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Hugenotten in Potsdam

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. Das Revokationsedikt von Fontainebleau (1685) und seine Folgen
  3. Das Edikt von Potsdam
  4. Hugenottische Ansiedlung in Potsdam
  5. Fazit
  6. Literatur

1 Einleitung

Die erste urkundliche Erwähnung von Potsdam erfolgte in einer Schenkungsurkunde des Kaisers Otto III. des Heiligen Römischen Reiches an das Stift Quedlinburg als Poztupimi am 3. Juli 993.[1] Potsdam bestand Mitte des 17. Jahrhunderts nur aus ca. 100 Häusern und zählte etwas mehr als 1.000 Einwohner. Am 10.1.1686 trafen die ersten hugenottischen Flüchtlinge in Potsdam ein. Nach der Ausrufung des Ediktes von Potsdam durch den Großen Kurfürsten blieben jedoch nur wenige französische Reformierte in der Stadt. Mit dem Aufstieg Potsdam zur Residenzstadt änderte sich dies im Laufe der Zeit. So wurde Potsdam zur Ansiedlung für die Hugenotten interessant. Friedrich Wilhelm I ließ für die Glaubensflüchtlinge ab 1719 im Zuge der ersten Stadterweiterung östlich des Faulen See das Französische Quartier anlegen, das damals aus ca. 50 Häusern bestand. Die Potsdamer Hugenotten gründeten am 11.7.1723 die französisch-reformierte Gemeinde, ihr erster Pastor war Thomas le Cointe. Die Gottesdienste fanden am Alten Markt in der Kapelle des Stadtschlosses statt.

Mit dem „Edit du Roi, contenannt le Privileges & Franchises accordes aux Colonistes Francois, qui s’établiront a Potsdam“ vom 19.10.1732 erhielt die aus ca. 100 Mitgliedern bestehende französisch-reformierte Gemeinde für das französische Quartier eine eigene Verfassung. Diese galt für alle Einwanderer und Flüchtlinge, die sich der französischen Jurisdiktion unterstellten. Die französische Kolonie bildete ein eigenständiges politisches, kirchliches und kulturelles Gemeinwesen innerhalb der Stadt Potsdams mit eigenem Richter, Polizisten, Pastor mitsamt eigener Kirchengemeinde und anderer Privilegien.

Die relative Unabhängigkeit der französischen Kolonie in Potsdam lockte im Laufe der Zeit weitere französische Glaubensflüchtlinge nach Potsdam. Auch reformierte Pfälzer, Schweizer, Ungarn und Niederländer schlossen sich der Gemeinde an, die dadurch anwuchs und eine gewisse Bedeutung erlangte. Die Rückkehr nach Frankreich war spätestens nach der zweiten Generation kein großes Thema mehr, die Glaubensflüchtlinge wollten in Potsdam bleiben und fühlten sich als Teil der Stadt.

In dieser Arbeit geht es nun um das Leben der hugenottischen Glaubensflüchtlinge in Potsdam, die sich mit der Zeit immer mehr assimilierten. Zunächst wird das Revokationsedikt von Fonteinebleau in Frankreich, das den Gegensatz zwischen Protestanten und Katholiken noch weiter verschärfte und letztlich der entscheidende Grund für die vielfach erzwungene Auswanderung von Hugenotten aus Frankreich darstellte. Dann wird auf das Edikt von Potsdam vom 25.10.1685 und dessen Bestimmungen näher eingegangen. Das Edikt legte in vierzehn Artikeln die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge in Brandenburg-Preußen fest. Weiterhin folgt die Darstellung der Ansiedlung hugenottischer Flüchtlinge in Potsdam, ihr Wirken in der Stadt und Hauptaspekte ihr religiöses Leben. In einer Schlussbetrachtung werden die wichtigsten Thesen nochmals zusammengefasst.

2 Das Revokationsedikt von Fontainebleau (1685) und seine Folgen

Im Juni 1680 wurde den Protestanten per Dekret der Übertritt zur protestantischen Religion untersagt. Im November 1680 wurden die Richter dazu aufgefordert, kranken Protestanten einen Besuch abzustatten und den Versuch zu unternehmen, sie zum katholischen Glauben zu bekehren. Ein Jahr später wurde diese Bestimmung dahingehend ergänzt, dass der Richter im Falle seiner Verhinderung durch den Bürgermeister des Ortes oder der Stadt vertreten werden musste.

Ludwig XIV. ordnete am 31.01.1681 per Dekret an, dass Kinder von Protestanten, die unehelich geboren wurden, im katholischen Glauben zu erziehen wären.[2] Als Anreiz zur Konversion wurde im April 1681 festgelegt, dass zum Katholizismus übertretende Protestanten zwei Jahre lang von Truppeneinquartierungen ausgenommen wurden. Am 17. 06. 1681 entschied Ludwig XIV., dass die Kinder der Hugenotten im Alter von sieben Jahren das Recht besaßen, zum Katholizismus überzutreten. Eine Erklärung vom 30.08.1682 verbot den Hugenotten, sich außerhalb der Kirche und ohne Pfarrer zu versammeln. Die königliche Bestimmung vom 16.6.1685 besagte, dass alle Untertanen der französischen Krone nicht im Ausland heiraten durften. Am 09.07.1685 wurde den Protestanten mitgeteilt, dass es ihnen verboten wurde, katholische Bedienstete einzustellen. Das Edikt vom 20.08.1685 sah vor, dass Kindern kalvinistischer Franzosen kein Vormund eigener Konfession gestattet wurde.

Die Berufstätigkeit der Hugenotten wurde seit dem Jahre 1680 immer weiter eingeschränkt.[3] Seit dem 20.02.1682 durften sie nicht mehr als Hebamme, ab dem 15.06.1682 nicht mehr als Notar, Staatsanwalt, Amtsdiener oder Polizeibeamter arbeiten. Am 21.08. 1684 wurde ihnen die Betätigung als Gutachter, am 10.07.1685 der Beruf des Notar- oder Rechtsanwaltsgehilfen untersagt. Ab dem 6.08.1685 durften die Hugenotten nicht mehr den Beruf des Arztes ausüben.

Die oben dargelegten verschärften Maßnahmen Ludwigs XIV. gegen den französischen Kalvinismus mündeten in das Revokationsedikt von Fontainebleau vom 18.10.1685, das das Edikt von Nantes aufhob. Ludwig XIV. stellte fest:[4] „So sehen Wir nun jetzt mit dem gerechten Danke, den Wir Gott schuldig sind, dass Unsere Sorgen das vorgesteckte Ziel erreicht haben, da ja der bessere und größere Teil Unserer Untertanen von der besagten vorgeblich reformierten Religion die katholische angenommen hat. Weil denn nun dieserhalb die Ausführung des Ediktes von Nantes und alles dessen, was zugunsten der besagten vorgeblich reformierten Religion angeordnet worden ist, den Nutzen verloren hat, so haben Wir geurteilt, dass Wir nichts Besseres tun könnten (…) als das besagte Edikt von Nantes und die besonderen Artikel, die im Anschluß an dasselbe bewilligt worden sind (…) vollständig aufzuheben.“

Das Revokationsedikt von Fontainebleau untersagte jegliche Kultfreiheit der Hugenotten und tolerierte lediglich die individuelle, nicht die öffentlich praktizierte Gewissensfreiheit im französischen Staat.[5] Es sah ebenso die Zerstörung von hugenottischen Kirchen vor:[6] „Und infolgedessen wollen Wir und gefällt es Uns, dass alle Tempel derer von der besagten vorgeblichen reformierten Religion, die in Unserem Königreiche, Ländern, Gütern und Herrschaften Unserer Botmäßigkeit gelegen sind, unverzüglich zerstört werden.“ Weiterhin verbot das Edikt den protestantischen Schulen, Kinder und Jugendliche gemäß ihren konfessionellen Vorstellungen zu unterrichten:[7] „Verbieten die besonderen Schulen der vorgeblich reformierten Religion zum Unterricht der Kinder (…)“.

Hugenottische Eltern wurden dazu gezwungen, ihre Kinder im katholischen Sinne taufen zu lassen. Außerdem mussten protestantische Pfarrer, die nicht bereit waren, zum Katholizismus zu konvertieren, innerhalb von vierzehn Tagen Frankreich verlassen:[8] „Befehlen ernstlich allen Predigern der besagten vorgeblichen reformierten Religion, die sich nicht bekehren und die katholische, apostolische und römische Religion annehmen wollen, vierzehn Tage nach der Veröffentlichung Unseres gegenwärtigen Ediktes Unser Königreich und die Länder Unserer Botmäßigkeit zu verlassen.“

Das Edikt verbot es aber allen anderen Hugenotten „bei Strafe der Galeeren für Männer und Einziehung von Leib und Gut für die Frauen, aus unserem besagten Königreiche, Ländern und Gebieten unserer Botmäßigkeit auszuwandern.“[9]

Nach dem Edikt von Fontainebleau verstärkte Ludwig XIV. die Bemühungen, durch die Herausgabe von Schriften und Büchern den Katholizismus in seinem Königreich weiter zu festigen. Zwischen Oktober 1685 und Januar 1687 belieferten zahlreiche Pariser Buchhändler die königliche Verwaltung und die katholischen Missionare in ganz Frankreich mit über einer Million Büchern; darunter befanden sich 160.000 Katechismen, 128.000 Exemplare des Werkes „L’ imitation de Jesus-Christ“ und 148.000 „katholische“ Übersetzungen des Neuen Testamentes.[10]

Die Lutheraner des Elsass blieben von den Bestimmungen des Revokationsediktes ausgenommen, was durch den Versuch der schrittweisen Eingliederung auf kulturellem und religiösem Gebiet in das Königreich begründet werden kann.[11]

Die Zwangsbekehrungen brachten jedoch nicht den gewünschten Erfolg; der katholische Glaube wurde in vielen Fällen lediglich mit einem Lippenbekenntnis angenommen, während zu Hause und an geheimen Treffpunkten weiterhin die Schriften Johannes Calvins gelesen und protestantische Gottesdienste abgehalten wurden. In den Cervennen feierten ungefähr 100 Hugenotten kurz nach ihrer Konversion zum katholischen Glauben einen geheimen Gottesdienst mit Liedern, Gebeten und Predigten. Außerdem fand in derselben Gegend am Ostersamstag 1689 ein Gottesdienst mit 4.000 Personen hugenottischen Glaubens statt. In der protestantischen Hochburg La Rochelle gelang es ebenfalls nicht, den kalvinistischen Glauben zu unterdrücken. Viele Hugenotten konvertierten formal zum katholischen Glauben, erzogen aber weiter ihre Kinder nach protestantischen Grundsätzen und trafen sich weiterhin in Privatwohnungen zu Gottesdienstfeiern.

