e-Portfolio von Michael Lausberg
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Hugenottenkriege in Frankreich

Die Ausbreitung reformistischer Ideen in Frankreich

Nach dem Tod Karls VIII. ließ sein Nachfolger Ludwig XII. in vielerlei Hinsicht Reformbereitschaft vermissen, was dem vorsichtigen Optimismus der reformorientierten Richtung die Basis entzog. Erst als der König Georges d’Amboise im Jahre 1503 zum Legaten sine praefinitione temporis ernannte, kam es zu einer Vorantreibung der Reform des Weltklerus und der Klöster. Da Georges d’Amboise bei seinem Vorhaben auf heftigen Widerstand bei Klerus, Parlament und Universität stieß, blieben seine Erfolgsbemühungen ohne erkennbare Wirkung.

Guillaume Briconnet, den Franz I. im Dezember 1515 zum Bischof von Meaux ernannte, wurde von nun an zur zentralen Figur des Reformkatholizismus.[1] Sein Vorhaben, eine innere Erneuerung der Kirche durchzusetzen, realisierte er im Jahre 1518 mit einer umfassenden Reform seiner Diözese. Guillaume Farel, Gerald Roussel und andere vom Katholizismus verfolgte Personen fanden in Meaux eine Zufluchtstätte und wurden von Briconnet damit beauftragt, in zahlreichen Orten seines Bistums ihre konfessionelle Überzeugungen zu verbreiten und französische Übersetzungen der Evangelien und Episteln für die Sonn- und Festtage unter den Gläubigen zu verteilen.[2]

Parlament und Universität, denen die Reformvorhaben von Briconnet ein Dorn im Auge waren, opponierten seit dem Jahre 1521 gegen die Schule von Meaux. Unter verstärktem Druck antireformerischer Vertreter des Katholizismus in Frankreich verdammte Briconnet auf der Synode von Meaux im Jahre 1523 Luthers Lehre von der Kirche und verbot die Lektüre sowie den Verkauf lutherischer Schriften in seinem Bistum. Da er aber trotzdem die Verbreitung französischer Übersetzungen der Evangelien erlaubte, entsandte das Pariser Parlament im Jahre 1525 eine Untersuchungskommission nach Meaux. Die Kommission verbot allen fremden Predigern die Wortverkündigung und verhörte zahlreiche Personen, die im Verdacht standen, mit der lutherischen Lehre in Verbindung zu stehen. Aus Angst löste Briconnet alle Verbindung zu den Anhängern der lutherischen Lehre und schrieb dem Pariser Parlament einen Brief, in dem er sich von seinen Reformansichten distanzierte, so dass der Prozess gegen ihn eingestellt wurde.[3] Seit dem Jahre 1525 kam es zu Verfolgungen von Anhängern der Schule; diejenigen, die nicht rechtzeitig die Flucht ergreifen konnten, wurden eingekerkert, mussten widerrufen und die Buße ablegen.[4]

Eine weitere Persönlichkeit, die in Ansätzen reformatorische Vorstellungen vertrat, war Jacques Lefevre d’Etaples, obwohl auch er einen offenen Bruch mit der katholischen Kirche vermied. Lefevre d’Etaples unterhielt enge Verbindungen mit Guillaume Briconnet und anderen Anhängern reformistischer Ideen in Frankreich.[5] In seinem Kommentar zu den Briefen des Paulus, der im Jahre 1512 erschien, ging er davon aus, dass allein die im Neuen Testament enthaltene Lehre von Jesus Christus für den Glauben maßgeblich ist. Demgegenüber verwarf er die im Laufe der Zeit entwickelten kirchlichen Bräuche, Lehren und Dogmen. Weiterhin zweifelte er die Wirksamkeit der von der katholischen Kirche als Mittel zur Erlangung des Seelenheils propagierten Handlungen wie Almosen, Pilgerfahrten und Totenfürbitten an. Lefevre d’Etaples vertrat dagegen die Auffassung, dass lediglich die Gnade Gottes den Menschen zum ewigen Seelenheil führen würde. Er stellte die Bibel als alleinige Quelle der christlichen Lehre den kirchlichen Traditionen gegenüber. Eine von ihm vorgenommene Übersetzung des Neuen Testamentes ins Französische erschien im Jahre 1523; zwei Jahre später gab er ein Übersetzung des Alten Testamentes heraus.[6]

Seit dem Jahre 1520 breiteten sich die Gedanken Luthers in Paris, Avignon, Lyon und anderen Städten Frankreichs aus.[7] Am 15.04.1521 verwarf die Sorbonne die Lehre Luthers, zwei Monate später verbot das Parlament die Verbreitung seiner Schriften. Der Vorwurf „heresie lutherienne“ kam einem Todesurteil gleich; am 08.08.1523 wurde der mit den lutherischen Ideen sympathisierende Augustinermönch Jean Valliere in Paris verbrannt. Im Gegensatz zu Parlament und Universität reagierte König Franz I. auf die neue Entwicklung ambivalent. Einerseits ging er teilweise mit großer Härte gegen die Lutherianer vor, andererseits tolerierte er reformatorische Tendenzen und schützte Personen in seinem näheren Umfeld, die verdächtigt wurden, dem sich ausbreitenden Protestantismus aufgeschlossen gegenüberzustehen.

Seit den 1530er Jahren waren reformatorische Tendenzen in der französischen Literatur zu finden.[8] Francois Rabelais, der nach langen Jahren der Mönchstätigkeit das Kloster verließ, schrieb im Jahre 1532 den zeitkritischen Roman „Pantagruel“, der sofort nach seinem Erscheinen von der theologischen Fakultät in Paris verurteilt wurde. Im Jahre 1546 erschien sein Hauptwerk „Gargantua“, in dessen Schlusskapiteln er den asketischen Idealen des Mittelalters eine neue zwanglosere Auffassung des Menschen gemäß der Zeit der Renaissance entgegenstellte. Rabelais schuf in diesem Werk die utopische Abtei Theleme, die das Gegenteil eines mittelalterlichen Klosters darstellte. Die Abtei enthielt eine Bibliothek, einen Theatersaal, Bäder, ein Ballhaus; in ihrer näheren Umgebung existierten ein Sportplatz, ein Schießstand und eine Reitbahn. Die grundsätzliche Regel für die Bewohner Thelemes lautete:[9] „Tu was du willst, da freie, wohlgeborene und gebildete Leute (…) von Natur einen Trieb und Ansporn in sich tragen, der sie stets zu tugendhaften Taten antreibt und vom Laster abhält.“

Rabelais verwarf die mittelalterliche Vorstellung, dass der Mensch seit dem Sündenfall verdorben war und seine gefährlichen „Triebe“ lediglich durch strenge Askese gebändigt werden könnten. Er vertrat dagegen die Ansicht, dass gerade Zwang und Askese im Menschen gefährliche Neigungen weckten. Die Mitglieder der Abtei sollten geistige und körperliche Bildung erfahren und die Möglichkeit besitzen, im Zweifelsfall jederzeit wieder aus dieser Gemeinschaft austreten zu können.

Verfolgten Personen, die die „Heilige Schrift in ihrem wahren Sinn“ verkündeten, sollte laut Rabelais Zuflucht in Theleme gewährt werden. Dies kann als Hinweis auf Rabelais’ Sympathien für die vom französischen Katholizismus verfolgten reformatorischen Prediger verstanden werden.

In seinem anderen bekannten Roman „Pantagruel“ schildert Rabelais in der Rolle des Ich-Erzählers und Domestiken Alcofrybas die Kindheit und Jugend, die Studienjahre sowie die erste militärische Bewährung des Protagonisten, doch führt er zu Beginn der Studienzeit eine zweite, zunehmend wichtige Figur in die Handlung ein, den ewigen Studenten und Tausendsassa „Panurge“, mit dem er sich offensichtlich mehr identifiziert als mit dem Ich-Erzähler. Am Ende macht er auch diesen selbst zur handelnden Person, die im Mund des jungen Riesen eine ganze Welt entdeckt, die der unseren ähnelt.

Der Erfolg des locker strukturierten, mit zahllosen burlesken Anekdoten, witzigen Zitaten und satirischen Seitenhieben versehenen Werkes war unmittelbar und beachtlich. Es wurde allein 1533 und 1534 acht Male, z. T. in Raubdrucken, neu aufgelegt. Die Theologen der Sorbonne allerdings stießen sich an Passagen, in denen ihre scholastische Haarspalterei karikiert und Positionen vertreten wurden, die dem Protestantismus der Reformatoren nahe stünden. Auch die hohen Richter des Parlaments fühlten sich verspottet. Die Reaktion war eine Verurteilung des Buches durch die Sorbonne. Dies verhinderte jedoch nicht, dass es unter der Hand weiter verkauft, gelesen und weiterverbreitet wurde.

Im Jahre 1537 veröffentlichte der französische Schriftsteller Bonaventure Des Periers seinen satirischen Roman „Cymbalum mundi“, in dem deutlich seine Distanz gegenüber allen dogmatischen Glaubensbekenntnissen zum Ausdruck kam. In seinem Werk greift Des Periers das Motiv vom „Stein des Weisen“ auf, der zu Pulver verrieben im Sand einer Arena verstreut worden ist. Verschiedene Personen, deren Namen auf kirchliche Persönlichkeiten der damaligen Zeit anspielen, behaupten trotzdem, den Stein der Weisen gefunden zu haben und geraten in Streit miteinander. Im Verlaufe dieses Streits macht sich Des Periers in satirischer Weise über die Intoleranz und den Dogmatismus der anwesenden Personen lustig.

Kurz nach ihrer Veröffentlichung wurde die Schrift aufgrund ihres brisanten Inhalts verboten und Des Periers, der am königlichen Hofe angestellt war, entlassen. Nach seiner Entlassung musste der sich über die konventionellen Maßstäbe seiner Zeit hinwegsetzende Des Periers weitere Verfolgungen seitens der katholischen Kirche über sich ergehen lassen, bevor er im Jahre 1544 Selbstmord verübte.

Margarete, die Schwester des französischen Königs Franz I., unterstützte gemäßigte reformatorische Tendenzen in Frankreich.[10] Sie blieb aber ein Ausnahmefall, die meisten einflussreichen Persönlichkeiten Frankreichs hatten kein Interesse an einer Ausbreitung des Protestantismus. Sie stand in enger Verbindung mit Briconnet und Lefevre d’Etaples und gewährte Schriftstellern und Dichtern, die dem Protestantismus zuneigten, einen gewissen Schutz, solange diese gewisse Grenzen nicht überschritten.

In den 1530er Jahren breitete sich das Luthertum in allen Provinzen Frankreichs mit Ausnahme der Bretagne und Auvergne aus. Neben vielen Personen aus den Unter- und Mittelschichten bekannten sich auch zahlreiche Intellektuelle zu der neuen Religion. Jedoch gab es zu diesem Zeitpunkt weder eine feste Organisationsstruktur noch eine ideologische Leitfigur, die als maßgebende theologische Instanz dienen könnte.

Zu einer Zuspitzung der konfessionellen Gegensätze kam es im Herbst 1534, als in Paris und anderen Städten zahlreiche Plakate mit scharfen Angriffen gegen die katholische Messe, besonders gegen die Vorstellung von der körperlichen Gegenwart Christi in Brot und Wein, angebracht wurden. Franz I. reagierte mit unerbittlicher Härte auf diese Aktion, nach feierlichen Sühneprozessionen wurden zahlreiche Protestanten in verschiedenen Städten Frankreichs verbrannt. Um die laufenden Verhandlungen mit den im Schmalkaldischen Bund[11] organisierten deutschen Protestanten nicht zu gefährden, wurden die Verfolgungen einige Zeit später eingestellt und alle Protestanten durch das Edikt von Coucy vom 16.7.1535 aufgefordert, sich innerhalb von sechs Monaten zum Katholizismus zu bekennen. Eine weitere Reaktion auf die Plakataffäre (affaire des placards) war die verschärfte Kontrolle des Buchdrucks durch einen königlichen Erlass, um die Verbreitung protestantischer Schriften zu verhindern.

Es bleibt festzuhalten, dass die Plakataffäre zum Scheitern der Verständigung über religiöse Grundsatzfragen zwischen Protestanten und Katholiken und zur Verhärtung der konfessionellen Gegensätze beitrug.

Trotz des nun zunehmenden Verfolgungsdruckes breitete sich die Reformation in Frankreich weiter aus, wobei ihr jedoch weiterhin der organisatorische Zusammenhalt fehlte. Entscheidend geprägt wurde der französische Protestantismus von Guillaume Farel (1489-1565) und Jean Calvin (1509-1564).

