e-Portfolio von Michael Lausberg
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Glaubenskampf zwischen Katholiken und Protestanten

Von Margarete Lausberg

Jean Calvin und die französische Reformation

Jean Calvin gab der französischen Reformation ihr theologisches System. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Paris wurde Calvin ungefähr im Jahre 1533 ein leidenschaftlicher Anhänger der Reformation.[1] Im Haus seines Wohnungsgebers, des reichen Tuchhändlers Étienne de la Forge, der Martin Luthers Gedanken verbreitete, traf sich heimlich ein Kreis „Evangelischer“ Christen. Dazu gehörte auch Gérard Roussel, Prediger am Hof des Königs. Roussel floh in der Folgezeit aus Frankreich, wo er der Häresie angeklagt wurde, und verbrachte einige Jahre in Straßburg bei Wolfgang Capito. 1535 kehrte er auf Einladung des französischen König Franz I. zurück und wurde Bischof von Oléron (1536), wo er den Schutz Margarete von Angoulême genoss. Als Bischof hielt er zahlreiche Predigten und betonte das Studium der Bibel und die Abendmahlfeier, wofür er von der Sorbonne verdammt wurde. Roussel starb in Mauléon an seinen Verletzungen, die ihm ein katholischer Fanatiker beim Angriff auf die Kanzel, von der er predigte, mit einer Axt zugefügt hatte. Calvin, der an diesen Versammlungen teilnahm, beschäftigte sich mit der reformatorischen Lehre. Im April 1532 veröffentlichte er als erste Frucht seiner humanistischen Studien einen Kommentar zu Senecas De clementia („Über die Milde“), der Kritik an dem großen Humanisten Erasmus von Rotterdam übte naturgemäß aber nur für ein kleines Publikum bestimmt war.

Als in Paris der Verfolgungsdruck des Katholizismus zu stark wurde, siedelte er im Jahre 1535 nach Basel über. Mit Louis du Tillet reist Calvin Ende März 1536 über die Alpen in die Lombardei, um mit Renate von Frankreich, der Schwester Franz I. eine persönliche Bekanntschaft anzuknüpfen. Ihr Hof in Ferrara war ein Sammelpunkt für Künstler und Gelehrte, aber auch der Zufluchtsort für verfolgte Protestanten. Dort begegneten sie unter anderem dem bekannten Dichter Clément Marot, der im Herbst 1534 aus Paris nach Ferrara geflohen war. Auf einer Reise zu seinen Geschwistern kommt er durch Genf und wird vom dortigen Reformator Farel aufgehalten und eindringlich gebeten, beim Aufbau der Reformation in Genf mitzuhelfen. Nach einigem Zögern willigt Calvin ein.

Guillaume Farel ist neben Calvin ein weiterer wichtiger Theoretiker der Reformation in Frankreich.[2] Er wandte sich während seiner Studienzeit an der Sorbonne in Paris dem Evangelium zu, wie auch sein Professor Jacques Lefèvre d’Étaples (Jacobus Faber Stapulensis) wahrscheinlich 1519. Faber und Farel verkündigten in Paris mehrere Monate lang ungehindert das Evangelium. Faber verließ Paris aufgrund des großen Widerstandes gegen seine Lehre im November 1519. Die Abschriften der Leipziger Disputation zwischen Martin Luther und Johannes Eck wurden auch in Paris verbreitet. Das dortige Establishment verwarf die Lehrsätze von Luther. Seine Schriften wurden im April 1521 in den Straßen verbrannt. So ging Farel 1521 nach Meaux, vom Bischof Guillaume Briçonnet, einem Freund gemäßigter Reform, berufen.

Von da 1523 vertrieben, begab er sich nach Straßburg, Zürich, Bern und Basel. Seine öffentliche Disputation in Basel über die Unterscheidungslehren der römischen und evangelischen Kirche (1524) war sehr erfolgreich. Dennoch erzwangen seine Gegner bald darauf seine Entfernung. Farel reformierte seitdem in Montbéliard (1525), Aigle (1526), in der ganzen südwestlichen Schweiz, vorzugsweise in Neuenburg, wo 1530 die neue Lehre eingeführt wurde sowie als Folge davon in verschiedenen Neuenburger Landgemeinden.

Am 23. Oktober 1530 wurden nach einer Predigt von Farel materiell wertvolle Bilder, Altäre, Figuren und Kruzifixe in der Kathedrale unter Beteiligung der Priester von der Volksmenge zerstört. Die Forderung des Gouverneurs, man solle damit aufhören, wurde nicht befolgt. Das Volk wollte das Evangelium von Jesus Christus hören und hatte genug von lateinischer Messe und Litanei. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde eine Platte aus Messing angefertigt. In Genf konnte Farel erst 1533 festen Fuß fassen und verteidigte bei dem Religionsgespräch im Januar 1534 dem Rat gegenüber die reformierte Lehre so erfolgreich, dass der Genfer Rat im August 1535 die Reformation annahm. Von hoher Bedeutung für die Reformation in Genf war, dass Farel 1536 den durchreisenden Calvin zum Bleiben zu bewegen vermochte.

Als 1538 der Rigorismus beider Reformatoren ihre Ausweisung aus Genf bewirkt hatte, wählte Farel Neuenburg zum Hauptort seiner Tätigkeit; aber auch hier veranlasste sein rücksichtsloser Eifer Unruhen. Farel versuchte als Seelsorger, den zum Tode verurteilten Michael Servet zu einer Meinungsänderung zu veranlassen. Nach neuen Missionsreisen in Frankreich starb Farel.

Calvins Tätigkeit ist zunächst die Bibelauslegung, dann auch die Predigt und die Mithilfe bei der Organisation der Genfer Kirche.[3] 1537 macht Calvin einige Reformvorschläge, die dem Rat der Stadt aber zu weit gehen. Er führt den Psalmengesang und den katechetischen Unterricht ein und schreibt einen (an Luthers Kleinen Katechismus angelehnten) ersten Genfer Katechismus. Aber er fordert auch alle Einwohner Genfs auf, sich per Unterschrift zur Reformation zu bekennen.

In Genf wachsen vor allem deshalb die Spannungen zwischen den Altgläubigen und den reformatorisch Gesonnenen.[4] Bei Wahlen 1538 siegen die Reformgegner. Der Widerstand gegen Calvin wächst, und nach einigem Hin und Her werden Calvin und Farel Ostern 1538 ihres Amtes enthoben und aus Genf verwiesen, weil sie Ostern gepredigt hatten, obwohl ihnen das der Rat der Stadt verboten hatte. Im Jahre 1541 erließ der Rat der Stadt Genf eine von Calvin verfasste Kirchenordnung (Ordonnances ecclesiastiques), die von nun an das religiöse, sittliche und soziale Leben der Bürger Genfs regelten.

In seinem Hauptwerk „Institutio religionis christianae“[5], das im Jahre 1541 in französischer Sprache erschien, formte Calvin aus den umlaufenden Lehren ein einheitliches theoretisches Konstrukt, das sich zur geistigen Grundlage des Kalvinismus in Frankreich entwickelte. Dabei war Calvin von der Verfolgung seiner Glaubensgenossen in Frankreich bewegt und wollte darlegen, dass sie mitnichten Ketzer und Aufwiegler seien, sondern seriöse Erneuerer des biblischen Glaubens und der wahren Kirche. Er widmete die Institutio dem französischen König Franz I.. Calvin vollendete die Institutio, die zunächst sechs Kapitel umfasste, am 23. August 1535. Im März 1536 wurde sie dann beim Basler Buchdrucker Thomas Platter gedruckt und veröffentlicht.

Bis 1559 wurde die Institutio fortlaufend erweitert, wuchs zu einem als bedeutend geltenden Lehrwerk des christlichen Glaubens im reformatorischen Sinne heran und wurde zunächst ins Französische, dann später in viele andere Sprachen übersetzt. Anschließend übersetzte er die im Jahre 1539 auf 17 Kapitel erweiterte lateinische Ausgabe erstmals ins Französische und veröffentlichte diese Ausgabe im Jahr 1541. Eine weitere überarbeitete lateinische Ausgabe erschien 1543 mit 21 Kapiteln, die französische Übersetzung wurde im Jahr 1545 veröffentlicht. Bei der vorletzten Überarbeitung aus dem Jahr 1550 (französische Übersetzung: 1551) wurden die Kapitel zusätzlich wegen des großen Umfangs in Paragraphen unterteilt. Die letzte deutlich erweiterte Ausgabe der Institutio in Latein ließ Calvin durch den Genfer Buchdrucker Robert Estienne im Jahr 1559 publizieren, die französische Übersetzung erschien im Jahr 1560.[6]

In der „Christianae Religionis Institutio“ erläutert Calvin den für seine Lehre zentralen Begriff der Erwählung oder Prädestination:

"Gott hat in seinem ewigen und unwandelbaren Ratschluss einmal festgestellt, welche er einst zum Heil annehmen und welche er andererseits dem Verderben anheim geben will. Dieser Ratschluss ist, das behaupten wir, hinsichtlich der Erwählten auf Gottes unverdientes Erbarmen begründet, ohne jede Rücksicht auf menschliche Würdigkeit. Den Menschen aber, die er der Verdammnis überantwortet, denen schließt er nach seinem zwar gerechten und unwiderruflichen, aber unbegreiflichen Gericht den Zugang zum Leben zu! ... Wie aber der Herr seine Auserwählten durch die Berufung und Rechtfertigung kenntlich macht, so gibt er den Verworfenen durch ihren Ausschluss von der Erkenntnis seines Namens und der Heiligung seines Geistes wie durch Zeichen bekannt, was für ein Gericht ihrer wartet."[7]

Calvin verfasste Kommentare zu fast allen Büchern des Alten und Neuen Testamentes und theologische Traktate, in denen er die Reformation verteidigte oder seine eigene Position darlegte. Er entwickelte in seinen Schriften den Gedanken der Prädestination, die aus dem Glauben an die absolute Souveränität Gottes resultierende Erwählung oder Verwerfung des Menschen, die ausschließlich dem persönlichen Willen Gottes entsprang und vom menschlichen Handeln unabhängig war.[8] Wie die anderen Reformatoren ließ Calvin als Sakramente nur die Taufe und das Abendmahl gelten. Dieses ist ein wirksames Zeichen. In ihm ist Christus durch den Heiligen Geist gegenwärtig und wirksam. Die Predigt hat sakramentalen Charakter, denn sie macht den Glaubenden der Gemeinschaft mit Gott teilhaftig. Calvin konnte sich mit dem Vorschlag, das Abendmahl jeden Sonntag zu feiern, nicht durchsetzen. Daraufhin wurde es in Genf viermal im Jahr gefeiert. Das Innere der Kirchen war betont schlicht gehalten, um die Menschen nicht vom Wesentlichen – Schriftlesung, Predigt, Gebet, gemeinsames Singen – abzulenken. Calvin förderte das Kirchenlied, hauptsächlich Psalmen, die in Strophen- und Versform gebracht und vertont wurden. So gab er 1539 erstmals den Genfer Psalter heraus.

Die erste Konsequenz aus der Lehre Calvins war die außerordentlich starke Aufwertung der Laien in der Kirche durch Calvins Vierämterlehre.[9] Die Vierämterlehre ist eine theologische Lehre, die besagt, dass für die richtige Ordnung der Kirche vier Ämter notwendig seien. Sie geht auf den Straßburger Reformator Martin Bucer zurück und wurde vom Genfer Reformator Calvin zuerst in der Genfer Kirchenordnung von 1541 (revidiert 1561) in eine organisatorische Form gebracht. Calvin nennt unter Berufung auf das Neue Testament vier Ämter, die es in jeder Kirchengemeinde geben müsse: Pastoren oder Hirten (pasteurs), Lehrer (docteurs), Älteste (anciens) und Diakone (diacres). In diesen Ämtern differenzieren sich die verschiedenen Dienste, die in und von der Gemeinde wahrzunehmen sind. Sie sind einander nicht hierarchisch zugeordnet, sondern funktional definiert.

Aufgabe der Pastoren ist die Verkündigung von Gottes Wort und die Verwaltung der Sakramente sowie Ermahnung und Trost. Die Lehrer sorgen für die Unterweisung der Gemeinde im christlichen Glauben und für die Ausbildung des theologischen Nachwuchses. Die Ältesten (in Genf zugleich gewählte Mitglieder des weltlichen Rates der Stadt) leiten gemeinsam mit Pastoren und Lehrern die Gemeinde; insbesondere wirken sie bei der Kirchenzucht mit. Calvin legte damit eine Neuinterpretation des neutestamentlichen Presbyteramtes vor. Auftrag der Diakone schließlich ist es, die Armenfürsorge zu organisieren.