Joutard berichtete über die zahlreichen Versuche der Hugenotten, sich dem Diktat des Katholizismus zu widersetzen:[12] „Die ‚Neubekehrten’ lauerten auf die geringste Erlahmung des Eifers der Obrigkeit; alles diente ihnen zum Vorwand, um ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen: man hörte nicht die Glocke, die zur Messe ruft, man wurde krank, man vergaß, sein Haus für die Fronleichnamsprozession mit Blumen zu schmücken. In der Todesstunde zeigte sich besonders die Bedeutung dieses Verhaltens. Man wollte nicht zwischen der Letzten Ölung und der Ablehnung des Priesters wählen müssen. Empfing man die Sterbesakramente, ordnete man sich dem ‚Papismus’ unter; stieß man den Priester zurück, riskierte man, als rückfällig (…) angesehen zu werden und sich den schwersten Sanktionen auszusetzen: (…) Deswegen griff die Umgebung zu einer List; sie verheimlichte die Krankheit, und wenn der Priester auftauchte, war der Kranke gerade nicht greifbar, er schlief oder war abwesend.“

In einigen Dörfern gelang es den Hugenotten, in ihre nach der Gültigkeit des Edikts von Fontainebleau zwangsweise entzogenen öffentlichen Ämter zurückzukehren.[13] Dies eröffnete der hugenottischen Bevölkerung die Möglichkeit, sich teilweise offen vom Katholizismus zu distanzieren und ihre eigene Religion innerhalb bestimmter Auflagen wieder ausüben zu dürfen. Der katholische Pfarrer des Dorfes Vebron in den Cervennen stellte fest:[14] „Der Herr de Salgas, der Herr Aures und der Herr Boudon sind die Hähne dieser Gemeinde, auf die alle anderen angewiesen sind und von denen Gut und Böse abhängt; sie sind große Politiker und drehen und wenden die Dinge, wie es ihnen beliebt.“

Nur eine Minderheit der hugenottischen Pastoren schwörten ab, die übrigen und mit ihnen ca. 200.000- 300.000 Gläubige flüchteten unter lebensbedrohlichen Umständen ins protestantische Ausland. Den Ablauf dieser Emigration schildert der französische Historiker Daniel Rops:[15] „Es war eine schreckliche Flucht, eine erbarmungslose Austreibung. Man floh in Booten von den Küsten Aumis und der Bretagne, im Sturm; man floh auf den steilsten Pfaden der Alpen und des Jura, mitten im Winter. Wie viele von diesen Flüchtlingen sind gestorben? Diejenigen, die von der Polizei aufgegriffen wurden, schickte man auf die Galeeren: glücklicher waren jene dran, die auf der Stelle erschossen wurden.“

Diejenigen Hugenotten, die bei ihrem Versuch, Frankreich zu verlassen, von den königlichen Behörden festgenommen wurden, wurden zum Galeerendienst verurteilt. Diese Maßnahme kam häufig einem Todesurteil gleich, denn über die Hälfte der Sträflinge verstarb aufgrund der schlimmen körperlichen Belastungen und der räumlichen Enge, die die Ansteckungsgefahr für Krankheiten erheblich steigerte, auf den Galeeren.

Die Zahl der „galeriens pour la foi“ („Galeerensträflinge aus Glaubensgründen“) betrug 1450 Personen.[16] Selbst auf den Galeeren waren die Hugenotten exorbitanten Schikanen ausgesetzt. In den Jahren 1699 und 1700 zwangen die Offiziere und katholischen Schiffsgeistlichen der Galeeren „La Superbe“, „La Favorite“ und „La Magnanime“ die protestantischen Galeerensträflinge dazu, während einer katholischen Messe niederzuknien und ihre Mütze abzunehmen. Diejenigen Hugenotten, die sich bei diesem Ereignis, das als „affaire du bonnet“ (Mützenaffäre) bekannt wurde, weigerten, den Anordnungen zu gehorchen, wurden auf übelste Weise misshandelt.[17]

Viele Hugenotten hielten trotz Schikanen und Folterungen unbeirrt an ihrem Glauben fest. Das sich im Laufe der Zeit auf den Galeeren entwickelnde Zusammengehörigkeitsgefühl unter ihnen führte im Jahre 1699 zu Gründung einer geheimen Organisation der protestantischen Galeerensträflinge.[18] Diese „Eglise des confesseurs qui souffrent pour la verite de l’Evangile („Kirche der Bekenner, welche für die Wahrheit des Evangeliums leiden“) verfügte über Sympathisanten in der Hafenstadt Marseille und in anderen französischen Metropolen, über die sie Briefe, Bibeln und protestantische Schriften aus den niederländischen Generalstaaten beziehen konnten.[19] Die hugenottische Organisation unterstand einem Direktorium, das aus sieben Personen bestand. Zu den Aktivitäten der protestantischen Organisation gehörte nicht nur regelmäßiger Religionsunterricht, sondern auch die Missionstätigkeit bei katholischen Sträflingen.

Die Flüchtlinge ließen sich vornehmlich bei Glaubensbrüdern in den niederländischen Generalstaaten, in England, in der Schweiz, in den protestantischen deutschen Territorien, insbesondere Brandenburg-Preußen und Hessen, sowie in Skandinavien nieder. Unter diesen Migranten befanden sich überproportional viele Intellektuelle (Pfarrer, Künstler, Literaten, Verleger usw.) sowie hoch qualifizierte Handwerker und Fabrikanten, was für den französischen Staat zu dieser Zeit einen enormen geistigen und wirtschaftlichen Verlust bedeutete. Ein Beispiel dafür stellte die nordfranzösische Stadt Metz dar:[20] „Die Auswanderung so vieler wohlhabender Familien, reicher Kaufleute, leitender Persönlichkeiten der blühenden Gewerbe war ein verhängnisvoller Schlag für das Gedeihen der Stadt und des Metzer Landes. Die Einwohnerzahl sank in erschreckender Weise. Die Güter sanken erheblich im Wert, da viele Häuser unbewohnt blieben und viele Arbeitskräfte für die Bebauung des Landes fehlten (…). Der Handel ging gewaltig zurück.“

Meyer unterschätzte die Auswirkungen der hugenottischen Auswanderung, wenn er feststellte:[21] „Dennoch fiel diese Menschen- und Kapitalflucht nicht so sehr ins Gewicht, denn die Immigration von englischen und vor allem irischen Katholiken nach Frankreich glich die Verluste weitgehend aus. Diese Einwanderung fiel geringer aus, verteilte sich auch über einen längeren Zeitraum und ersetzte den Verlust von Protestanten zwar nicht ganz, doch brachte sie Menschen und Kapital ins Land, die eine gewisse wirtschaftliche Blüte der französischen Häfen im 18. Jahrhundert ermöglichten.“

Die Einwohnerzahl Frankreichs betrug zum Zeitpunkt des Todes Ludwigs XIV. im Jahre 1715 etwa 18 Millionen Menschen; dies waren ungefähr 2 Millionen weniger als zur Zeit der Ermordung Heinrichs IV.[22] Dieser Bevölkerungsrückgang, der vor allem durch die Emigration der Hugenotten begründet werden kann, wirkte sich äußerst nachteilig auf das wirtschaftliche Leben in Frankreich aus. Seit dem Jahre 1690 geriet das von Colbert[23] ausgebaute französische Manufaktursystem in eine Krise. Im Jahre 1715 war die finanzielle Lage Frankreichs derart katastrophal, so dass der Staatshaushalt um 18 Jahresbudgets überzogen werden musste.[24]

Außerdem vernachlässigt Meyer in seiner Argumentation den Bereich des geistigen Lebens in Frankreich, der sehr stark unter der Emigration der Hugenotten litt.

In abgelegenen Gebieten Frankreichs wie den Cervennen spielte der Protestantismus trotz des Revokationsediktes weiterhin eine große Rolle. Während des Spanischen Erbfolgekrieges kam es zu Aufständen der hugenottischen Camisarden (1702-1704), die schließlich von den königlichen Truppen besiegt wurden.[25] Die Zentren des Aufstandes waren die Dörfer Le Mas Soubeyron, St. Jean du Gard, Florac, Castelnau-Valence sowie Le Trabuc. Die weit verzweigten Höhlensysteme in den Cervennen dienten vielen Hugenotten während den Verfolgungen als Versteck.[26]

Es bleibt festzuhalten, dass die religiöse Einheit des Landes, was ein wesentliches Ziel des Revokationsediktes von Fontainebleau darstellte, nicht erreicht wurde.[27]

Der Feststellung von Thaddens ist zuzustimmen, dass das Revokationsedikt und die dadurch resultierende Emigration der Hugenotten einen tiefen Einschnitt in die Geschichte Frankreichs bedeuteten.[28] Das Revokationsedikt brachte die seit längerer Zeit schwelende Krise des absolutistischen Staates zum offenen Ausbruch. Des Weiteren wurde der Protestantismus als Faktor des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in Frankreich für längere Zeit ausgeschaltet. Die Flucht der Hugenotten aus Frankreich bedeutete eine der ersten großen Emigrationen in der Geschichte der Neuzeit.[29]

3 Das Edikt von Potsdam

Die Generalstaaten der Niederlande[30], Brandenburg-Preußen und Hessen-Kassel waren in den Jahren 1686-87 für die meisten Glaubensflüchtlinge, die nach Frankfurt emigrierten, die bevorzugtesten Bestimmungsorte.[31] Aus diesen Staaten wurden Vertreter entsandt, die die hugenottischen Flüchtlinge zu einer Ansiedlung in ihrem Territorium bewegen sollten. Der Kurfürst von Brandenburg delegierte zu diesem Zweck Christoph Merian nach Frankfurt, der möglichst viele Flüchtlinge von den Vorteilen einer Niederlassung in Brandenburg überzeugen sollte.[32] Merian organisierte im Auftrag des Kurfürsten die Ausreise zahlreicher hugenottischer Gruppen nach Brandenburg; er unterstützte sie mit Geld und Nahrungsmitteln für die Reise und händigte ihnen Pässe aus. Die Niederlande waren seit dem Jahre 1685 zur wichtigsten Schutzmacht der hugenottischen Flüchtlinge aufgestiegen. Ihr Gesandter, Pierre Valkenier, der zum „Plenipotentiaire pour l’Etablissement de ces Vaudois et Refugies dans la Haute Allemagne“ wurde, spielte in den Aufnahmeverhandlungen mit deutschen Fürsten eine wesentliche Rolle.