Guillaume Farel, der die erste französische reformistische Liturgie begründete, musste aufgrund seiner protestantischen Gesinnung im Jahre 1523 aus Frankreich in die Schweiz fliehen.[12] Im Jahre 1535 rief Farel durch eine Predigt im Dom von Bern einen Bildersturm hervor, dem die Abschaffung der Messe und die förmliche Annahme der Reformation folgten, so dass im Januar 1536 die protestantische Gottesdienstordnung eingeführt wurde. Er führte von Neuchatel aus die Reformation der französischen Schweiz und der benachbarten französischen Gebiete (Metz, Straßburg)[13] durch.[14]

Jean Calvin gab der französischen Reformation ihr theologisches System. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Paris wurde Calvin ungefähr im Jahre 1533 ein leidenschaftlicher Anhänger der Reformation.[15] Im Haus seines Wohnungsgebers, des reichen Tuchhändlers Étienne de la Forge, der Martin Luthers Gedanken verbreitete, traf sich heimlich ein Kreis „Evangelischer“ Christen. Dazu gehörte auch Gérard Roussel, Prediger am Hof des Königs. Roussel floh in der Folgezeit aus Frankreich, wo er der Häresie angeklagt wurde, und verbrachte einige Jahre in Straßburg bei Wolfgang Capito. 1535 kehrte er auf Einladung des französischen König Franz I. zurück und wurde Bischof von Oléron (1536), wo er den Schutz Margarete von Angoulême genoss. Als Bischof hielt er zahlreiche Predigten und betonte das Studium der Bibel und die Abendmahlfeier, wofür er von der Sorbonne verdammt wurde. Roussel starb in Mauléon an seinen Verletzungen, die ihm ein katholischer Fanatiker beim Angriff auf die Kanzel, von der er predigte, mit einer Axt zugefügt hatte. Calvin, der an diesen Versammlungen teilnahm, beschäftigte sich mit der reformatorischen Lehre. Im April 1532 veröffentlichte er als erste Frucht seiner humanistischen Studien einen Kommentar zu Senecas De clementia („Über die Milde“), der Kritik an dem großen Humanisten Erasmus von Rotterdam übte naturgemäß aber nur für ein kleines Publikum bestimmt war.

Als in Paris der Verfolgungsdruck des Katholizismus zu stark wurde, siedelte er im Jahre 1535 nach Basel über. Mit Louis du Tillet reist Calvin Ende März 1536 über die Alpen in die Lombardei, um mit Renate von Frankreich, der Schwester Franz I. eine persönliche Bekanntschaft anzuknüpfen. Ihr Hof in Ferrara war ein Sammelpunkt für Künstler und Gelehrte, aber auch der Zufluchtsort für verfolgte Protestanten. Dort begegneten sie unter anderem dem bekannten Dichter Clément Marot, der im Herbst 1534 aus Paris nach Ferrara geflohen war. Auf einer Reise zu seinen Geschwistern kommt er durch Genf und wird vom dortigen Reformator Farel aufgehalten und eindringlich gebeten, beim Aufbau der Reformation in Genf mitzuhelfen. Nach einigem Zögern willigt Calvin ein. Seine Tätigkeit ist zunächst die Bibelauslegung, dann auch die Predigt und die Mithilfe bei der Organisation der Genfer Kirche. 1537 macht Calvin einige Reformvorschläge, die dem Rat der Stadt aber zu weit gehen. Er führt den Psalmengesang und den katechetischen Unterricht ein und schreibt einen (an Luthers Kleinen Katechismus angelehnten) ersten Genfer Katechismus. Aber er fordert auch alle Einwohner Genfs auf, sich per Unterschrift zur Reformation zu bekennen. In Genf wachsen vor allem deshalb die Spannungen zwischen den Altgläubigen und den reformatorisch Gesonnenen. Bei Wahlen 1538 siegen die Reformgegner. Der Widerstand gegen Calvin wächst, und nach einigem Hin und Her werden Calvin und Farel Ostern 1538 ihres Amtes enthoben und aus Genf verwiesen, weil sie Ostern gepredigt hatten, obwohl ihnen das der Rat der Stadt verboten hatte. Im Jahre 1541 erließ der Rat der Stadt Genf eine von Calvin verfasste Kirchenordnung (Ordonnances ecclesiastiques), die von nun an das religiöse, sittliche und soziale Leben der Bürger Genfs regelten.

In seinem Hauptwerk „Institutio religionis christianae“[16], das im Jahre 1541 in französischer Sprache erschien, formte Calvin aus den umlaufenden Lehren ein einheitliches theoretisches Konstrukt, das sich zur geistigen Grundlage des Kalvinismus in Frankreich entwickelte. Dabei war Calvin von der Verfolgung seiner Glaubensgenossen in Frankreich bewegt und wollte darlegen, dass sie mitnichten Ketzer und Aufwiegler seien, sondern seriöse Erneuerer des biblischen Glaubens und der wahren Kirche. Er widmete die Institutio dem französischen König Franz I.. Calvin vollendete die Institutio, die zunächst sechs Kapitel umfasste, am 23. August 1535. Im März 1536 wurde sie dann beim Basler Buchdrucker Thomas Platter gedruckt und veröffentlicht. Bis 1559 wurde die Institutio fortlaufend erweitert, wuchs zu einem als bedeutend geltenden Lehrwerk des christlichen Glaubens im reformatorischen Sinne heran und wurde zunächst ins Französische, dann später in viele andere Sprachen übersetzt. Anschließend übersetzte er die im Jahre 1539 auf 17 Kapitel erweiterte lateinische Ausgabe erstmals ins Französische und veröffentlichte diese Ausgabe im Jahr 1541. Eine weitere überarbeitete lateinische Ausgabe erschien 1543 mit 21 Kapiteln, die französische Übersetzung wurde im Jahr 1545 veröffentlicht. Bei der vorletzten Überarbeitung aus dem Jahr 1550 (französische Übersetzung: 1551) wurden die Kapitel zusätzlich wegen des großen Umfangs in Paragraphen unterteilt. Die letzte deutlich erweiterte Ausgabe der Institutio in Latein ließ Calvin durch den Genfer Buchdrucker Robert Estienne im Jahr 1559 publizieren, die französische Übersetzung erschien im Jahr 1560.

Calvin verfasste Kommentare zu fast allen Büchern des Alten und Neuen Testamentes und theologische Traktate, in denen er die Reformation verteidigte oder seine eigene Position darlegte. Er entwickelte in seinen Schriften den Gedanken der Prädestination, die aus dem Glauben an die absolute Souveränität Gottes resultierende Erwählung oder Verwerfung des Menschen, die ausschließlich dem persönlichen Willen Gottes entsprang und vom menschlichen Handeln unabhängig war.[17] Wie die anderen Reformatoren ließ Calvin als Sakramente nur die Taufe und das Abendmahl gelten. Dieses ist ein wirksames Zeichen. In ihm ist Christus durch den Heiligen Geist gegenwärtig und wirksam. Die Predigt hat sakramentalen Charakter, denn sie macht den Glaubenden der Gemeinschaft mit Gott teilhaftig. Calvin konnte sich mit dem Vorschlag, das Abendmahl jeden Sonntag zu feiern, nicht durchsetzen. Daraufhin wurde es in Genf viermal im Jahr gefeiert. Das Innere der Kirchen war betont schlicht gehalten, um die Menschen nicht vom Wesentlichen – Schriftlesung, Predigt, Gebet, gemeinsames Singen – abzulenken. Calvin förderte das Kirchenlied, hauptsächlich Psalmen, die in Strophen- und Versform gebracht und vertont wurden. So gab er 1539 erstmals den Genfer Psalter heraus.

Die erste Konsequenz aus der Lehre Calvins war die außerordentlich starke Aufwertung der Laien in der Kirche durch Calvins Vierämterlehre. Die erwachsenen männlichen Gemeindeglieder wählten aus ihrer Mitte auf Zeit Älteste (Presbyter, Kirchengemeinderat), die zusammen mit den Geistlichen die Kirchengemeinden leiteten. In Genf waren die Ältesten zugleich gewählte Mitglieder des Rats der Stadt. Die Hugenotten, die sich als verfolgte Minderheitskirche nicht auf weltliche Instanzen stützen konnten, ergänzten dieses Presbyterialsystem auf regionaler und nationaler Ebene durch gewählte Synoden, in denen die Laien und die Geistlichen ebenfalls gleichberechtigte Mitglieder waren. Die anderen reformierten Kirchen übernahmen diese Kirchenordnung, teils mit einigen kleineren Veränderungen. Quäker, Baptisten und Methodisten sind in ähnlicher Weise organisiert. Somit praktizierten die von Calvin geprägten oder beeinflussten reformatorischen Christen eine kirchliche Selbstregierung, die eine repräsentative Demokratie darstellte.

Die Kirche ist für Calvin die „Mutter“ der Glaubenden. Denn in der Kirche begegnen ihnen die Predigt des Wortes Gottes und die Sakramente. Calvin war es wichtig, dass die Kirche von den weltlichen Obrigkeiten unabhängig ist. In seiner Kirchenordnung von 1541 führte er nach dem Vorbild der urchristlichen Gemeinden das Amt der Ältesten (anciens) ein. Diese Ältesten waren zugleich Mitglieder des weltlichen Rates der Stadt Genf. Zusammen mit den Pfarrern (pasteurs. ministres), die für das gottesdienstliche Leben zuständig waren, bildeten sie das Konsistorium (consistoire), also eine Synode, d.h. eine selbständige Kirchenleitung. Weitere Ämter hatten die Lehrer (docteurs) inne, die für den kirchlichen Unterricht sorgten, und die Diakone (diacres), die die Armenpflege ausübten.

Calvin übte eine strenge Kirchenzucht aus, die von dem Betroffenen nicht als Strafe, sondern als Hilfe verstanden werden sollte. Die Maßnahmen reichten je nach Schwere des Falles von Ermahnung bis zu Verbannung und Hinrichtung. Ihre Härte mag teilweise durch die großen Flüchtlingsströme motiviert gewesen sein. Zu den rund 10.000 Einwohnern von Genf kamen innerhalb von 30 Jahren etwa 15.000 Flüchtlinge hinzu, zumeist Hugenotten. Die Probleme, die dieser hohe Anstieg der Bevölkerung mit sich brachte, begünstigten die die Entscheidung zum Einsatz besonderer und harter Maßnahmen, die der Stadtrat und das Konsistorum je für sich durchsetzten. Calvin war in tiefer Sorge wegen der harten Verfolgung seiner hugenottischen Landsleute und der Waldenser in Südfrankreich, die sich der Reformation angeschlossen hatten.

Die Waldenser stammten von Petrus Waldes ab. Waldes, ein reicher Kaufmann aus Lyon, gab nach einem Läuterungserlebnis sein Vermögen auf, organisierte um 1176/77 Armenspeisungen und hielt mit seinen Anhängern Wanderpredigten auf Basis volkssprachlicher Evangelienübersetzungen ab. Es kam unausweichlich zum Konflikt mit der Katholischen Kirche, weil diese das Recht auf Predigt ihrem eigenen Klerus vorbehalten sah und weil die Freigabe des Predigtrechts an Laien die Kirche in ihrer Existenz grundlegend in Frage gestellt hätte. Waldes wurde 1182/83, nachdem er dem durch den Lyoner Erzbischof verhängten Predigtverbot nicht Folge leisten wollte, von diesem exkommuniziert und mit seinen Anhängern aus der Umgebung der Stadt vertrieben. Die Waldenser verbreiteten sich danach zunächst in Südfrankreich und von dort aus in viele Gegenden Europas. Die frühen Anhänger von Waldes, sowohl Männer als auch Frauen, verzichteten auf persönlichen Besitz, lebten vom Betteln, trugen einfache Gewänder und Sandalen und wurden deshalb in Südfrankreich als Arme von Lyon bezeichnet. Sie ließen sich die Bibel in die Volkssprache übersetzen und hielten als Wanderprediger Predigten ab. Zwar wurden Missstände in der katholischen Kirche von den Armen von Lyon stets kritisiert, doch betrachteten sie sich selbst zunächst durchaus noch als Mitglieder dieser Kirche. Dies änderte sich, nachdem die Armen von Lyon trotz Predigtverbot die öffentliche Verkündigung der Evangelien nicht aufgeben wollten und die Armutsbewegung förderten, weshalb sie von kirchlicher Seite zunehmend als Häretiker betrachtet wurden. Nach ihrer Vertreibung aus Lyon 1182/83 gewannen die Waldenser vor allem im südfranzösischen Languedoc neue Anhänger, waren aber bereits um 1184 auch in Oberitalien aktiv. In Spanien und Nordostfrankreich tauchten sie in den 1190er Jahren auf. Wenig nach 1200 dürften die Waldenser den süddeutschen Sprachraum erreicht haben. Bis 1250 existierten hier bereits starke Gemeinden, insbesondere im österreichischen Donauraum und in Bayern, aber auch in Schwaben und im oberen Rheinland.