In seiner Institutio Christianae Religionis gab Calvin weitere theologische Begründungen für seine neue Ordnung.[10] Eigentlich sind nach der Institutio die Ämter von Pastoren und Lehrern nicht unterschieden, so dass in zahlreichen Kirchenordnungen) faktisch eine Dreiämterlehre verwirklicht ist. Die Aufgaben von Ältesten und Diakonen wurden von Calvin ebenfalls dort beschrieben.

Die Vierämterlehre Calvins wurde prägend für die Kirchenordnungen der reformierten Kirchen. Bei den Hugenotten, die sich als verfolgte Minderheitskirche auf keine staatlichen Institutionen stützen konnten, wurden die Ältesten von den erwachsenen männlichen Gemeindegliedern gewählt. Auch die Mitglieder der Nationalsynode und der Regionalsynoden wurden durch Wahl bestimmt. Dadurch wurde die Stellung der Laien in der Kirche und ihrer Leitung außerordentlich gestärkt. Durch die Vermittlung niederländisch-reformierter Christen wurde dies aber jenseits der Grenzen reformierter Kirchentümer in Teilen rezipiert (Weseler Konvent). Sie wurde eine Voraussetzung für die Verfassungsprinzipien des Presbyterianismus und des Kongregationalismus.

Die erwachsenen männlichen Gemeindeglieder wählten aus ihrer Mitte auf Zeit Älteste (Presbyter, Kirchengemeinderat), die zusammen mit den Geistlichen die Kirchengemeinden leiteten. In Genf waren die Ältesten zugleich gewählte Mitglieder des Rats der Stadt.[11] Die Hugenotten, die sich als verfolgte Minderheitskirche nicht auf weltliche Instanzen stützen konnten, ergänzten dieses Presbyterialsystem auf regionaler und nationaler Ebene durch gewählte Synoden, in denen die Laien und die Geistlichen ebenfalls gleichberechtigte Mitglieder waren.

Die anderen reformierten Kirchen übernahmen diese Kirchenordnung, teils mit einigen kleineren Veränderungen. Quäker, Baptisten und Methodisten sind in ähnlicher Weise organisiert. Somit praktizierten die von Calvin geprägten oder beeinflussten reformatorischen Christen eine kirchliche Selbstregierung, die eine repräsentative Demokratie darstellte.

Die Kirche ist für Calvin die „Mutter“ der Glaubenden.[12] Denn in der Kirche begegnen ihnen die Predigt des Wortes Gottes und die Sakramente. Calvin war es wichtig, dass die Kirche von den weltlichen Obrigkeiten unabhängig ist. In seiner Kirchenordnung von 1541 führte er nach dem Vorbild der urchristlichen Gemeinden das Amt der Ältesten (anciens) ein. Diese Ältesten waren zugleich Mitglieder des weltlichen Rates der Stadt Genf. Zusammen mit den Pfarrern (pasteurs. ministres), die für das gottesdienstliche Leben zuständig waren, bildeten sie das Konsistorium (consistoire), also eine Synode, d.h. eine selbständige Kirchenleitung. Weitere Ämter hatten die Lehrer (docteurs) inne, die für den kirchlichen Unterricht sorgten, und die Diakone (diacres), die die Armenpflege ausübten.[13]

Nach dem gewaltsamen Tod William Tyndales gewann Calvin mehr und mehr Einfluss auf die Reformation in England.[14] Er korrespondierte mit Eduard VI. und englischen Theologen. Nach der Gründung englischer Kolonien (ab 1609) in Nordamerika wurden die reformatorischen Kirchen dort zur beherrschenden Macht, insbesondere Kongregationalisten, Baptisten, Presbyterianer, Anglikaner (Episkopalisten), Quäker und Methodisten. Kleinere Gruppen bildeten Lutheraner und Mennoniten.

In Schottland zwang der puritanische Adel 1567 die katholische Königin Maria Stuart, zugunsten ihres protestantischen Sohns Jakobs VI. abzudanken. Das machte den Weg frei für die Reformation im Land. Er war von 1603 bis 1625 in Personalunion als Jakob I. auch König von England. Unter ihm und seinem Nachfolger Karl I. wurden die Dissenters, größtenteils puritanische oder separatistische Kongregationalisten (Independenten) hart verfolgt.

Im englischen Bürgerkrieg übernahmen sie unter Oliver Cromwell die Macht im Land und inaugurierten zeitweise ein autoritäres Regime. Wegen seiner absolutistischen Machtansprüche und der Begünstigung der Katholiken wurde Karl I. 1649 hingerichtet und das Land zu einer Republik (Commonwealth of England) erklärt. Aus denselben Gründen setzte das Parlament in der Glorious Revolution 1688 Jakob II. ab und übertrug die Königswürde – allerdings mit eingeschränkten Vollmachten – seiner Tochter Maria und ihrem Gemahl Wilhelm III. von Oranien. Beide waren Protestanten.

Damit waren die Grundzüge der englischen bzw. britischen Demokratie geschaffen. 1776 machten sich die amerikanischen Kolonien von Großbritannien unter Georg III. unabhängig. In allen diesen Revolutionen, die Meilensteine auf dem Weg zur neuzeitlichen Demokratie waren, spielte Calvins Staats- und Widerstandstheorie eine herausragende Rolle; jedes Mal handelten die Revolutionäre mit der Unterstützung der großen Mehrheit der jeweiligen Bevölkerung.

Calvinistisches Glauben und Denken trugen auch zum Entstehen der amerikanischen Demokratie – und der Menschenrechte – bei, und zwar durch die reformierte Bundestheologie (Föderaltheologie).[15] Durch seine Erwählung schließt Gott einen Bund oder Vertrag mit den Glaubenden, die dadurch zugleich miteinander zu einer Gemeinde zusammengeführt werden. Bei den Kongregationalisten verdichteten sich diese theokratischen Gedanken zur politischen Form der Demokratie, die aber in England nicht zu verwirklichen war. Die dort verfolgten separatistischen bzw. puritanischen Kongregationalisten, die ab 1620 in das spätere Massachusetts auswanderten, waren überzeugt, dass die Demokratie die „gottgemäße Staatsform“ ist (Pilgerväter, Mayflower-Vertrag)

In einigen nordamerikanischen Kolonien verbanden sich die demokratische Regierungsform und ihre bürgerlichen Freiheitsrechte mit dem zentralen Menschenrecht der Religionsfreiheit. Luther hatte das mittelalterliche Inquisitionsverfahren und die staatliche Verfolgung von Andersgläubigen verworfen. Der Glaube, so Luther, könne nicht erzwungen werden. Er sei ein Werk des Heiligen Geistes. Dieselbe Auffassung vertrat der Theologe Roger Williams, der 1636 die Kolonie Rhode Island schuf, die nach demokratischen Grundsätzen regiert wurde und uneingeschränkte Religionsfreiheit gewährte. Williams war zunächst Kongregationalist, später schloss er sich den Baptisten an. Auch die Kolonie Connecticut unter der Führung von Thomas Hooker, einem ebenfalls kongregationalistischen Theologen, verlangte von ihren Bürgern keine Glaubensprüfung. Zusammen mit Pennsylvania, einer Gründung des Quäkers William Penn (1682), wurden diese Kolonien Zufluchtsstätten für in Europa verfolgte religiöse Minderheiten, einschließlich Juden.

Anfang des 17. Jahrhunderts waren aus dem englischen Täufertum die baptistischen Kirchen entstanden. Baptisten wie John Smyth und Thomas Helwys forderten in Streitschriften vehement Glaubens- und Gewissensfreiheit.

Die amerikanische Revolution nährte sich auch aus Traditionen die auf Calvin zurückgingen. Daneben sind insbesondere die Ideen der Freimaurer oder der Aufklärung wiederzufinden.[16]

Calvin übte eine strenge Kirchenzucht aus, die von dem Betroffenen nicht als Strafe, sondern als Hilfe verstanden werden sollte.[17] Die Maßnahmen reichten je nach Schwere des Falles von Ermahnung bis zu Verbannung und Hinrichtung. Ihre Härte mag teilweise durch die großen Flüchtlingsströme motiviert gewesen sein. Zu den rund 10.000 Einwohnern von Genf kamen innerhalb von 30 Jahren etwa 15.000 Flüchtlinge hinzu, zumeist Hugenotten. Die Probleme, die dieser hohe Anstieg der Bevölkerung mit sich brachte, begünstigten die die Entscheidung zum Einsatz besonderer und harter Maßnahmen, die der Stadtrat und das Konsistorum je für sich durchsetzten. Calvin war in tiefer Sorge wegen der harten Verfolgung seiner hugenottischen Landsleute und der Waldenser in Südfrankreich, die sich der Reformation angeschlossen hatten.

Martin Luther und die Reformation

Im Oktober 1512 wurde Luther zum „Doctor Theologiae“ promoviert.[18] Er übernahm als Nachfolger von Staupitz den Lehrstuhl der „Lectura in Biblia“ (Bibelauslegung) an der Wittenberger Universität und behielt ihn bis zu seinem Lebensende.

In den folgenden Jahren hielt Luther Vorlesungen über die Psalmen und Paulusbriefe. Davon sind einige Originalmanuskripte und wörtliche Nachschriften erhalten. Sie erlauben es, Luthers Entwicklung bis zum Bruch mit den römisch-katholischen Lehren im Detail nachzuvollziehen. Er folgte anfangs noch dem Schema des „vierfachen Schriftsinns“ und deutete das Alte Testament allegorisch auf Christus.[19] Dabei hielt er sich an die überlieferte Bibeldeutung des Ockhamismus, Neuplatonismus, der Mystik oder der „Devotio moderna“, formte sie jedoch bereits ganz auf den Glauben des Einzelnen hin um. Dessen auswegloser Verlorenheit stellte er schon die unmittelbare Gnade Gottes gegenüber, noch ohne über deren Vermittlung durch Kirche und Sakramente, das Papsttum und kirchliche Dogmen nachzudenken.

1514 wurde Martin Luther zum Provinzialvikar ernannt und übernahm damit bereits in jungen Jahren zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit in Wittenberg Leitungsaufgaben in seinem Orden, die mit einer erheblichen Visitations- und Reisetätigkeit verbunden waren. Als Vikar unterstanden ihm elf Konvente, darunter sein ehemaliger Heimatkonvent in Erfurt, in dem er 1516 Johannes Lang zum Prior einsetzte.

