e-Portfolio von Michael Lausberg
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J.D. Vance: Hillbilly-Elegie

Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise

Ullstein-Verlag, 7. Auflage, Berlin 2017, ISBN: 978-3-550-05008-4

Der Autor schildert den trostlosen Alltag weißer Arbeiterfamilien, die durch Armut und Chaos, Hilflosigkeit und Gewalt, Drogen und Alkohol bestimmt ist. Hillbilly bedeutet soviel wie Hinterwäldler im Deutschen und ist eine oft abfällig verwendete Bezeichnung für Bewohner der ländlichen, gebirgigen Gegenden der USA  wie den Appalachen  und den Ozarks . Die Krise der Industrie und der darauf folgende Arbeitsplatzabbau zog der Niedergang der alten Industrien ihre Familien in eine Abwärtsspirale, in der sie bis heute stecken. Vance schildert sowohl die trostlose Situation seiner Familie und gleichzeitig den Abstieg einer ganzen Gesellschaftsschicht. Diese Ausweglosigkeit führt zu Anfälligkeiten für einfache autoritative Parolen der amerikanischen Rechten.

Vances Familie stammt aus den Bergen aus der 6000-Seelen-Gemeinde Jackson, in der es „ein Gerichtsgebäude, ein paar Restaurants – fast ausschließlich Fast-Food–Ketten – und ein paar Läden und Geschäfte“ gibt und wo die Menschen in Wohnwagensiedlungen, Sozialwohnungen, Farmhäusern und Siedlerhöfen leben. Hier sei „das Schicksal der weißen Arbeiterschicht am finstersten. Geringe soziale Mobilität, Armut, Scheidung und Drogen haben meine Heimat zu einem Brennpunkt des Elends gemacht.“

Die Schilderungen von Vance berühren zwar, aber es geht immer noch schlimmer. Von dem asozialen Gesellschaftssystem des „American Dreams“ sind vor allem Nicht-Weiße, also Latinos, Dunkelhäutige und indigene Ureinwohner betroffen. Von der Situation der vielen hunderttausend Illegalen und Obdachlosen ganz zu schweigen. Marktextremismus gepaart mit Sozialdarwinismus produziert einige „Gewinner“ und viele „Verlierer“, Armut und Hoffnungslosigkeit sind kein persönliches Versagen, der Fehler liegt im System. Diese Aspekte fehlt in der Geschichte von Vance, so dass das Buch nur eine Deskription bietet, aber keine konsequente Lösung der Probleme. Ein anderer Amerikaner konnte da mehr überzeugen: Michael Moores weltweites Erfolgsbuch Stupid White Men aus dem Jahre 2001, in einem dokumentarisch-satirischen Stil gehalten, richtete sich vornehmlich gegen die politische Elite in den Vereinigten Staaten, den dortigen Rassismus und die von Moore diagnostizierte soziale Kälte. Demgegenüber fehlt Hillbilly-Elegie die scharfsinnige Konsequenz und die klare Wortwahl zur Lösung der Probleme.

Es ist ein Buch, das berührt, und das Elend einer Bevölkerungsgruppe schildert. Aber es hat nicht das Niveau eines Bestsellers, dafür fehlt die soziologische Tiefe.

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-550-05008-4 .