Calvin gründete im Jahre 1559 die Genfer Akademie[18], die wesentlichen Anteil daran hatte, den Protestantismus Calvinscher Prägung sowohl in der Schweiz als auch in anderen Ländern bekannt zu machen.[19] Viele Schüler seiner Akademie stammten aus den protestantischen Hochburgen Frankreichs, die seine religiösen Überzeugungen nach ihrer Rückkehr in ihren Heimatgemeinden weiterverbreiteten.

Die Tatsache, dass Farel und Calvin Franzosen waren und ihre Landsleute in ihrer Muttersprache ansprechen konnten, war der entscheidende Pluspunkt dafür, dass sich die französische Reformation ohne große innere Konflikte an Calvins Lehren orientierte.

In der Forschungsliteratur existieren zwei voneinander abweichende Darstellungen über Herkunft und Sinn des Begriffs „Hugenotten“. Gemäß den Ausführungen Miecks stand bei der Auseinandersetzung der Stadt Genf mit dem Herzog von Savoyen der herzoglichen Partei der „Mamelucks“ die mit den Schweizern verbündete Fraktion der „Eyguenots“ gegenüber. Der Ausdruck „Eyguenots“ wurde laut Mieck aufgegriffen und im Laufe der Zeit in der Form „huguenots“ als Bezeichnung für die französischen Kalvinisten verwandt.[20]

Dagegen stellte der Vorsitzende der Gesellschaft für die Geschichte des französischen Protestantismus, Paul Lienhardt, fest:[21] „Der Name hat sein ursprüngliches Geheimnis zum Teil bewahrt. Wie der Name ‚Christ’ war ‚Hugenot’ ursprünglich ein Schimpfwort. Aus einer Handschrift aus Perigueux, in der einstigen Guyenne in Südwest-Frankreich geht hervor, dass zum allerersten Mal anno 1551 Bilderstürmer als ‚böse Hugenottenrasse’ bezeichnet wurden. Doch erst 10 Jahre später, 1560, verbreitete sich das Wort in der Stadt Tours an der Loire, um die im Entstehen begriffene protestantische Partei zu bezeichnen. Diese ist erstmals bei der Verschwörung von Amboise in Erscheinung getreten. Diese Verschwörung sollte den jungen König Francois II. dem Einfluß der fanatischen Partei der Guise entziehen. Das unvorsichtige Unternehmen schlug fehl. Die unerbittlichen Repressionen brachten den Verschwörern und den Anhängern der neuen Religion einen Namen aus dem örtlichen Wortschatz, der soviel besagte wie ‚Teufelsbrut’, ‚suppots de Satan’. Seither hießen sie Hugenotten. Inzwischen hat der Name seinen bösen Klang verloren. Die protestantische Partei legte sich den Namen zu, so dass er seither aufgrund der Geschichte der französischen Protestanten und ihre Nachkommen in aller Welt bezeichnet. Entgegen den (…) vorfindlichen Erklärungen rührt der Name Hugenotte nicht vom allemanischen Eidgenossen her. Die Auslegung sollte die Hugenotten als ‚Partie des Auslands“ diskriminieren.“

Im Ketzeredikt vom 24.6.1539, das sich auf das gesamte Königreich bezog, wurden sämtliche Rechtsinstanzen aufgefordert, Frankreich von den Ideen des Protestantismus zu befreien. Das Edikt versprach Denunzianten unter der Bevölkerung ein Viertel der unter Umständen konfiszierten Güter. Das Edikt von Fontainebleau vom 1.6.1540 übertrug den Parlamenten die Autorität für Glaubensprozesse; lediglich Kleriker mit höheren Weihen wurden weiterhin vor geistliche Gerichte gestellt. Im Jahre 1543 gab die theologische Fakultät von Paris als Entscheidungshilfe eine Auflistung der dogmatischen Kernpunkte heraus und veröffentlichte eine Liste mit 65 Schriften, die sie als häretisch ansah.

Die Verfolgung der Protestanten wurde zunehmend verschärft, Massenverbrennungen von Hugenotten sind aus dem Jahre 1545 in La Rochelle und aus dem Jahre 1546 in Meaux bekannt.[22]

Im Tal der Durance und im Luberon-Gebiet führte das Parlament eine Vernichtungsaktion gegen die dort ansässigen Waldenser (Vaudois) durch. Die Waldenser waren Anhänger der von Petrus Waldes in Lyon zwischen 1170 und 1176 innerhalb der katholischen Kirche Südfrankreichs zur Verkündigung des Evangeliums gegründeten Laienbruderschaft, die gemäß dem Vorbild Jesu in Armut lebte.[23] Seitdem die Waldenser sich auf der Synode von Chanforan der reformierten Genfer Kirche angeschlossen hatten, folgten sie in ihrem Bekenntnis und ihrer Kirchenorganisation in wesentlichen Punkten den Hugenotten. Sie waren zwar Anhänger der Reformation, befanden sich aber rechtlich im Status einer vom König gewährten befristeten Tolerierung (pardon conditionnel). Im April 1545 wurden die Städte Merindol und Cabrieres sowie ungefähr 30 Dörfer zerstört, 1000-2000 Waldenser ermordet, verletzt oder zum Galeerendienst verbannt.

Heinrich II. (1547-1559) gründete im Jahre 1547 beim Parlament eine Spezialkammer für „Ketzerprozesse“ (Chambre ardente)[24], die in den drei Jahren ihres Bestehens etwa 500 Verhaftungen von Protestanten veranlasste. Im Edikt von Chateaubriant vom 26.7.1551, das aus 46 Artikeln bestand, wurden alle Einzelheiten der Verfolgung der Hugenotten geregelt. Das Edikt von Compiegne vom 24.7.1557 legte sowohl für das öffentliche als auch das geheime Bekenntnis zum protestantischen Glauben einheitlich die Todesstrafe fest. Die Verschärfung der Verfolgung der Hugenotten erklärte sich als Reaktion aus der Tatsache, dass die Zahl der Hugenotten in Frankreich nicht abnahm, sondern stetig anstieg.

Der Konflikt zwischen der katholischen Kirche und dem aufkommenden Protestantismus machte auch vor der einfachen Bevölkerung Frankreichs nicht Halt. Aufgehetzt durch katholische Würdenträger entstand innerhalb großer Teile der katholischen Bevölkerung das Bild der häretischen Protestanten, die die Heilige Schrift umdeuteten und für ihre Zwecke missbrauchen sowie die Ehre Gottes angriffen, indem sie Maria erniedrigten und die Verehrung der Heiligen, ihrer Bilder und Reliquien ablehnten.[25] Die Protestanten verleugneten die heilige Wandlung und verkündeten, dass während des Abendmahles Jesus Christus nicht körperlich, sondern lediglich geistig anwesend ist. Weiterhin wurde den Protestanten zum Vorwurf gemacht, die heilige lateinische Messe durch Gottesdienste zu ersetzen, während denen ausschließlich Französisch gesprochen wurde. Laut den katholischen Vorstellungen verstießen die Protestanten gegen die Auffassung Jesu, indem sie den Papst nicht als Christi Stellvertreter auf Erden anerkannten.

Die unterschiedlichen Auffassungen über Glaubensinhalte wie die Priesterehe, das Abendmahl, das Totengebet und das Fegefeuer verschärften nochmals den Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken.

Im Süden Frankreichs, wo der Protestantismus eine besonders starke Stellung einnahm, kam es häufig vor, dass sich die wohlhabenden Schichten zur protestantischen Religion bekannten, während die Katholiken in Armut lebten. In dieser Situation fiel es katholischen Dorfpriestern oder Klostermönchen nicht schwer, die katholische Bevölkerung gegen die Protestanten aufzuhetzen.

Die oben geschilderten Vorurteile der katholischen Bevölkerung wurden von Generation zu Generation vererbt und in vielen Fällen durch Dorfpfarrer im Religionsunterricht noch verstärkt.

Anlässlich kleinerer Auseinandersetzungen beruflicher oder gesellschaftlicher Art zwischen Katholiken und Protestanten brachen die konfessionellen Unterschiede hervor und uferten in gewaltsame Konfrontationen aus.[26] In manchen katholisch dominierten Regionen Frankreichs kam es zu Steinigungen von Kalvinisten und Schändungen protestantischer Gräber.

Allerdings liegen auch Quellen vor, die von einem weitgehend friedlichen Zusammenleben von Protestanten und Katholiken berichten.[27] In einer Gemeinde der Gascogne-Mauvezin spielten die familiären Bindungen eine größere Rolle als die Konfessionszugehörigkeit. Bei der Ernennung eines Taufpaten entschieden sich Katholiken in einigen Fällen für einen protestantischen Angehörigen aus ihrer Verwandtschaft. Die Eheschließungen zwischen Vertretern verschiedener Konfessionen waren keine Seltenheit; im Regelfall wurden die Jungen in der Konfession des Vaters und die Mädchen in der Konfession der Mutter erzogen. Die Heirat bot in diversen Fällen einen Anlass zur Konversion, ohne dass es zu erbitterten Auseinandersetzungen oder gar Gewaltakten kam.

Die Ursachen für die Ausbreitung des Protestantismus in Frankreich lagen in der schlechten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation breiter Bevölkerungsschichten.[28] Aufgrund der anhaltenden Kriege mit den Habsburgern wurden die Steuern drastisch erhöht, was die Bauern schwerwiegend belastete und die Absatzmöglichkeiten des städtischen Gewerbes minderte. Außerdem wurden sämtliche Lohnempfänger durch die Folgen der Preisrevolution sehr stark belastet. Große Teile des Adels gerieten weiterhin in finanzielle Schwierigkeiten, was sich erheblich auf die innenpolitische Situation auswirkte. Die andauernden Kriege, an denen die Adeligen zum großen Teil auf eigene Kosten teilnehmen mussten, brachten in den wenigsten Fällen Gewinne ein. Des Weiteren wurde durch die Preisentwicklung der Wert der grundherrlichen Geldrenten in hohem Maße gemindert. Lediglich jene Adeligen, die am Hofe des Königs über Beamtenstellen oder andere Einnahmequellen verfügten, waren von der prekären wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation nicht betroffen. Insbesondere der Adel in den südfranzösischen Regionen blieb von dieser Entwicklung nicht verschont.

Angesichts dieser schwierigen ökonomischen und gesellschaftlichen Verhältnisse konnte sich der Kalvinismus in Frankreich seit dem Jahre 1555 weiter weiterentwickeln.[29] Neben zahlreichen desillusionierten Personen aus den bäuerlichen und städtischen Unter- und Mittelschichten schlossen sich in zunehmendem Maße Adelige aus den südfranzösischen Provinzen dem Protestantismus an. Die in ihrer Zahl wachsenden protestantischen Gemeinden stellten sich verstärkt unter den Schutz einflussreicher Adeliger. Eine spezielle Rolle spielten dabei Angehörige der durch das Adelsgeschlecht der Guisen zurückgedrängte Familie Bourbon. Seit dem Jahre 1557 bekannten sich Anton von Navarra, sein Bruder, Prinz Ludwig von Conde, die Brüder Francois d’Andolot und der Admiral Gaspard de Coligny[30] zur protestantischen Religion.

Somit führte die Unzufriedenheit breiter Bevölkerungsschichten, zahlreicher Gruppierungen des Adels sowie die Opposition des bourbonischen Adelsgeschlechts dazu, dass der Kalvinismus in Frankreich eine verstärkte politische und gesellschaftliche Bedeutung erhielt.

In den 1550er Jahren bildete sich ein Netz organisierter kalvinistischer Gemeinden heraus, das sich fast über das gesamte Königreich erstreckte.

Ende Mai 1559 fand in Paris eine Nationalsynode von Vertretern der hugenottischen Religion statt.[31] Die Repräsentanten von zwölf großen Provinzialkirchen beschlossen zwei bedeutsame Dokumente, die seitdem die Grundlagen der hugenottischen Kirche bildeten: die „Gallicarum ecclesarium confessio fidei“[32] oder „Confession de Foi“, das Glaubensbekenntnis, sowie die „Discipline ecclesiastique des eglises reformees de France“[33], die die Regeln für Kirchenverfassung und –zucht festlegte.[34] Während am Wortlaut der confession unverändert festgehalten wurde, entstand aus den ursprünglich vierzig Artikeln der Kirchenordnung im Verlauf eines Jahrhunderts die Sammlung von ungefähr 400 Paragraphen.