In der Lutherforschung ist umstritten, wann Luther das Prinzip der Gerechtigkeit Gottes sola gratia (allein aus Gnade) zuerst entdeckte und formulierte. In einer späteren Eigenaussage beschrieb Luther diesen Wendepunkt als unerwartete Erleuchtung, die ihm in seinem Arbeitszimmer im Südturm des Wittenberger Augustinerklosters widerfahren sei. Manche datieren dieses Turmerlebnis auf die Jahre 1511 bis 1513, andere um 1515 oder um 1518, wieder andere nehmen eine allmähliche Entwicklung der reformatorischen Wende an. Datierung und nähere inhaltliche Bestimmung dieser Entdeckung hängen wechselseitig voneinander ab.[20]

Dieser Bibelvers führte schließlich zu seinem neuen Schriftverständnis: Gottes ewige Gerechtigkeit sei ein reines Gnadengeschenk, das dem Menschen nur durch den Glauben an Jesus Christus gegeben werde. Keinerlei Eigenleistung könne dieses Geschenk erzwingen. Auch der Glaube, das Annehmen der zugeeigneten Gnade, sei kein menschenmögliches Werk. Damit war für Luther die gesamte mittelalterliche Theologie mit ihrer kunstvollen Balance zwischen menschlichen Fähigkeiten und göttlicher Offenbarung (Synergismus) zerbrochen. Von nun an nahm er die Kirche, die sich in all ihren Formen und Inhalten als Vermittlungsanstalt der Gnade Gottes an den Menschen sah, zunehmend kritisch in den Blick.[21]

In der Römerbrief-Vorlesung von 1515 lag Luthers neues Verständnis der Rechtfertigung allein aus Gnade Gottes bereits ausformuliert vor, wenngleich noch vermischt mit Denkschemata Augustins und der Mystik von Johannes Tauler. 1516 veröffentlichte er zudem die Theologia deutsch, das Werk eines unbekannten Mystikers (genannt der „Frankfurter“), das ihn in seiner wachsenden Ablehnung äußerlicher kirchlicher Riten bestärkte.[22]

Ablassbriefe sollten den Gläubigen einen dem Geldbetrag entsprechenden Erlass zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer für sie oder für bereits gestorbene Angehörige bescheinigen. Genau ein Jahr vor dem Thesenanschlag in Wittenberg predigte Luther erstmals öffentlich gegen die Ablasspraxis. Im Sommer 1517 las er die vom Mainzer Erzbischof Albrecht verfasste Instructio Summarium, eine Anweisung für die im Land umherreisenden Ablassprediger. Mit einem Teil dieser Einnahmen wollte der Erzbischof seine Schulden bei den Fuggern bezahlen. Diese hatten ihm sein Kurfürstenamt finanziert. Dazu sandte er den Ablassprediger Johann Tetzel nach Sachsen.[23]

Am 4. September 1517 stellte Luther zunächst 97 Thesen vor, um einen Disput über die scholastische Theologie unter seinen Mitdozenten anzuregen. Im Oktober verfasste er weitere 95 Thesen, die direkt auf den Ablass Bezug nahmen, schickte sie in einem Brief an Albrecht und verbreitete sie unter Anhängern. Philipp Melanchthon zufolge soll er diese Thesen am 31. Oktober am Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Der Thesenanschlag wurde lange Zeit als Legende ohne historisches Fundament betrachtet, gilt jedoch nach der Entdeckung einer handschriftlichen Notiz von Georg Rörer, Luthers langjährigem Sekretär, im Jahr 2006 wieder als wahrscheinlicher. Fest steht allerdings, dass die Ablassthesen schon vor ihrem möglichen Anschlag an der Kirchentür bekannt waren und kursierten und von den Gelehrten diskutiert wurden, sodass der Aushang nicht erst als Anlass der ablasstheologischen Diskussion angesehen werden kann, sondern allenfalls bereits auf deren Höhepunkt stattfand.

Die Thesen fanden großen öffentlichen Widerhall, der die Reformation auslöste.[24] Luther protestierte darin weniger gegen die Finanzpraktiken der römischen Kirche, die auch vielen Fürsten und Bürgern missfielen, als gegen die im Ablasslösen zum Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung. Der Ablasshandel war für ihn nur der Anlass, um der allgemeinen Forderung einer grundlegenden Reform der ganzen Kirche „an Haupt und Gliedern“ Ausdruck zu verleihen. Dabei griff er den Papst noch nicht direkt an, sondern wähnte ihn – zumindest rhethorisch – noch auf seiner Seite. Allerdings sah er die Funktion des Petrusnachfolgers beim Nachlass der Sündenstrafen nur in der Fürbitte für die Gläubigen und sprach ihm damit die verbindliche Schlüsselgewalt ab, die den Gläubigen nach der schultheologischen Ablasslehre letzte Gewissheit über die Aufhebung jenseitiger Sündenstrafen verschaffen sollte. Verständlich waren die Ablassthesen nur dem gelehrten Fachpublikum, das die Feinheiten der theologischen Debatten um die Wirkweise des Ablasses kannte. Für die breitere Bevölkerung verfasste Luther 1518 den in einfacher und verständlicher Weise abgefassten Sermon von dem Ablass und Gnade.[25]

Albrecht von Mainz, inzwischen zum Kardinal kreiert, zeigte Luther daraufhin in Rom an. Tetzel reagierte mit Gegenthesen auf die Disputationsreihe vom September, bei der ihn der Ingolstädter Theologe Johannes Eck unterstützte. Im April 1518 durfte Luther im Auftrag von Staupitz vor der Augustinerkongregation in der Heidelberger Disputation seine Theologie erläutern. Hier grenzte er die exklusive Relation von Gnade zum Glauben scharf gegen Aristoteles und die menschliche Willensfreiheit ab. Er gewann eine Reihe von Anhängern, die später zu Reformatoren wurden, darunter Martin Bucer, Erhard Schnepf, Johannes Brenz, Sebastian Franck. Im August berief die Universität Wittenberg außerdem Philipp Melanchthon, der bald Luthers engster Freund und Schüler wurde.

Im Juni 1518 hatte die Kurie Luther nach Rom vorgeladen, um die Gefahr der Häresie in einem Verfahren zu untersuchen.[26] Noch vor dem Termin wurde die Anklage auf notorische Häresie geändert: Spitzel in Luthers Wittenberger Vorlesungen hatten ihn mit gefälschten Thesen denunziert. Er ersuchte aus gesundheitlichen Gründen um eine Anhörung auf deutschem Gebiet, wobei er sich auf die Gravamina deutscher Nation berief. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise, der ihn ausliefern sollte, unterstützte ihn dabei.

Damit wurde Luthers Prozess in politische Interessen verwickelt: Papst Leo X. brauchte den Kurfürsten für die anstehende Kaiserwahl und gab seinem Einwand im August 1518 daher statt. Kardinal Thomas Cajetan sollte Luther beim Reichstag zu Augsburg verhören. Vom 12. bis 14. Oktober 1518 sprach Luther dort vor. Er weigerte sich zu widerrufen, wenn er nicht aus der Bibel heraus widerlegt würde. Für Cajetan war er damit als Häretiker überführt und hätte ausgeliefert werden müssen. Doch Friedrich lehnte dies weiterhin ab. Luther entzog sich der drohenden Verhaftung in der Nacht vom 20. zum 21. Oktober 1518 durch Flucht aus Augsburg.

Im Januar 1519 starb Kaiser Maximilian I. er hatte seinen Enkel, den spanischen König Karl I., als Nachfolger vorgesehen.[27] Der Papst wollte dies verhindern, da er wegen Karls Besitztümern in Italien eine Umklammerung des Kirchenstaates fürchtete. Deshalb ließ er Luthers Prozess zunächst ruhen und beauftragte Karl von Miltitz, den Kurfürsten für eine friedliche Lösung zu gewinnen. Der römische Gesandte erreichte, dass Luther sich zum Schweigen verpflichtete.

Während der Verfahrenspause stellte Eck Thesen für ein Streitgespräch mit Luthers Wittenberger Dozentenkollegen Andreas Bodenstein (genannt Karlstadt) auf. Sie richteten sich so klar gegen Luther, dass dieser sein Schweigen brach und vom 4. bis 14. Juli 1519 persönlich an der Leipziger Disputation teilnahm. Dort spitzte Eck den Konflikt auf die Frage der Papstautorität zu; Luther wagte die These, der Papst sei erst seit 400 Jahren – dem Decretum Gratiani, das päpstliches mit kanonischem Recht gleichstellte – Führer der Christenheit.[28]

Eck versuchte Luther als Anhänger des 100 Jahre zuvor als Häretiker verbrannten Jan Hus zu überführen; Luther warf Rom im Gegenzug die Abspaltung der Ostkirche vor.[29] Er ordnete das Konzil von Konstanz der Autorität der Heiligen Schrift unter. Dieses hatte das Nebeneinander von drei Päpsten zwar beendet, dabei jedoch die Autoritätsfrage – Konzil oder Papst – nicht geklärt. In diesem Kontext fiel Luthers Satz: „Auch Konzile können irren.“ Damit stellte er die individuelle Gewissensfreiheit im Hören auf die Bibel über autoritative Konsensentscheidungen der Bischöfe. Dies war faktisch der Bruch mit der katholischen Kirche.

Nachdem Karl am 28. Juni 1519 zum Kaiser gewählt worden war, nahm die Kurie Luthers Prozess wieder auf. Nach einem weiteren ergebnislosen Verhör vor Cajetan erließ der Papst am 15. Juni 1520 die Bannbulle Exsurge Domine. Sie verdammte 41 aus dem Zusammenhang gerissene und teilweise verdrehte Sätze Luthers ohne Begründung und Widerlegung, setzte ihm eine Frist von 60 Tagen zur Unterwerfung und drohte ihm den Kirchenbann (Ausschluss) an.

Dennoch widmete Luther im Oktober 1520 Papst Leo seine Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen und appellierte an ein neues Konzil.[30] Am 10. Dezember aber vollzog er den endgültigen Bruch, indem er auf Verbrennungen seiner Bücher mit der Verbrennung der Bulle sowie einiger Schriften der Scholastik und des kanonischen Rechts vor dem Wittenberger Elstertor antwortete. Daraufhin wurde er am 3. Januar 1521 mit der Bannbulle Decet Romanum Pontificem exkommuniziert.[31]

Dies und seine reformatorischen Hauptschriften machten Luther im ganzen Reich bekannt.[32] Der Buchdruck, die allgemeine soziale Unzufriedenheit und politische Reformbereitschaft verhalfen ihm zu einem außergewöhnlichen publizistischen Erfolg: Bis zum Jahresende waren bereits 81 Einzelschriften und Schriftsammlungen von ihm erschienen, vielfach in andere Sprachen übersetzt, in insgesamt 653 Auflagen. In vielen Ländern regten sich ähnliche Reformbestrebungen, die sehr stark von den politischen Spannungen zwischen Fürstentümern und Zentralmächten bestimmt wurden.

Kurfürst Friedrich der Weise erreichte durch zähes Verhandeln, dass Luther seine Position vor dem nächsten Reichstag nochmals erläutern und verteidigen durfte. Das zeigt den Niedergang der mittelalterlichen Macht von Papst und Kaiser: Karl V. war der letzte Kaiser, den ein Papst krönte. [33]

Der Reichstag zu Worms war eine von Karl V. 1521 als Reichstag einberufene Zusammenkunft des Kurfürstenrats, des Reichsfürstenrats und des Städterats.[34]

Hauptthemen waren die Einsetzung eines Reichsregiments zur Verwaltung des Reichs und die für die Verteidigung wichtige Reichsmatrikelordnung, insbesondere angesichts der Türkischen Bedrohung. Gleichzeitig vereinbarten Karl V. und sein Bruder Ferdinand eine Abgrenzung ihrer jeweiligen Besitzungen und legten damit den Grundstein zur Teilung des Hauses Habsburg in eine spanische und eine österreichische Linie. Im Rahmen des Reichstags - wenn auch nicht vor diesem selbst - erschien auch Martin Luther, der anschließend geächtet wurde.[35]

Der Reichstag wurde am 27. Januar eröffnet. Er endete mit dem Reichsabschied vom 26. Mai 1521. Kaiser Karl V. hielt sich seit dem 28. November 1520 in der Stadt auf. Die Einquartierungen der Teilnehmer am Reichstag und ihres Gefolges waren mit Belastungen der Bürger verbunden. In der Stadt war „alles wüst und wild“, oft hätten drei oder vier Menschen am Tag ihr Leben eingebüßt, berichtet der Zeitzeuge Dietrich Butzbach am 7. März.[36] Die Fastenzeit wurde ignoriert, Prostitution gab es, es wurden Stechen gepflegt und manche tranken sich am starken Wein zu Tode. Der päpstliche Nuntius, Hieronymus Aleander, war am Tage seines Lebens nicht mehr sicher, nachdem er am 13. Februar Maßnahmen gegen Martin Luther gefordert hatte. Ein gewaltsames Eingreifen des Reichsritters Franz von Sickingen schien möglich. Die Stimmung in der Wormser Bevölkerung war pro-lutherisch. Eine von Lutheranern errichtete Druckerei brachte kirchenfeindliche Werke, Schriften Ulrich von Huttens und Pamphlete unter das Volk.

Ein Reichsregiment unter Vorsitz Ferdinands (1503–1564), des Bruders Karls V., das den Kaiser während seiner Abwesenheit vertreten sollte, wurde eingesetzt. Dieses wurde auf Grund der Forderung deutscher Fürsten einerseits eingesetzt als Bedingung für seine Wahl zum Römischen König, und so musste er die erneute Einberufung des Gremiums in seiner Wahlkapitulation zugestehen. Andererseits musste der Kaiser ein solches einsetzen, weil er auch spanischer König war und zudem über ein Reich gebot, in dem die „Sonne nie unterging“. Daher war abzusehen, dass er häufig abwesend sein würde.

