lehrerbildungsinstitut eröffnet.[13] Man versuchte in der DDR, der sorbischen Sprache im Alltag und vor allem in der regionalen Wirtschaft einen höheren Stellenwert zu geben. Durch die „Anweisung zur Regelung der Schulverhältnisse in den sorbischen Sprachgebieten der Länder Sachsen und Brandenburg“ vom 9. April 1952 durch das Ministerium für Volksbildung wurde eine gesetzliche Grundlage für die Einrichtung zweier Schultypen geschaffen. In Schulen des Typ A wurde der Unterricht auf Sorbisch abgehalten, während Sorbisch in Typ-B-Schulen den Status einer Fremdsprache hatten. Überdies wurden nun verstärkt die Ausbildung sorbischsprachiger Lehrer, der Druck von Schulbüchern und die Einrichtung sorbischsprachiger Kindergärten gefördert. Seitens der deutschen Bevölkerung und der Flüchtlinge aus dem Osten sowie zugezogener Industriearbeiter kam es in den 1950er Jahren jedoch zu Protesten gegen die Errichtung sorbischer Schulen. Aufgrund der fehlenden Identifikation mit der sorbischen Sprache, gab es von ihrer Seite kaum eine Bereitschaft ihre Kinder zumindest in eine B-Schule zu schicken. Deutsche Schulen wurden aus diesem Grunde bevorzugt.[14]

Als pädagogisches Vorbild in der DDR galt die Erziehung Makarenkos. Anton S. Makarenko gilt als der bedeutendste Pädagoge in der frühen Sowjetunion. Im Jahr 1920 beteiligte sich Makarenko an der Neuorganisation der Schulen als Arbeitsschulen im Gouvernement Poltawa. Im November des Jahres begann er – in einem vom eben beendeten Russischen Bürgerkrieg zerstörten und von Hungersnot und marodierenden Banden geplagten Gebiet – mit dem Aufbau eines Arbeitsheims für straffällig gewordene Jugendliche, der späteren Gorki-Kolonie, benannt nach dem russischen Schriftsteller Maxim Gorki. Anstelle einer früheren militärisch geführten Jugendstrafkolonie entstand unter seiner Führung die erste koedukative pädagogische Einrichtung dieser Art in der Sowjetunion.

Die ersten Zöglinge waren im Krieg verwaiste, verwahrlost aufgegriffene Kinder – junge Diebe, Bandenmitglieder, Kindersoldaten, Kinderprostituierte. Ab 1935 war Makarenko stellvertretender Verwaltungsleiter der Arbeitskolonien des NKWD in Kiew und von 1937 bis zu seinem Tod lebte er als freier Schriftsteller in Moskau. Im Jahr 1939 erhielt er den Orden des Roten Banners der Arbeit der Sowjetunion. Im selben Jahr trat er in die KPdSU ein und starb kurz darauf am 1. April 1939 während einer Zugreise.[15]

Makarenko wurde vor allem für seine pädagogische Arbeit als Heimpädagoge und Leiter der Gorki-Kolonie von 1920 bis 1928, der Dserschinski-Kommune von 1927 bis 1935 sowie als Autor von Büchern und Artikeln über diese Arbeit bekannt.[16] Der Roman Ein Pädagogisches Poem über die beiden Heime gilt als das Hauptwerk Makarenkos. Der erste Teil wurde 1925 begonnen und 1933 beendet, der zweite 1934 und der dritte 1935 beendet. Später bekam der Roman den Zweittitel Der Weg ins Leben, ursprünglich der Name des ersten abendfüllenden sowjetischen Tonfilms, der 1931 unter Regie von Nikolai Ekk nach einem Drehbuch von Makarenko und mit ehemaligen Zöglingen als Schauspielern in der Dserschinski-Kommune gedreht wurde.

Makarenko entwickelte eine Form der Kollektiverziehung mit dem Ziel der Erziehung einer allseitig entwickelten Persönlichkeit zunächst auf der Grundlage der Theorien von Jean-Jacques Rousseau, Johann Heinrich Pestalozzi und anderer humanistischer Denker.[17] Er beabsichtigte eine Erziehung ohne die Gewalt der Prügelstrafe und ohne hierarchische Autorität seitens der Lehrer. Die Erziehung basierte auf einer Einheit von verinnerlichter Disziplin, Selbstverwaltung und nützlicher Arbeit. Die Autorität des Erziehers beruhte auf seiner Achtung vor dem Kind, seiner absoluten Aufrichtigkeit gegenüber den Zöglingen und auf festem Vertrauen in den Menschen. Makarenko war weniger Theoretiker denn Pragmatiker und Realist. Sein Handeln richtete sich vor allem nach der situativen Gegebenheit, der von ihm erfassten Intention seines Gegenübers und dem gesunden Menschenverstand.

Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit Makarenkos bestand in der Resozialisierung der verwahrlosten Jugendlichen.[18] In den 1930er Jahren wurde seine Erziehung stark von sozialistischer Pädagogik stalinscher Vorgaben geprägt. Dem Jugendverband Komsomol kam mit der Zeit eine zentrale Rolle zu. In den 1920er Jahren spielte der Komsomol eine wichtige Rolle beim Aufbau der Schwerindustrie in der UdSSR. Rekrutierung war die Losung auf dem VII. Kongress des Komsomol 1926. In der Folge fuhren 200.000 Komsomolzen auf die sogenannten großen Baustellen des Sozialismus, sowie 66.000 an den Ural. Größtes Werk ist die 1937 errichtete Stadt Komsomolsk am Amur. Der Komsomol baute auch an anderen Projekten wie der Turkestan-Sibirischen Eisenbahn oder Magnitogorsk. Zu Zeiten der Kollektivierung wurden auf den Dörfern 140.000 Komsomolzen rekrutiert. Dies trug zur Verringerung des Analphabetismus bei. In den Jahren 1971–1975 waren am Bau von 670 Objekten etwa 500.000 Komsomolzen beteiligt. Hierzu zählten das LKW-Werk KAMAS, die Baikal-Amur-Eisenbahnlinie, die Anlagen der Erdgas- und Erdölgewinnung in Sibirien, ein Elektrometallurgie-Kombinat in Oskol sowie Projekte zur Urbarmachung unfruchtbaren Landes.