Die beiden protestantischen Adeligen Anton von Navarra und Ludwig von Conde planten Anfang des Jahres 1560 ein Attentat auf ihre katholischen Rivalen Franz von Guise und seinen Bruder Karl, den Kardinal von Lothringen.[35] Zu diesem Zweck nahmen sie Verbindung zu Godefroy La Renaudie, einem protestantischen Adeligen aus dem Perigord, auf. Dieser Komplott, auch als Verschwörung von Amboise bekannt, wurde noch vor seiner Durchführung aufgedeckt. Conde wurde am 26.11.1560 durch ein Sondergericht, das auf die Initiative der Guisen eingesetzt wurde, zum Tode verurteilt. Der Tod des Königs Franz II. verhinderte die Hinrichtung Condes. Er wurde auf freien Fuß gesetzt und vom königlichen Hof verbannt.[36]

Die Mutter des Königs Karl IX., Katharina von Medici, leitete im Jahre 1560 eine neue Konfessionspolitik ein. Mit dem Gnadenedikt von Amboise am 2.3.1560 billigte sie den Hugenotten eine Teilamnestie zu und gewährte ihnen ein kollektives Versammlungsrecht. Zu diesem Zeitpunkt gewann Katharina von Medici die Überzeugung, dass aufgrund der zahlenmäßigen Stärke der hugenottischen Fraktion der Protestantismus in Frankreich nicht länger zu unterdrücken wäre. Sie ging von der Annahme einer konfessionellen Koexistenz aus, die es nun zu organisieren galt. Hinter diesem Gedanken der religiösen Toleranz standen aber auch machtpolitische Überlegungen.[37] Katharina von Medici verfolgte die Absicht, ein gewisses Gleichgewicht zwischen Bourbonen und Guisen herbeizuführen, um so ihre eigene Stellung festigen und ausbauen zu können.[38]

Um die konfessionelle Aussöhnung voranzutreiben, setzte sie eine Politik der Beschwichtigung bei den 1560/61 in Orleans versammelten Generalständen durch. In der Eröffnungsrede setzte sich der Vertreter Katharinas, Kanzler L’Hopital, nachdrücklich für eine friedliche Beilegung der Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken ein.[39] Weiterhin erklärte er, dass die Beseitigung der kirchlichen Missstände das geeignetste Mittel sein würde, um die Protestanten wieder zum katholischen Glauben hinzuführen. Das Ergebnis der Versammlung der Generalstände war eine am 31.1.1561 veröffentlichte Ordonnanz, in der die Beseitigung verschiedener Missstände in der kirchlichen und staatlichen Ordnung hervorgehoben wurde. Wesentliche Punkte in der Ordonnanz waren die Senkung der Steuern, die Verminderung des Beamtenapparates und die Beseitigung der Käuflichkeit der Ämter. Diese verabschiedeten Forderungen wurden in der Folgezeit jedoch nur minimal umgesetzt.

Dies führte dazu, dass die vorhandenen Animositäten gegenüber der katholischen Kirche offener zum Ausdruck kamen. Auf einer weiteren Versammlung der Generalstände, die im August 1561 in Pontoise stattfand, stellten Vertreter des dritten Standes die Forderung auf, den weltlichen Besitz der Kirche einzuziehen, um auf diesem Wege die Staatsschulden begleichen zu können. Um die wachsende Empörung zu besänftigen, sah sich der Klerus dazu gezwungen, von sich aus Gelder zur Entschärfung der wirtschaftlichen Krise Frankreichs zu bewilligen.

Die Zugeständnisse Katharinas an die Hugenotten stießen auf entschiedenen Widerstand innerhalb der katholischen Fraktion. Franz von Guise, Konnetabel de Montmornecy und Marshall de Saint-Andre versuchten, die aus ihrer Sicht prohugenottische Haltung Katharina von Medicis zu unterlaufen. Sie strebten ein Bündnis mit Spanien und dem Papst sowie Verhandlungen mit den lutherischen Fürsten in Deutschland an.[40]

Katharina von Medici konnte gegen erhebliche Widerstände durchsetzen, dass ein erneuter Gedankenaustausch zwischen den zerstrittenen konfessionellen Parteien möglich wurde. Jedoch brachte das im September/Oktober 1561 stattfindende Kolloquium von Poissy nicht die gewünschte Annäherung der unterschiedlichen Standpunkte.[41]

Da die katholische Fraktion zur Festigung ihrer Position engere Verbindungen zu König Philipp II. von Spanien aufnahmen, kam es zu einer Annäherung im Sinne ihrer Gleichgewichtspolitik mit den Protestanten. Das Ergebnis dieser Annäherung war das Toleranzedikt von St.Germain vom 17.1.1562.[42] Das Toleranzedikt gestattete den Hugenotten den reformierten Gottesdienst tagsüber außerhalb der Städte. Das Edikt erlaubte außerdem Hausgottesdienste und Bibelstunden in allen Städten des Königreiches. Die Hugenotten durften weiterhin Synoden und Konsistorien abhalten.

Vom 15-18. Februar 1562 kam es zu einem Treffen zwischen Franz von Guise und dem Herzog von Württemberg. Im Verlaufe des Gesprächs überzeugte Franz von Guise den Herzog davon, dass die Hugenotten für das Scheitern des Kolloquiums von Poissy verantwortlich waren und er ihnen keine finanzielle und militärische Unterstützung zukommen lassen sollte.

Die praktische Unwirksamkeit der von Katharina von Medici herausgegebenen Edikte zeigte sich am 01.3.1562, als Franz von Guise mit seinen Truppen auf der Rückreise aus Württemberg in der Stadt Vassy ungefähr sechzig Teilnehmer eines protestantischen Gottesdienstes ermordete. Köller und Töpfer beschrieben den Verlauf des Massakers:[43] „Auf der Reise nach Paris zog Herzog Franz von Guise mit seinem bewaffneten Gefolge am 1. März.1562 durch das Städtchen Vassy in der Champagne. Dort fand in einer Scheune ein kalvinistischer Gottesdienst statt. Als einige Gefolgsleute des Herzogs gewaltsam eindringen wollten, kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Hinzueilende Soldaten eröffneten das Feuer auf die in der Scheune eingeschlossenen, von denen eine beträchtliche Zahl getötet wurde. Überall in Frankreich bemächtigte sich darauf der Hugenotten eine kaum noch zu zügelnde Erregung“

Mieck stellt zu Recht fest, dass dieses Massaker eine Reaktion auf die konfessionelle Ausgleichspolitik Katharinas von Medici darstellte.[44] Zu der unversöhnlichen Haltung gegenüber dem Protestantismus existierte bei der katholischen Adelsfraktion die Befürchtung, die politische Macht in Frankreich in Zukunft mit den zum Kalvinismus konvertierten Kreis um Anton von Bourbon, Conde und Coligny teilen zu müssen. Die Zukunft ganzer katholischer Adelsdynastien und ihrer Karrieren in der Verwaltung, Armee und Kirche schien in hohem Maße gefährdet. Diese Faktoren bewirkten einen tiefen Hass gegen die Hugenotten und Katharina von Medici, die die Kalvinisten unter den Schutz des Toleranzediktes vom 17.01.1562 stellte.

Das Massaker von Vassy leitete das Zeitalter der Hugenottenkriege ein, die bis zum Jahre 1598 die innenpolitische Situation in Frankreich bestimmen sollten. Die Warnung von Jean Calvin, die er bereits im Jahre 1559 an die Hugenotten richtete, wurde nicht beachtet:[45] „Ihr werdet Trost bei Gott finden, wenn Ihr Euch mit Tränen und Gebeten demütigt, nicht aber, wenn Ihr unwillig werdet und die Zähne gegen die Tyrannen zeigt, wie einige es tun“.

Hugenottenkriege (1562-1598)

Die mehr als drei Jahrzehnten andauernden Kämpfe zwischen den Hugenotten und der katholischen Fraktion erfassten praktisch ganz Frankreich, es gab kaum eine Region, die von Verwüstungen und Plünderungen verschont blieb. Innerhalb verschiedener Provinzen kristallisierte sich die Situation heraus, dass zwei Gouverneure unterschiedlicher Konfession sich gegenseitig bekämpften. Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen katholisch dominierten Dörfern und Ortschaften, wo der Protestantismus stark verbreitet war, waren keine Seltenheit.[46]

Aufgrund der Ereignisse von Vassy griffen die Hugenotten unter Führung von Conde und Coligny zu den Waffen. Mehrere südfranzösische Städte wie Montpellier, Nimes und Beziers sowie Rouen in der Normandie unterstützten den hugenottischen Aufstand; der zentrale militärische Stützpunkt der Protestanten wurde Orleans.[47] Nach einigen Anfangserfolgen der hugenottischen Seite wendete sich das Blatt zugunsten der Katholiken. Im Oktober 1562 eroberte Franz von Guise Rouen, zwei Monate später schlug er die hugenottischen Truppen in der Schlacht von Dreux.[48] Im Verlaufe der Kämpfe gelang es den Katholiken, Prinz von Conde gefangen zu nehmen.

Als bei der Belagerung von Orleans durch katholische Truppen ihr Anführer Herzog Franz von Guise von dem Hugenotten Poltrot de Mere ermordet wurde[49], vermochte es Katharina von Medici, Verhandlungen zwischen den beiden Parteien einzuleiten. Katharina verfolgte bei den Friedensverhandlungen eigene Interessen; sie wollte einen für die Position des Königtums auf Dauer gefährlichen Krieg durch ein gewisses Entgegenkommen gegenüber der protestantischen Partei beenden. Das Ergebnis ihrer Bemühungen war das Friedensedikt von Amboise vom 19.03.1563, das den Hugenotten die freie Ausübung des Gottesdienstes in verschiedenen Städten oder im Hauptort einer großen benachbarten Grundherrschaft garantierte.[50]

Der zweite Hugenottenkrieg entzündete sich an der Besetzung der Stadt Meaux im September 1567, das einen Teil der Versorgung von Paris kontrollierte, durch protestantische Truppen.[51] Während spanische Truppen auf der Seite der katholischen Fraktion kämpften, erhielten die Hugenotten Unterstützung aus Deutschland vom kalvinistischen Pfalzgrafen. Da sich keine der beiden Fraktionen entscheidend durchsetzen konnte, kam es im März 1568 zum Abkommen von Longjumeau, das das Edikt von Amboise erneuerte. Die hugenottische Besetzung von Meaux veranlasste Katharina von Medici, ihre bislang verfolgte Politik der Aussöhnung zwischen Katholizismus und Protestantismus aufzugeben und eine eindeutige antiprotestantische Haltung einzunehmen.

Als Folge der zunehmenden Übergriffe der von Jesuiten aufgehetzten katholischen Bevölkerung gegenüber Hugenotten flammten die konfessionellen Auseinandersetzungen wieder auf. Coligny und Conde suchten in der Hafenstadt La Rochelle Schutz und nahmen von dort den Kampf erneut auf. Die katholische Seite besiegte die Hugenotten in den Kämpfen bei Jarnac am 13.03. 1569 und Montcontour am 03.10.1569, während Coligny große Teile Südfrankreichs unter seine Kontrolle brachte. Da weder die Katholiken noch die Hugenotten einen entscheidenden Sieg erringen konnten, wurde der dritte Hugenottenkrieg durch das Edikt von St. Germain vom 08.08.1570 beendet. Das Edikt sicherte den Hugenotten erneut Gewissensfreiheit und das Recht zur Durchführung von Gottesdiensten in zahlreichen Städten des Königreiches zu. Außerdem wurden ihnen die Städte La Rochelle, Montauban, La Charite und Cognac als Sicherheitsplätze überlassen.

Als Coligny nach dem Friedensedikt von Saint- Germain den Sohn Katharinas von Medici, Karl IX., für seine Spanienpolitik gewinnen konnte, versuchte sie Coligny durch ein Attentat, das allerdings misslang, aus dem Weg zu räumen. Sie vermochte es daraufhin, Karl IX. von einer in Wirklichkeit nicht vorhandenen hugenottischen Verschwörung zu überzeugen und ihm den Befehl abzuringen, die führenden Vertreter der Hugenotten ermorden zu lassen.[52] Coligny und zahlreiche hugenottische Befehlshaber wurden in der Nacht vom 23. zum 24. August 1572, dem Tage des heiligen Bartholomäus, getötet.[53] Für die Ausweitung dieser weniger geplanten Exekutionen zu einem allgemeinen Massaker an Protestanten waren katholische Bürgermilizen verantwortlich, die ungeachtet königlicher Befehle der Beschwichtigung in den darauf folgenden Tagen in Paris ungefähr 2000 Hugenotten ermordeten.