Das wichtigste Zufluchtsland für die hugenottischen Glaubensflüchtlinge war sowohl im Hinblick auf die Zahl der Emigranten als auch in Bezug auf die strukturellen Voraussetzungen ihrer Aufnahme Brandenburg-Preußen. Das Herrscherhaus von Brandenburg-Preußen nahm durch die Konversion des Kurfürsten Johann Sigismund im Jahre 1613 den reformierten Glauben an. Von den ungefähr 43.000 hugenottischen Flüchtlingen, die in die deutschen Territorien einwanderten, ließen sich ca. 20.000 in Brandenburg-Preußen nieder.[33]

Die Grundlage für die Ansiedlung war das am 25.10.1685 erlassene Edikt von Potsdam des Kurfürsten Friedrich Wilhelm „betreffend diejenigen Rechte, Privilegia und andere Wohlthaten, welche Se. Churfürstl. Durchl. Zu Brandenburg den Evangelisch-Reformierten Frantzösischer Nation, so sich in Ihren Landen niederlassen werden, wegen der Jurisdiction und sonst, dasselbst zu verstatten gnädigst entschlossen seyn“.[34]

Das Edikt legte in vierzehn Artikeln die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge in Brandenburg-Preußen fest.[35] Zunächst regelte es die Unterstützung auf der Flucht, die Hilfeleistung bei der Einwanderung und die Niederlassung:[36] „Das Edikt schrieb die Wege vor, die von den Hugenotten einzuschlagen waren; die Sammelorte hießen Amsterdam, Frankfurt am Main und Hamburg. Von dort aus sollten die Vertriebenen, durch kurfürstliche Kommissare empfangen, nach den von ihnen gewählten Orten weitergeleitet werden. Es schlägt ihnen eine Reihe von Städten als zur Ansiedlung besonders geeignet vor und befiehlt, dass sie dort gut aufgenommen und mit allem zur Ansiedlung Nötigen versehen werden sollen.“

Weiterhin verbot das Edikt von Potsdam der autochthonen Bevölkerung in Brandenburg-Preußen, den hugenottischen Flüchtlingen Nahrungsmittel zu verweigern. Ihr aus Frankreich mitgebrachter Besitz durfte ungehindert nach Brandenburg-Preußen eingeführt werden.

Der Kurfürst übergab den Flüchtlingen verfallene oder verlassene Häuser als erbliches Eigentum.[37] Außerdem erhielten sie von Friedrich Wilhelm die notwendigen Materialien zum Wideraufbau der Häuser und wurden von allen Abgaben befreit. Beim Bau eines Hauses überwies die kurfürstliche Verwaltung den Hugenotten geeignete Baustellen mit den dazugehörigen Gärten und Wiesen sowie die benötigten Baumaterialien; dazu kam eine zehnjährige Abgabenfreiheit.

Im Edikt von Potsdam erteilte der Kurfürst den Flüchtlingen das Bürgerrecht und gewährte ihnen den Eintritt in die Zünfte. Manufakturgründungen von hugenottischen Kaufleuten wurden durch umfangreiche Privilegien und finanzielle Zuwendungen unterstützt. Das Edikt beinhaltete ebenso das Recht der Ausübung der reformierten Religion in französischer Sprache und die Ernennung von eigenen Geistlichen:[38] „In einer ieden Stadt wollen wir gedachten Unsern Frantzösischen Glaubens-Genossen einen besonderen Prediger halten, auch einen bequemen Ort anweisen lassen, woselbst das exercitium Religionis Reformatae in Frantzösischer Sprache, und der Gottesdienst mit eben denen Gebräuchen und Ceremonien gehalten werden sol, wie es biß anhero bey den Evangelisch Reformierten Kirchen in Franckreich bräuchlich gewesen.“

Ein weiteres Privileg des Ediktes war die standesgemäße Gleichstellung der eingewanderten hugenottischen Adeligen mit dem einheimischen Adel.

Im Artikel 10 des Ediktes von Potsdam gewährte der Kurfürst Friedrich Wilhelm den Hugenotten in den Städten einen Richter zur Schlichtung interner Auseinandersetzungen:[39] „So viel die Jurisdiction und Entscheidung der zwischen offt gedachten Frantzösischen Familien sich ereignender Irrungen und Streitigkeiten betrifft, da sind wir gnädig zufrieden, und bewilligen hiermit, dass in den Städten, wo selbst verschieden Frantzösische Familien vorhanden, dieselbe iemand ihres Mittels erwägen mögen, welcher bemächtiget seyn soll, dergleichen differentien ohne eigene Weitläufftigkeit, in der Güte zu vergleichen und abzuthun.“

Ein Kollegium aus hugenottischen Richtern und deutschen Magistratsangehörigen kümmerte sich um Streitigkeiten zwischen deutschen und französischen Personen:[40] „Daferne aber solche Irrungen unter Teutschen an einer, und Frantzösischen Leuten anderer Seite sich ereignen. So sollen selbige durch den Magistrat eines ieden Orts und diejenige welche die Frantzösische Nation zu ihrem Schieds-Richter erwählen wird, zugleich und gesamter Hand untersuchet, und summariter zu Recht entschieden und erhöret werden, welches dann auch als dann statt haben soll, wann die unter Frantzosen allein vorfallende differentien, dergestalt wie oben erwehnet, in der Güte nicht beygeleget und verglichen werden können.“

Das Edikt von Potsdam sprach den Glaubensflüchtlingen zwar weitgehende Rechte und Privilegien zu, von einer Selbstverwaltung der Hugenotten war darin nicht die Rede. Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich die hugenottische Gemeinde zu einer festen Gemeinschaft mit eigenständigem Charakter.[41]

Am 23.11.1685 wurde in Berlin ein Kommissariat für die Angelegenheiten der hugenottischen Flüchtlinge innerhalb des Generalkriegskommissariats gegründet, das als Kontrollorgan die Durchführung der Bestimmungen des Potsdamer Ediktes kontrollieren sollte.[42] Der erste Vorsitzende des Kommissariats wurde Marshall Joachim Ernst von Grumbkow (1637-1690), sein Stellvertreter war der ehemalige brandenburgische Gesandte in Frankreich, Ezechiel Freiherr von Spanheim (1629-1710). Die hugenottischen Vertreter Graf d’Espence und du Bellay d’Ancle gehörten ebenfalls dem Kommissariat an.

Alle nach Brandenburg-Preußen emigrierten Flüchtlinge mussten sich dort kurz nach ihrer Ankunft melden; erst nach der genauen Feststellung ihrer Verhältnisse besaßen sie einen Anspruch auf die im Edikt von Potsdam erteilten Vergünstigungen und Privilegien. Für die hugenottischen Exulanten war in den meisten Fällen der damalige Leiter der französischen Gemeinde von Berlin, de Gaultier, der erste Ansprechpartner, der den Kontakt zum Kommissariat herstellte.[43]

Nachdem die hugenottischen Glaubensflüchtlinge bei einem französischen Richter bzw. Oberrichter den Untertaneneid geschworen hatten, lebten sie als Untertanen des Kurfürsten bzw. des Königs in Brandenburg-Preußen. Sie nahmen eine gewisse Sonderstellung gegenüber der deutschen Bevölkerung ein, da sie unter der Schirmherrschaft der Hohenzollern eine innere kirchliche und juristische Selbstverwaltung aufbauen durften.[44]

Bei der rechtlichen und verwaltungsmäßigen Eingliederung der hugenottischen Kolonien in das brandenburg-preußische Staatswesen lassen sich zwei Entwicklungslinien voneinander unterscheiden. Zuerst erfolgte zwischen den Jahren 1685 und 1690 die Herausbildung einer eigenständigen Gerichtsbarkeit als Teil des Sonderstatus der hugenottischen Kolonien. Danach erhielten die französischen Kolonien bis zum Jahre 1720 die wesentlichen rechtlichen Grundlagen für den Ausbau ihrer eigenen Gerichtsbarkeit und Selbstverwaltung. Bis zur juristischen Auflösung der Kolonien im Jahre 1809 kam es zu keinen wesentlichen Veränderungen in der Rechtssprechung und Verwaltung der hugenottischen Kolonien.

Die elementare Bedeutung des Ediktes von Potsdam für die hugenottischen Glaubensflüchtlinge wird an der historischen Einleitung zu einem Predigtensammelband aus dem Jahre 1785 ersichtlich:[45] „Nach hundert Jahren widmen die Fremden einen besonderen Tag ehrlichen Freudenfesten. (…) Sie prägen Münzen und schreiben Bücher, um zu verhindern, daß eine lange Reihe von Jahren aus dem Gedächtnis auszulöschen, was die Vorfahren gewesen sind und getan haben.“

4 Hugenottische Ansiedlung in Potsdam

Im 7. oder 8. Jahrhundert gründeten die slawischen Heveller eine kleine Siedlung in Sichtweite der Nuthemündung. Die Siedlung war Teil einer Handelsstraße, die Magdeburg mit den Handelszentren jenseits von Oder und Weichsel verband.

Im Jahre 993 wurde Potsdam das erste Mal als „Poztupimi“ urkundlich erwähnt:[46] „Damals schenkte der knapp 13jährige deutsche König Otto III. seiner Tante Mathilde, Äbtissin des Klosters Quedlinburg, die zwei Orte Poztupimi und Geliti im Hevellergau.“ Über die näheren Hintergründe dieses Rechtsaktes und die weitere Entwicklung der lokalen Ereignisse ist nichts bekannt.

Der askanische Markgraf Albrecht von Ballenstedt (1123-1170) erwarb im Jahre 1150 das gesamte Besitztum des Hevellerfürsten Pribislav von Brandenburg.[47] Unter dessen Herrschaft entstand in Potsdam eine askanische Burg, in deren Schutz sich eine Marktsiedlung herausbildete.

Im 14. Jahrhundert war Potsdam noch eine relativ unbedeutende Stadt in der Mark Brandenburg. Die Einwohnerzahl Potsdams betrug lediglich mehrere hundert Personen:[48] „Der Ort besteht nur aus der Burg, dem Rathaus, einer Feldsteinkirche und etwa 50 recht kleinen Häusern. Sie liegen an vier Straßen, deren bedeutenste die heute noch vorhandene Burgstraße ist.“

Unter dem Kurfürst Joachim I. von Hohenzollern wurde die Befestigung der Burg mit einem Graben und einem Wall durchgeführt. Nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1598 übergab er das Amt Potsdam seiner Gemahlin Katharina von Brandenburg-Küstrin als Wittum, das der Kurfürstin im Falle einer Witwenschaft ermöglichen sollte, ökonomisch selbständig zu bleiben und ihren gewohnten Lebensstil beibehalten zu können. Die Baumaßnahme führten zu einer Steigerung der Einwohnerzahl Potsdams auf ungefähr 1.000 Personen. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts begannen sich die Handwerker in Potsdam zu Zünften zusammenzuschließen.[49] Dabei machten die traditionellen Gewerbe der Schuhmacher, Bäcker und Schneider den Anfang, die Innung der Wollweber ist für das Jahr 1409 nachzuweisen. Nach wie vor prägten jedoch die Fischer das soziale Profil der Ortschaft, da in der näheren Umgebung von Potsdam zahlreiche fischreiche Gewässer existierten.

Die wirtschaftliche aufstrebende Stadt erlitt durch die beiden Brände im Jahre 1536 und 1550, die zahlreiche Gebäude und das Rathaus vernichteten, einen wirtschaftlichen Rückschlag. Dies führte dazu, dass die verarmte Bürgerschaft in den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts von den brandenburgischen Landständen materielle Zuwendungen erhielt, um den Rathausneubau zu finanzieren.

