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Geschichte Kaliningrads

Von Margarete Lausberg

Königsberg war die größte Stadt im früheren Ostpreußen. Das historische Ostpreußen erstreckt sich an der Ostseeküste vom Wichseldelta bis nördlich der Memelmündung bei Memel, wo bei Nimmersatt „das Reich sein Ende hat“. Das nördlich der unteren Memel am Kurischen Haff gelegene Memelland wurde 1920 durch den Völkerbund von Ostpreußen abgetrennt, war von 1923 bis Anfang 1939 von Litauen annektiert und gehört seit dem Kriegsende wieder zu Litauen. Der nördliche Teil (etwa 35 %) des restlichen Ostpreußens ist heute der russische Oblast Kaliningrad, der südliche Teil (etwa 65 %) die polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Im Mai 1939 umfasste Ostpreußen, einschließlich des Memellandes, 39.840 km² mit 2.649.017 Einwohnern. Es war mit 66,5 Einwohnern je km² vergleichsweise dünn besiedelt. In der Hauptstadt Königsberg lebten damals 372.000 Einwohner.

Im Gebiet des späteren Ostpreussens ist eine menschliche Besiedlung bereits seit der Jungsteinzeit nachweisbar. Seit ungefähr 1400 vor Christus wurde es von germanischen Stämmen bewohnt. Die Hauptphase der germanischen Besiedlung war vom ersten bis vierten Jahrhundert nach Christus. Schon damals sammelten die Bewohner den Bernstein an den Ufern ein und verkauften ihn unbearbeitet an Händler aus dem Mittelmeerraum. Deshalb waren das Gebiet der Weichselmündung und die nordöstlich gelegenen Gebiete bereits im antiken Rom bekannt gewesen.

Um 200 nach Christus begann der langsame Abzug des germanischen Stammes der Goten, die im Bereich der Weichselmündung lebten, Richtung Westen und Süden. Damit entstand ein Nachrücken verschiedener Bevölkerungsgruppen, die östlich der Germanen gelebt hatten. An der östlichen Ostseeküste lebten verschiedene baltische Volksstämme, wie die Esten, Litauer und Prussen, die weiter nach Westen zogen und die Küstenregionen besiedelten. Die Prussen waren die westlichste Volksgruppe der Balten und bezogen in den folgenden Jahrhunderten das Gebiet südlich der Memel bis zur Nogat. Sie bildeten keinen Staat, sondern zerfielen in Stämme. Nach Zuwanderung von Nordgermanen aus Skandinavien im neunten bis elften Jahrhundert und dem gescheiterten Christianisierungsversuch durch Adalbert von Prag in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts, kamen die Prussen im 13. Jahrhundert endgültig in die christliche Welt Europas.

Am Anfang des 13. Jahrhunderts rief Pabst Honorius II. zu einem Kreuzzug gegen die heidnischen Prussen auf. Diesem Aufruf folgten jedoch nur wenige. Deshalb bat 1225 der polnische Herzog Konrad I. von Masowien, dessen Herzogtum südlich des Prussengebietes lag, den „Deutschen Orden“ um Hilfe bei der Bekehrung der Prussen. Hauptantrieb für Konrad I. war jedoch sich vor den Überfällen der Prussen zu schützen und seinen Machtbereich Richtung Norden auszubauen. So begann 1231 die Eroberung des Prussengebietes durch den „Deutschen Orden“. Dieser wurde 1190 bei der Belagerung von Akkon an der syrischen Küste als eine Hospitalgemeinschaft gegründet und wandelte sich 1198 in einen geistlichen Ritterorden um. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurden die Gebiete an der Weichselmündung und nordöstlich davon systematisch vom „Deutschen Orden“ militärisch erobert und besetzt. Dabei gründeten sie etliche Burgen zur Sicherung des Gebietes, aus denen später die meisten Städte Ostpreussens hervorgingen, zum Beispiel Königsberg im Jahre 1255.

Der Ordensstaat entwickelte sich im folgenden Jahrhundert hinsichtlich seiner Ausdehnung und Machtposition positiv. Ab dem 15. Jahrhundert begann jedoch ein Niedergang. Deshalb wurde 1525 der Ostteil des Ordenslandes durch Albrecht von Brandenburg-Ansbach in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt und fiel unter polnische Lehnshoheit. 1618 wurde das Herzogtum durch eine Personalunion mit der brandenburgischen Linie des Hauses Hohenzollern mit dem Kurfürstentum Brandenburg zu einem Staat zusammengeführt. Zwischen beiden Teilen bestand keine Landverbindung, da Westpreußen, der westliche Teil des ehemalige Ordenslandes, zu Polen gehörte. Dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. wurde 1660 im Vertrag von Oliva von allen europäischen Mächten die volle Souveränität über das Herzogtum Preußen zugesichert. Somit wurde er zum Kurfürsten im Deutschen Reich, der gleichzeitig souveräner Herrscher über ein nicht zum Reich gehörendes Herzogtum war. Trotzdem stellte das Gebiet hinsichtlich der Rechtssprechung, Sprache und Kultur ein deutsches Herzogtum dar. Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg, der Sohn Friedrich Wilhelm I., erhielt 1700 nach Verhandlungen mit Kaiser Leopold I. dessen Zustimmung den Titel eines Königs zu tragen. Woraufhin Friedrich III. sich 1701 in Königsberg zum König von Preußen krönte. Fortan hieß er Friedrich I.. Dies war möglich, da der Titel nur für das vom Reich souveräne Preußen galt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Brandenburg/ Preußen zu einer europäischen Großmacht. Der Name Preußen ging langsam auf das gesamte Herrschaftsgebiet der Hohenzollern über und es entwickelte sich ein „preußisches“ Staatsbewusstsein. So löste sich der Name von seinem Ursprungsgebiet.

Das geistige, kulturelle und höfische Leben blühte mit der Königskrönung auf. Auch wenn Friedrich I., durch seine für die damalige Zeit der absolutistischen Herrscher typischen Prachtentfaltung, die Staatsfinanzen ruinierte, so förderte er doch die Kunst und Wissenschaft. Die 1544 gegründete Universität in Königsberg entwickelte sich im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum des deutschen Geisteslebens. Beispielhaft deutlich wird dies an dem Wirken Immanuel Kants, der von 1755 bis 1796 an der Universität lehrte. Ungeachtet aller Veränderungen in den folgenden Jahrhunderten, behielt die Königsberger Universität ihre überregionale Bedeutung bis 1945.

Nach der sogenannten 1. polnischen Teilung 1772 fiel das Ermland und Westpreußen an Friedrich II. und es gab eine Landverbindung zwischen Preußen und Brandenburg. Um Verwechslungen auszuschließen, wurden aus dem Herzogtum Preußen und dem ehemaligen polnischen Westpreußen die Provinzen Ostpreußen und Westpreußen des Königreich Preußens. Somit wurde erst 1773, im Zuge der 1. polnischen Teilung, der Name Ostpreußen eingeführt. Die Provinz Ostpreußen blieb auch in der Folge in seinem territorialen Bestand unverändert.

Bis zur Reichsgründung 1871 behielt Ostpreußen seine Sonderstellung und gehörte nicht zum Deutschen Reich. Mit der Reichsgründung stagnierte die wirtschaftliche Entwicklung und das vorher überdurchschnittliche Bevölkerungswachstum verlangsamte sich enorm. Viele Menschen wanderten in die westlichen Reichsgebiete, vor allem in das Ruhrgebiet, ab. Allerdings gab es in Ostpreußen eine geringere polnische Minderheit, als zum Beispiel in Westpreußen. So kam der sogenannte Nationalitätenkampf, der Ende des 19. Jahrhunderts in einigen deutschen Ostgebieten begann, hier kaum zum tragen. Dies war auch ein Grund, warum nach dem 1. Weltkrieg der größte Teil der Provinz Ostpreußen beim Deutschen Reich blieb. Die Provinz wurde jedoch durch die im Versailles Vertrag festgelegten Gebietsabtretungen vom Deutschen Reich getrennt. Es entstanden ähnliche Probleme hinsichtlich des Transitverkehrs oder der Kommunikation mit dem Deutschen Reich, wie sie sich für die russische Exklave Kaliningrad gegenwärtig darstellen. Die Transportkosten nach Ostpreußen stiegen und die Absatzmärkte für ostpreußische Produkte waren weiter entfernt. Die wirtschaftliche Krise Anfang der 1920er Jahre traf Ostpreußen besonders hart. Doch durch Hilfsmaßnahmen der Reichsregierung und dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung, der im Deutschen Reich im Laufe der 1920er Jahre stattfand, konsolidierte sich die Situation in Ostpreußen. Vor allem für seine landwirtschaftlichen Produkte und die Rinder- und Pferdezucht wurde Ostpreußen bekannt.

Für die Nationalsozialisten war die Insellage Ostpreußens eine wichtige Argumentationsgrundlage in ihrer aggressiven Außenpolitik gegenüber Polen und Litauen. Der Anschluss des Memelgebietes im März 1939 wurde mit Litauen noch auf friedlichem Wege vollzogen. Der sogenannte polnische Korridor, der Ostpreußen vom Deutschen Reich trennte, wurde zu einem der größten ungelösten Streitfragen vor dem Kriegsausbruch 1939. Während des Zweiten Weltkrieges war Ostpreußen, durch die Eingliederung des eroberten Westpreußens ins Deutsche Reich, keine Exklave mehr. Die Umstellung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens auf den Krieg verhinderten aber einen größeren Aufschwung in Ostpreußen.

1944 kam es zu den ersten Kriegsgeschehnissen. Ende August 1944 erlebte Ostpreußen die ersten Luftangriffe des Krieges. Dabei wurde der Großteil der Königsberger Innenstadt zerstört. Im Oktober 1944 erreichten die Kriegshandlungen auch den Boden Ostpreußens. Die Evakuierung und Flucht der deutschen Zivilbevölkerung ist zu einem der großen Dramen des 2. Weltkrieges geworden. Von den ca. 2,6 Millionen Menschen, die am Ende des Krieges in Ostpreußen lebten, floh der größte Teil. Es kamen jedoch auch tausende Zivilisten um. Als Beispiel kann die gesunkene Einwohnerzahl Königbergs von 372`000 auf 73`000 im Juni 1945 dienen. Am 9. April 1945 kapitulierte Königsberg, womit die Eroberung des Gebietes durch die Rote Armee größtenteils abgeschlossen wurde.

Schon vor der „Machtergreifung“ Hitlers am 30. Januar 1933 hatte es im deutschen Protestantismus Gruppierungen gegeben, die sich aus unterschiedlichen Gründen mit der Ideologie des Nationalsozialismus identifizierten. Deutschnationales und völkisches Denken hatten nach dem Ersten Weltkrieg Konjunktur. Antisemitische, antidemokratische und antiaufklärerische Einstellungen blickten in evangelischen Kreisen auf eine lange Tradition zurück. Auf diesem Boden entstand die „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ (= DC), die 1932 offizielle Anerkennung in den Landeskirchen fand. Erklärtes Ziel der Glaubensbewegung war eine Kirchenreform, die den neuen politischen Realitäten korrespondierte.

Mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg (Versailler Vertrag) kam auch das Ende der engen Verbindung von Thron und Altar. In der Zeit der Weimarer Republik hatten säkularistische bzw. kirchenfeindliche Tendenzen beachtlichen Zulauf. Angesichts dieser desolaten Situation waren nicht wenige evangelische (und auch katholische) Christen erfreut, dass die NSDAP und viele ihrer Führer sich zustimmend zur religiösen Frage stellten (§ 24 des Parteiprogramms: „positives Christentum“). Folglich wollten diese kirchlichen Kreise nicht abseits stehen, sondern sich tatkräftig am „nationalen Aufbruch“ beteiligen. Der NS-Staat wiederum hoffte auf die Loyalität evangelischer Gruppen, und die DC wollte im Fahrwasser des neuen Staates eine „Rechristianisierung“ der Gesellschaft einleiten. Aber auch moderate Kräfte im deutschen Protestantismus bemühten sich, den Weg der Kirche strukturell und personell neu zu gestalten. Vor allem die Frage des zukünftigen Reichsbischofs gab Anlass zu Differenzen. Während die DC den Königsberger Wehrkreispfarrer und Kandidaten Hitlers, Ludwig Müller (1883-1945), favorisierten, war von den meisten Landeskirchen Pfarrer Fritz von Bodelschwingh (1877-1946) für das Amt nominiert worden. Bevor die nach langer Vorarbeit entworfene neue Kirchenverfassung angenommen wurde (von allen Kirchen am 11. Juli und vom Staat am 14. Juli 1933), ist F. von Bodelschwingh trotz wilder Gegenkampagnen der DC am 26. Mai 1933 zum Reichsbischof gewählt worden. Der NS-Staat nahm diesen „rechtswidrigen“ Schritt zum Anlass, am 24. Juni einen Staatskommissar für die preußischen Kirchen zu bestimmen, August Jäger (1887-1949). Fritz von Bodelschwingh trat darauf zurück.

Als nächstes ließ Hitler für den 23. Juli allgemeine Kirchenwahlen ansetzen und griff mittels einer von Königsberg ausgestrahlten Rundfunkansprache zugunsten der DC ein. Zum Abschluss der Rede sollen angeblich die Glocken des Königsberger Doms geläutet haben, eine gezielte Falschmeldung. Da sie den Propaganda-Apparat der Partei zur Verfügung hatten, anderen Gruppierungen es dagegen an logistischer Unterstützung fehlte, konnte die DC über 70% der Stimmen für sich verbuchen. Aufgrund dieser Mehrheitsverhältnisse begann allenthalben eine Umgestaltung der Kirchenstrukturen. In den Kirchenvorständen versuchten Vertreter der DC das „neue Denken“ durchzusetzen. Die Kirchenverwaltungen führten zentralistische Maßnahmen und eine staatskonforme Handhabung des Rechts ein. Dazu gehörte u.a. der Arierparagraph. Alle Pfarrer wurden zur Bejahung des NS-Staates genötigt. Auf der X. Preußischen Generalsynode („braune Synode“) am 24. August wurde Ludwig Müller zum Landesbischof gewählt. Am 27. September folgte dann auf der 1. Nationalsynode in Wittenberg seine Wahl zum Reichsbischof. Ein beispielsloser Gleichschaltungsprozess der Evangelischen Kirche war damit eingeleitet.

Das Landschaftsbild des nördlichen Ostpreußen wird von leicht gewelltem Flchland mit Moränenhügeln, größtenteils versteppten Wiesen und Feldern sowie viel Wald bestimmt, der von breiten Flussniederungen und Moorgebieten unterbrochen wird. Größte Flüsse sind der Pregel und die Memel, weitere Flüsse sind die Lawa (Alle), die Angerapp (Angerapp), die Krasnaja (Rominte) und die Deima (Deime). Im Norden der Oblast befindet sich – angrenzend an das Kurische Haff – die Elchniederung (Losinaja Dolina) und das Große Moosbruch, eine Moorlandschaft, die zum Teil trockengelegt worden ist.

Im Südosten liegt die Rominter Heide mit dem Wystiter See und dem Wystiter Hügelland. Weite Teile der dünnbesiedelten Landschaft im südlichen Ostpreußen sind durch die Masurische Seenplatte geprägt. Im Westen ragt das Samland als Halbinsel in die Ostsee. Im Südwesten liegt das Frische Haff. Ostpreußen hatte Anteil an der Kurischen Nehrung und an der Frischen Nehrung .

Durch die geringe Bevölkerungsdichte (66,5 Einwohnern je km²) konnten sich in Ostpreußen viele im Rest des damaligen Deutschlands bereits ausgestorbene Tiere erhalten. So gab es 1945 in Ostpreußen eine Population von Elchen und Wölfen. Auffällig sind noch heute (2012) die vielen Störche in Ostpreußen, was bereits Wesentliches über die dort vorherrschenden Landschaftsformen und ihre Bewirtschaftung aussagt.

Zwischen Braunswald und Willenburg nahe Marienburg wurde im Jahre 1873 ein eisenzeitliches Gräberfeld mit etwa 3000 Gräbern gefunden. Die nach dieser Fundstätte benannten Braunswalde-Willenberg-Funde heute auch als Weilbark-Kultur bezeichnet, zeichnet sich durch eine Mischung skandinavischer und kontinentaler Elemente aus und wird allgemein als Zeichen für die Zuwanderung der Goten angesehen. Zu ihrem Verbreitungsgebiet gehörte nur der äußerste Westen Ostpreußens. Die Goten waren im letzten Jahrhundert vor der christlichen Zeitenwende in das Gebiet um die untere Weichsel gekommen, wanderten aber ab etwa 200 n. Chr. nach Südosten ab.

98 n. Chr. berichtete Tacitus in seiner Germania über das Volk der Aesti gentes. Diese waren aller Wahrscheinlichkeit nach die Vorgänger der ab dem 9. Jahrhundert als Prußen bezeichneten westbaltischen Stämme. Im 2. Jahrhundert erwähnte Claudius Ptolemäus die Stämme der Galindoi und Sudinoi, die wahrscheinlich den westlichen (Olsztyn-Gruppe) bzw. den östlichen Teil (Sudauer Gruppe) des später ostpreußischen Gebietes bewohnten.

In seiner um 550 verfassten Getica zählt der gotische Geschichtsschreiber Jordanes die Aesti zum Gotischen Reich, das bis etwa 375 nördlich des Schwarzen Meeres gelegen hatte.

Der Angelsachse Wulfstan bereiste die Ostseeländer im 10. Jahrhundert. In seinem Bericht unterschied er das östlich der Weichsel gelegene „Witland“ vom westlich des Flusses gelegenen Land der Winoten und bezeichnete seine Einwohner, wie die antiken Autoren auch als „Ēstas“.

Die ostbaltischen Litauer wurden im 11. Jahrhundert erstmals beschrieben. Doch erst mit der Zeit der Christianisierung und der damit verbundenen Schriftkultur fing man an, schriftliche Dokumente zu führen, die detaillierte Informationen enthalten.

Die Prussia-Sammlung war die bedeutendste Sammlung archäologischer Fundstücke.

Erstmals Erwähnung findet die terra Lubavia 1216 im Zusammenhang mit einer Preußenburg. Für die Stadt datiert der erste schriftliche Nachweis von 1260. Über die Bedeutung des Namens sind sich die Linguisten nicht einig. Er dürfte jedoch eine Landschaftsbeschreibung darstellen Stadt und Burg wurden 1269 durch die Sudauer zerstört. Die Bischöfe von Kulm ließen Stadt und Feste wieder aufbauen und residierten im Schloss, bis sie 1781 ihren Sitz nach Kulmsee verlegten.

Von 1466 bis 1772 gehörte Löbau zum unter polnischer Hoheit stehenden, autonomen Preußen königlichen Anteils. Das Land Löbau, Lateinisch: Lobovia, wurde geteilt. 1724 zerstörte ein Stadtbrand große Teile der Stadt. Davon erholte sich Löbau nur schwer, 50 Jahre später hatte es nur 624 Einwohner und über 100 Grundstücke lagen noch wüst. Es gab kaum massive Häuser, vorherrschend waren Fach und Schurzwerkbauten.

Durch die Erste Teilung Polen-Litauens 1772 wurde das westliche Preußen mit Löbau unter Friedrich II mit dem östlichen Teil des Königreichs Preußen in dem Maße wiedervereinigt, wie diese Teile zur Zeit des Deutschordensstaats miteinander verbunden gewesen waren. Zur Zeit des französischen Usurpators Napoleon war Löbau von 1807 bis 1815 vorübergehend dem Herzogtum Warschau angegliedert. 1813 brannte das Schloss nach einem Blitzeinschlag aus und wurde abgebrochen. Auf dem Wiener Kongress wurde Löbau an Preußen zurückerstattet. Die Einwohnerzahl stieg bis 1819 auf 1.300 an.

Im Jahr 1884 bekam Löbau Anschluss an die Eisenbahn. In der Stadt war kaum Industrie ansässig, es dominierten das kleine Handwerk und die Krämerei. Von 1818 bis 1920 gab Löbau dem Landkreis Löbau seinen Namen, Gemeindesitz war aber das benachbarte Neumark. Löbau und sein Landkreis gehörten zum Regierungsbezirk Marienwerder in der Provinz Westpreußen des Deutschen Reiches.

Während der gesamten Zugehörigkeit zu Preußen bzw. ab 1871 zum Deutschen Reich bestand die Bevölkerung von Stadt und Umland aus deutschen, polnischen und masurischen Sprachgruppen und war überwiegend katholischer Konfession. Im Jahr 1890 bestand die Bevölkerung der Stadt Löbau zur Hälfte aus Polen.

Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde Löbau im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald danach wurde Löbau unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann nun die Zuwanderung polnischer Zivilisten, die sich der Behausungen und Anwesen der eingesessenen deutschen Stadtbewohner bemächtigten und die Einwohner daraus verdrängten. Als Ortsname wurde die polnische Bezeichnung Lubawa eingeführt. Soweit die deutschen Stadtbewohner nicht geflohen waren, wurde sie in der darauf folgenden Zeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

Das Stammesland der Prußen (Pruzzen) lag an der Ostseeküste, nordöstlich des späteren Polens und südwestlich von Litauen. Nördlich erstreckte es sich bis an die untere Memel, westlich bis an die untere Weichsel, wobei beide Flüsse wohl keine scharfe Siedlungsgrenze bildeten. So wird auch von slawischen Siedlungen im Kulmerland berichtet und Linguisten verweisen auf Fluss- und Ortsnamen westlich der Weichsel bis an die Persante sowie auf Wörter baltischen Ursprungs in der kaschubischen Sprache.

Das von baltischen Stämmen an der Ostseeküste besiedelte Gebiet wurde seit dem 10. Jahrhundert zur Interessensphäre der in der Region entstehenden christlichen Staaten. Alle Anstrengungen zur Eroberung des Gebietes standen auch unter dem Vorwand der Missionierung. Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, im Hochmittelalter die mächtigsten weltlichen Herrscher des Abendlandes, erhoben Anspruch auf nicht christianisierte Gebiete. So Kaiser Friedrich II in der Goldbulle von Rimini 1226 an den Deutschen Orden.

Die Versuche der polnischen Herrscher, ihre Macht an die noch von Heiden bewohnte Ostseeküste auszudehnen, zeigten nur in Pommern Erfolg. Über einen dieser Vorstöße, bei dem 997 der Missionsbischof Adalberg von Prag im Auftrag von Boleslaw I. in die Gegend östlich von Danzig vordrang, berichtet dessen Autobiografie Vita Sancti Adalberti.

Konrad, der Herzog von Masowien, erlitt gegen die Prußen empfindliche Rückschläge. Das laut der Älteren Olivachronik zu großen Teilen von Polen besiedelte Kulmerland wurde laut der Chronik des Peter von Dusburg durch Prußen verwüstet. Die Vorstöße der Prußen bedrohten sogar seine Machtbasis Masowien. Der erste Bischof von Preußen wurde 1209 ernannt: Der Zisterzienser Christian von Oliva, nahm seinen Sitz 1215 im 30 Jahre zuvor gegründeten Kloster Oliva , außerhalb Preußens im Herzogtum Pommerellen der Samboriden. Seine Christianisierungsbemühungen waren zunächst nicht von dauerhaftem Erfolg. Der von Konrad I. und Bischof Christian gemeinsam ins Leben gerufene Ritterorden Milites Christi Prussiae, zumeist Orden von Dobrin genannt, konnte zwar Masowien sichern, aber keine Herrschaft über Preußen etablieren.

Herzog Konrad von Masowien bat den Deutschen Ritterorden um militärische Unterstützung im Kampf gegen die Prußen und bot ihm dafür Landrechte an. Im Jahre 1224 wurde Wilhelm von Modena vom Papst zum Legaten für Preußen und Samland benannt. Die Landrechte für das zu erobernde Gebiet ließ sich der Orden 1226 durch den römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. garantieren und 1230 durch Konrad von Masowien im Vertrag von Kruschwitz. Dieser wird heute als Diktat des Ordens, wenn nicht als Fälschung angesehen. 1231 legte der Orden Thorn an.

Der Orden eroberte das Land mit aus europäischen Adligen zusammengestellten Truppen in Kreuzzügen. Er sicherte seine Eroberungen durch Burgenbau, holte mit Hilfe von Lokatoren deutsche Siedler ins Land, Teil der deutschen Ostkolonisation. Zahlreiche Städte und Dörfer wurden gegründet. Die Unstimmigkeiten über die Landverteilung zwischen dem Orden und Bischof Christian wurden bis vor den Papst gebracht. 1245 teilte der päpstliche Lagat Wilhelm von Modena das Preußenland in vier Bistümer ein. Die vier Bistümer unterstanden dem Erzbischof von Riga. Es dauerte jedoch bis 1283, ehe die heidnischen Prußen endgültig unterworfen waren.

Über das vertraglich vereinbarte Gebiet hinaus eroberte der Deutsche Orden 1309 auch das christliche Pommerellen mit Danzig, das der letzte Herzog, Mestwin II., nach zeitweiliger Abtrünnigkeit wieder Polen zugesagt hatte. Diese Eroberung wurde von Polen 1343 anerkannt. Die Grenze zu Litauen, das sich im Widerstand gegen den Orden als Staat bildete, wurde erst 1422 dauerhaft festgelegt. Sitz des Ordens war zunächst Venedig, dann seit 1309 die Marienburg in Preußen, nach der Schutzheiligen des Deutschen Ordens Maria benannt.

Zu den Konflikten des Ordens mit Polen um die Ausdehnung der territorialen Herrschaft gesellten sich im 15. Jahrhundert Konflikte mit den Städten in seinem Gebiet wegen seiner Versuche, auch den lukrativen Handel an sich zu ziehen. So kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen der Deutsche Orden auf der einen Seite, die preußischen Städte und das Königreich Polen auf der anderen Seite standen.

Nach seiner Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg 1410 wurde die Macht des Ordens geschwächt. Er musste im Ersten Thorner Frieden 1411 und im Frieden vom Melnosee 1422 Herrschaft und Ansprüche auf Samaiten aufgeben. Der Friede von Brest 1435 schloss jegliche Ansprüche Dritter (insbesondere des Heiligen Römischen Reiches) am Ordensland aus. Nachdem sich die westpreußischen Stände im Preußischen Bund organisiert und 1454 dem König von Polen unterstellt hatten, kam es zum 14jährigen Krieg, der 1466 mit dem Zweiten Thorner Frieden endete. Der Deutsche Orden hatte das Kulmerland, Ermland, Pogesanien und Pomerellen an die polnische Krone abzutreten. Somit blieb auch das Ermland (als exemptes eigenständiges Fürstbistum) unter Regentschaft des Polnischen Königs und damit bis zur Ersten Teilung Polens 1772 vom Preußen des Ordens und der Hohenzollern getrennt. Da die schon 1457 eroberte Ordensburg Marienburg mit abgetreten werden musste, wurde der Sitz des Ordens nach Königsberg verlegt. Der Orden war außerdem dem Polnischen König zu Treueeid und Heeresfolge verpflichtet.

1511 wurde Albrecht von Preußen Hochmeister des Deutschen Ordens. Er verweigerte dem Polnischen König zunächst den Treueeid. Kaiser Maximilian I. schloss im Jahre 1515 auf dem Wiener Fürstentag Verteidigungs- und Heiratsbündnisse mit den Jagiellonen und erkannte schließlich die Beschlüsse des Thorner Friedens an, nachdem sie bis dahin von Kaiser und Papst abgelehnt worden waren.

Nachdem ihm dessen Unterstützung im vierjährigen Reiterkrieg versagt worden war, ging Hochmeister Albrecht auf Distanz zum Kaiser. Er schloss Frieden mit Polen, führte 1525 die Reformation ein und machte den Ordensstaat zum weltlichen Herzogtum Preußen. Die erbliche Herzogswürde ließ er sich unter Anerkennung der polnischen Lehenshoheit vom polnischen König Sigismund I. bestätigen.

Die Vertreter des Deutschen Ordens im Reich wählten einen neuen Hochmeister, Walther von Cronberg, welcher aber nicht wie bisher in Königsberg, sondern in Mergentheim seinen Sitz einnahm. 1527 erhielt Cronberg vom Kaiser die Berechtigung, sich „Administrator des Hochmeistertums“ zu nennen. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 wurde dieser mit den Rechten des Deutschen Ordens und dem Lande Preußen belehnt. Diese Entscheidung hatte in der Praxis keine Bedeutung. Der weltliche Einfluss Cronbergs endete faktisch an den Grenzen der Balleien innerhalb des Reichs. Maximilian III. führte bis 1618 den Titel eines Administrators von Preußen. Danach nannte man das Amt Hoch- und Deutschmeister. Die in Preußen hoheitslosen Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ordens hatten durch den Kaiser seit 1526 den gleichen Stand im Heiligen Römischen Reich wie ein Fürstbischof. 1531/34 wurde Herzog Albrecht unter Bann gesetzt, der jedoch unwirksam blieb.

1525 schuf Albrecht eine Gebietseinteilung, die bis 1722 Bestand hatte. Das Herzogtum war nun in drei Kreise vom Ausmaß späterer Regierungsbezirke eingeteilt: Samland, Natangen und Oberland. Aus den bisherigen Ordenskomtureien wurden die Hauptämter im Zuschnitt späterer Landkreise. In jedem Hauptamt gab es mehrere Ämter, die teils Kammerämter waren, teils missverständlicherweise wiederum Kreis (Creyß) genannt wurden. Diese Ämter waren für Wirtschaft und Rechtsangelegenheiten der unfreien Bauern zuständig. Die unterste Verwaltungsgliederung waren die Bezirke, die teilweise auch Dörfer genannt wurden, obwohl sie in der Regel mehrere Siedlungen umfassten.

1544 gründete Herzog Albrecht die Universität Albertus-Universität in Königsberg. Die kulturellen Leistungen in seiner Amtszeit waren die Prutenischen Tafeln, die Erstellung preußischer Landkarten sowie eine Münzreform, die eine Harmonisierung der Münzen (praktisch eine Währungsunion) des Herzogtums mit den Münzen Preußen königlichen Anteils und Polen-Litauens herbeiführte. In diese Zeit fielen auch die Aufnahme evangelischer Flüchtlinge und besonders die erstmaligen Übersetzungen religiöser Schriften in verschiedene Sprachen der neuen preußischen Bürger aus den Nachbarländern.

Nach dem Tod Herzog Albrechts im Jahre 1568 kam dessen fünfzehnjähriger Sohn Albrecht Friedrich an die Regierung. Wegen dessen Geisteskrankheit setzte 1577 der polnische König Stephan Bathory den Ansbacher Hohenzollern Georg Friedrich als Administrator von Preußen ein; ihm folgte 1605 mit Joachim Friedrich erstmals ein Kurfürst von Brandenburg, dann 1608 Johann Sigismund, Albrechts Schwiegersohn.

Als Albrecht Friedrich 1618 kinderlos starb, fiel das Herzogtum Preußen 1618 an die brandenburgische Linie der Hohenzollern, zu diesem Zeitpunkt unter Johann Sigismund. Dieser verband das Kurfürstentum Brandenburg und das Herzogtum Preußen in einer Personalunion. Nun wurde das Herzogtum Preußen auch Brandenburgisches Preußen genannt und bis 1701 oft als Fürstentum bezeichnet (so in Kirchenbüchern vor 1700). Im Vertrag von Wehlau 1657 verzichtete Polen auf die Lehenshoheit über das Herzogtum Preußen. Damit besaßen die Kurfürsten von Brandenburg hier, anders als in ihren im Heiligen Römischen Reich liegenden brandenburgischen Territorien, die volle Souveränität.

Diese Souveränität nutzte der brandenburgische Kurfürst Freidrich III. um sich 1701 in Königsberg als Friedrich I. zum „König in Preußen“ zu krönen. In einer Standeserhebung erhob dieser sein Herzogtum Preußen zum Königreich Preußen.

1722 wurde eine neue Gebietseinteilung geschaffen, die bis 1808 Bestand hatte: Es wurden zwei Kammerdepartements geschaffen, die direkt dem Generaldirektorium in Berlin unterstanden, die Ostpreußische oder Deutsche Domänenkammer zu Königsberg und die Littauische Domänenkammer zu Gumbinnen. In diesen Kreisen gab es Immediatstädte, Mediatstädte, Domänenämter und adelige Güter.

Während des Siebenjähirgen Krieges (1756–1763) wurde Ostpreußen vorübergehend von zaristischen Truppen besetzt.

1772 wurde das bis dahin unter polnischer Hoheit gestandene Ermland in mehrere Kreise geteilt und dem Königsberger Kammerdepartement zugeschlagen, dafür die westlichsten altpreußischen Kreise dem neugeschaffenen Kammerdepartement Marienwerder. Von 1422 bis 1945 der östlichste Vorposten Preußens und Deutschlands.

Bei der Ersten Teilung Polens 1772 erwarb das Königreich Preußen unter Friedrich II. , Polnisch-Preußen, das zu Westpreußen wurde. Das Gebiet des Fürstbistums Ermland verschmolz mit dem Ursprungsgebiet des Königreichs Preußen (Herzogtum Preußen), und dieses wurde am 31. Januar 1773 in einem Verwaltungsakt Ostpreußen genannt. Das Königreich Preußen der brandenburgischen Hohenzollern bestand zwischen 1773 und 1792 aus den Provinzen West- und Ostpreußen und dem Netzdistrikt. Hauptstadt Ostpreußens war bis zum Ende des 2. Weltkriegs Königsberg. Von 1824 bis 1829 waren Ost- und Westpreußen personell und von 1829 bis 1878 real in einer Provinz administrativ vereinigt. 1878 wurde diese wieder geteilt.

Bei der preußischen Verwaltungsreform von 1815 bis 1818 wurde eine Verwaltungseinteilung geschaffen, die im Wesentlichen bis 1905 bestand. Nun gehörte Memel (heute Klaipėda) zum Regierungsbezirk Königsberg.

Durch seine gemeinsame Grenze mit dem Russischen Reich und seine vorgeschobene geographische Lage wurde Ostpreußen im 1. Weltkrieg zu einem entscheidenden Schauplatz der Ostfront; hier lagen die einzigen Gebiete des Kaiserreiches, die während des Weltkrieges von fremden Truppen besetzt waren.

Der russische Vormarsch wurde in der zweiten Schlacht von Tannenberg zum Stehen gebracht. Von der kurzen russischen Besetzung Ostpreußens blieben nur Königsberg und fünf Landkreise verschont. Die Schäden waren enorm: 39 Städte und etwa 1900 Dörfer waren verwüstet. Batocki schrieb: „Die Äcker verdorben, der in höchster Blüte stehende Viehstand vernichtet, die Betriebsanlagen zerstört, das Volk grausamlichst getötet und vertrieben, die Gebäulichkeiten zerschossen, zersprengt und verbrannt, so lag die Provinz da, als sie wieder in deutsche Hände kam.“ Batockis historische Verdienste um den Wiederaufbau der Provinz ließen ihn zum „Vater des Landes“ werden. Mitten im Krieg begann neben der staatlichen Wiederaufbauhilfe eine groß angelegte private Hilfsaktion. Die „Ostpreußenhilfe“ – nicht zu verwechseln mit Osthilfe – wurde Dachorganisation von zuletzt 61 Patenschaftsvereinen im ganzen Reich. Sie halfen bis Mitte der 1920er-Jahre beim Wiederaufbau Ostpreußens.

Durch den Versailler Vertrag, der am 10. Januar 1920 in Kraft trat und unter anderem die Abtretung deutscher Gebiete an Polen beinhaltete, wurde Ostpreußen durch den Polnischen Korridor geographisch vom übrigen Deutschen Reich abgetrennt und war als Exklave nur auf dem Seeweg oder über polnisches Gebiet zu erreichen. Das Weichseldelta wurde der unter Völkerbundmandat geschaffenen Freien Stadt Danzig zugeteilt, die eigenständige staatliche Institutionen hatte, aber wirtschaftlich und militärisch mit Polen verbunden war, als Kompromiss zwischen dem polnischen Drängen auf einen leistungsfähigen Hafen und einer deutschen Bevölkerungsmehrheit von über 90 %.

Der südwestliche Teil des ostpreußischen Kreises Neidenburg musste ohne Volksabstiimung an Polen abgetreten werden, hauptsächlich deswegen, weil der Hauptort Soldau als Bahnknotenpunkt mit Verbindungen den direkten Verkehr zwischen Warschau und Danzig ermöglichte.

Der Artikel 28. des Versailler Vertrages bestimmte die Grenzen Ostpreußens neu. Die westliche Grenze verlief nun entlang der Weichsel und Nogat und schloss damit Gebiete von fünf bisher westpreußischen Kreisen und die Stadt Elbing ein. Die Bestimmung enthielt den Vorbehalt möglicher Änderungen infolge der Ergebnisse der im Artikel 94. bis 98. festgelegten Abstimmungen über die zukünftige Staatszugehörigkeit. Es wurden zwei Abstimmungsgebiete gebildet.

Abstimmungsgebiet Marienwerder

Große Teile der Provinz Westpreußen kamen ohne Volksabstimmung zu Polen, als Polnischer Korridor.

Im Abstimmungsgebiet Marienwerder, das nun zu Ostpreußen gehörte, fand am 11. Juli 1920 eine Volksabstimmung statt, in der 92,36 % der Wahlberechtigten für einen Verbleib beim Deutschen Reich votierten und 7,64 % für eine Angliederung an Polen. Das Gebiet wurde in der Provinz Ostpreußen zum Regierungsbezirk Westpreußen mit dem Verwaltungssitz Marienwerder.

Polen erhob auch Anspruch auf das südliche Ostpreußen, weil ein erheblicher Teil der Bevölkerung im südlichen Ermland und in Masuren, neben Deutsch als Verkehrssprache, als Muttersprache Masurisch sprachen, das als polnischer Dialekt oder als dem Polnischen nahe verwandte Sprache betrachtet werden konnte. Auf Drängen der Regierung Ebert einigten sich die Staaten im Versailler Vertrag auf eine Volksabstimmung. Bei der unter Aufsicht des Völkerbunds durchgeführten Abstimmung im Abstimmungsgebiet Allenstein konnten die Bewohner zwischen der Alternative „Polen“ und „Ostpreußen“ wählen. 97,90 % der Bewohner entschieden sich für Ostpreußen und damit für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Nur 2,10 % stimmten für eine Angliederung an Polen.

Der Versailler Vertrag sicherte in Artikel 89 dem Deutschen Reich die ungehinderte Durchfahrt nach Ostpreußen zu. Konkretisiert wurde das Durchfahrtsrecht für die Eisenbahn zunächst Ende 1920 in einem provisorischen Abkommen, das am 21. April 1921 durch ein endgültiges Abkommen ersetzt wurde.[1 ] Dennoch war der Verkehr zwischen dem deutschen Kernland und der Provinz Ostpreußen auf dem Landweg problematisch. Der Bahnverkehr erfolgte mit verplombten Zügen, bei denen in den ersten Jahren die Fenster zugehängt wurden und nicht geöffnet werden durften. Ab Ende der 1920er-Jahre wurden die restriktiven Bestimmungen allmählich gelockert. 1939 bedienten neun tägliche und zwei saisonale D-Zug-Paare sowie etwa 20 Güterzugpaare den Verkehr von und nach Ostpreußen. Auch der Straßenverkehr, für den feste Transitstraßen ausgewiesen und von Polen Visums- und Straßenbenutzungsgebühren erhoben wurden, war immer wieder beeinträchtigt. 1922 wurde vom Reichsverkehrsministerium daher der Seedienst Ostpreußen eingerichtet, der über den Seeweg eine Verbindung zwischen Ostpreußen und dem Kernland des Deutschen Reiches unter Umgehung polnischer Kontrollen herstellte. Der Seedienst Ostpreußen bestand bis 1939.

Das Verhältnis zwischen der Weimarer Republik und Polen war in der Zwischenkriegszeit generell angespannt. Vor allem in den ersten Jahren kam es entlang der gemeinsamen Grenze zu Auseinandersetzungen, auch mit Waffeneinsatz. Die Abtrennung Ostpreußens wurde in der Weimarer Republik parteiübergreifend als ungerecht und Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht angesehen. Reichsaußenminister Gustav Stresemann ging daher nie auf die verschiedenen polnischen Vorschläge ein, analog zu den Verträgen von Locarno ein „Ost-Locarno“ abzuschließen und die Grenze zu Polen als unverletzlich zu erklären.

Nach dem Wahlsieg der Nazis 1933 konnten diese in der Bevölkerung, unter anderem auch durch das Unterlaufen des in Deutschland als Demütigung empfundenen Versailler Vertrags, Popularität gewinnen. Gauleiter und damit eigentlicher lokaler Machthaber in Ostpreußen wurde der aus dem Rheinland stammende Erich Koch. Für die deutschen Forderungen nach Wiederanschluss Danzigs und Rückgabe des Korridors signalisierten die Westmächte, die sich im Zuge der Appeasementpolitik zuvor meist nachgiebig gegenüber dem Revisionsstreben Hitlers gezeigt hatten, 1939 Unnachgiebigkeit und drohten mit Krieg.

Ein knappes halbes Jahr später begann mit dem Polenfeldzug der 2. Weltkrieg. Nach der schnellen Besetzung des Landes wurden neben den 20 Jahre zuvor abgetretenen preußischen Provinzen Westpreußen und Posen weitere Teile Polens annektiert. Noch 1939 wurde dort ein neuer Regierungsbezirk Zichenau gebildet, der der Provinz Ostpreußen zugeordnet wurde. Ferner trat der neue Landkreis Sudauen zur Provinz, während die früher westpreußischen Gebiete um Elbing und Marienwerder an den neuen Reichsgau Danzig-Westpreußen fielen. Die neu an Ostpreußen angegliederten Gebiete waren jedoch ethnisch praktisch rein polnische Gebiete, die auch historisch nie zuvor in engerer Verbindung mit Ostpreußen gestanden hatten (abgesehen von einer kurzen Episode nach den polnischen Teilungen). Der erhebliche jüdische Bevölkerungsanteil wurde unmittelbar nach der Besetzung von den nationalsozialistischen Unterdrückungs- und später von den massenhaften Vernichtungsmaßnahmen getroffen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ostpreußen von der Roten Armee nach verlustreichen Kämpfen in der Schlacht um Ostpreußen erobert. Die nationalsozialistische Gauleitung unter Gauleiter Erich Koch unterließ die rechtzeitige Evakuierung der Bevölkerung und stellte selbständige Fluchtbewegungen unter schwere Strafe. Ähnlich wie Soldaten „bis zum letzten Mann“ in sinnlosen Stellungs- und Kesselschlachten verheizt wurden, anstatt sich geordnet zurückziehen zu dürfen, machten sich die Machthaber somit direkt mitschuldig am Tod von unzähligen deutschen Zivilisten, die hätten gerettet werden können.

Als die Front des Zweiten Weltkrieges Ostpreußen erreichte, wurde die Evakuierung durch das Militär und den Staatsapparat zunächst behindert bzw. verhindert), dann in letzter Minute (Januar 1945) unter denkbar schlechtesten Bedingungen (tiefster Winter, Abschnürung des Landweges) ungeordnet begonnen. Dadurch war ein Großteil der Zivilbevölkerung unmittelbar Kampfhandlungen ausgesetzt.

Ein Teil der Bevölkerung konnte sich auf dem Landweg mit Pferdefuhrwerken (die in Flüchtlingdtrecks zogen) nach Westen retten, aber nachdem die Rote Armee im Laufe der Schlacht um Ostpreußen bei Elbing das Frische Haff erreicht hatte, war der Landweg abgeschnitten. Tausende ertranken bei der Flucht über das Eis zur vermeintlich rettenden Frischen Nehrung, die weiter nach Danzig führte, oder wurden ohne jegliche Deckung Opfer von Jagdflugzeugen, die gezielt auf die Trecks schossen. Ein anderer Teil wurde über die Ostsee (vor allem über den Hafen Pillau ) evakuiert. Die Evakuierung wurde am 21. Januar 1945 durch Großadmiral Karl Dönitz eingeleitet;.