Die Verfolgungen griffen in den folgenden Tagen und Wochen auch auf andere französische Städte über; dabei wurden ungefähr 4000-6000 Hugenotten getötet. Während die Bartholomäusnacht sowohl bei den Hugenotten in Frankreich als auch im übrigen protestantischen Europa Bestürzung und neue Abneigung gegenüber dem Katholizismus hervorrief, waren im katholischen Lager Anzeichen von Freude und Befriedigung unübersehbar. Das Haupt des Adelsgeschlechtes der Guisen, der in Rom lebende Karl von Lothringen, schrieb aus Italien: [54] „Die Nachricht, die wir aus Frankreich über die Tötung und Vernichtung der Rebellen, der Feinde Gottes, seiner Kirche und der Krone Frankreichs erhielten, haben auch hier überall Freude erregt. Unser heiliger Vater veranstaltete deswegen am Sonnabend eine öffentliche Kundgebung in Gestalt einer allgemeinen feierlichen Prozession, an der er und alle Kardinäle teilnahmen. (…) Es folgte am Nachmittag eine große Schar von Kindern in Chorhemden und mit Ölzweigen in den Händen, die Gott lobten und priesen, der dem Herzen unseres Königs ein so glückliches und heiliges Unternehmen eingegeben hat.“

Als Reaktion auf die Ereignisse in der Bartholomäusnacht brach der vierte Hugenottenkrieg aus.[55] Nach der halbjährigen Belagerung der hugenottischen Festung La Rochelle stimmten die Katholiken im Jahre 1573 dem Friedensvertrag von Boulogne zu. In der Zeit des vierten Hugenottenkrieges entwickelte sich im Süden Frankreichs in den Städten Montauban und Nimes eine feste Organisationsstruktur der Hugenotten; es wurden Ständeversammlungen einberufen und eigene Steuern erhoben.[56]

Zugleich versuchten die Hugenotten, das Verhalten der königlichen Seite auf publizistischem Wege anzuklagen und ihre eigenen Positionen theoretisch darzustellen. Im Jahre 1573 veröffentlichte der Protestant Francois Hotman in Genf das Werk „Franco-Gallia“, in dem er die seiner Ansicht nach freiheitliche Verfassung der alten Gallier und Franken, bei denen die Könige von Volksversammlungen abhängig waren, veranschaulichte. Damit negierte er die nahezu absolutistische Position des französischen Königtums und sprach stattdessen der Ständeversammlung weitreichende Entscheidungsprivilegien zu.[57]

Der fünfte Hugenottenkrieg, der im Jahre 1574 begann, konzentrierte sich auf den Süden Frankreichs. Der königliche Statthalter im Languedoc, Heinrich von Damville, unternahm den Versuch, eine Einigung zwischen gemäßigten katholischen Kreisen und den hugenottischen Befehlshabern herbeizuführen, was letztlich an der Intervention des französischen Königs Heinrich III. (1574-1589) scheiterte.

Die Situation Heinrichs III. verschlechterte sich im Laufe des Krieges zusehends. Sein Bruder, Herzog Franz von Alencon, stellte sich auf die Seite der Hugenotten. Als dem seit der Bartholomäusnacht am Hofe des Königs internierten Heinrich von Navarra die Flucht gelang, verfügten die Hugenotten wieder über einen legitimen Anführer. Außerdem verbesserten die vom deutschen Pfalzgrafen entsandten Hilfstruppen die protestantische Position. Daher war König Heinrich III. dazu gezwungen, Verhandlungen aufzunehmen und den Forderungen der Hugenotten entgegenzukommen. Das Friedensedikt, das am 06.05.1576 im Schloss Beaulieu verkündet wurde, gestattete den Hugenotten nahezu uneingeschränkte Religionsfreiheit. In gleicher Weise wie Katholiken wurde den Hugenotten der Zugang zu staatlichen Ämtern gewährt. Ferner sicherte Heinrich III. zu, die Generalstände nach Blois einzuberufen, um auf diese Weise die Sorgen und Forderungen seiner Untertanen in Erfahrung zu bringen.

Dieser Friedensschluss von Beaulieu stieß in weiten Kreisen des katholischen Adels auf strikte Ablehnung. Nachdem sich schon während der vorangegangenen Hugenottenkriege verschiedene katholische Gruppierungen in kleineren Fraktionen verbündet hatten, schlossen sich nun die jeglichen Kompromiss mit den Protestanten ablehnenden Katholiken unter der Führung des Herzogs Heinrich von Guise zu einer größeren Organisation, der Ligue de defence de la Sainte Eglise Catholique, zusammen.[58] Die katholische Liga, zu deren Oberbefehlshaber Heinrich von Guise ernannt wurde, verfügte mehrere Monate nach ihrer Gründung über eine Truppenstärke von 30.000 Personen. Sie verfügte über mehrere Stützpunkte in Frankreich, vor allem in der Picardie, wo der Gouverneur von Peronne, Marshall de Humieres, eine entscheidende Rolle spielte, in Roye und in Montdider.

Das formulierte Ziel der Liga war der Schutz der katholischen Kirche in Frankreich, wobei aber auch machtpolitische Interessen des Adelsgeschlechtes der Guisen eine wichtige Rolle spielten. Die Mitglieder der Liga wollten sowohl den Gottesdienst nach der Lehre der katholischen und apostolischen Kirche Roms wiederherstellen als auch die Provinzen und Stände des Königreiches unter ihrem Schutz erneuern. Hinter diesen Zielen steckte vor allem das Interesse der Guisen, traditionelle Privilegien des Hochadels zu sichern und die staatlichen Entscheidungskompetenzen zu dezentralisieren. In der Grundsatzerklärung der Liga wurden sowohl alle französischen Dörfer als auch Städte dazu aufgefordert, dem katholischen Bündnis beizutreten und Soldaten und Waffen zu stellen.

Katharina von Medici und Heinrich III. sahen die Gründung der katholischen Liga als Versuch an, die Autorität des Königs zu beschränken. Die hugenottische Seite schürten die Ängste des Königs vor einem Machtverlust noch durch die Verbreitung von Flugschriften, nach denen Heinrich von Guise beim Papst schon seinen Anspruch auf den französischen Thron geltend gemacht hatte.[59]

Im Jahre 1576 begann der sechste Hugenottenkrieg, in dem die Katholiken La Charite und Brouage einnehmen konnten. Im September des Jahres 1577 kam es zum Friedensedikt von Poitiers, das die im Edikt von Beaulieu vorgenommenen Zugeständnisse an die Hugenotten um ein geringes Maß einschränkte. Durch das Verbot aller Ligen und Bündnisse startete Heinrich III. den Versuch, den Einfluss der beiden Parteien zurückzudrängen und seine eigene Position zu stärken.

Nach zwei Jahren Waffenruhe flammten in Jahre 1579 die Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken wieder auf.[60] Hugenottische Truppen eroberten im Mai 1580 die Stadt Cahors; die danach folgenden Ereignisse wurden durch ergebnislose Plünderungszüge beider Seiten bestimmt. Der Bruder des Königs, Herzog Franz von Anjou, bemühte sich um eine Beendigung der innerfranzösischen Kampfhandlungen, da er einen Feldzug

in die aufständischen Niederlande plante. Die Bemühungen Franz von Anjou, der innerhalb der katholischen Fraktion eine gemäßigte Stellung einnahm, führten zum Frieden von Fleix (26. November 1580).

Als Franz von Anjou, der als voraussichtlicher Thronerbe Heinrichs III. gehandelt wurde, im Juni 1584 starb, galt der protestantische Bourbone Heinrich von Navarra als der legitime Nachfolger auf den französischen Königsthron. Die katholische Seite war seitdem bemüht, die Thronbesteigung eines Protestanten zu verhindern. Aus diesem Grunde kam es am 21.12.1584 zu einem Bündnis zwischen dem Herzog Heinrich von Guise und dem König Philipp II. von Spanien (Vertrag von Joinville), dessen Ziel im Wesentlichen darin bestand, die Thronbesteigung Heinrich von Navarras unter allen Umständen zu verhindern sowie alle „Häresien“ in Frankreich und den Niederlanden auszumerzen.[61] Der Vertrag von Joinville enthielt die Klausel, dass im Falle des Todes von Heinrich III. Karl von Bourbon, Erzbischof von Rouen, zum Thronerben ausgerufen werden sollte. Philipp II. von Spanien gewährte der Liga die monatliche Summe von 50.000 Kronen, um die finanziellen Lasten eines immer wahrscheinlich werdenden Krieges gegen die Hugenotten auszugleichen.

Die Fraktion Heinrich von Guises erhielt im Jahre 1685 Unterstützung durch bürgerliche Kräfte aus Paris und anderen nordfranzösischen Städten.[62] Der Grund für diese Solidarität mit Heinrich von Guise lag in der Befürchtung, dass nach der Machtübernahme Heinrich von Navarras das Königtum durch den Einfluss südfranzösischer Adelsgruppen entscheidend geschwächt würde. Außerdem konnten sie sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, dass ein Protestant das Amt des Königs bekleiden könnte.

Im Jahre 1585 begann der achte Hugenottenkrieg, der in entscheidender Weise von Fragen der Thronfolge bestimmt wurde. Heinrich von Guise unterstützte katholische Erhebungen in der Champagne und Picardie und besetzte die strategisch bedeutenden Städte Toul und Verdun. In den ersten Jahren des Krieges gelang es keiner Seite, entscheidende Erfolge zu erzielen. Heinrich von Navarra besiegte bei Coutras die katholische Armee unter Lieutenant Anne de Joyeuse. Diese Niederlage glich Heinrich von Guise durch den Sieg in der Schlacht von Vimory am 26.10.1587 wieder aus.

Am 10.07.1588 schlossen sich die Liga und Heinrich III. zur Union von Rouen zusammen. Es wurde vereinbart, dass Heinrich von Guise das wichtige Amt des Generallieutenants des Königreiches erhielt und eine schnellstmögliche Einberufung der Generalstände festgelegt wurde. Die Zusammenkunft der Generalstände fand zwischen September und Dezember 1588 in Blois statt.[63] Zahlreiche Teilnehmer sprachen sich in ihren Reden gegen einen königlichen Absolutismus aus und hoben die Leistungen des Adelsgeschlechts der Guisen innerhalb der letzten Jahrzehnte für das Königtum in Frankreich hervor. Die Adelsfraktion unter der Führungsrolle der Guisen benutzte die Versammlung in Blois als Plattform, um einen größeren politischen Einfluss zu fordern.

König Heinrich III., der spätestens nach den Ereignissen von Blois befürchtete, von der katholischen Fraktion abgelöst zu werden, ließ im Jahre 1588 sowohl Heinrich von Guise als auch den Bruder des Herzogs, Kardinal von Guise, von Mitgliedern der königlichen Garde ermorden.[64] Nach der Ermordung des Herzogs von Guise teilte er seiner Mutter Katharina die Beweggründe seiner Tat mit:[65] „Ich will König sein, und nicht mehr Gefangener und Sklave, wie ich es seit dem 13. Mai bis zu dieser Stunde gewesen bin, von der an ich von neuem begonnen habe, König zu sein.“

Die Nachricht von der Ermordung der beiden führenden Vertreter der Familie Guise löste in Paris, dessen Einwohner zum größten Teil auf der Seite der Guisen standen, offene Empörung aus.[66] Die Katholiken in Paris schufen sich selbst eine eigene Organisation, den „Rat der Sechzehn“[67], die sich an die Aufteilung der Stadt in sechzehn Bezirke anlehnte. Dieser Rat, der in starkem Maße von katholischen Predigern beeinflusst wurde, förderte den Widerstand der Stadt gegen Heinrich III. Zahlreiche katholische Prediger bezeichneten Heinrich III. als Verräter des katholischen Glaubens und forderten seine Exkommunikation. Dem französischen König blieb in dieser Situation keine andere Wahl, als sich mit dem Protestanten Heinrich von Navarra zu verbünden. Dies hatte zur Folge, dass die Opposition der katholischen Fraktion gegen Heinrich III. weiter anwuchs. In Pamphleten und Streitschriften versuchten die Katholiken, ihren eigenen Standpunkt zu begründen und die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen. Der katholische Theologe Jean Boucher (1548-1644) verfasste in Paris die Schrift „De iusta Henrici tertii abdicatione“, worin er die Absetzung Heinrichs III. befürwortete und begründete. Boucher sprach sowohl dem Papst als auch der Bevölkerung Frankreichs das Recht zu, den König seines Amtes zu entheben, wenn dieser Verbrechen gegen die katholische Kirche begangen hätte. Damit stellte er der absolutistischen Idee den Gedanken eines Bevölkerung und Königs gleichermaßen verpflichtenden Herrschaftsvertrages entgegen.

Das schon im Jahre 1580 erschienenes Geschichtswerk „Stemmatum Lotharingiae ac Barri Ducum Tomi Septem“ des Erzdiakons von Toul, Francois de Rosieres, diente den Katholiken dazu, Heinrich III. als rechtmäßigen König Frankreichs in Frage zu stellen.[68] In diesem Werk führt de Rosieres den Ursprung des Adelsgeschlechts der Guisen auf den trojanischen Helden Antenor zurück und spricht ihnen die Legimitation zu, über das Königreich Frankreich zu herrschen.