Gleichzeitig wurde zwischen Karl und Ferdinand zum ersten Mal eine Teilung der beiden Länder Spanien für Karl und Österreich für Ferdinand beschlossen (Wormser Vertrag vom 28. April 1521).[37] Der Hausvertrag umfasste die Erbfolge in Niederösterreich und Innerösterreich zugunsten Ferdinands, in einer (vorerst geheimgehaltenen) Abmachung im Jahr darauf (Brüssel 1522) wurde das auch auf Tirol, Württemberg und die Vorlande erweitert, womit sich die habsburgische Herrschaft Österreich in seiner weiteren Gestalt konsolidierte. Diese Abmachung gilt auch als mögliches Datum für die Trennung der österreichischen Habsburgerlinie von den spanischen Habsburgern. Die spätere Übernahme der Kaiserwürde durch die Österreicher, die (mit einer kurzen Unterbrechung) bis zum Ende des Reichs 1806 anhielt, war die Folge dieser Regelung.[38]

Am 17. April 1521 stand Luther vor dem Reichstag zu Worms, wurde vor den versammelten Fürsten und Reichsständen verhört und letztmals zum Widerruf aufgefordert. Nach einem Tag Bedenkzeit und im Wissen, dass dies seinen Tod bedeuten könne, lehnte er ab.[39]

Darauf verhängte der Reichstag am 26. Mai 1521 das auf den 8. Mai rückdatierte, vom Kaiser gezeichnete Wormser Edikt über ihn: Es verbot unter Berufung auf die Bannbulle des Papstes im gesamten Reich, Luther zu unterstützen oder zu beherbergen, seine Schriften zu lesen oder zu drucken, und gebot, ihn festzusetzen und dem Kaiser zu überstellen.[40] Die Reichsacht wurde den Ständen jedoch erst nach dem offiziellen Reichstag mitgeteilt, so dass ihre Rechtsgültigkeit vielfach bestritten wurde. Auch so hätte jeder Luther töten können, ohne dafür belangt zu werden: Er war nunmehr „vogelfrei“. Gemäß der Zusage an seinen Kurfürsten erhielt er freies Geleit. Später bereute Karl V. diese Zusage, weil die folgende Reformation die Einheit seines Reiches zerstörte.[41]

Der Geächtete wurde am Abend des 4. Mai 1521 auf dem Heimweg nahe Schloss Altenstein in Bad Liebenstein von Friedrichs Soldaten heimlich entführt und auf der Eisenacher Wartburg festgesetzt, um ihn der Gefahr zu entziehen.[42]

Auf der Wartburg blieb Luther bis zum 1. März 1522 inkognito als „Junker Jörg“. Auf Anraten Melanchthons übersetzte er im Herbst 1521 das Neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche. Als Vorlage diente ihm ein Exemplar der griechischen Bibel des Erasmus von Rotterdam, zusammen mit dessen eigener lateinischen Übersetzung sowie der Vulgata. Eine erste Auflage des Neuen Testamentes erschien im September 1522 („Septembertestament“).[43] 1523 erschien Luthers erste Teilübersetzung des Alten Testaments; beide zusammen erlebten bis 1525 bereits 22 autorisierte Auflagen und 110 Nachdrucke, so dass rund ein Drittel aller lesekundigen Deutschen dieses Buch besaß. 1534 übersetzte Luther das übrige Alte Testament aus damals wiederentdeckten Handschriften der Masoreten; beide Testamente zusammen – einschließlich der Apokryphen – bilden die berühmte Lutherbibel.[44]

Damit machte Luther biblische Inhalte dem einfachen Volk zugänglich.[45] Zwar gab es vorher schon 14 hochdeutsche und vier niederdeutsche gedruckte Bibelausgaben, jedoch waren diese Übersetzungen durch ihr „gestelztes“ Deutsch für das einfache Volk schwer verständlich. Vor allem fußten sie auf der Vulgata, der die griechische Septuaginta zugrunde lag: Sie hatten also zuvor mindestens zwei Übersetzungsschritte hinter sich. Luther dagegen bemühte sich wie die Humanisten um eine möglichst direkte Übersetzung der hebräischen und griechischen Urtexte.

Er übersetzte weniger wörtlich, sondern versuchte, biblische Aussagen nach ihrem Wortsinn (sensus literalis) ins Deutsche zu übertragen. Dabei legte er die Bibel gemäß seiner Auffassung von dem, „was Christum treibet“ – Gottes Gnade in Christus als Ziel und Mitte der ganzen Schrift – aus. Er wollte „dem Volk aufs Maul schauen“ und verwendete daher eine kräftige, bilderreiche, volkstümliche und allgemein verständliche Ausdrucksweise. Sie wirkte stil- und sprachbildend für Jahrhunderte. So ersann er Ausdrücke wie Feuertaufe, Bluthund, Selbstverleugnung, Machtwort, Schandfleck, Lückenbüßer, Gewissensbisse, Lästermaul und Lockvogel. Metaphorische Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen“, „ein Buch mit sieben Siegeln“, „die Zähne zusammenbeißen“, „etwas ausposaunen“, „im Dunkeln tappen“, „ein Herz und eine Seele“, „auf Sand bauen“, „Wolf im Schafspelz“ und „der große Unbekannte“ gehen auf ihn zurück.[46]

Seine Sprachform war das Ostmitteldeutsche seiner Heimat, in dem nord- und süddeutsche Dialekte schon verschmolzen waren. Aber erst durch Luthers Bibelübersetzung entwickelte sich dieser Dialekt zum gemeinsamen Hochdeutsch. Sie gilt daneben dichterisch als große Leistung, da sie bis in den Silbenrhythmus hinein durchdacht war.[47]

Protestanten verwenden die Lutherbibel nach mehreren revidierten Neuauflagen bis heute; die bislang letzte Revision stammt von 1984. Sie ist eine wichtige Basis der Kirchenmusik: Viele Kompositionen verwenden Luthers Textfassung für Choräle, Kantaten, Motetten und so weiter.

In Wittenberg predigte Karlstadt inzwischen für weitreichende Gottesdienstreformen: gegen die Klöster, Opfergebete, Bilder in Kirchen und für das Abendmahl mit dem Laienkelch.[48] Ab 1522 setzte der Stadtrat die Neuerungen um und beschloss Maßnahmen gegen Armut und Unzucht, wie sie Luther in seinen Schriften von 1520 vorgeschlagen hatte. Doch die Tumulte ebbten nicht ab: Viele Nonnen und Mönche verließen in Sachsen die Klöster. Die Zwickauer Propheten, die unter dem Visionär Nikolaus Storch und dem Lutherschüler Thomas Müntzer gegen die Kindertaufe vorgingen und deshalb aus Zwickau ausgewiesen worden waren, verschärften die Unruhe.

Daraufhin folgte Luther dem Hilferuf der Stadtväter und kehrte im März nach Wittenberg zurück. Mit den acht Invokavitpredigten überzeugte er die Bürger binnen einer Woche von maßvolleren Reformen.[49] Die Liebe, nicht äußere Dinge seien entscheidend; Bilderbeseitigung sei unnötig, da Bilder nicht schadeten. Bis auf die Opfergebete ließ er die römische Messordnung unverändert, führte daneben jedoch das evangelische Abendmahl ein. Sogar die im Vorjahr vom Rat verbotene Fronleichnamsprozession ließ er 1522 zunächst wieder wie früher stattfinden. Nachdem der alte Stadtpfarrer Simon Heins Anfang September 1523 gestorben war, wurde Johannes Bugenhagen auf Luthers Empfehlung um den 25. Oktober 1523 vom Rat der Stadt und den Vertretern der Gemeinde Wittenberg als Stadtpfarrer an der Stadtkirche gewählt. Damit kehrte Ruhe ein, und Karlstadt verließ die Stadt. Am 9. Oktober 1524 gab Luther seine Lebensform als Mönch auf.[50]

Mit Luthers Abgrenzung von den „Schwärmern“ fiel eine Vorentscheidung für den Verlauf der Reformation: Der radikale Bruch mit katholischen Gottesdienstformen blieb ebenso aus wie gleichzeitige tiefgreifende Sozialreformen. Dafür erfuhr Luther nun Unterstützung der Böhmischen Brüder und der Utraquisten (gemäßigten Hussiten). Diese bewahrten unter seinem Einfluss ihre hussitische Tradition. Am 29. Oktober 1525 hielt er die erste deutsche Messe ab. Ab Weihnachten wurde sie in Wittenberg üblich. Im folgenden Jahr veröffentlichte Luther eine Gottesdienstordnung.[51]

Nach dem Massaker an etwa 5000 aufständischen Bauern bei Frankenhausen (1525) verlor die Reformation ihren Charakter als Volksbewegung und wurde zur Angelegenheit der Landesfürsten, die aus der Niederlage der Bauern gestärkt hervorgingen. Konsequenz der Zwei-Reiche-Lehre wäre ein völliger Neuaufbau der Kirche auf alleiniger Basis der reformatorischen Theologie gewesen. Luther hielt jedoch wie die meisten Zeitgenossen eine konfessionelle Vielfalt innerhalb eines Territoriums für undurchführbar und empfahl Andersgläubigen auszuwandern.[52] Da sich in deutschsprachigen Gebieten zunächst kein katholischer Bischof der Reformation anschloss und eine willkürliche Ausgrenzung Andersgläubiger für Luther von Gott verbotene Amtsanmaßung war, bat er 1525 den sächsischen Kurfürsten darum, als herausragendes Mitglied der Kirche deren Visitation, also die Überprüfung des Klerus auf Glaubenstreue und Amtsführung im Sinne des Evangeliums, anzuordnen. Dieses pragmatische und situationsbedingte Notkonzept wurde in evangelischen Gebieten bald zur Regel und begünstigte dort die Entwicklung zu konfessionellen Landeskirchen, die von den Landesfürsten geschützt, aber auch gelenkt und abhängig waren.[53]

Als die katholischen Reichsstände 1529 auf dem zweiten Reichstag zu Speyer die Aufhebung der bisherigen partiellen Duldung der Evangelischen durchsetzten, legten die evangelischen Stände (fünf Fürstentümer und 14 Städte aus Oberdeutschland) die Protestation zu Speyer ein. Seitdem nennt man die evangelischen Christen auch Protestanten.[54] Beim folgenden Reichstag zu Augsburg 1530 wollten Luthers Anhänger den protestantischen Glauben reichsrechtlich anerkennen lassen. Dazu verfasste Melanchthon das protestantische Glaubensbekenntnis, die „Confessio Augustana“, die Kaiser Karl auf dem Augsburger Reichstag überreicht und schließlich von ihm geduldet wurde. Luther konnte als Geächteter nicht daran teilnehmen und unterstützte seine Anhänger von der Veste Coburg aus, kritisierte aber auch einige der Kompromissformeln Melanchthons als zu entgegenkommend.

Nach dem Augsburger Reichstag trat Luther nur noch als Seelsorger und Publizist hervor.[55] Er hielt bis 1545 Vorlesungen in Wittenberg, ab 1535 fast ausschließlich über die Schöpfungsgeschichte. Mit verschiedenen Stellungnahmen zu theologischen und politischen Einzelfragen versuchte er zudem weiterhin, den Fortgang der Reformation zu beeinflussen, jedoch mit weit weniger direkter Wirkung.[56]

In den Türkenkriegen (1521–1543) benutzte Luther die Gefahr der osmanischen Expansion zunächst für seine kirchenpolitischen Zwecke. Er erklärte, dass es zunächst gelte, den „inneren Türken“, also den Papst zu besiegen, bevor man sich daran machen könne, gegen den Großtürken von Istanbul loszuschlagen, die er beide für Inkarnationen des Antichristen hielt. Als die Gefahr mit der Belagerung Wiens durch die Truppen Sultan Süleymans 1529 auch Mitteleuropa betraf, differenzierte er seine Haltung.[57]

In seiner Schrift Vom Kriege wider die Türken erläuterte er, dass der Papst den Türkenkrieg bisher nur als Vorwand zum Kassieren von Ablassgeldern benutzt habe.[58] Die Misserfolge in der Abwehr der osmanischen Expansion erklärte er mit seiner Zwei-Reiche-Lehre: Es sei nun einmal nicht Aufgabe der Kirche, zu Kriegen aufzurufen oder sie selbst zu leiten – dies eine deutliche Anspielung auf den ungarischen Bischof Pál Tomori, der als einer der Kommandanten für die verheerende Niederlage von Mohacs verantwortlich war. Für die Verteidigung gegen die Türken sei allein die weltliche Obrigkeit zuständig, der jeder Mensch Gehorsam schulde, die mit dem Glauben jedoch nichts zu tun habe. Mit dieser Argumentation war jede Vorstellung von einem Kreuzzug gegen die Osmanen unvereinbar. Den Krieg gegen die Türken selbst rechtfertigte Luther als Verteidigungskrieg und mahnte zu gemeinsamem Handeln.[59]

Diese rigide Trennung von geistlichen und weltlichen Zuständigkeiten hob Luther wenige Monate später wieder auf, als er im Herbst 1529 in seiner Heerpredigt wider die Türken als Feinde Christi und eschatologische Vorzeichen des bevorstehenden Jüngsten Gerichts hinstellt und es zur Aufgabe gerade der Christen erklärt, „getrost dreinzuschlagen“. Mit diesen entschiedenen Tönen wollte er Vorwürfen den Boden entziehen, er habe sich durch Untergraben der Einheit des Christentums zum Handlanger der Türken gemacht.