Insgesamt forderte die Flucht unter Kriegsbedingungen größtenteils im Winter sehr viele Tote. Es wird geschätzt, dass von den bei Kriegsende etwa 2,4 Millionen Bewohnern Ostpreußens ungefähr 300.000 unter elenden Bedingungen auf der Flucht ums Leben gekommen sind. Unter den Menschen, die bei den Versenkungen der Wilhelm Gustloff , der General von Steuben und der Goya im Frühjahr 1945 starben, befanden sich auch viele Flüchtlinge aus Ostpreußen, einige Tausend pro Schiff.

Noch anwesende Bewohner, vom Vormarsch der Roten Armee eingeholte Flüchtlinge oder nach dem (teils temporären) Ende der Kampfhandlungen zurückkehrende Bewohner wurden vielfach von sowjetischen Soldaten, die durch die vorherigen Verbrechen der deutschen Besatzungsmacht in Russland traumatisiert.In diesem Kontext ist beispielsweise das Massaker von Nemmersdorf im Oktober 1944 zu nennen, als erstmals nach dem Ersten Weltkrieg sowjetische Truppen nach Ostpreußen vorstießen.

Solschnizyn (Ostpreußische Nächte) und Lew Kopelew waren als Angehörige der Roten Armee Augenzeugen und haben später als Regimekritiker auf diese sowie auf andere sowjetische Verbrechen (z. B. die Massenerschießungen polnischer Offiziere in Katyn) hingewiesen. Die Verantwortlichen wurden letztlich jedoch im Hinblick auf die weltpolitische Lage weder international noch in der Sowjetunion selbst zur Verantwortung gezogen.

Die in Ostpreußen zurückgebliebenen Bewohner wurden von 1945 bis 1947 großenteils aus ihrer Heimat in das besetzte Deutschland westlich der Oder-Neiße-Linie vertrieben, weil sie u. a. keine polnischen Staatsbürger werden wollten. Zwangsenteignungen fanden fast überall statt. Ein geringer Prozentsatz konnte dennoch bleiben. So gab es im heute polnischen Teil Ostpreußens die Möglichkeit, sich zum Polentum zu bekennen und dadurch in der Heimat zu verbleiben, wenn auch unter beschwerlichen Lebensbedingungen. Diese Möglichkeit wurde besonders den Masuren angeboten, die neben Deutsch auch Polnisch im masurischen Dialekt sprachen. Facharbeitern wurde ebenfalls ein Bleiberecht eingeräumt, um Fabriken wieder besser in Betrieb nehmen zu können. Unter der Drohung, andernfalls vertrieben zu werden, optierten 160.000 Einwohner für Polen. Nicht selten wanderten die Nachfahren dieser Optanten später nach Deutschland aus.

Bis zum Oktober 1946 waren 70.798 Personen in dieser Form „verifiziert“, d. h. polnische Staatsbürger geworden, 34.353 verblieben „unverifiziert“. Vor allem im Raum Mragowo (Sensburg) verweigerten viele Einwohner diesen Verifizierungsprozess, im Frühjahr 1946 waren hier von 28.280 Personen 20.580 nicht „verifiziert“, im Oktober verblieben 16.385 Menschen ohne polnische Staatsbürgerschaft. Auch die eingebürgerten „Autochthonen“ wurden aufgrund ihres vorwiegend evangelischen Glaubens und ihrer oft rudimentären Sprachkenntnisse weiterhin als Deutsche betrachtet und Diskriminierungen unterworfen. Es begann eine letzte, von brutaler Folter und Gewalt gekennzeichnete „Verifizierungsaktion“, nach deren Abschluss lediglich noch 166 Masuren nicht „verifiziert“ waren

Insgesamt verblieben etwa 160.000 Vorkriegseinwohner im südlichen Ostpreußen, deren übergroße Mehrheit das Land in den folgenden Jahrzehnten als Spätaussiedler verließ. Das nördliche Ostpreußen fiel an die Russische Sowjetrepublik und wurde als Oblast Kaliningrad zu einem Militärsperrbezirk, in den selbst Sowjetbürger nur mit Sondergenehmigung einreisen konnten.

Nach dem Potsdamer Abkommen wurde Ostpreußen vorbehaltlich einer endgültigen Friedensregelung zwischen der Volksrepublik Polen und der Sowjetunion aufgeteilt. Das nördliche Gebiet um Königsberg wurde daraufhin von der Russischen Sowjetrepublik annektiert. Es wurde überwiegend mit Russen aus Zentralrussland und dem Gebiet des heutigen Förderationskreis Wolga sowie mit Weißrussen und Ukrainern besiedelt. Der polnische Anteil östlich der Oder und Neiße wurde auf die neu gegründeten Wojewodschaften Gdansk, Oslstyn und Suwalki aufgeteilt. Hier wurden in erster Linie Polen aus Zentralpolen und im Rahmen der Aktion Weichsel aus Südostpolen vertriebene Ukrainer angesiedelt. Die Hauptstadt Königsberg wurde 1946 zu Ehren des sowjetischen Politikers Michail Kalinin in Kaliningrad umbenannt; ebenso wurden sämtliche Orte im sowjetischen Anteil – sofern sie nicht aufgelöst oder zu größeren Einheiten zusammengefasst wurden – umbenannt.

Während der Gespräche wurde durch den sowjetischen Generalmajor Geli Batenin Interesse der Sowjetunion an Verhandlungen über Ostpreußen signalisiert. Der damalige Leiter des politischen Referats der deutschen Botschaft, Joachim von Arnim, machte jedoch die Ablehnung der Bundesrepublik deutlich. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik und der Bildung der neuen Länder gab das nun souveräne Deutschland am 14. November 1990 mit dem deutsch-polnischen Grenzvertrag jegliche Gebietsansprüche außerhalb der Bundesrepublik auf. Spätestens mit dessen Inkrafttreten 1992 sind deutsche Gebietsansprüche auf die ehemaligen deutschen Ostgebiete, und damit auch auf Ostpreußen, vollständig erloschen und die Grenzen endgültig anerkannt worden.

Nach der Verwaltungsreform 1975 wurde das polnische Ostpreußen in neue Wojewodschaften eingeteilt: Elblag und Oltsztyn sowie Teile von Ciechanow und Suwalki. Nach einer erneuten Verwaltungsreform am 1. Januar 1999 im polnischen Südteil bildet dieses Gebiet seither fast in seiner Gesamtheit die Wojewodschaft Ermland-Masuren mit der Hauptstadt Olsztyn; das frühere Nordostpreußen bildet heute die russische Oblast Kaliningrad mit der Hauptstadt Kaliningrad.

Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde Königsberg in Kaliningrad umbenannt. Namensgeber war Michail Iwanowitsch Kalinin, ein sowjetischer Politiker. Er war von 1923 bis 1946 als Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR formelles Staatsoberhaupt der Sowjetunion, zuvor von März 1919 bis Dezember 1922 formelles Staatsoberhaupt Sowjetrusslands.

M. I. Kalinin war Sohn des Bauern Iwan Kalinytsch Kalinin und dessen Frau Maria Wassiljewna. Er besuchte ab 1886 die Landschule in Jakowlewskoje, bis er 1889 eine Anstellung als Hausdiener in der Familie des Ingenieurs und Gutsbesitzers Dmitri Morduchai-Boltowski annahm und im gleichen Jahr nach Sankt Petersburg übersiedelte. Dort arbeitete er im Werk Stary Arsenal. Ab April 1896 wurde er Dreher in den Putilow-Werken. In dieser Zeit Am 12. April 1900 teilte man ihm seine Entlassung unter der Auflage mit, dass ihm der Aufenthalt in Petersburg nicht mehr gestattet sei. Kalinin wurde nach Tiflis (Tbilissi) verbannt und unter Polizeiaufsicht gestellt.

Da Kalinin weiterhin für die antizaristische illegale Presse tätig war, wurden er und einige seiner Weggefährten durch die Geheimpolizei in der Nacht vom 22. zum 23. Dezember erneut verhaftet. Im Februar 1901 musste man ihn aus Mangel an Beweisen wieder freilassen. Er wurde aus Tiflis nach Reval ausgewiesen. Dort arbeitete er in der Maschinenfabrik Volta, ab 1902 in den Eisenbahnwerkstätten von Reval und führte seine illegale revolutionäre Arbeit fort. Im Januar 1903 folgte eine Verhaftung, die mit der Überführung nach Sankt Petersburg ins Kresty-Gefängnis verbunden war. Im Juli gleichen Jahres wird er wiederholt nach Reval (heute: Tallinn) ausgewiesen und polizeilich beaufsichtigt. Aus der Verbannung nach Powenez, Gouvernement Olonez, im März 1904 kehrte er im Januar 1905 nach Werchnjaja Troiza unter Polizeiaufsicht zurück. Im September fuhr er illegal nach St. Petersburg und arbeitete dort wiederholt in den Putilow-Werken. In dieser Zeit wurde er in das Narwski-Stadtbezirkskomitee der SDAPR gewählt. 1906 wählte man ihn zum Mitglied des Petersburger Komitees der SDAPR. Im Juni schloss er die Ehe mit Jekaterina Iwanowna Lorberg. Ab August 1908 arbeitete er in einem Umspannwerk, später in einem Straßenbahnumformwerk in Moskau und arbeitete dort aktiv in der Moskauer bolschewistischen Organisation der SDAPR mit. Im September 1910 wurde er verhaftet und zwei Monate später nach Werchnjaja Troiza ausgewiesen. Erst Anfang 1911 gelang es Kalinin, in St. Petersburg zu bleiben, wo er als Dreher in der Geschützfabrik eine Anstellung fand, doch kaum hatte er sich eingearbeitet, wurde er verhaftet und ohne Umschweife erneut aufs Land verbannt.

Im Januar 1912 wurde er als Kandidat des ZK der SDAPR durch das auf der VI. Prager Gesamtrussischen Konferenz der SDAPR gewählte ZK bestätigt. Innerhalb dieses Jahres war er Mitbegründer und im Februar 1913 Redakteur der Parteizeitung Prawda. Sie wurde von einer Flut von Beschlagnahmungen, Geldstrafen und Verboten heimgesucht. Nach einer öffentlichen Veranstaltung Anfang Januar 1916 wurde er verhaftet und zu Beginn des Jahres 1917 nach Ostsibirien verbannt. Das Petersburger Komitee der SDAPR(B) beschloss daher, dass Kalinin in die Illegalität gehen soll. Im März wurde er in das Sekretariat des ZK der SDAPR(B) koopiert und in die Redaktion der Prawda gewählt.

Kalinin wurde am 23. März 1919 auf dem VIII. Parteitag der KPR (B) zum Mitglied des ZK gewählt. Damit war er formell Staatsoberhaupt Russlands. Im März 1921 wählte ihn der X. Parteitag zum Kandidaten des Politbüros des ZK der KPR(B). Im Juli wurde er Vorsitzender der vom Präsidium des Gesamtrussischen ZEK gebildeten zentralen Kommission zur Unterstützung der Hungernden. In dieser Funktion organisierte er von Februar bis März 1922 die Lebensmittelhilfe für das Wolgagebiet.

Als in den Jahren des zarischen Russlands mehrfach Verfolgter einer autoritären Diktatur widersetzte sich Kalinin ab der Machtergreifung Stalins nicht den großen Terrorwellen in den 1930er Jahren. 1940 wurde sein Name in Druckbuchstaben handschriftlich mit dem Zusatz dafür auf die Vorlage über die Erschießung kriegsgefangener polnischer Offiziere und Intellektueller gesetzt (Massaker von Katyn). Auch unterzeichnete er andere Exekutionslisten ab, wurde jedoch auch um Begnadigungen gebeten, was ihm selbst bei seiner eigenen Familie nicht gelang: Kalinins Frau wurde im Oktober 1938 verhaftet und bis 1944 interniert.

Im März 1946 wurde er nach 23 Jahren als formelles Staatsoberhaupt der SU, wenn er auch keinerlei eigene Macht ausübte, sondern sich nur dem Willen Stalins beugte, auf eigenes Ersuchen von den Amtspflichten entbunden. Er starb am 3. Juni 1946 in Moskau und wurde an der Kremlmauer beerdigt.Vom 1. Januar 1926 bis zu seinem Tode war er Mitglied des Politbüros der KPdSU.

Einige Städte wurden nach ihm benannt oder umbenannt. Das russische Oblast Twer wurde zwischen 1931 und 1990 Oblast Kalinin genannt; auch die 1938 gegründete Stadt Kaliningrad bei Moskau, die 1995 in Koroljow umbenannt wurde.

Kaliningrad liegt im Südosten der Halbinsel Samland in der Pregelniederung in der. Bis 1945 war sie als Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen deren kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Mit der Reichsgründung wurde sie 1871 zur nordöstlichsten Großstadt des Deutschen Reiches. Im April 1945 fiel die durch zwei verheerende britische Luftangriffe schon 1944 weitgehend zerstörte Stadt nach schweren Kämpfen in die Hand der Roten Armee. Durch das Potsdamer Abkommen wurde Ostpreußen mit den anderen deutschen Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie von Deutschland faktisch abgetrennt. Das nördliche Ostpreußen mit der Provinzhauptstadt Königsberg kam unter sowjetische Verwaltung und wurde militärisches Sperrgebiet. Die bei Kriegsende in Königsberg verbliebene Zivilbevölkerung, welche die Anfangszeit der sowjetischen Besatzung überlebt hatte, wurde bis 1948 in die vier Besatzungszonen Deutschlands vertrieben. Die ehemals deutsche Stadt, die seit 1946 Kaliningrad heißt, wurde wie das gesamte nördliche Ostpreußen in der Nachkriegszeit mit Menschen aus verschiedensten Teilen der Sowjetunion neu besiedelt. Heute ist die Oblast Kaliningrad mit der Hauptstadt Kaliningrad eine russische Exklave, die im Süden an Polen und im Norden und Osten an Litauen grenzt.

Königsberg / Kaliningrad liegt auf derselben Breite wie Kap Arkona, die Schleimündung, Belfast, Vilnius, Smolensk und der Baikalsee.. Die Sie liegt auf beiden Ufern des Pregels, nördlich des alten Pregels im Samland, südlich in Natangen. Die Stadt hat sieben Hügel: Löbenichtscher Kirchenberg, Schiefer Berg, Mühlenberg, Schlossberg, Rollberg, Bauernberg und Butterberg.

Der Deutsche Orden ist eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft. Mit dem Johanniter- und Malteserorden steht er in der (Rechts-)Nachfolge der Ritterorden der Kreuzzüge. Die Mitglieder des Ordens sind seit der Reform der Ordensregel 1929 regulierte Chorherren. Der Orden hat gegenwärtig 1100 Mitglieder, darunter 100 Priester und 200 Ordensschwestern, die sich vorwiegend karitativen Aufgaben widmen. Der Hauptsitz befindet sich heute in Wien.

Der vollständige Name lautet Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem, lateinisch Ordo fratrum domus Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum.

Papst Innozenz III. bestätigte am 19. Februar 1199 die Umwandlung der Spitalgemeinschaft in einen Ritterorden und die Verleihung der Johanniter- und Templerregel für die Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem.Nach der Erhebung der Spitalgemeinschaft zum geistlichen Ritterorden engagierten sich die Mitglieder der ursprünglich karitativen Gemeinschaft während des 13. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich, im Heiligen Land, dem mediterranen Raum sowie in Siebenbürgen und beteiligten sich an der deutschen Ostkolonisation. Das führte zu einer Reihe von Niederlassungen mit mehr oder weniger langem Bestehen. Eine zentrale Rolle spielte ab dem Ende des 13. Jahrhunderts der im Baltikum begründete Deutschordensstaat. Er umfasste am Ende des 14. Jahrhunderts ein Gebiet von rund 200.000 Quadratkilometern.

Durch die Niederlage bei Tannenberg im Sommer 1410 gegen die Polnische-Litauische Union sowie einen langwierigen Konflikt mit den preußischen Ständen in der Mitte des 15. Jahrhunderts, beschleunigte sich der um 1400 einsetzende Niedergang sowohl des Ordens als auch seines Staatswesens. Infolge der Säkularisierung des verbliebenen Ordensstaates im Zuge der Reformation im Jahre 1525 und seiner Umwandlung in ein weltliches Herzogtum, übte der Orden in Preußen und nach 1561 in Livland keinen nennenswerten Einfluss mehr aus.

Das bewährte Hospital blieb auch nach der Eroberung Akkons bestehen. Die dort dienenden Brüder nahmen die karitativen Regeln der Johanniter an und nannten die Einrichtung „St. Marien-Hospital der Deutschen zu Jerusalem“ – in Erinnerung an ein Spital, das bis 1187 in Jerusalem bestanden hatte. In der Heiligen Stadt sollte nach dem erwarteten Sieg über die Muslime auch das Haupthaus des Ordens errichtet werden.

Nach dem Tod Heinrichs VI. (1197) und dem erfolglosen Ende des in erster Linie vom deutschen Feudaladel getragenen Kreuzzuges sollte ein vom deutschen Adel geprägter Ritterorden über familiäre Beziehungen und Lehensabhängigkeiten als politischer Verbündeter des künftigen Herrschers im Reich dienen. Bis dahin verfügten die um den vakanten Kaiserthron streitenden Machtgruppen der Staufer und Welfen in Outremer über keine ihre Interessen vertretende klerikale Institution. Deutsche Interessen im nationalen Sinn waren allerdings im Heiligen Römischen Reich unbekannt.

Die Mitglieder des Ordens waren auf die Gelübde der Armut, der ehelosen Keuschheit und des Gehorsams verpflichtet. Stimmrecht im Generalkapitel wurde hingegen nur Ritter- sowie Priesterbrüdern zugebilligt. Wie alle Ritterorden des Mittelalters bestand der Deutsche Orden zunächst aus:

Neben militärischen Aufgaben blieben zunächst Krankenpflege und Armenfürsorge wichtige Schwerpunkte der Ordenstätigkeit. Durch Schenkungen und Erbschaften fielen den Ordensrittern beträchtlicher Landbesitz und zahlreiche Hospitäler zu. Letztere wurden von Ordenspriestern und Halbbrüdern weiter betrieben. Die umfassende Spendenbereitschaftdes Feudaladels erklärt sich aus dem Weltbild des frühen 13. Jahrhunderts, das „Furcht ums Seelenheil“ sowie eine spirituelle „Endzeitstimmung“ mitprägten. Durch die Stiftungen zugunsten des Ordens versuchte man sich des eigenen Seelenheils zu versichern.

1221 gelang es dem Orden durch ein päpstliches Generalprivileg, seine volle Exemtion von der Diözesangewalt der Bischöfe zu erlangen. Die Einkünfte erhöhten sich durch die Gewährung des Rechts zur umfassenden Kollekte auch in nicht dem Orden zugeordneten Pfarreien. Gegen entsprechende Vergütung (Legat) durften zudem mit Bann oder Interdikt belegte Personen in „geweihter Erde“ auf den Friedhöfen der Ordenskirchen beigesetzt werden, was ihnen sonst verwehrt geblieben wäre. Der Orden war kirchlich papstunmittelbar und somit Johannitern und Templern gleichgestellt. Seitens dieser Gemeinschaften wurde der Deutsche Orden mit zunehmender Skepsis betrachtet, nicht zuletzt wegen seiner Erwerbungen Die Templer beanspruchten den Weißen Mantel für sich und legten 1210 sogar offiziellen Protest bei Papst Innozenz III. ein. Erst 1220 wurde den Deutschordensrittern das Tragen des strittigen Mantels durch Papst Honorius III. endgültig bestätigt. Die Templer blieben indes erbitterte Rivalen des Deutschen Ordens. In Palästina kam es zu einem förmlichen Krieg. 1241 verjagten die Templer die Deutschen Herren aus fast allen Besitzungen und duldeten selbst ihre Geistlichen nicht mehr in den Kirchen.

Bereits am Ende des 12. Jahrhunderts erhielt der Orden erste Besitzungen in Europa. 1197 wurde erstmals ein Hospital des Ordens in Barletta in Süditalien erwähnt. Die erste Niederlassung auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches nördlich der Alpen bildete um 1200 ein Spital in Halle .Auf einem durch Schenkung übereigneten Gelände westlich der Stadt gründeten Ordensbrüder St. Kunigunden. Das Spital benannte sich nach der heiliggesprochenen Kaiserin Kunigunde, der Gemahlin Heinrich II. Der verstreute territoriale Besitz wurde bald so umfangreich, dass schon 1218 ein Landkomtur für Deutschland eingesetzt werden musste. In den kommenden Jahrzehnten breitete sich der Orden im gesamten Reichsgebiet aus, begünstigt durch zahlreiche Stiftungen und den Beitritt prominenter und wohlhabender Adliger.

Dieser Verzicht des Königreichs Jerusalem auf alle königlichen Rechte ist ohne Beispiel. Kaiser Friedrich II., zugleich infolge seiner Hochzeit mit Isabella von Brienne König von Jerusalem, wünschte den Orden an herausragender Stelle in seine imperiale Politik zu integrieren. Die umfassende Privilegierung ist auf das Wirken Hermanns von Salza zurückzuführen, eines der bedeutendsten Berater und Diplomaten des Kaisers. Friedrich gewährte dem Orden noch eine Reihe weiterer Privilegien, so bereits 1226 die Goldbulle von Rimini.

Mit dem endgültigen Verlust Akkons endete im Jahr 1291 das militärische Engagement des Deutschen Ordens im Heiligen Land. Anders als bei den multinational ausgerichteten Johannitern und Templern konzentrierte sich die Präsenz des Deutschen Ordens anschließend innerhalb der Grenzen des Reiches sowie in den neuerworbenen Stützpunkten in Preußen. Der Hauptsitz des Hochmeisters befand sich aufgrund der vorübergehend fortbestehenden Hoffnung auf eine Wiedereroberung des Heiligen Landes aber noch bis 1309 in Venedig, einem wichtigen Hafen für die Überfahrt ins Heilige Land.

Im Königreich Sizilien und in der Levante entstanden im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts einige Ordensniederlassungen. Besonders im Königreich Sizilien wurde nach 1222 im Rahmen der Vorbereitungen des Kreuzzuges Friedrichs II. eine Vielzahl kleinerer Ordenshäuser gegründet, deren wichtigste die schon ältere Kommende in Barletta sowie die Häuser zu Palermo und Brindisi waren. Auch in Griechenland, an der Westküste der Peloponnes, bestanden vereinzelte Niederlassungen, die in erster Linie der Versorgung der Pilger auf dem Weg ins Heilige Land und auf dem Rückweg dienten.

Hochmeister Hermann von Salza scheint angesichts der zersplitterten Besitzungen schon frühzeitig die Errichtung eines zusammenhängenden, vom Deutschen Orden dominierten Territoriums angestrebt zu haben. Vor diesem Hintergrund ist es zu verstehen, dass er 1211 bereitwillig ein Hilfeersuchen des Königreichs Ungarn annahm, zu einem Zeitpunkt also, da die verfügbaren Ordenskräfte eigentlich zum Zwecke der Befreiung des Grabes in Outremer gebunden waren. Wichtige kirchliche Abgaben, darunter das Zehntrecht, gestand der König dem Orden ebenfalls zu.Überdies war ihm gestattet, Münzen zu prägen sowie seine Burgen mit Steinen zu befestigen. Letzteres galt in Ungarn als besonderes Privileg des Königs.

Die Beziehungen Ungarns zum Deutschen Orden trübten sich jedoch alsbald nachhaltig ein. Im Land wuchsen antideutsche Ressentiments, was 1213 auch zum Tod von Gertrud von Andechs führte. Die Königin war deutschstämmige Gattin von Andreas II. 1223 erteilte Papst Honorius III. dem Orden in Form einer Bulle ein Exemtionsprivileg, das sich ausdrücklich auf das Burzenland bezog. Seine Umsetzung hätte die letzten legislativen Bindungen Ungarns an das von ihm beanspruchte Territorium de facto aufgehoben. Der ungarische Adel drängte den König daher massiv zum Widerstand gegen den Orden.

Auf Anraten Hermanns von Salza versuchte der Papst 1224, das im Vorjahr verbriefte Privileg administrativ durchzusetzen. Zu diesem Zwecke unterstellte er das Burzenland kurzerhand dem Schutz des Apostolischen Stuhles. Damit sollte der unmittelbar papstunterstellte Deutsche Orden bei der Landnahme und den aufflammenden Feindseligkeiten mit den Ungarn juristisch unterstützt werden. Andreas II. schritt nun militärisch ein. Die zahlenmäßig hoch überlegene ungarische Heeresmacht belagerte und eroberte die wenigen Burgen des Ordens.

Der Versuch des Deutschen Ordens, mit Berufung auf das zugebilligte Heimatrecht und mit aktiver Unterstützung des Papstes ein autonomes Herrschaftsgebiet außerhalb des ungarischen Königreiches aufzubauen, endete 1225 mit der Vertreibung des Ordens und der Vernichtung seiner Burgen.

Eine der bedeutendsten vom Orden übernommenen karitativen Einrichtungen war das von der Landgräfin Elisabeth von Thüringen gegründete Hospital. Es wurde nach ihrem Tod im Jahre 1231 durch den Orden weitergeführt und ausgebaut. Mit der Heiligsprechung Elisabeths 1235 erlangten dieses Spital sowie seine Betreiber eine besondere spirituelle Bedeutung. Die sich für den Orden ergebende Reputation stieg noch, als die Heilige im Frühjahr 1236 unter persönlicher Beteiligung des Kaisers Friedrich II. umgebettet wurde.

Die Geschichte des Ordens zwischen 1230 und 1525 ist eng mit dem Schicksal des Deutschordensstaats verknüpft, aus dem später das Herzogtum Preußen, Lettland und Estland hervorgingen.

Ein zweiter Versuch des Landerwerbs war erfolgreich in einer Region, die dem statuierten Missionierungsgebot des Ritterordens eine weitreichende Perspektive bot, dem Baltikum. Schon 1224 hatte Kaiser Friedrich II. in Catania die heidnischen Einwohner des Preußemlandes östlich der Weichsel und der Nachbargebiete als Reichsfreie der Kirche und dem Kaiserreich direkt unterstellt. Als päpstlicher Legat für Livland und Preußen bestätigte Wilhelm von Modena diesen Schritt noch im selben Jahr.

1226 rief der polnische Herzog aus dem Geschlecht der Piasten, Konrad I. von Masowien, den Deutschen Orden zu Hilfe in seinem Kampf gegen die Prußen um das Kulmerland. Nach den misslichen Erfahrungen mit Ungarn sicherte sich der Deutsche Orden diesmal juristisch ab. Er ließ sich von Kaiser Friedrich II. mit der Goldenen Bulle von Rimini und von Papst Gregor IX. mit der Bulle von Rieta garantieren, dass nach der Unterwerfung und Missionierung des Baltikums, also der Prußen, das eroberte Land an den Orden fallen sollte. Auf sein Drängen erhielt der Orden zudem die Zusicherung, man werde als Souverän dieses Gebietes nur dem Papst, aber keinem weltlichen Lehnsherrn unterstehen. Konrad I. von Masowien überließ dem Orden nach längerem Zögern 1230 im Vertrag von Kruschwitz „auf ewige Zeit“ das Kulmerland. Der Deutsche Orden betrachtete diesen Vertrag als Instrument zur Schaffung eines selbstständigen Herrschaftsgebietes in Preußen. Sein Wortlaut und seine Echtheit wurden von einigen Historikern in Zweifel gezogen.

1231 überschritt Landmeister Hermann von Balk mit sieben Ordensritter[ und ungefähr 700 Mann die Weichsel. Er errichtete noch im selben Jahr im Kulmerland eine erste Burg, Thorn. Von hier aus begann der Deutsche Orden die schrittweise Eroberung des Territoriums nördlich der Weichsel. Die Eroberung ging einher mit zielgerichteter Besiedlung, wobei den vom Orden begründeten Ansiedlungen zumeist das in der Kulmer Handfeste verbriefte Recht verliehen wurde. Unterstützt wurde der Orden in den ersten Jahren von Truppen Konrads von Masowien sowie der anderen polnischen Teilfürsten und von Kreuzfahrerheeren aus dem Reich und vielen Ländern Westeuropas. Papst Gregor IX. gewährte den Teilnehmern am Kriegszug gegen die Prußen die für einen Kreuzzug ins Heilige Land übliche umfassende Sündenvergebung und weitere Heilsversprechungen.

1234 wurden die verbliebenen Ritter des Ordens der Brüder von Dobrin (fratribus militiae Christi in Prussia) in den Deutschen Orden eingegliedert. Der Orden war 1228 auf Initiative Konrads zum Schutz des masowischen Kernlands gegründet worden, konnte sich aber militärisch nicht gegen die Prußen durchsetzen.

Der 1202 in Riga gegründete Schwertbrüderorden (Ornat: weißer Mantel mit rotem Kreuz) erlitt 1236 in der Schlacht von Schaulen eine vernichtende Niederlage gegen schamitische Litauer sowie Semgaller.Daraufhin handelte Hermann von Salza persönlich mit der Kurie die Union von Viterbo aus, als deren Ergebnis Deutscher Orden und Schwertbrüderorden vereinigt wurden. So erwarb man mit den livländischen Kommenden ein zweites Kernland, das sogenannte Meistertum Livland wo nach dem Muster Preußens das bereits bestehende System von Burgen (sogenannte feste Häuser) ausgebaut wurde.

Die Unterwerfung des Siedlungsgebietes der Prußen ging einher mit Christianisierung und deutscher Besiedlung des Landes. Dieses Unterfangen beschäftigte den Orden mehr als 50 Jahre lang und wurde nach schweren Rückschlägen, wie verschiedenen Aufständen der Prußen, erst 1285 abgeschlossen. Die ursprünglich legitimierende Zielsetzung der sogenannten Heidenmission behielt man auch nach der Missionierung Preußens bei.

Der Orden schuf sich ein Herrschaftsgebiet, dessen organisatorische Strukturen und Modernität im Wirtschaftsdenken im Reich bestenfalls von Nürnberg erreicht wurden und die in vielerlei Hinsicht an die fortgeschrittensten Staatswesen in Oberitalien erinnerten. Er war bereits in seiner nominellen Eigenschaft als Landesherr ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, zog aber darüber hinaus durch seine effizienten, von Wirtschaftsplanung und -rationalität bestimmten Strukturen größeren Gewinn aus dem Land. Er wurde einziges nichtstädtisches Mitglied der Hanse und unterhielt in Lübeck mit dem Hof des deutschen Ordens eine Niederlassung. Als ressourcenreicher Anrainer des durch den Städtebund der Hanse florierenden baltischen Wirtschaftsraumes eröffneten sich damit neue Handelsmöglichkeiten und erweiterte Handlungsräume.

Der Ordensstaat war in wirtschaftlicher und administrativer Hinsicht eines der modernsten und wohlhabendsten Gemeinwesen, vergleicht man ihn mit den Flächenstaaten des Großraums. Weitreichende Innovationen in der Landwirtschaft sowie pragmatische Neuerungen im Bereich der handwerklichen Produktion in Verbindung mit effizienter Verwaltung und einer hoch entwickelten Geldwirtschaft kennzeichnen eine gegenüber dem traditionellen Lehnswesen überlegene Organisationsstruktur. Fördernd wirkten hierbei der nach 1282 forcierte Ausbau der verkehrstechnischen Infrastruktur und die Perfektionierung des Nachrichtenwesens.

Der Hochmeister hatte seinen Hauptsitz in Akkon, bis 1291 dieser letzte Kreuzfahrerstützpunkt verloren ging. Konrad von Feuchtwangen residierte daher in Venidig, traditionell ein wichtiger Hafen für die Einschiffung nach Outremer. 1309 verlegte Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen seinen Sitz in die Marienburg an der Nogat. Preußen war damit zum Zentrum des Ordens geworden. In dieser Zeit wurde der Templerorden durch König Philipp IV von Frankreich verfolgt, den der willfährige Papst Clemens V. unterstützte. Die Ritterorden standen in der ersten Dekade des 14. Jahrhunderts aufgrund des Verlustes des Heiligen Landes im Mittelpunkt der allgemeinen Kritik. So erschien es ratsam, den Sitz des Hochmeisters in das Zentrum der eigenen territorialen Machtbasis zu verlegen.

. Die infolge des Verlustes Pommerellens und Danzigs erwachsenen Konflikte zwischen dem Orden und lokalen polnischen Machthabern sowie einem vorerst politisch schwachen Königtum weiteten sich in der Folge zu einer Dauerfehde aus. Auch der Friedenvertrag von Kalisz , in dem Polen 1343 offiziell auf Pommerellen und Danzig verzichtete, erbrachte langfristig gesehen keine Entspannung zwischen dem Orden und Polen.

Mit Litauen im Südosten stieg zudem allmählich ein Großfürstentum auf, gegen das der Orden aus ideologischen und territorialen Gründen in einen ständigen Krieg verwickelt wurde. Die Litauerkriege des Deutschen Ordens dauerten von 1303 bis 1410 über ein Jahrhundert an. Da dieses östliche Großfürstentum die Taufe vehement ablehnte, galten die Litauer offiziell als Heiden. Die stete Betonung der Heidenmissionierung kaschierte nur unzureichend die territorialen Interessen des Ordens namentlich in Schamaiten (Niederlitauen). Durch andauernde Unterstützung adliger Preußenfahrer wurde der Krieg durch viele kleinere Feldzüge nach Litauen getragen. Die Großfürsten von Litauen gingen ihrerseits ebenso vor und stießen wiederholt auf preußisches und livländisches Gebiet vor. Ein Höhepunkt der Kriege war die Schlacht bei Rudau im Jahre 1370. Nördlich von Königsberg besiegte ein Heer des Ordens unter Befehl des Hochmeisters Winrich von Kniprode und des Ordensmarshalls eine litauische Streitmacht. Dessen ungeachtet konnte das weit nach Osten ausgedehnte Litauen niemals nachhaltig bezwungen werden. Als Ursache dieses erfolgreichen Widerstandes wird die zahlenmäßige Stärke der Litauer im Vergleich mit anderen vom Orden unterworfenen Ethnien wie den Prußen, Kuren und Esten, sowie deren effektive politische Organisation angesehen.

Hochmeister Winrich von Kniprode führte den Ordensstaat und somit den Orden zu seiner größten Blüte. Eine konsolidierte Wirtschaft und nachhaltige militärische Erfolge gegen Litauen erwiesen sich als Schlüssel zum Erfolg. Die Zahl der Ritterbrüder blieb dennoch gering, um 1410 gehörten dieser Gruppe rund 1400, um die Mitte des 15. Jahrhunderts nurmehr 780 Ordensleute an.

Den Kern seiner preußischen Territorien samt der Marienburg konnte der Orden durch den Einsatz des Komturs und späteren Hochmeisters Heinrich von Plauen erhalten und im Ersten Frieden von Thorn von 1411 behaupten. Mit diesem Friedensvertrag sowie dessen Ergänzung im Frieden von Melnosee 1422 endeten auch die über hundert Jahre offensiv ausgetragenen Kriegszüge der bei Tannenberg nachhaltig geschwächten Ordensstreitmacht gegen Litauen sowie gegen die spätere Personalunion Polen-Litauen. Allerdings waren im Frieden von Thorn hohe Kontribution in Höhe von 100.000 Schock böhmische Groschen unter anderem für die Auslösung von Gefangenen, zu leisten. Die Kontributionen führten zur Einführung einer Sondersteuer, dem sogenannten Schoss, was zu einer bisher unüblich hohen Steuerbelastung der Preußischen Stände beitrug.

Schon gegen Ende des 14. Jahrhunderts zeichnete sich eine für den Orden und seinen Staat destruktive Entwicklung ab. Während das europäische Rittertum im Spätmittelalter verfiel, wurde der „Kampf für das Kreuz“ zunehmend verklärt und stand für ein Ideal, welches in der damaligen Realität kaum noch Bestand hatte.

Der Adel reduzierte die Ritterorden zunehmend zur sicheren Versorgungsbasis nicht erbberechtigter Nachkommen. Entsprechend sank die Motivation der Ritterschaft. Alltägliche Aufgaben in Verwaltung oder Administration des Deutschen Ordens wurden nun als lästige Pflichten wahrgenommen. Zu dieser Sichtweise trug die konservative Liturgie des Ordens bei. Der Tagesablauf in Friedenszeiten war minutiös geregelt. Die Inhalte eines geistlichen Ritterordens mit Missionierungscharakter hatten sich demgegenüber weitgehend überlebt. Zudem wurde dem Orden auf Betreiben des Königs von Polen auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) eine weitere Missionierungstätigkeit im nun offiziell christlichen Litauen förmlich untersagt.

In der Krise infolge der schweren Niederlage von 1410 weiteten sich die Missstände aus. Interne Streitigkeiten schwächten sowohl den Orden selbst als auch in der Folge den Ordensstaat. Landsmannschaftliche Gruppen stritten um Einfluss im Orden, der Deutschmeister strebte nach Unabhängigkeit vom Hochmeister. Die Städte Preußens und der im Eidechsenbund zusammengeschlossene Kulmer Landadel forderten Mitbestimmung aufgrund der stark erhöhten Besteuerung zur Begleichung der Kriegskosten und an Polen-Litauen zu entrichtende Kontributionen, welche ihnen jedoch nicht bewilligt wurde. Somit schlossen sie sich 1440 im Preußischen Bund zusammen.

Daraufhin brach der Dreißigjähirgen Krieg aus, der durch Belagerungen und Raubzüge gekennzeichnet war, kaum jedoch durch offene Feldschlachten. Bereits im September 1454 unterlagen die polnischen Truppen in der Schlacht von Konitz und unterstützten den preußischen Aufstand in der Folge nur noch marginal. Schließlich kam es aufgrund allgemeiner Erschöpfung zu einer Pattsituation. Der Orden konnte seine Söldner nicht mehr entlohnen und musste aus diesem Grunde sogar sein Haupthaus, die Marienburg, aufgeben. Die Burg wurde den unbezahlten Söldnern verpfändet, die sie umgehend an den König von Polen verkauften. Letztlich gab so die höhere Finanzkraft der aufständischen Städte, welche alle Kriegskosten selber bezahlten, darunter insbesondere Danzigs, den Ausschlag.

Im 2 Frieden von Thorn verlor der Orden 1466 nun auch Pommerellen, das Kulmerland, das Ermland und die Marienburg. Dieser Vertrag wurde weder vom Kaiser noch vom Papst anerkannt. Doch der Orden musste für sich als Gesamtheit die polnische Lehnshoheit anerkennen, was fortan allerdings jeder neu ernannte Hochmeister durch Herauszögerung oder gar Nichterbringung des Lehnseides zu vermeiden suchte. Ein großer Teil der preußischen Städte und Gebiete im Westen konnte sich infolge des II. Thorner Kontraktes von der Ordensherrschaft lösen.

Zum Erhalt des territorial geschrumpften Ordensstaates wurden nun Subventionen aus den Balleien im Heiligen Römischen Reich benötigt, was viele der dortigen Kommenden in eine schwierige finanzielle Lage brachte. Deutschmeister Ulrich von Lentersheim versuchte sich dieser Pflichten zu entbinden, erbat in der Folge eigenmächtig Unterstützung des Kaisers und unterstellte sich zu diesem Zweck 1494 der Lehnshoheit Maximilian I. Dieses Vorgehen widersprach allerdings den Verträgen von Kujawisch Brest und Thorn mit Polen, was Proteste seitens des preußischen Ordenszweiges und besonders des Königreiches Polen zur Folge hatte.

Der Hochmeister Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach versuchte erfolglos im sogenannten Reiterkrieg (1519–1521), Unabhängigkeit von der polnischen Krone zu erlangen. In der Hoffnung, dadurch Unterstützung aus dem Heiligen Römischen Reich zu erhalten, unterstellte er 1524 das preußische Ordensgebiet der Lehenshoheit des Reiches und unternahm selbst eine Reise ins Reich.

Da auch diese Bemühungen erfolglos blieben, vollzog er eine grundlegende politische Kehrtwende: Auf Anraten Martin Luthers entschied er sich, den Ordensstaat zu säkularisieren, das Hochmeisteramt aufzugeben und Preußen in ein weltliches Herzogtum umzuwandeln. Er ging somit auf Distanz zum Reich und gewann Unterstützung für sein Vorhaben der Säkularisierung des Ordensstaates beim König von Polen, den er vorher als Hochmeister bekämpft hatte. Zudem durch seine Mutter Sofia ein Neffe des polnischen Königs, leistete Albrecht dem König Sigismund I. von Polen den Lehnseid und wurde von diesem dafür mit der erblichen Herzogswürde in Preußen belehnt („in“ und nicht „von“ Preußen, weil der westliche Teil Preußens ja direkt der Schutzherrschaft des Königs von Polen unterstand). Der ehemalige Hochmeister residierte ab dem 9. Mai 1525 als Herzog Albrecht I. in Königsberg.

Die Institutionen des Heiligen Römischen Reiches erkannten das weltliche Herzogtum Preußen nicht an, sondern setzten bis zum Ende des 17. Jahrhunderts formal Administratoren für Preußen ein.

Der Ordenszweig im Reich fand sich mit der Umwandlung „seines“ Ordensstaates Preußen in ein weltliches Herzogtum nicht ab. Ein hastig einberufenes Generalkapitel setzte den bisherigen Deutschmeister Walther von Cronberg als neuen Hochmeister ein. Vom Kaiser erhielt er 1527 die Berechtigung, sich Administrator des Hochmeistertums zu nennen und damit den Besitzanspruch auf Preußen aufrechtzuerhalten Erst 1530 erlaubte ein kaiserliches Dekret Cronberg, sich nun auch Hochmeister zu nennen. Aus dieser Bezeichnung entstand später der Kurztitel Hoch- und Deutschmeister.

Anschließend verklagte Cronberg seinen ehemaligen Hochmeister, Herzog Albrecht, vor dem Reichskammengericht. Der Prozess endete 1531 mit der Verhängung der kaiserlichen Reichsacht gegen Herzog Albrecht sowie der Weisung an Albrecht und den Preußischen Bund, dem Orden die angestammten Rechte in Preußen wieder einzuräumen. Im außerhalb des Reiches gelegenen Preußen blieben die Schritte ohne Wirkung. Es erhielt eine lutherische Landeskirche. Das Ermland dagegen, der Hoheit des Ordens schon seit 1466 entzogen, blieb als Fürstbistum ein geistliches Territorium und wurde zum Ausgangspunkt der Gegenreformation in Polen.

1561 wurden die Besitzungen des Livländischen Ordenszweiges, also Kurland und Semgallen zum weltlichen Herzogtum unter dem ehemaligen Landmeister, Herzog Gotthard von Kettler, umgewandelt. Das eigentliche Livland kam direkt zu Litauen und bildete im späteren Staat Polen-Litauen eine Art Kondominium der beiden Staatsteile. Die Herzogtümer Preußen, Livland, Kurland und Semgallen unterstanden nun der polnischen Lehnshoheit.

Das nördliche Estland mit Reval und die Insel Ösel (Saaremaa) unterstellten sich angesichts der russischen Bedrohung und vertreten durch ihre Ritterschaften dänischer bzw. schwedischer Oberhoheit. 1629 kam der größte Teil Livlands durch Eroberungen Gustav II. Adolfs von Schweden; nur das südöstliche Livland (Lettgallen) um Dünaburg (Daugavpils) blieb polnisch und wurde zur Woiwodschaft Livland, auch „Polnisch-Livland“ genannt.

Die Altstadt wurde 1256 im Gebiet des späteren Steindammes angelegt und nach der Zerstörung durch die Prußen während des Großen Prußenaufstandes im Jahre 1263 in dem Tal unterhalb des Schlossbergs wieder aufgebaut. Sie erhielt 1286 das Stadtrecht durch Landmeister Konrad d.J. von Thierberg und wurde 1340 Mitglied der Hanse. Nachdem ab 1330 der Ordensmarshall in Königsberg residierte, wurde nach Verlust der Marienburg 1457 dessen Schloss Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens.