Wie für andere Städte und Ortschaften in der Mark Brandenburg bedeuteten der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen einen herben Rückschlag für die Entwicklung der Stadt. Um das Jahr 1620, bevor Potsdam direkt in die Auseinandersetzungen verwickelt wurde, gab es in der Stadt 198 Häuser, was auf eine Bevölkerungszahl von ungefähr 1500 Menschen hinweist.[50]

Während des Dreißigjährigen Krieges zogen sowohl schwedische als auch kaiserliche Heere durch die Stadt, wodurch Potsdam mehr als die Hälfte der Bevölkerung verlor. Eine Erhebung des Potsdamer Magistrates im Jahre 1660 stellte fest, dass von den 198 Häusern, die noch vor dem Kriege existierten, 119 völlig zerstört worden sind. Lediglich 79 Familien lebten noch in Potsdam, die anderen kamen entweder im Verlaufe der Kämpfe und Plünderungen ums Leben oder mussten aus der Stadt fliehen.[51] Dazu kamen noch zahlreiche Hungersnöte, die durch Klimakatastrophen hervorgerufen wurden. Zwischen den Jahren 1626 und 1631 breiteten sich Typhus, Ruhr- und Pestepidemien entlang der Heerstraßen aus, woran viele Bewohner Potsdams, die ohnehin an Unterernährung litten, starben.

Bei den Friedensverhandlungen von Oliva im Jahre 1660 wurde dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm die Herrschaft über die Mark Brandenburg und das Herzogtum Preußen zugesprochen. Im Laufe der Zeit entstand neben Berlin eine zweite Residenzstadt des Kurfürsten in Potsdam. Kurfürst Friedrich Wilhelm beschleunigte ab dem Jahre 1660 die Entwicklung Potsdams:[52] „(…) der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-1688) (…), der 1660 das verpfändete Amt und Schloß Potsdam bei dem Amthauptmann von Haacke einlöste und dem Berliner Festungsbaumeister Memhardt den Auftrag erteilte, an der Stelle des alten verfallenen ein neues Schloß zu errichten. Zugleich leitete er den Ankauf der Adelsgüter Bornstedt, Geltow, Golm, Grube, Drewitz und Gleinecke ein, die zur Herrschaft Potsdams zusammengeführt wurden.“

Die Gründe, warum der Kurfürst Friedrich Wilhelm ausgerechnet Potsdam als Residenzstadt auswählte, lassen sich nicht eindeutig benennen:[53] „Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wann sich der Kurfürst in solch starkem Maße dieser Stadt (Potsdam- M.L.) zuwandte, in der er sich nach 1670 immer häufiger und länger aufhielt und in der er schließlich auch starb. Die guten Jagdmöglichkeiten und der Wasserreichtum der sich zu Seen entwickelnden Havel werden wohl wesentliche natürliche Voraussetzungen dafür gewesen sein.“

Hahn weist noch auf einen anderen Aspekt hin:[54] „Der aristokratischen Gesellschaft war ein charakteristisches Raum- und Naturgefühl zu eigen, wie es auf gemalten Schloßansichten häufig zum Ausdruck kam. Sie verlangte nach Orten, welche eine prachtvolle Inszenierung ihres exklusiven Lebensstiles erlaubten sowie das Auge und die Sinne durch deren natürliche Vielfalt entzückten und überwältigten.“

Kurfürst Friedrich Wilhelm förderte in den letzten Jahren seiner Regierungszeit die Entwicklung des Handwerks und des Handels in Potsdam. Dies führte dazu, dass sich im Jahre 1682 holländische Damast- und Seidenweber in der Stadt niederließen und dort Manufakturen gründeten.[55]

Im Laufe der Zeit entstanden in der Stadt zahlreiche neue Bauten, Schlösser, Parks, Kasernen, Manufakturen, Fabriken und Kirchen, was Potsdam den Rang einer der bedeutenden Städte in Brandenburg-Preußen einbrachte.

Unter der Regentschaft Friedrich Wilhelms I. (1713-1740) vergrößerte sich die Einwohnerzahl Potsdams auf ungefähr 15.000 Personen.[56]

Im Gegensatz zu anderen hugenottischen Gemeinden in Brandenburg-Preußen, die kurz nach dem Edikt von Potsdam aus dem Jahre 1685 in verschiedenen Städten und Dörfern des Landes gegründet wurden, konstituierte sich die französische Gemeinde in Potsdam erst im Jahre 1723.[57] Die wenigen hugenottischen Flüchtlinge, die Ende des 17. Jahrhunderts nach Potsdam kamen, wurden zunächst Mitglied der im Jahre 1662 entstandenen deutschen reformierten Gemeinde. Diejenigen Hugenotten, die am Hof des Kurfürsten in Potsdam angestellt waren, wohnten zu einem großen Teil in Berlin und gehörten der französischen Gemeinde in Berlin[58] an.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kamen weitere Flüchtlinge nach Potsdam, so dass die Zahl der Hugenotten in Potsdam deutlich zunahm.

Als Friedrich Wilhelm I. den Ausbau Potsdams zur Garnisonsstadt vorantrieb, erfolgten zeitgleich die Erneuerung der Altstadt (1720-1742) sowie die Anlage der Neustadt (1720-1742). Über die Form der Stadterweiterung urteilte der Baumeister Heinrich Ludwig Manger (1728-1790):[59] „Die Art zu bauen in den neu angelegten Straßen war gänzlich eintönig und gleichförmig, nur um die Monotonie nicht zu unterbrechen, welche auch in Ansehen des äußerlichen Abfärbens beachtet wurde. Das Auge des Königs war durch die beständige Beschäftigung mit seinen Garderegimentern dermaßen verwöhnt, dass ihm auch die neu angelegten Straßen nicht gefielen, als wenn deren Häuser eine in Reihen stehende Anzahl Soldaten vorstellten, wovon die Dachkerker über dem zweiten Stockwerke gleichsam den Grenadiermützen glichen.“

Diese Erweitung Potsdams und der Umstand, dass Friedrich Wilhelm I. mit dem Patent vom 29.2.1720 alle im Edikt von Potsdam zugesicherten Privilegien für die angesiedelten hugenottischen Flüchtlinge bestätigte und verlängerte, veranlasste viele Hugenotten, Potsdam als neuen Wohnort zu wählen.[60] Am Ende des 18. Jahrhunderts besaß Potsdam mit 26.000 Menschen ebenso viele Einwohner wie die Kaiser- und Handelsstadt Aachen.[61] Die im Mittelalter bedeutenden Städte Bamberg, Mainz und Regensburg verzeichneten sogar weniger Einwohner als die junge preußische Garnisons- und Residenzstadt.

Als im Jahre 1722 die gerade fertig gestellte Garnisonskirche zur Hofkirche ernannt und der deutschen reformierten Gemeinde zur Nutzung übertragen wurde, nutzten die Hugenotten in Potsdam die Gelegenheit, um Friedrich Wilhelm I. ihren Wunsch nach kirchlicher Selbständigkeit zu übermitteln.[62]

Friedrich Wilhelm I. stimmte der Bitte zu und erteilte ihnen die Erlaubnis, eine eigene Gemeinde zu gründen. Weiterhin gestattete er den hugenottischen Exulanten, die Kapelle des Potsdamer Stadtschlosses für ihre Gottesdienste zu nutzen und einen Prediger ihrer Wahl zu beschäftigen. Am 11.7. 1723 feierte die französische Gemeinde in Anwesenheit des Königs ihren ersten Gottesdienst in der Schlosskapelle. Der erste Prediger der Gemeinde war der aus der Normandie stammende Thomas Le Cointe (1682-1776).[63]

Die Schlosskapelle diente der französischen Gemeinde bis zum Jahre 1753 als Gotteshaus. Auf Initiative Friedrich II. entstand in den Jahren 1751 bis 1753 die Französische Kirche[64], die speziell für die französische Gemeinde in Potsdam erbaut wurde. Die Französische Kirche wurde von Johann Boumann d. Ä. nach einem Entwurf von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet; das Äußere der Kirche ähnelte der dem Pantheon nachgebildeten Hedwigskirche in Berlin.[65] Friedrich II. übernahm die gesamte Finanzierung des Neubaus. Gahrig vermutet, dass es sich bei der Französischen Kirche um den letzten Kirchenbau handelt, der in Brandenburg speziell für eine französische Gemeinde errichtet wurde.[66] Am 23.9.1753 hielt Prediger Le Cointe den ersten Gottesdienst in der Französischen Kirche ab.[67]

Neben der Berufung eines Predigers genehmigte Friedrich II. das Anliegen der französischen Gemeinde, einen Kantor, einen Schulmeister und einen Küster zu beschäftigen. Aus einer Urkunde vom 1.8.1723 geht hervor, dass Friedrich II. sich dazu bereit erklärte, für den monatlichen Lohn aufzukommen; sowohl der Kantor als auch der Schulmeister bekamen 100 Taler zugesprochen, der Küster erhielt 30 Taler.[68]

Zu den Mitgliedern der französischen Gemeinde gehörten zahlreiche Personen, die im Dienst des preußischen Königshauses standen. Gahrig stellte eine Auswahl der bedeutendsten Persönlichkeiten zusammen:[69] „Henri Alexandre de Catt, Vorleser Friedrich II., Samuel Villaume, Privatschreiber des Kronprinzen, Theodor Etienne Laspeyre, Rat im königlichen Kabinett, Jean Francois de Perrot, Privatsekretär im königlichen Kabinett, Frederic Maurice Bovet, Sekretär des Kronprinzen, Charles Dantal, Vorleser Friedrich Wilhelm II., Jean Espagne, Zimmerherr des Kronprinzen, de Gaultier, Hauslehrer des Prinzen Louis, Samuel Connor, königlicher Koch, Chavy, Gärtner bei Friedrich Wilhelm II., Pierre Abraham Drox, Kastellan des Schlosses Sanssouci.“

Außer den am königlichen Hof angestellten Hugenotten[70] bestand die französische Gemeinde aus Fabrikanten, Handwerkern sowie Angehörigen verschiedener Berufsgruppen, die in entscheidender Weise für die ökonomische Weiterentwicklung Potsdams verantwortlich waren.

Die hugenottischen Tabakhändler besaßen an dem wirtschaftlichen Aufschwung Potsdams einen großen Anteil. Der Hugenotte Samuel Schock, der in Potsdam die erste preußische Schnupf- und Rauchtabakfabrik gründete, wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts der bedeutendste Tabakfabrikant in Brandenburg:[71] „In der Gemeindeliste von 1736 findet man unter den neu dazugekommenen 76 Gemeindemitgliedern den Namen Samuel Schock (…). Schon 1738 konnten viele hundert Zentner Tabak in andere Städte (…) versandt werden. Die Fabrik verfügte über 28 Tabakpressen, die ständig im Gang waren. Es entstanden ungewöhnlich große Stangen Tabak von 50-60 Pfund. Nachdem die Fabrik im Jahre 1742 vollständig abbrannte, baute Samuel Schock sie mit eigenen Mitteln wieder auf. Nach kurzer Zeit erwirtschafte er jährlich wieder sehr große Gewinne und viele Leute fanden dort ihren Unterhalt. So wurde Schocks Unternehmen zu einer Art Vorbild für die Region und ermunterte andere Fabrikanten, sich in Potsdam niederzulassen. (…) 1765 ging die Fabrik in königlichen Besitz über, Schock blieb Direktor.“

Andere hugenottische Tabakfabrikanten errichteten ebenso wie Schock Manufakturen in Potsdam und der näheren Umgebung und exportierten ihre Ware nach Polen, Russland, Dänemark und Schweden.