So befürwortete er gegen seinen Grundsatz „Ketzer verbrennen ist wider den Willen des Heiligen Geistes“ (1519) die Verfolgung der Täuferbewegung. 1535 beendeten katholische und evangelische Fürsten gemeinsam das Täuferreich von Münster. 1543 erschien Von den Jüden und jren Lügen, 1545 Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet.

Trotz eines schon länger währenden Herzleidens reiste Luther im Januar 1546 über Halle nach Eisleben, um einen Streit der Grafen von Mansfeld zu schlichten. Er starb am Zielort am 18. Februar 1546. Das heutige Haus Andreaskirchplatz 7 wird als sein Sterbehaus bezeichnet, gilt aber nach letzten Forschungen nicht mehr als der historische Ort, an dem Luther verstarb – das wirkliche Sterbehaus war vermutlich das Stadtschloss (Markt 56), in dem sich heute das Hotel „Graf von Mansfeld“ befindet.[60] Sein Leichnam wurde nach Wittenberg überführt und am 22. Februar in der Schlosskirche beigesetzt. Vormund seiner Kinder wurde sein treuer Anhänger und Freund, der Arzt Matthäus Ratzenberger[61].

Luthers komplexe Theologie wird systematisch oft mit dem vierfachen Sola/Solus zusammengefasst:[62]* solus Christus: „Allein Jesus Christus“, der wahre Mensch und wahre Gott, schaffe durch seine stellvertretende Hingabe am Kreuz ein für alle Mal des Glaubenden Rechtfertigung und Heiligung, die ihm im mündlichen Evangelium und im Sakrament des Abendmahls zugeeignet werde. Dies ist der tragende Grund der übrigen drei Prinzipien:

Schon in seinen Randbemerkungen zu Augustin und Petrus Lombardus (1509/10) betont Luther gegen die Scholastik, aber noch mit dem Ockhamismus den Gegensatz zwischen Glauben und Wissen und die Autorität der Bibel gegenüber der kirchlichen Tradition. Er grenzt Glauben von einem menschlichen habitus ab und betont seine Identität mit Hoffnung und Liebe, so dass er nicht neben unrechtem Handeln (Sünde) bestehen könne.

Indem Luther die menschliche Antwort auf Gottes Wort radikalisiert, wird ihm Gottes Gerechtigkeit selbst zum Problem.[63] Obwohl er alle damaligen theologischen Denkschulen genau kennt, legt er die Bibel in seiner ersten Psalmenvorlesung (1512/13) fast ohne scholastische Begriffe aus und grenzt ihren Wortlaut gegen die überkommenen, besonders die aristotelischen Deutungsmuster ab. Dabei fasst er den Wortsinn des Bibeltextes unmittelbar als Hinweis auf Christus auf: Christus selbst ist für ihn der Ausleger der Psalmen, der Geist in allen Buchstaben, der Grundtext, der sich selbst mitteilt und Glauben an ihn schafft.[64]

Der Mensch könne sein Dasein nur entweder aus dem Gesetz oder dem Glauben, dem Sichtbaren oder dem Unsichtbaren, der sinnlichen Wahrnehmung oder dem Von-Gott-erkannt-Sein heraus verstehen.[65] Das, was Menschen aus dieser wahrnehmbaren Welt heraus für das höchste, göttliche Wesen halten, könne im Angesicht Jesu Christi nur der Gipfel ihrer Selbstgerechtigkeit und Heuchelei sein. Eine Vermittlung ist undenkbar.[66] Die theologia crucis (Gottes aktuelles Urteil im Gekreuzigten) und die theologia gloriae (der zum Eigenruhm menschlichen Erkenntnisvermögens geschaffenen Gottesbegriff der aristotelischen Metaphysik) schließen einander unbedingt aus (Römerbriefvorlesung 1515; Heidelberger Disputation 1518).

Mit der Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung (deutsch) rief Luther die Fürsten auf, die Reformation praktisch durchzuführen, weil die Bischöfe darin versagt hätten.[67] Denn die „Romanisten“ stellten die kirchliche Obrigkeit über die weltliche und behaupteten, nur der Papst dürfe die Bibel auslegen und ein Konzil einberufen. Bildung solle allen zugänglich sein, nicht nur dem Klerus. Zölibat und Kirchenstaat sollten abgeschafft, das Zinsnehmen eingeschränkt und das Betteln zugunsten einer geregelten Armenfürsorge verboten werden.[68]

Er verwarf das Papsttum, das katholische Bischofsamt und das Sakrament der Priesterweihe, weil das NT das „allgemeine Priestertum“ der Gläubigen lehre. Die Geistlichen sollen nur die Gemeinde leiten, besonders im Gottesdienst, mit Unterricht und Seelsorge. Jede Kirchengemeinde dürfe ihre Lehrer (Pfarrer) wählen und gegebenenfalls abwählen (Daß eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen, 1523). Dieser Grundsatz wurde nach dem Klevischen Krieg 1543 und dem Schmalkaldischen Krieg 1546/47, den Luther nicht mehr erlebte, nicht weiterverfolgt. Das als Provisorium gedachte „landesherrliche Kirchenregiment“, das auch das Ein- und Absetzen von „Notbischöfen“ (Luther) umfasste, blieb bis 1918 bestehen.[69]

Die Schrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche (lateinisch) reduziert die sieben katholischen Sakramente auf jene drei, die Jesus im NT selbst eingesetzt habe: Taufe, Abendmahl und Buße (Beichte).[70] Bahnbrechend war vor allem die theologische Begründung: Jesu eigenes, gepredigtes Wort vermittelt das Heil. Die Sakramente veranschaulichen seine Zusage und dienen ihrer Vergewisserung, fügen ihr aber nichts hinzu.

Luthers Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520) fasst die „evangelische Freiheit“ eines Christen in Anlehnung an Paulus von Tarsus in zwei Sätzen dialektisch zusammen: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan – durch den Glauben. – Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und jedermann untertan – durch die Liebe.“[71]

Das Werk Luthers gehört zu seinen bedeutendsten Schriften zur Reformationszeit. Die Denkschrift widmete Luther seinem Freund Hieronymus Mehlpfordt (Hermann Mühlpfordt), dem Bürgermeister der Stadt Zwickau in Sachsen.

Anlass für die Schrift war die gegen Martin Luther gerichtete päpstliche Bannbulle. Der Kammerherr Karl von Miltitz aus Sachsen versuchte im Streit zwischen Luther und dem Papsttum zu vermitteln, indem er einen Sendbrief an Papst Leo X. schrieb und ihm die ins Lateinische übersetzte Denkschrift hinzufügte.

Im Mittelalter galt das Christentum als heilige Ordnung, welche jedem Menschen einen festen, von Gott vorbestimmten Platz zuordnete.[72] Die Kirche als Ganzes hatte zwar laut dem Evangelium die Freiheit, diese Ordnung im Wesentlichen nach eigenem Gutdünken festzulegen (im Gegensatz zur Bindung an ein detailliertes göttliches Gesetz, wie es das Judentum kannte). Der einzelne Mensch aber hatte sich in diese Ordnung einzufügen. Nur durch die Einfügung in die Ordnung und die Erfüllung vielfältiger, von der Kirche definierter formaler Pflichten hatte der Christ gemäß der bis dahin verbindlichen Rechtfertigungslehre Teil am Heil Christi – für Luther allerdings eine Sinnverfehlung der Religion: „Wenn du nun aus lauter guten Werken beständest bis auf die Fersen, so wärst du trotzdem nicht rechtschaffen und gäbest Gott darum noch keine Ehre und erfülltest also das allererste Gebot nicht“.[73] Damit wirke Religion der individuellen irdischen Freiheit direkt entgegen und verweise lediglich auf ein jenseitig besseres, gerechtfertigtes Leben bei Gott.

Martin Luther setzte dieser Sichtweise radikal die den Schriften des Paulus entnommene Auffassung entgegen, dass der Christenmensch gerade im Hier und Jetzt frei sein müsse.[74] Luther begründet dies damit, dass der Mensch nicht durch Taten, sondern allein durch den Glauben gerechtfertigt sei. Allerdings hatte auch Paulus christlichen Sklaven dazu geraten, sich nicht gegen (christliche) Herren zur Wehr zu setzen (I Kor. 7, 21-24), da wahre Freiheit nur im Glauben an Jesus Christus zu finden sei. (vgl. Joh 8, 32, 8,34 und 8,36).

Von der Freyheith eines Christenmenschen markiert eine geistesgeschichtliche Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit.[75] In den Thesen postulierte er die Summe der christlichen Freiheiten. Diese stehen nicht unabhängig nebeneinander, sondern stellen nach heutigem Verständnis eher eine Argumentationsreihenfolge dar. Der zentrale Gedanke besteht in einer Umkehrung der bis dahin geltenden Grundauffassung der Beziehung zwischen Religion und Freiheit.

Luthers Schrift De servo arbitrio (lateinisch 1525) handelt von der heute so genannten Prädestinationslehre.[76] Dabei geht es in der Auseinandersetzung mit dem großen humanistischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam um die Lehre von der Vorherbestimmung zum Heil und um den Willen zum Guten. Die häufig gebrauchte Übersetzung des Titels, "Vom verknechteten Willen" lässt die Schrift seit Jahrhunderten wenig attraktiv erscheinen.[77] So missverständlich der Titel sein mag, Luther selbst misst der Schrift höchste Bedeutung zu. Mit dem Thema habe Erasmus von Rotterdam die "cardo rerum", den Dreh- und Angelpunkt der Theologie getroffen.[78] Wie der ausgewiesene Lutheraner Klaus Schwarzwäller hervorhebt, können die Rechtfertigung solus Christus und sola gratia, s. oben Grundlinien der Theologie, nicht gedacht werden, ohne den unfreien Willen des Menschen zur Seligkeit.[79].

Die katholische Kirche versteht die Eucharistie als Opfer, in dem das Opfer Christi vergegenwärtigt und Gnade für die Sünden der Menschen erwirkt wird. Luther sah im Messopfer jedoch ein erneutes Opfer, welches neben den einmaligen Kreuzestod Christi träte.[80] Seit dem Hochmittelalter war es üblich geworden, den Gläubigen nur die Hostie, nicht aber den Kelch zu reichen. Weil schon das Sehen der Konsekration als segensvoll galt, nahmen die mittelalterlichen Messbesucher teilweise nicht an der Eucharistie teil.

Luther galt die römische Messe als „das größte und schrecklichste Greuel“ von allen „päpstlichen Abgöttereien“.[81] Für ihn war Christi Opfer am Kreuz ein für alle Mal gültig, so dass der Pfarrer den Gläubigen im Abendmahl die durch Christus erwirkte Gnade nur austeilt. Luther führte den „Laienkelch“ ein. Er wies in seinen Katechismen die Auffassung zurück, dass das Sakrament auch ohne den Glauben der Empfänger Heil bewirke (ex opere operato). Entscheidend war für ihn der Glaube an die Realpräsenz (wirkliche Gegenwart) von Christi Leib und Blut in den Elementen von Brot und Wein aufgrund der Zusage Christi („Das ist mein Leib – Das ist mein Blut“). Wer als Teilnehmer am Abendmahl daran nicht glaube, empfange mit Brot und Wein nicht die Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, sondern das ewige Gericht. So setze das Abendmahl den Glauben voraus, wecke ihn aber auch.[82]

Weil es Luther auf den individuellen Empfang des Heils ankam, machte er das Abendmahl neben Predigt und Lesung des Evangeliums in deutscher Sprache zum festen Bestandteil jedes Gottesdienstes (Deutsche Messe).[83] Er verwarf die römische Transsubstantiationslehre nicht, betrachtete sie aber nicht als verbindliches Dogma, sondern kritisierte ihre Dogmatisierung beim VI. Laterankonzil (1215) als unbiblische und für den Glauben unnötige „Sophisterei“.[84] Für ihn war das Sakrament eine besondere, sichtbare Gestalt des Wortes Gottes (verbum visibile).