Als Mitte des 15. Jahrhunderts die preußischen Stände gegen die Herrschaft des Ordens aufbegehrten, den Preußischen Bund gründeten und sich bei Garantie großzügiger Privilegien der polnischen Krone unterstellten, waren die drei Städte im Umfeld der Burg Königsberg zunächst beteiligt. Dagegen wehrten sich trotz bereits erfolgter Huldigung die Handwerker der Teilstadt Altstadt und Löbenicht. In schweren Kämpfen konnten sie zusammen mit den Freien des Samlandes und dem Orden die von Danzig unterstützte Teilstadt Kneiphof niederringen. So bekannte sich Königsberg 1456 erneut zum Orden und ermöglichte ihm, seine Machtpositionen im Samland zu behaupten.

1525 führte der Hochmeister Albrecht von Hohenzollern, Prinz von Ansbach, die Reformation ein. Im Vertrag von Krakau wandelte er den Rest des Ordensstaates in das weltliche Herzogtum Preußen unter polnischer Lehnshoheit um. Da das Herzogtum sich nur auf den östlichen Teil Preußens erstreckte, führten er und seine Nachfolger den Titel „Herzog in Preußen“ und nicht „Herzog von Preußen“.

1544 gründete Herzog Albrecht die nach Marburg zweite evangelische Universität in Europa, die Albertus-Universität. Auch um die Astronomie machte er sich verdient, die Preußischen Tafeln von Erasmus Reinhold von wurden durch den Herzog teilfinanziert, Königsberg wurde durch die Wahl als Nullmeridian deren Bezugspunkt. Sie trugen maßgeblich zur Verbreitung der Lehre des 1543 gestorbenen Nikolaus Kopernikus bei. Dieser hatte als Domherr im Fürst-Bistum Ermland gewirkt, das der Krone Polen unterstand, aber fast rundherum vom Herzogtum Preußen umschlossen wurde.

Der Rektor des Gymnasiums in Elbing, Willem van de Voldersgraft, kam zur Albertus-Universität und war gleichzeitig ein Rat des Herzogs. Der preußische Historiker Christoph Hartknoch beschrieb das Leben des Rates und Rektors in seiner Vita Guilielmi Gnaphei.

Der zweite Herzog, Albrecht Friedrich, litt unter Depressionen und wurde aus diesem Grund durch Administratoren vertreten. Als er 1618 ohne männliche Nachkommen starb, wurde durch Erbfolge Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg Herzog in Preußen.

Wie auch ihre Vorgänger, die Hochmeister des Deutschen Ordens seit dem 2 Thorner Frieden 1466, mussten die Herzöge die polnische Lehnshoheit über das Herzogtum anerkennen. Durch geschickte Politik gelang es dem später als „Großer Kurfürst“ bezeichneten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, die volle Souveränität des Herzogtums Preußen zu erlangen. Dazu gehörte Königsberg, das damals noch aus den drei selbständigen Teilstädten Altstadt, Kneiphof und Löbenicht bestand.

Die Königsberger Stände wehrten sich gegen die absolutistischen Bestrebungen des Kurfürsten und versuchten, wie zweihundert Jahre zuvor der Preußische Bund, Unterstützung aus Polen zu bekommen. Der Kurfürst schlug diesen Königsberger Aufstand  mit militärischen Mitteln nieder und konnte so seinen Machtanspruch und die Steuererhebung zur Finanzierung seines stehenden Heeres durchsetzen.

1701 wurde das Herzogtum mit der Königskrönung Friedrich III. zum Königreich erhoben. Durch den Erwerb des Königstitels setzte sich für alle vom König in Preußen innerhalb und außerhalb der Reichsgrenzen regierten „Königlich Preußischen Staaten“ allmählich die Bezeichnung „Preußen“ durch, so dass nach 1701 Preußen im Sinne des preußischen Gesamtstaates entstand. „Preußen“ ist somit politisch aus dem hohenzollernschen Brandenburg hervorgegangen, verdankt aber seinen Namen dem östlichen Preußen um Königsberg.

1708 bis 1710 hatte Ostpreußen große Bevölkerungsverluste durch die Große Pest  . In den Kriegen Friedrichs des Großen 1740 bis 1763 wurde Ostpreußen mit Königsberg wiederholt Kriegsschauplatz und von 1758 bis 1763 von russischen Truppen besetzt und von Nikolaus von Korff als Generalgouverneur verwaltet.

1724 wurden am 13. Juni die drei Städte Altstadt, Kneiphof und Löbenicht zur Stadt Königsberg vereinigt. Im selben Jahr wurde in Königsberg der wohl berühmteste Sohn der Stadt, der Philosoph Immanuel Kant geboren. Kant hat in seinem Leben seine Heimatstadt nie dauerhaft verlassen. Durch ihn wurde die Königsberger Universität zu einem Zentrum der Philosophie. 1730 wurde in Königsberg Johann Georg Hamann geboren. Er war Philosoph und Schriftsteller..

Durch die Rangerhöhung gelang es dem Kurfürsten von Brandenburg, die von ihm in Personalunion regierten, weit verstreuten Territorien des entstehenden brandenburg-preußischen Staates mit größerer Autorität nach Außen zu vertreten und innerlich zu einen. Der Königstitel war auf das Herzogtum Preußen bezogen, das außerhalb des Heiligen Römischen Reiches lag. Es hatte schwieriger diplomatischer Bemühungen Friedrichs III. gegenüber Kaiser Leopold I. bedurft, um vertraglich von ihm die Anerkennung der Königswürde der brandenburgischen Hohenzollern im Reich und international zu erreichen.

Die Entscheidung zugunsten Friedrichs fiel nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines drohenden europaweiten Krieges infolge der anstehenden spanischen Erbfolgefrage.Da neben dem polnischen Preußen königlichen Anteils fortan ein Königreich Preußen existieren sollte, durfte sich Friedrich aufgrund diplomatischer Rücksichtnahme auf seinen zukünftigen polnischen Standesgenossen nicht König von sondern nur in Preußen nennen.

Friedrichs III. Streben nach einer Königskrone erwies sich ausgangs des 17. Jahrhunderts nicht als Ausnahme. So gab es zeitnah drei Fälle von Rangerhöhungen in Europa: Der Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen erlangte 1697 in Polen nach Übertritt zum katholischen Glauben als August II. die Königswürde. Das Haus Hannover erhielt 1692 die neunte Kurfürstenwürde und in seiner engen Verwandtschaft zum Haus Stuart sicherte sich der Kurfürst von Hannover, Ernst August, die Anwartschaft auf den englischen Thron, die 1714 durch seinen Nachfolger erfüllt werden sollte. Ein Beispiel für eine Rangerhöhung außerhalb der Reichsgrenzen stellte die Übernahme der englischen Königskrone durch das Haus Oranien am 13. Februar 1689 dar. Allen Rangerhöhungen war gemein, dass kein Herrscher auf seine angestammten Besitztümer und Standesrechte im Reich verzichten musste.

Auch die Pfälzer Kurfürsten und die bayerischen Herzöge aus dem Geschlecht der Wittelsbacher strebten nach Einflusserweiterung durch Erhöhung in den Königsstand. Dabei versuchten diese Landesfürsten, ihre Interessen ebenfalls durch Berufung auf Besitzungen außerhalb des Reichsgebiets durchzusetzen.

Über die Motive Friedrichs III. wurde von der Nachwelt, insbesondere von seinem Enkel Friedrich II., vielerlei gemutmaßt. Dabei greift die Reduzierung auf reine Prunksucht zu kurz. Als Kurfürst Friedrich III. 1688 nach dem Tode seines Vaters dessen Nachfolge antrat, waren die hohenzollerschen Lande infolge des Testamentes seines Vaters von Aufteilung und Zersplitterung durch Erbteilung bedroht. Unter Verstoß gegen das seit 1473 geltende Hausgesetz der Hohenzollern, die Disposition Achillea, sollte Brandenburg-Preußen auf die fünf Söhne Friedrich Wilhelms (Friedrich selbst und seine vier Halbbrüder) aufgeteilt werden. Nach langwierigen Verhandlungen und Rechtsgutachten gelang es dem Thronfolger, sich bis 1692 gegen seine Geschwister durchzusetzen und die Einheit des Landes zu bewahren. Friedrich erkannte, dass eine gesamtstaatliche Klammer für seinen zerrissenen Staat notwendig war, um künftig drohende Aufteilungen zu verhindern und die einzelnen Landesteile zu vereinheitlichen.

Ein weiterer Antrieb war der Wunsch nach politischer Souveränität, die Friedrich außenpolitisch weiteres Gewicht zu geben versprach. Die langanhaltende und gefestigte Dominanz der Habsburger Dynastie im Reich bestärkte den Kurfürsten, sich einem drohenden Rang- und Machtverlust durch eine Rangerhöhung auf einem nicht zum Reich gehörenden Gebiet zu entziehen. Als König eines Reichsterritoriums hätte Friedrich den römisch-deutschen Kaiser als Oberherrn gehabt, als König eines außerhalb des Reichs gelegenen Gebietes war er dagegen „sein eigener Herr“. Damit verzichtete der Kurfürst allerdings auch auf eventuelle Anrechte bei einer neuerlichen Kaiserwahl.

Ein drittes wichtiges Motiv bildeten das Zeremonialwesen, das den Rang eines Fürsten anzeigte und daher unmittelbare politische Bedeutung hatteIn unserem Teutschland hat man angefangen, von der Zeit an, da der Münstersche und Osnabrückische Friede [1648] geschlossen worden, sich mehr um das Zeremonial-Wesen zu kümmern … Die Staats-Ceremoniel-Wissenschaft reguliert die Handlungen der grossen Herren …“

Ein Auslöser für seine Bestrebungen nach der Königskrone war ein Rangeklat bei einem Treffen mit Wilhelm von Oranien in Den Haag im Jahre 1691, als Henry Bentinck I., im Vorfeld des Treffens Friedrich III. darauf aufmerksam machte, dass sich zuerst König Wilhelm auf einen Armstuhl zur Tafel setzen werde, während der Kurfürst an zweiter Stelle auf einem einfachen Stuhl Platz zu nehmen habe. Nach Friedrichs Protest fand die Zusammenkunft schließlich im Stehen statt.

Ein weiteres wichtiges Moment stellten die Friedensverhandlungen in Rijswijk 1697 dar, die den 1688 ausgebrochenen Pfälzischen Erbfolgekrieg zuungunsten des Heiligen Römischen Reiches beendeten. In den Verhandlungen überschritt die kaiserliche Dominanz gegenüber den Reichsfürsten, insbesondere gegenüber Brandenburg, die Grenzen der Demütigung. Die Politik der Habsburger war immer noch vom konfessionellen Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten geprägt. So galt es aus Sicht der Habsburger zu verhindern, dass sich im Norden des Reiches eine starke protestantische Macht etablierte.

Obwohl Friedrich III. sich von Anfang an bei der Verteidigung des Reiches beteiligt und den Kaiser mit Truppen bei der Verteidigung gegen die Türken unterstützt hatte, wurde jede ernsthafte Mitwirkung beim Friedensschluss wegen fehlender Rechte verwehrt. So erlaubte der Kaiser lediglich die Entsendung je eines Vertreters für die Kurfürsten zu den Verhandlungen mit der Begründung, dass die zwei gewährten Vertreter in vorherigen Friedensverhandlungen Gnadenakte gewesen seien, die nicht zur Regel werden dürften. Weiterhin wurde die brandenburgische Forderung nach einer Vollmacht der Franzosen zum Friedensschluss mit Brandenburg durch die habsburgischen Vertreter trotz einer vorliegenden Kriegserklärung Brandenburgs nicht erfüllt. Selbst die noch ausstehenden Subsidien einzutreiben gelang nicht. Die europäischen Großmächte ignorierten den Kurfürsten und seine Wünsche – eine demütigende Erfahrung für Friedrich III.

Rijswijk hat im Ergebnis Friedrich seine Abhängigkeit vom Haus Habsburg erkennen lassen. Sein schon seit längerem erwogener Gedanke der Königskrönung im souveränen Preußen verfestigte sich endgültig als einzige Möglichkeit, diese für Brandenburg-Preußen fruchtlose Abhängigkeit zu überwinden.

„In finem dass ich anders als durch annehmung der Königlichen würde sollte die Honores Regios vohr mich und meine Ministros erhalten können, darzu sehe Ich schlechte apparentz. Dan solange ich nichtes mehr als ein Churfürst bin, opponieret man Mihr allemahl.“– Friedrich III.

Das Herrschaftsgebiet Friedrichs III. untergliederte sich in verschiedene Gebiete, die sich vom Rhein bis zur Memel erstreckten. Dabei ragten zwei Landesteile auf Grund ihrer Größe heraus: die Mark Brandenburg sowie das historisch vom Reich unabhängige Herzogtum Preußen.

Die Mark Brandenburg befand sich bereits seit 1415 im Besitz der Hohenzollern. Eine Erhebung dieses wichtigsten Landesteils zu einem Königreich konnte allerdings nur durch den Kaiser geschehen, da die Mark Bestandteil des Reiches war. Eine Zustimmung des Kaisers zu dieser Frage war aber abwegig, da dies den Argwohn anderer Kurfürsten angeheizt und die Stabilität des Reiches weiter geschmälert hätte, ferner musste ein Königreich aus damaliger Sicht vollständig unabhängig sein.

Als diplomatischer Ausweg bot sich das seit 1618 in hohenzollerschem Besitz befindliche Herzogtum Preußen an, vormals Bestandteil des Deutschordensstaats, das aufgrund mittelalterlicher Rechtsauslegungen, wie der Goldenen Bulle von Rimini (1226) sowie der Papstbulle von Rieti (1231), nicht zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte. Daher war Friedrich III. als Herzog in Preußen ein europäischer Souverän und hätte sich auch ohne kaiserliche Anerkennung zum König erheben können.

Nach dem Rangeklat 1691 beauftragte Friedrich III. seine Geheimräte, ein Gutachten zu den Möglichkeiten einer Rangerhöhung anzufertigen. Eberhard von Dankelman befürchtete eine unverantwortliche Steigerung des Repräsentationsaufwandes und die drohende Gefahr der politischen Isolation, wenn die Rangerhebung international nicht anerkannt werden würde. Das Urteil der Geheimen Räte fiel einhellig negativ aus, dennoch sollte die Rückstellung der Königsfrage nur vorläufig sein, bis eine bessere politische Konstellation eintrat. Ein erster Anlauf Friedrichs zu dieser Sache im Jahre 1694 wurde von der Wiener Staatsconferenz abgelehnt. Der Vorstoß Friedrichs steigerte am Wiener Hof das Misstrauen gegenüber dem Kurfürsten. Bis 1697 kühlten die Beziehungen auch aufgrund weiterer Streitfälle bis zum Gefrierpunkt ab.

Am 27. Juni 1696 sagte August der Starke für Kursachsen verbindlich zu, gegebenenfalls eine preußische Königskrone anzuerkennen. Ende 1696 schloss Friedrich einen geheimen Vertrag mit dem bayerischen Kurfürsten ab, in dem sich beide Seiten gegenseitige Unterstützung bei der Erlangung der Krone zusicherten. Jedoch blieb dieser Vertrag ohne Folgen.

Die Aufnahme ernsthafter Bemühungen in der Königsfrage erfolgten erst wieder, nachdem Danckelman, ein entschiedener Gegner des Projektes, im November 1697 gestürzt worden war. Friedrich III. forderte im November 1698 zum zweiten Male seine Geheimräte auf, sich gutachterlich zur Königsfrage zu äußern. Sie schätzten die Sache aufgrund günstiger außenpolitischer Entwicklungen positiver ein. So zeichnete sich die Frage der spanischen Erbfolge ab, wofür Habsburg Verbündete brauchte. Die mögliche Einflussnahme auf Leopold I. schien den brandenburgischen Geheimen Räten entsprechend hoch zu sein. Im Dezember begannen die Verhandlungen mit führenden Vertretern des habsburgischen Kabinetts, allerdings zunächst auf informeller Ebene. Anfang März 1699 wurden die Verhandlungen durch kaiserliche Beauftragung auf Ministerebene geführt.

Am 3. März 1700 gab der Kaiser einem brandenburgischen Gesandten zu der Kronenfrage eine erste Audienz. Die weiteren Verhandlungen zwischen Berlin und Wien gestalten sich lang und zäh. Aus Brandenburger Sicht war wichtig, dass der Königstitel vom katholischen Reichsoberhaupt nicht verliehen (creirt), sondern nur anerkannt (agnosziert) werde, dass er also nur von Gott und nicht vom Kaiser stamme. Die brandenburgischen Diplomaten ermittelten in der Zwischenzeit die Haltung der anderen europäischen Mächte. Sie machten deutlich, dass Friedrich ohne die Zustimmung des Kaisers niemals mit einer Anerkennung durch die europäischen Mächte rechnen könne. Die Verhandlungen beschleunigten sich, als bekannt wurde, dass das Ende des spanischen Königs nahte. Am 27. Juli 1700 billigte die Ständige Staatsconferenz in Wien die Anerkennung einer Krone Friedrichs III.

Die Bedingungen der Habsburger für die preußische Königskrone waren:

  1. Bestätigung der seit dem Vertrag von 1686 bis 1706 zugesagten 8.000 Mann brandenburgische Hilfstruppen, die aber jetzt auch außerhalb des Reiches eingesetzt werden durften
  2. Pauschalisierung der Subsidien auf jährlich 100.000 Taler
  3. Verzicht auf alle rückständigen Subsidien aus dem Vertrag von 1686
  4. Eine allgemeine und unverbindliche Erklärung zu einem der kaiserlichen Politik konformen Verhalten durch Brandenburg-Preußen

Der spanische König Karl II. verstarb am 1. November 1700, womit aufgrund der strittigen Nachfolgefrage der Ausbruch eines schwerwiegenden militärischen Konfliktes zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg unmittelbar bevorstand. Kurz nach Eingang der Todesnachricht in Wien um den 15. November wurde daher der erneuerte Allianztractat unterzeichnet, der die Rangerhebung zum Königreich besiegelte. Am 24. November traf der Kurier mit dem Krontraktat in Berlin ein, den Friedrich III. am 27. November ratifizierte. Ebenfalls am 27. November ergingen die Weisungen an die brandenburgischen Gesandten in Paris, London, Den Haag und Warschau, die Zustimmung der einzelnen Mächte einzuholen. Am 4. Dezember ratifizierte der Kaiser den Vertrag.

Nach hektischen Vorbereitungen brach am 17. Dezember 1700 das Herrscherpaar mit einem großen Gefolge von Berlin auf mit dem Ziel Königsberg, der Hauptstadt des Herzogtums Preußen. Der Zug bestand aus vier Abteilungen, die zusammen 300 Reise- und Gepäckwagen ausmachten und einen Hofstaat von 200 Menschen umfassten. Auf dem Reiseweg standen insgesamt 30.000 Vorspannpferde bereit. Vormittags wurde gereist und nachmittags gefeiert. Nach zwölf Tagen, am 29. Dezember, erreichte der Zug Königsberg. Der Krönungsakt fand am 18. Januar 1701 im Königsbergr Schloss statt. Am Tag zuvor hatte Friedrich III. den Schwarzen Adlerorden gestiftet, dessen Mitglieder auf Friedrichs Wahlspruch suum cuique (Jedem das Seine) eingeschworen wurden. Friedrich schlug die Mitglieder seines Ordens noch vor seiner Krönung zu Rittern, was mit allen in Europa geltenden Traditionen brach, da Ritterschläge erst nach einer Krönung erfolgten.

Der Gottesdienst begann mit Kirchenliedern und der Predigt. Durch die Anwesenheit beider Bischöfe wurde der Konfession des calvinistischen Königshauses und der lutherischen Bevölkerungsmehrheit Rechnung getragen und sollte die Königswürde als von Gott gegeben dargestellt werden. Darauf folgte die Salbung der Königin. Im Anschluss zog der anwesende Klerus am Thron vorbei und huldigte dem Königspaar. Nach weiteren Liedern und Gebeten verkündete ein Hofbeamter eine Generlamnestie. Ausgenommen waren Gotteslästerer, Mörder, Schuldner und Hochverräter. Kurfürst Friedrich III. nannte sich nun Friedrich I.König in Preußen Der Tag endete mit einem Krönungsmahl im Moskowitersaal.

Am Tag nach der Krönung begannen die Audienzen der Stände, die dem Königspaar ihre Glückwünsche darbrachten. Auf ihren Wunsch hin wurden die Kroninsignien und Juwelen sowie das gesamte königliche Ornat unter Bewachung der Schweizer Garde im Audienzsaal der Öffentlichkeit zur Schau gestellt. Auch die Geringeren durften nun ins Schloss, und es herrschte in den kommenden drei Tagen ein unerhörtes Gedränge in diesen Räumen

Die Krönungszeremonien begleiteten kostspielige Feiern. So wurden am Krönungstag Münzen im Wert von 6.000 Talern unter das Volk verteilt (1 Taler entspricht etwa dem Wert von 100 € des Jahres 2008), auf dem Schlossplatz gab es für das Volk gebratenen Ochsen und 4.000 Liter sprudelnden Weines aus zwei Brunnen. Ein prächtiges Feuerwerk beendete diesen Tag. Weitere Feierlichkeiten zogen sich bis ins Frühjahr hin. Die Gesamtkosten für die Krönung wurden später auf sechs Millionen geschätzt, bei einem jährlichen Staatsbudget von vier Millionen Talern. Christopher Clark schätzt, dass die Krönung das teuerste Einzelereignis der gesamten brandenburgisch-preußischen Geschichte war.

Die Zeremonie selbst wurde in weitem Maße von Friedrich selbst gestaltet. Er hat viele Einzelheiten wie die Krönungsinsignien, die Rituale und die Liturgie selbst bestimmt. Die Königskrone sollte die allumfassende sowohl weltliche wie auch geistliche Autorität des Königs symbolisieren. Unterstützt wurde Friedrich von zahlreichen Kennern internationaler Zeremonien.. Selbstkrönung und anschließende Salbung standen für den Anspruch auf umfassende nur Gott unterworfene Gewalt.

Die formale Anerkennung der Krone vollzogen, wie vereinbart, zuerst König August II. von Polen, dann der römische Kaiser, es folgten Dänemark, England, der russische Zar, die Niederlande, die Schweiz und einige Kurfürsten. Allerdings gab es international nicht nur Zustimmung. Die Gegner, wie der französische König Ludwig XIV. und der Papst, verweigerten eine Anerkennung. Ebenso verhielt es sich mit Spanien und Schweden. Erst allmählich zogen auch diese Mächte nach. Besonders der Deutsche Orden, der sich historisch als Eigner Preußens betrachtete, Papst Innozenz XII. sowie die polnischen Stände protestierten energisch. Der Sejm deklarierte das im Ergebnis des Zweiten Friedens von Thorn als polnisches Lehen manifestierte Territorium entgegen dem Vertragswerk von Wehlau zum polnischen Einflussbereich. Die Anerkennung des preußischen Königstitels und der Standeserhebung des protestantischen Herzogtums Preußen zum Königreich Preußen durch den Sejm folgte erst unter russischem Druck im Jahr 1764., die des Kirchenstaates 1787.

Auf lange Sicht sicherte das neue Königtum den Hohenzollern die Gleichrangigkeit gegenüber den anderen europäischen Mächten. Im Reich erwarben sie die Vormachtstellung unter den protestantischen Mächten, die bis zum Konfessionswechsel von 1697 der Kurfürst von Sachsen innegehabt hatte.

Innenpolitisch förderte die Königskrönung die staatliche Einheit der geografisch weit auseinander liegenden und wirtschaftlich stark unterschiedlichen hohenzollerschen Territorien. Bei staatlichen Institutionen, Behörden und der Armee ersetzte das Prädikat „königlich-preußisch“ das bisherige „kurbrandenburgisch“. Der Name „Preußen“ und „preußisch“ übertrug sich im Laufe des 18. Jahrhunderts auf alle Gebiete Brandenburg-Preußens.

Mit der Rangerhöhung stiegen die inneren und äußeren Ansprüche und Erwartungen an königliche Repräsentation und Hofhaltung enorm. Im Bemühen, nach außen hin gegenüber seinen europäischen Standesgenossen als ebenbürtig aufzutreten, entwickelte Friedrich I. einen seinem Königtum angepassten Aufwand und Prunk im Stile des Barock. Ein bekanntes Beispiel dafür war das Dreikönisgtreffen mit dem polnischen und dänischen Herrscher 1709. Die staatlichen Eigenmittel und die oft schleppend und unvollständig eintreffenden Subsidien reichten für die aufwändige Inszenierung höfischen Glanzes in Berlin und Potsdam, besonders für den Neubau des Berliner Stadtschloss, nicht aus. Bis 1713 musste die Staatskasse durch Schulden hoch belastet und durch rigorose Steuermaßnahmen aufgefüllt werden, wobei das so genannte Drei-Grafen-Kabinett eine Schlüsselrolle innehatte.

Zwar sicherte sich das zu diesem Zeitpunkt isolierte Habsburg durch die Anerkennung der Rangerhöhung für den anstehenden Spanischen Erbfolgekrieg einen Verbündeten und damit wertvolle militärische Unterstützung, aber langfristig war die hohenzollersche Rangerhebung für die Habsburger ein Nachteil. Wie befürchtet entwickelte sich der Staat zu einem starken protestantischen Fürstentum, das die Vorherrschaft der Habsburger im deutschen Raum erst erschüttern und im 19. Jahrhundert schließlich brechen sollte. Vereinzelt gab es auch kritische Stimmen auf habsburgischer Seite.

In Abgrenzung zu den Feierlichkeiten Friedrichs I. vollzogen die folgenden preußischen Könige statt einer kostspieligen zeremoniellen Krönung ihren Regierungsantritt nur mit einer einfachen Inthronisierung und der Einholung von Huldigungen in den Staaten des Königs von Preußen. Friedrich II. sah als aufgeklärter Monarch in der Königskrone vor allem ein überflüssiges Projekt, das nur den Repräsentationsbedürfnissen seines Großvaters entsprungen war. So schrieb er in seiner 1750 erschienenen Geschichte meiner Zeit:

„Ihm lag mehr am blendenden Glanz als am Nützlichen, das bloß gediegen ist. 30.000 Untertanen opferte er in den verschiedenen Kriegen des Kaisers und der Verbündeten, um sich die Königskrone zu verschaffen. Und er begehrte sie nur deshalb so heiß, weil er seinen Hang für das Zeremoniewesen befriedigen und seinen verschwenderischen Prunk durch Scheingründe rechtfertigen wollte. Er zeigte Herrscherpracht und Freigiebigkeit. Aber um welchen Preis erkaufte er sich das Vergnügen, seine geheimen Wünsche zu befriedigen.“ (friedrich der Große)

Die Nachwelt übernahm dieses Bild zwar weitgehend und unreflektiert, doch für den preußischen Hof blieb das Ordensfest am 17./18. Januar der höchste Feiertag. Das Datum der Proklamation des Kaiserreichs in Form der Ausrufung des Königs von Preußen zum Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 nahm symbolisch Bezug auf die Königskrönung von 1701 und galt bald als weitere Rangerhöhung.

Den 300. Jahrestag der Krönung nahmen das Land Brandenburg und Berlin und zum Anlass, das Preußenjahr 2001 auszurufen. Im Zentrum des Kulturjahres stand die Beschäftigung mit Preußen in über 4.600 Veranstaltungen, in denen mehr als 400.000 Besucher in zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen Einblick in die Vergangenheit nahmen.

Die Kroninsignien von 1701 haben bis auf den Juwelen- und Perlenbesatz der Kronen die Zeit überdauert und sind seit dem 18. Januar 1995 im Kronkabinett von Schloss Charlottenburg in Berlin ausgestellt: die beiden Krongestelle, das Zepter, der Reichsapfel, das Reichssiegel und das Reichsschwert.

Als sich Friedrich II. 1772 an der ersten polnischen Teilung beteiligte, kam das Land an der unteren Weichsel als Westpreußen unter die Herrschaft der Hohenzollern Friedrich titulierte sich fortan „König von Preußen“ statt, wie sein Vater und Großvater, „König in Preußen“. Seitdem unterschied man die Provinzen Westpreußen und Ostpreußen. Hauptstadt der Letzteren war Königsberg. Im April 1829 trat der Pregel über die Ufer, und auch in Königsberg kam es zu einer großen Überschwemmung.

1829 wurden die beiden Provinzen Ost- und Westpreußen als Provinz Preußen mit der Hauptstadt Königsberg vereinigt. Nach der erneuten Teilung der Provinz 1878 war die Stadt wiederum nur Provinzhauptstadt Ostpreußens. Königsberg war über Jahrhunderte die geistige Mitte Preußens. Mit der Vollendung der Preußischen Ostbahn im Jahre 1860 begann seine Provinzialisierung durch Berlin. Die Ostbahn endete in Eydkuhnen und verband Königsberg und Ostpreußen mit Berlin. Königsberg wurde zu einem Knotenpunkt im nordosteuropäischen Verkehr.

Die Schlacht bei Tannenberg war eine Schlacht des 1. Weltkrieges und fand in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen vom 26. August bis 30. August 1914 zwischen deutschen und russischen Armeen statt. Die deutsche Seite stellte hierbei 153.000 Mann, die russische Seite 191.000 Soldaten ins Feld. Sie endete mit einem Sieg der deutschen Truppen und der Zerschlagung der ins südliche Ostpreußen eingedrungenen russischen Kräfte.

Ostpreußen bildete durch seine geografische Lage als Gebietsvorsprung in russisches Territorium eine strategisch besonders verwundbare Position. Aufgrund der schlechteren Infrastruktur Russlands ging der Schlieffen-Plan bei einer simultanen Kriegserklärung Frankreichs und Russlands davon aus, dass Frankreich vier Wochen schneller mobilisieren. Aufgrund der Julikrise, die Russland bereits zur Mobilisierung genutzt hatte, war die Situation jedoch genau umgekehrt. Die Provinz wurde nur durch die 8. Armee verteidigt und war somit auch der geringen Truppenstärke wegen besonders gefährdet. Diesen Umstand hatte das russische Große Hauptquartier schon in seiner Vorkriegsplanung berücksichtigt. Um seine westlichen Verbündeten zu entlasten, schickte das russische Oberkommando zwei Armeen gegen Ostpreußen.

Während der ersten Operationstage schien diese Strategie aufzugehen. Die russische 1. Armee rückte auf ostpreußisches Territorium vor und erzielte nach der Schlacht von Gumbinnen am 19. August einen ersten Einbruch. Der russische Generalstab rechnete damit, dass sich die Deutschen, die in Ostpreußen nur eine Armee zur Verfügung hatten, über die Weichsel zurückziehen würden. Diese Einschätzung schien sich zunächst auch zu bewahrheiten: Der Oberbefehlshaber der 8. Armee, Generaloberst von Prittwitz, war verunsichert und signalisierte per Telefon der Obersten Heeresleitung in Koblenz den Rückzug der Armee hinter die Weichsel. Dies entsprach zwar der Handlungsdirektive, dennoch glaubte Generalstabschef von Moltke, Prittwitz sei der Situation nicht mehr gewachsen.

Für beide Generale kam eine „kampflose“ Räumung der urpreußischen Provinz nicht in Frage. Das russische Oberkommando, von diesem Wechsel in Unkenntnis geblieben, ging, nachdem die deutschen Truppen die Schlacht von Gumbinnen abgebrochen hatten, nun gestärkt von der Annahme aus, dass Ostpreußen geräumt werde. Die 1. Armee wurde mit dem Ziel Königsberg in Marsch gesetzt, um die 8. Armee zu binden. Die 2. Armee sollte dem so gebundenen Gegner den Rückzug verlegen und in den „Rücken fallen“. Somit bewegten sich beide Großverbände räumlich getrennt voneinander und konnten einander kaum Unterstützung leisten. Ein weiterer Grund für die räumliche Trennung der 1. Armee von der 2. Armee war, dass zwischen ihren Operationsgebieten die unwegsame Masurische Seenplatte lag.

General von Ludendorff folgte dem bereits ausgearbeiteten Angriffsplan Max Hoffmanns, der vorsah, die beiden russischen Armeen zeitlich nacheinander zu bekämpfen. Dadurch sollte die zahlenmäßige Überlegenheit der Russen ausgeglichen werden. Der Plan Hoffmanns sah vor, zunächst die aus südlicher Richtung eindringende russische 2. Armee unter General Alexander Samsonow anzugreifen. Die Wahl zuerst diese Armee anzugreifen und nicht die russische 1. Armee lag in der Absicht begründet, im Falle der eigenen Niederlage der deutschen 8. Armee die Möglichkeit zu erhalten, den Rückzug - nach Westen - über die Weichsel anzutreten. Dies war nur dann gewährleistet, wenn das Kampfgebiet nicht zu weit östlich lag.

Das deutsche Vorhaben wurde durch eine Fehleinschätzung der russischen Befehlshaber erleichtert. General Rennenkampff reagierte erst drei Tage nach Beginn der am 23. August eingeleiteten deutschen Umgruppierungen mit der Wiederaufnahme eigener Angriffsoperationen, die in Richtung auf Königsburg wiesen. Der Frontbefehlshaber der übergeordneten russischen Nordwestfront, General Jakow Schilinski interpretierte das deutsche Verhalten zu diesem Zeitpunkt ebenfalls völlig falsch: Im sicheren Glauben, dass sich die deutschen Einheiten vor dem Druck der 1. Armee auf Königsberg zurückzögen, ließ er keine Vorsicht walten. Dass sich die deutschen Truppen gegen die südliche 2. russische Armee wenden könnten, zog er nicht in Betracht.

Während dieser Ereignisse hatte die Armee Samsonow schon ihren zehnten Marschtag hinter sich, da auf Befehl des Frontstabes aus Sicherheitsgründen die Truppen bereits tief im eigenen Hinterland aus den Eisenbahnwaggons ausgeladen worden waren und den Rest des Weges zu Fuß marschieren mussten. Allerdings bewegten sich nur die zentralen Teile (XIII., XV. und XXIII. Korps) und der rechte Flügel (VI. Korps) der Armee auf deutschem Gebiet. Am linken Flügel wurde das I. Korps auf Befehl Schilinskis an der Grenze zurückgehalten, um die Flanke zu decken. Weiterhin drängte der Oberkommandierende auf einen schnellen Vorstoß der 2. Armee, was das Zentrum und ihre westliche Flanke vollkommen trennte. Somit wurde hier aus der geplanten Flankensicherung die Isolierung eines Viertels der russischen Streitkräfte.

Am 26. August begann der Angriff des deutschen I. Armee-Korps, General von François sollte Seeben und Usdau nehmen. Das XX. Armee-Korps sollte den Angriff mit seinem rechten Flügel unterstützen. Am Abend lag die 2. Division östlich Grallau, die 1. Division an der Linie Meischlitz – Groß-Grieben. General von François ließ den weiteren Angriff auf Usdau für diesen Tag nicht durchführen. Er begründete sein Zögern damit, dass seine Artillerie noch nicht nahe genug an die Ausgangsstellungen herangekommen wäre und er einen zu früh befohlenen Angriff nicht hätte verantworten können. Dies hatte zur Folge, dass die russischen Truppen der Mitte – in Unkenntnis der Gefahr, die ihrem linken Flügel drohte – gemäß dem Befehl des Frontstabs immer weiter ins Landesinnere vorrückten.Das russische XIII. Korps unter General Martos schwenkte nach Allenstein ein und besetzte diese Stadt kampflos.

Gegen die nordwärts weichenden deutschen Truppen sollte das VI. Korps unter General Blagoweschtschenskij auf Passenheim vorgehen, hier hatten sich die Ereignisse bereits überschlagen. Das russische VI. Korps, der östlichste Verband der 2. russischen Armee, war im Raum Bischofburg am weitesten nach Norden vorgedrungen. Allerdings hatte es nach Samsonows Befehl nur den Vormarsch der zentralen Einheiten zu decken, und Blagoweschtschenskij war nicht darauf vorbereitet, auf einen stärkeren Gegner zu treffen. Jetzt sah er sich alleine zwischen Lautern und Groß-Bössau zwei deutschen Korps gegenüber – den Korps von Mackensen und Belows und welche nach der Absetzbewegung von Gumbinnen von Nordosten her in die Schlacht eingriffen. Es gelang den beiden deutschen Truppenführern, ihre lokale Überlegenheit von zwei zu eins auszunutzen und das russische Korps zu einem ungeordneten Rückzug zu zwingen.

Am 27. August nahm auch General François, nachdem er einen persönlichen Besuch Ludendorffs erhielt, den Angriff aus Ustau wieder auf. Den linken Flügel des I. Armee-Korps bildete die 2. Division, sie griff vom Südwesten her gegen Usdau an. Den rechten Flügel übernahm die 1. Division, die vom Westen und Nordwesten auf Usdau stieß. Ein weiteres Detachement unter Generalleutnant von Schmettau sollte den Angriff von Bergling her unterstützen. Das I. Armee-Korps durchbrach dank materieller Überlegenheit die Stellungen des unvorbereiteten I. russischen Korps, das daraufhin den Rückzug in südliche Richtung antrat. Die 1. Division stieß bis zum Abend an die Grenze bei Soldau nach.

Ludendorff war vom schnellen Erfolg des rechten Flügels seiner Angriffsfront selbst überrascht. Er erkannte sofort die Möglichkeit, die russische 2. Armee einzukesseln, doch drängte er auf Konsolidierung, weil die mittleren Anteile von Samsonows Verband bereits starken Druck auf die Verteidigungsstellungen des Korps (Scholtz) bei Allenstein ausübten und somit Gefahr bestand, dass die deutschen Linien im Zentrum durchbrochen werden könnten. Das I. Reserve-Korps wurde daher nach rechts geschwenkt, um zusammen mit der Landwehr Division Goltz bei Allenstein die Verbindung mit dem schwer ringenden Zentrum Generalleutnant von Staabs, die Masse des russischen XIII. und XV. Korps bei HOHENSTEIN festzuhalten. Gleichzeitig versuchte der rechte Flügel des XX. Armee-Korps mit der 41. Division, durch einen Angriff bei Waplitz den eingeleiteten Rückzug des russischen XV. Korps auf Neidenburg abzuschneiden, erlitt dabei aber schwere Verluste.

Nur noch Mackensens Korps (XVII.) trieb jetzt weiterhin die östliche Umfassung im Raum westlich von Ortelsburg nach Süden voran. Auch der linke Flügel unter General von François erhielt von Ludendorff Order, seinen Vormarsch einzustellen und ebenso Truppen an den zentralen Abschnitt abzutreten. Allerdings verweigerte der untergeordnete Kommandeur diesen Befehl und ignorierte ihn kommentarlos.

Am 28. August konnten sich Teile der 1. Division (Kavallerie-Abteilung Schmettow) westlich von Willenberg mit der Vorhut der 35. Division des XVII. Korps vereinigen. Die russische 2. Armee, die eigentlich den angenommenen Rückzug der Deutschen abschneiden sollte, war dadurch selbst eingeschlossen worden.

Damit waren die Russen vom Nachschub abgeschnitten, und die Nachricht, dass deutsche Verbände den Rückzugsweg versperrten, verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Männern des Zaren. Zu der durch diesen Schock geschaffenen Verwirrung trug noch bei, dass die verbliebenen Einheiten im Zuge der Kampfhandlungen selbst verstreut im Kessel lagen und es Samsonow nicht gelang, Verbindung mit seinen Truppen herzustellen. Kleinere Einheiten versuchten zwar spontan den Ausbruch, so dass 10.000 Mann durch die dünne Linie der deutschen Kräfte entkommen konnten, doch das Gros der Armee kapitulieret desorganisiert und demoralisiert. Vielen Soldaten blieb das Gefühl, durch ihre Truppenführer verraten worden zu sein.

Am 30. August traf allerdings eine Meldung sowohl beim AOK als auch General François ein, das I. russische Armeekorps marschiere von Mlawa wieder nach Norden und stehe ca. 6 km vor Neidenburg, um der eingeschlossenen Armee Entlastung zu bringen. Zwar setzte das Armeeoberkommando alle verfügbaren Truppen in Marsch, doch diese wären erst am 31. August eingetroffen. Die Situation wurde aber durch General François gemeistert. Dieser warf südlich von Neidenburg dem Gegner alle verfügbaren Soldaten (Gruppe Schlimm und von Mühlmann) frontal entgegen, ohne die Einschließung im Norden aufzugeben. Daraufhin gingen die russischen Entsatztruppen zurück. Der russische Oberbefehlshaber, General Samsonow beging noch am selben Tag in dieser verzweifelten Lage Selbstmord. Der Ort wird noch heute durch den Samsonow-Stein markiert.

Die Artillerie wurde auch durch eine weitere strategische Fehlentscheidung geschwächt. Das Offizierskorps der Artillerie sah die Hauptaufgabe für schwere Geschütze in der Verteidigung von Festungen, die hinter der Grenze lagen. Das Feldheer wurde dagegen nur wenig mit schwerer Artillerie versorgt. Schwere Geschütze hatten zu ihren leichteren Pendants eine höhere Feuerkraft und damit eine größere Reichweite. Die russischen Geschütze wurden durch feindliche Artillerie gefährdet, ohne die Angreifer selbst bekämpfen zu können.

Eine taktische Fehleinschätzung, welche die russische Armee durch das erste Kriegsjahr begleiten sollte, war die Einschätzung der Kavallerie. Russische Generäle hielten sie immer noch für die klassische Offensivwaffe. Doch durch Machinengewehre und Repetierwaffen, die bis zu 800 m Entfernung präzise feuern konnten, war die Defensivkraft der Infanterie dem Angriff von Reitern bereits weit überlegen. Die Kavalleriedivisionen erbrachten außer in der Aufklärungsrolle kaum Nutzen, nahmen aber große Ressourcen in Anspruch. 4.000 Mann einer Kavalleriedivision mit ihren Pferden benötigten bei einem Eisenbahntransport etwa denselben Raum wie eine 12.000 Mann starke Infanteriedivision. Ein Pferd benötigte pro Tag mindestens 3 kg Getreide. Dadurch wurden wertvolle Nachschubressourcen für eine inzwischen ineffektive Waffengattung verwendet.

Nach dem katastrophalen Ausgang der Schlacht wurde vom verantwortlichen Frontstab unter General Schilinski versucht, möglichst viel Schuld auf den toten Samsonow abzuwälzen. Diese Vorwürfe halten einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand. Bereits vor dem Erreichen der Grenze zum Deutschen Reich erhielt der Befehlshaber der 2. Armee widersprüchliche und unsinnige Befehle von seinem direkten Vorgesetzten. Dies war beispielsweise die bereits genannte Ausladung der Truppen vor den Endbahnhöfen. So marschierten manche Bataillone mehr als 50 km an Eisenbahnschienen entlang, bis sie überhaupt in die Nähe der Grenze kamen. Dies führte – da auch später ein Rasttag verweigert wurde – zu einer vorzeitigen Ermüdung der Soldaten.

Ebenso wurde die Armee dadurch geschwächt, dass man ihr laufend Truppen entzog. Auf politischen Druck des verbündeten Frankreich plante man im Großen Hauptquartier eine weitere Offensive, die über Schlesien den kürzesten Weg nach Berlin nehmen sollte. Für diese Operation stellte man in Westpolen die 9. Armee auf. Um diese zu bilden, wurden der 2. Armee insgesamt 5 Divisionen und 400 Geschütze entzogen. Dieser Verlust hätte die Kampfkraft alleine schon stark geschwächt, doch wurden diese Einheiten nicht planmäßig abgezogen, sondern man löste sie nach und nach aus der Formation heraus. Andere Einheiten wiederum wurden zugeteilt, was es dem Befehlshaber schwer machte, überhaupt den Überblick über die eigenen Kräfte zu bewahren.

Selbst als die Kampfhandlungen begonnen hatten, mischte sich Schilinski noch durch diverse Befehle in Samsonows Kompetenzbereich ein, so zum Beispiel durch das Verbot, das I. Korps näher zur Haupttruppe zu ziehen. Auch sein ständiges Beharren auf einem weiteren Vormarsch der zentralen Korps trug seinen Teil zur Einkesselung der Armee bei.

