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Hartmut Rosa: Resonanz

Eine Soziologie der Weltbeziehung

Suhrkamp Verlag, 6. Auflage, Berlin 2017, ISBN: 978-3-518-58626-6

Seit 2005 ist Hartmut Rosa Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2006 erhielt er den Forschungspreis für Grundlagenforschung des Landes Thüringen. Rosa ist seit 2011 Sprecher der Kollegforschergruppe „Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung (Postwachstumsgesellschaft)“ an der Universität Jena.

In seiner Habilitationsschrift „Soziale Beschleunigung. Die Veränderung der Temporalstrukturen“. Behauptet er, dass Beschleunigung sich in der rasanten Entwicklung der Technik im 19./20. Jahrhundert und der sozialen Beschleunigung der Menschen zeige. Die Geschichte der Moderne sei gleichzeitig die Geschichte von Beschleunigung. Laut Rosa führt die Vielzahl der Möglichkeiten dazu, dass ein Mensch die ihm gegebenen Möglichkeiten nicht mehr im Laufe seines Lebens ausschöpfen kann.

Rosa kritisiert, dass es keine Glückssoziologie oder Soziologie des guten Lebens innerhalb der Soziologie bislang gab. Mit diesem Buch will es damit einen Anfang machen. Dabei kreisen seine Überlegungen um den Begriff der Resonanz. Resonanz bedeutet in der Systemtheorie Niklas Luhmanns eine Übertragungsmöglichkeit (für Prozesse) zwischen miteinander verbundenen Systemen bzw. von direkt benachbarten Systembestandteilen innerhalb eines Systems aufgrund der Gleichartigkeit beider.

Die Qualität eines menschlichen Lebens lässt sich laut Rosa nicht in der Währung von Ressourcen, Optionen und Glücksmomenten angeben, stattdessen müssen wir den Blick auf die Beziehung zur Welt richten: „Ob Leben gelingt oder misslingt, hängt davon ab, auf welche Weise Welt (passiv) erfahren oder (aktiv) angeeignet oder anverwandelt wird und werden kann.“ (S. 53)

Dabei kritisiert er die Steigerungslogik der Moderne, die Ursache und Folge einer gestörten Weltbeziehung ist. Zentral für gelingende Weltverhältnisse ist der Grad der Verbundenheit mit und der Offenheit gegenüber anderen Menschen und Dingen: „Die jeweilige Weltbeziehung lässt sich nicht über die Art der Tätigkeiten oder die Objektbereiche per se bestimmen, sondern nur über eine Analyse der jeweiligen Welthaltung und Welterfahren. Ob es nun zur Ausbildung und Aufrechterhaltung konstitutiver Resonanzachsen kommt oder nicht, hängt zur Ersten von den (körperlichen, biographischen, emotionalen, psychischen und sozialen) Dispositionen des Subjekts, zum Zweiten von der institutionellen, kulturellen und kontextuellen sowie auch von der physischen Konfiguration der jeweiligen Weltausschnitte und zum Dritten von der Art der Beziehung zwischen diesen beiden ab.“ (S. 35)

Weltbeziehungen sind historisch und kulturell variable Gesamtkonfigurationen wie die kulturelle und soziale Ein- und Ausrichtung der Welt. In diesem Zusammenhang untersucht Rosa dabei konkrete Handlungssphären wie etwa Familie und Politik.

Mit diesem Werk wurde ein neuer Forschungsgegenstand der Soziologie, nämlich die Soziologie des guten Lebens, vorangetrieben. Hartmut Rosa gebührt das Verdienst, die Frage nach Glück und Zufriedenheit in einer postmateriellen Gesellschaft soziologisch zu beleuchten und dies nicht nur der Psychologie oder der Esoterik zu überlassen. Dies ist jedoch eine Lektüre, die aufgrund der wissenschaftlichen Herangehensweise und der dafür benötigten Vorkenntnisse es schwer haben wird, eine gewisse Breitenwirkung zu erzielen.

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-518-58626-6 .