Luther führte sein Verständnis der Realpräsenz Christi in Brot und Wein seit 1523 auch gegenüber anderen evangelischen Christen aus: Wer das IST in Jesu Zusage „Das ist mein Leib/mein Blut“ nicht wörtlich verstehe, der entferne sich vom rechtfertigenden Glauben selbst.[85] Dagegen vertraten Andreas Karlstadt und Ulrich Zwingli ab 1523 eine signitative Auffassung: Brot und Wein seien nur Zeichen der leibhaften Anwesenheit Christi im Abendmahl. Dieses sei ein reines Erinnerungsmahl an den einmaligen Opfertod Christi am Kreuz und nur deshalb geistlich wirksam. Von da an entfaltete sich der innerevangelische Abendmahlsstreit bis zur direkten Begegnung Luthers und Zwinglis im Marburger Religionsgespräch (1. bis 4. Oktober 1529). Dabei konnten sich beide über 14 von 15 Punkten einigen. Zentrale Differenz blieb die Auslegung von Joh 6,53-63 und damit die Ubiquitätslehre.

Luther verfasste 1523 eine erste lateinische Messordnung, die Formula Missae et Communionis pro ecclesia Wittenbergensi, eine gereinigte Form der Messe.[86] Erst 1526 erschien auf Drängen von Nikolaus Hausmann die Deutsche Messe und Ordnung Gottesdiensts. Das in dieser Schrift enthaltene Gottesdienstformular war vor allem als Sonntagsgottesdienst für die Laien gedacht, die kein Latein verstanden. Am 29. Oktober 1525 hielt Luther in Wittenberg die erste Messe in deutscher Sprache. Daneben war aber auch die lateinische Messe, vor allem an Festtagen, weiterhin vorgesehen, damit die Jugend auch diese erlerne.[87]

Daneben nennt Luther eine dritte Form für eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen, „die ienigen, so mit ernst Christen wollen seyn und das Euangelion mit hand und munde bekennen“.[88] Dabei hat Luther wohl eine Art „Kerngemeinde“ vor Augen, die sich in privaten Häusern trifft und Gottesdienst hält und wo die Mitglieder sich gegenseitig ermahnen, wenn sie untereinander Sünden begehen, ganz nach dem Befehl Christi.[89] Luthers Vorhaben mit dieser dritten Weise des Gottesdienstes ging in die Richtung einer Integration derjenigen, die ernsthaft nach neutestamentlichen Vorgaben leben mochten. Auch sie sollten neben den anderen einen Platz in der Gemeinde haben, indem ihre Bedürfnisse befriedigt wurden.

Luther war wichtig, dass seine Messordnungen nicht als allgemein verbindlich angesehen werden sollten. Vielmehr sah er sie als Beispiele eines evangeliumsgemäßen Gottesdienstes.[90]

Luther maß der Musik wie der Theologie höchste Bedeutung für das Seelenheil des Menschen zu, weil sie „den Teufeln zuwider und unerträglich sei“ und „solches vermag, was nur die Theologie sonst verschafft, nämlich die Ruhe und ein fröhliches Gemüte.“ Er war selbst ein geübter Sänger, Lautenspieler und Liedkomponist und kannte Werke von Komponisten wie Ludwig Senfl, Pierre de la Rue, Heinrich Finck und Josquin Desprez.

Dabei wies Luther im Unterschied zum mittelalterlichen Verständnis der Musikausübung (musica practica) eine stärkere Bedeutung bei als der Musiktheorie und Musikphilosophie (musica speculativa). So reimte er in seiner Vorrede auf alle guten Gesangbücher von 1583 als Lob der „Frau Musica“

Luther sah Musik als notwendigen Teil der schulischen und universitären Ausbildung. Jeder Schulmeister müsse singen können und auch der angehende Pfarrer solle theoretische und praktische Fertigkeiten in der Musik mitbringen.[91] Luther wandte sich gegen Tendenzen in der Reformationsbewegung, für ein rein innerlich-geistiges Glaubensverständnis auf Kunst und Musik zu verzichten.

Um die Gemeinde stärker aktiv zu beteiligen, plädierte Luther für deutsche Lieder an bestimmten Stellen des Gottesdienstes.[92] Nach seiner Schrift Deutsche Messe und Ordnung Gottesdiensts von 1526 sollten deutschsprachige Gemeindelieder, sogenannte Ordinariumslieder, lateinische Teile der Messe ersetzen oder ergänzen Dabei wollte er nicht nur den lateinischen Text übersetzen, sondern auch die Melodik den Erfordernissen der deutschen Sprache anpassen: „Es muß beide, Text und Noten, Accent, Weise und Geberbe aus rechter Muttersprache und Stimme kommen; sonst ist Alles ein Nachahmen wie die Affen thun.“[93]

Von Luther sind 36 Lieder überliefert. Wahrscheinlich verfasste er insgesamt 45 Lieder und Gesänge und komponierte bei mindestens 20 davon auch die Melodien selbst. Bei einigen unterstützten ihn der kurfürstliche Sangmeister Konrad Rupff und der Kantor Johann Walter. Dabei verwendete Luther viele Formen der Übersetzung, Erweiterung und Kontrafaktur und schuf auch freie neue Lieder und Texte. Er übersetzte traditionelle lateinische gregorianische Hymnen und veränderte bei Bedarf die Melodie, um sie dem Duktus der deutschen Sprache anzupassen. Seine eigenen dichterischen Fähigkeiten sah er dabei mit Äußerungen wie „garstige und schnöde Poeterey“ durchaus kritisch.

Daneben verwandte er Melodien von Volks- oder Weihnachtsliedern sowie Studenten- oder Kirchenliedern und wandelte sie teilweise geringfügig ab.[94] Durch neue Texte wollte er damals populäre weltliche Lieder allmählich dem geistlichen Gebrauch widmen: „Gassenhauer, Reiter- und Bergliedlein christlich, moraliter und sittlich verändert, damit die bösen ärgerlichen Weisen, unnützen und schandbaren Liedlein auf der Gassen, Feldern, Häusern und anderswo zu singen, mit der Zeit abgehen möchten, wenn man christliche, gute, nützliche Texte und Worte darunter haben könnte.“

Die Lutherchoräle erschienen erstmals 1523/24 im Achtliederbuch und 1524 in Wittenberg in einem evangelischen Gesangbuch. Sie wurden zu einer Säule des reformatorischen Gottesdienstes und prägten die Geschichte des geistlichen Liedes auf dem europäischen Kontinent nachhaltig.

Die weitere Entwicklung der Reformation in Deutschland bietet kein stringentes Bild. Es bildeten sich Gruppen von radikalen Reformern heraus, die nicht einheitlich war.Zwar war allen (wie übrigens auch anderen Reformatoren) eine apokalyptische Welt- und Zeitsicht eigen, jedoch waren die Konsequenzen, die sie daraus zogen, durchaus unterschiedlich.

Zum einen gehörten zu diesem linken Flügel die radikalen Reformatoren, für die hier stellvertretend Thomas Müntzer, der große Gegenspieler Martin Luthers, genannt werden soll. Ihre zentralen Anliegen waren die radikale Reform der Kirche und im Falle Thomas Müntzers auch die (biblisch begründete) revolutionäre Umwälzung der politischen und sozialen Verhältnisse. Hier lagen auch die Wurzeln des Deutschen Bauernkrieges 1524–1526. Dabei kam es auch in Thüringen zur Gründung des Ewigen Rates, der die politischen und sozialen Forderungen der Bauern durchsetzen sollte.[95]

Die kurz nach dem Bauernkrieg im Umfeld der Schweizer Reformation entstandene Täuferbewegung verfolgte die Wiederherstellung der neutestamentlichen Gemeinde Jesu.[96] Die von ihnen ausschließlich praktizierte Gläubigentaufe, die von ihren Gegnern als Wiedertaufe bezeichnet wurde, war nur ein Teil und – genau genommen – Folge ihrer Ekklesiologie. Kirche war für sie die Gemeinde der Gläubigen, in der die sozialen Schranken gefallen waren. Sie praktizierten das Priestertum aller Gläubigen und wählten ihre Ältesten und Diakone auf „demokratische“ Weise.

Sie traten für die radikale Trennung von Kirche und Staat ein, forderten Religionsfreiheit nicht nur für sich und verweigerten in weiten Teilen ihrer Bewegung den Eid. Vor allem das machte sie der Obrigkeit verdächtig, die weniger ihre abweichenden theologischen Ansichten als ihre Kritik an der weltlichen Obrigkeit nicht akzeptieren konnte und deshalb zu scharfen Gegenmaßnahmen und Verfolgungen griff. Zu ihnen gehören heute die Mennoriten, die Hutterer und die Amischen.

Ganz anders positionierten sich die „Münsterschen Täufer, deren Wegbereiter – wenn auch ungewollt – Melchion Hofmann geworden war. Die Münsteraner Täufer zeichneten sich durch einen enthusiastischen und auch gewaltbereiten Chiliasmus aus, der durch die erlittenen Verfolgungen entfacht worden war. Nachdem die reformatorisch-täuferische Partei 1534 die politische Mehrheit im Münsteraner Rat erlangt hatte, wurde die Stadt unter Bischof Franz von Waldeck mit einem Belagerungsring größtenteils eingekesselt. In Folge radikalisierten sich die Münsteraner Täufer zunehmend, die Entwicklung gipfelte in der Etablierung eines „Königreichs von Münster“ und schließlich der Stürmung der Stadt im Sommer 1535. Ihre Führer sahen sich als die entscheidenden Werkzeuge und Wegebahner eines hereinbrechenden Reiches Gottes.

Eine vierte Gruppe innerhalb des „linken Flügels der Reformation“ bildeten die Spiritualisten, die von ihren Gegnern als Schwärmer bezeichnet wurden. Sie waren mit der Täuferbewegung eng verwandt und gingen zum Teil aus ihr hervor. Sie vertraten einen stark verinnerlichten Glauben. Ihr Ziel war es nicht in erster Linie, eine sichtbare und verfasste Kirche zu bilden. Sie legten auch auf die äußeren Zeichen bzw. Sakramente wie Abendmahl und Taufe keinen großen Wert. Sie verstanden sich als eine Art unio mystica. Zu ihren bedeutenden Vertretern gehörten Sebastian Franck und Kaspar Schwenckfeld.

Eine weitere Gruppe der Radikalen Reformation waren die reformatorischen Antirinitarier für die stellvertretend Michael Servet genannt werden kann. Auch hier gab es teilweise Überschneidungen mit der Täuferbewegung wie im Falle Adam Pastors und der Polnischen Brüder in Polen-Litauen. In Siebenbürgen besteht bis heute die aus der Reformation hervorgegangene Unitarische.

Sowohl die katholischen als auch die lutherischen und reformierten Obrigkeiten verfolgten die genannten Gruppen mit großer Härte – ohne Ansehen ihrer unterschiedlichen Zielsetzungen und Lehren. In vielen Ländern mussten die Täufer unter Zurücklassung ihrer Habe das Land verlassen, in anderen Fürstentümern wurden sie wegen ihrer Überzeugungen gefangen gesetzt und gefoltert und im Extremfall sogar als Ketzer verbrannt oder ertränkt.

Auf dem Reichstag zu Speyer 1526 war das Wormser Edikt teilweise revidiert worden, indem die Ausführung den Reichsständen überlassen wurde.[97] Demnach konnte es jeder Fürst mit der Religion so halten, wie er es vor Kaiser und Gott verantworten könne. Kaiser Karl V. hob diesen Beschluss auf und wollte auf dem folgenden Reichstag in Speyer einen neuen Beschluss in seinem Sinne herbeiführen.

Auf dem Reichstag zu Speyer am 19. April 1529 traten sechs Fürsten und vierzehn Freie Reichsstädte als Vertreter der protestantischen Minderheit gegen die Verhängung der Reichsacht gegen Luther sowie die Ächtung seiner Schriften und Lehre ein und forderten die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens. Diese Protestation der Fürsten und Städte gilt als Geburtsstunde des Protestantismus[98].