Ein weiterer Faktor, der zur russischen Niederlage beitrug, war die persönliche Antipathie zwischen den Generälen Samsonow und Rennenkampff: Beide waren im Russich-Japanischen Krieg Divisionskommandeure gewesen und an nebeneinanderliegenden Frontabschnitten eingesetzt. Nach einer schweren Niederlage begegneten sich die beiden Generäle zufällig am Bahnhof in Mukden und beschuldigten sich gegenseitig der mangelnden Unterstützung. Schließlich kam es zu einer Schlägerei zwischen beiden; ein anschließendes Duell konnte nur durch einen direkten Befehl des Zaren verhindert werden Der deutsche Militärgeheimdienst war über die Feindschaft der beiden Generäle informiert und versicherte der Führung, es sei äußerst unwahrscheinlich, dass Rennenkampffs Erste Armee Samsonows Truppen in einer kritischen Situation unterstützen werde.

Samsonow selbst befand sich auch ohne Feindberührung schon in einer prekären Situation, aber anstatt das Blatt zu wenden, verschlimmerte er die Lage selbst noch. Seine Armee besaß zwar 42 Flugzeuge, doch diese waren zum größten Teil nicht einsatzbereit. Diese Kapazitäten zu nutzen und auf ihren Einsatz zu drängen, versäumte Samsonow. Während seine deutschen Gegner schon planmäßige Luftaufklärung betrieben, schien dem russischen General diese Option noch vollkommen gleichgültig zu sein. Ein weiteres Mittel zur Feinderkennung war die Kavallerie, doch sie wurde vom Armeestab zurückgehalten und sollte für Angriffsoperationen aufgespart werden. Somit marschierte die 2. Armee ohne jede Feindaufklärung gewissermaßen blind nach Ostpreußen, ohne die Falle zu erahnen.

Generell trug der Führungsstil des russischen Armeechefs der Geschwindigkeit eines modernen Krieges mit seinen neuen Anforderungen wenig Rechnung. Samsonow hatte sein Hauptquartier bis zu den letzten Tagen noch direkt an der Grenze und war somit von seiner eigenen Armee 24 Stunden entfernt. So lange dauerte die Überstellung einer Nachricht von der Front an seinen Standort und wieder zurück zu den Truppen. Dadurch konnte er auf etwaige Veränderungen der Lage nicht schnell genug reagieren. Zudem erteilte Samsonow lediglich einzelne Tagesbefehle, was der Koordination nicht zuträglich war.

Ein noch kritischerer Schwachpunkt der Operationen bei Tannenberg war jedoch rein technischer Natur. Die russische Armee war zwar mit Funkgeräten ausgerüstet, doch wurde der Umgang mit Verschlüsselungsmethoden noch nicht geübt. Während die deutschen Truppen nur chiffriert funkten, taten es ihre Gegenspieler öfter in Klartext. Einer dieser Funksprüche, die zufällig von deutschen Funkern abgehört wurden, enthielt die gesamte Marschanweisung für eine Armee. Nachdem Ludendorff diese Informationen durch Flugzeuge verifiziert hatte, war er im Besitz eines immensen operativen Vorteils.

Insbesondere ist aber die fortschrittliche deutsche Luft- und Funkaufklärung zu nennen, die der deutschen Führung unmittelbar jede Bewegung der russischen Armeen meldete. Allerdings ist es eine Legende, der Operationsplan sei von Ludendorff alleine auf der Zugfahrt von der Westfront entworfen worden, ohne den üblichen Blick ins Gelände. Tatsächlich war die Ausarbeitung des Plans neben Erich Ludendorff vor allem seinem engen Mitarbeiter Max Hoffmann zuzuschreiben. Die strategische Grundkonzeption für die Truppenverlegungen und den Angriff war dabei schon im Vorfeld in Manövern durchgespielt worden, Ludendorff und Hoffmann erreichten die praktische Umsetzung im konkreten Fall. Doch war Ludendorff, das zeigte sein unglückliches Wirken in der Weimarer Zeit, aggressiv, impulsiv und oft ein Opfer seiner Nerven. Der ruhige und souveräne Hindenburg schaffte als erfahrener Offizier einen Ausgleich zu dem eigentlichen Planer der Operation bei Tannenberg. Ebenso wirkte sich sein Charisma positiv auf die Kampfmoral der kaiserlichen Truppen aus. Das Tandem Hindenburg/Ludendorff war beispielhaft für militärisches Zusammenwirken und bildete das Gegenstück zur desorganisierten russischen Führung.

Letztlich ermöglichte die Kombination aus eigenen Leistungen und den Versäumnissen der russischen Befehlshaber die Führung der Schlacht im taktischen Vorteil. So führten die Deutschen ein Angriffsgefecht bei Tannenberg und ein Verzögerungsgefecht bei Allenstein und setzten somit ihre Kräfte optimal ein. Dagegen waren die Russen durch mangelhafte Aufklärung, schlechte Organisation und mangelhafte Koordination gezwungen, trotz anfänglicher Initiative in die Defensive zu gehen. Dadurch war den Truppen des Zaren nie das Maß an Vorbereitung auf eine Kampfhandlung gegeben wie ihren Kontrahenten.

Die Schlacht war der erste große Sieg der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg. Tannenberg erfuhr im Kaiserreich eine propagandistische Überhöhung, die bis heute das Bild der Schlacht verzerrt. Zwar war der Sieg in Ostpreußen ein notwendiger und auch überraschender Befreiungsschlag der kaiserlichen Armee, die russische Militärmacht war durch ihre Niederlage allerdings nur zeitweilig geschwächt. Das Zarenreich konnte die Verluste von rund 30.000 Gefallenen und Verwundeten und rund 95.000 Gefangenen[1 ] durch seine große Bevölkerung und durch seine industrielle Basis durchaus verkraften. Allein seine Friedensarmee bestand schon ohne Mobilisierungen aus etwa zwei Millionen Mann. Ohne weitere entscheidende Erfolge wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die russische Armee wieder Kräfte gegen deutsches Territorium in Position gebracht hätte. Man hatte bei Tannenberg zwar einen Angriff Russlands abgewehrt, doch mit seinen Reserven blieb das Zarenreich weiter ein bedrohlicher Gegner an der östlichen Flanke Deutschlands.

Weiterhin war durch den Erfolg die Bedrohung für Ostpreußen nicht vollkommen abgewendet, sondern nur gemildert, da die I. Armee unter Paul von Rennenkampff immer noch an ihren Grenzen stand. Sie wurde erst in der folgenden Schlacht an den Masurischen Seen besiegt, für die man nun Handlungsfreiheit erhalten hatte. Die psychologischen Auswirkungen auf Russland waren eher marginal, da die Bevölkerung durch eine gezielte Propaganda des Herrscherhauses und der politischen Parteien bis 1917 fest an einen Sieg glaubte. Denkbare positive Auswirkungen in der russischen Führung, etwa in der Form von Absetzungen der unfähigen Befehlshaber auf Armee- und Korpsebene, unterblieben allerdings ebenso. Es gelang dem militärischen Personal, allen voran Schilinski, die Schuld auf den toten Oberkommandierenden der II. Armee abzuwälzen, der sich nicht mehr verteidigen konnte.

Die meisten Toten wurden in Massengräbern am Schlachtfeld begraben. Es wurden aber auch damals schon gezielt Soldatenfriedhöfe angelegt. Nach dem Krieg wurden viele der kleineren Grabstätten aufgelöst. Einige haben sich bis heute erhalten.

Die Ist-Stärke der 8. Armee im Zeitraum vom 21. bis 31. August 1914 lag bei 246.088 Soldaten. Im gleichen Zeitraum traten nach den Angaben des "Sanitätsberichtes über das deutsche Heer" folgende Verluste auf, die auf den Zehn-Tages-Meldungen der einzelnen Einheiten beruhen:

Da ein Teil der Verwundeten starb und anzunehmen ist, dass der größere Teil der Vermissten auch gefallen war, liegt die Gesamtzahl der Toten erheblich höher als 1.726.

Die Schlacht fand in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen statt. Dabei war es eine Umfassungsschlacht, die letztlich ein weites Territorium mit einbezieht. Das Zentrum dieses Areals lag in Hohenstein. Sie müsste daher streng genommen Schlacht bei Hohenstein heißen. Das kaiserliche Glückwunschtelegramm bezeichnet die Schlacht zunächst als Schlacht bei Allenstein.

Erst nachträglich wurde die Schlacht auf Wunsch Hindenburgs in Schlacht bei Tannenberg umbenannt. Im Deutschen gab es bereits eine sogenannte Schlacht bei Tannenberg . Diese hatte 1410 zwischen den Dörfern Grünfelde, Tannenberg und Ludwigsdorf stattgefunden. Sie hatte mit einer entscheidenden Niederlage des Deutschen Ordens geendet und wurde im geteilten Polen seit dem 19. Jahrhundert als Schlacht bei Grunwald zum Nationalmythos, der half, in den Zeiten der Russifizierungs- bzw. Germanisierungspolitik der Teilungsmächte die polnische kulturelle Identität zu bewahren. Hindenburg wollte mit der Benennung der siegreichen Schlacht von 1914 symbolisch die „Scharte von 1410“ ausgewetzt haben. Die Benennung ist nicht falsch, denn Tannenberg war ins Schlachtfeld mit einbezogen und nur ca. 14 km von Hohenstein entfernt. Diese Benennung wurde auch in allen anderen Sprachen übernommen. Die Urheberschaft zu dieser Benennung wurde von Ludendorff und Hoffmann in Anspruch genommen. Hoffmann behauptete, Ludendorff hätte die Schlacht ursprünglich Schlacht bei Frögenau nennen wollen.

Zielgerichtet wurde die Infrastruktur der Stadt verbessert: Die Festungsanlagen wurden geschleift und in einen Grüngürtel mit zahlreichen Parks umgewandelt, der schließlich 602 Hektar umfasste. Die umliegenden Orte wurden eingemeindet und der Seedienst Ostpreußen ins Leben gerufen. 1919 wurde der von Hanns Hop entworfene Flughafen Devau als erster ziviler Flughafen Deutschlands in Betrieb genommen. Der Zugverkehr wurde verbessert: 1926 wurde die neue Reichsbahnbrücke dem Verkehr übergeben. 1929 wurde der neue Hauptbahnhof am südlichen Stadtrand und 1930 der Nordbahnhof am Hansaplatz eröffnet. Das Hafenbecken wurde erweitert, die Zufahrtsrinne vertieft und das größte Silo des Kontinents erbaut. Eisbrecher sorgten nun dafür, dass auch im Winter der Hafen immer erreichbar war. Auch die Warenwirtschaft wurde gezielt gefördert. Im Jahr 1920 eröffnete Reichspräsident Friedrich Ebert die erste Deutsche Ostmesse, die bis 1941 regelmäßig abgehalten wurde. Auf dem Messegelände wurde das Haus der Technik errichtet. 1930 wurde für die nach Königsberg einströmenden Geschäftsleute neben vielen anderen Investitionen im Beherbergungs- und Gastronomiesektor das Parkhotel von Hanns Hopp am Königsberger Schlossteich gebaut. Im Rahmen der Ostmesse wurde auch die Ostmaekrn Rundfunk Ag gegründet, deren Aktienmehrheit schließlich auch von der Stadt übernommen wurde. 1932 wurde sie in dem von Hanns Hopp gebauten „Neuen Funkhaus“ am Hansaplatz untergebracht. Königsberg erreichte durch gezielte staatliche und städtische Förderung eine Dynamik, die unter den Städten des Deutschen Reiches einmalig blieb.

Königsberg widerfuhr in der Weimarer Republik besondere Anteilnahme und Förderung durch das Reich. Prominentenbesuche, Sportveranstaltungen, Flugtage, Marinebesuche, Musikfeste, Tagungen und Kongresse lösten einander ab.

1924: Könisgberge Kant-Feier. Mit der Kant-Feier 1924 ehrte Königsberg den Philosophen Kant, den größten Sohn der Stadt. Nach der Krönung von Wilhelm I. war sie die bedeutsamste Festlichkeit in der Geschichte von Ostpreußens Provinzialhauptstadt.

Auftakt waren die Festsitzungen der Königsberger Kant-Gesellschaft im Collegium Fridericanum und der deutschen Kant-Gesellschaft in der Palastra Albertina sowie ein Festakt im Königsberger Dom. „Der Lehrkörper der Albertina nahm auf der Bühne Platz. Dort stellten sich auch die Verbindungen mit ihren Bannern auf. Die ungeladenen Gäste durften von den oberen Rängen den Ablauf einer Jahrhundertfeier verfolgen. Zur Erfrischung wurden in den Verkaufsstellen des Theaters Würstchen und Freibier angeboten.“ Der Rektor (Alfred Uckeley), der Oberbürgermeister (Hans Lohmeyer) und die Vertreter der beteiligten Behörden hielten Begrüßungsansprachen. Ihnen folgten Abgesandte der Philosophischen Fakultäten von angelsächsischen, romanischen, chinesischen und japanischen Universitäten und besonders der Hochschulen der baltischen Randstaaten (Estland, Lettland, Litauen). Die größte Zahl von Gästen versammelte sich zum Kommers der Studentenschaft im Großen Saal der Stadthalle in Königsberg. Für das Bier kam die Stadt auf. Es sollen 2.300 l ausgeschenkt worden sein. Im selben Saal feierte die Gesellschaft der Freunde Kants ihr Bohnenmahl.

Auch in anderer Hinsicht war die Kant-Feier ein Meilenstein in der Entwicklung von Deutschlands östlichster Universität. Die Mahnungen des inzwischen verstorbenen Nachkriegsrektors Adalbert Bezzenberger waren in Berlin nicht ohne Widerhall geblieben. Der Kurator Friedrich Hoffmann hatte sie mit Nachdruck verfolgt. Der Kultusminister (Boelitz) ließ bei der Kant-Feier verkünden, dass erhebliche Mittel zum Ausbau der Albertus-Universität eingeplant seien

In der Zeit des NS war Königsberg Amtssitz des Gauleiters Erich Koch. Das Fort Quednau wurde zwischen März und Juni 1933 als provisorisches Gefängnis für Gegner der NSDAP genutzt. Fast 400 Funktionäre der SPD und der KPD im Großraum Königsberg wurden inhaftiert. Die Grenadierkasernen an der Cranzer Allee wurden im hinteren Bereich stark erweitert. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen wurde eine umfangreiche Verteidigungsstruktur angelegt.

Offener Antisemitismsu sund Terror bedrängten die 3200 Juden Königsbergs. Auf die Alte Synagoge und auf jüdische Geschäfte wurden Brandanschläge verübt. Max Neumann, der Besitzer des „Passage“-Kinos, wurde von SA-Männern so schwer misshandelt, dass er seinen Verletzungen erlag. In der Reichsprogromnacht wurden die alte Synagoge und die Neue Synagoge in Brand gesteckt, das Israelitische Waisenhaus zerstört und die Bewohner des jüdischen Altersheims vertrieben. Am 24. Juni 1942 wurden 465 Königsberger Juden nach Maly Trostenez deportiert und drei Tage später ermordet.

Als der Deutsch-Sowjetische begann, kam es schon am 23. Juni 1941 zu einigen Bombenangriffen auf Königsberg durch die Luftstreitkräfte der Sowjetunion  . Mit dem Verlust ihrer Flugplätze durch das schnelle Vorrücken der Wehrmacht kamen sie bald zum Erliegen. In den Jahren danach blieb Königsberg aufgrund seiner Randlage im Nordosten des Deutschen Reichs lange Zeit von unmittelbarer Luftkriegseinwirkung verschont.

In den Nächten vom 26./27. und 29./30. August 1944 flog die Royal Air Force massive Luftangriffe auf Königsberg. Unter Verletzung seiner Neutralität hatten sie Schweden überflogen. Besonders die in der zweiten Nacht abgeworfenen 480 Tonnen Bomben zerstörten den Königsberger Dom, das Königsberger Schloss, sämtliche Kirchen der Innenstadt, die alte und die neue Universität sowie das alte Speicherviertel. Weite Teile Königsbergs brannten tagelang. Der Stadtkern – Altstadt, Löbenicht und Kneiphof – wurde fast vollständig zerstört. Etwa 200.000 Königsberger wurden obdachlos, und etwa 5000 verloren ihr Leben.

Die Ende Januar 1945 durch die Rote Armee eingeschlossene Stadt wurde zur Festung erklärt, die Flucht untersagt. Unter General Otto Lasch verteidigten Wehrmacht, Waffen-SS und Volkssturm die Stadt bis zur Kapitulation vor der 3. Weißrussischen Front am 9. April 1945. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich erste sowjetische Einheiten bereits auf dem Paradeplatz, unter dem sich Laschs Gefechtsstand befand. Der erbitterte Straßen- und Häuserkampf hatte auf beiden Seiten hohe Verluste gefordert und die Stadt weiter zerstört. Auch die verbliebene Zivilbevölkerung wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die überlebenden Waisenkinder retteten sich als Wolfskinder nach Litauen, wurden durch russische Familien adoptiert oder kamen, soweit sie noch auffindbar waren, in russische Kinderhäuser. Die SS ermordete im Januar/Februar 1945 zwischen 5.000 und 7.500 größtenteils jüdische Häftlinge (aus Königsberger Lagern und evakuierten Außenlagern des KZ Stutthof) auf einem Todesmarsch von Königsberg nach Palmnicken. Viele Opfer wurden noch Monate später von sowjetischen Truppen geborgen.

Die Schlacht um Ostpreußen fand vom 13. Januar bis zum 25. April 1945 statt und war die blutigste und längste Schlacht im Jahre 1945. Am 12. Januar begann eine sowjetische Großoffensive gegen die – wegen der Ardennenoffensive von allen Reserven entblößte – deutsche Ostfront, die sich in wenigen Tagen auf den gesamten Raum zwischen der Memel und den Karpaten ausdehnte. Sie wurde für die Bewohner der deutschen Ostgebiete zur Katastrophe. Die Menschen versuchten sich in Trecks nach Westen durchzuschlagen oder die Ostseehäfen zu erreichen, um von dort auf Schiffen nach Westen zu gelangen. Für diejenigen, die von der Roten Armee eingeholt oder überrollt wurden, bedeutete dies in den meisten Fällen Verschleppung, Vergewaltigung oder Tod. Durch den Vorstoß der Roten Armee aus dem Raum nördlich von Warschau zum Frischen Haff bei Elbing wurde Ostpreußen abgeschnürt.

Am 25. Januar ordnete Hitler die Umgruppierung der nun voneinander isolierten deutschen Truppen im Nordbereich der Ostfront an: die Reste der Heeresgruppe Mitte in Ostpreußen wurden in Heeresgruppe Nord umbenannt, die im Kurlandkessel eingeschlossene bisherige Heeresgruppe Nord wurde zur Heeresgruppe Kurland und in Ostpommern wurde die Heeresgruppe Weichsel gebildet. Gleichzeitig wurden mehrere Befehlshaber ausgetauscht und Königsberg zur Festung erklärt.

Die endgültige Zerschlagung der in Ostpreußen eingekesselten Truppen begann im März mit dem Angriff der 2. und 3. Weißrussischen Front auf den Heiligenbeiler Kessel (Braunsberger Angriffsoperation, 13. März bis 25. April). Vom 6. bis zum 9. April wurde in der Schlacht um Königsberg die „Festung“ Königsberg gestürmt und bis zum 25. April auch die Armeeabteilung Samland aufgerieben.

Die Eroberung von Tilsit gelang der Roten Armee am 20. Januar 1945. Seitdem ist das 600 Jahre alte Tilsit einer ussische Stadt. Die russischen Anstrengungen galten dem raschen Ausbau des Brückenkopfs Nesten (heute im Bezirk Kleipeda). Verbände der 39. Armee schlössen nach einem Gewaltmarsch von Haselberg auf das Panzerkorps auf und bezogen am späten Abend des 17. Januar im Brückenkopf Stellung. Am nächsten Morgen, einem Freitag, entbrannten um Nesten erbitterte Kämpfe. Mit aller Kraft wurde noch einmal versucht, einen weiteren Vormarsch der Sowjets zum Stehen zu bringen. Siegfried Rein, der Kommandeur der 69. ID, fiel in den verlustreichen Kämpfen bei Hohensalzburg. Trotz heftiger Gegenwehr konnte gegen Mittag an der rechten Flanke die 89. Panzerbrigade die Abwehrfront nach Norden durchbrechen und auf der Straße nach Tussainen vordringen. Hier stieß sie nicht nur in die Flanke der zurückgehenden 561. Volksgrenadier-Division, sondern auch in den Rücken der bei Ragnit stehenden 548. Volksgrenadier-Division unter Generalmajor Erich Sudau. Sie war seit den frühen Morgenstunden in heftige Kämpfe verwickelt; denn das am nördlichen Memelufer liegende 54. sowjetische Schützenkorps war wenige Stunden zuvor zum Angriff angetreten und hatte nach einem mächtigen Feuerschlag die vereiste Memel überwunden. Von zwei Seiten bedrängt, war Ragnit nicht mehr zu halten.

Damit trat der Kampf um Tilsit in die entscheidende Phase. Am Freitag, dem 19. Januar 1945, bauten die zurückgehenden Einheiten der 69. ID, der 561. und 548. VGD in gebotener Eile in Tilsit-Preußen (Tilsits östlichem Stadtteil) einen neuen Sperr-Riegel auf. Die nachstoßende 126. Schützendivision prallte aus der Bewegung auf die gerade bezogene Abwehrstellung vom Grenadier-Regiment 36 der 69. Infanterie-Division. Zusammengefaßtes Feuer aller Waffen stoppte ihr weiteres Vordringen. Die durch den Memel-Übergang bei Ragnit ohnehin stark geschwächten russischen Regimenter 366, 690 und 550 erlitten schwere Verluste und stellten den Angriff ein. Der frisch nach Ragnit herangeführten 263. Schützendivision wurde befohlen, unverzüglich nach Tilsit weiterzumarschieren und nachts in die Stadt einzudringen. Ohne Ruhepause bewegte sich das Schützenregiment 997 im Eilmarsch entlang der Reichsstraße 132. Ihm folgte das Schützenregiment 995, das über Schalau-Girschunen abbog, um Tilsit von Südosten anzugreifen. Hier sollte ein Angriff am wenigsten erwartet werden, weil seit dem Vortag der Schwerpunkt des russischen Angriffs am Memelufer lag. Tatsächlich erwartete die deutsche Verteidigung den Hauptschlag von Norden, zumal seit 21.00 Uhr heftiger Artilleriebeschuss vom rechten Memelufer einsetzte. Alle Reserven wurden mit Front zum Memelufer in Alarmbereitschaft versetzt.

Inzwischen hatte das Schützenregiment 995 Birgen (Birjohlen) erreicht. Den Vorstoß entlang der Bahnlinie zur Tilse vereitelten großflächige Draht- und Minensperren; dem 2. und 3. Bataillon gelang es jedoch, über die Moritzhöher Straße bis an die Pfennigbrücke heranzukommen. Die deutsche Brückenwache sprengte sie um 22 Uhr, im letzten Augenblick. Aus der Neustädtischen Schule wurden die russischen Soldaten heftig beschossen. Mehrere Sturmangriffe über die vereiste Tilse wurden abgeschlagen. Als herangeführte schwere Waffen kurz vor Mitternacht den Übergang erzwangen, konnten die russischen Truppen in Richtung Karlsberg vordringen. Das Schützenregiment 997 nahm den Fletcherplatz und ging entlang der Deutschen Straße in Richtung Zellstofffabrik vor. Von der anderen (rechten) Memelseite beschoss russische Artillerie die deutschen Verteidigungsstellungen. Der neue Angriffsbefehl für die am nördlichen Memelufer liegenden Regimenter der 115. Schützendivision wurde für 23 Uhr ausgegeben. In mehreren Wellen rannten die Rotarmisten über den breiten Strom gegen die mit Minensperren, Drahthindernissen und -Bunkern ausgebaute Verteidigungslinie an. Wieder erlitt die 115. Schützendivision schwere Verluste mit 600 Toten.

Unter Dauerfeuer drang das Schützenregiment 995 in der ersten Stunde des Sonnabends bis zum Anfang der Grünwalder Straße vor. Von dort stürmte das 2. Bataillon den Karlsberg mit der Straßengabelung Königsberger / Kallkapper Straße. Das 1. Bataillon kämpfte sich durch enge Straßen und dunkle Höfe zwischen Clausius- und Kleffel -Straße zum Bahnhof vor und meldete 2 Uhr nachts die befohlene Einnahme. In dieser kritischen Lage wollte die deutsche Armeeführung die Stadt entlasten. Sie setzte mehrere Panzer der 5. PD aus Kreuzingen in Marsch. Auf der Königsberger Straße zügig vorangekommen, liefen sie um 2.30 Uhr auf die Sperre am Karlsberg auf. Eine geballte Ladung setzte den Spitzenpanzer außer Gefecht. Irritiert durch den nächtlichen Feuerzauber in der Stadt, drehten die deutschen Panzer wieder ab, um entlang der Reichsstraße 138 die nördliche Flanke der ostpreußischen Verteidigung zu stabilisieren. Tilsit war sich selbst überlassen. Die deutschen Einheiten erwehrten sich des Gegners nach allen Seiten. Auch aus dem Memel-Brückenkopf heraus ging der Kampf ohne Pause und mit unverminderter Heftigkeit weiter. Um 2.20 Uhr meldete das Schützenregiment 292 die Einnahme des südlichen Memelufers mit Preußenhof und Weinoten (Landkreis Elchniederung). Von hier aus kämpften sich die Russen der Stolbecker Straße entlang, wo sie gegen 0.07 Uhr früh auf dem Gelände der Zellstoffwerke mit den ihnen aus Osten entgegenkommenden Kameraden des Schützenregiments 997 aufeinandertrafen. Zwei Angriffskeile hatten sich vereinigt.

Ein weiteres Regiment der 115. Schützendivision, das Regiment 638, hatte in den frühen Morgenstunden am Engelsberg die Memel überschritten und begann mit der Säuberung des Stadtzentrums. Das Regiment 801 der 235. Schützendivision übernahm die Sicherung des südlichen Stadtrands und des Bahnhofs Pamletten. Der Kampf war vorbei. Nach einem Dokument des Zentralarchivs vom Ministerrat der UdSSR galt Tilsit ab dem 20. Januar 1945, 5.10 Uhr als erobert.

Nach mehrstündiger Ruhe am südwestlichen Ortsausgang setzten die russischen Schützenregimenter 292 und 638 den Marsch in Richtung Heinrichswald fort. Auch für die Regimenter der 263. Schützendivision wurde 16 Uhr der Abmarschbefehl gegeben. Zurück blieb eine menschenleere Stadt. Südlich von Tilsit tobte noch den ganzen Sonnabend der Kampf. Mit Panzerunterstützung der 5. PD wurde die Reichsstraße 138 nach Taplacken offengehalten. Das galt besonders für die Kreuzung Sandfelde, wo die Straßen aus Heinrichswalde und Schulen zusammentrafen und gegen die die Rotarmisten des Schützenregiments 801 den ganzen Nachmittag vergeblich anrannten. Das galt auch für die Kreuzinger Straßenkreuzung, wo die Chaussee von Neukirch/Gr. Friedrichsdorf (Landkreis Elchniederung) einmündete. Das AR der 548. VGD feuerte hier bis zur letzten Granate. Erst nachdem die letzten Einheiten aus Tilsit durchgezogen waren, wurde Kreuzingen gegen 22 Uhr aufgegeben.

Mit schweren Luftangriffen auf Königsberg war im 2. Weltkrieg bedingt durch die Lage in Ostpreußen („Luftschutzkeller des Reiches“), lange Zeit nicht gerechnet worden. Verheerend wirkten sich dann britische Bombenangriffe im August 1944 aus, welche die weitgehende Zerstörung der Innenstadt mit ihren Wohn- und Kulturstätten und über 5.000 Tote und 200.000 Obdachlose zur Folge hatten. Die britischen Bomber verletzten durch Überfliegen seines Territoriums die Neutralität von Schweden, wobei es auch zu vielen Abstürzen von Flugzeugen kam. Es folgten schwere sowjetische Bombardements während der Belagerung und besonders in der Schlacht um Königsberg.

Kurz nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion wurde Königsberg in der Nacht vom 22. zum 23. Juni 1941 durch Fernbomber der sowjetischen Luftstreitkräfte angegriffen, wobei die Kai-Anlagen und das Gaswerk Schäden erlitten. In der Nacht zum 29. August 1941 erfolgte ein weiterer Luftangriff gegen die Stadt, diesmal mit zwei viermotorigen Fernbombern. Der Bomber mit der Werknummer 4221 wurde hierbei von Kommandant I. S. Lisatschow gesteuert, die Maschine mit der Werknummer 4222 von Major Je. O. Fedorenko. Beide Maschinen gehörten zum Bestand des 432. Fernbombenfliegerregiments der 81. Fernbombenfliegerdivision. Schon in der Nacht zum 1. September erfolgte wieder ein Angriff dieses Regiments auf die Stadt, diesmal mit zwei TB-7 und zwei mittleren Fernbombern des Typs. Die TB-7 hatten die Werknummern 42015 und 42055, wobei die erstere Maschine von Oberstleutnant A. D. Alexejew und Navigator A. M. Lebedjew kommandiert wurde, die 42055 von Major M. M. Ugrjumow. Eine dritte TB-7 (Werknummer 4218 unter Major A. G. Dimitrijew) sollte ebenfalls Königsberg angreifen, gelangte aber nur bis nach Memel.

Im Juni 1942 erfolgten vier sowjetische Bombenangriffe, im August einer durch Marine-Flugzeuge der "Baltischen Rotbannerflotte". Am 10./11. April und 29./30. April 1943 war Königsberg das Ziel weiterer sowjetischer Luftangriffe. Bei letztgenanntem Angriff wurde auch die mit 5.000 Kilogramm schwerste sowjetische Bombe des Zweiten Weltkriegs durch eine Pe-8 des 746. DBAP der 45. AD abgeworfen. Bei diesen Angriffen gab es zahlreiche Gebäudeschäden und auch Opfer an Menschenleben, doch waren sie nicht vergleichbar mit den folgenden britischen Flächenangriffen im August 1944 und den sowjetischen Bombardements im April 1945.

Die britischen Luftkriegsstrategen hatten im Rahmen ihrer „Demoralisierungs-Bombardements“ die Großstadt Königsberg unter dem Decknamen „Blenny“ (Schleimfisch) im Visier. Zunächst war die Stadt jedoch durch die geografische Distanz geschützt. Ein mögliches Nebenziel der dann im August 1944 durchgeführten schweren Luftangriffe auf Königsberg war es, Finnland zum Kriegsaustritt zu bewegen. Die Luftangriffe sollten angeblich demonstrieren, dass nun auch Helsinki für die RAF erreichbar war.

In der Nacht vom 26. zum 27. August 1944 flog die Royal Air Force mit britischen und kanadischen Besatzungen einen ersten massiven Angriff mit 174 viermotorigen Bombern des Typs Lancester, von denen vier nicht zurückkehrten. Die Maschinen waren 950 Meilen entfernt gestartet und über das deutsch besetzte Norddänemark sowie das neutrale Schweden geflogen. Somit an der Grenze ihrer Reichweite, waren sie mit „relativ geringer“ Bombenlast ausgestattet. Die meisten Bomben fielen im Nordosten der Stadt in Maraunenhof, zwischen Cranzer Allee, Herzog-Albrecht-Allee und Wallring. Weitere Schäden entstanden auf dem Tragheim, in Altroßgarten und im Südosten der Stadt. Besonders Wohngebäude, doch auch einige in diesem Gebiet liegende Wehrmachtsanlagen, wurden getroffen. Etwa 1.000 Tote waren zu beklagen, 10.000 Königsberger wurden obdachlos.

Drei Tage später warfen 189 Lancaster von J. Woodroffe in der Nacht vom 29. zum 30. August insgesamt 480 Tonnen Bomben auf die Stadt ab, nachdem sie trotz Treibstoffmangels 20 Minuten lang auf eine Lücke in der Wolkendecke gewartet hatten. Deutsche Nachtjäger schossen 15 Lancaster-Bomber ab; dies entsprach ca. 8 % der Angreifer. Das britische Bomber Command schätzte, dass 41 % der Wohnungen und 20 % der Industrie von Königsberg zerstört wurden.. Zerstört wurden sämtliche historischen Gebäude mit ihrer unersetzlichen Ausstattung, der Dom und zwölf weitere Kirchen, das Schloss, die alte und die neue Universität mit vielen Instituten und Kliniken, das Kneiphöfsche Rathaus (das seit 1927 das Stadtgeschichtliche Museum war), das Opernhaus, die Staats- und Universitätsbibliothek, das malerische Speicherviertel, Zeitungsgebäude, die seit 1722 bestehende Buchhandlung Gräfe und Unzer und etwa die Hälfte aller Schulen. Vernichtet wurden die Geburtshäuser von Johann Georg Hamann, E.T.A. Hoffmann, Eduard von Simson und Hermann Goetz und das Haus in der Löbenichtschen Langgasse, in dem Heinrich von Kleist gewohnt hatte und den „Zerbrochenen Krug“ vollendete. Etwa 200.000 Königsberger wurden durch die Bombenangriffe obdachlos und in der Umgebung der Stadt in Notquartieren untergebracht. Die Zahl der Toten wird auf über 5.000 geschätzt. Die Opfer wurden in Massengräbern beerdigt. Militärische Ziele, wie Kasernen, der Festungsgürtel,

Bei beiden Angriffen im August 1944 überquerten die zusammen 360 schweren britischen Bomber auf dem Hin- und Rückflug die schwedische Provinz Schonen. Sieben von der deutschen Luftabwehr angeschossene britische Maschinen stürzten dabei über schwedischem Territorium ab, und ein beschädigtes Flugzeug führte eine Notlandung durch. Im Auftrag des schwedischen Außenministeriums protestierte die schwedische Botschaft in London gegen die offensichtliche schwere Verletzung der Neutralität des Landes.

Die Schlacht um Königsberg führte 1945 zu weiteren schweren Zerstörungen in Königsberg. Anfang April 1945 war ein Drittel der sowjetischen Luftstreitkräfte auf das Gebiet Königsberg konzentriert und führte pausenlose Bomben- und Tiefflieger-Angriffe auf die Stadt durch. Eine deutsche Jagdabwehr existierte nicht mehr, die Flak war in Erdkämpfen gegen sowjetische Panzer eingesetzt. Schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden nun auch die Stadtteile aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie die Vorstädte. Die Zerstörungen waren jedoch nicht so flächendeckend wie im August 1944 in der Innenstadt.

Während der ersten Zeit der anschließenden sowjetischen Besatzung wurde noch vorhandene Bausubstanz teilweise absichtlich durch Abbrennen zerstört.

Die Rote Armee eroberte Ostpreußen, vernichtete nach eigenen Angaben 25 deutsche Divisionen vollständig (weitere 12 verloren 50 bis 70 Prozent ihrer Stärke) und nahm 220.000 deutsche Soldaten gefangen. Auch große Mengen an Kriegsgerät wurden erbeutet: 15.000 Geschütze, 1.442 Panzer und 363 Flugzeuge. Nach sowjetischen Angaben verlor die Rote Armee 584.774 Soldaten (davon 126.464 Gefallene), 3.525 Panzer und Selbstfahrlafetten und 1.450 Flugzeuge.

Oft wird Königsberg als letzter nachweislicher Aufbewahrungsort des seit 1945 verschollenen Bernsteinzimmers erwähnt.

Die Königsberger Bernsteinsammlung umfasste knapp 100 000 Stücke und war die weltweit bedeutendste und größte Sammlung von Bernstein. Der nach Göttingen gerettete Teil der Bernsteinsammlung enthält neben zahlreichen Fossilien auch einige neolithische und frühgeschichtliche Schnitzereien, Perlen, bronzezeitliche Fibeln und kunsthandwerklich bedeutsame Arbeiten aus anderen Epochen.

Die Königsberger Bernsteinsammlung wuchs aus verschiedenen Teilen zusammen. Die ersten stammen aus dem späten 18. Jahrhundert. Als sie 1899 erworben wurden, gründete Richard Klebs das Bernstein-Museum. Dazu kamen 1906 die Bestände der Physiskalischen-ökonomischen Gesellschaft sowie verschiedene Privatsammlungen. Von Klebs stammt der fraglos bedeutendste Sammlungsteil, der 1926 für die Albertus-Universität Königsberg angekauft wurde.

Das Bernstein-Museum war in der ganzen Welt das einzige seiner Art und enthielt Bernsteinstücke aller Farbe und Größe. 120.000 Einschlüsse und Abdrücke von Pflanzen und Tieren zeugten von der Periode der Bernsteinwälder.

Im November 1944 ließ Karl Erich Andree, der Direktor der Bernsteinsammlung, die wertvollsten Stücke der Sammlung in Kisten verpacken und mit einem Kurier an die Partneruniversität der Albertina, die Georg-August-Universität Göttingen, verbringen. Mit anderen Kunstschätzen, Büchern und Sammlungsmaterial der Albertina wurden sie im Kaliwerk Wittekind-Hindasglück eingelagert. Sie überstanden die Explosion der Schachtanlagen im September 1945 und wurden 1946 von der Britischen Militärregierung beschlagnahmt. Bis 1958 waren sie in Kunstgutlagern untergebracht.. Es handelt sich um fast 18 000 Stücke mit rund 50 Millionen Jahren alten, vorzüglich erhaltenen pflanzlichen und tierischen Inklusen. Kleinere Sammlungsteile wurden im Rahmen von Sonderausstellungen in Duisburg (1977), Göttingen (1983, 2003, 2014), Bochum (1996), Lüneburg (1997) und Ribnitz-Damgarten (2006) ausgestellt.

Von den im April 1945 noch gebliebenen 150.000 Bewohnern kamen die meisten durch Hunger, Krankheiten und Übergriffe der Roten Armee ums Leben. Im Dezember 1945 lebten noch etwa 20.000 Deutsche in der Stadt. Im Oktober 1947 befahl Stalin ihre Deportation, die 1948 in die SBZ erfolgte. Ein literarisches Gedächtnis jener Jahre ist das Ostpreußische Tagebuch. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945–1947 des Grafen Lehndorff. Sowjetische Dokumente aus jener Zeit in Königsberg wurden 1994 veröffentlicht.

Die Flucht und Vertreibung Deutscher aus den deutschen Ostgebieten und aus Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa während und nach Ende des 2. Weltkireges von 1945 bis 1950 umfasst die Flucht und die erzwungene Auswanderung großer Teile der dort ansässigen deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen. Sie betraf 12 bis 14 Millionen Deutsche in den Ostgebieten des Deutschen Reiches und deutschsprachige Bewohner aus Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa. Sie war eine Folge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und Kriegsverbrechen in Ostmitteleuropa und Südosteruopa während der Zeit des Nationalsozialismus und der Gebietsverluste des Deutschen Reiches, die die Siegermächte (USA, Sowjetunion, Großbritannien) auf der Potsdamer Konferenz 1945 festlegten.

Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 setzte Stalin die Abtrennung der bereits 1939 bis 1941 sowjetisch besetzten polnischen Ostgebiete an die Sowjetunion durch. Ostpolen wurde im Zuge des Friedrichsvertrages von Riga 1921 polnisch. Das Gebiet hatte bis 1793 zu Altpolen gehört. Mit dem polnisch-sowjetischen Geheimvertrag vom 27. Juli 1944 hatte die sowjetische Regierung anerkannt, dass „die Grenze zwischen Polen und Deutschland auf einer Linie westlich von Swinemünde zur Oder, wobei Stettin auf polnischer Seite bleibt, weiter den Lauf der Oder aufwärts zur Mündung der Neiße und von hier an der Neiße bis zur tschechoslowakischen Grenze festgelegt werden soll“; auch der zweite Grenzvertrag vom 16. August 1945 mit der Polnischen Provisorischen Regierung der Nationalen Einheit enthielt diese Festlegung. Eine verbreitete Annahme lautet, die Übergabe der Ostgebiete des Deutschen Reiches an Polen sei von Anfang an als ein Ausgleich für den Verlust im Osten gedacht gewesen. Doch diese Erklärung wurde erst später Teil der sowjetischen Begründung.

Tatsächlich erhoben seit 1939 polnische Kommunisten Anspruch auf deutsche Gebiete ohne einen nennenswerten Anteil ethnischer Polen und forderten die Entfernung der Deutschen aus diesen Gebieten.

Der Flucht und Vertreibung von Deutschen aus den Ländern östlich von Oder und Lausitzer Neiße ging die Massendeportation und die Ermordung von Juden, Polen und Russen in den im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht eroberten Gebieten voraus. Millionen von Menschen wurden zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verbracht. „Volksdeutsche“ aus Südtirol und Russlanddeutsche wurden in den eroberten Gebieten im Osten der Reichsgrenze neu angesiedelt und sollten dort neue „deutsche Siedlungsinseln“ bilden

Bereits ab Sommer 1941 forderten die polnische und die tschechoslowakische Exilregierung in London Grenzkorrekturen nach dem Sieg über das Deutsche Reich. Dies sollte ausdrücklich die Entfernung der deutschen Bevölkerung aus diesen Gebieten und auch aus dem übrigen Staatsgebiet einschließen. Die polnische Exilregierung begründete ihre Forderung damit, dass die deutschen Gebiete eine Entschädigung für die Verluste an Gütern und Menschen während der Besatzungszeit sein sollten, und verwies dabei auf die Verbrechen der Nationalsozialisten im Generalgouvernement. Stalin rechnete damit, dass die Sowjetunion mit der Vertreibung und Enteignung von Millionen Deutschen gegenüber Polen und der Tschechoslowakei dauerhaft als Garantiemacht eines neuen Status quo auftreten zu können. Mit diesem Kalkül hatten das zaristische Russland und später die Sowjetunion bereits im Nordkaukasus Vertreibungen als Mittel der Politik angewandt..

Sie sind in der Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin deutlich von den vier Besatzungszonen unterschieden, die in Abschnitt III. als „ganz Deutschland“ bezeichnet werden, das (III.B.14.) „als eine wirtschaftliche Einheit zu betrachten“ sei. III.A.2.: „Soweit dieses praktisch durchführbar ist, muß die Behandlung der deutschen Bevölkerung in ganz Deutschland gleich sein.“ Dazu gehört auch in Abschnitt „XIII. Ordnungsmäßige Überführung deutscher Bevölkerungsteile“, dass die „Überführung der deutschen Bevölkerung oder Bestandteile derselben, die in Polen, Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind“, vorübergehend unterbrochen werden soll und „der alliierte Kontrollrat in Deutschland zunächst das Problem unter besonderer Berücksichtigung der Frage einer gerechten Verteilung dieser Deutschen auf die einzelnen Besatzungszonen prüfen soll“.

Die Knappheit der Formulierungen wurde ab dem Frühjahr 1946 zu der Behauptung genutzt, die Abtrennung sei nicht endgültig gemeint gewesen, da die Regelung von Gebietsfragen, wie der „final delimitation of the western frontier of Poland“ einer Friedensregelung vorbehalten wurde. Versuchen der Sowjetunion, die Potsdamer Beschlüsse insoweit als endgültige Entscheidung zu werten, waren die Vereinigten Staaten entgegengetretenund die bereits laufende Vertreibung ist nicht durch das Abkommen akzeptiert worden.

Die Umsiedlungen sollten in einer „humanen Art“ geschehen; im Bericht von Francis E. Walter an das US-Repräsentantenhaus wurde vermerkt, dass die Transporte keineswegs dieser Bestimmung entsprachen. Tatsächlich führte die internationale Kontrolle dazu, dass die Zwangsaussiedlung ab Anfang 1946 in wesentlich geordneterer Form vor sich ging als in den sogenannten wilden Vertreibungen in den Wochen und Monaten vor und noch unmittelbar nach der Konferenz. Dennoch kam es zu zahlreichen Verbrechen an der deutschen Zivilbevölkereung und sehr vielen Todesfällen in den Internierungslagern und Gefängnissen.