Am 1.5.1589 schlossen sich die Truppen Heinrichs III. mit denen von Heinrich von Navarra zu einem gemeinsamen Heer zusammen, das noch durch Soldaten aus der Schweiz und Deutschland unterstützt wurde. Im Sommer 1589 gelang es Heinrich III. und Heinrich von Navarra, Paris, in der sich der Anführer der Liga, Herzog von Mayenne, aufhielt, mit ihren Truppen nahezu einzuschließen. Als Heinrich III. am 01.08.1589 von dem Dominikanermönch Jacques Clement erdolcht wurde[69], wurde Heinrich von Navarra als Heinrich IV. sein rechtmäßiger Nachfolger.[70] Der Tod des Königs führte dazu, dass ein Teil seiner Soldaten sich den Truppen der Liga anschloss, so dass Heinrich IV die Belagerung von Paris aufgeben musste. Das Scheitern Heinrichs IV., Paris einzunehmen, führte dazu, dass er zunächst die Stadt Tours zum Regierungszentrum erklärte.[71]

Im Frühjahr 1590 unterwarf Heinrich IV. sowohl mehrere süd- und mittelfranzösische Gebiete als auch große Teile der Normandie. Aufgrund des Eingreifens spanischer Truppen unter ihrem Feldherrn Alexander Farnese, dem Herzog von Parma und Statthalter der spanischen Niederlande, sah sich Heinrich wenig später dazu gezwungen, die erneute Belagerung von Paris abzubrechen.

Die französischen Katholiken wurden im Verlauf des Krieges immer mehr von der spanischen Unterstützung abhängig. Im Februar 1591 wurde in Paris eine ständige spanische Garnison stationiert.

Die fehlenden durchschlagenden Erfolge im Krieg mit Heinrich IV. zwangen die Katholiken zum Umdenken.[72] Es herrschte unter ihren Anführern Einigkeit darüber, dass ein Erfolg über den König nur dann möglich war, wenn es ihnen gelang, der französischen Bevölkerung einen allgemein anerkannten König zu präsentieren. Aus diesem Grund berief der Herzog von Mayenne im Januar 1593 die Generalstände nach Paris. Die Teilnehmer dieser Konferenz bestanden ausschließlich aus Personen, die der katholischen Fraktion nahe standen. Der Papst und König Philipp II. von Spanien entsandten ebenfalls Vertreter nach Paris. Jedoch scheiterten nach langen Verhandlungen alle Versuche der katholischen Fraktion, durch die Generalstände einen geeigneten Kandidaten für den Königsthron zu finden. Unterschiedliche Interessen und die Furcht des eigenen Machtverlustes führten dazu, dass auf der Versammlung in Paris kein allgemeiner Konsens erzielt wurde.

Am 25.7.1593 schwor Heinrich IV. auf Rat seines Beraters und engen Vertrauten Sullys dem Protestantismus ab und trat, um die Widerstände der katholischen Seite zu überwinden, zum Katholizismus über.[73] Nachdem Heinrich IV. dem Erzbischof von Bourges seinen Entschluss mitgeteilt hatte, vollzog er am 25.7.1593 an den Gräbern der französischen Könige in Saint-Denis die Konversion. Heinrich IV. wurde nach seinem Übertritt zum Katholizismus vom Pariser Parlament als rechtmäßiger König akzeptiert.

Am 31.7.1593 einigten sich die Kriegsparteien auf einen befristeten Waffenstillstand, der bis zum Ende des Jahres andauern sollte. Damit schuf Heinrich IV. die Voraussetzungen für die Lösung des innenpolitischen Konfliktes zwischen den Konfessionsparteien.[74] Er gelangte zu der Erkenntnis, dass die Überwindung der inneren Auseinandersetzungen und die Zurückstellung der jeweiligen Parteiinteressen eine notwendige Voraussetzung für eine Weiterentwicklung des französischen Staates darstellte.

Sowohl die Adelsgeschlechter der Hugenotten als auch die der Katholiken waren an einer Stabilisierung der Situation interessiert. Die Mobilisierung der Unter- und Mittelschichten in Paris[75] seit dem Jahre 1590 wirkte für die französischen Adeligen bedrohlich. Gleichzeitig brachen in der Normandie und in mehreren südfranzösischen Gebieten Bauernunruhen aus. Es kristallisierte sich heraus, dass bei einer Fortsetzung der inneren Auseinandersetzungen der Hugenotten und der Katholiken die Stellung der herrschenden Schichten in Frankreich insgesamt äußerst gefährdet war.

Als der am 31.7.1593 geschlossene Waffenstillstand abgelaufen war, kam es wiederum zu Kampfhandlungen mit den Katholiken, die Heinrich IV. für sich entschied.[76] Am 22.3.1594 eroberten seine Truppen Paris, wenig später nahm er Rouen und zahlreiche nordfranzösische Städte ein. Einige Städte und Regionen, die sich seiner Regierungsgewalt widersetzten, gewann er durch finanzielle Zuwendung oder durch die Verleihung bestimmter Privilegien.

Der Herzog von Mayenne, der mit spanischer Unterstützung das Herzogtum Burgund unter Kontrolle hielt, ergab sich erst nach langem Widerstandskampf im Oktober 1595.

Im Januar 1596 kam es zu einem Friedensvertrag zwischen Heinrich IV. und dem Herzog. Der Vertrag beinhaltete die endgültige Auflösung der Liga sowie die Gewährung von drei Sicherheitsplätzen für den Herzog von Mayenne (Soissons, Chalon-sur-Saone, Seurre).[77] Als Ausgleich für die Bewilligung der Sicherheitsplätze sah sich der Herzog von Mayenne dazu gezwungen, auf das Herzogtum Burgund zu verzichten. Heinrich IV. erklärte sich in dem Vertrag bereit, die im Laufe der Kriege angehäuften Schulden der Liga zu übernehmen. Der Sohn des Herzogs erhielt den Posten des Gouverneurs der Ile de la France.

Erst Anfang 1598 konnte Heinrich IV. den Widerstand der Bretagne brechen. Nach langen Verhandlungen wurde Heinrich IV. am 17.9.1595 schließlich vom Papst als König von Frankreich anerkannt.

Nachdem Frankreich Spanien am 17.1.1595 und seinem Verbündeten Savoyen zu Lyon den Krieg erklärt hatte, weitete sich der achte Hugenottenkrieg zu einem internationalen Konflikt aus.[78] Nach jahrelangen Kämpfen kam es schließlich durch die Vermittlung des Papstes am 2.5.1598 zum Frieden von Vervins, wo die Bedingungen des Friedens von Cateau-Cambresis aus dem Jahre 1559 bestätigt wurden. Der Friedensvertrag von Vervins beinhaltete Gebietsgewinne in der Provence und im Rhonegebiet auf Kosten Savoyens (Bresse, Bugey, Valromey, Gex).[79] Die Einmischung Spaniens in innerfranzösische Angelegenheiten gehörte der Vergangenheit an.

Neben der innenpolitischen Destabilisierung des Landes forderten die Hugenottenkriege eine unvorstellbare Zahl an Menschenleben. Der Chronist Jean Moreau schätzte die Zahl der Opfer lediglich für die letzte Kriegsphase seit 1585 auf ungefähr eine Million Menschen.[80] In dem Dorf Quimper überlebte von 15 Einwohnern nur einer die mehr als drei Jahrzehnte dauernden Auseinandersetzungen. Die Folgen der Kriege wirkten sich noch bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus; die Pest und mehrere Hungersnöte breiteten sich vor allem in den ländlichen Gebieten aus.

Abgesehen von den zu beklagenden Opfern verlor Frankreich ab dem Jahre 1569 ungefähr 10.000 Hugenotten, die aufgrund der religiösen Unterdrückung ins Elsass emigrierten. Weitere 6.000 Personen hugenottischen Glaubens fanden in England einen Zufluchtsort, wo sie ungehindert nach ihren religiösen Grundsätzen leben konnten. Diese Emigration wirkte sich in hohem Maße nachteilig für die wirtschaftliche Entwicklung Frankreichs aus, da die ausgewanderten Hugenotten zu derjenigen sozialen Schicht gehörten, die den Grundpfeiler der französischen Ökonomie bildeten.

Die Einwohnerzahl Frankreichs betrug nach den Hugenottenkriegen nicht wesentlich mehr als zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Paris hatte sogar einen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts lebten dort 275.000 Menschen, während im Jahre 1590 lediglich 200.000 Einwohner registriert wurden.[81]

Das Edikt von Nantes (1598)

Die entscheidende Voraussetzung zur Überwindung der konfessionellen Gegensätze schuf Heinrich IV. mit dem Edikt von Nantes vom 30.04.1598, das einen religiösen Ausgleich brachte und das Ende der mehr als drei Jahrzehnte dauernden Hugenottenkriege bedeutete.[82] Das Edikt, das aus 92 Artikeln, einem Breve über finanzielle Zuwendungen des Königs an die Protestanten und mehr als 50 Geheimartikeln über die Gewährung von Sicherheitsplätzen und anderen Zugeständnisse an die Hugenotten bestand, gründete sich auf die in früheren Jahren herausgegebenen Edikte von Poitiers, Nerac und Fleix. Das Edikt von Nantes stellte somit eine Zusammenfassung und Bestätigung jener Teilerfolge dar, die die Protestanten innerhalb der acht Hugenottenkriege errungen hatten.[83]

Der wesentliche Grundsatz des Ediktes von Nantes war die Gewährung der vollen Gewissensfreiheit, auch wenn der Katholizismus bis zum Toleranzedikt von 1787 weiterhin Staatsreligion blieb. Jedoch durften die Protestanten ihren Kult lediglich unter verschiedenen Beschränkungen ausüben; sie mussten sich weiterhin den katholischen Ehegesetzen unterwerfen und waren zur Zahlung des Kirchenzehnten an die katholischen Pfarrer verpflichtet. Für ihre eigenen konfessionellen Bedürfnisse wurde ihnen gestattet, innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft eigene Steuern zu erheben. Von der protestantischen Kultfreiheit waren der Hof des Königs mit seinem Gefolge, Paris mit seiner Bannmeile und die Armee bis auf die Quartiere hugenottischer Befehlshaber ausgenommen. Heinrich IV. sah im Edikt von Nantes Maßnahmen vor, die die Gleichberechtigung der Hugenotten in politischer und gesellschaftlicher Beziehung sichern sollten. Die Protestanten erhielten Zugang zu allen zivilen und militärischen Ämtern sowie gleichberechtigten Status bei der Aufnahme in Universitäten, Schulen und Krankenhäusern.

Heinrich IV. gewährte den Hugenotten insgesamt ungefähr 150 Sicherheitsplätze, in denen die Protestanten Garnisonen unterhalten konnten.[84]

Dieses Verteidigungssystem erstreckte sich über ganz Südfrankreich südlich der Loire; es verteilte sich auf die beiden Plätze Jargeau und Charite-sur-Loire, die dazu dienten, gegebenenfalls den protestantischen Truppen aus Deutschland einen Zugang zu ermöglichen. Weitere bedeutende Städte, die den Protestanten als Sicherheitsplätze dienten, waren La Rochelle, Saumur, Niort, Montauban, Castres und Montpellier. Abgesehen von den Sicherheitsplätzen besaßen ungefähr vierzig Städte eine protestantische Verwatungsstruktur (Nimes, Villeneuve-les-Avignon, Privas, Castres, Oloron, Montauban, Jarnac, Sully).[85]

Die Sicherheitsplätze, die quasi einen Staat im Staate darstellten, bedeuteten nicht nur strategische Vorteile, sondern stellten für die Hugenotten eine große Gefahr in der Zukunft dar.[86] Angesichts des unitarischen Charakters der französischen Monarchie konnte der politische und militärische Sonderstatus der Hugenotten auf Dauer nicht hingenommen werden. Sieburg bemerkt richtigerweise, dass ein erneuter Zusammmenstoß zwischen der königlichen Zentralgewalt und den Hugenotten vorprogrammiert war.[87]

Trotz des Ediktes von Nantes blieben Misstrauen und Feindseligkeiten auf beiden Seiten bestehen. Da die Eigenschaft der religiösen Toleranz als Voraussetzung für ein Zusammenleben noch nicht weit verbreitet war, brachte das Edikt lediglich eine kurzfristige Lösung der konfessionellen Gegensätze im französischen Staat.

Nach dem Edikt von Nantes leitete Heinrich IV. verstärkte Anstrengungen ein, um das durch die jahrelangen Kriege schwer belastete Wirtschaftssystem Frankreichs zu beleben. Heinrich IV. ernannte im Jahre 1599 den Herzog von Sully zum „surintendant des finances“, der in der landwirtschaftlichen Produktion die Grundlage einer aufblühenden Wirtschaft sah.[88] Der Herzog von Sully führte in den Jahren 1598-1600 die begrenzte Senkung der Taille herbei, um den Bauern eine gewisse Entlastung zu verschaffen. Weiterhin verfolgte er das Ziel, den Import von Luxusgütern durch einen Ausbau des Zollwesens zurückzuschrauben.