Mit dem Augsburger Reichstag 1530 und dem dort dem Kaiser überreichten Augsburger Bekenntnis trat die Reformation in eine neue Phase ein.[99] Die beiden Lager innerhalb des Protestantismus – Lutheraner einerseits und der Schweizer Flügel andererseits hatten sich spätestens seit dem Marburger Religionsgespräch 1529 positioniert – begannen nun, sich bekenntnismäßig und kirchenrechtlich als Kirchen zu verstehen und zu organisieren: Neben den schon erwähnten Gottesdienstordnungen und Bekenntnisschriften (letztere spielten bis zum Ende des Jahrhunderts eine wichtige Rolle und fanden auf lutherischer Seite 1580 ihren Abschluss im Konkordienbuch) wurden nun neue Kirchenordnungen mithilfe oder sogar auf Anweisung der Landesfürsten und Stadträte verfasst und in Kraft gesetzt.[100] Sie lösen für die protestantischen Kirchen das jahrhundertealte kanonische Recht der mittelalterlichen Kirche ab und sind zugleich sichtbarer Ausdruck des landesherrlichen Kirchenregiments, das in Deutschland im Prinzip bis 1918 in Kraft blieb.

Zum theologischen Ringen um die richtige Auslegung der Bibel traten auch bald politische Aspekte hinzu.[101] Die neuen Gedanken gaben den Reichsfürsten eine theologische Begründung, die von Rom auferlegte Abgabenlast reduzieren zu können. Das Entstehen der protestantischen Landeskirchen stärkte ebenfalls die Autonomie der Fürstentümer. Bedeutende protestantische Territorien im Deutschen Reich waren die Landgrafschaft Hessen, die Kurpfalz, das Kurfürstentum Sachsen und das Herzogtum Württemberg.

Die Confessio Augustana (CA) war grundlegendes Bekenntnis der lutherischen Reichsstände zu ihrem Glauben. Sie wurde am 25. Juni 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg Kaiser Karl V. von den Reichsständen der lutherischen Reformation dargelegt. Sie war Basistext der Religionsgespräche, Grundlage des Schmalkaldischen Bundes, Toleranzgrundlage des Augsburger Religionsfriedens und gehört noch heute zu den verbindlichen Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen, in der Fassung von 1540 (Variata) auch der reformierten Kirchen.

Die Einladung zum Reichstag zu Augsburg war versöhnlich gehalten, und die Lutheraner hatten die Hoffnung, eine gütliche Einigung zu erzielen. Auf dem vorangegangenen Reichstag zu Speyer im Jahre 1529 war das Wormser Edikt bestätigt worden, und so stand die Reformation auf rechtlich unsicherem Boden. Aus diesem Grunde beauftragte Kurfürst Johann von Sachsen Philipp Melanchthon, eine Verteidigungsschrift der Reformation zu verfassen.[102]

Nach Bekanntwerden der von Johannes Eck verfassten „404 Artikel“ war Melanchthons kurzgefasste Apologie indes nicht mehr ausreichend, und so begann Melanchthon unter Mitarbeit von Johannes Brenz, seine Schrift umzuformulieren: Ergebnis war die „Confessio Augustana“. .Als Grundlage der „Confessio Augustana“ dienten die von Luther verfassten Schwabacher Artikel, ein Bekenntnis der lutherischen Reformation gegen Ulrich Zwingli, und die Torgauer Artikel. Die Schrift ist zeitgleich sowohl auf Latein als auch auf Deutsch verfasst worden, wobei es Unterschiede in den beiden Fassungen gibt. Melanchthon arbeitete an der lateinischen Fassung stilistisch bis zur letzten Minute und passte den 10. Artikel über das Abendmahl in seinem Sinne an.

Die deutsche Version der „Confessio Augustana“ wurde am 25. Juni 1530 Kaiser Karl V. und den Kurfürsten des Reiches vom sächsischen Kanzler und Rechtsgelehrten Christian Beyer in der Kapitelstube des bischöflichen Palastes vorgetragen und dem Kaiser anschließend durch Kanzler Gregor Brück in der lateinischen Ausfertigung übergeben.[103]

Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zum Abendmahl waren die vier oberdeutschen Städte Straßburg, Konstanz, Memmingen und Lindau, die zum Teil Zwinglis Lehre anhingen, nicht an der „Confessio Augustana“ beteiligt: Sie schrieben ihr eigenes Bekenntnis, die Confessio Tetrapolitana (das „Vierstädtebekenntnis“), die jedoch nicht öffentlich verlesen wurde.[104] Aus diesem Grunde waren später lediglich die Anhänger der „Confessio Augustana“ reichsrechtlich geschützt und wurden durch die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens 1555 als gleichberechtigt neben den Katholiken geduldet.

Martin Luther, der seit 1521 exkommuniziert und mit der Reichsacht belegt war, hielt sich während des Reichstags in Coburg auf, stand mit Melanchthon aber in ständigem Briefkontakt. Mit der auf lateinisch und deutsch verfassten Schrift sollte eine Verständigung mit den Katholiken erreicht werden. Die katholischen Theologen Eck und Faber schrieben auf Karls Anweisungen die Confutatio, womit die „Confessio Augustana“ aus Sicht der Katholiken und des Kaisers widerlegt war. Die „Apologie der Confessio Augustana“ wurde nicht mehr angenommen, und Kaiser Karl V. bestätigte das Wormser Edikt in seiner Wirksamkeit.Die lutherischen Reichsstände schlossen sich deshalb 1531 zum Schmalkaldischen Bund zusammen.

1540 edierte Melanchthon, der die „Confessio Augustana“ zeitlebens auch als sein privates Werk betrachtete, an dem Änderungen vorzunehmen er sich jederzeit berechtigt fühlte, eine deutlich veränderte Fassung der „Confessio Augustana“: die „Confessio Augustana Variata“.[105] Schon in die Druckausgaben nach 1533 hatte er sukzessive Erweiterungen eingefügt, so beispielsweise Textpassagen aus der „Apologie“ in den Text der „Confessio“ übernommen. Nach der Neuausgabe seiner „Loci theologici“ im Jahre 1535, der ersten evangelischen Dogmatik, der Wittenberger Konkordie von 1536, der Gründung des Schmalkaldischen Bundes und den Schmalkaldischen Artikeln 1537 sowie den anstehenden Religionsgesprächen der Jahre 1540/41 ergaben sich zahlreiche Gründe für die „Fortschreibung bzw. Anpassung der ‚Confessio Augustana‘ als grundlegende Glaubensurkunde des Bundes“. Deswegen kann die „Confessio Augustana Variata“ nicht nur als Privatarbeit Melanchthons, sondern zumindest für die Zeit zwischen 1540 und 1561 als offizielle, amtlich verwendete Neuausgabe im Auftrag des Bundes gelten. 1541 unterschrieb auch Calvin diese Fassung der „Confessio Augustana“.

Zu Streitigkeiten innerhalb des lutherischen Lagers kam es über die Veränderungen erst nach dem Tode Luthers (1546) im Zuge des sich anbahnenden Konfliktes zwischen den verschiedenen Melanchthon-Schülern und den Gnesio-Lutheranern.[106] Auf dem Naumburger Fürstentag im Jahre 1561 beschloss man deshalb, auf der unveränderten Fassung, der „Confessio Augustana invariata“, zu bestehen. Diese wurde 1580 in das Konkordienbuch aufgenommen und ist bis heute verbindliches Bekenntnis lutherischer Kirchen und Gemeinden.[107] Die „Confessio Augustana variata“ hingegen ist in einigen unierten Kirchen Bekenntnisgrundlage.[108]

Zuerst wurde in der CA festgehalten, dass sich die Unterzeichner des Augsburgischen Bekenntnisses auf den Beschluss des ökumenischen Bekenntnisses von Nicäa-Constantinopel aus dem Jahr 325/381 n. Chr. stellen. Nach diesem bekennt sich die lutherische Reformation zum „einig göttlich Wesen (…), welches genannt wird und wahrhaftiglich ist Gott, und seind doch drei Personen in demselben einigen göttlichen Wesen.“[109] Alle Häresien, die gegen diesen 1. Artikel und das Bekenntnis zu Nicäa-Konstantinopel stehen, werden mit dem Anathema (Verdammung) belegt: Hierunter fallen die altkirchlichen Manichäer, Valentianer, Arianer, Eunomianer, der Islam (als Leugner der Trinität), die Anhänger von Paul Samosata, antitrinitarische Spiritualisten.

Seit Adams Ungehorsam gegen Gottsind alle Menschen in Sünden empfangen und geboren.[110] Hier wird keine Leibfeindlichkeit angenommen, sondern vielmehr, dass sie alle von Mutterleib an voll böser Lust und Neigung sind und keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott aus sich selbst heraus haben. Diese angeborene Sünde (Erbsünde = von Generation zu Generation weitergegeben. Luther spricht später lieber von Hauptsünde, ist wirklich Sünde, und deshalb unterliegen alle Menschen dem ewigen Zorn Gottes, die nicht durch die Taufe und den heiligen Geist wiedergeboren werden.

Christus ist als Gottes Sohn Mensch geworden, geboren aus der reinen Jungfrau Maria, und vereinigt eine göttliche und menschliche Natur untrennbar in einer Person.[111] Er ist wirklich geboren, hat gelitten, ist gekreuzigt, gestorben und begraben worden. Durch das Opfer am Kreuz hat Jesus für die Erbsünde und alle anderen Sünden bezahlt und Gottes Zorn versöhnt. Weiter am apostolischen Glaubensbekenntnis entlang bekennen die Confessoren sich zur Höllenfahrt Christi, zu seiner Auferstehung von den Toten, zur Himmelfahrt und seiner Regentschaft über die Erde und zu seiner Wiederkunft, um die Lebendigen und die Toten zu richten. Eine Verdammung anderer religiöser Gruppen erfolgt dort nicht.[112]

Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit vor Gott verdient der Mensch nicht durch gute Werke, Führung eines „anständigen“ Lebens und Genugtuung. Vielmehr wird die Vergebung der Sünde und die Gerechtigkeit vor Gott aus Gnade auf Grund des Opfers Christi durch den Glauben erlangt. Der rechtfertigende Glaube wird definiert als Glaube an das Versöhnungsopfer Christi, der hierdurch ewiges Leben schenkt. Dieser Glaube wird der Gerechtigkeit zugerechnet.

Gott hat das Predigtamt eingesetzt und das Evangelium (d.h. die Bibel) und die Sakramente gegeben. Nur dadurch kann der rechtfertigende Glaube vermittelt werden.

Verdammt werden die Wiedertäufer, die davon ausgehen, dass in ihnen selbst der Heilige Geist spricht ohne die oben genannte Vermittlung.Der Glaube soll gute Werke hervorbringen. Jedoch kann der Mensch nie nur durch eigene Werke vor Gott als gerecht gelten, sondern Gott macht den Menschen durch die Erlösungstat Jesu Christi gerecht.

Die CA legt ein Bekenntnis zur einen heiligen christlichen Kirche, welche immer bleiben wird, ab.[113] Näher bestimmt wird die Kirche als Versammlung der Heiligen, in der rein gelehrt wird und die Sakramente der Einsetzung Christi gemäß verwaltet werden. Reine Lehre und einsetzungsgemäße Verwaltung der Sakramente sind Kennzeichen der Kirche. Dieses sind dann auch die Kriterien zur wahren Einheit der Kirche. Es ist genug, dass Einigkeit in Lehre und Sakramentsverwaltung erzielt wird. Traditionen, Riten oder Zeremonien, die von Menschen eingeführt sind, müssen hingegen nicht notwendig einheitlich sein.

Die Kirche ist die Versammlung der Heiligen und wahrhaft Glaubenden. Dennoch ist die Kirche ein corpus permixtum, ein „durchmischter Körper“, da sich in ihr auch Heuchler und Schlechte finden. Die Sakramente bleiben aber dennoch wirksam, auch wenn die Priester nicht fromm sind. Es hängt nicht am Glauben der Priester, sondern an den Worten Christi. Darum werden auch die altkirchlichen Donatisten als Ketzer verdammt, die die Wirksamkeit der Sakramente vom Glauben der Priester abhängig machen.