Bei den Vertreibungsgebieten handelte es sich um:

Etwa 12 bis 14 Millionen Deutsche und deutschstämmige Angehörige verschiedener Staaten zwischen 1944/45 und 1950 waren von Flucht und Vertreibung betroffen. Mehrere hunderttausend Menschen wurden in Lagern inhaftiert oder mussten – teilweise jahrelang – Zwangsarbeit leisten.

Ob nicht nur die Menschen als Vertreibungsopfer anzusehen sind, die Verbrechen zum Opfer fielen, sondern auch diejenigen, die die Vertreibung aus vielfältigen Gründen nicht oder nur ein paar Jahre lang überlebten, ist umstritten. Man ging unter dem Einfluss der Vertriebenenverbänden lange von rund 2,1 Millionen Todesfällen aus. Dabei wurden alle unaufgeklärten Fälle als Todesfälle und alle Todesfälle als vertreibungsbedingt gedeutet. Da die Grundlage die rechnerische Differenz zwischen den statistischen Angaben von 1939 und Angaben von 1948 bildete, enthielt diese Differenz auch die in den Vernichtungslagern getöteten ostdeutschen Juden. Einige neuere Schätzungen sprechen lediglich von bis zu 600.000 bestätigten Todesopfern zwischen 1944 und 1947. Der Freiburger Historiker Rüdiger Overmans betont, aus Gründen der Gewissenhaftigkeit könnten nur Tote als Tote gezählt werden, während unklare Fälle geklärt werden müssten. Er gibt die Zahl der Todesfälle, die aufgrund der Registrierungen und Nachforschungen in der Nachkriegszeit nachgewiesen oder zumindest plausibel gemacht seien, mit ca. 500.000 an.

Das Statistische Bundesamt ermittelte 1950 eine Gesamtzahl von etwa zwölf Millionen Vertriebenen in den beiden deutschen Staaten. Aufgrund der Differenz zwischen der Wohnbevölkerung der Vertreibungsgebiete Ende 1944 und den 1950 erfassten Vertriebenen ermittelte das Statistische Bundesamt 2,2 Millionen „ungeklärte Fälle“, die als „Vertreibungsverluste“ oft mit Todesopfern gleichgesetzt werden.. Problematisch ist dabei, dass zum Beispiel für die Tschechoslowakei 130.000 Todesopfer angegeben werden, wohingegen die Deutsch-Tschechische Historikerkommission 15.000–30.000 Vertreibungsopfer anführt. Bei den genannten Zahlen wurden jedoch die Menschen nicht mitgezählt, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit auf den Fluchtwanderungen oder in den Notunterkünften in Deutschland oder bei Deportationen in die Sowjetunion aufgrund von Erschöpfung und Entkräftung, mangelnder Hygiene, unzureichender Ernährung oder mangelndem Heizmaterial starben. Die Frage, inwieweit diese Todesopfer in der Gesamtzahl der Vertreibungsopfer berücksichtigt werden soll, ist umstritten. Während beispielsweise der Berliner Historiker Ingo Haar dem Bund der Vertriebenen vorwirft, bewusst mit überhöhten Opferzahlen zu argumentieren, bemängelt Overmans einerseits eine politische Instrumentalisierung der Zahlen und andererseits, dass die Fachwissenschaftler bisher der Zahlendiskussion aus dem Weg gegangen seien.

Im Russischen traditionell genannt, wurde die Stadt 1946 in Kaliningrad umbenannt. Auch alle anderen Ortschaften im nördlichen, nun russischen Ostpreußen erhielten andere Namen. Kaliningrads Einwohner, die 2005 750 Jahre Kaliningrad feierten, haben große Identitätsprobleme und setzen sich immer mehr mit der Königsberger Geschichte vor 1945 auseinander.

Auf der Potsdamer Konferenz hatten die Siegermächte beschlossen, das nördliche Ostpreußen unter die Verwaltung der Sowjetunion zu stellen. Am 17. Oktober 1945 annektierte die UdSSR dieses Gebiet, gliederte es am 7. April 1946 der Russischen Sowjetrepublik an und machte Königsberg zum Verwaltungssitz der neu gegründeten Kjonigsbergskaja Oblast (dt. „Königsberger Gebiet“; nach der Umbenennung der Stadt im Juli 1946 Kaliningradskaja Oblast, Die Umbenennungskampagne für die übrigen Städte und Ortschaften im Königsberger Gebiet begann dagegen erst im Herbst 1947 und zog sich bis Sommer 1950 hin.

Nach einer Zählung im August 1945 befanden sich noch ca. 110.000 deutsche Zivilisten, überwiegend Frauen, Kinder und Alte, in der Stadt. Diese wurden von der sowjetischen Besatzungsmacht festgehalten, um als Zwangsarbeiter benutzt zu werden. Im Oktober 1947 hob man das bis dahin geltende Ausreiseverbot auf und begann damit, die noch in Kaliningrad und dem umliegenden Gebiet verbliebene deutsche Bevölkerung nach Westen abzutransportieren. Von den zuvor 110.000 Menschen waren nur noch etwa 15.000 am Leben. Die restlichen 95.000 waren Seuchen, Hungersnöten und Übergriffen zum Opfer gefallen, sodass nach der Massenflucht aus Ostpreußen und der schrittweisen Aussiedlung 1947 die Deutschen 1948 aus Königsberg fast vollständig vertrieben worden waren.

Von den im April 1945 etwa 110.000 zurückgebliebenen Königsbergern kamen in den beiden folgenden Jahren die meisten durch Nahrungsmangel, Erkrankungen und Übergriffe von russischen Soldaten um. Am 11. Oktober 1947 ordnete Stalin die Deportation der verbliebenen deutschen Bevölkerung (ca. 25.000) aus der Kaliningrader Oblast an. Diese wurde im Lauf des darauf folgenden Jahres in die SBZ deportiert.

Seit den 1950er Jahren wurde Kaliningrad als militärisches Sperrgebiet abgeschottet. Sie sollte eine sowjetische Musterstadt werden. 1969 wurden die Überreste des völlig zerstörten Könisgberger Schlosses durch Sprengung beseitigt. Das Rätehaus, das neben dem Standort des ehemaligen Schlosses errichtet wurde, blieb bis heute aufgrund von statischen Problemen eine Bauruine. Die Ruinen der ehemaligen Königsberger Innenstadt wurden in den Nachkriegsjahren großflächig abgeräumt und das weitläufige, planierte Areal zu Grün- und Freiflächen umgewandelt oder mit Hochhaussiedlungen in Plattenbauweise bebaut. Bis 1992 war Kaliningrad für westliche Besucher schwer erreichbar. Seit 1990 erfolgte unter offizieller Förderung eine Rückbesinnung auf die fast 700-jährige deutsche Vergangenheit der Stadt.

Als Resultat der Unabhängigkeit der baltischen Staaten wurde das Gebiet zur russischen Exklave und die Stadt Kaliningrad zu deren Zentrum. Viele Russen aus den baltischen Staaten oder aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken, wo sie nun im Gegensatz zu früher eine Minderheit geworden waren, haben sich seit 1992 in Kaliningrad angesiedelt. Auch viele Russlanddeutsche, die in der Stalin-Zeit in die asiatischen Teile der Sowjetunion verschleppt worden waren, siedelten sich mit ihren oft russischen bzw. nichtdeutschen Familienangehörigen an, meistens jedoch um von hier aus weiter nach Deutschland auszuwandern.

Im Zuge des 750. Stadtjubiläums am 1. Juli 2005 wurden einige Baumaßnahmen in der Stadt durchgeführt. So wurde der Dom weiter restauriert, ebenso wie der Süd-(Haupt-)bahnhof. Im Bereich des heutigen Stadtzentrums am Siegesplatz wurden Einkaufszentren eröffnet, es sollen noch weitere folgen. Der Platz selbst wurde als repräsentatives Stadtzentrum mit Springbrunnen umgestaltet. Hier wurde im Rahmen der Feierlichkeiten die Christ-Erlöser-Kathedrale eröffnet, deren Inneres noch unfertig ist.

Ferner ist auf dem früheren Gelände des Fischmarktes am Pregel unweit des Domes der Bau eines „Fischdorf“ genannten Einkaufs-, Business- und Hotelzentrums im historisierenden Stil in architektonischer Anlehnung sowohl an alte Hansestädte als auch an Moskau und Sankt Petersburg unter Einschluss einer bereits erbauten Fußgänger-Klappbrücke über einen Pregelarm (Jubiläumsbrücke, ebenfalls im historisierenden Stil, im Bereich der ehemaligen Kaiserbrücke) vorgesehen. Etwa ein Drittel dieses Vorhabens ist 2009 realisiert. Die Gelder für diese Bauvorhaben stammen von privaten Investoren und Firmen, auch aus Moskau, und es werden daneben auch Staatsgelder verwendet.

Ein ehrgeiziges Projekt des aus Kaliningrad stammenden Architekten Arthur Sarnitz sieht sogar die nahezu originalgetreue Wiederbebauung der gesamten Altstadt und des Kneiphofs des damaligen Königsbergs vor. Durch das Zusammentragen möglichst vieler historischer Bildaufnahmen und Baupläne der damaligen Gebäude und des Stadtbildes insgesamt soll die wieder zu bebauende Fläche als 3D-Modell zunächst Stück für Stück in ihren Strukturen rekonstruiert und zu einem immer stärkeren Grad detailliert werden.

Im August 2011 wurde die Möglichkeit der Herauslösung der Oblast aus dem Förderationskreis Nordwestrussland mit Verwaltungssitz in Sankt Petersburg und die Bildung eines Föderationskreises Königsberg diskutiert, um die Wirtschaft des Gebietes der regionalen Regierung zu überantworten. Kaliningrad wird einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland sein.

Das Königsberger Schloss war neben dem Königsberger Dom ein Wahrzeichen der ostpreußischen Hauptstadt. Im 2. Weltkrieg flog die Royal Air Force Ende August 1944 zwei nächtliche Luftangriffe auf die Stadt. Dabei ausgebrannt, erlitt das Schloss in der Schlacht um Königsberg 1945 weitere Zerstörungen. In der Nachkriegszeit war die Schlossruine dem weiteren Verfall preisgegeben. Einzelne Teile des Ruinenkomplexes wurden ab 1953 (Schlossturm) bereits niedergelegt. Der sowjetische Partei- und Staatschef Leonid Breschnew ließ 1968 die Ruine restlos sprengen und abtragen.

Der Bau hatte die größte Länge von 104 m und größte Breite 66,8 m. Der mit 84,5 m höchste Turm stand am Kaiser-Wilhelm-Platz. Die geschichtlichen Ereignisse haben immer wieder Veranlassung zu Veränderung oder zu Neubauten gegeben. 1312 wurde Königsberg Sitz des Ordensmarschalls. Während des ganzen 14. Jahrhunderts gingen von hier die Kriegszüge gegen die Litauer aus. 1457 wurde Königsberg nach Verlust der Marienburg Residenz der Hochmeister, 1525 wurde das Schloss die Residenz von Herzog Albrecht von Preußen. Nachfolgend ging die Regierungsgewalt an die Kurfürsten von Brandenburg über. Am 18. Januar 1701 krönte sich im Audienzsaal des Schlosses der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. zum König Friedrich I. von Preußen. Königsberg wurde nun nach Berlin zur zweiten Residenz im preußischen Staat.

Die von 1584 bis 1595 erbaute Schlosskirche war 1701 und 1861 die Krönungskirche der preußischen Könige. Die Absicht Friedrichs, das Schloss zu einem imposanten Barockbau auszugestalten, wurde nach seinem Tode aufgegeben. Daher wurde nur der südöstliche Flügel des Schlosses, der sogenannte Unfriedtbau (auch Friedrichsbau genannt) in barocker Bauweise fertiggestellt. In der Folgezeit wurde das Schloss mehr und mehr Behördenhaus und Museumsbau.

Die Räume des Deutschen Ordens waren als Museum im Nordflügel des Schlosses erhalten. Der älteste Bauteil war der rechteckige Turm, den der Vogt des Samlands Diderich von Lidelau zwischen 1278 und 1292 erbaut hatte. Bezeugt war das von einer Tonplatteninschrift in gotischen Großbuchstaben im Untergeschoss. Beiderseits des Turmes lagen die Remter, in denen der Ordensmarschall und seit 1457 der Hochmeister wohnten. Herzog Albrecht 1526 feierte seine Hochzeit mit Dorothea von Dänemark in diesen Räumen, in denen er mit ihr bis 1533 wohnte.

Nach Westen reichte das Museum bis zum Turm des Kürschners dem nordwestlichen runden Eckturm des Georg-Friedrich-Baus. Bei seiner Errichtung hatte Blasius Berwart einen etwas weiter östlich stehenden Turm dieses Namens abgebrochen; sein Name ging auf den neuen Rundturm über. In ihm lag die Silberbibliothek. Der 1527 aus Ulm in den Kneiphof gekommene Goldschmied J. Freudner fertigte 1541 dem Herzog das berühmte Albrechtsschwert in Silber.

1242 wurden zwischen dem Deutschen Orden und den Lübeckern Verhandlungen geführt über die Anlage einer Hafenstadt in „Portu Lipze“ an dem Flusse, der „Pregore oder Lipza genannt wird“. Man dachte zunächst an die Gründung eines Stadtstaates durch Lübeck. 1246 kam es dann zu Vereinbarungen, nach denen der Orden selbst die Stadtgründung übernehmen und neben der Stadt eine Burg bauen sollte. Mehrfach wurden auch Kriegszüge ins Samland unternommen. Aber die Durchführung des Planes wurde durch sonstige politische und kriegerische Ereignisse aufgehalten. Erst 1255 drang unter Führung des Ordens ein großes Kreuzfahrerheer des Königs Ottokar II Premysl von Balga her über das Eis des Frischen Haffs ins Samland ein. So wurden die Samen, die in Erwartung dieses Angriffs die Pregellinie besetzt hatten, umgangen. Weit ausholend zogen die Truppen des Ordens, alles verheerend, wandten sich südwärts und schlugen die Verteidiger der Pregellinie.

Auf einem Berg in einem Wald, der von den Prußen Tuwangste (auch Twangste, Twangst, Twongst, Twoyngst) genannt wurde, lag eine alte Feste der Prußen. Der Name dieser Burg leitet sich von dem Wort „wangus“ ab und beschreibt einen Holzschlag in einem Eichwald. Da die Eiche das Symbol des prußischen Donnergottes Perkunos war und unter Tabu stand, verbot es sich für die prußischen Ureinwohner, einen Eichwald auch nur anzutasten. Der Orden gründete dort die Burg, die König Ottokar zu Ehren „Königsberg“ genannt wurde, und zog ein großes Heer von Prußen zur Fronarbeit für den Bau zusammen. Die erste Burg, das „castrum antiquum“, lag an der Stelle, an der sich später die Vorburg des Schlosses, dann die Kürassierkaserne und seit 1926 das Reichsbankgebäude erhob. Beim Bau des Reichsbankgebäudes wurden geringe Reste einer Plankenbefestigung freigelegt, ebenso durch Steinpackungen festgelegte Pfähle, die wahrscheinlich als Grundpfähle für Holzbauten gedient haben.

1260 brach ein großer Prußenaufstand aus. Die Burg wurde lange belagert, hielt aber stand. Die Burg war nach dem Verlust der Marienburg an Polen von 1457 bis 1525 Residenz der Hochmeister des Deutschen Ordens. Die Befestigungs- und Burgbauten des Ordens begannen bald nach der Besitzergreifung des Bergplateaus im Jahre 1255. Als vorläufiger Schutz wurde nach dem Pregel eine Erdwallburg erbaut, die auch später noch den Charakter einer Vorburg behielt. Gleichzeitig wurde aber schon mit dem Ausbau der Hauptburg begonnen. Schon wenige Jahre nach dem Baubeginn war die Burg so wehrhaft, dass sie im großen Preußenaufstand (um 1260) einer dreijährigen Belagerung standhielt. Aber wohl erst nach Niederschlagung dieses Aufstandes begann man mit dem Ausbau der doppelten Ringmauer, die durch neun Wehrtürme unterbrochen wurde. Von diesen Türmen ist nur der Habertum an der Nordseite erhalten geblieben. Die übrigen Bauten, Wirtschaftsgebäude, Stallungen usw., lehnten sich von der Innenseite des Hofes aus an die Ringmauer an.

Den Raum des Oberlandesgerichts nahm im 14. Jahrhundert das Kornhaus ein. Das Konventshaus mit Kirche, Remter und Kapitelsaal schloss sich nach Westen an. Es war das Wohnhaus für den Ordensmarschall mit einem alten Wehrturm auf der Nordseite und schließlich einer Firmarie, einem Kranken- und Siechenhaus der Ordensherren, mit einer Kapelle. Um 1380 wurde schließlich als Glocken- und Wartturm der heutige Schlossturm an der Südwestecke des Konventshauses errichtet. Mit der Vollendung dieses Schlossturmes, der bis zum Ansatz der Ecktürmchen in seiner mittelalterlichen Gestalt noch heute erhalten ist, ist die Baugeschichte der Ordenszeit im Wesentlichen beendet. 1457 siedelte der Hochmeister nach dem Verlust der Marienburg nach Königsberg über und bezog hier die Wohnung des Obermarschalls, die also jetzt zur Hochmeisterwohnung wurde.

Der Bau wurde mit der Errichtung der äußeren Wehrmauer begonnen. 1263 umfasste sie das ganze Viereck des heutigen Schlosses. Ihr Verlauf lässt sich auf allen Seiten – mit Ausnahme der Westseite – genau verfolgen. Auf der Nordseite war die rund fünf bis sechs Meter hohe, etwa zwei Meter starke Feldsteinmauer fast in ganzer Länge erhalten. Ursprünglich hatte die Wehrmauer einschließlich des in Ziegeln gemauerten Wehrganges eine Höhe von sieben bis acht Metern. Auf dieser Nordseite sind noch heute außer dem nordöstlichen Eckturm, dem sogenannten Haberturm, zwei viereckige kräftige Türme erhalten, deren westlicher durch eine Bauinschrift annähernd zu datieren ist. Die Ostmauer ist nur in ihrem nördlichen Teil bis über das Schlosstor hinaus erhalten, in ihrem weiteren Verlauf nach Süden durch Zeichnungen des 18. Jahrhunderts festzustellen. Sie besaß ebenso wie die Westmauer keine Zwischentürme. In dem unteren Teil der Südmauer ist Feldsteinmauerwerk erhalten. Dieses hört nach oben hin ganz unregelmäßig auf.

Im sogenannten Städtekrieg Mitte des 15. Jahrhunderts wurde diese gegen die Altstadt hin gelegene Mauer mit vier Türmen von den aufständischen Bürgern niedergerissen. Erst 1482 baute sie der Orden wieder auf. Dabei wurden die damals noch stehenden älteren Mauerreste wieder benutzt. Auch die Grundmauern der drei viereckigen Türme und des ebenfalls viereckigen südöstlichen Eckturms wurden beim Wiederaufbau benutzt, wie durch Grabungen festgestellt wurde. Der südwestliche Eckturm aus dem Ende des 16. Jahrhunderts wurde beim Aufbau des Schlosskirchenflügels beseitigt. Es waren also außer den vier Ecktürmen zwei nördliche und drei südliche, insgesamt neun Türme vorhanden.

Die Entstehungszeit des Konventshauses und des Danzkers lässt sich nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Das Konventshaus muss früher gebaut worden sein als die Herrenfirmarie, da diese in ihrem Grundriss und ihrer Gestaltung auf das Konventshaus Rücksicht nimmt. Die Grundmauern des Westflügels hat man vielleicht bei dem Neubau teilweise wieder benutzt. Die Fundamente der drei anderen Flügel, soweit sie unter dem jetzigen Hofpflaster lagen, konnten bei der Grabung 1926/1927 freigelegt werden. Wenn man annimmt, dass der alte Schlossbrunnen, der erhalten war, sich etwa in der Hofmitte des Konventshauses befunden hat, ergeben sich für dieses folgende Abmessungen: Hof 22,85×29 Meter, Außenmaße des vierflügeligen Hauses 47,5×58 Meter. Nord- und Südflügel stießen bis zur Ostmauer durch, so dass der Ostflügel zwischen die beiden anderen Flügel geschaltet war.

Alle drei ausgegrabenen Flügel sind zweischiffig, Nord- und Südflügel waren ursprünglich durch keinerlei Quermauern geteilt. Im breiteren Südflügel sind die in den oberen Geschossen früher vorhandenen Querteilungen daran zu erkennen, dass zu ihrer Unterstützung statt einer Mittelstütze je zwei Stützen angeordnet sind. Beim Bau des Schlosskirchenflügels unter Markgraf Georg Friedrich in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts wurden die damals noch stehenden Teile des Konventshauses, der Süd- und Westflügel, abgerissen.

Die Firmarie, das Siechenhaus und Altersheim der Ordensbrüder, war in der Nordwest-Ecke der Burg errichtet. Sie hatte zwei durch eine ein Stein starke Wand voneinander getrennte kreuzgewölbte Räume (Rippengewölbe) mit breiten Fensternischen in der Nordwand. Der östliche dieser Räume ist durch einen Umbau des 15. Jahrhunderts fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, aber aus den Spuren im Mauerwerk zu rekonstruieren.

Das Haus wurde erbaut, nachdem ältere Bauten, die sich an die äußere Wehrmauer lehnten, beseitigt waren. Sein Raumprogramm umfasste für das Hauptgeschoss die üblichen Räume: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Dienerstube, Remter und Eingangsflur. Außerdem wurde gleichzeitig eine Kapelle für die Firmarie erbaut, die St. Anna-Kapelle. Die Abmessungen sind beträchtlich. Das konstruktive System des Gebäudes beruht auf zwei nebeneinanderliegenden Fluchten von Sterngewölben. Im 15. Jahrhundert sind die Gewölbe über Eingangshalle, Dienerstübchen und Remter durch große über die ganze Gebäudetiefe reichende Sterngewölbe ersetzt worden, so dass der Eindruck wesentlich verändert ist. Vom Hofe her stieg man auf einer Treppe zum Obergeschoss mit zwei Laubengängen. Von dem oberen Laubengang führte ein spitzbogiges Portal in die Eingangshalle. Das Türgewände besteht zum Teil aus ungewöhnlich hohen Profilziegeln, die nach Art von Hausteinquadern in die Ziegelwand eingesetzt sind. Die Flurhalle hatte ursprünglich nicht die jetzige Größe. An der nach Osten liegenden Wand zeichnen sich zwei spitzbogige Schildbögen ab, gleichzeitig aber auch zwei Türen, je eine unter jedem Schildbogen. Später, als im 16. Jahrhundert ein Obergeschoss über dem Hauptgeschoss gebaut wurde, wurde auch eine größere Treppe ersetzt.

Die Gewölbe waren seltsam ausgestaltet. Die Gewölbeanfänger aus Kalkstein stützen sich auf skulptierte Kalksteinkonsolen: ein kauerndes Männchen, ein Hund mit Schellenhalsband, ein Widderkopf, eine Maßwerkkonsole. Die Bedeutung blieb unklar. Das westliche Hoffenster hatte eine mannshohe Brüstung. An dieser befand sich die Türöffnung zu einer bis zum Keller hinab führenden Wendeltreppe in der Mauerdicke. Reste von Wandmalereien des 15. Jahrhunderts sind erhalten: über der Eingangstür der Wohnstube das Wappen des vorletzten Hochmeisters Friedrich von Sachsen. Auch die Schlafstube hatte, wie der Wohnraum, skulptierte Konsolen und Gewölbeanfänger aus Kalkstein.

Das Schloss war seit 1525 Residenz der preußischen Herzöge und seit dem 17. Jahrhundert Nebenresidenz der brandenburgischen Kurfürsten. Albrecht Markgraf zu Brandenburg, der von 1511 bis 1525 Hochmeister war, verwandelte den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum, und damit gleichzeitig führte er die Umwandlung der Ordensburg in das Wohnschloss der Herzöge von Preußen durch. Sein erster Baumeister, Friedrich Nußdörfer, erbaute Teile des Ostflügels, den Albrechtsbau und insbesondere das 1532 datierte Albrechtstor.

Mit dem Ende der Ordensherrschaft 1525 und der Einrichtung einer herzoglichen Hofhaltung wurden erhebliche Änderungen am Baubestand des Schlosses notwendig. Es wurden in verstärktem Maße Verwaltungsräume gebraucht, sehr bald auch Repräsentationsräume und Gemächer für die Herzogin und den Hofstaat. Man wird auch die mittelalterlichen Räume als altmodisch empfunden haben, besonders da der neue Renaissancebaustil sich durchzusetzen begann. Zunächst begann man mit dem Verändern der Ostfront. Das Osttor erhielt an Stelle der mittelalterlichen Toröffnung ein rundbogiges Einfahrtstor, das von zwei Pilastern und einem oben flachrunden Giebelfelde umrahmt wird. Albrecht legte auch den Grundstock zur berühmten Silberbibliothek. Christian Hoffmann und Christof Römer haben dann seine Bauideen verwirklicht, die Ostfront vollendet und den ganzen Südflügel bis 1569 erbaut. Insgesamt wurde die Burg seit 1532 im Ost- und Südflügel zu einem prächtigen Renaissanceschloss ausgebaut. Markgraf Georg Friedrich I. wollte eine Kirche und einen großen Fest- und Empfangssaal, um so das Wohnschloss der Herzöge zum Repräsentationshaus des Herzogtums Preußen zu steigern. So entstand in etwa einem Jahrzehnt die von zwei mächtigen Rundtürmen begrenzte, zweischiffige niedrig gehaltene Schlosskirche und darüber der riesige Moskowitersaal.

In den auf die Königskrönung folgenden Jahren erfolgte die Errichtung des südlichen Barockflügels, des Unfriedbaus (auch Friedrichsbau genannt) durch den Baumeister Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt. Der Plan sah vor, an der Stelle des Ostflügels einen dreigeschossiger Bau mit Triumphbogeneingang und zwei vorgezogenen Seitenflügeln zu errichten. Der Umbau wurde 1705 begonnen und bis 1712 zu einem Drittel (dem südlichen Teil) durchgeführt. König Friedrich Wilhelm I. ließ den weiteren Ausbau 1713 stoppen. Seitdem wurde das Schloss ganz überwiegend von der Landesverwaltung (z. B. Kriegs- und Domänenkammer, Gerichte) genutzt. Im Jahr 1861 krönte sich im Schloss König Wilhelm I. Der Schlossturm erhielt in den Jahren 1864-66 einen neuen, neogotischen Turmhelm nach dem Entwurf von Friedrich August Stüler. Der Turm war nun 82 Meter hoch. Die königlichen Repräsentations- und Wohnräume im Unfriedtbau, die Schlosskirche und der Moskowitersaal konnten besichtigt und Archiv und Bibliothek öffentlich genutzt werden.

Das zum großen Teil zerstörte Königsberg fiel nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem gesamten nördlichen Teil Ostpreußens an die Sowjetunion und wurde 1946 in Kaliningrad umbenannt. Kaliningrad sollte als sowjetische Musterstadt auf den Trümmern Königsbergs neu entstehen, möglichst ohne dabei an die deutsche Vergangenheit zu erinnern. Die Schlossruine war in der Nachkriegszeit dem weiteren Verfall preisgegeben. 1953 wurde bereits der stark beschädigte, 82 Meter hohe Schlossturm, der eines der bedeutendsten Wahrzeichen Königsbergs gewesen war, gesprengt. Auf Anweisung Leonid Breschnews wurden die noch stehenden Teile der Schlossruine, aus Sicht sowjetischer Regierungskreise ein fauler Zahn des preußischen Militarismus, trotz der Proteste Kaliningrader Studenten und Intellektueller 1968 restlos gesprengt.

Anstelle des Schlosses auf dem sogenannten Zentralplatz sollte neben dem zugeschütteten ehemaligen Burggraben das Haus der Räte gebaut werden. Es wurde in den 1960er Jahren als Verwaltungsbau geplant, jedoch aus statischen Gründen nicht vollendet und war lange Zeit eine Bauruine: Der zu mächtig geplante, überdimensionierte Bau versank langsam im weichen Boden, weshalb die heutigen Bewohner Königsbergs das Gebäude lange Zeit auch Rache der Preußen nannten. Der Bau wurde nach wie vor nicht vollendet, obwohl im Jahr 2005 anlässlich eines Besuchs des damaligen russischen Präsidenten Putin die Fassade neu gestrichen und Fenster installiert wurden. Die heutige Kaliningrader Stadtverwaltung erörterte eine Zeitlang Möglichkeiten, mit finanzieller Unterstützung des russischen Kulturministeriums das Schloss wiederaufzubauen.

Im Gegensatz zum Königsberger Dom, der seit einigen Jahren renoviert wird, stünde man hier jedoch vor der schwierigen Aufgabe, das Schloss von Grund auf neu zu errichten, so dass diese Pläne vorerst fallengelassen wurden. Stattdessen wird der Zentralplatz neu gepflastert. Seit dem September 2001 finanziert das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel die Freilegung von Teilen des Schlosskellers, die vom Kaliningrader Kunsthistorischen Museum durchgeführt werden. Man hofft, dort auf verschüttete Kunstschätze des früheren Schlossmuseums und möglicherweise auch auf Reste des Bernsteinzimmers zu stoßen. Bisher wurden tausende von Gegenständen entdeckt. Im Juni 2005 fand man eine verborgene Silberschatulle mit Medaillen und Amuletten, was in Fachkreisen als Sensation gewertet wird. Es ist geplant, nach Abschluss der Ausgrabungen Teile der Kellergewölbe des Schlosses als Freilichtmuseum zugänglich zu machen. Im weiteren Verlauf plant man Pressemeldungen zufolge einen historisierenden Wiederaufbau des Schlosses als Kulturzentrum.

Die traditionelle polnische Bezeichnung Królewiec ist im Namen des in Polen gelegenen Weichselarms Wisla Królewiecka (auch auf Deutsch Königsberger Weichsel) oder in den historischen Bezeichnungen traditioneller Verkehrsmagistralen als (ulica) Królewiecka (deutsch Königsberger Straße) in der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren lebendig.

Seit einiger Zeit gibt es eine heftige Debatte über die Rückbenennung der Stadt und des Gebietes in Königsberg, wobei auch russische Politiker immer häufiger erklären, der Stadt den alten deutschen Namen zurückgeben zu wollen.

Das historische Stadtwappen von Königsberg zeigt die drei Wappen der vormals unabhängigen Städte Altstadt, Löbenicht und Kneiphof unter dem preußischen Adler vereint. Es wurde 1724 von Friedrich Wilhelm I. zur Vereinigung der Städte als Siegel gestiftet und 1906 vom Magistrat zum Stadtwappen erklärt. Der Adler trägt die Initialen FRW (Friedrich Wilhelm Rex) auf der Brust, darüber die Herzogs- und auf dem Haupt die Königskrone Preußens.

In der Mitte steht das Wappen Altstadts: oben in Silber eine rote Krone, unten ein silbernes Kreuz in rotem Feld; links (Wappen liest man aus Sicht des Wappenträgers) das Wappen der ehemaligen Stadt Löbenicht, zwischen zwei Sternen eine Krone; rechts das der ehemaligen Stadt Kneiphof: in Grün eine aus Wellen aufsteigende Hand mit goldener Krone, jederseits begleitet von einem abgewendeten goldenen Hifthorn.

Bis zum November 1918 oblag die Verwaltung dem Magistrat Königlicher Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen, danach Magistrat. Der Oberbürgermeister war Vorsitzender des Magistratskollegiums. Wichtige Beschlüsse wurden in Übereinstimmung von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung gefasst. Infolge einer neuen Gemeindeordnung wurde die Verwaltung ab 1934 nicht mehr durch einen Magistrat, sondern vom Oberbürgermeister geführt.

Zu den zahlreichen Dienststellen gehörten das Standesamt, das Schulamt für die Ober-, Mittel-, Volks-, Hilfs-, Berufs- und Fachschulen, das Kulturamt mit den Städtischen Büchereien, das Stadtarchiv, die Städtischen Kunstsammlungen, das Stadtgeschichtliche Museum, die Städtischen Bühnen, die Stadthalle, das Sportamt, das Wohlfahrtsamt, das Gesundheitsamt mit Fürsorgerinnen, die Städtische Krankenanstalt, der Gemeindefriedhof und der Tiergarten (seit 1933 in städtischer Verwaltung), das Gartenamt, der Schlacht- und Viehhof, die Feuerwehr und das Stadtsteueramt.

Im Bau- und Grundstückswesen gab es Ämter für Hochbau, Straßenbau, Wasserbau und Brücken, Baupolizei, Stadtplanung, Vermessungswesen, Grundstücksverkehr und -verwaltung, Wohnungs- und Siedlungswesen. Die zentralen Ämter waren seit 1927 im Stadthaus am Hansaring untergebracht.

Die Stadtteile außerhalb der Umwallung entstanden nach 1905. In einigen neu eingemeindeten Stadtteilen (die letzten von 1939) wurden Bezirks-Verwaltungsstellen eingerichtet.

Bis in das 20. Jahrhundert war Königsberg die größte und am stärksten befestigte Garnison Preußens. 1360 wurde der Deutschordensritter Henning Schindekopf vom Deutschen Orden zum Ordensmarschall mit Amtssitz in Königsberg berufen.

Auch nach der im Friedensvertrag von Versailles erzwungenen Abrüstung blieb Königsberg eine Festung und die größte Garnison des Reiches. Höhere Stabsabteilungen der Reichswehr waren das Wehrkreiskommando I., die 1. Division, der Artillerieführer 1 und die Festungskommandantur.

Parallel mit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung ist die Bevölkerungszahl von Königsberg kontinuierlich gestiegen. Um 1400 lebten ungefähr 10.000 Einwohner in der Stadt. Bei zwei großen Pestepidemien starben 1601/1602 und 1709 bis 1711 jeweils ein Viertel der Bewohner. Im Jahr 1813 zählte Königsberg mit 50.000 Einwohnern zu den größten Städten im deutschen Sprachraum und hatte mehr Einwohner als Frankfurt/Main , Stuttgart oder München. In der Folgezeit blieb das Wachstum der Stadt insbesondere durch die Ost-West-Wanderung im Gefolge der Industrialisierung jedoch hinter dem Wachstum mittel- und westdeutscher Industriestädte zurück. Im Jahr 1864 überschritt Königsberg die 100.000-Einwohner-Grenze und wurde damit zur Großstadt nach heutiger Definition. Durch zahlreiche Eingemeindungen stieg die Bevölkerungszahl bis 1910 auf 246.000 Einwohner an. Nach dem 1. Weltkriegs wurde das Wachstum durch die ungünstige Insellage aufgrund des neu geschaffenen polnischen Korridors behindert, doch stieg bis 1933 die Einwohnerzahl durch zahlreiche Eingemeindungen auf 316.000 an. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebten 372.000 Menschen in Königsberg.

Im Jahr 1722 wurde eine täuferische Memnonitengemeinde gegründet, obschon es bereits im 16. Jahrhundert immer wieder Mennoniten in Königsberg gab. Die Jüdische Gemeinde Königsberg existierte bis 1948. Im Jahr 1925 waren von den 279.930 Einwohnern Königsbergs 91,7 % evangelischer, 4,8 % katholischer und 1,5 % jüdischer Konfession. Eine andere oder keine Konfession hatten 2 % der Bevölkerung.

Die Jüdische Gemeinde Königsberg entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches erlebte sie eine Blütezeit und war nach der Berliner und der Breslauer die drittgrößte jüdische Gemeinde in Deutschland.

Um 1540 sind zwei jüdische Ärzte (Isaak May und Michel Abraham) in den drei Städten Königsberg nachgewiesen; doch erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begannen jüdische Kaufleute aus Litauen und Polen, die Königsberger Messen zu besuchen. 1680 wurde ihnen die Eröffnung eines Gebetsraums während der Messen gestattet. Eine richtige jüdische Gemeinde entstand erst ab etwa 1700, und König Friedrich I. gestattete den Königsberger Juden 1703, eine Chewra Kadisha (Beerdigungsbruderschaft) zu gründen (die später auch ein eigenes Krankenhaus unterhielt) und den jüdischen Friedhof anzulegen, der 1704 eingeweiht wurde. Doch ließ der König die jüdische Gemeinde auch streng beobachten: So war es von 1703 bis 1778 vorgeschrieben, dass dem Gottesdienst in der Synagoge ein Professor für orientalische Sprachen als Aufseher beizuwohnen hatte.

Eine führende Rolle unter den Königsberger Juden hatte die Familie Friedländer, die seit 1718 in Königsberg lebte; ein prominentes Mitglied dieser Familie war David Friedländer. 1756 fand die Einweihung der ersten Synagoge in der Vorstadt statt, wobei damals in Königsberg 300 Gemeindemitglieder lebten. In den folgenden Jahrzehnten wuchs deren Zahl durch zahlreiche Immigranten aus Russland. Seit dem 18. Jahrhundert gab es an der Albertus-Universität jüdische Studenten, darunter Marcus Herz, der Medizin und bei Immanuel Kant Philosophie studierte. 1800 lebten in Königsberg 900 jüdische Gemeindemitglieder, 1817 waren es 1027. Die erste Vorstadtsynagoge brannte 1811 ab; daraufhin wurde 1815 eine neue Synagoge in der Synagogenstraße erbaut.

Im Vormärz veröffentlichte Johann Jacoby einen Aufruf zur Emanzipation der Juden. 1871 lebten in Königsberg 4000 Juden, was einen Anteil von 3,5 % der Bürger Königsbergs ausmachte. 1880 gab es bereits 5000 Königsberger Bürger jüdischen Glaubens.

Bedeutende Königsberger Juden waren die Bankiers Marcus Warschauer (1777–1835), der in die Bankiersfamilie Oppenheim in Königsberg einheiratete, sowie Samuel Simon und Moritz Simon, die 1839 das Bankhaus Simon gründeten.Vor 1914 lebten 13.000 Juden in Ostpreußen und in Königsberg.

Ab 1924 gab die Gemeinde das Königsberger Jüdische Gemeindeblatt als Monatsschrift heraus. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Juden entrechtet, enteignet und drangsaliert. Daher wanderten viele Juden aus. Die jüdische Bevölkerung sank von 3200 im Jahre 1933 auf 2100 im Jahre 1938. Nach dem 9.11.1938 konnten noch 500 Gemeindemitglieder die Stadt Königsberg verlassen. Im Oktober 1941 gelang Hugo Falkenheim als letztem Königsberger Juden die Flucht. Die übrigen Königsberger Juden wurden ermordet. Vom Güterbahnhof des Königsberger Nordbahnhofs fuhr am 24. Juni 1942 ein Zug nach Minsk mit deportierten Königsberger Juden, die in den Gruben bei Maly Trostinez ermordet wurden. 763 Königsberger Juden wurden nach Theresienstadt deportiert, von denen 59 bei der Befreiung des Lagers noch am Leben waren. Zu Beginn des Jahres 1944 lebten noch 60 jüdische Familien in der Stadt. Die wenigen Juden, die nach dem 2. Weltkrieg noch in Königsberg geblieben waren, wurden 1948 von den Sowjets zusammen mit den Deutschen vertrieben. Einer der letzten bedeutenden Abkömmlinge der Jüdischen Gemeinde Königsberg war Immanuel Jakobovits (1921–1999), der von 1967 bis 1991 als Oberrabbiner von Großbritannien amtierte.

Neben dem erhaltenen ehemaligen Jüdischen Waisenhaus an der Honigbrücke erinnert heute noch der verwüstete und geplünderte jüdische Friedhof im Osten der Stadt an die frühere Jüdische Gemeinde Königsberg.

Am 2. Januar 1924 wurde in einer kleinen Baracke auf dem Messegelände die Ostmarken Rundfunk AG (ORAG) gegründet. Die Stadt Königsberg als Miteigentümer war die einzige deutsche Stadt, die einen eigenen Rundfunksender betrieb. 1933 ging die ORAG im Reichssender Königsberg auf. Die letzte Sendung wurde am 7. April 1945 ausgestrahlt.

Das bedeutendste Museum in Königsberg war das Ostpreußische Provinzialmuseum im Königsberger Schloss. Dort wurde im Prussia-Museum die berühmte Prussia-Sammlung gezeigt. Es war eine reiche Sammlung zur Landes- und Volkskunde sowie zur Geschichte und Vorgeschichte des Landes. Der Moskowitersaal diente der Darstellung von Kriegs- und Militärgeschichte. In den Königsberger Kunstsammlungen, untergebracht bis 1945 im Königsberger Schloss, wurden unter anderem Werke von Lucas van Leyden, Michael Willmann mit Heilige Barbara, Anton Möller, dem preußischen ›Pieter Brueghel‹, mit drei Werken (Jugendliche Frau, Kniebild von 1608, Patriziertanz in Danzig und Bildnis einer jungen Frau) ausgestellt. Dem Maler Lovis Corinth widmete man eine eigene Abteilung (Lovis-Corinth-Saal) mit sechzehn Gemälden. Im Bernsteinmuseum wurden Pokale, Schatullen und Kunstwerke aus Bernstein ausgestellt.

Mit der Komischen Oper hatte Königsberg von 1923 bis 1925 noch ein zweites Opernhaus. Geleitet wurde es von dem Mäzen Bruno Dumont du Voitel. Unter den vielen Männerchören ragten der Königsberger Sängerverein (Karl Ninke) und die Melodia hervor. Die Musikalische Akademie und die populäre Singakademie vereinigten sich unter Hugo Hartung.

Der Königsberger Dom im heutigen Kaliningrad ist ein Baudenkmal der Backsteingotik. Der Dom ist die ehemalige Bischofskirche des Bistums Samland, das nicht zum Ordensstaat gehörte. Mit der Gründung der Albertus-Universität (1544) wurde er zur Universitätskirche, zu deren Gemeinde alle Studenten und Professoren der Albertus-Universität gehörten.

Erst als Altstadt, Kneiphof und Löbenicht 1724 vereinigt wurden, gehörte der Dom formal zu „Königsberg“. Auf dem Gebiet der mittelalterlichen Städte ist kein anderes Gebäude aus der Ordenszeit oder späteren Epochen erhalten; denn im Zweiten Weltkrieg zerstörten bei den Luftangriffen auf Königsberg im August 1944 die Brandbomben der Royal Air Force und die Schlacht um Königsberg im April 1945 den größten Teil der Bebauung. Unter sowjetischer Herrschaft wurden die Ruinen abgetragen und zum Teil überbaut.

Die Krönungstätte der Könige Friedrich und Wilhelm war nicht der Dom, sondern die Schlosskirche im – heute nicht mehr existierenden – Schloss.

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte der Dom folgende Ausmaße:

Im Jahre 1327 überließ der Hochmeister des Deutschen Ordens Werne von Orseln ein Grundstück am Ostende der Pregelinsel Kneiphof für den Bau des Doms. Der Boden auf der Insel war sumpfig, und so mussten die Dombauer zuerst Hunderte von Eichenpfählen in die Erde rammen, bevor sie mit dem eigentlichen Bau anfangen konnten. Der alte Dom in der Altstadt wurde abgetragen; man verwendete die Baumaterialien für den Bau des neuen Doms auf der Insel. Eigens für den Materialtransport wurde in die Stadtmauer der Altstadt ein neues Tor, das Domtor, eingebaut und eine Brücke, die Dombrücke, erbaut. Diese Brücke wurde nach dem Ende des Dombaus wieder abgerissen, das Tor blieb jedoch weitere sechs Jahrhunderte bestehen.

Um das Jahr 1330 (genaues Datum ist nicht bekannt) begann der Bau an der neuen Stelle, zuerst als Wehrkirche mit dicken Wänden, Wehrgang und anderen Verteidigungseinrichtungen. Der Deutsche Orden ließ aber nicht zu, dass ganz in der Nähe der Ordensburg eine Festung entstünde, und stoppte den Bau. Am 13. September 1333 unterschrieb der Bischof einen Vertrag zwischen Orden und Kirche, mit dem der Bau des Domes, jetzt nur reines Kultgebäude ohne Wehrfunktionen, fortgesetzt werden konnte. Dieses Datum betrachtet man als Baubeginn des Königsberger Domes.