Auf Anordnung Heinrich IV. wurde in den Jahren 1601-1604 eine Kommission gebildet, die Vorschläge zur Wiederbelebung der ökonomischen Entwicklung erarbeiten sollte.[89] In dieser Kommission besaß der hugenottische Wirtschaftsfachmann und langjähriger Vertrauter des Königs, Barthelemy de Laffemas, eine führende Stellung. Im Jahre 1602 wurde de Laffemas zum „Controlleur General du Commerce” und Präsident des neu gegründeten „Conseil du Commerce“ ernannt:[90] „Thus a Hugenot tail become one of the chief men engaged in directing the economic activities of France.“

De Laffemas vertrat wie der Herzog von Sully merkantilistische[91] Überzeugungen. Im Gegensatz zu Sully, der der Förderung der Landwirtschaft den Vorrang einräumte, setzte sich de Laffemas für den Vorrang der Gewerbepolitik ein. Entscheidend für dieses Primat war seine Überzeugung, dass der wirtschaftliche Reichtum und die politische Macht eines Staates durch die Besitzmenge von Gold und Silber repräsentiert würden. Dabei setzte de Laffemas voraus, dass Gold und Silber in Form von Münzen oder Barren als Zahlungsmittel verwendet wurden. Im Falle der Verhinderung des Abflusses von Geld ins Ausland erwartete er einen ökonomischen Aufschwung Frankreichs. Seine wichtigsten wirtschaftspolitischen Forderungen lauteten:[92]

Im Jahre 1604 wurde auf Betreiben Sullys ein Erlass[93] verabschiedet, der für den in akuter Geldnot befindlichen Staat einträglichen Brauch des Ämterkaufs und –handels festigte. Dadurch wurde gegen eine jährlich zu zahlende hohe Summe den Erben eines Amtsinhabers die Entscheidungsgewalt über das Amt zugesichert und damit die Erblichkeit der Ämter gefördert.[94]

Die schlechte finanzielle Situation des französischen Staates führte dazu, dass Heinrich IV. die Kolonialpolitik seiner Vorgänger in Nordamerika fortsetzte. Um die französischen Interessen in Nordamerika zu etablieren, entstand im Jahre 1608 die Siedlung Quebec, die eine bedeutende Ausgangsbasis für die allmähliche Kolonialisierung Kanadas wurde.[95]

Durch diese wirtschaftspolitischen Maßnahmen gelang es Heinrich IV., die schlimmsten Folgen der Hugenottenkriege in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus festigte Heinrich IV. die Machtstellung des Königtums:[96] „Auf der Grundlage der einander einigermaßen die Waage haltenden Stellung des alten Adels, der Noblesse de robe und des für eine Machtübernahme in keiner Weise reifen, durch die inneren Kriege eher geschwächten Bürgertums waren günstige Voraussetzungen dafür gegeben, dem Königtum in Weiterführung der bereits zwischen 1461 und 1559 deutlich erkennbaren Tendenzen eine absolute Machtposition zu sichern.“

Es darf nicht übersehen werden, dass die Bestimmungen des Edikt von Nantes nicht nur der hugenottischen Seite, sondern auch dem Katholizismus erhebliche Vorteile brachten. In den von Protestanten vollkommen oder teilweise besetzten Gebieten wurde die katholische Kirche wieder in ihre ursprünglichen Rechte eingesetzt.[97] Katholische Besitzungen, Liegenschaften, Kirchengebäude und Einkünfte mussten restituiert werden. In Hochburgen des Protestantismus wie La Rochelle wurden oft nach jahrzehntelanger Unterbrechung katholische Gottesdienste abgehalten, Prozessionen durchgeführt und katholische Schulen neu eröffnet.

Trotz alledem gingen für viele Katholiken die den Protestanten eingeräumten Konzessionen im Edikt von Nantes zu weit. Die Parlamente ließen sich nur durch erheblichen Druck des Königs zur Registrierung des Ediktes bewegen: Paris und Grenoble verweigerten bis zum Jahre 1599 die Unterzeichnung, die Städte Aix, Dijon, Toulouse und Rennes waren erst im Laufe des Jahres 1600 zur Ratifikation bereit, Rouen widersetzte sich bis zum Jahre 1609.

In den Jahren nach dem Edikt von Nantes entwickelten die Hugenotten eine eigene politische und militärische Organisationsstruktur.[98]

Neben den Provinzversammlungen existierte eine landesweite Zusammenkunft, über der ihrerseits die protestantischen Fürsten standen. Parallel dazu entstand eine militärische Struktur, die die hugenottischen Hochburgen miteinander vernetzte. Nach dem Vorbild der Statthalterschaften des Königreiches wurde Frankreich in acht Militärbezirke unterteilt; die protestantische Armee erhielt einen Oberbefehlshaber. Diese Entwicklungen verschärften die ohnehin schon existierende Konfliktsituation zwischen Protestantismus und Katholizismus.

Die Situation wurde zusätzlich durch die Tatsache angeheizt, dass sich Heinrich IV. in den Finanzbehörden (Sully, Maupeou, Arnaud, Dupin u.a.), am Hofe (Polignac, Lomenie), in der Verwaltung (Laffernas) und in der Armee (La Tremouille, Turenne, Rohan u.a.) mit zahlreichen Personen protestantischen Glaubens umgab.[99]

Protestantische Sekretäre, Künstler, Schriftsteller, Ärzte und Architekten wurden von ihm beschäftigt, was den Argwohn vieler Katholiken erregte und nicht zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Katholiken und Protestanten beitrug.[100]

Nachdem bereits mehrere von der katholischen Seite geplante Attentatsversuche auf Heinrich IV. scheiterten, wurde er am 14.5.1610 von dem fanatischen Katholiken Francois Ravaillac auf offener Straße ermordet.[101] Das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten begann sich nach dem Tod Heinrichs IV. weiter zu verschlechtern. König Ludwig XIII. (1610-1643) führte im Jahre 1620 einen Feldzug gegen die Protestanten im Süden Frankreichs, der den Anschluss Navarras und des Bearn an die Krone brachte. Da sich der König jedoch nicht entscheidend gegen die Hugenotten durchsetzen konnte, wurde im Oktober 1622 der Kompromissfrieden von Montpellier vereinbart, der das Edikt von Nantes bestätigte.[102]

Im Jahre 1624, als der Kardinal Richelieu[103] die Geschicke des Königreiches lenkte, nahmen die protestantischen Anführer Heinrich von Rohan und sein Bruder Soubise den Kampf wieder auf. Nach der Vermittlung England unterzeichneten die beiden Parteien im Jahre 1626 in La Rochelle einen neuen Friedensvertrag.[104]

Kurz darauf erhoben sich die Hugenotten, deren Zentrum La Rochelle wurde, ein weiteres Mal. Der Herzog von Buckingham unterstützte die Hugenotten mit Hilfstruppen und nahm die Ile de Re in Besitz. Die Armee des Königs ließ daraufhin alle Boote entlang der Küste beschlagnahmen, eroberte die Insel zurück und belagerte La Rochelle. Nachdem die königlichen Truppen im Mai eine englische Flotte besiegen konnten, musste La Rochelle aufgrund einer Hungersnot kapitulieren. Die Einnahme La Rochelles bedeutete eine ökonomische Niederlage für die königliche Partei. Die bis zu ihrer Belagerung blühende Handelsrepublik wurde dauerhaft geschwächt und die Zahl ihrer Einwohner auf wenige Tausend Personen reduziert.

Als nach längeren Kämpfen auch die anderen befestigten hugenottischen Städte erobert wurden, kam es im Jahre 1629 zum Frieden von Alais und zum Gnadenedikt von Nimes. Diese beiden Verträge stellten die Beziehung der Hugenotten zum französischen Staat auf eine neue Grundlage. Die Bestimmungen der Verträge sahen vor, dass den Hugenotten alle im Edikt von Nantes garantierten Sicherheitsplätze weggenommen wurden, was das Ende des Protestantismus als politischer und militärischer Machtfaktor innerhalb Frankreichs bedeutete.[105]

Gleichzeitig wurden aber die religiösen und gesellschaftlichen Rechte der Hugenotten bestätigt, so dass wenigstens dieser Kernbestandteil des Ediktes von Nantes erhalten blieb. Mit dieser Regelung verfolgte Richelieu die Absicht, die Hugenotten politisch in den französischen Staat zu integrieren, ohne ihren konfessionellen Sonderstatus anzutasten. Damit wollte der Kardinal der Gefahr eines erneuten religiösen Krieges gegen die Hugenotten entgegentreten.[106]

Richelieu schrieb nach Abschluss des Friedens von Alais und des Gnadenediktes von Nimes an König Ludwig XIII.:[107] „Die Quellen der Häresie und der Rebellion sind jetzt versiegt.“

Durch katholische Missionstätigkeit, die von Richelieu unterstützt wurde, und die Konversion zahlreicher Mitglieder des hugenottischen Adels zum katholischen Glauben, wurde die Stellung der Protestanten weiterhin geschwächt.