Im Jahre 1685 legten Hugenotten in Potsdam die ersten Maulbeerpflanzungen an. In einem Park hinter der Potsdamer Garnisonskirche sollen sie laut Reyer „die schönsten Maulbeerplantagen des Königreichs“ angepflanzt haben.[72] Die Maulbeerbaumkultur wurde bereits vereinzelt vor der Ansiedlung der hugenottischen Flüchtlinge in der Umgebung von Potsdam betrieben. Ab der Mitte des 18. Jahrhundert entwickelte sich die Maulbeerpflanzungen zu einer ertragreichen Tätigkeit, da sowohl in Potsdam als auch in Berlin zahlreiche seidenverarbeitende Betriebe ansässig waren, die einen erheblichen Bedarf an Rohseide hatten.[73] Die Arbeit in den Maulbeerplantagen wurde vornehmlich von Zöglingen des Waisenhauses erledigt, die bei einer wöchentlichen Arbeitsbelastung von vierzig oder fünfzig Stunden die Blätter ernteten und sie an die Raupen verfütterten.

Die hugenottische Seidenraupenzucht förderte ebenfalls die wirtschaftliche Entwicklung Potsdams. Die Kaufleute Barandon, de la Rouviere und de Thomas gründeten neben Berlin auch in Potsdam gewinnbringende Manufakturen.[74]

Andere von den Glaubensflüchtlingen betriebenen Berufszweige sorgten ebenso für eine Belebung der städtischen Wirtschaft. Neben hugenottischen Büchsenmachern, Schneidern, Messerschmieden, Buchhändlern, Zinngießern und Pastetenbäckern machten sich vor allem die Tuchmacher und Weinhändler einen Namen.

Um die französische Gemeinde in Potsdam zu vergrößern, forderte Friedrich II. durch ein Dekret alle pensionierten hugenottischen Offiziere auf, ihren Wohnsitz nach Potsdam zu verlegen. Bedingt durch dieses Dekret siedelten sich im Laufe der Jahre zahlreiche ehemalige hugenottische Angehörige der preußischen Armee in Potsdam an:[75] „Im Jahre 1738 gehörte zur Colonie 1 Oberst, 2 Oberstleutnants, 1 Major, 18 Hauptleute, 5 Leutnants, alle im Ruhestand. Die wichtigsten Herren waren der Oberst Theodore de Grangeroux, die Oberstleutnants Jean Gedeon d’Ozanne, Henri de Dallon, der Major Henri de Rossane, ferner Jean de Massabiou, Henri Chambead de Bavas u.a. (…) Dazu kamen noch aktive Offiziere, die Obersten de la Farelle und de Balbi, de Raoul, Hauptmann im Regiment der Garden zu Fuß, de Humbert, Hauptmann im Regiment des Prinzen zu Preußen, Pierre Gayette, Ingenieur-Hauptmann und Direktor der königlichen Bauten.“ Diese finanzkräftige Schicht sorgte dafür, dass das städtische Wirtschaftsleben angekurbelt wurde.[76]

Die königliche Deklaration vom 19.10.1731 bestätigte nochmals die Privilegien und Rechte der immer zahlreicher nach Potsdam kommenden Hugenotten. Aufgrund der wachsenden Zahl von Glaubensflüchtlingen, die sich in Potsdam ansiedelten, genehmigte Friedrich II. eine zweite Pastorenstelle für die französische Gemeinde.

Die französische Gemeinde gründete im Jahre 1791 eine eigene Schule, um ihren Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, die französische Sprache zu lernen und ihnen die protestantische Religion näher zu bringen.[77]

Vor der Errichtung der Schule unterrichteten die Kantoren Villaume (1723-1772), Plantier (1735-1779), Bonnet (1779-1782) und Jordan (1772-1809) die Söhne und Töchter der hugenottischen Flüchtlinge in ihren Häusern. Die Kinder von ärmeren Gemeindemitgliedern mussten für den Besuch der Schule keine Unkosten entrichten, zahlungskräftigere Familien wurden dazu angehalten, eine geringe Summe der Gemeinde zukommen zu lassen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Schule der französischen Gemeinde die einzige Lehranstalt in Potsdam, wo die französische Sprache unterrichtet wurde.

Als im Laufe der Zeit die französische Sprache sowohl in den Gottesdiensten der französischen Gemeinde als auch im Leben der Gemeindemitglieder insgesamt immer mehr an Bedeutung einbüßte, versuchte die Schule, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Dieses Bemühen erwies sich als aussichtslos; im Jahre 1887 musste die Schule aufgrund fehlender Auslastung geschlossen werden.[78] Die Kinder der hugenottischen Gemeinde besuchten ab diesem Zeitpunkt die Schule der deutschen reformierten Gemeinde in Potsdam.

Die französische Gemeinde beeinflusste ab dem Zeitpunkt ihrer Ansiedlung die Entwicklung der Stadt; einige Gemeindemitglieder bekleideten wichtige Ämter im Magistrat von Potsdam. Der Hugenotte Guillaume Saint Paul übernahm im Jahre 1821 den Posten des Bürgermeisters der Stadt Potsdam, den er bis zum Jahre 1844 innehatte. Während seiner Amtszeit ließ er eine sieben Bände umfassende Chronik der Stadt Potsdam verfassen.[79]

Ein weiteres Mitglied der französischen Gemeinde, das mit der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Potsdams verbunden werden muss, war Gustave Adolphe Briet.[80] Bevor er im Jahre 1875 nach Potsdam übersiedelte, war der gelernte Kaufmann in den Jahren 1856 bis 1874 Mitglied des Konsistoriums[81] der französischen Gemeinde in Berlin. In Potsdam nahm er wesentlichen Einfluss auf das Leben der französischen Gemeinde. Briet wurde kurz nach seiner Ankunft in das Konsistorium gewählt und vertrat die Gemeinde auf der hugenottischen Kreissynode. Im Jahre 1875 wurde er von der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung zum Waisenrat gewählt; dieses Amt übte er siebzehn Jahre lang aus. Im Jahre 1900 verlieh die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung Briet den Rang eines Stadtältesten.

Die französische Gemeinde in Potsdam brachte einige wichtige Persönlichkeiten hervor, die architektonisch, künstlerisch und literarisch die Entwicklung der Stadt mitgeprägt haben.

Noch vor der Gründung der französischen Gemeinde in Potsdam spielte der hugenottische Baumeister Philipp de la Chieze eine wichtige Rolle am Hofe des Kurfürsten Friedrich Wilhelm.[82] De la Chieze trat im Jahre 1660 in die Dienste des Kurfürsten und „wurde sofort Generalquartiermeister und Kammerherr über das Bau- und Festungswesen. Der Kurfürst stellte ihm das Lehnsgut Caputh bei Potsdam zur Verfügung, wo er sich ein relativ bescheidenes Landhaus errichtete, das als Kernbau des heutigen Schlosses noch enthalten ist. Er erhielt die administrative Aufsicht über eine Reihe kurfürstlicher Bauten, u.a. über die Stadtschlösser in Berlin und Potsdam und den Mühlroser Kanal.“[83]

Neben de la Chieze ist der hugenottische Bildhauer und Architekt Charles Philipp Dieussart zu nennen, der in den Jahren 1683-1691 am kurfürstlichen Hof tätig war. Er war sowohl am Ausbau des Jagdschlosses Klein-Glienecke als auch am Innenausbau des Potsdamer Schlosses beteiligt.[84]

Der hugenottische Architekt Peter de Gayette war für zahlreiche bauliche Neugestaltungen Potsdams in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verantwortlich. Nach seinen architektonischen Vorstellungen entstanden in den Jahren 1734 bis 1740 zahlreiche Reihenhäuser in der Neustadt. De Gayette war Gründungsmitglied der französischen Gemeinde in Potsdam:[85] „Seit 1723 finden sich Eintragungen über ihn und seine Familie in den Kirchenbüchern der französischen Gemeinde, der er angehörte. Er muß im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts geboren sein, das Geburtsjahr ist nicht bekannt. Er starb 1747 in Potsdam.“

Carl Philipp Christian Gontard siedelte im Jahre 1765 von Bayreuth, wo er die Funktion des Hofbauinspektors ausübte, nach Potsdam über. Friedrich II. setzte ihn zugleich als Baudirektor und Leiter des Baukontors Potsdams ein, so dass Gontard für alle Baumaßnahmen verantwortlich war, die in den 70er und 80er Jahren durchgeführt wurden. Unter seiner Regie entstanden neben den Bauten im Park Sanssouci zahlreiche öffentliche Gebäude und Wohnhäuser. Außerdem entwarf er nach jahrelangen Vorarbeiten das Marmorpalais am Neuen See:[86] „Das Marmor-Palais, das vor dem Nauener Thore, zu Ende des Neuen Gartens am Heiligen See gelegen, erhebt sich auf einer quadratischen Fläche, deren Seiten 70 Fuß betragen, und hat ein Souterrain und zwei Geschosse. Auf dem mit Kupfer gedeckten platten Dache, das von einer Balustrade umgeben ist, erhebt sich ein Belvedere. Das prächtige Gebäude, welches zur Hälfte in den Heiligen See steht, wurde auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm I. durch Gontard, Langhans und Krüger aus inländischem Marmor aufgeführt.“

Seine bedeutendste Leistung lag im Ausbau des Militärwaisenhauses[87] nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763):[88] „Das Militärwaisenhaus dürfte Gontards größte Bauaufgabe gewesen sein, die ihm in Potsdam erteilt wurde. Sie stellt zugleich die Krönung seines städtebaulichen Schaffens in dieser preußischen Residenzstadt dar. Von 1771 bis 1777 entstand der riesige Gebäudekomplex mit betontem Mittelteil, der nach oben von einem Monopteros abgeschlossen ist, einem tempelartigen Gebäudetypus, den der Meister zuvor im Freundschaftstempel und im Antikentempel (…) des Parkes von Sanssouci verwirklicht hatte.“

Gontard verließ im Jahre 1779 Potsdam und ging nach Berlin, wo er die Turmbauten der Deutschen und Französischen Kirche auf dem Gendarmenmarkt errichtete.[89]

Der Hugenotte Carl Christian Horvath (1751-1837) wurde Ende des 18. Jahrhunderts zu einem der angesehensten Buchhändler in Potsdam.[90] Nach einem gescheiterten Versuch, als Buchhändler in Berlin Fuß zu fassen, siedelte er nach Potsdam über. Friedrich II. erteilte ihm am 11.2.1778 das Privileg, sowohl in Potsdam eine Buchhandlung zu eröffnen als auch Bücher zu drucken.