Gleichzeitig mit dem Bau des Domes wurde auch eine Domschule auf der Flussinsel Kneiphof gegründet, die bereits in den frühen Baujahren Bedeutung erlangte.

Nach der relativ kurzen Zeit von 50 Jahren war der Dom im Jahre 1380 weitgehend vollendet. Arbeiten an den Innenfresken dauerten noch bis zum Ende des 14. Jahrhunderts.

Der der Heiligen Maria und dem Heiligen Adalbert geweihte Dom im Stil der Backsteingotik bestand aus dem langgestreckten rechteckigen Priester- und Ritterchor und einer durch eine Glaswand abgetrennten, dreischiffigen Laienkirche mit flacher Holzdecke und Turmvorbau.

Um das Jahr 1440 wurde der Dom umgebaut und ist seitdem ein Hallenbau unter einem Dach. Die Kirchenschiffe sind völlig eingewölbt, das Mittelschiff mit zwölfteiligem Sterngewölbe, die Seitenschiffe mit dreikappigen Gewölben. An der Westfront erhoben sich zwei spitze Türme.

Ein Brand im Jahre 1544 zerstörte beide Türme. Der südliche Turm wurde mit einem spitzen zwölfeckigen Dach wieder aufgebaut, über den Resten des nördlichen Turms wurde ein einfaches Giebeldach eingerichtet. Im Jahre 1640 wurden im Südturm Uhren eingebaut. Im Jahre 1695 erhielt der Dom eine Orgel.

1833 wurde der Dom restauriert, 1888 erneuerte man auch die Orgel. Bei einer weiteren Restaurierung zwischen 1901 und 1907 erhielt die Westfassade – abgesehen von den Türmen – das frühere Aussehen aus dem 14. Jahrhundert.

Die Glasmaler Rudolf und Otto Linnemann aus Frankfurt am Main schufen zwischen 1901 und 1906 elf Fenster für den Dom. Dargestellt waren: Geburt Christi, Auferstehung, Flucht nach Ägypten, der zwölfjährige Jesus im Tempel, Taufe Jesu, Bergpredigt, Jesus und die Samariter, der Sturm auf dem Meer, Jari Töchterlein, Christus am Ölberg, Kreuzigung sowie acht Fenster mit Wappen. Skizzen, Kartons und alte Fotos befinden sich im Linnemann-Archiv in Frankfurt am Main

Bei ihren Luftangriffen auf Königsberg im August 1944 zerstörte die Royal Air Force in zwei Nächten den gesamten historischen Kern Königsbergs. Den Angriff am 29./30. August 1944 überstand der Dom zuerst nur leicht beschädigt, brannte dann allerdings aus. In einem Interview mit der Tochter des letzten Domorganisten Herbert Wilhelmi wurde festgehalten, dass es der Feuerwehr durch einen Befehl von Gauleiter Erich Koch verboten war, Löschversuche auf dem Kneiphof zu unternehmen. So wurde auch der Dom schwer in Mitleidenschaft gezogen: das Dach, die gesamte Inneneinrichtung und der im Dom gebliebene Teil (Dubletten) der Wallenrodtschen Bibliothek waren verbrannt.. An der Ostwand des Hohen Chors blieben Teile des Grabdenkmals für Herzog Albrecht erhalten. Die Reste des Grabmals der Markgräfin Elisabeth wurden ebenso wie das Epitaph der Herzogin Dorothea erst im Zuge früherer Restaurierungsarbeiten vernichtet. Im Eingangsbereich liegt die Grabplatte des Hochmeisters Luther von Braunschweig, des Erbauers des Doms. Von seinem Grabmal mit einer geschnitzten Plastik des Verstorbenen sind noch Fragmente der steinernen Grabtafel mit Teilen der Inschrift im Dom erhalten. In den Museumsräumen des Turms werden zahlreiche originale Steine und Bodenfundstücke ausgestellt. Gewölbe stürzten teilweise ein, das Grundgerüst des Gebäudes blieb aber stehen.

Für eine Restaurierung der Domruine sowie anderer historischer Gebäude hatte die Regierung weder Mittel noch Interesse. Vorkriegsbauten, die als „Symbole des preußischen Militarismus und Faschismus“ und „Schandmale der neuen sozialistischen Stadt“ galten, wurden abgerissen. Die Domruine wurde jedoch geduldet: Wegen des darunter liegenden Kant-Grabmals traute sich die neue Stadtregierung nicht, die Ruine zu sprengen. Im Jahre 1960 bekam der Dom den Status eines Kulturdenkamsls, es gab jedoch lange Zeit keine Bestrebungen, den Verfall zu stoppen und die Kirche oder das Grabmal Kants zu restaurieren. In den Jahren 1976 und 1982 erfolgten Konservierungsversuche, deren Nutzen jedoch umstritten ist.

Mit der Perestroika wurden Diskussionen über die Zukunft des Königsberger Doms wiederbelebt. Nach Untersuchung der Ruine, Auftreiben alter Baupläne, Fotografien und Zeichnungen des Doms wurde 1993 mit Konservierungsarbeiten begonnen. 1994 begann die Restaurierung der Türme: der Nordturm wurde durch Betondecken und -gurte verstärkt; beim Anbringen des Dachgerüsts am Südturm halfen Hubschrauber der Baltischen Flotte 1995 wurden am Turm eine funkgesteuerte Uhr und vier Glocken angebracht. Die Glocken schlagen zu jeder vollen Stunde das Eingangsmotiv von Ludwig van Beethovens Fünfter Sinfonie. 1995 und 1996 wurden das Epitaph und das Grabmal Immanuel Kants restauriert. Arbeiten am Dach liefen zwischen 1996 und 1998. Um Gewicht zu sparen, wurde Kupferblech statt Dachziegeln verwendet.

Kritiker werfen den Restauratoren des Domes vielfach unsachgemäße Arbeit vor. So wird vor allem das Einbringen von Beton in die Backsteinziegelmauern als langfristig schädlich für das Gebäude angesehen. Der erheblich dichtere Beton wird auf dem bekanntermaßen nachgiebigen Untergrund für neue Absetzungen der so ausgefüllten Mauern sorgen, die Risse zur Folge haben werden. Entsprechende schlechte Erfahrungen liegen aus Restaurierungen in Deutschland vor. Der Bau des Domes auf dem sumpfigen Grund war insofern ein Kunstwerk, als dass man damals die Mauern langsam und gleichmäßig so aufbauen musste, dass sich das werdende Gebäude gleichmäßig setzen konnte, ohne zu zerreißen.

1998 wurden im Nordturm zwei weitere Glocken eingehängt. Im Oktober 1998 wurde der Dom wiedereröffnet.

Der Dom wurde als kulturell-religiöses Zentrum restauriert. In dem weitgehend wiederhergestellten Dom befinden sich eine evangelische und eine orthodoxe Kapelle Taufkapell Dommuseum, Kantmuseum, Stadtmuseum und Räume der Wallenrodtschen Bibliothek. Im Dom werden regelmäßig Gottesdienste abgehalten. Am 7. Mai 1995 fand der erste ökumenische Gottesdienst mit Beteiligung der drei Konfessionen statt. Zudem will die Dombaufirma "Kafedralny Sobor" den Dom als (internationale) Konzertadresse bekannt machen: Seit dem Wiederaufbau wurde zahlreich klassische und religiöse Musik gespielt.

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. bat im April 2009 den Ministerpräsidenten Putin um seine Unterstützung für eine Unterstellung auch des Königsberger Doms unter die Russisch-Orthodoxe Kirche. Vorher hatte die orthodoxe Diözese von Königsberg an die dortige Verwaltung den Antrag auf Inbesitznahme des Doms einschließlich Grundstück und Nebengebäuden gestellt, „um ihn seiner zweckgemäßen Nutzung zuzuführen“.

Herzog Albrecht mit seinen Verwandten, sowie Hochmeister des Deutschen Ordens, Bischöfe und andere Adelige sind unter dem Dom, in der Fürstengruft, begraben.

Der Dom hatte mehrere Altäre. Sehenswert war seinerzeit der Hochaltar (Triptychon) mit 4 Gemälden („Sündenfall“, „Taufe des Hl. Johannes“, „Abendmahl“ und „Kreuzigung“) von Anton Möller (genannt der „Maler von Danzig“), 1563–1611; sie galten als die schönsten Bilder in diesem Gotteshaus.

Im Dom gab es viele solcher Grab-Gedenkmäler, die zum Teil mit wertvollen Gemälden ausgestattet waren, so u. a. die Epitaphien von:, Herzogin Anna Maria (zweite Frau von Herzog Albrecht); Eheleute Wilhelm u. Katharina Plato (Gemälde „Jüngstes Gericht“ von Anton Möller, 1563–1611); Joachim Mörlin, Bischof vom Samland, † 23. Mai 1571; Georg von Pudewels (Gemälde „Jüngstes Gericht“ und „Familie P.“ im Sockel, 1604, von Anton Möller); Freiherr A. v. Kittlitz (Gemälde „Himmelfahrt Christi“ und „Familie v. K.“ mit zahlreichen Familienmitgliedern, 1604, von Anton Möller); Wolff von Wernsdorff (Gemälde „Allergorie des Kampfes des christlichen Tugendritters mit den Todsünden“, 1606, von Anton Möller) und von Dr. Christoph Heilsberg (Gemälde „Jüngstes Gericht“, 1600, von Anton Möller).

In der Vorhalle befand sich ein zur Seite offenes Treppentürmchen, das inzwischen verglast wieder aufgebaut wurde und heute den Aufgang zum Museum darstellt.

Bald wurde beim Dom das Collegium Albertinum gebaut, das Universitätsgebäude an der Nordostecke der Kneiphofinsel. An die Außenmauern des Kirchenschiffs war auf beiden Seiten ein arkadenförmiger Dachüberstand angebaut. Unter diesem sogenannten Professorengewölbe bestattete man die Professoren. Kant wurde an der Nordostecke bestattet und mehrfach umgebettet.

Bereits zur Einweihung des Doms im Jahre 1333 wird eine „sich auf den Letter befindende Orgel“ erwähnt. Eine zweite Domorgel ist in einer Broschüre aus dem Jahr 1928 genannt, die bis 1587 ihren Dienst dort tat. Ein drittes, sehr stattliches Instrument bestand von 1587 bis 1721. Den Angaben nach verfügte das Instrument über ein Oberwerk mit 16 Stimmen, ein Rückpositiv mit 18 Stimmen, ein Brustpositiv mit sieben Stimmen und ein Pedal mit 18 Stimmen. An Nebenzügen sind acht Nebenregister aufgeführt. Die von diversen Abbildungen bekannte Orgel mit ihrem prächtigen Prospekt wurde in den Jahren 1718–1721 von Johann Josua Mosengel (1663–1731) errichtet. Bei seiner demzufolge 1721 eingeweihten Orgel handelte es sich um ein großes Instrument mit einem Hauptwerk mit 17 Registern, einem Oberpositiv mit 14 Registern, einem Brustpositiv mit sieben Registern und einem Pedal mit 20 Registern.

Die heutigen Orgeln des Königsberger Doms wurden in den Jahren 2006 und 2008 von dem Potsdamer Orgelbauer Schuke erbaut. Beide Instrumente (insgesamt 122 Register) weisen identische Spieltische auf, wobei auf elektrischem Wege von jedem Spieltisch auch das jeweilig andere Instrument bespielt werden kann.

2008 wurde die Hauptorgel fertiggestellt. Der Prospekt wurde weitgehend dem Barockprospekt der 1721 von Johann Josua Mosengel erbauten Domorgel nachempfunden, welcher bis zur Zerstörung 1944 erhalten war. Der Prospekt ist mit 17 stehenden Holzfiguren und 6 beweglichen Figuren verziert, die von Kaliningrader Holzschnitzern der Fa. Maxick unter der Leitung von Max Ibragimov angefertigt wurden. Im Zuge der Rekonstruktion nahm man am Prospekt folgende Veränderungen, teils in russifizierender Absicht, vor: anstatt des preußischen Adlers bekrönt das Instrument nunmehr ein Phönix, um den Wiederaufbau aus der Asche zu dokumentieren bzw. die Wiederauferstehung zu symbolisieren. Da die ehemalige Mittelfigur „David mit der Harfe“ in der russischen-orthodoxen Kirche keine Bedeutung hat, wurde sie durch eine historisierende Madonnenfigur mit Kind ersetzt. Auch das Königsberger Stadtwappen am Prospekt wurde modifiziert: als Schildhalter fungiert aktuell ein bekrönter russischer Doppeladler anstatt des ursprünglichen preußischen Adlers. Die Rückpositive, welche vor 1945 mittig auf der Empore standen, wurden an die Brüstung versetzt, welche letztere mit einem schmiedeeisernes Gitter ohne historisches Vorbild versehen wurde. Das Stahlgerüst für die Hauptorgel wurde von einer Stahlbaufirma aus Kaliningrad gebaut.

Eine dritte der fünf Glocken des Königsberger Doms hat überlebt: eine 75 kg schwere und 1680 gegossene Glocke, die sich jetzt in St. Georg in Westerwanna bei Cuxhafen befindet. Verloren gegangen ist dagegen die 1492 gegossene große Marienglocke aus dem Nordturm, die größte seinerzeit in Ostpreußen überhaupt, sowie die kleine Goldglocke aus dem Südturm, die die Gottesdienste einläutete.

Im November 1995 konnten die neuen Glocken installiert werden. Drei der ehemals vier Glocken im Südturm sind im Original in Westdeutschland vorhanden. Es gelang jedoch, den Glockenklang dem in Musikarchiven festgehalten Klang der alten Glocken weitgehend anzugleichen.

Die Glocken 3 und 4 sind freischwingend läutbar; die zwei großen hingegen werden nur durch einen Hammer angeschlagen. Die Glocken schlagen jede Viertelstunde, zur vollen Stunde erklingen zuerst die ersten Töne von Beethovens 5. Sinfonie, danach schlägt Glocke 1 die Zahl der Stunden. Die drittgrößte Glocke wurde in Deutschland gegossen. Sie trägt im Gussrelief das alte Königsberger Siegel und das Wappen des Kneiphofs, darunter umlaufend die Inschrift: „Gegossen in Kaliningrad vorm. Königsberg A.D. 1995.“ gefolgt von den Namen der größten Spender. Die kleinste Glocke ist namenlos und trägt keine Symbole.

Von 1523 bis 1944 war der Dom die Universitätskirche, zu deren Gemeinde alle Studenten und Professoren der Albertus-Universität gehörten. Zum Dom gehörten zwei Gemeinden mit jeweils einem Domprediger. Der letzte verbliebene Pfarrer bis zur Zerstörung 1944 war Walter Strazim (1887–1969), Dompfarrer der 2. Domgemeinde seit 1934. Sein Kollege, der Domprediger der 1. Domgemeinde Ernst Bronisch-Holtze, kam am 20. Juli 1944 unter mysteriösen Umständen in Gestapohaft ums Leben, nachdem er wegen „fortlaufendem und vorsätzlichem Abhören von Feindsendern“ festgenommen worden war. Bis zum Ende des Doms verblieb deshalb nur noch ein Prediger.

Das erste Stadttheater Königsbergs wurde später in ein Opernhaus umgewandelt. Das Opernhaus verhalf der Carmen (Oper) mit ihrer deutschen Erstaufführung am 26. Oktober 1876 zum Durchbruch, im Gegensatz zur Uraufführung in Paris, wo sie durchgefallen war. Auch war das Opernhaus unter der Leitung von Hans Schüler in den Jahren von 1928 bis 1932 die avantgardistische Oper Deutschlands: Igor Fjodorowitsch Strawinski, Paul Hindemith und Ferruccio Busoni standen auf dem Programm.

Die Albertus-Universität Königsberg wurde 1544 von Herzog Albrecht von Brandebburg-Ansbach gegründet. Sie war nach der Universität Wittenberg und der Philipps-Universität Marburg die dritte protestantische Universität und nach Marburg die zweite Neugründung einer protestantischen Universität. Offiziell hieß sie von 1701 bis 1918 Königliche Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. Seit dem Rektorat von Simon Dach (1656) geläufig, wurde die Bezeichnung Albertina 1930 vom Prueßischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung aus den Satzungen der Universität gestrichen.

Im Herbst 1540 stimmten die preußischen Stände der Einrichtung eines solchen Partikulars in Königsberg zu. Viele Lehrer wurden auf Empfehlung Philipp Melanchthons, der an der Entwicklung der Schule lebhaften Anteil nahm, berufen. Unter den Professoren waren auch einige protestantische Gelehrte aus Polen und Litauen.

Für diese Zwecke erließ Herzog Albrecht am 20. Juli 1544 (nach dem damals geltenden Julianischen Kalender, dem 30. Juli 1544 im Gregorianischen Kalender entsprechend), ein Stiftungsdiplom Scimus primam omnium in gubernatione curam Principum esse debere, ut vera Dei notitia late propagetur für eine „echte lutherische“ Universität in Königsberg, die am 17. August 1544 eingeweiht wurde. Nach der Brandenburgischen Universität Frankfurt war sie die zweitälteste Hochschule des späteren Brandenburg-Preußens und für drei Jahrhunderte der geistige Mittelpunkt des protestantischen Prueßens..

Die Würde des Rector magnificentissimus bekleideten die regierenden Hohenzollern als erster Herzog Albrecht vom 1544 bis 1568, als letzter von 1908 bis 1918 Kronprinz Wilhelm. Die Amtsgeschäfte führte der Prorektor, der als Rector magnificus für ein Semester, später für ein Jahr gewählt wurde.

Gründungsrektor wurde Georg Sabinus mit dem für die damalige Zeit hohen Gehalt von 350 Gulden jährlich. Mit ihm wirkten 10 weitere Professoren, einer für Theologie, einer für Medizin und acht für alte Sprachen, Rhetorik, Mathematik und Philosophie. Schon kurz nach der Gründung entspannen sich Streitigkeiten um Privilegien und die Vorrechte des Rektors, so dass Sabinus sich nach drei Jahren vom Rektoratsamt zurückzog. Insbesondere die Berufung des Theologen Andreas Osiander erhitzte die Gemüter, zum einen weil Osiander auf Betreiben Herzog Albrechts trotz fehlender akademischer Leistungen den Posten erhielt und zum anderen, weil er theologische Auffassungen vertrat, die auf heftigen Widerspruch der lutherischen Orthodoxie stießen.

Anfangs hieß die Hochschule noch Kollegium Albertinum, war aber mit den vier Fakultäten Theologie, Rechtswissenschaften, Heilkunde und Philosophie eine Volluniversität. Einer der ersten Rechtsprofessoren war Hermann von Vechtelde (1523–1572). Später wurde durch den Juristen Levin Buchius, der von 1593 bis 1613 Professor in Königsberg war, das preußische Landrecht ausgearbeitet, das dann unter Kurfürst Georg Wilhelm im Jahr 1620 veröffentlicht wurde. Die philosophische und medizinische Fakultät standen lange Zeit ganz unter dem Einfluss der überragenden Autorität des Aristoteles, dessen Schriften nach der Bibel als „gedruckte Wahrheit“ hingenommen wurden. Herausragend war auch die Persönlichkeit des aus Memel stammenden Simon Dach, der 1639 den Lehrstuhl für Dichtkunst an der Universität erhielt.

Nach anfänglichen Streitereien, die bis zu Hinrichtungen von Professoren führten, blieb Königsberg ein Hort der protestantischen Orthodoxie und eine bevorzugte Bildungsstätte der Deutsch-Balten. Auf Grund seiner abseitigen Lage weitgehend von den Kriegswirren verschont, blühte Königsberg während des 30jährigen Krieges auf und hatte 1644 mehr als tausend Studenten. Der Große Kurfürst stattete Promotionen mit Viktualien großzügig aus.Die Studenten mussten wie an anderen Universitäten Hörergelder und Studiengebühren entrichten, wurden aber durch zahlreiche private Stiftungen und Stipendien wohlhabender Bürger im 16. bis 18. Jahrhundert unterstützt.

Vier Jahrhunderte stand das Universitätsgebäude, das Collegium Albertinum in Kneiphof hinter dem Dom, der Universitätskirche. Wegen des Platzmangels auf der Dominsel musste schon Kant seine Vorlesungen in seinem altstädtischen Hause halten. Das Albertinum wurde um einen Nordflügel erweitert, der später die Stadtbibliothek Könisgberg und das Stadtarchiv Königsberg beherbergte.

Bei den stetig wachsenden Studentenzahlen betrieb der Prorektor Eduard Simson einen Neubau, für den Friedrich Wilhelm IV. zum 300-jährigen Jubiläum der Albertina, am 31. August 1844 den Grundstein legte. Zum Jubiläum komponierte Otto Nicolai eine Festouvertüre. Der Bau am Paradeplatz wurde dreizehn Jahre später im Stil der oberitalienischen Renaissance realisiert.

Der Bau zeigte reichen Skulpturenschmuck, sämtlich von Berliner Bildhauern modelliert. Am Mittelbau befand sich oben zwischen vier die Fakultäten darstellenden Figuren das Reiterstandbild Herzog Albrechts im Hochrelief, alle von Albert Wolff, von dem auch die Allegorien Gesetzgebung, Staatsverwaltung, Archäologie und Geschichte stammten. Weiter unten prangten in Nischen die Statuen Luthers und Melanchthons (Hermann Schievelbein). Auf der Dachbrüstung standen Allegorien der Astronomie (August Wittig), Geografie (Berhard Afinger), Naturkunde und Mathematik Durch ein stattliches, von Marmorsäulen getragenes Treppenhaus gelangte man zum Senatssitzungszimmer, in dem eine Kant-Büste des Schadow -Schülers Carl Friedrich Hagemann stand.

Im 19. Jahrhundert zählte die Königsberger Universität zu den kleineren deutschen Hochschulen. Das Personal der Universität bestand im Jahr 1832 aus 106 Personen, davon 25 ordentliche und 13 außerordentliche Professoren, sowie 15 Privatdozenten. Nach den Befreiungskriegen belief sich die Zahl der Studenten immer auf etwa 400. Nach dem Deutschen Krieg stieg sie leicht, nach der Reichsgründung deutlich an; aber erst nach der Jahrhundertwende überstieg sie 1.000. Von den 4.223 im Wintersemester 1836/37 an den sechs preußischen Universitäten eingeschriebenen Studenten studierten 379 in Königsberg, die anderen in Berlin (1.585), Breslau (721), Halle (663), Bonn (657), und Greifswald (218). Von den 379 Studenten der Albertina in diesem Semester studierten 140 in der Theologischen, 64 in der Juristischen, 65 in der Medizinischen und 110 in der Philosophischen Fakultät. Unter den 22 nicht aus Preußen stammenden Königsberger Studenten bildeten die 16 Studenten aus dem Russischen Reich die größte Gruppe. Die Durchschnittszahl der Königsberger Studenten blieb in den Jahren zwischen 1844 und 1871 unter 500, erreichte zwischen 1881 und 1886 mit 883 ihren Höhepunkt und nahm danach wieder leicht ab.

1866 hatte die Albertina insgesamt 60 und 1894 schon rund 98 Professoren und Dozenten. 1869 wurde mit Theodor von der Goltz ein Ordinarius für Agrarwissenschaft berufen. Für das agrarische Ostpreussen erstaunlich spät, erst 1876, wurde das Landwirtschaftliche Institut eingerichtet.

Nach dem 1. Weltkrieg mussten sich Ostpreußen und die Albertus-Universität auf die neuen territorialen Gegebenheiten einstellen. Ostpreußische Studenten mussten sich zeitweilig für Pflichtsemester an der heimischen Universität immatrikulieren. In den Korporationsverbänden und in der Deutschen Studentenschaft wurden „reichsdeutsche“ Studenten erfolgreich dazu aufgerufen, wenigstens ein „Solidaritätssemester“ in Königsberg zu verbringen. Die Zahl der Studenten, die am Vorabend des 1. Weltkireg bei 1.650 gelegen hatte, verdoppelte sich zwischen 1925 und 1930 von 2.000 auf 4.113, darunter 761 Studentinnen.

Wie Friedrich Hoffmann, Kurator der Albertina von 1922 bis 1945, später in einem Gutachten darlegte, stand seit 1933 zwar eine nur kleine radikale „NS-Clique“ der erdrückenden Mehrheit von wissenschaftsorientierten Akademikern gegenüber; aber nach Ansicht des Mediävisten Friedrich Baethgen (Professor von 1929 bis 1939) öffnete sich die Königsberger Universität den nationalsozialistischen Einflüssen in einem Ausmaß, das sie zu einer „Provinzuniversität mit parteioffizieller Färbung“ herabsinken ließ, was beim 400jährigen Jubiläum am 10. Juli 1944 „in erschütternder Weise“ zutage getreten sei.

In zwei Nächten zwischen dem 26. und 30. August 1944 zerstörten die Brandbomben der Royal Air Force die gesamte Innenstadt mit der Albertus-Universität und dem Könisberger Dom. Die erbitterte Schlacht um Königsberg brachte weitere Zerstörungen. General Otto Lasch unterzeichnete am 9. April 1945 die Kapitulation, als schon sowjetische Soldaten auf dem Paradeplatz standen. Damit gingen 400 Jahre deutschen Geisteslebens in Königsberg zu Ende, das vor allem nach Osten ausgestrahlt und zur Demokratisierung Deutschlands wichtige Impulse gegeben hatte.

Neun Kliniken, bedeutende Sammlungen und die Bibliothek mit 220.000 Bänden brachten die Medizin der Königsberger Universität zu reichsweitem Ansehen.

Im deutschsprachigen Raum war die Albertina neben der Universität Göttingen die bedeutendste Ausbildungsstätte für Mathematik. Im 19. Jahrhundert kamen derartig viele bedeutende Mathematiker aus Ostpreußen, dass sich der aus dem Rheinland stammende Mathematiker Felix Klein in seinem Buch über die Mathematik des 19. Jahrhunderts zu der Bemerkung veranlasst sah: „… möchte ich nicht versäumen, auf eine merkwürdige Tatsache aufmerksam zu machen, das ist die außergewöhnlich große Zahl berühmter Mathematiker, die aus Königsberg stammen, wie denn überhaupt die ostpreußische Rasse mit besonderer Begabung in der Richtung unserer Wissenschaft gesegnet zu sein scheint. …“

Schon Kant hatte sich eingehend mit astronomischen und kosmologischen Problemen beschäftigt und zusammen mit Pierre de Laplace eine Theorie zur Entstehung des Sonnensystems formuliert.

Zu Kants Geburtstag am 22. April 2012 wurde im Königsberger Dom eine große Gedenktafel mit den Namen von 32 berühmten Gelehrten der Albertina enthüllt, gemeinsam von den Freunden Kants und Königsbergs und dem russischen Dombaumeister Igor Alexandrowitsch Odinzow.

Für die Entwicklung der litauischen Schriftsprache war Königsberg von großer Bedeutung. Hier wurden die ersten Bücher in litauischer Sprache gedruckt. Sie waren religiöser Natur und wurden in den litauischsprachigen Gebieten Preußens verwendet. Der 1542 nach Königsberg geflohene litauische Reformator Abraham Culvensis war erster Rektor des Gymnasiums und erster Gräzist der Albertina. In der Zeit der verstärkten Russifizierung unter der Zarenherrschaft zwischen 1863 und 1904, als der Druck von litauischen Büchern in lateinischer Schrift verboten war, war die Königsberger Universität die für Litauer nächsterreichbare höhere Bildungsanstalt. Zahlreiche litauische Bücher, die häufig in Königsberg gedruckt wurden, wurden in dieser Zeit durch „Bücherträger“ über die ostpreußische Grenze nach Litauen geschmuggelt.

Die Reste des Verwaltungsapparats der untergegangenen Universität zogen Anfang 1945 zunächst auf dem Umweg über Greifswald nach Flensburg. Noch im selben Jahr wurde in Göttungen eine offizielle Meldestelle für ehemalige Königsberger Universitätsangehörige eingerichtet. Auch Beglaubigungen und Ersatzdokumente wurden in Göttingen ausgestellt.

Viele Königsberger Forscher hatten ursprünglich an der Universität Göttingen studiert und wechselten ab 1945 dorthin. Vor allem Friedrich Hoffmann und Götz von Selle trieben die Neu- oder Wiedergründung von Einrichtungen mit Bezug auf die Universität Königsberg voran. Noch die Ausstellung Albertina-Universität in Königsberg 1544–1994 wurde vom Göttinger Rektor mit den Worten „Wir alle sind Erben der Universität Königsberg!“ eröffnet.

Als Erinnerung an die Albertus-Universität wurde 1964 das Studentenwohnheim Albertinum eingeweiht.

Die Kaliningrader Staatliche Universität wurde von der sowjetischen Stadtverwaltung in den 1960er Jahren gegründet und auf den alten Fundamenten gebaut. Sie versteht sich seit der Perestroika immer mehr als Nachfolgeeinrichtung der Albertina, nachdem in den Jahrzehnten zuvor jeder Bezug zu Traditionen aus deutscher Zeit abgelehnt worden war. Bisheriger Höhepunkt dieser Hinwendung war im Jahr 2005 die Umbenennung in Russländische Immanuel-Kant-Universität (Rossijskij Universitet im. Immanuila Kanta) in Gegenwart von Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Die Universität hat zwölf Fakultäten: Biologie, Geografie und Geoökologie, Geschichte, Wirtschaft, Psychologie und Sozialarbeit, Körperkultur und Sport, Mathematik, Physik und Technik, Service, Rechtswissenschaften, Linguistik und Interkulturelle Kommunikation, Philologie und Journalistik, seit 2009 auch Medizin.

Die Prussia-Sammlung war die wichtigste archäologische Sammlung zur Vor- und Frühgeschichte Ostpreußens. Sie wurde im Prussia-Museum im Könisgberger Schloss ausgestellt. Um das Jahr 1943 umfasste sie ca. 240.000 (nach anderen Quellen rund 450.000) Exponate. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie auseinandergerissen und galt lange Zeit als verschollen. Große Teile der Prussia-Sammlung befinden sich heute in Museen in Berlin, Kaliningrad (Königsberg) und Olsztyn (Allenstein).

Im Jahre 1844 gründete Ernst August Hagen mit einer Gruppe Königsberger, die sich für Geschichte interessierten, den Verein Altertumsgesellschaft Prussia Ziel dieser Hobbyhistoriker war es, Kulturgut und Geschichte der Pruzzen und deren Vorfahren zu sichern, erforschen und dokumentieren. Das bedeutendste Projekt des Vereins wurde die Prussia-Sammlung. Sie umfasste archäologische Funde aus 5.000 Jahren der Regionalgeschichte: Exponate aus Stein, Eisen, Gold, Silber, Bronze, Bernstein und Ton. Darunter waren Gebrauchsgegenstände, Schmuck, Waffen und Münzen aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit, der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert.

Die Exponate waren zuerst in der Universitätsbibliothek untergebracht, bis dem Museum 1879 umfangreiche Räumlichkeiten im Königsberger Schloss zur Verfügung gestellt wurden. Das Museum wurde aus verschiedenen Quellen bereichert, so wurde hier ab 1881 die Sammlung von Landesaltertümern des Königsbergr Staatsarchivs aufbewahrt, und 1905 übernahm das Museum Magazinbestände des Ostpreußischen Provinzialmuseums. Im Jahre 1925 wurde das Museum verstaatlicht und hieß seitdem offiziell Landeskundliches Provinzial-Museum.Ab etwa 1943 wurden Teile der Sammlung nach und nach verpackt und Richtung Westen abtransportiert.

Die im Südflügel des Königsberger Schlosses ausgestellte Schausammlung, der wertvollste Teil des Prussia-Museums, blieb jedoch bis 1945 in der Stadt und überstand sogar fast unversehrt die Bombardierungen Ende August 1944, infolge derer das Schloss fast komplett ausbrannte. Erst Anfang 1945 wurden die wertvollsten Exponate in Kisten verpackt und aus der Stadt abtransportiert. Nach dem Krieg galt dieser Teil der Sammlung lange Zeit als verschollen. Nach späteren Erkenntnissen wurde die Sammlung in das Fort III am Stadtrand von Königsberg gebracht. Dieses Fort aus dem 19. Jahrhundert, Teil des Festungsrings rund um Königsberg, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von sowjetischen Streitkräften genutzt und erst 1999 geräumt. Der im Fort versteckte Teil der Prussia-Sammlung war nach dem Krieg mehrmals geplündert worden.

Bei archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 1999 und 2000 haben Kaliningrader Archäologen dort etwa 25.000 Gegenstände der Prussia-Sammlung gefunden und ins Museum für Geschichte und Kunst in Kaliningrad gebracht. Es stellte sich bald heraus, dass es dem Museum aufgrund mangelnder finanzieller und fachlicher Mittel unmöglich war, den Fund in überschaubarer Zeit zu restaurieren und zu dokumentieren. Daraufhin beschloss die ZEIT-Stiftung im Oktober 2005 eine „Prussia-Arbeitsstelle“ in Kaliningrad einzurichten und Restaurierungsarbeiten zu finanzieren. Im Dezember 2000 wurden drei Kaliningrader Archäologen nach Deutschland eingeladen und mit modernen Archivierungsmethoden vertraut gemacht.

In einer Ausstellung in Kaliningrad vom Dezember 2001 bis Mai 2002 konnten bereits mehr als 1000 restaurierte Funde präsentiert werden. Seit Juli 2005 ist eine Prussia-Dauerausstellung geöffnet. Das Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin-Charlottenburg zeigte bis zum 26. April 2009 eine Ausstellung zur Geschichte der legendären Prussia-Sammlung in Königsberg. Dabei wurden eigene Bestände einbezogen.

Das Kaliningrader Bernsteinmuseum im Dohnaturm in Kaliningrad wurde 1979 eröffnet. Die Sammlung umfasst Bernsteinnaturformen, Bernsteineinschlüsse und Bernsteinartefakte.

Bereits im Jahre 1969 wurde die Gründung des Museums beschlossen. Die Restaurierung des Standortes (Dohnaturm) dauerte rund zehn Jahre. Zur Eröffnung am 29. Dezember 1979 handelte es sich bei dem Museum um eine Außenstelle des Kunst- und Geschichtsmuseums Kaliningrad. Bereits in den ersten Jahren seines Bestehens zog das Museum bis zu 400.000 Besucher jährlich an.

Nach Überwindung einer schwierigen Periode in der Zeit des Übergangs wurde das Bernsteinmuseum im März 2003 aus dem Museum für Geschichte und Kunst ausgegliedert. Mit der so erlangten rechtlichen Eigenständigkeit der weiterhin staatlichen Institution nahm die Entwicklung des Museums einen dynamischen Verlauf. Das Museum führt in der Region Kaliningrad Ausstellungen durch und begann mit der Herausgabe eigener Publikationen, für die sich auch ein internationales Interesse entwickelte.

Im Jahre 2005 wurde erstmals ein internationaler Wettbewerb für Bernsteinarbeiten in der Bernsteinregion mit Teilnehmern aus Japan und acht europäischen Ländern durchgeführt. Dieser Wettbewerb findet seither unter dem Titel „Alatyr“ alle zwei Jahre statt ("Alatyr" ist eine altrussische Bezeichnung für Bernstein).

Anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt im Jahre 2005 zeigte das Bernsteinmuseum in Kaliningrad Meisterstücke der Bernsteinkunst aus der Zeit des 16. – 18. Jahrhunderts des staatlichen Museums Zarskoje Selo „“ aus dem weltbekannten Bernsteinzimmer. Es folgten weitere, auch international beachtete Ausstellungen von historischen Bernsteinobjekten unter anderem in Zusammenarbeit mit der Eremitage Sankt Petersburg und der Rüstkammer des Moskauer Kremls. Die Rüstkammer hat im Jahre 1978 für die Sammlung des Bernsteinmuseums Kaliningrad auch einige sehr wertvolle Exponate aus dem 17. und 18. Jahrhundert gestiftet.

Das Museum hat sich im Laufe der Zeit zu einem kulturellen Zentrum der Stadt Kaliningrad und zu einem touristischen Anziehungspunkt für in- und ausländische Gäste entwickelt. So wuchs die Zahl der Museumsbesucher von 90.000 im Jahre 2003 auf 236.000 im Jahre 2008. Die Einnahmen von 2.5 Millionen Rubel im Jahre 2005 konnten bis 2008 verdreifacht werden. Im Jahre 2013 fanden rund 1300 Führungen im Museum statt, das allein in diesem einen Jahr rund 30 Ausstellungen organisierte.

Die Museumssammlung umfasst ca. 14.000 Objekte: Bernsteingegenstände aus dem Neolithikum, historische und zeitgenössische Arbeiten in- und ausländischer Künstler, seltene Einschlüsse in Bernstein sowie Naturbernsteinformen, darunter auch das größte in Russland zu sehende Bernsteinstück mit einem Gewicht vom mehr als vier Kilogramm.

Zu den zahlreichen herausragenden Sammlungsobjekten gehören unter anderem das Modell eines Paneels des rekonstruierten Bernsteinzimmers im Katharinenpalast von Zarskoje Selo im Maßstab 1:5, an dessen Herstellung das Museum beteiligt war und das einst bei der Entscheidungsfindung zur Rekonstruktion des „achten Weltwunders“ eine maßgebliche Rolle spielte sowie als ein Beispiel für die zu Sowjetzeiten sehr geschätzte „Monumentalkunst“ der originalgetreue Nachbau des Modells des Atomeisbrechers „Lenin“, das eine sowjetische Delegation von Diplomaten 1960 dem amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower als Geschenk übergeben hatte.

Das Museum verfügt über eine Bücherei zum Thema Bernsteinschmuck und Bernsteinschnitzerei und unterhält ein wissenschaftliches Archiv. Im Jahre 2014 war die Anzahl der selbst editierten Publikationen auf 26 angewachsen. Die meisten dieser Veröffentlichungen sind zweisprachig (russisch und englisch).

Die in drei Geschossen des Dohnaturms untergebrachten 28 Ausstellungsräume des Museums nehmen eine Fläche von rund 1000 m² ein.

Die Ausstellung ist thematisch in fünf Bereiche gegliedert:

Ein Teil der Ausstellung ist der 1945 untergegangenen Staatlichen Bernstein-Manufaktur Königsberg gewidmet.

Im Jahre 2013 stellten die Stadt und der Oblast Kaliningrad Pläne vor, wonach das Gebäude der einstigen Staatlichen Bernstein-Manufaktur Königsberg in der Sattlergasse 6 (heute: ul. Portowaja 3/Ecke Serpuchowskaja) renoviert und für Ausstellungen des Meeresmuseums und des Bernsteinmuseums Kaliningrad nutzbar gemacht werden soll.

In dem vom Verfall bedrohten Gebäude soll unter anderem mit einem geschätzten Kostenaufwand von etwa 2,5 Millionen Euro in einem 16 Quadratmeter großen und fünf Meter hohen Raum eine Kopie des seit Ende des Zweiten Weltkrieges verschollenen Bernsteinzimmers eingerichtet werden. Es ist beabsichtigt, eine wissenschaftliche genaue Rekonstruktion des Bernsteinzimmers anzufertigen, gleichsam der im Katharinenpalast von Tsarskoe Selo seit 2003 zu sehenden originalgetreuen Nachbildung. Das für das Gebäude zuständige Verteidigungsministerium hat bereits der Übergabe des bis 2009 als Wohnheim genutzten und seitdem leer stehenden Gebäudes an das Kaliningrader Bernsteinmuseum zugestimmt

Das Brandenburger Tor steht in der Nähe des Südbahnhofs vor der Kreuzung der Straßen uliza Suworowa, Schelesnodoroschnaja uliza und uliza Bagrationa, welche durch das Tor hindurch führt.

Benannt ist es nach dem am Frischen Haff gelegenen kleinen ostpreußischen Ort Brandenburg, dem heutigen Uschakowo, in dessen Richtung die durch das Tor führende Straße geht. Es ist das einzige ehemalige Königsberger Stadttor, das heute noch durchfahren werden kann.

Das Tor war ein Teil der Forifikationsanlagen der Stadt Königsberg im Südwesten des Stadtteils Haberberg. 1860 wurde der Grundriss nach den militärischen Anforderungen der Zeit entworfen. Es hatte zwei Durchfahrten und die Kassetten waren mit Schie0scharten versehen. An der Außenseite des Tores gab es einen Schutzgraben mit Zugbrücke. Am Brandenburger Tor liefen der erste und der zweiten Schutzwall der Stadt zusammen. In der Schlacht um Königsberg wurden am Brandenburger Tor erbitterte Kämpfe ausgetragen. Bis 1945 verlief die Reichsstraße 1 durch das Tor. 1960 wurde es zu einem Kultur- und Baudenkmal erklärt.

Im Jahr 2012 wurde mit der Restaurierung begonnen, da die durchfahrenden Straßenbahnen durch starke Bodenerschütterungen dem Tor stark zugesetzt haben. Als erstes wird das marode Dach erneuert und anschließend die beschädigten Teile der Backsteinmauern repariert. Im Jahr 2013 sollen die beiden Hochreliefs restauriert werden. Der Abschluss der Arbeiten ist für 2014 geplant.

Die Fassade wurde vom Architekten Friedrich august Stüler gestaltet. Das Brandenburger Tor ist symmetrisch im Stil der Neogotik gebaut. Obwohl die Tore relativ niedrig sind, erzielt der Spitzbogen einen leicht und nach oben strebenden Eindruck. Diese Wirkung wird durch die zahlreichen Zierblüten aus Sandstein noch verstärkt. An den Torflanken befinden sich ausgebildete Bogeneingänge, die zu den inneren Kasematten des Tores führen.

Die russisch-orthodoxe Diözese Kaliningrad und Baltijsk ist eine Diözese im äußersten Westen Russlands. Sie umfasst das Territorium der Oblast Kaliningrad. Als Metropolitankirche dient die zwischen 1996 und 2006 errichtete Kaliningrader Christ-Erlöser-Kathedrale.

Die neuen Bewohner der Oblast Kaliningrad, die nach der Besetzung durch die Sowjetunion dorthin kamen, hatten bis 1985 keine Möglichkeit, orthodoxe Gottesdienste zu besuchen. Im Staatlichen Archiv der Kaliningrader Oblast (GAKO) gibt es Dokumente darüber, dass zwischen 1947 und 1956 Menschen dutzende Eingaben sowohl an die zentralen Organe als auch an die lokale Verwaltung machten und die Erlaubnis zur Gründung einer Kirchengemeinde forderten. Einige solche Gesuche trugen mehr als 200 Unterschriften. Patriarch Alexius I. und der Erzbischof von Vilniu bemühten sich ebenfalls, doch die Kommunistische Partei wollte, dass die Kaliningrader Oblast offiziell atheistisch blieb.

Die Gläubigen mussten sich daher in verschiedenen Städten und Dörfern der Oblast heimlich treffen, um zu beten und Gottesdienste zu feiern. Viele fuhren nach Litauen, um dort z. B. ihre Kinder taufen zu lassen, und Preister aus Litauen und Weißrussland fuhren häufig in die Grenzgebiete der Kaliningrader Oblast. Die neue Welle der Christenverfolgung am Ende der 1950er-Jahre und Anfang der 1960er-Jahre hatte im Kaliningrader Oblast keine große Wirkung, weil die Gruppen der Gläubigen sehr klein, stabil und heimlich waren (maximal 20 bis 30 Leute). Im Jahre 1967 wurde in Kaliningrad lediglich eine baptistische Gemeinde registriert, die ein Gebetshaus eröffnete und bis 1985 die einzige legale religiöse Gruppe blieb.