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Fußnoten

  1.  ↑ Berger, S.: Le Proces de Guillaume Briconnet, in: Bulletin de la Societe du Protestantisme francais, 1900, S. 136-154, hier : S. 137 f. Vgl. dazu auch : Vienot, J. E.: Histoire de la Reforme francaise des origines a l’Edit de Nantes, Paris 1926, S. 45 ff
  2.  ↑ Ebd. S. 139
  3.  ↑ Imbart de la Tour, P.: Les origines de la Reforme. III : L’evangelisme, Paris 1914, S. 110
  4.  ↑ Ebd. S. 150 ff
  5.  ↑ Köller, H./Töpfer, B.: Frankreich. Ein historischer Abriss von den Anfängen bis zum Tode Heinrichs IV, Teil 1, Berlin 1977, S. 236
  6.  ↑ Ebd.
  7.  ↑ Mieck, Die Entstehung des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 232
  8.  ↑ Ebd. S. 238
  9.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  10.  ↑ Ebd. S. 237
  11.  ↑ Der Schmalkaldische Bund war ein am 27.02.1531 gegründeter Zusammenschluss zahlreicher deutscher protestantischer Fürsten und Städte unter der Führung Kursachsens und Hessens während des Dreißigjährigen Krieges. Er ermöglichte die friedliche Ausbreitung der Reformation und wurde von Philipp I. von Hessen dazu genutzt, Württemberg zurückzuerobern und Herzog Ulrich wieder in sein Amt einzusetzen. Die ersten Auflösungserscheinungen des Bundes zeigten sich im abweichenden Verhalten einzelner Reichstände Anfang der 1540er Jahre. Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 zerfiel der Bund endgültig.
  12.  ↑ Donald, H.: Farel. Reformer of the Swiss Romand. His Life, His Writings and His Theology, New York 1954, S. 25
  13.  ↑ Farels Wirken in Nordfrankreich wird ausführlich beschrieben in Carriere, V.: Guillaume Farel. Propagangiste de la Reformation, in: Revue d’Histoire de l’Eglise de France 20, 1934, S. 35-52, hier S. 37 ff
  14.  ↑ Burger, J.-P.: La conversion de Farel, in: Bulletin de la Societe de l’Histoire du Protestantisme Francais 91, 165, S. 192-204, hier: S. 199. Farel schrieb seine religiösen Ansichten in verschiedenen Zeugnissen nieder, die für die damalige Zeit besonders in Nordfrankreich zu einer gewissen Bedeutung gelangten. Vgl. Baum, J.W. (Hrsg.): Sommaire, c’est une brieve declaration d’aucuns lieux fort necessaires a chacun chretien, pour mettre sa confiance en Dieu te a ayder son prochain, Genf 1867 ; Baum, J. W. (Hrsg.) : Du vrai usage de la croix de Jesus Christ et de l’abus et idolatrie commise autour d’icelle et de l’authorite de la parole de Dieu et des traditions humaines, Genf 1865
  15.  ↑ Seine bewusste Hinwendung zum protestantischen Glauben beschrieb Calvin folgendermaßen: „Durch die Neuheit abgestoßen, lieh ich jenen Lehren nur ungern mein Ohr; mit leidenschaftlichem Eifer widerstand ich ihnen; vor allem eins machte meinen Sinn abgeneigt: die Ehrfurcht vor der Kirche. (…) Wie durch einen plötzlichen Lichtstrahl getroffen erkannte ich, in welchem Abgrund von Irrtümern, in welchem Schmutz ich mich befunden hatte. So tat ich, o Herr, was meine Pflicht war, und begab mich, erschreckt und mit Tränen für mein früheres Leben verdammend, auf deinen Weg.“ Zitiert aus: Gloede, G.: Zucht und Weite. Calvins Weg und Werk, 4. Auflage, Zürich 1959
  16.  ↑ Die deutsche Übersetzung dieses Werkes bietet Weber, O. (Hrsg.): Unterricht in der christlichen Religion, 2. Auflage, Berlin 1955
  17.  ↑ van Ess, J.: Zwischen Hadith und Theologie. Studien zum Entstehen prädestinatianer Überlieferung, Berlin 1975, S. 25 f
  18.  ↑ Kurz nach Calvins Tod wurde die Akademie durch die Schaffung medizinischer, juristischer und philologischer Lehrstühle zu einer Universität ausgebaut. Die Akademie wurde in zwei Stufen aufgegliedert: Die untere war die „schola privata“, in der zunächst lediglich Lesen und Schreiben gelehrt wurde. Danach stand Philosophie, Literatur, Griechisch, Hebräisch und Latein auf dem Stundenplan. Bei erfolgreicher Absolvierung der „schola privata“ konnte jeder Schüler in die „schola publica“aufrücken, in der akademische Übungen und Vorlesungen abgehalten wurden.
  19.  ↑ Brunner, E.: Das Vermächtnis Calvins, Bern 1936, S. 13
  20.  ↑ Mieck, Die Entstehung des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 234
  21.  ↑ Lienhardt, P.: Der Ursprung des Namens „Huguenot“, in: Die Hugenottenkirche, 45 Jg., Nr.12, Dezember 1992, S. 45-52, hier: S. 46 ff
  22.  ↑ Mieck, Die Entstehung des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 235
  23.  ↑ Vgl auch dazu Roll, E.: Die Waldenser, Stuttgart 1982
  24.  ↑ Baudoin-Matuscek, M.-N./Merlin-Chazelas, A. (Hrsg.): Catalogue de actes de Henri II., Paris 1979, S. 178
  25.  ↑ Bluche. F.: Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV. von Frankreich, Freiburg/Würzburg 1986, S. 314 f
  26.  ↑ Ebd., S. 315
  27.  ↑ Joutard, F.: 1685-Ende und neue Chance für den französischen Protestantismus, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 11-25, hier: S. 16 und Labrousse, E.: Les conversion au XVIIeme siecle, Actes des XIIeme colloque du C.M.R. (17 janvier 1982), Marseille 1983, S. 161-177
  28.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 243
  29.  ↑ Ebd.
  30.  ↑ Die Bekehrung de Colignys zum Protestantismus ist nachzulesen in: Hotman, F.: La vie de Gaspard de Coligny, seigneur de Chastillon sur Loin, gouverneur pour le roi de l’Ile de la France et la Picardie, colonel general de l’infantrie francois et admiral de France, Lyon 1586
  31.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 244
  32.  ↑ Vgl. dazu Böckel, E.G.A.: Die Bekenntnisschriften der evangelisch- reformierten Kirche, Leipzig 1847, S. 471
  33.  ↑ Vgl. dazu die deutsche Übersetzung von Jacobs, P. (Hrsg.): Reformierte Bekenntnisschriften und Kirchenordnungen in deutscher Übersetzung, Neukirchen 1949, S. 123
  34.  ↑ Gahrig, W.: Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg. Historische Ausflüge, Berlin 2000, S. 20
  35.  ↑ Baker, J.: The House of Guise and the Church c. 1550-1588, Oxford 1995, S. 57 ff
  36.  ↑ Ebd. S. 58
  37.  ↑ Heritier, J.: Catherine de Medicis, Paris 1942, S. 127
  38.  ↑ Töpfer/Köller, Frankreich, a.a.O., S. 245
  39.  ↑ Ebd.
  40.  ↑ Baumgartner, F.: France in the Sixteenth Century, New York 1995, S. 146
  41.  ↑ Vgl. dazu Sutherland, N.M.: The Cardinal of Lorraine and the Colloque of Poissy 1561: A reassessment, in: Ders.: princes, Politics and Religion 1547-1589, London 1984, S. 113-137
  42.  ↑ Töpfer/Köller, Frankreich, a.a.O., S. 246
  43.  ↑ Zitiert aus: Ebd. S. 247
  44.  ↑ Mieck, Die Entstehung des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 239
  45.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 244
  46.  ↑ Romier, L. Les origins politiques des guerres de religion, 2. Band, Paris 1913, S. 35
  47.  ↑ Coustant, J.-M.: Les Guises, Paris 1984, S. 26
  48.  ↑ Vgl. dazu die Rede des Bischofs von Metz, Francois Beaucaire, vor dem Konzil in Triest: Beaucaire, F.: Oratio de victoria, qua Carolus IX. Galliarum rex Francisci Lotharingi Guisae ducis, necnon et Annae Monmorencii equitum magistri auspiciis rebelles causem religionis pretextentes ingenti clade superavit. Habita est Tridentini in publico Patrum qui ad concilium oecumenicum convenerunt consessu, Brescia 1563
  49.  ↑ Als Coligny von der Ermordung Franz von Guises erfuhr, bemerkte er: „Wir können es nicht verneinen, dass sein Tod ein deutliches Manifest der Wunder Gottes ist.“ Zitiert nach: Potter, D.: The French Wars of Religion. Selected Documents, London 1997, S. 54. Der Sohn Franz von Guises, Heinrich, war davon überzeugt, dass Coligny für die Ermordung seines Vaters verantwortlich war.
  50.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 192
  51.  ↑ Bitton, D.: The French Nobility in Crisis 1540-1640, Stanford 1969, S. 49
  52.  ↑ Mieck, Das Entstehen des modernen Frankreichs 1450-1610, a.a.O., S. 265 f
  53.  ↑ Vgl. zu den Ereignissen in der Bartholomäusnacht die ausführliche Darstellung von Erlanger, P.: Bartholomäusnacht. Die Pariser Bluthochzeit am 24. August 1572, München 1966
  54.  ↑ Zitiert aus Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 250
  55.  ↑ Dinoth, R.: De bello civili gallico religionis causa suscepto lib. VI. Acceßit index rerum memorabilium locupletißimus, Basel 1582, S. 26
  56.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 250
  57.  ↑ Ebd., S. 251
  58.  ↑ Ebd. S. 252 f. Vgl. dazu auch: Harding, R.: Revolution and Reform in the Holy League: Angers, Rennes, Nantes, in: Journal of the Modern History 53 (1981), S. 379-416, De Lamar, J.: Diplomacy and Dogmatism. Bernardino de Mendoza and the French Catholic League, Cambridge 1964 oder Buisseret, D.: Henry IV., King of France, London 1984
  59.  ↑ Bitton, The French Nobility in Crisis 1540-1640, a.a.O., S. 64
  60.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 251
  61.  ↑ Ebd., S. 256. Der Vertrag von Joinville wurde ebenfalls von Papst Sixtus X. ratifiziert.
  62.  ↑ Ebd.
  63.  ↑ Vgl. dazu Vivent, J.: La tragedie de Blois. Le roi de France et le duc de Guise 1585-1588, Paris 1946
  64.  ↑ Es wird berichtet, dass Heinrich III. den Leichnam Heinrich von Guises in einen Teppich wickeln ließ, dem Toten ins Gesicht sprang und sagte: „Da seht ihr den König von Paris.“ Zitiert nach: Carroll, S.: Ceux de Guise: the Guise family and their affinity in Normandy, during the Wars of Religion, in: French History 9 (1995), S. 125-152, hier: S. 147
  65.  ↑ Zitiert aus: Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 258
  66.  ↑ Ebd.
  67.  ↑ Vgl. dazu Ascoli, P.: The Sixteen and the Paris league 1585-1591, Berkley 1971
  68.  ↑ De Rosieres, F.: Stemmatum Lotharingiae ac Barri Ducum Tomi Septem, Paris 1580
  69.  ↑ Bouchet, R.: Discours de la guerre civile et mort tres-regrette de Henry III. roy de France et de Pologne, Tours 1590, S. 19
  70.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 260
  71.  ↑ Garrison, J.: Henry IV., Paris 1984, S. 147
  72.  ↑ De Levis-Mirepoix, A.: Les guerres de religion (1559-1610), Paris 1954, S. 106
  73.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 262
  74.  ↑ Sedgwick, H.-D.: Henry von Navarre, Indianapolis 1930, S. 142
  75.  ↑ Vgl. dazu: Barnavi, E.: Le Partie de Dieu. Etude sociale et politique des chefs de la Ligue parisienne 1585-1594, Brüssel 1980
  76.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 262
  77.  ↑ Drouot, H.: Mayenne et la Bourgogne: etude sur la Ligue, 1587- 1596, 2. Bde, Paris 1937, S. 189
  78.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 196
  79.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 105
  80.  ↑ Waquet, H. (Hrsg.): Memoires du Chanoine Jean Moreau sur la guerres de la Ligue en Bretagne, Quimper 1960, S. 277 f
  81.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 104.
  82.  ↑ Ebd. Vgl. auch dazu die einzige vollständige deutsche Übersetzung aller Teile dieses Dokuments bei Sander, F.: Die Hugenotten und das Edikt von Nantes. Mit urkundlichen Beigaben zum Gedächtnis an das Potsdamer Edikt des Großen Kurfürsten vom 29. Oktober/8. November 1685, Breslau 1885, S. 229-285
  83.  ↑ Ebd.
  84.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 196
  85.  ↑ Ebd.
  86.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 105
  87.  ↑ Ebd.
  88.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 265
  89.  ↑ See, H.: Histoire economique de la France, Band I., 2. Auflage, Paris 1948, S. 184
  90.  ↑ Cole, C. W.: French Mercantilist Doctrines before Colbert, New York 1951, S. 61
  91.  ↑ Der Merkantilismus ist eine zusammenfassende Bezeichnung der absolutistischen Staaten zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert und die diesen Bestrebungen zugrunde liegenden Wirtschaftslehren. Das grundsätzliche Ziel des Merkantilismus lag in der Vermehrung der Macht und des Wohlstandes des jeweils eigenen Landes bzw. des Landesherrn. Die jeweiligen Herrscher machten sich militärisch durch die Aufstellung eines festen Heeres und verwaltungsmäßig durch die Verfügung über eine Beamtenschaft von der Mitwirkung der Stände und vom feudalen Lehenssystem unabhängig. Indem die Herrscher den Hof zum Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Lebens erhoben, beanspruchten sie auch die verbindliche Entscheidungsgewalt in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Der Merkantilismus entwertete die Aufsicht, die im Mittelalter die Stadt zum Schutz der Kunden über Markt und Korporation und zum Schutz der Bürgerschaft über auswärtige Unternehmer ausgeübt hatte. Die wesentlichen Erlaubnisse oder Verbote erließ nicht mehr die Stadt, sondern der Staat. Der jeweilige König oder Landesfürst erteilte Privilegien, Konzessionen und Monopole für das Staatsgebiet. Ausfuhrprämien, Subventionen und Kredite für den Export von Fertigwaren wurden im Interesse der zentralen Hof- und Außenwirtschaftspolitik vergeben. Weiterhin wurden Verbote zur Ausfuhr von Rohstoffen, die im eigenen Land verarbeitet werden konnten, und zur Einfuhr von Fertigwaren und Verbrauchsgütern zugunsten des Staatsschatzes und außenpolitischen Absichten erlassen. Der Merkantilismus stand dem Streben nach wirtschaftlicher Autarkie und der territorialstaatlichen Integration mit dem Interesse eines freien Handels entgegen. Zur zeitlichen Einordnung des Merkantilismus in die Wirtschaftsgeschichte vgl. die immer noch aktuellen Forschungsbeiträge von Engelsing, R.: Kleine Wirtschaftsgeschichte Deutschlands, Hannover 1968, S. 63-70 oder Blaich, F.: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 21 ff
  92.  ↑ Blaich, Die Epoche des Merkantilismus, a.a.O., S. 55
  93.  ↑ Dieser Erlass wurde von dem königlichen Rat Paulet ausgearbeitet und deshalb in der französischen Bevölkerung „Paulette“ genannt.
  94.  ↑ Göhring, M. : Weg und Sieg der modernen Staatsidee in Frankreich. Vom Mittelalter bis 1789, Tübingen 1949, S. 2 ff
  95.  ↑ Hardy, G.: Histoire de la colonisation francaise, 5. Auflage, Paris 1947, S. 38. Vgl. dazu auch Blet, H.: Histoire de la colonisation francaise, Bd. I., Paris/Grenoble 1946
  96.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 267
  97.  ↑ Mieck, Das Entstehen des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 242
  98.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 297
  99.  ↑ Pages, P.: Naissance du Grand Siecle, La France de Henry IV. a Louis XIV. (1598-1611), Paris 1948, S. 164
  100.  ↑ Mieck, Das Entstehen des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 243
  101.  ↑ Eine ausführlichere Darstellung der Ermordung Heinrichs IV. bietet Mousnier, R.: Ein Königsmord in Frankreich. Die Ermordung Heinrich IV., Berlin 1970
  102.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 297 f
  103.  ↑ Weiterführende Informationen über Richelieu finden sich bei Gloger, B.: Richelieu. Die Karriere eines Staatskardinals, 2. Auflage, Berlin 1990
  104.  ↑ Bonney, R.:Political Change in France under Richelieu and Mazarin 1624-1661, Oxford/London/Glasgow 1978, S. 87
  105.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 115
  106.  ↑ Ebd.
  107.  ↑ Zitiert aus Schunk, Geschichte Farnkreichs, a.a.O., S. 43