In den ersten Jahren fiel es ihm schwer, sich beruflich zu etablieren:[91] „Horvaths Buch- Kunst- und Musikalienhandlung nebst Leihbibliothek und 500 Bänden und eigenem Verlag hatten mit vielen Nöten und Verlusten zu kämpfen, bis er sich 1791 das Haus am Wilhelmplatz 6 vom Garnison-Maurermeister Renschau für 1.650 Taler kaufen konnte.“

Nach der Überwindung dieser Schwierigkeiten verlegte Horvath mehr als 140 militärische, pädagogische, theologische und lokalgeschichtliche Schriften. Dazu gehörte ein Militärgesangbuch, das eine für die damalige Zeit hohe Auflage von 120.000 Exemplaren erreichte. Im Jahre 1824 verzichtete er aus Altersgründen auf die Leitung seines Geschäftes. Er bekleidete für mehrere Jahre das Amt des Stadtverordnetenvorstehers im Potsdamer Magistrat:[92] „Im Stadtparlament vertreten waren insgesamt (…) 81 Hausbesitzer und 3 Mietbürger; davon 38 Gewerbetreibende, 10 Kaufleute, 4 Gastwirte. 1 Holzverwalter, 1 Fabrikant, 2 Apotheker und 4 aus nicht näher bezeichneten ‚höheren Ständen“. (…) Sie wählten den bekannten Buchhändler Carl Christian Horvath zum ersten Stadtverordnetenvorsteher.“

Der Glaubensflüchtling Antoine Pesne (1683-1757)[93], der aus einer angesehenen Pariser Malerfamilie stammte, wurde im Jahre 1711 in Berlin königlicher Hofmaler.[94] Eine der herausragenden Leistungen Pesnes bestand in dem Entwurf von Wand- und Deckenmalereien im Schloss Sanssouci. Er hatte weiterhin maßgeblichen Anteil an der Innenausstattung der katholischen Kirche St. Peter und Paul; er schuf die berühmten Gemälde „Christus am Ölberg“(1728), „Schutzengel“ (1739) sowie „Madonna mit heiligem Domenicus“ (1739). Pangels würdigte die Lebensleistung Pesnes folgendermaßen:[95] „Sein unerhörter Fleiß hinterließ ein umfangreiches Oeuvre, das durch die damals übliche detaillierte Ausführung der Stoffe, Spitzen, Gewänder und Juwelen als kulturhistorische Quelle ersten Ranges zu bezeichnen ist.“

Der Bornstädter Friedhof[96] wurde die letzte Ruhestätte vieler einflussreicher Hugenotten im Dienst des preußischen Königshauses.[97] Dort wurden Henri Alexandre de Catt[98], Vorleser Friedrich II, Pierre Abraham Droz, Kastellan des Schlosses Sanssouci und viele andere Mitglieder der französischen Gemeinde[99] in Potsdam beigesetzt.

Nicht nur die hugenottischen Ansiedler nahmen eine wichtige Rolle in der Entwicklung Potsdams ein. Im Zuge der Stadterweiterung kamen niederländische Handwerker mit ihren Familien nach Potsdam:[100] „Als der König 1732 zu einer Reise nach den Niederlanden aufbrach, war der Plan zu einer Erweiterung der Potsdamer Neustadt (…) bereits gefasst. So sah er einen Zweck in der Reise auch in der Anwerbung der als tüchtig und erfahren beim Aufbau auf schwierigem Baugrund bekannten niederländischen Handwerker.“

Die niederländischen Handwerker bildeten kurz nach ihrer Ansiedlung eine eigene Kolonie in Potsdam. Der bekannteste Vertreter der in Potsdam angesiedelten Niederländer war Johann Boumann d.Ä., der mit 26 Jahren den Posten des Schlosskastellans bekleidete. Er war zusammen mit Pierre de Gayette und dem Ingenieur Berger für den Aufbau des „Holländischen Viertels“ in den Jahren 1740-1742 verantwortlich.[101] Das „Holländische Viertel“ blieb nicht die einzige architektonische Leistung Boumanns; unter seiner Anleitung entstand in den Jahren 1753-1755 das Alte Rathaus in Potsdam und die Französische Kirche in den Jahren 1751-1753.

Nach seinem Regentschaftsantritt im Jahre 1740 setzte Friedrich II. nach dem Vorbild seiner Vorgänger auf dem preußischen Thron den wirtschaftlichen Ausbau Potsdams weiter fort. Zu diesem Zweck warb er Einwanderer aus der Pfalz, aus Württemberg, Sachsen, Böhmen, Polen sowie der Schweiz an, die sich zum Teil dauerhaft in Potsdam niederließen.

Im Jahre 1750 gründeten böhmische Einwanderer die im Osten von Potsdam gelegene Kolonie Nowawes.[102] Auf dem heutigen Gebiet des Stadtteils Babelsberg wurden 310 Familien in 155 Häusern angesiedelt.[103] Die Leitung der Ansiedlung übertrug Friedrich II. seinem Vertrauten Oberst von Retzow. Durch die böhmische Einwanderung erhielt die aufstrebende Potsdamer Textilindustrie ein beträchtliches Arbeitskräftepotential. Anfang des 19. Jahrhunderts geriet die Potsdamer Textilindustrie in eine wirtschaftliche Krise, was sich an der sozialen Struktur in Nowawes deutlich festmachen ließ:[104] „Nach der Aufstellung des zuständigen Steuerrats wurden 1801 beispielsweise 42 Familien in Nowawes als wohlhabend betrachtet, weitere 98 erfreuten sich eines mäßigen Wohlstandes, während 310 Familien als bedürftig, d.h. am Rande des Existenzminimums befindlich, eingestuft wurden.“ Die schwierige Lage der Textilindustrie verschärfte sich bedingt durch die napoleonische Kontinentalsperre weiter.

Festzuhalten ist, dass die im Jahre 1723 gegründete französische Gemeinde und Einwanderer aus anderen Ländern den kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Aufstieg Potsdams im 17. und 18. Jahrhundert entscheidend beeinflusst haben. Die französische Gemeinde in Potsdam, die im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Mitglieder verlor, existiert im Gegensatz zu anderen Gemeinden in Brandenburg-Preußen bis zum heutigen Tage.

5. Fazit

Das Revokationsedikt von Fontainebleau untersagte jegliche Kultfreiheit der Hugenotten und tolerierte lediglich die individuelle, nicht die öffentlich praktizierte Gewissensfreiheit im französischen Staat. Protestantische Geistliche wurden vor die Wahl gestellt, dem Kalvinismus abzuschwören oder das Land innerhalb von zwei Wochen zu verlassen. Die Zwangsbekehrungen brachten jedoch nicht den erhofften Erfolg; der katholische Glaube wurde in vielen Fällen lediglich mit einem Lippenbekenntnis angenommen. In Privatwohnungen und an geheimen Treffpunkten wurden weiterhin die Schriften Johannes Calvins gelesen und protestantische Gottesdienste abgehalten. Lediglich eine Minderheit der hugenottischen Pastoren schwörten dem Protestantismus ab, die übrigen und mit ihnen ungefähr 200.000-300.000 Kalvinisten flüchteten unter lebensbedrohlichen Umständen ins protestantische Ausland.

Das Revokationsedikt von Fontainebleau und die daraus resultierende Emigration der Hugenotten bedeuteten eine Zäsur in der französischen Geschichte. Der Protestantismus wurde als Faktor des gesellschaftlichen und politischen Lebens in Frankreich für längere Zeit ausgeschaltet.

Neben Städten wie Den Haag, Amsterdam oder Genf stellte Frankfurt/Main ein wichtiges Durchgangszentrum für Glaubensflüchtlinge aus Frankreich dar. Aufgrund der günstigen geographischen Lage, der Bedeutung Frankfurts als wichtiges europäisches Handelszentrum sowie der großen Autonomie der Stadt wählten viele hugenottische Exulanten Frankfurt/Main als Zufluchtsort. Die französische Gemeinde in Frankfurt/Main unterstützte ihre verfolgten Glaubensbrüder direkt nach ihrer Ankunft. Von der deutsch reformierten Gemeinde, den Frankfurter Lutheranern sowie aus England und den Niederlanden erhielt die hugenottische Gemeinde finanzielle Zuwendungen.

Für die meisten Glaubensflüchtlinge, die nach Frankfurt/Main emigrierten, stellten die Generalstaaten der Niederlande, Brandenburg-Preußen und Hessen-Kassel die bevorzugtesten Bestimmungsorte dar. Diese Staaten entsandten Vertreter, die besonders Handwerker und Fabrikanten unter den Flüchtlingen zu einer Ansiedlung in ihrem Territorium bewegen sollten.

Die Untersuchung des Lebens der hugenottischen Glaubensflüchtlinge in den deutschen protestantischen Territorien exemplarisch dargestellt an Städten und Dörfern Brandenburg-Preußens, Hessen-Kassels und der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuths brachte folgende Ergebnisse hervor: Die Motivation der jeweiligen Landesherren, die hugenottischen Glaubensflüchtlinge in ihrem Territorium aufzunehmen, lag in der Kombination aus machtpolitischen Erwägungen, wirtschaftspolitischen Zielsetzungen und konfessioneller Solidarität gegenüber ihren Glaubensbrüdern. Die protestantischen Landesherren sahen in den Hugenotten loyale Staatsbürger und damit Stabilisierungsfaktoren des absolutistischen Herrschaftssystems. Da sich unter den emigrierten Hugenotten zahlreiche Intellektuelle, Handwerker und Fabrikanten befanden, versprachen sich die jeweiligen Landesherren von ihnen eine kurzfristige Steigerung der Wirtschaftskraft, die Gründung neuer Industriezweige und eine Belebung des Handels. Geldspenden und die Hilfeleistung in Form von Unterbringungs- und Arbeitsmöglichkeiten des jeweiligen Herrschers waren Ausdruck eines konfessionellen Zusammengehörigkeitsgefühls.

Einen überregionalen Charakter für die Ansiedlung der hugenottischen Flüchtlinge besaß das Edikt von Potsdam. Es legte in 14 Artikeln die Rahmenbedingungen für die Aufnahme der Exulanten in Brandenburg-Preußen fest. Das Edikt sprach den Hugenotten weitreichende soziale und wirtschaftliche Privilegien zu, eine Möglichkeit zur Selbstverwaltung war darin jedoch nicht enthalten. Die drei Edikte des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel im Jahre 1685 hatten ebenfalls eine überregionale Bedeutung. Neben der rechtlichen Gleichstellung mit der deutschen Bevölkerung und der Zusicherung der uneingeschränkten Ausübung des Kalvinismus spielten wirtschaftliche Privilegien eine entscheidende Rolle.