Im Jahre 1985 wurde eine orthodoxe Kirchengemeinde registriert. Der damalige Bischof von Smolensk, Kyrill, besuchte im selben Jahr die Stadt Kaliningrad und die Kaliningrader Oblast wurde in die Eparchie Smolensk eingegliedert. Man feierte den Gottesdienst in einem Gebetshaus in der Tretjakovskaja-Straße und Vater Sofronij wurde der erste Pfarrer der Kaliningrader Gemeinde. Bald war die Hauskapelle zu klein, da es insgesamt 500 Gemeindemitglieder gab. Zugleich mit der Registrierung erhielten die orthodoxen Gläubigen die Ruinen der ehemaligen protestantischen Juditter Kirche zugesprochen. Es wurde gesagt: „40 Jahre lang haben die Leute um eine Kirche gebeten und jetzt werden sie sie noch 40 Jahre rekonstruieren.“ Junge und alte Leute bemühten sich die Kirche zu erneuern. Die Rekonstruktion war nach einem Jahr beendet und die Kirche dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht, wie bereits die erste Kirche in Königsberg im 13. Jahrhundert. Heute gehört diese Kirche zu einem orthodoxen Frauenkloster.

Im Jahre 1986 wurde eine Kirchengemeinde in Baltijsk und in den folgenden Jahren viele andere Kirchengemeinden gegründet. In Kaliningrad selbst wurden einige ehemalige protestantische Kirchen der orthodoxen Kirche übergeben. Im Jahre 1988 wurde der 1000. Jahrestag der Christianisierung Russlands gefeiert, wodurch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst wurde, dass die Kirche und alte Traditionen noch lebendig waren.

Die Kaliningrader Eparchie ist im Jahre 2009 durch die Abtrennung von der Eparchie Smolensk entstanden. Der Bischof der Eparchie ist Patriarch Kyrill I., weil er vor seiner Ernennung zum Patriarchen die ganze Smolensker Eparchie zusammen mit Kaliningrad geführt hatte. Er kann sich natürlich als Patriarch nicht sehr oft in Kaliningrad aufhalten und wird deshalb von Bischof Serafim unterstützt. Laut offiziellen Angaben der Russischen Orthodoxen Kirche gibt es in der Kaliningrader Eparchie 77 Priester und zehn Diakone (Stand Dezember 2012). Bischof Serafim teilte im Jahre 2011 mit, dass die meisten Priester aus der Kaliningrader Oblast kämen und in Smolensk Theologie studiert hätten. Die Priester seien durchschnittlich 35 Jahre alt, nur etwa fünf seien älter als 50 Jahre.

Im Jahre 2012 nahmen laut Patriarch Kirill 1254 Kinder aus der Kaliningrader Eparchie bei einem kirchlichen Sommerlager teil, tausende Kinder besuchten den Religionsunterricht in der Schule. Es gibt kirchliche Kindergärten mit etwa 60 Kindern sowie ein orthodoxes Gymnasium Das Gymnasium wurde im Jahre 2008 gegründet und steht in der Nähe der Christ-Erlöser-Kathedrale. Heutzutage sind dort über 200 Schülerinnen und Schüler registriert. Außer üblichen Pflichtfächern lernen sie Kirchengeschichte, Grundlagen des orthodoxen Glaubens, Chorgesang, Kirchenslawisch usw.

Die Sozialarbeit wird teilweise durch eine Abteilung der Kaliningrader Eparchie koordiniert. Es gibt 34 Einrichtungen und Organisationen, meistens bei Kirchen und Klöstern, die an der Sozialarbeit teilnehmen, zum Beispiel:

Anfang 2010 bestanden auf dem Gebiet der Diözese 73 Kirchengemeinden, deren Anzahl weiter steigt. Neben früheren, zu Zeiten der Sowjetunion ungenutzten und verfallenen evangelisch-lutherischen Kirchen wie der Juditter Kirche wurden auch einige Kirchengebäude im traditionell russischen Stil neu errichtet, beispielsweise die Metropolitankirche. Hinzu kommen weitere Kirchengebäude, die früher säkularen Zwecken dienten, oder Gotteshäuser anderer Konfessionen (z.B. frühere Synagoge in Sowetsk (Tilsit) waren.

Nach der Landeseroberung durch König Ottokar von Böhmen baute der Deutsche Orden an dieser Stelle 1256 das Castrum de Coningsberg (Königsberg), das keine zehn Jahre später in den Prussenaufständen zerstört wurde (Manthey: Königsberg, 2005).

Die ersten mittelalterlichen Mauerringe wurden vom Ordensmarschall Henning Schindekop zwischen 1355 und 1370 erbaut und umzogen jede der drei Städte einzeln:

Der barocke Befestigungsgürtel wurde von 1626 bis 1634 erbaut, als Gustav Adolf in Pillau gelandet war und die Stadt bedrohte. Der Gürtel umgab Königsberg mit allen Freiheiten in weitem Umkreis von zwei Meilen, mit 32 Rondells und Ravelins zwei Toren südlich und sieben Toren nördlich vom Pregel. Mit Ausnahme des Gumbinnischen Tores behielten die Tore ihre Namen bis zum Ende Königsbergs. Die nur auf Zweckmäßigkeit bedachten Durchgänge wie das Steindammer Tor lagen näher bei der Stadt als der Holländerbaum und das Brandenburger Tor.

Dieser Befestigungsgürtel wurde 1657 durch die Festung Groß Friedrichsburg (Königsberg ) ergänzt, die der Hofmathematiker Christian Otter an der Stelle des ersten Lizenthauses, dann eines kurfürstlichen Landeshauses an der Südseite des Pregels erbaute.

Die Festung Pillau die Seefestung von Königsberg, wurde 1625 von den Schweden begonnen und vom Großen Kurfürsten und von Friedrich Wilhelm I. fortgeführt. Damit sollte ein Angriff von See her vereitelt werden.

Aufgrund der geänderten politischen Situation gegenüber Russland wurde mit Allerhöchster Kabinettsorder (A.K.O.) vom 9. Dezember 1841 eine Kommission zur Abklärung von Festungsfragen betreffend Ostpreußen eingesetzt. Bereits am 23. Februar 1842 erstattete sie Bericht über ihre Ergebnisse und Aster, in seiner Funktion als Inspekteur aller preußischen Festungen, fügte generelle Entwürfe über die zu erstellenden Befestigungen bei. Mit A.K.O. vom 3. März 1842 wurde für Königsberg die Errichtung einer geschlossenen Enceinte gebilligt. Der eigentliche Generalplan stammt vom damaligen Inspekteur der 1. Ingenieurinspektion Leopold von Brese-Winiary der auch in den nächsten Jahren den größten Einfluss auf die Ausführung der Projekte ausübte. Der Bau wurde 1843 auf Herzogsacker begonnen und 1859 fertiggestellt. Er umschloss die Stadt in einer Länge von 11 Kilometern. Festungsbaudirektoren waren die Majore von Dechen, seit 1848 Block und seit 1849 von Engelbrecht.

Der eigentliche Hauptwall wurde von acht Toren durchbrochen. Diese waren künstlerisch aufwendig von Friedrich August Stüler und Wilhelm Stürmer mit Backstein und gelbem Sandstein im Tudorstil gestaltet worden. Die festen Gewölbe der Kasematten erhielten eine starke Erdpanzerung. Zahlreiche Bastionen, ein Erdwerk E im Norden und die Defensionskaserne auf Herzogsacker schützten die Stadt. Das Fort Friedrichsburg erhielt Mauern, Tor und vier Ecktürme. Am Oberteich drohten zwei Kanonenstände und die beiden mächtigen Rundtürme Wrangel und Dohna.

Unmittelbar nach Fertigstellung dieses Festungsringes entstand weit außerhalb der Stadt in einem Radius von 8 bis 10 Kilometern vom Stadtmittelpunkt ein Gürtel von Festungsanlagen. Der kreisförmig gelegene Gürtel von 43 km bestand aus mehreren großen Festungswerken, nämlich der Festung Groß Friedrichsburg und 12 Forts und 4 Zwischenwerken. Der Entwurf eines aus mehreren Forts bestehenden Befestigungsgürtels rings um Königsberg wurde seit 1871 unter Generalinspekteur Georg von Kameke angenommen. Der durchschnittliche Abstand zwischen den Forts und dem Erdwall betrug fünf Kilometer. Der Bau der Forts begann 1872. 11 Forts wurden zwischen 1874 und 1885 errichtet. Insgesamt zog sich die Arbeit bis 1890 hin. Als Bauarbeiter wurden dabei größtenteils französische Kriegsgefangene aus Deutsch-Französischer Krieg eingesetzt. Auch von den Reparationen, die das besiegte Frankreich an Preußen hatte zahlen müssen, wurde ein Löwenanteil zum Bau des Befestigungsgürtels verwendet. Insgesamt entstanden zwölf Forts und vier Zwischenwerke. Jedes Fort war mit einer Nummer und einem Namen bezeichnet. Die Nummerierung beginnt im Osten, nördlich über dem Pregel und verläuft gegen den Uhrzeigersinn. Die Bauwerke sind - bis auf wenige Ausnahmen - in Form der Biehlerschen Einheitsforts erbaut worden. Die Fortifikationen sind in der Regel ein 360 Meter breites und 180 Meter tiefes symmetrisch angeordnetes Sechseck auf einem Wall, das von einem 20 Meter breiten und 3 bis 5 Meter tiefen Wassergraben umgeben ist. Im Wall befanden sich Bastionen unter einer Erdschicht von 3 bis 4 Metern. Kaserne und Bastionen waren aus doppelt gebrannten, also sehr harten, Ziegeln erbaut und hatten mehrere Etagen. In den 16 Festungswerken dieses Gürtels waren insgesamt 1242 Räume mit einer Fläche von 49585 Quadratmetern vorhanden. Es beherbergten Kommandostellen, Unterkünfte für Offiziere und Mannschaften, ein Lazarett, eine Küche und Speisesäle, mehrere Lager für Nahrungsmittel, Munition, Kraftstoff und verschiedenes Kriegsgerät. Die Innenhöfe waren groß genug, um Fahrzeuge wenden zu lassen, außerdem dienten sie dazu, Artilleriegeschütze bei Notwendigkeit hinter dem Erdwall in Deckung zu bringen. In Gefechtsstellung waren die Geschütze auf dem Erdwall hinter einer Brustwehr positioniert. Unweit der Geschütze befanden sich Unterstände für die Kanoniere. Die Garnison eines Forts bestand aus einer Infanterie-Kompanie, der eine Artillerie- und zwei Pionierabteilungen beigegeben waren, rund ca. 200 Mann. 1912 wurde der Fortgürtel durch sogenannte Infanteriestützpunkte verstärkt. Außerdem wurden die Decken durch Stahlbeton ersetzt. Die Forts waren durch die Ringchaussee miteinander verbunden und von der Stadt durch Stichstraßen erreichbar. Nach der Anlage der Forts hatte die alte Wallanlage keinen militärischen Wert mehr.

Das Deutsch-Russische Haus in Kaliningrad befindet sich in der Uliza Jaltinskaja in der Nähe des Sackheimer Tores.

Die Einrichtung versteht sich als Begegnungsstätte der in der Oblast Kaliningrad lebenden Bevölkerung unter besonderer Berücksichtigung der dort ansässigen Russlanddeutschen. Angeboten werden deutsche Sprachkurse, Klubs und Arbeitsgruppen aller Art, eine Bibliothek und Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Theaterabende. Das Haus besitzt auch einen Konferenzraum.

Finanziert wird das Haus vom Internationalen Verband der deutschen Kultur mit Sitz in Moskau, der wiederum Fördermittel von der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation erhält. Trägerorganisationen des Hauses sind die Kaliningrader regionale gesellschaftliche Einrichtung Gesellschaft der deutschen Kultur und der Russlanddeutschen „Eintracht-Soglassije“ und die Gesellschaftliche Organisation Nationalkulturautonomie der Deutschen im Gebiet Kaliningrad. Das Haus hat die russische Rechtsform einer Nichtkommerziellen Partnerschaft.

Die im Jahr 1990 von Herbert Beister, Friedrich von der Groeben und Dietrich Wilhelm von Menges gegründete Stiftung Königsberg beschloss im Jahr 1991 den Bau eines Deutsch-Russischen Hauses in Kaliningrad. Unterstützung erhielt sie dabei vom Bundesinnenministerium, dessen Staatssekretär Horst Waffenschmidt das Haus im März 1993 einweihen konnte. Zunächst wurde das Haus von der Stiftung getragen, später übernahm die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) 90 % der Trägerschaft und auch der Verein „Eintracht“ trat der Trägerschaft bei. Im Jahr 2012 schieden die Stiftung Königsberg und die GIZ aus der Trägerschaft des Hauses aus. Offenbar im selben Jahr trat stattdessen die Gesellschaft der Nationalkulturautonomie der Deutschen im Gebiet Kaliningrad der Trägerschaft bei.

Im Garten des Deutsch-Russischen Hauses wurde im Jahr 2014 das ein Jahr zuvor im ehemaligen Schönbruch aufgefundene Epitaph aufgestellt, welches Georg von der Groeben mit seiner Ehefrau Dorothea, geborene von Lehndorff darstellt.

Nicht erst seit dem politischen Umbruch in der Sowjetunion, herbeigeführt durch die Perestroika-Bewegung, und die darauf folgende Abspaltung der baltischen Staaten, besitzt Kaliningrad einen Sonderstatus unter den russischen Gebieten. Dieser ist sicherlich nicht ausschließlich durch die Tatsache zu erklären, dass Kaliningrad durch die neue politische Ordnung zu einer Enklave, bzw. einer Exklave Russlands geworden ist. Die Gründe für die Sonderstellung Kaliningrads sind selbstverständlich auch auf historischer Ebene zu suchen. Früher Hauptstadt Ostpreußens und Residezstadt der preußischen Monarchie, wurde sie nach 1945 Teil der Sowjetunion. Die deutsche Bevölkerung wurde fast vollständig vertrieben oder umgesiedelt und es fand eine staatlich gelenkte Ansiedlung sowjetischer Bürger und Bürgerinnen statt. Zudem wurde das Gebiet als militärischer Vorposten Russlands zum militärischen Speergebiet erklärt. Die gesamte Industrieansiedlung war dadurch stark auf militärische Belange ausgerichtet. Erst im Zuge der Perestroika-Bewegung wurde das Speergebiet aufgehoben und wieder frei zugänglich. Diese politische Instrumentalisierung des Gebietes hatte weit reichende politische, gesellschaftliche und auch wirtschaftliche Folgen für das gesamte Gebiet. Die Auswirkungen sind bis heute präsent.

Nachdem Kaliningrad zu einer Enklave geworden ist, musste Moskau auf die wirtschaftlichen Probleme, welche sich durch diese besondere Situation ergaben, reagieren. Die Folgen waren insbesondere die Einrichtung verschiedener Sonderwirtschaftszonen für das Kaliningrader Gebiet. Rückblickend kann behauptet werden, dass die russische Wirtschaftspolitik sich diesbezüglich in erster Linie durch Inkonstanz auszeichnete.

Schwerpunkt dieser Arbeit wird es sein, die verschiedenen freien Wirtschaftszonen und Sonderwirtschaftszonen zu beschreiben und auch kritisch zu bewerten sowie Gründe für das Scheitern einzelner Regelungen zu suchen. Abschließend wird in sehr knapper Form zudem die neue Situation Kaliningrads geschildert und analysiert, in der sich das Gebiet durch die EU-Erweiterung von 2004 befindet.

Nachdem Kaliningrad 1991 die einzige gemeinsame Grenze zum russländischen Mutterland durch die Unabhängigkeit Litauens verloren hatte, dauerte es nicht lange bis erste Politiker die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone für dieses Gebiet einforderten. Die Notwendigkeit war offensichtlich:

Durch den Verlust der territorialen Verbindung mit dem Mutterland musste Kaliningrad wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen. Die nun zu erwartenden Schwierigkeiten bei dem Zugang zu einem so großen Markt, wie ihn das Mutterland besaß, ist nur ein Aspekt, welcher den berechtigten Anlass zu der Vermutung gab, dass Kaliningrad in wirtschaftlicher Hinsicht vor schwierigen Zeiten stand.

Nachdem bereits 1990 erste Wissenschaftler und Fachleute die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone empfahlen, folgte die Regierung der russländischen Föderation unter Präsident Boris Jelzin dieser Empfehlung bereits 1991. Am 25. September jenen Jahres wurde nach langen und zahlreichen Diskussionen der Beschluss gefasst in Kaliningrad die „Freie Wirtschaftszone Jantar“ einzurichten. Die Euphorie war zunächst außerordentlich: Es wurde vom „Hongkong Russlands“ und vom „Hongkong an der Ostsee“ gesprochen.

Ziel der Einrichtung dieser freien Wirtschaftszone war es, das Territorium sowohl für russische, als auch für ausländische Investoren attraktiv zu machen und so Wirtschaftskraft in der Region aufzubauen. Dies sollte durch folgende, besonders liberale Vorteile geschehen:

Diese freie Wirtschaftszone im Nachhinein als Erfolg zu bewerten, wäre übertrieben, wenn auch ein kleiner wirtschaftlicher Aufschwung herbeigeführt wurde. 1994, also rund drei Jahre nachdem die die Sonderwirtschaftszone „Jantar“ eingerichtet wurde, waren es immerhin 689 Firmen mit ausländischer Beteiligung, welche im Kaliningrader Gebiet registriert waren. 518 davon waren so genannte Jointventures mit russischen Unternehmen. Doch just zu dem Zeitpunkt, zu dem eine beginnende Konjunktur festgestellt werden konnte, wurde jene Sonderwirtschaftszone von der russischen Regierung um Boris Jelzin überraschenderweise wieder aufgelöst. Die meisten Unternehmen, welche sich in den vorangegangenen drei Jahren dazu durchgerungen hatten in Kaliningrad zu investieren, verließen das Land daraufhin wieder.

Auch wenn offensichtlich ist, dass es sicherlich unvorteilhaft für die Entwicklung des Gebietes war, dass jene freie Wirtschaftszone so abrupt und unerwartet aufgelöst wurde, kann man dennoch ebenso wenig behaupten, dass die wirtschaftliche Entwicklung Kaliningrads mit diesen Regelungen auf dem richtigen Weg gewesen wäre. Die Anzahl der sich in diesem Zeitraum im Gebiet angesiedelten Unternehmen blieb doch stark hinter den Erwartungen zurück, welche 1991 noch durch Schlagwörter wie die des „russischen Hongkongs“ zum Ausdruck gebracht wurden. Die Gründe dafür sind vielfältig und an dieser Stelle sicherlich nur ansatzweise zu erörtern.

Als Hauptgrund muss die politische Situation Russlands zu jener Zeit genannt werden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion gab es viele verschiedene Schauplätze extremster politischer Veränderungen. Das Augenmerk wurde deshalb vermutlich nicht in dem Maße auf die Entwicklung Kaliningrads gerichtet, wie es für das Gebiet von Nöten gewesen wäre. Die Privatisierung der Wirtschaft war in vollem Gange, Politiker und Wirtschaftsbosse kannten sich aus alten Zeiten und kooperierten auf einer Ebene, welche sich nicht mit marktwirtschaftlichen Grundregeln vereinbaren lässt und ehrliche Geschäftsleute hatten unter eben jenen Vorraussetzungen zu leiden. Bei der Privatisierung der Wirtschaft wurde sich ebenfalls allzu selten an die Spielregeln gehalten und der Ablauf der Privatisierung verselbstständigte sich in gewisser Weise. Dies war zwar keineswegs ein Kaliningrader Phänomen, sondern im gesamten Russland zu beobachten, führte jedoch dazu, dass ausländische Investoren im Kaliningrader Gebiet zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt in dem Maße willkommen geheißen wurden, wie es der Gesetzentwurf zur freien Wirtschaftszone mit seinen liberalen Vorzügen zunächst vermuten lässt. Schließlich konnte außenstehenden Geschäftsleuten immer auch die Rolle eines unabhängigen Beobachters dieses Transformationsprozesses zugeschrieben werden. Weiterführend war sogar denkbar, dass ausländische Investoren mit ihrem Kapital in die Privatisierung selbst eingriffen und sich dabei begehrenswerte Anteile der zu privatisierenden Wirtschaft sicherten. Auch dies war von den ortsansässigen und involvierten Politikern sowie Geschäftsleuten natürlich nicht erwünscht. Heike Dörrenbacher spricht diesbezüglich von einer „hohen Rechtsunsicherheit und ambivalenten Haltung der russische Regierung gegenüber ausländischen Investoren“

Ein weiterer Grund für die Erfolglosigkeit der freien Wirtschaftszone ist in der ineffektiven Verwaltung zu suchen. Verschiedene Behörden mit unterschiedlichen Kompetenzen konkurrierten untereinander um machtpolitische Aspekte. Grenz- und Verwaltungsorgane zeichneten sich durch ein hohes Maß an Korruption aus, was dazu führte, dass Waren zumeist illegal und somit zollfrei in-. und exportiert wurden. Eine auf marktwirtschaftlichen Aspekten fußende Buchhaltung existierte in den meisten Unternehmen nicht und kaum ein Unternehmen machte auf dem Papier Gewinne, um so die Steuern zu umgehen. Die besonderen Vergünstigungen der freien Wirtschaftszone, welche u. a. auf die Verminderung der Gewinnsteuer sowie auf die Befreiung von der Import- und Exportzöllen abzielten, waren somit überflüssig, da sie in der Realität überhaupt nicht benötigt wurden.

Ein grundsätzlich anderes strukturelles Defizit in der Verwaltung ist auf anderer Ebene zu suchen: Erfahrungen und Untersuchungen zu diversen Sonderwirtschaftszonen haben gezeigt, dass Zonen am effektivsten arbeiten können und damit einhergehend am erfolgreichsten sind, die von den lokalen Behörden eingerichtet und verwaltet werden und die zuständige Zentralregierung zu den einzelnen Vorschlägen lediglich ihr Einverständnis zu geben hat .Auch dieser für den Erfolg einer Sonderwirtschaftszone offensichtlich sehr bedeutende Aspekt, war in der freien Wirtschaftszone Jantar nicht gegeben. Denn es war die russische Zentralregierung, welche die gesetzlichen Vorgaben für diese Zone schuf und die lokale Administration lediglich mit den Verwaltungsaufgaben beauftragte, welche diese ebenfalls nicht zufrieden stellend gewährleisten konnte.

Noch ein weiterer Grund für die Erfolglosigkeit der freien Wirtschaftszone ist in den infrastrukturellen Gegebenheiten zu suchen. Heike Dörrenbacher beschreibt an Hand des Beispieles der Infrastruktur überzeugend, wie vermeintliche Vorteile des Gebietes sich später als Nachteil entpuppten. So habe 1992 das „Komitee zur Entwicklung der Sonderwirtschaftszone Jantar“ die infrastrukturellen Gegebenheiten als Vorteil der Region gegenüber anderen Regionen genannt. De facto seien die Häfen, Flughäfen und Straßen jedoch in einem so schlechten Zustand gewesen, dass sie sich später als Nachteil herausstellten. Des Weiteren sei die gesamte Infrastruktur, auf militärische Belange ausgerichtet gewesen. Dies ist nicht verwunderlich, da Kaliningrad doch lange Zeit militärisches Speergebiet gewesen ist. Diese Infrastruktur in einer Studie dann jedoch als wirtschaftlichen Vorteil zu nennen, entsprach nicht den Gegebenheiten.

Heike Dörrenbacher macht in dieser Studie, welche bei der Einrichtung der freien Wirtschaftszone als Grundlagenstudie verwendet wurde, einen Grund für ihre fehlende Funktionalität aus. Nicht nur die Infrastruktur, sondern auch andere Aspekte, wie z.B. das bestehende Investitionsklima und andere vermeintliche komparative Vorteile seien in ihr viel zu positiv bewertet wurden.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass eine auf marktwirtschaftliche Bedingungen ausgerichtete Sonderwirtschaftszone keinen Erfolg haben konnte, da wirkliche marktwirtschaftliche Bedingungen zu dieser Zeit nur in geringstem Ausmaß existierten. Des Weiteren bleibt zu erwähnen, dass natürlich Moskau die entscheidenden Impulse für das Scheitern gab, indem sie die Bedingungen für diese freie Wirtschaftszone diktierten, der lokalen Administration keine Möglichkeit für Nachbesserungen gaben und zudem die freie Wirtschaftszone äußerst überraschend wieder auflösten, als diese gerade anfing, erste wirtschaftliche Erfolge zu verbuchen.

Nachdem die „freie Wirtschaftszone Jantar“ 1995 überraschend von der Moskauer Regierung um Boris Jelzin aufgelöst wurde, war offensichtlich, dass es eine neue und andere Lösung für die wirtschaftlichen Nachteile des Kaliningrader Gebietes geben musste. Nur ein Jahr später wurde daher das Gesetz „Über die Sonderwirtschaftszonen im Kaliningrader Gebiet“ erlassen. Dieses Gesetz trat am 22. Januar 1996 in Kraft. Es besteht aus vielen verschiedenen Verordnungen und Erlassungen, welche teilweise auch zu späterer Zeit erweitert wurden. Diese Erweiterungsgesetze übertrafen in der Anzahl alle vergleichbaren Gesetze für andere russische Regionen und konnten dennoch die ihnen zu Grunde liegenden Probleme kaum beseitigen.

Das Kaliningrader Gebiet ist die östlichste Region der Russländischen Föderation. Es grenzt im Norden mit Litauen und im Süden mit Polen. Das Gebiet dehnt sich rund 205km von Osten nach Westen und 108km von Norden nach Süden aus. Moskau liegt über 1200 entfernt. Insgesamt hat Kaliningrad eine sehr zentrale Lage innerhalb Europas und die Entfernungen zu den meisten Großstädten sind sehr gering. Z.B. nur 600km bis Berlin, 400km bis Warschau, 650km bis Stockholm. Die wichtigsten Städte sind Kaliningrad (420.000), wo fast die Hälfte der Bevölkerung wohnt, Sowetsk (43.000), Baltijsk (31.000), Gusew (28.000).

Das ehemals ostpreußische Gebiet wurde nach dem 2. Weltkrieg an die Sowjetunion angeschlossen. Dabei wurde das „Memelgebiet“ der Litauischen SSR und das südliche Ostpreußen Polen zugewiesen.

Es gab dafür keine rechtlichen oder historisch bedingten Gründe wie es z.B. im Falle Polens mit dem südlichen Gebieten Ostpreußens war. Stalin begründete die Einforderung Königsbergs als „eine kleine Genugtuung für Duzende Millionen von Sowjetbürgern, denen die Deutschen so unendliche Leiden zugefügt haben…“. Außerdem wies er auf die Tatsache hin, dass durch eine solche Übergabe die Sowjetunion über den einzigen eisfreien Hafen verfügen würde, jedoch war diese Begründung nicht wirklich überzeugend, da zu dem Zeitpunkt auch schon die Baltischen Staaten in die Sowjetunion inkorporiert waren und diese über eisfreie Häfen verfügten.

Am 4. April 1946 ist Königsberg in Kaliningrad umbenannt worden, nach dem zuvor verstorbenen Präsident der Sowjetunion Michael Kalinin.

Die Sowjetische Propaganda nutzte die Einverleibung des Gebiets zur Glorifizierung der Roten Armee und natürlich des Sowjetregimes unter Stalin, die „ …ein Vorposten des deutschen Imperialismus im Osten, eine Brutstätte des preußischen Militarismus“ besiegt und den deutschen „Drang nach Osten“ gebändigt hatte.

Die vorgesehenen Sowjetisierungsmaßnahmen der neuen Machthaber in den ersten Nachkriegsjahren waren vor allem der Wiederaufbau der Städte, sowie der Wirtschaft. Jedoch sollte hierbei die deutsche durch die sowjetische Kultur vollkommen ersetzt werden. Dieses führte zur völligen Zerstörung der alten Architektur und der Denkmäler, die die schweren Bombardements überstanden haben und zur Umbenennung aller Ortsnamen. Die noch in Kaliningrad verbliebene deutsche Bevölkerung und Kriegsgefangene wurden in Kolchosen oder Arbeitslager organisiert und sollten ihren Beitrag zum Wiederaufbau des Landes und zur Versorgung der Armee leisten.

Am Ende des so genannten „inneren“ Entwicklungsphase, die von 1945-48 dauerte, begann die Regierung mit der Aussiedlung der Deutschen aus Kaliningrad. In den Jahren 1947-48 wurden über 100.00 Deutsche ihrer Heimat verwiesen

Parallel dazu verlief seit August 1946 eine ebenfalls von der Regierung organisierte teils freiwillige teils zwangsweise Massenansiedlung von Sowjetbürgern aus dem ganzen Land, unter anderem aus Gebieten, die besonders stark unter den deutschen Angriffen gelitten hatten.

So zählte das 15.100 qkm große Land schon 1951 über 600.000 Menschen. Die Bevölkerungszahl stieg bis 1990 auf über 800.000. Man gründete neue Orte, die die Namen von den Herkunftsgebieten der Neuankömmlinge trugen. So siedelten Menschen aus den gleichen Herkunftsorten meist zusammen, sodass ein gewisses Heimatgefühl und Zusammenhalt entstand.

Die jetzige Bevölkerungsstruktur spiegelt diese geplante Ansiedlung von sowjetischen Bürgern immer noch wieder. Sodass rund 78% der Kaliningrader Russen sind und es nur noch Eine winzige Minderheit von nur 0,6% Deutsche gibt. Weiterhin setzt sich die Bevölkerung aus Weißrussen, Ukrainern, Litauern, Armeniern und Polen zusammen.

Das Gebiet Kaliningrad verfügt über reichhaltige Naturressourcen wie z.B. Erdöl, Braunkohle, Torf, Salz und Mineralölquellen, außerdem zählen die Bernsteinvorkommen des Gebietes zu den größten der Welt (ca. 90% der Weltvorkommen).

Die meisten nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebauten Industriebetriebe gingen aus ehemals deutschen Betrieben hervor. Dazu gehörten hauptsächlich die Maschinenbau-, Lebensmittel-, Zelulose -, und Fischindustrien. Diese konzentrierten sich im Raum Kaliningrads, auf der Samlandinsel und die Region Sovetsk-Neman (früher Tilsit-Ragnit). Dabei stellt insbesondere die Fischindustrie mit fast 50% einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Ein neuer Industriezweig war die Ölförderung. Seit den 70er Jahren findet sie entlang des Pregel statt und liefert täglich ca. 150t Öl von sehr guter Qualität.

Die Misserfolge in der Landwirtschaft in den ersten Nachkriegsjahren waren darauf zurückzuführen, dass das ausgeklügelte System der Entwässerungsgräben zerstört wurde und das Wissen über den Neuaufbau verloren gegangen ist. Dabei galt Königsberg im 18. Jahrhundert als die „Kornkammer Deutschlands“ Erst in den 60er Jahren erzielten die Kolchosen Ernteerträge, die denen aus den Vorkriegsjahren glichen.

Dennoch steckt die Landwirtschaft in einer Krise, da eine starke Tendenz zu Landflucht herrscht. Die Stadtbevölkerung beträgt heute fast 80%. Die schwach ausgeprägte wirtschaftliche Struktur lässt sich bereits ahnen, dass das Gebiet Kaliningrad eine andere Rolle innerhalb der UdSSR einnehmen sollte. Das Hauptziel für die Entwicklung des Gebietes war die militärstrategische Kontrolle des neuen sowjetischen Machtbereichs in Mitteleuropa, vor allem der Baltischen Staaten und Polens. Kaliningrad hatte die Funktion eines Keils zwischen den beiden Unruheherden. Spezialeinheiten der russischen Armee unternahmen so genannte Expeditionen gegen den Banditismus in den Republiken und „sicherten“ somit die Sowjetmacht im Lande. So betrug die Zahl der dort stationierten Soldaten 120.000. Diese Zahl beinhaltet die Landstreitkräfte, die Luftwaffe und die Marine

Die Region sollte außerdem zum Stützpunkt der sowjetischen Streitkräfte gegen die NATO werden. Die Marine sollte die Ostsee kontrollieren. Deshalb wurde das Hauptquartier der Baltischen Rotbanner Flotte der sowjetischen Kriegsmarine von Leningrad nach Kaliningrad verlegt und soweit gestärkt, dass sie zu einer atomar bewaffneter Seemacht aufgerüstet wurde. So entwickelte sich der Seehafen Baltijsk (früher Pillau) zum einem wichtigen Flottenstützpunkt. Die Jantar-Werft baute zwischen 1962 -1991 fast 100 verschiedenste Kriegsschiffe und U-Boote. Zudem wurden dort starke Luftstreitkräfte stationiert.

Das Kaliningrader Gebiet zählte damals zu einer der am stärksten militarisierten Region der Sowjetunion, wo die Industrie fast gänzlich auf die Bedürfnisse des Militärs zugeschnitten war.8 Es ist also nicht verwunderlich, dass dieses Militärsperrgebiet von der Außenwelt total abgeschottet und selbst für sowjetische Staatsbürger nur eingeschränkt zugänglich war. So musste ein Grenzübertritt Anfang der 50er Jahre vom Zentralkomitee der KPdSU genehmigt werden. Der Auslandsaufenthalt durfte dabei nicht mehr als vier Tage dauern. Ende der 50er Jahre gab es unter Chrustschow eine Lockerung der Verordnungen und es entstand ein Komitee für internationale Parteikontakte und es fanden Austauschreisen zwischen Kaliningrad, Polen und Litauen stattSo blieb Kaliningrad bis zum Zerfall der Sowjetunion eine militärische Sperrzone.

Heute ist die Militärpräsenz mit 25.000 Soldaten ganz erheblich geringer und die Rüstungsproduktion weitgehend zum Erliegen gekommen.

Die russische Oblast Kaliningrad befindet sich beiderseits des Pregels, 7 km vor dessen Mündung ins Frische Haff (Ostsee). Die Nachbarländer sind Litauen, im Osten, und Polen, im Westen. Das Gebiet umfasst eine Fläche von 15.100 qkm und zählt 927.000 Einwohner. Die Stadt Kaliningrad hat 394.000 Einwohner. Rund 500 km trennen die Oblast von den Grenzen der russischen Förderation.

Kaliningrad ist russischer Militärstützpunkt, Hafen- und Universitätsstadt und beherbergt u. a. eine Hochschule für Fischereiwirtschaft, eine Seefahrtsschule und ein Bernsteinmuseum. Gouverneur Kaliningrads ist Wladimir Jegorow, Nachfolger von Gorbenko.

Die Geschichte der Stadt geht auf das Jahr 1255 zurück: In diesem Jahr legte der Deutsche Orden eine Burg an, die zu Ehren des Königs Ottokar II von Böhmen Königsberg genannt wurde. Im Schutze dieser Burg entstanden die Siedlungen Königsberg (Altstadt), Löbenicht und Kneiphof. 1525 bis 1618 war Königsberg Sitz der preußischen Herzöge sowie 1701 und 1861 Krönungsstadt der preußischen Könige. Der preußische König Friedrich Wilhelm I fasste die oben genannten drei Siedlungen 1724 zur Stadt Königsberg zusammen. Als Hauptstadt der Provinz Ostpreußen war Königsberg von 1805 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Um 1900 wurde der Hafen der Stadt durch den Königsberger Seekanal im Frischen Haff mit seinem Vorhafen Pillau verbunden. 1945 wurde das Gebiet von sowjetischen Truppen besetzt und mit dem nördlichen Ostpreußen der RSFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik) angegliedert. Das südliche Ostpreußen wurde Polen zugeschrieben. Die Frage der Übergabe der Stadt Königsberg und ihrem Umland an die Sowjetunion wurde in diesem Jahr auf der Potsdamer Konferenz der UdSSR, der USA und Großbritannien entschieden, nachdem die Ostpreußen-Frage schon vorher mehrmals aufgegriffen wurde; so z. B. von Stalin, welcher argumentierte, dass Russland einen eisfreien Ostseehafen bräuchte. Der Kaliningrader Hafen ist seitdem neben dem Hafen von St. Petersburg (ehemals Leningrad) von großer wirtschaftlicher (z. B. Fischfang) sowie politischer Bedeutung (Marinestützpunkt).

Am 4. Juni 1946 wurde Königsberg zu Ehren des gerade verstorbenen Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjet der UdSSR Michail Kalinin in „Kaliningrad“ umbenannt.

Ebenfalls in diesem Jahr begann auf Anordnung der Regierung die massenhafte Besiedlung des Gebietes auf freiwilliger Basis. Es siedelten sich sehr viele verschiedene Nationalitäten und Volksgruppen an, der Großteil der Umsiedler stammte jedoch aus Russland und der Weißrussischen SSR. Am 11. Oktober 1947 unterzeichnete Stalin eine Geheimverfügung des Ministerrats der UdSSR „Über die Umsiedlung der Deutschen aus dem Gebiet Kaliningrad der RSFSR in die sowjetische Besatzungszone in Deutschland“. Bis Mai 1951 siedelten über 100.000 deutsche Bürger aus.

Danach war das Gebiet lange Zeit wegen seiner Bedeutung als Standort der Baltischen Flotte der Sowjetmarine sowie der Land- und Luftstreitkräfte für Ausländer gesperrt. Daraus resultiert ein gewisser Garnisons-Charakter der Oblast.

Die geopolitische Lage Kaliningrads spielte zunächst keine Rolle, da sich das Gebiet gemeinsam mit Litauen, Lettland und Estland, der Baltischen Wirtschaftsregion, als Teil der Sowjetunion entwickelte. Auch die Bevölkerung empfand die Lage nicht als Trennung zur RSFSR, da freier Transit gewährleistet wurde.

Die Situation änderte sich jedoch mit der Unabhängigkeit Litauens: Der Oberste Sowjet Litauens proklamierte am 11. März 1990 die Unabhängigkeit der Republik, nachdem die litauische Perestrojka-Bewegung „Sajudis“ bei den Wahlen zum Obersten Sowjet die Mehrheit der Sitze erreichte.

Zunächst war die Oblast nur durch Litauen von Russland getrennt, später jedoch, mit der Unabhängigkeit weiterer Staaten (z. B. Weißrussland), von mehreren Staaten. Die UdSSR besiegelte am 8. Dezember 1991 endgültig die Absonderung der Oblast Kaliningrad.

Mit dem Ende des Kalten Krieges endete auch die Gestalt Kaliningrads als „Garnisons“-Territorium. Da Kaliningrad aber im Gegensatz zu anderen russischen Gebieten politisch stabil blieb, sah die Regierung in Moskau keinen Handlungs-bedarf, den bestehenden bzw. entstehenden Problemen entgegenzutreten. Die Probleme mussten also vor Ort aufgegriffen werden. Daraus resultiert die Idee einer freien Wirtschaftszone (FWZ, siehe 4.4.). Zudem konzentrierte sich die Außenpolitik Russlands auf den Westen, besonders auf die USA, nicht aber auf die Baltischen Staaten.Im Sommer 2005 feierte die russische Stadt Kaliningrad den 750. Jahrestag der Gründung der deutschen Stadt Königsberg. Dem deutschen Besucher, zumal wenn er in der DDR sozialisiert worden war, bot sich ein vertrautes Bild – Losungen, herausragendes Element der Agit-Prop-Kultur kommunistischer Couleur dominierten Straßen und Plätze.

"750 Jahre Kaliningrad. Wir lieben unsere Stadt! Wir sind stolz auf unsere Geschichte!", so bohrte es sich in den Farben rot und blau in die Augen der Vorübergehenden. Stehen diese Sätze tatsächlich für die Vereinnahmung von beinahe sieben Jahrhunderten deutscher Vorgeschichte durch die heute hier Lebenden? Der durchaus eine Provokation darstellende Hinweis, dass dazu dann aber auch die zwar kurze, aber außerordentlich folgenreiche Periode nationalsozialistischer Herrschaft gehörte, löste bei den meisten der daraufhin Angesprochenen zunächst Nachdenklichkeit aus. Man dürfe solche Losungen, zumal im Zusammenhang mit der festlichen Erinnerung an ein bedeutsames historisches Ereignis wohl nicht so ernst nehmen, lautete die häufigste Antwort. Um die Schizophrenie der Kaliningrader im Umgang mit der (deutschen) Vergangenheit ihrer Stadt "mit den Händen zu greifen", bedarf es allerdings keiner derartigen Provokation. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus versank die Region zunächst in der Bedeutungslosigkeit, und ihre Bewohner begannen, nach einer neuen Identität zu suchen. Seit einigen Jahren sind erhebliche Bemühungen festzustellen, die von den Sowjets verordnete Geschichtslosigkeit der Region zu überwinden. Die nicht selten aufgeregten und heftigen Debatten zeichnen sich durch die Dominanz emotionaler Argumentationen aus. Der Schriftsteller Aleksandr Popadin setzt sich mit der Wirkung der Überreste deutscher Kultur auf die Herausbildung einer regionalen Identität der Bewohner von Kaliningrad auseinander. "Die Stadt" so argumentiert er, "setzt mit bestimmten Teilen ihrer Substanz (Architektur, kulturhistorische Reminiszenzen, Kunstwerke, Struktur von Industrie und Institutionen)", wie auch auf andere Weise, die "Wechselwirkungen eines neuen Volkes mit der Region fest". Für Popadin ist "die Stadt" ein im politischen Sinne neutraler Vermittler zwischen zwei Völkern. Sie erweise sich "als anschauliche historische Form, vermittels derer die Geschichte des vorhergehenden Volkes auf das heutige Volk einwirkt". Als Antwort auf die Frage: "Wer sind wir? Deutsch geprägte Russen oder russisch geprägte Deutsche?", deutet er "den" Kaliningrader geradezu als "Vorbild für Unbestimmtheit". Der Historiker Jurij Kostjašov befasste sich schon vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion intensiv mit den Problemen der Region. Er spricht von einer "Ablehnung des deutschen historisch-kulturellen Erbes" nicht nur durch die "neuen Machthaber", sondern auch "durch die breite Masse der sowjetischen Neusiedler". Diese seien vorwiegend aus dem "tiefsten Russland" gekommen und empfanden "die materielle Welt Ostpreußens, die menschengemachte Landschaft und die neuen Wohnformen ungewohnt und fremd". Allerdings gehört er zu denjenigen, die Ostpreußens Geschichte für nicht teilbar halten und deshalb endlich auch die mit einem Tabu belegte "heikle und noch immer schmerzhafte Frage des Schicksals der ostpreußischen Bevölkerung", die Vertreibung, ins öffentliche Bewusstsein rücken wollen.

In ambitionierten Debatten um eine Rückbenennung der Stadt in "Königsberg" greifen die Akteure ebenfalls gern auf emotionale Argumente zurück. So behauptet Evgenij Ju. Vinokurov, dass "alles, worauf wir stolz sind, das ist Königsberg" und nennt beispielhaft "die Parks und das Grün, die Festungsanlagen und das Bernsteinmuseum, den Dom und die Kirchen, [Immanuel] Kant und die Albertina, den Bahnhof und den Kulturpalast der Seeleute" sowie einige Straßen, "den Zoo, den Hafen und den Schifffahrtskanal". Die Sorgen vieler, die Rückbenennung könnte zu einer Regermanisierung der Region und ihrer Abspaltung von Russland führen, teilt er nicht. Er ist überzeugt davon, dass "ein Mensch, der sein ganzes Leben oder einen beträchtlichen Teil seines Lebens in Kaliningrad verbrachte, auch die andere Architektur in sich aufsaugte: den roten Ziegel, das spitze Dach, das tafelförmige Pflaster, den Dachziegel, den Sockel aus Granit." Gleiches gelte nicht nur der Architektur, sondern auch für "kulturelle und sprachliche Symbole".