In den 1970er Jahren wurden 10.000 Dorfschulen errichtet, in denen 98.000 Menschen lehrten und arbeiteten. Durch diese Bildungseinrichtungen wurden im Laufe der Zeit 19 Millionen Menschen erreicht. Ein wichtiger Teil der Erziehungsarbeit war die Schulung von Funktionären für die Pionierorganisation Wladimir Iljitsch Lenin, die dem Komsomol für jüngere Kinder und Jugendliche angegliedert war und deren Organisation 25 Millionen Kinder durchliefen.[19]

Die Disziplin wurde zusätzlich durch ein hierarchisches System gesichert, in dem der Neuling zunächst keine persönlichen Freiheiten hatte, aber durch ein persönlich für ihn verantwortliches Vollmitglied der Kommune betreut wurde.[20] Jedes Vollmitglied konnte bei Fehlverhalten durch Kollektivbeschluss jederzeit wieder auf den rechtlosen Status des Neuankömmlings zurückgestuft werden. Das eigentliche Sagen in der Kolonie hatte die Komsomol-Gruppe, deren Mitgliedschaft man sich durch Wohlverhalten und besondere Leistungen verdienen musste.

Makarenko hielt sich bei den kollektiv gefällten Urteilen zurück und griff nur mäßigend und immer zu Gunsten des Delinquenten ein, wenn es ihm notwendig erschien. Die Jugendlichen bekamen regelmäßigen Schulunterricht, arbeiteten in den Werkstätten und auf dem Feld und bewirtschafteten so selbstständig die Kolonie. Die Erzieher lebten alle in der Kolonie, jedoch in von den Schlafräumen für die Jugendlichen getrennten Zimmern. Sie aßen mit den Jugendlichen dieselbe Kost im gemeinsamen Speisesaal, arbeiteten am Bau der Häuser und in der Wirtschaft mit und gestalteten mit den Jugendlichen gemeinsam die Abende durch Spiele, Lesungen, Theateraufführungen und Gespräche.

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Fußnoten

  1.  ↑ Klier, F.: ''Lüg Vaterland - Erziehung in der DDR'', München 1990, S. 98f
  2.  ↑ Günther, K.-H.: ''Das Bildungswesen der Deutschen Demokratischen Republik,'' Berlin 1979, S. 89
  3.  ↑ Geißler, G./Wiegmann, U.: ''Schule und Erziehung in der DDR. Studien und Dokumente,'' Neuwied am Main u. a. 1995, S. 103
  4.  ↑ Geißler, G.: ''Geschichte des Schulwesens in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik 1945 bis 1962,'' Frankfurt am Main u. a. 2000, S. 127
  5.  ↑ Geißler, G.: ''Geschichte des Schulwesens in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik 1945 bis 1962,'' Frankfurt am Main u. a. 2000, S. 67f
  6.  ↑ Günther, K.-H.: ''Das Bildungswesen der Deutschen Demokratischen Republik,'' Berlin 1979, S. 18
  7.  ↑ Geißler, G./Wiegmann, U.: ''Schule und Erziehung in der DDR. Studien und Dokumente,'' Neuwied am Main u. a. 1995, S. 55
  8.  ↑ Hettwer, H.: ''Das Bildungswesen in der DDR - Strukturelle und inhaltliche Entwicklung seit 1945,'' Köln 1976, S. 91
  9.  ↑ Markus, U.: ''Was war unsere Schule wert? Volksbildung in der DDR, ''Berlin 2009, S: 78
  10.  ↑ Klier, F.: ''Lüg Vaterland - Erziehung in der DDR'', München 1990, S. 90
  11.  ↑ Hettwer, H.: ''Das Bildungswesen in der DDR - Strukturelle und inhaltliche Entwicklung seit 1945,'' Köln 1976, S. 63
  12.  ↑ Ebd., S. 64
  13.  ↑ Geißler, G.: ''Geschichte des Schulwesens in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik 1945 bis 1962,'' Frankfurt am Main u. a. 2000, S. 125
  14.  ↑ Günther, K.-H.: ''Das Bildungswesen der Deutschen Demokratischen Republik,'' Berlin 1979, S. 101
  15.  ↑ Greusser, H.: Geschichte der Sowjetunion, Berlin 1982, S. 125
  16.  ↑ Balabanowitsch, J.S.: Anton Semjonowitsch Makarenko. Ein Abriß seines Lebens und Schaffens, Berlin. 1953, S. 15ff
  17.  ↑ Ebd., S. 20
  18.  ↑ Hillig, G./Weitz, S. (Hrsg.): Makarenko, Darmstadt 1979, S. 30
  19.  ↑ Geißler, G.: ''Geschichte des Schulwesens in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik 1945 bis 1962,'' Frankfurt am Main u. a. 2000, S. 34
  20.  ↑ Balabanowitsch, J.S.: Anton Semjonowitsch Makarenko. Ein Abriß seines Lebens und Schaffens, Berlin. 1953, S. 65