Bei der regionalen Ansiedlung der Hugenotten standen die Privilegien der religiösen Freiheit, der wirtschaftlichen Konzessionen und die Übergabe von Grundbesitz an die Flüchtlinge im Mittelpunkt. Die meisten Landesherren legten großen Wert auf die Erhaltung der aus Frankreich mitgebrachten Traditionen der Galubensflüchtlinge. Ihrer Vorstellung nach sollten ausschließlich französische Pfarrer und Lehrer in den Gemeinden beschäftigt werden und nach Möglichkeit ortsansässige Hugenotten wichtige Ämter innerhalb der Gemeinde bekleiden. Der Gebrauch der französischen Sprache war während der Gottesdienste obligatorisch. Die Gründung von Schulen für die Kinder der Flüchtlinge mit der Unterrichtssprache Französisch wurde angestrebt. Die Aufrechterhaltung eines wechselseitigen Austausches mit anderen hugenottischen Kolonien war ein weiteres Anliegen der Landesherren.

Zur Entwicklung des religiösen Lebens innerhalb der hugenottischen Gemeinden überließ der jeweilige Herrscher den hugenottischen Exulanten – meist zur vorübergehenden Nutzung- eine Kirche oder Kapelle. In der Regel übernahm er auch die Finanzierung des Pfarrers, des Kantors sowie des Küsters. Das kirchliche Leben spielte in den ersten Jahrzehnten nach der Ansiedlung in allen hugenottischen Gemeinde eine wichtige Rolle. Erst im Laufe der Zeit verlor die Religiösität im Leben der Gemeindemitglieder immer mehr an Bedeutung. Das religiöse Leben wurde lediglich von einem kleinen Personenkreis am Leben erhalten, so dass es im 19. und 20. Jahrhundert in den meisten Fällen zu einer Vereinigung mit der deutschen reformierten Gemeinde der jeweiligen Stadt oder des jeweiligen Ortes kam. Die bis zum heutigen Zeitpunkt weiter existierenden hugenottischen Gemeinden wie in Berlin, Potsdam, Angermünde, Prenzlau oder Schwedt stellen Ausnahmen dar.

Ein Teil der autochthonen Bevölkerung lehnte die hugenottischen Neuankömmlinge aufgrund ihrer von jeweiligen Landesherren zugestandenen Privilegien, der neu entstandenen Konkurrenzsituation und religiöser Intoleranz ab. Andererseits war die Bereitschaft zur Kooperation innerhalb der deutschen Bevölkerung vorhanden, wenn sie aus der Einwanderung der Glaubensflüchtlinge vor allem in ökonomischer Hinsicht unmittelbaren Nutzen zog.

Die Einwanderung der Hugenotten war für die politische, wirtschaftliche und geistige Entwicklung der protestantischen Aufnahmestaaten, der Städte und Orte, wo sich die Glaubensflüchtlinge ansiedelten, von prägender Bedeutung. Große Verdienste erwarben sich die Flüchtlinge beim Bau von Schlössern und Gärten in der Residenzstadt Potsdam sowie beim Aus- und Aufbau von Adels-und Herrensitzen. Für herausragende Leistungen im Hinblick auf die Architekturgeschichte Preußens waren die Hugenotten Philipp de la Chieze und David Friedrich Gilly verantwortlich. Der französische Bildhauer Charles Phillip Dieussart und der Maler Antoine Pesne prägten die künstlerische Entwicklung am Hofe des Kurfürsten in Potsdam.