In den Thesen zu ihrer Dissertation über "Regionale Identität als Kategorie politischer Praxis" beschrieb Anna M. Karpenko im Jahre 2008 am Beispiel des Kaliningrader Gebietes den Jahrzehnte andauernden, aber nur wenig erfolgreichen Versuch der "Konstruktion eines kollektiven Gedächtnisses der neuen Bewohner der Region, der Umsiedler". Als "zentrales Element des offiziellen Diskurses" habe die Bezugnahme auf das Ende des Zweiten Weltkrieges als Beginn der Geschichte der Region gedient, schreibt sie. Die deutsche Vorgeschichte sei "vergessen oder zielgerichtet zerstört" worden. Allerdings sei diesem "Projekt" bestenfalls ein Teilerfolg beschieden gewesen. Die Lebenswirklichkeit "im Kontext einer 'fremden Kultur', in erster Linie die materiellen Lebensbedingungen", habe "die Suggestivkraft des offiziellen Diskurses begrenzt". In der postsowjetischen Periode sei dann die Debatte über die Herausbildung der "Kaliningrader als Gruppe" zusammen mit der Negierung oder Bestätigung einer "Kaliningrader Eigenheit" durch "innere Experten" zu einem wichtigen Teil des regionalen politisch-kommunikativen Prozesses geworden. Der von Karpenko analysierte Diskurs, das sollte nicht vergessen werden, fand zu Sowjetzeiten in einem politischen System statt, das Meinungsfreiheit nicht kannte. Totalitäre Herrschaft praktizierte stattdessen in ausgesprochen sensiblen Bereichen die sattsam bekannten "gelenkten" bzw. "verordneten" öffentlichen Debatten. In der postsowjetischen Ära wird dieser Diskurs in einer Gesellschaft geführt, die den Umgang mit der Meinungsfreiheit erst mühsam erlernen muss.

Das erfuhren auch Studenten der Europa-Universität Viadrina, die in einem Oral-History-Seminar im Sommersemester 2005 Erfahrungen zur transnationalen Geschichte Kaliningrads sammelten. Das "offizielle Geschichtsbild der Sowjetunion" sei unübersehbar "von entscheidender Bedeutung für die Erinnerung von Zeitzeugen", so das Fazit der vier Autoren. Auf Beispiele für Zensur und Selbstzensur stießen sie in den Redaktionen von Tageszeitungen. "Es gibt Sachverhalte über welche ich nie in meiner Zeitung schreiben werden darf", erklärte ihnen ein Journalist. Christian Timm, studentischer Analyst der 750-Jahrfeier, attestiert der gegenwärtigen Geschichtspolitik und lokalen Identität der Stadt, dass sich hier noch "das sowjetische Kaliningrad und das preußisch-deutsche Königsberg in ihrer Symbolkraft gegenüber" stehen. Die Russisch-Orthodoxe Kirche intensiviert gegenwärtig ihre Bemühungen, das zu ändern. Mit rechtstaatlich bedenklichen Methoden ist sie drauf und dran, die deutsche Vorgeschichte im Bereich der Sakralbauten weitestgehend auszulöschen.

Bei der Suche nach einem Weg, die ideologisch aufgeladene Debatte um die deutsche Vergangenheit der Region zu entkrampfen und zu versachlichen, könnte ein Perspektivwechsel hilfreich sein. Es gibt gute Gründe dafür, die Entstehung der heute als Exklave Russlands existierenden "Kaliningradskaja Oblast'" mit dem früheren Königsberg als wirtschaftlichem und politischem Zentrum als eine Singularität in der Geschichtlichkeit zu begreifen. Vertreibungen im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen haben in der Menschheitsgeschichte schon oft stattgefunden. Das Einmalige und Beispiellose der Vertreibung der Deutschen besteht zum einen in der enormen Anzahl von Betroffenen, zum anderen aber auch in der Rigorosität ihrer Umsetzung – mit dem Ergebnis des kompletten Austauschs der Bevölkerung in der betrachteten Region. Die bedingungslose Kapitulation Deutschlands führte darüber hinaus zur Ablösung der totalitären nationalsozialistischen Herrschaft durch die nicht minder totalitäre Sowjetdiktatur. Die Vertreibung der Deutschen ging deshalb mit einem ebenso kompletten Austausch von Herrschern und Beherrschten einher. Auf dieses Moment wies auch schon Ruth Kibelka besonders hin. Die drei genannten Eigenschaften – Anzahl der Betroffenen, kompletter Austausch der Bevölkerung, Wechsel der Totalitarismen – und die hohe Geschwindigkeit der Umwandlung einer ganzen Region lassen es gerechtfertigt erscheinen, von einer Singularität in der Geschichtlichkeit zu sprechen. Aus den Naturwissenschaften, insbesondere der Physik, ist bekannt, dass in der unmittelbaren Umgebung von Singularitäten die gültigen Theorien versagen. Warum sollte es nicht auch bei einer Singularität in der Geschichtlichkeit durch einen Wechsel der Perspektive neue Antworten auf alte Fragen geben? Dieser Perspektivwechsel besteht in der Abkehr von der Konzentration auf die Details eines hoch komplexen und sehr dynamischen Prozesses zugunsten einer Analyse, die gerade das in den Blick nimmt, was sich nicht verändert. Dieses Unveränderliche in einem Umbruchprozess soll im Weiteren als "Invariante" bezeichnet werden. Einige Beispiele für solche Invarianten des betrachteten historischen Ereignisses sind die Landschaft, die Infrastruktur, Industrie und Landwirtschaft sowie Architektur und Denkmale. Die Landschaft wird für die weiteren Überlegungen keine Rolle spielen. Die im Weiteren zu betrachtenden Invarianten stellen ausschließlich materialisierte Ergebnisse menschlichen Handelns dar, die sich auf zweierlei Weise systematisieren lassen – zum einen durch die Art der Aneignung, nämlich durch Gebrauch oder Wahrnehmung, und zum anderen durch die Reichweite, nämlich auf das Individuum oder in die Gesellschaft wirkend. Wirkten die hier als Invarianten bezeichneten Reste deutscher Kultur auf nachweisbare Art und Weise auf die sowjetischen Neusiedler? Lässt sich diese Frage mit einem eindeutigen Ja beantworten, so folgen daraus unmittelbar zumindest zwei weitere Fragen. Zum einen gilt es zu klären, auf welche Weise welche Invarianten den einzelnen Bürger und die Gesellschaft prägten. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Wirkungsmächtigkeit dieser Invarianten ausreichte, um die Entwicklung der Region nachhaltig zu beeinflussen. Das schließt die Frage ein, ob sich die Etablierung der totalitären stalinistischen Diktatur im "Neuland" tatsächlich im Selbstlauf vollzog, schließlich waren die Neusiedler bereits in einem totalitären System sozialisiert worden. Oder standen der Ausformung der Strukturen und Institutionen kommunistischer Herrschaft im ehemaligen Ostpreußen möglicherweise besondere Schwierigkeiten entgegen, die zu signifikanten Unterschieden im Vergleich zur Russischen Föderation führten? Letzteres mag auf den ersten Blick durchaus als eine allenfalls theoretische und für das zentrale Thema zweitrangige Fragestellung erscheinen. Sie zumindest im Hinterkopf zu haben, erscheint jedoch keineswegs als überflüssig. Nicht zuletzt ließe es sich auf empirischem Wege klären, ob die eingangs zitierte These von Jurij Kostjašov zutrifft, dass nicht nur die Herrschenden, sondern auch die Beherrschten das "deutsche historisch-kulturelle Erbe ablehnten". Um Missverständnissen vorzubeugen, sei angemerkt, dass eine Konzentration der Fragestellung auf die Wirkung von Invarianten die etwa 130.000 Deutschen unberücksichtigt lässt, die nach Kriegsende im Kaliningrader Gebiet verblieben waren und die allein durch ihre Existenz sowie durch ihre Haltung in Alltag und Beruf bis zu ihrer Abschiebung im Jahre 1948 die Neusiedler ebenfalls beeinflussten.

Wenngleich die Fragestellungen dieses Projekts nicht auf die Wirkung der Reste deutscher Kultur auf die Entwicklung der Gesellschaft der Neusiedler gerichtet waren, erwies sich eine Durchsicht dieses Materials im Staatlichen Archiv des Kaliningrader Gebiets im Sommer 2010 als durchaus lohnend. Im narrativen Teil dieser Interviews wurden auch Fragen nach dem Verhältnis der Neusiedler zu den bis 1948 noch geduldeten Deutschen gestellt. Allerdings ist für die hier zu verhandelnde Problemstellung lediglich eine quantitative Auswertung im Sinne einer Ja-Nein-Entscheidung möglich, keine tiefer lotende Analyse. Für einen systematischen oder gar theoriegeleiteten Zugriff erweisen sich diese Interviews aufgrund einer ganzen Reihe von methodischen Gründen als wenig geeignet.

Ostseebad Cranz: "Welche Schönheit! Was für eine Luft!" Die Häuser beschrieb sie als außergewöhnlich, vor allem wegen der Fußwege, die zu ihnen führten, und der Vorgärten, die sie umgaben. "Wir verliebten uns in jedes Haus", fasste sie ihre Eindrücke zusammen.

  1. Auf die Frage, ob es eine Kirche gab, antwortete der 1947 gekommene Landwirt und spätere Hauptagronom Afanasij S. Ladynin mit seiner Erinnerung an die ihm unbekannte Ostertradition des Glockenläutens. Als es mittags "um 12 Uhr läutete, dachten wir, es brennt". In der Kirche habe es viele Ikonen und einen Altar gegeben. Sie wurde dann "außer Betrieb genommen und die Religion verboten".
  2. Nach seinem Verhältnis zu den "Denkmalen der Vergangenheit, der Kultur und Architektur" befragt, antwortete der 1947 in das ehemalige Haselberg gekommene Militär und Parteifunktionär Jurij M. Fedenevoj, dass ihm die deutsche Architektur gleichgültig gewesen sei. Am Wiederaufbau der zerstörten Häuser sei niemand interessiert gewesen, zumal es auch keinerlei Ressourcen dafür gegeben habe. Außerdem fielen ihm zu dieser Frage die noch von den Deutschen errichteten Denkmale russischer Soldaten zur Erinnerung an die Kriege von 1813 und 1914 sowie die Friedhöfe ein. Die Wohnungen der Umsiedler "seien komplett mit deutschem Inventar ausgestattet gewesen – Möbel, Geschirr und teilweise auch die Kleidung", kann er sich erinnern.
  3. Der 1945 nach Kaliningrad gekommene Lehrer Petr J. Nebicovyi ging in seinem 30-seitigen Interview auf eine Reihe der hier Invarianten genannten Gegenstände aus den Bereichen Infrastruktur und Denkmale ein. Auf die Frage, in welchem Zustand sich die Straßen befanden, antwortete er, dass dort, wo es keine Kämpfe gegeben habe, "die Straßen in einem ausgezeichneten Zustand" gewesen seien. Besonders beeindruckten ihn damals offensichtlich die in Deutschland überall anzutreffenden Privatwege. Es habe "sehr viele private Wege" gegeben, die "nicht sehr groß" gewesen seien und "zu einzelnen Gebäuden oder einzelnen Siedlungen sowie abgelegenen Gehöften" führten.
  4. Er klagte darüber, dass die Wälder heute nicht mehr in dem vorbildlichen Zustand seien, wie es bei den Deutschen die Regel war. Darüber hinaus, so stellte er bedauernd fest, sage man wohl zu Unrecht, dass Kaliningrad eine Stadt der Gärten sei. Während die Deutschen Grünanlagen anlegten, "legten wir unlängst sogar die Axt an die Gärten" und holzten ab. Zu den Denkmalen der deutschen Architektur zählte Nebicovyi auch die Friedhöfe, denen die Deutschen große Aufmerksamkeit schenkten und die in einem ausgezeichneten Zustand gewesen seien. Weiterhin nannte er ein Bismarck-Denkmal und eines für Kaiser Wilhelm als Beispiele dafür, dass deutsche "Helden" durch sowjetische ersetzt worden seien, sowie das Friedländer und das Brandenburger Tor.
  5. Nikolaj I. Čudinov, seit 1945 im Kaliningrader Gebiet und nach seiner Militärzeit in der Landwirtschaft tätig, erwähnte vor allem landwirtschaftliches Gerät der Deutschen, wie Pflüge und Eggen, die jedoch vor allem von Litauern sofort in Besitz genommen worden seien. In den deutschen Wohnungen seien ihm besonders die Gardinen an den Fenstern aufgefallen, so genannte Stores, die beiseite geschoben werden konnten. Obwohl "alles für uns ungewohnt war", scheinen ihm die Betten am meisten imponiert zu haben: "Das Bett war so, dass man sowohl längs, als auch quer darin liegen konnte", erinnerte er sich. Andererseits sei es sehr niedrig gewesen: "Bei uns braucht man ja fast eine Leiter, um sich schlafen zu legen."6. Alevtina V. Zeloval'nikova, eine seit 1947 in Kaliningrad lebende Lehrerin und Komsomolfunktionärin, ging in ihrem Interview ganz systematisch auf das ein, was hier als Invarianten bezeichnet wird. Als Erstes betonte sie, dass "die Stadt sehr sauber" war und sie von den gepflasterten Gehwegen besonders beeindruckt gewesen sei, auf denen sich keine Pfützen bildeten. Ihre Unzufriedenheit mit dem Zustand von Sauberkeit und Ordnung in Kaliningrad brachte sie mit einem Witz auf den Punkt, der "nicht von ungefähr" eines Tages in Umlauf gebracht worden sei und sich in freier Übersetzung etwa so erzählen lässt: Die Deutschen drohten mit der Rücknahme von Königsberg. Die Russen reagierten recht gelassen und konterten, dass sie ohne Weiteres in der Lage seien, nach Königsberg auch aus Berlin eine Stadt zu machen, die man nicht mehr wieder erkennt. Das Zweite, woran sie sich erinnere, seien die Blumen: "Die ganze Stadt versank in Blumen. Jedes Haus besaß einen Vorgarten mit Blumen und Ziersträuchern. […] Man kann sagen, dass jeder dieser Vorgärten ein kleines Kunstwerk war." Als Drittes habe sie der Umstand beeindruckt, dass sie im ganzen Kaliningrader Gebiet nicht ein einziges Holzhaus gesehen habe.
  6. Die pädagogische Direktorin der Schule, an der sie als Lehrerin arbeitete, habe sich "zusammen mit ihrem Mann in einer zweistöckigen deutschen Villa niedergelassen, deren Ausstattung noch komplett vorhanden war". Das dort vorgefundene Kristall und andere hochwertige Gebrauchsgegenstände haben sie in den ersten Nachkriegsjahren verkaufen und mit dem Erlös Lebensmittel erwerben können.7. Vladimir D. Fomin, 1946 in das Kaliningrader Gebiet gekommen und als Abteilungsleiter in der Bernsteinfabrik "Jantar" tätig, betonte die Schönheit der Stadt Königsberg und erinnerte sich insbesondere an die zahlreichen Denkmale – Skulpturen aus Bronze – sowie großflächige Reliefs. Es sei "nicht nötig" gewesen, "die deutschen Denkmale abzutragen", betonte er.

Die Durchsicht der Unterlagen des Projekts der Kaliningrader Staatlichen Universität in den 1990er-Jahren lieferte mehr als nur Indizien für die mittelbare und unmittelbare Wirkung der Reste deutscher Kultur (Invarianten) sowohl auf den Einzelnen, als auch auf die Gesellschaft der Neusiedler im ehemaligen Ostpreußen. Darüber hinaus zeigte es sich, dass die von Jruij Kostjašov behauptete "Ablehnung" des deutschen historisch-kulturellen Erbes sich durch die Aussagen der Neusiedler nicht belegen lässt. Nicht selten brachten die Interviewten ihr Bedauern darüber zum Ausdruck, damals so viel "Deutsches" einfach zerstört worden sei. So lassen die Interviews bestenfalls den Schluss zu, dass die Ankommenden nicht in der Lage waren, dieses Erbe "anzunehmen". Welchen Anteil daran die massive Indoktrination der Herrschenden in einem totalitären System und welchen die Scheu der Beherrschten vor einer fremden Kultur hatte, sollte von Vorurteilen freie Forschung heute klären können. Zumindest in Deutschland gibt es ja inzwischen "eine neue Generation der Enkel, die mit frischem, unverkrampftem Blick nach Osten schaut", wie die Herausgeber des bereits erwähnten Sammelbandes "Die Deutschen im Osten Europas" feststellen. Es erscheint daher sinnvoll, im Kaliningrader Gebiet eine professionelle Befragung von Neusiedlern und deren Nachkommen durchzuführen, auch wenn die Nachwirkungen totalitärer Indoktrination noch immer die Erinnerungen von Zeitzeugen prägen. Darüber hinaus sollten anhand von ausgewählten Invarianten mit hoher Symbolkraft, wie zum Beispiel dem Schloss, Methoden und Argumentationsweisen von Partei und Administration bei der Zerstörung und Verdrängung der Reste deutscher Kultur auf der Grundlage überlieferter schriftlicher Quellen analysiert und deren Langzeitwirkung untersucht werden.

Bei den Wahlen für das Stadtparlament in Königsberg am 7. Februar 1937 erreichten die Nationalsozialisten mit 54 % die absolute Mehrheit. Und bald stand Ostpreußen mit 56,5 % für die NSDAP an der Spitze aller Reichstagswahlkreise. Nach dem 14. Juli 1933 gab es nur noch eine Partei.

In Ostpreußen manifestierten sich die neuen Machtverhältnisse auch im Raum der Kirche. Mit der Einsetzung von Staatskommissar Jäger war Generalsuperintendent D. Paul Gennrich zum 1. Juli 1933 abgesetzt worden. Ähnlich erging es Hans Joachim Iwand, Universitäts-Dozent und Studieninspektor am Lutherstift in Königsberg. Die neue Synode wählte Gauleiter Ernst Koch (1896-1986) zu ihrem Präses. Da er in seiner Jugend dem CVJM in Wuppertal-Elberfeld angehört hatte und Sympathien für die Evangelische Kirche zeigte, schenkten ihm viele Pfarrer und Gemeinden Vertrauen. Nach den schwierigen Jahren der Weimarer Republik schienen Staat und Kirche zu einem neuen Miteinander gekommen zu sein. Am 5. Oktober betrat Fritz Kessel, Pfarrer aus Berlin-Spandau, die kirchenpolitische Bühne in Ostpreußen.

Fritz Karl Rudolf Fedor Kessel wurde am 10. März 1887 in Niewodnik, Kr. Falkenberg (Oberschlesien) geboren. Sein Vater war zunächst Bergmann, später Gutsinspektor in der Nähe von Oppeln. Als einziger Evangelischer hatte der Junge in der Schule einen schweren Stand. Ursprünglich wollte er auch einen Beruf im Bergbau erlernen. Ein Stipendium der Zechengesellschaft ermöglichte ihm den Besuch des Gymnasiums. Unterstützt von seinem älteren Bruder studierte er Evangelische Theologie in Königsberg, Heidelberg und Breslau. Nach dem Ersten Theologischen Examen am 1. Dezember 1912 wurde er Vikar in Waldau/ Oberlausitz. Von 1914 bis 1917 nahm er als Kriegsfreiwilliger bei den Lübbener Dragonern bis zu einer Verwundung (Verdun) am Ersten Weltkrieg teil. Am 31. März 1917 wurde er nach dem Zweiten Examen ordiniert und übernahm eine Pfarrstelle in Kaltwasser/ Kr. Lübben (Schlesien). Schon während des Studiums hatte sich öfters zu Arbeitsbesuchen im Zoologischen Museum der Universität Breslau aufgehalten.

Eine große Veränderung trat mit dem Jahr 1920 ein. Kessel ließ sich nach Brasilien aussenden und wurde Pfarrer in Badenfurt (Santa Catarina), wo sich deutsche evangelische Auswanderer niedergelassen hatten. Drei Jahre lang versorgte er die aus mehreren Ortschaften bestehende Gemeinde. In einem Rückblick aus den 50er Jahren werden Unstimmigkeiten und Spaltungen erwähnt. Anschließend ließ Kessel sich beurlauben, um in Rio de Janeiro für die „Deutsche Einheitsfront im Ausland“ tätig zu sein. Außerdem arbeitete er im Bankensektor. Bemerkenswert ist, dass die brasilianische Fauna sein entomologisches Interesse geweckt hat. 1932 veröffentlichte er im Verlag Friedländer & Sohn (Berlin) eine wissenschaftliche Studie: „Fauna brasiliensis coleopterologica“. 1925 kehrte er nach Deutschland zurück und verwaltet vom 1. Januar 1926 an die Pfarrstelle in Parchwitz/ Schlesien. In diesen Jahren starben seine (erste) Frau und drei seiner fünf Kinder. Zum 1. September 1928 übernahm er die zweite Pfarrstelle an St. Nicolai in Berlin-Spandau. Sein damaliger Kollege Pfr. Blenn beschrieb 1948 Kessel als geschickten Rhetoriker. Allerdings mangele es ihm an Eindeutigkeit. Er könne verbindlich sein, dann aber auch fanatisch und jähzornig. Vor allem vermisse er bei ihm die Voraussetzungen für die Aufgabe eines Seelsorgers und Gemeindepfarrers (biblische Orientierung). Vielmehr sei er erfüllt gewesen von politischem Ehrgeiz. In der Berliner Gemeinde trug er die Spitznamen „Revolverpastor von Spandau“ bzw. „Piff-Paff-Päffchen-Beffgen“, weil er stets eine Waffe mit sich führte und sie auch zur Warnung eingesetzt haben soll. Preußen bzw. Friedrich II. nahmen im geistig-politischen Horizont Fritz Kessels einen orientierenden Platz ein. Der Ausgang des Ersten Weltkrieges, der Zusammenbruch der politischen und kirchlichen Strukturen müssen ihn sehr getroffen haben, so dass sich seine Hoffnungen auf eine „nationale Auferstehung“ konzentrierten. Bis 1928 war Kessel Mitglied der DNVP, trat dann aber der NSDAP bei. 1932 gehörte er zu den Mitbegründern der „Glaubensbewegung Deutsche Christen“. In dieser Kirchenpartei war er Reichsreferent für Propaganda und Schulung, „ein großer Trommler für die NSDAP“. Über eine Wahlveranstaltung aus jener Zeit (1932) mit Kessel als Hauptredner schrieb Agnes von Zahn-Harnack in der Voßischen Zeitung: „Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Ergebnis war erschreckend. Erschreckend in seinem Inhalt, fast noch erschreckender durch die demagogische Form, in der die Gedanken vorgetragen wurden“. Abstoßend sei neben der verschwommenen Gedankenführung „der geradezu fessellose Antisemitismus des Redners“. 1933 stieg Kessel im Konsistorium in Berlin zum theologischen Hilfsreferenten auf. Als die DC nach den gewonnenen Kirchenwahlen (Juli 1933) auf die Stellenpolitik Einfluss nehmen konnten, wurde Kessel gegen den Willen von Gauleiter Koch zum Bischof der Provinz Ostpreußen mit Sitz in Königsberg berufen. Der Bischof bezog eine Villa in Maraunenhof.

Das Bischofsamt war in Ostpreußen ein Novum. Zwar hatte Friedrich I. im Zusammenhang seiner Krönung zum König in Preußen 1701 den reformierten Pfarrer Ursinus und seinen lutherischen Kollegen Bernhard von Sanden in den Bischofsstand erhoben. Und 1829 wurde Ludwig Ernst von Borowski (1740-1831) sogar den Titel „Erzbischof“ verliehen. In der Kirchenverfassung blieb jedoch der Titel „summus episcopus“ dem Landesherrn vorbehalten, während der Generalsuperintendent und die Superintendenten die geistliche Obrigkeit des Konsistoriums repräsentierten. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges war das landeskirchliche System obsolet geworden. Nun sollte nach den Vorstellungen der DC das Führerprinzip die Kirchenstruktur bestimmen. Daher die Aufnahme des Bischoftitels (als Ausdruck einer „Befehlsgewalt“) für die Reichskirche und die Kirchen in den ehemals preußischen Provinzen.

Den Reformationstag 1933 nimmt der neue Bischof zum Anlass, um zusammen mit Gauleiter Koch im Königsberger Schlosshof in demonstrativer Einigkeit die „Selbstgleichschaltung“ (Günter Brakelmann) der Evangelischen Kirche zu offenbaren. Während die Rede des Gauleiters, von seinem ghost-writer Otto Weber-Krohse konzipiert, auf den Tag einging, muss der Auftritt Kessels von irritierender Art gewesen sein. Seine Rede entbehrte jeder theologischen Reflexion und war ein Appell zum Glauben an den Nationalsozialismus. Damit hatte der Bischof gleich zu Beginn seines Wirkens viel Vertrauen verloren. Dennoch ging er unbeirrt daran, die Ziele der DC umzusetzen.

Wie der Umbau der Kirche gedacht war, zeigt das Schicksal des Predigerseminars (Ausbildungsstätte der Vikare). Von Carlshof (bei Lötzen in Masuren) war es 1928 nach Klein-Neuhof (bei Rastenburg) umgezogen und hatte sich unter Lic. Johannes Besch als eine in Kirche und Gemeinden geschätzte Einrichtung profiliert. Ab Oktober 1933 entstand unter der Leitung des DC-Pfarrers Wilhelm Brachmann in Klein-Neuhof ein „Versuchsseminar“. Es unterstand dem Reichsbischof. Hier sollten Kandidaten aus allen preußischen Landesteilen ausgebildet werden: eine „braune Pfarrer-Elite“ bzw. „Offiziere im Talar“. Die theologischen Studien wurden ergänzt durch Behandlung der Werke von u.a. Wilhelm Stapel, Oswald Spengler, Möller van den Bruck, Alfred Rosenberg (Mythos) oder H.F.K. Günther (Rassenkunde). Morgengymnastik, Wehrsport und zweimal täglich Flaggenparaden gehörten zum Alltag. Moderate Inspektoren wurden durch systemkonforme ersetzt. Von Brachmann war z.B. folgende Botschaft zu hören:

Das deutsche Reich „ist das allervorletzte vor dem allerletzten, das kommt, wenn das Reich der Himmel über die Völker hereinbricht. Bis dahin heißt für das Reich Gottes leben nichts anderes, als bereit sein, für Deutschland zu leben … Für das Reich Gottes arbeiten heißt: ausschließlich bereit sein für Deutschland. Wer für Deutschland lebt und stirbt, der hat einst ewiges Leben. Kein anderer in Deutschland“.

Mangelnder Respekt vor den Traditionen der Kirche, diffamierender Umgang mit der Arbeit ausgewiesener theologischer Lehrer und eine wüste Mischung aus politischen und religiösen Bruchsteinen sorgten dafür, dass das Predigerseminar in Ostpreußen jeglichen Rückhalt verlor. Als einige Kandidaten sich der Leitung verweigerten, kam es zu einem Eklat .

Das Beispiel „Predigerseminar“ kann als symptomatisch für das autoritäre und rüde Auftreten der neuen Kirchenleitung angesehen werden. Bischof Kessel zeigte wenig Sensibilität im Umgang mit der ostpreußischen Pfarrerschaft. So bestimmte eine angespannte Atmosphäre die Tagesordnung und ließ innerkirchlichen Widerstand aufkommen. Die Konfrontationen eskalierten. Dazu gehörte u.a. der Konflikt um das Lutherheim in Königsberg, das Kessel unter allen Umständen unter DC-Einfluss bringen wollte. Bald gehörten in der Evangelischen Kirche Ostpreußens Amtsenthebungen, Gehaltskürzungen, Versetzungen und Ausweisungen aus Ostpreußen zum kirchlichen Alltag.

Die Biographie von Pfarrer Fritz Rzadtki (1887-1972) veranschaulicht das Vorgehen der unter DC-Einfluß stehenden Kirchenleitung. Weil er einem Zeitungsartikel des Gauleiters der Grenzmark, Wilhelm Kube, widersprochen hatte, war er wochenlang im KZ Sonnenburg inhaftiert und wurde danach in die Johannisburger Heide (Turoscheln) versetzt. Er hat sich sehr für den Konsens zwischen ostpreußischem Bruderrat und den Brüdern im Westen eingesetzt. Später wurde er in das Amt des Superintendenten von Allenstein berufen.

Die kirchenpolitischen Maßnahmen zur Konsolidierung der neuen Strukturen fanden im sog. „Maulkorberlass“ des Reichsbischofs vom 4. Januar 1934 (in Anlehnung an das sog. „Heimtückegesetz“) einen Höhepunkt. Verboten wurde jegliche interne Kritik an der Amtsführung der neuen Kirchenleitung. Außerdem wurden alle evangelischen Geistlichen aufgefordert, sich rückhaltlos zum NS-Staat zu bekennen und das Führerprinzip zu bejahen.

Kennzeichnend für das „neue theologische Denken“ der DC war die Konvergenz von Evangelium und aktueller politischer Konstellation. Die historische Erscheinung des Nationalsozialismus und sein Führer wurden in den Rang einer Offenbarungsquelle erhoben. Davon handelt eine Predigt über Johannes 6, 63 („Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben“), die Bischof Kessel 1935 in Osterode (Ostpr.) gehalten hat: „Wenn von uns in der Kirche verlangt wird, daß wir etwa ein neues Bekenntnis aus dem Jahre 1935 geben, dann muß ich sagen: Wir wollen das gar nicht, denn wir wissen, dass der Reichtum Gottes, der Geist und Leben ist, niemals in dieses Bekenntnis eingefangen werden könnte, sondern mitten hindurch gehen muß. Wir möchten nur das eine sagen: Kehre dich ab von der Theorie, von der Meinung der Sicherung und spring in getrostem Glauben auf Gott und den Heiland ins Ungewisse hinein, aber nicht so, wenn du diesen Sprung tust, daß du weißt, er wird dich auffangen“. Ohne Rücksicht auf Tradition und Bekenntnis solle man sich dem „Ruf des Volkes“, das durch den Nationalsozialismus erneuert worden ist, öffnen. „Seht ihr denn nicht das Neuwerden des Volkes, das geheimnisvolle Walten der Macht, die Geist und Leben ist und dem Führer gibt, daß alle Anschläge seiner Feinde zunichte werden?“ „Wagnis des Glaubens“ heiße das Gebot der Stunde.

Die kirchenpolitische Entwicklung in Deutschland hatte im Verlauf des Jahres 1933 zu einer ersten Klärung der Fronten geführt. Im September gründete Martin Niemöller mit Freunden den sog. Pfarrernotbund, dem bald mehr als 6000 Pfarrer angehörten. Erklärte Ziele waren u.a. die Verpflichtung auf Bibel und Bekenntnis, die Zurückweisung des Arierparagraphen und die Ablehnung der DC-Ideologie. Mit äußerster Skepsis reagierte die kirchliche Opposition auf die Versuche der DC-geleiteten Kirchen, den NS-Staat und seine obersten Repräsentanten als Offenbarung Gottes zu proklamieren.

In Ostpreußen haben die Ereignisse die abwartende Haltung in der Pfarrerschaft unterbrochen und aktive Reaktionen provoziert. Am 28. November 1933 konstituierte sich nach dem Vorbild in westlichen Landeskirchen ein Kreis, der politisch und theologisch zur DC auf Distanz ging. Aus diesem Kreis bildete sich Anfang 1934 die „Kirchliche Arbeitsgemeinschaft“ als regionaler Zweig der Bekennenden Kirche (= BK) in Ostpreußen. Den Vorsitz übernahm Pfr. Theodor Kuessner (1896-1984), der als geistlicher Leiter dem Masurischen Diakonissenmutterhaus Bethanien in Lötzen vorstand. Kuessner vertrat einen ausgleichenden Kurs und betonte gegenüber der BK im Westen ein Luthertum mit ostpreußischem Profil. Obgleich kein Nationalsozialist, stellte er sich auf die Seite des „nationalen Aufbruchs“ und pflegte gute Kontakte zu Gauleiter Koch. Die theologische Meinungsbildung in der Arbeitsgemeinschaft lebte von den starken Impulsen, die H.J.Iwand, J.Schniewind und M.Noth, Professoren an der Königsberger Fakultät, gaben. Ihnen lag diplomatische Zurückhaltung oder dezisionistisches Verhalten mehr als ferne.

Von Königsberg breitete sich das oppositionelle Denken schnell in die Provinz aus und fand große Zustimmung in den Gemeinden. In der kirchlichen Zeitung „Evangelisches Volksblatt für die Ostmark“ (später: Evangelisches Volksblatt für Ostpreußen; Herausgeber war Superintendent Wilhelm Schmidt, Königsberg/ reformierte Burgkirche) hatte die Bekennende Kirche ein viel gelesenes Medium. In der Beurteilung der kirchlichen Lage war man sich mit der gesamten BK in Deutschland einig, auch wenn von ostpreußischer Seite auf die eigene Perspektive Wert gelegt wurde.

Derweilen hatte sich die DC immer weiter ins Abseits manövriert. Ihr Verfall begann mit der Sportpalast-Kundgebung am 13. November 1933 in Berlin. Vor über 20 000 Menschen polemisierte der Hauptredner, Dr. Reinhold Krause, in gröbster Weise gegen das Christentum und forderte einen völkischen Glauben. Massive Proteste, Austritte, Aufspaltungen und Flügelkämpfe waren die Folgen. In der ostpreußischen Kirche wuchs die Ablehnung Müllers als Reichbischof. Ein Großteil der Pfarrer und viele Hochschullehrer forderten ihn zum Rücktritt auf. Sie wollten die politischen Anbiederungen und theologischen Verzerrungen nicht länger mittragen. Müller hingegen hüllte sich in Schweigen und antwortete nicht. Seine Hilfstruppe, die DC, splitterte sich auf und büßte allenthalben die Macht ein. Das merkte auch Bischof Kessel und verschärfte seinen autoritären Führungsstil. Die Gemeinden reagierten auf ihre Weise. Wenn der Bischof zu Gottesdiensten oder Versammlungen erschien, boykottierten sie seine Anwesenheit.

Inzwischen hatte in Wuppertal-Barmen (29.-31. Mai 1934) die Erste Bekenntnis-Synode getagt und mit der „Theologischen Erklärung“ ein deutliches Signal gesetzt. Die Synode lehnte das Führerprinzip ab und wählte einen aus zwölf Vertretern bestehenden „Bruderrat“. In einer Erklärung zur Rechtslage wurde dem aktuellen Kirchenregiment bestritten, rechtmäßige Kirchenleitung zu sein. Gegen die Gleichschaltungspolitik des Reichsbischofs richtete sich die Feststellung, dass die äußere Ordnung der Kirche nicht von ihrem Bekenntnis geschieden werden könne. Aus Ostpreußen hatte in Barmen nur Pfr. Otto Glüer / Groß-Schmückwalde als Gast teilgenommen. Die Barmer Erklärung hat noch im Juni 1934 große Zustimmung auf einer Kundgebung in Königsberg erfahren. Mit der sog. Knochensynode am 13. September 1934 begann der Weg der BK in Ostpreußen. Am 20. Oktober 1934 wurde auf der BK-Synode von Berlin-Dahlem das kirchliche Notrecht verkündet, ein Schritt, der den DC-Kirchenleitungen die Gefolgschaft aufkündigte und eine rechtliche Basis für die BK formulierte.

Als Reaktion der Kirchenleitung erfuhren die Hauptbeteiligten, u.a. Pfr. Leopold Beckmann, Gehaltskürzung und Amtsenthebung. Unterdessen nahm die Durchsetzung kirchenpolitischer Vorstellungen des Nationalsozialismus ihren Fortgang. Die Ariergesetze wurden strikt angewandt. Pfarrer, Kirchenbeamte, Organisten (in Königsberg u.a. die Kirchenmusiker Altmann/ Burgkirche und Maschke/ Luisenkirche), die einen nichtarischen Hintergrund hatten, wurden zwangspensioniert. Kirchliche Veranstaltungen in öffentlichen Räumen waren seit dem 7. Dezember 1934 verboten. Das Lutherheim (Hindenburgstraße 11), Zentrum der BK unter den Studenten, wurde aufgrund einer vorgetäuschten Insolvenz geschlossen (vgl. Koschorke 193ff; Burdach 264ff). Sein Inspektor (seit 1923), Hans Joachim Iwand, wurde im Herbst 1934 nach Riga „abgeordnet“.

Die Problematik der Amtsführung Bischof Kessels offenbarte sich in wachsenden Konflikten mit der BK. Exemplarisch kam die Unversöhnlichkeit der theologischen Standpunkte und der Kirchenverständnisse im „Fall Iwand“ zur Sprache.

Hans Joachim Iwand (1899-1960) hatte als theologischer Lehrer großen Rückhalt in der Studenten- wie in der Pfarrerschaft. Kessels Angriffe auf das Lutherheim galten in Wahrheit dessen Inspektor. Er forderte die Abberufung Iwands, weil dessen Theologie für die ostpreußische Kirche „untragbar“ sei. Ihm wurde vorgeworfen, er mache aus dem Studentenheim eine „Domäne der Dialektischen Theologie …, die gegen die Realitäten Staat, Volk, Nation, Blut und Rasse stand. Im Juni 1934 war es im Predigerseminar Klein-Neuhof zu einer „Revolte“ gekommen. Sechs Kandidaten verweigerten gegenüber dem Reichsbischof die Erklärung unbedingten Gehorsams. Diese Unbotmäßigkeit wurde Iwand angelastet. In dieser Zeit hatte ihn die Anfrage erreicht, ob er in Riga die Vertretung einer Dozentur für Neues Testament übernehmen könne. Weil er keine Möglichkeit sah, die fortwährenden Auseinandersetzungen in Königsberg zu beenden und die Atmosphäre des Misstrauens und der Intrigen („Es gibt hier einen lic. theol. Iwand, der mit einer Jüdin verheiratet ist und dessen Kinder Nichtarier sind“. Im Übrigen sei er „von der nur vorübergehenden Bedeutung des Nationalsozialismus“ überzeugt.) ihn belasteten, entschloss er sich Ostpreußen zu verlassen. Er bot dem Bischof den Rücktritt von seiner Funktion als Studieninspektor an und erhielt von diesem auch „grünes Licht“ für die neue Aufgabe. Mit Rücksicht auf die laufenden Verhandlungen hatte er sich in jenen Wochen zurückgehalten. Unvermutet kam plötzlich in die Umzugsvorbereitungen der Familie Iwand vom Reichserziehungsministerium in Berlin ein Widerruf der Berufung. Ebenso plötzlich wurde dann die Anordnung (der „Befehl“) erteilt, Iwand solle dem Ruf folgen. Es war der Tag nach der Entlassung von Staatskommissar Jäger (26. Oktober 1934). Dieses „Tauziehen“ macht deutlich, dass Bischof Kessel Iwand los werden wollte, aber keine Gelegenheit ausließ, ihm Hindernisse in den Weg zu legen. Andererseits wollte die DC-Kirchenleitung in Ostpreußen Iwand nicht zum Märtyrer machen.

Iwands Lehrauftrag in Riga war begrenzt. Im März 1935 wurde ihm plötzlich die „venia legendi“ aufgrund von § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom April 1933 entzogen und zugleich die Stelle in Königsberg aufgrund von Sparmaßnahmen gestrichen. Weitere Denunziationen über staatskritische Äußerungen hatten Iwands Tätigkeit in Riga sabotiert. Er übernahm die Leitung des neu gegründeten Predigerseminars der BK in Blöstau (bei Konradswalde, 20 KM nordöstlich von Königsberg), wurde aber bald mit Redeverbot belegt und aus Ostpreußen ausgewiesen.

Aktenkundig sind auch andere Konflikte, die Bischof Kessel in der Regel mit Gewaltmaßnahmen in seinem Sinne „löste“, z.T. mit Hilfe der Polizei und brachialer Gewalt.

Vikare (Marienfeld, Zürcher), die eine Verpflichtung zu unbedingtem Gehorsam, ablehnten, wurden nicht ordiniert. Marienfeld blieb „Zielscheibe“ von Anfeindungen, solange Kessel in Ostpreußen wirkte.

Pfarrer, die der BK angehörten und dem Bischof widersprochen hatten, wurden (straf-)versetzt. Sie mussten das Pfarrhaus räumen bzw. wurden mit Polizeigewalt des Ortes verwiesen. Der Vorsitzende des ostpreußischen Pfarrervereins, Helmut Guddas, wurde bereits am 1. August 1934 nach Rostow/ Pommern strafversetzt. Pfarrer, die ihren Irrtum erkannt hatten und aus der DC austraten und in die BK eintraten, wurden von ihren ehemaligen Gesinnungsgenossen diffamiert. Die Mitglieder des Bruderrates (u.a. Leopold Beckmann/ Königsberg-Ponarth) erfuhren besondere Sanktionen. So wurde Beckmann seines Amtes enthoben, fand aber „Zuflucht“ im Löbenichtschen Gemeindehaus (Pfr. Hugo Linck).

Im Vorstand des Diakonissenmutterhauses Bethanien (Lötzen) hatte Kessel ebenso den Vorsitz wie im Krankenhaus der Barmherzigkeit (Königsberg) oder im Ostpreußischen Provinzialverein für Innere Mission. Durch Drohungen, Unsachlichkeit und autoritäres Verhalten versuchte er die Gremien einzuschüchtern und ihm unbequeme Mitglieder auszuschließen.

Rundfunkpredigten mussten dem Bischof zur politischen Zensur vorgelegt werden. Hugo Linck hatte in einer Predigt über Psalm 139 zu Vers 6 („Solche Erkenntnis (im Blick auf Gott - U.Sch.) ist mir zu wunderbar und zu hoch; ich kann sie nicht begreifen“.) u.a. geschrieben: „Unser Wissen ist Stückwerk, unser Wille Stümperei“. Kessel notierte am Rand: „Diesen Satz bitte ich nicht zu sprechen, er widerspricht dem Aufbruch unseres Volkes“.

Wo Kessel bei Veranstaltungen oder Gottesdiensten auftrat, ist es mehrfach zu Handgemenge oder sogar Schlägereien gekommen. Gemeinden haben im Vorhinein mit Boykott und Protest reagiert bzw. haben sich umgehend der BK angeschlossen. Als Kessel einmal einen Vortrag halten wollte, hat die Gemeinde die Kirche verschlossen und dafür gesorgt, dass die Veranstaltung fast ohne Zuhörer im Gasthaus stattfinden musste. In Goldap wurden die DC-Kirchenältesten, als sie für einen Gottesdienst mit Bischof Kessel warben, gefragt, ob die Orts-Pfarrer auch kämen. Auf die verneinende Antwort folgte die Replik: „Geht Hirt nicht, geht Schaf auch nicht“.

Im September 1935 veröffentlichte Kessel „Leitsätze für eine Neuordnung der Deutschen Evangelischen Kirche“, mit denen er seine „theologische Vision“ entfaltete. Darin forderte er nach einem einleitenden Lutherzitat aus dem Großen Katechismus das Ende aller Streitereien und Machtkämpfe. Dann heißt es: „Jeder Mensch trägt seine Gottheit als einen persönlichen Besitz in sich. Eines Menschen Zuflucht, Heimstatt und persönlicher Besitz kann niemals Gegenstand des Richtens und Aburteilens sein“. Wer nach Jesu Gebot der Liebe lebe, sei „mit Christus eine Person geworden“. Der Neubau der Evangelischen Kirche müsse auf der Grundlage des Nationalsozialismus geschehen. „Wie Gott zu den Vätern geredet hat, so hat er zuletzt zu uns geredet durch den Aufbruch des deutschen Volkes zum nationalsozialistischen Reich“. Es folgen Ausführungen, in denen die ideologischen Umdeutungen der Theologie Ausdruck finden. „Im Mittelpunkt des deutschen Christenglaubens steht nicht die Bibel, steht auch nicht der Jesus von Nazareth, der vor 2000 Jahren gelebt hat – im Mittelpunkt des deutschen Christenglaubens steht das religiöse Glaubens- und Gedankengut, das die deutsche Seele in der Zeit nach der Christianisierung geschaffen hat und in Zukunft schaffen wird … Die Spuren seines (Christi) Leidens und Lebens trägt Deutschland an seinem Leibe. Darnach ist bei der Begegnung von deutschen Menschen nicht entscheidend, wie sie ihren Glauben formulieren und aussprechen, sondern das Ereignis der Begegnung selbst, in dem wir aufgerufen sind, mitlebender und mitleidender Bruder des anderen zu sein. In diesem Aufruf haben wir Gottes lebendiges Wort unter uns. So wird Gott Mensch. Das ist gegenwärtiger Christus-Glaube“.