6 Literatur

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Fußnoten

  1.  ↑ Hahn, P.-M.: Geschichte Potsdams von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 2003, S. 11
  2.  ↑ Ebd. S. 321
  3.  ↑ Ebd. S. 322
  4.  ↑ Deutscher Hugenottenverein (Hrsg.): Das Edikt von Nantes. Das Edikt von Fontainebleau, Flensburg 1963, S. 90
  5.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 141
  6.  ↑ Das Edikt von Fontainebleau. 300-Jahrfeier Oktober 1985. Vortrag von Pfarrer Albrecht Prüfer im Französischen Gymnasium, in: Die Hugenottenkirche, 39. Jg., Nr.10, Oktober 1986, S. 38 f
  7.  ↑ Ebd.
  8.  ↑ Ebd.
  9.  ↑ Deutscher Hugenottenverein, Das Edikt von Nantes. Das Edikt von Fontainebleau, a.a.O., S. 91 f
  10.  ↑ Bluche, Im Schatten des Sonnenkönigs, a.a.O., S. 317
  11.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 66
  12.  ↑ Joutard, 1685-Ende und neue Chance für den französischen Protestantismus, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 20
  13.  ↑ Ebd.
  14.  ↑ Poujol, R.: Histoire d’un village cevenal : Vebron, Aix-en-Provence 1983, S. 132
  15.  ↑ Zitiert aus Spaich, H.: Fremd in Deutschland. Auf der Suche nach Heimat, a.a.O., S. 66
  16.  ↑ Bluche, Im Schatten des Sonnenkönigs, a.a.O., S. 311
  17.  ↑ Ebd.
  18.  ↑ Ebd. S. 312
  19.  ↑ Ebd.
  20.  ↑ Zitiert aus: Erbe, H.: Die Hugenotten in Deutschland, Essen 1937, S. 25
  21.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 358
  22.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 147
  23.  ↑ Jean-Baptiste Colbert (1619-1683) bekleidete seit dem Jahre 1661 den Posten des Oberintendanten der Finanzen in Frankreich. Durch grundlegende administrative, ökonomische und finanzielle Reformen schuf er die Voraussetzungen für die Außen- und Kolonialpolitik Ludwigs XIV. Er war einer der führenden Vertreter des Merkantilismus und förderte den französischen Außenhandel und die industrielle Entwicklung des Landes. Außerdem wurde er von Ludwig XIV. zum Oberintendanten der schönen Künste ernannt und gründete im Jahre 1666 die Academie des Sciences. Vgl. dazu Cole, C. W.: French Merkantilism 1683-1700, 2. Auflage, New York 1965; Scoville, W.C.: The Presecution of Huguenots and French Economic Development 1680-1720, Los Angeles 1960, S. 444 f ; Schumpeter, J. A.: Geschichte der ökonomischen Analyse, 2. Bde, Göttingen 1989 oder Mager, W.: Frankreich vom Ancien Regime zur Moderne, 1630-1830. Wirtschafts-, Gesellschafts- und politische Institutionengeschichte, Stuttgart 1980
  24.  ↑ Treue, W.: Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit im Zeitalter der industriellen Revolution 1700-1960, Stuttgart 1962, S. 89
  25.  ↑ Vgl. dazu Almeras, C.: La revolte des Camisardes, Paris 1960 oder Ducasse, A.: La guerre des Camisardes. La resistance huguenotte sous Louis XIV., Paris 1962
  26.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 22
  27.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 85
  28.  ↑ von Thadden, R./Magdelaine, M.: Die Hugenotten 1685-1985, München 1985, S. 7
  29.  ↑ Spaich, Fremd in Deutschland. Auf der Suche nach Heimat, a.a.O., S. 66
  30.  ↑ Weitere Informationen zur Migration in die Niederlande bietet Bots, H./ Bastiaanse, R.: Die Hugenotten und die niederländischen Generalstaaten, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten, a.a.O., S. 55-72; Gibbs, G.C.: Some Intellectual and Political Influences of the Hugenot Emigres in the United Provinces, c. 1680-1790, in: Bijtragen en Mededelingen betreffende de Geschiedenes der Nederlanden, 30 (1975), S. 254-287 oder Bolhuis, H.H.: La Hollande et les deux refugies, in: Bulletin de la Societe du Protestantisme francais, 115, (1969), S. 407-428
  31.  ↑ Magdelaine, Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten (1685-1985), a.a.O., S. 35. Vgl. zu anderen Aufnahmestaaten die Darstellung von Reaman, G. E.: The Trail of the Huguenots in Europe, the United States, South Africa and Canada, London 1964
  32.  ↑ Magdelaine, Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten (1685-1985), a.a.O., S. 30
  33.  ↑ Christoph Graf zu Dohna gab in seinen „Memoires originaux“ einen Eindruck von der Situation in Berlin: „Bei meiner Rückkehr (1686) fand ich in Berlin angefüllt mit Franzosen; sie flüchteten in Massen hierher, angezogen von der günstigen Aufnahme, die der Kurfürst den ersten bereitet hatte. (…) Jeden Tag sah man Kaufleute, Manufakturunternehmer und vor allem Offiziere und Edelleute in Mengen eintreffen“ Zitiert nach: Glatzer, R. (Hrsg.): Berliner Leben 1648-1866. Erinnerungen und Berichte, Berlin 1956, S. 48
  34.  ↑ Zitiert nach: Wilke, J.: Rechtsstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen (1685-1809), in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100- ?, hier S. 100
  35.  ↑ Das Edikt von Potsdam wurde im Gegensatz zu anderen Edikten aufgrund der besonderen Situation, in denen sich die Flüchtlinge befanden, relativ kurzfristig verfasst. Bei der Ausarbeitung des Inhalts stützte sich der Kurfürst Friedrich Wilhelm unter anderem auf die Pfarrer Francois de Gaultier und Jacques Abbadie der französischen Gemeinde in Berlin. Sie machten den Kurfürsten und seine Berater mit Augenzeugenberichten über die Situation der Flüchtlinge vertraut.Vgl. dazu auch Mengin, E.: Das Edikt von Potsdam. Das Edikt von Fontainebleau, Paris 1963
  36.  ↑ Zitiert nach Tritt, I.: Der kulturgeographische Einfluß der Glaubensvertriebenen in Berlin, Berlin 1966, S. 3
  37.  ↑ Ebd.
  38.  ↑ Mengin, E.: Das Recht der französisch-reformierten Kirche in Preußen, Berlin 1929, S. 192
  39.  ↑ Zitiert nach: Wilke, Rechtsstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100
  40.  ↑ Zitiert nach: Ebd.
  41.  ↑ Ebd. S. 101
  42.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 30
  43.  ↑ Ebd.
  44.  ↑ Wilke, J.: Rechtstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen (1685-1809), in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100- ???, hier S. 102
  45.  ↑ Zitiert nach L’heureuse colonie, du celebration du Jubile des colonies francaises etablies dans les Etats du Roi: consistant en un Recueil de Sermons prononces dans les cinq paroisses francaises de Berlin, Berlin 1785, S. 5
  46.  ↑ Zitiert aus Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 35
  47.  ↑ Ebd. S. 37
  48.  ↑ Zitiert aus Ebd.
  49.  ↑ Hahn, P.-M.: Geschichte Potsdams von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 2003, S. 12
  50.  ↑ Uhlemann, M./Rückert, O.: Potsdam. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, Berlin 1986, S. 21
  51.  ↑ Ebd. S. 22
  52.  ↑ Zitiert aus: Ebd. S. 24
  53.  ↑ Giersberg, H.-J.: „Mein Herr Vater hat Potsdam sehr lieb“, in: 1.000 Jahre Potsdam. Das Buch zum Stadtjubiläum mit dem Festprogramm, Potsdam 1992, S. 57 f
  54.  ↑ Hahn, Geschichte Potsdams von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 21
  55.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 37
  56.  ↑ Ebd.
  57.  ↑ Ebd. S. 44
  58.  ↑ Nähere Informationen über die französische Gemeinde in Berlin sind in folgenden Werken enthalten: Beringuier, R. (Hrsg.): Die Stammbäume der Mitglieder der Französischen Kolonie in Berlin, Berlin 1887; Birnstiel, E.: Die Hugenotten in Berlin oder Die Schule der Untertanen, Berlin 1986; Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; Manoury, K.: Die Geschichte der Hugenottenkirche von ihren Anfängen in Frankreich bis zur Gegenwart in Deutschland 1517-1937, 2. Bände, Berlin 1937-1941 Bregulla, G. (Hrsg.): Hugenotten in Berlin, Berlin 1988; Erman, W.: Jean Pierre Erman (1735 bis 1814). Ein Lebensbild aus der Berliner französischen Kolonie, Berlin 1914; Fischer, G.: Die Hugenotten in Berlin, Berlin 1988; Fuhrich-Grubert, U.: Die französische Kirche zu Berlin. Ihre Einrichtungen 1672-1945, Bad Karlshafen 1992; Glatzer, R. (Hrsg.): Berliner Leben 1648-1806. Erinnerungen und Berichte, Berlin 1956; Projektgruppe Inventarisierung historischer Friedhöfe und Projektgruppe Erhebung und Aufbereitung von Umweltdaten auf Friedhöfen im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Fachabteilung Bau-und Gartendenkmalpflege (Hrsg.): Historische Friedhöfe in der Mitte Ost-Berlins, Berlin o.J.; Hofmeister, B./Möbius, D. (Hrsg.) Exkursionen durch Berlin und seine Umgebung, Berlin 1992; Manoury, K./Prüfer, A.: Der Weg der französischen Kirche in Berlin. Eine Übersicht, Berlin 1967; Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980; Schulz, K.: 3000 Berliner Kolonisten und Kolonistensöhne 1682-1812, Schriftenreihe der Stiftung Stoye der Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung e.V., Nr. 3, Neustadt an der Aisch 1972; Jersch-Wenzel, S./John, B.(Hrsg.): Von Zuwanderen zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin, Berlin 1990, S. 13-152; Seyppel, J.: Nun-Unsterblichkeit. Wanderungen zu den Friedhöfen Berlins, Berlin 1964; Eberhardt, F. u.a.: Die Liusenstadt. Geschichte und Geschichten über einen alten Berliner Stadtteil, Berlin 1995; Mengin, E.: Die französisch-reformierte Luisenstadtkirche zu Berlin 1728-1928. Festschrift zum zweihundertjährigen Bestehen, Berlin 1928; Ludewig, T.: Berlin. Geschichte einer deutschen Metropole, Gütersloh 1986, S. 163 f
  59.  ↑ Zitiert aus Hahn, Geschichte Potsdams von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 39
  60.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 40
  61.  ↑ Engelsing, Kleine Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands, a.a.O., S. 68
  62.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 45
  63.  ↑ Thomas Le Cointe studierte nach seiner Ankunft in Brandenburg-Preußen an der Viadrina in Frankfurt/Oder Theologie und bekleidete vor seinem Amtsantritt in Potsdam die Stelle des Predigers in Brandenburg. Im Jahre 1739 wurde er Ratsmitglied des in Berlin ansässigen Oberkonsistoriums und Inspektor aller Kirchen. Vgl. Ebd. S. 336
  64.  ↑ Eine ausführlichere Betrachtung der Französischen Kirche ist zu finden in: Kitschke, A.: Kirchen in Potsdam. Aus der Geschichte der Gotteshäuser und Gemeinden, Berlin 1983
  65.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 61
  66.  ↑ Ebd., Vgl. dazu auch Mielke, F.: Potsdamer Baukunst, 2. Aufl., Berlin 1998 oder Poensgen, G.: Die Bauten Friedrich Wilhelms IV. in Potsdam, Berlin 1930
  67.  ↑ In der Französischen Kirche predigten in der Folgezeit weitere bekannte Mitglieder der hugenottischen Gemeinde, wie z.B. Jean Henry, der spätere Leiter der königlichen Bibliothek in Berlin, Isaac Henri Chodowiecki, der Sohn des Kupferstechers Dabiel Nicolaus Chodewiecki oder Jacques Papin (1761-1818) Vgl. dazu Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 337
  68.  ↑ Manoury, K.: Die Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, Berlin 1961, S. 2
  69.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 69
  70.  ↑ Vgl. dazu auch Dehio, L.: Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, München 1961
  71.  ↑ Zitiert aus: Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O. S. 56
  72.  ↑ Reyer, C.: Geschichte der französischen Kolonie in Preußen, Berlin 1852, S. 192
  73.  ↑ Escher, F.: Berlin und sein Umland, Berlin 1985, S. 122
  74.  ↑ Pehle, M. : Potsdam, Potsdam 1938, S. 58
  75.  ↑ Zitiert aus Manoury, Die Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, a.a.O., S. 2; Vgl. dazu auch Opgenoorth, E.: „Ausländer“ in Brandenburg/Preußen. Als leitende Beamte und Offiziere 1604-1871, Würzburg 1967
  76.  ↑ Hahn, Geschichte Potsdams von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 44
  77.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 63 f.
  78.  ↑ Ebd. S. 64
  79.  ↑ Ebd. S. 47
  80.  ↑ Ebd. S. 49
  81.  ↑ Nach den Vorschriften der Discipline ecclesiastique wurde eine französisch-reformierte Kirchengemeinde erst durch den Zusammentritt des Presbyteriums, des consistoires, begründet. Dieses Gremium setzte sich aus den folgenden Personen zusammen: einem oder mehreren Predigern, dem Geistlichen (pasteur), und zwei Gruppen von Laien, den anciens (Ältesten) und den diacres (Diakonen). Das Konsistorium war zuständig für die religiös-kirchliche Selbstverwaltung und übte entsprechend dem Vorbild der christlichen Urgemeinde die Kirchenzucht und die Almosenpflege aus. Vgl. dazu Desel, J./Mogk, W.: Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, Kassel 1978, S. 15
  82.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 335
  83.  ↑ Volk, W.: Historische Straßen und Plätze heute: Potsdam, Berlin 1988, S. 14
  84.  ↑ Ebd.
  85.  ↑ Ebd. S. 21
  86.  ↑ Cosmar, A.: Neuester und vollständigster Wegweiser durch Potsdam und seine Umgebungen für Fremde und Einheimische, Berlin 1841, S. 21
  87.  ↑ Das Militärwaisenhaus wurde auf Anordnung von Friedrich Wilhelm I. errichtet: „Die Insassen des Waisenhauses setzten sich zum Teil aus echten Kriegswaisen, zum anderen aus Soldatenkindern zusammen. Das Große Militärwaisenhaus wurde nach dem Vorbild der Franckeschen Stiftungen in Halle angelegt Die in ihm untergebrachten Kinder wurden größtenteils in den Manufakturen als Arbeitskräfte eingesetzt. Daneben erhielten sie eine –allerdings unzureichende- Unterweisung im Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Kinder wurden durch einen besonders dafür eingestellten spanischen Spinnmeister für die Herstellung feiner Wolle für das Berliner Lagerhaus ausgebildet, um dann später in den Potsdamer Woll- und Seidenfabriken zu arbeiten. Aber auch in der Gewehrfabrik wurden die Insassen des Waisenhauses eingesetzt. 1730 waren dort von den 252 Beschäftigten 41 ‚Jungen’“. Zitiert nach: Volk, Historische Straßen und Plätze heute: Potsdam, a.a.O., S. 18
  88.  ↑ Reuther, H.: Jan de Bodt und Carl Philipp Christian Gontard. Ein Beitrag zur Baukunst der Hugenotten in Berlin, in: Botta, B. u.a.: Die Hugenotten und Berlin-Brandenburg, 2.Auflage, Berlin 1981, S. 65-79, hier: S. 72.
  89.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 165
  90.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 57
  91.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  92.  ↑ Uhlemann/Rückert, Potsdam, a.a.O., S. 58.Vgl. dazu auch Fabian, W.: Potsdam. Die Stadt- die Könige und ihre Besucher, Berlin 1997, S. 44
  93.  ↑ Zur Biographie Pesnes vor seinem Wirken in Potsdam bemerkt Plagemann: „Als Sproß einer angesehenen Pariser Malerfamilie bildete er sein Talent vor allem in Rom, Neapel und Venedig, wo er die Malkunst Tizians und Veroneses studierte und mit dem italienischen Maler Adrea Celesti (1637-1706) bekannt wurde. In Venedig entstand im Jahre 1707 das Bildnis des preußischen Gesandten Freiherr von Knyphausen, das Friedrich I. veranlasste, Pesne nach Berlin zu rufen. So siedelte der gebürtige Pariser im Jahre 1710 mit seiner Gattin Ursula Anne und der Familie seines Schwiegervaters Dubuisson nach Berlin über.“ Zitiert nach: Plagemann, K.-E.: Antoine Pesne. Hofmaler bei drei preußischen Königen, in: Schmelz, U. (Hrsg.): Potsdam ohne Ausländer? Zum Einfluss von Ausländern auf die Entwicklung Potsdams, Potsdam 1999, S. 40-48, hier: S. 40
  94.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O. S. 67
  95.  ↑ Pangels, C.: Friedrich der Große. Bruder, Freund und König, München 1995, S. 226
  96.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 78. Vgl. dazu auch das Werk von Richter, M.: Bornstedter Friedhof und Kirche. Spuren aus der preußischen und Potsdamer Geschichte, Berlin 1993
  97.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 78
  98.  ↑ Henri Alexandre de Catt galt nicht nur als Vorleser des Königs, sondern auch als sein enger Vertrauter und Ratgeber. Vgl. dazu: Hati, P.: Henri de Catt. Vorleser Friedrich des Großen. Die Tagebücher: 1758-1760, München/Berlin 1986 oder Kugler, F.: Geschichte Friedrichs des Grossen, Köln 1988, S. 267 ff
  99.  ↑ Dazu zählen Friedrich von Gontard (1860-1942), Friedrich Wilhelm Freiherr von Digion von Montetau (1858-1932, Generalmajor und Gutsbesitzer bei Potsdam), Ludwig Disque (1854-1928, Sanitätsrat), Heinrich Dietrich Draing (1697-1769, Amtmann in Bornstedt), Friedrich Wilhelm Bequelin (1768-1828, Geheimer Oberrechnungsrat), Guillaume St. Paul (Richter der französischen Kolonie) und Philippe Villaret (Stahlwarenfabrikant). Vgl. Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 78
  100.  ↑ Schmelz, U.: Zur Rolle der Ausländer beim Ausbau der Residenzstadt Potsdam bis zum Jahre 1786, in Hahn, P.-M./Hübener, K./Schoeps, J. H. (Hrsg.): Potsdam. Märkische Kleinstadt –europäische Residenz. Reminiszenzen einer eintausendjährigen Geschichte, Berlin 1995, S. 93-111, hier: S. 103
  101.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 62
  102.  ↑ Ebd. S. 40
  103.  ↑ Vogler, G.: Zur Geschichte der Spinner und Weber von Nowawes 1751-1785, Potsdam 1965, S. 8 ff
  104.  ↑ Hahn, Geschichte Potsdams von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 92