Die Taufe ist notwendig zum Heil, da auch durch die Taufe die Gnade Gottes dargeboten wird. Folglich müssen auch bereits die Kinder getauft werden, weil sie in die Gnade Gottes durch die Taufe aufgenommen werden. Die Täufer, die die Kindertaufe ablehnen, werden hier verworfen.[114]

Die CA spricht sich für die Realpräsenz im Heiligen Abendmahl aus: Wahrer Leib und wahres Blut Christi sind wahrhaft und wirklich in Brot und Wein gegenwärtig und werden von den Abendmahlsgästen empfangen. Eine vergeistigte Auffassung wird abgelehnt. Die nach der Taufe gesündigt haben, empfangen Vergebung der Sünden, wenn sie zur Buße gekommen sind. Die Absolution ist ihnen dann von der Kirche nicht zu verweigern. Wahre, rechte Buße wird definiert als Reue, Leid und Schrecken über die Sünde. Gleichzeitig ist aber auch an das Evangelium und die Absolution zu glauben, dass die Sünde durch die Gnade Christi vergeben werde. Nach der Absolution soll auch Besserung folgen, indem von Sünden abgelassen werde.

Verworfen wird die Meinung, dass Christen nicht in der Lage sind zu sündigen.[115] Verdammt werden auch die altkirchlichen Novatianer, die Christen die Absolution generell verweigerten. Mit dem Anathema (Verdammung) wird auch die römisch-katholische Position belegt, dass durch Genugtuung Sündenvergebung erlangt werde.

Sakramente sind nach Auffassung der CA nicht nur äußerliche Zeichen, woran ein Christ erkannt wird (Abwehr der reformierten Position).[116] Vielmehr sind Sakramente wirksame Zeichen und Zeugnisse des göttlichen Willens, die den Glauben erwecken und stärken sollen. Gleichzeitig fordern die Sakramente Glauben, da nur durch den Glauben die Sakramente richtig gebraucht werden.

Von Kirchenordnungen, von Menschen gemacht, lehrt man diejenigen zu halten, die ohne Sünde gehalten werden können und zu Frieden und guter Ordnung in der Kirche dienen, wie gewisse Feiern, Feste und dergleichen. Doch diese sind nicht nötig zur Seligkeit. Darüber hinaus wird gelehrt, dass alle Satzungen und Traditionen, von Menschen gemacht, damit man dadurch Gott versöhne und Gnade verdiene, dem Evangelium und der Lehre vom Glauben an Christus entgegen sind. So sind Klostergelübde und Unterscheidung von Speisen und Tagen, durch die man Gnade verdienen kann, wider das Evangelium.[117]

Es wird festgehalten, dass eine legitim eingesetzte öffentliche Regierung zur guten Ordnung Gottes gehört. Christen ist es daher gestattet, öffentliche Ämter auszuüben, wie das Richteramt und den Soldatenberuf. Nach geltenden Gesetzen sind Recht zu sprechen und Urteile zu fällen. Ebenso ist der Staat berechtigt, sogenannte gerechte Kriege zu führen und Kriminelle der Gerichtsbarkeit zuzuführen. Christen dürfen Eigentum haben, in den Ehestand treten, Recht vor Gerichten erstreiten, Eide leisten, am Wirtschaftskreislauf teilnehmen usw.

Verdammt werden die Täufer, welche die genannten Sachverhalte nach Ansicht der Verfasser der Confessio Augustana nicht anerkannten und ablehnten, wie zum Teil bei den späteren Täufern zu Münster. Weiterhin werden jene verdammt, die behaupten, dass man christliche Vollkommenheit nur durch Entsagung von Haus und Hof erlangen könne und jene, die behaupten, dass die oben genannten Tätigkeiten unchristlich seien.

Laut der CA kommt Jesus Christus wieder und alle Menschen werden auferstehen, damit er sie richten kann.[118] Die Gläubigen erhalten das ewige Leben, die Gottlosen in der Hölle die ewige Pein. Die Allversöhnung wird als Irrlehre der Täufer verdammt, ebenso die Vorstellung eines irdischen Reiches der Gläubigen vor der Wiederkunft Christi.

Der Mensch hat keinen absolut freien Willen. Er ist zwar in der Lage, sich in weltlichen Dingen frei zu entscheiden und ein vor Menschen ehrbares Leben zu führen (iustitia civilis), jedoch ist er nicht in der Lage, Gottes Gebote zu erfüllen und vor ihm gerecht zu werden (iustitia spiritualis). Gerecht wird der Mensch nicht durch seinen eigenen Willen, sondern durch den Heiligen Geist. Damit wird formal im Einklang mit der kirchlichen Tradition der Pelagianismus abgelehnt.[119]

Abgelehnt wird auch die Vorstellung, dass ein Christ durch Glaube und Werke, jedoch nicht durch den Glauben allein gerechtfertigt werde. Gemäß der CA genügt der Glaube allein, weil eine Rechtfertigung durch die Werke die Versöhnungstat Gottes verunglimpfen und die Sündhaftigkeit des Menschen herunterspielen würde. Der Glaube erschöpft sich nicht im bloßen Bekennen, was selbst dem Teufel und den Gottlosen möglich ist, sondern er entfaltet sich erst in einer persönlichen Zuversicht (fiducia), dass Gott dem Gläubigen die Sünde tatsächlich vergeben hat. Die guten Werke, die der Gläubige tun soll, vollbringt er nicht aus seinen eigenen Kräften, sondern nur durch Christus, der in ihm wirkt.

Man soll der Heiligen gedenken, um dadurch seinen eigenen Glauben zu stärken. Es ist jedoch gegen die Schrift, sie neben Jesus Christus als Vermittler und Versöhner anzurufen, weil dadurch seine Versöhnungstat durch den Kreuzestod in Frage gestellt werde.

Der Priester darf heiraten, weil Gottes Schöpfungsordnung die Ehe vorsieht Fernerhin ist es sogar seine Pflicht, zu heiraten, wenn er anderenfalls in Unzucht fallen würde.[120] Der Zölibat lasse sich weder aus der Schrift noch aus der Tradition ableiten. Er wurde erst im Jahre 1075 durch Papst Gregor VII. auf der Fastensynode verpflichtend für alle Priester eingeführt.

Die Messe soll den Glauben erwecken und die Gewissen trösten. Sie wird gemeinschaftlich von der gläubigen Gemeinde gefeiert. Abgelehnt wird die Vorstellung, dass es neben dem Sühnetod Christi noch weiterer Opfer bedarf. Es werden auch die Winkel- und Kaufmessen abgelehnt, die vom Priester allein ohne die Gemeinde abgehalten werden.

Der Artikel behandelt entgegen seiner Überschrift nicht nur Speisevorschriften und Fastenregeln, sondern auch die Askese und Selbstzucht im Allgemeinen. Fasten und andere Formen der Askese werden gemäß grundsätzlich bejaht, jedoch wird abgelehnt, dass man sich dadurch das Heil erwerben kann bzw. dass sie heilsnotwendig seien.

Klostergelübde sind grundsätzlich abzulehnen, weil sie Gottes Ordnung widersprechen, die den Menschen für die eheliche Gemeinschaft geschaffen, und weil sie seinem Gebot entgegenstehen, das den Menschen auffordert, zu heiraten, um so Hurerei und Unzucht zu vermeiden. Darüber hinaus sind etliche Klostergelübde schon allein aus kirchenrechtlichen Gründen nicht bindend, sofern sie von Minderjährigen gemacht worden sind, was im 16. Jahrhundert noch häufig der Fall war.[121]

Dass den Klostergelübden eine besondere Bedeutung zukommt, ist aus theologischen Gründen abzulehnen. Weder kann durch sie Vergebung der Sünden empfangen werden, noch wird man durch sie in einen besonderen Stand erhoben (dem sog. status perfectionis). Vergebung erfährt man einzig durch Jesus Christus; das besondere Zeichen dieser Glaubenswahrheit ist die Taufe. Die Klostergelübde werden deswegen für nichtig erklärt, weswegen es auch allen Ordensangehörigen offenstehe, zu heiraten.

Bischöfe als Leiter der Kirche sollen sich um geistliche Dinge kümmern, Aufgabe der staatlichen Gewalt ist dagegen die öffentliche Ordnung.[122] Die Bischöfe haben die Aufgaben, das Wort zu verkündigen, zu lehren, die Sakramente zu verwalten und die rechte Wortverkündigung sicherzustellen. Die Kirche soll sich nicht in den Bereich der Politik einmischen, indem sie selber die den weltlichen Bereich betreffenden Gesetze aufstellt oder versucht, das öffentliche Leben zu reglementieren. Die Bischöfe sind mit der Gewalt ausgestattet, den Bann auszusprechen – dies aber nur mit Worten Äußeren Zwang, also weltliche Macht, darf der Bischof in keiner Weise ausüben. Er darf auch nicht in die Befugnisse der weltlichen Ämter eingreifen. Außerdem dürfen sie nicht gegen das Evangelium predigen. So dürfen sie keine Gesetze aufstellen, die „gewissensbindend“ oder als „heilsrelevant“ dargestellt werden (z.B. Fasten, Halten von Feiertagen). Jedoch dürfen sie Vorschriften „um der guten Ordnung in der Gemeinde willen“ aufstellen.

Die Confessio Augustana ist mit anderen Bekenntnissen gültige Bekenntnisgrundlage der lutherischen Landeskirchen in Deutschland.[123] Die altkonfessionelle Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche bekennt sich zum ungeänderten Augsburger Bekenntnis. Auch der Lutherische Weltbund sieht in der „unveränderten Augsburgischen Konfession“ eine „zutreffende Auslegung des Wortes Gottes“. Die lutherischen Landeskirchen in Deutschland hingegen haben mit der Unterzeichnung der europaweiten Leuenberger Konkordie im Jahr 1973 die in der Confessio enthaltenen Verwerfungen gegenüber den reformierten Kirchen in Hinblick auf Abendmahl, Christologie und Prädestination zurückgenommen.

Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche hat die Leuenberger Konkordie nicht unterzeichnet, da an der lutherischen Lehre vom Heiligen Abendmahl, der Christologie und der Prädestination nicht festgehalten werde. Die Evangelische Kirche in Österreich, die sich aus einer lutherischen und reformierten Kirche zusammensetzt, betont, dass sich die Verwerfungen der Confessio nicht gegen den persönlichen Glauben bestimmter Menschen wendeten. Die lutherische Kirche Österreichs ist auch nach dem Augsburger Bekenntnis benannt.[124]

Es kam in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu verschiedenen Kriegen zwischen Katholiken und Protestanten innerhalb des Reiches (Schmalkaldischer Krieg) und der Schweiz, die in Deutschland 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden und in der Schweiz 1531 mit dem Zweiten Landfrieden von Kappel endeten. Bei beiden lief es auf die Lösung („wessen Land, dessen Glaube“) heraus: In Deutschland bestimmte der jeweilige Fürst bzw. in den Reichsstädten der Magistrat die Konfession des Landes, in den Schweizer Kantonen die jeweiligen Regierungen.

Die Entwicklung in Frankreich

Das Edikt von Nantes (1598)

Die entscheidende Voraussetzung zur Überwindung der konfessionellen Gegensätze schuf Heinrich IV. mit dem Edikt von Nantes vom 30.04.1598, das einen religiösen Ausgleich brachte und das Ende der mehr als drei Jahrzehnte dauernden Hugenottenkriege bedeutete.[125] Das Edikt, das aus 92 Artikeln, einem Breve über finanzielle Zuwendungen des Königs an die Protestanten und mehr als 50 Geheimartikeln über die Gewährung von Sicherheitsplätzen und anderen Zugeständnisse an die Hugenotten bestand, gründete sich auf die in früheren Jahren herausgegebenen Edikte von Poitiers, Nerac und Fleix. Das Edikt von Nantes stellte somit eine Zusammenfassung und Bestätigung jener Teilerfolge dar, die die Protestanten innerhalb der acht Hugenottenkriege errungen hatten.[126]

Der wesentliche Grundsatz des Ediktes von Nantes war die Gewährung der vollen Gewissensfreiheit, auch wenn der Katholizismus bis zum Toleranzedikt von 1787 weiterhin Staatsreligion blieb. Jedoch durften die Protestanten ihren Kult lediglich unter verschiedenen Beschränkungen ausüben; sie mussten sich weiterhin den katholischen Ehegesetzen unterwerfen und waren zur Zahlung des Kirchenzehnten an die katholischen Pfarrer verpflichtet. Für ihre eigenen konfessionellen Bedürfnisse wurde ihnen gestattet, innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft eigene Steuern zu erheben. Von der protestantischen Kultfreiheit waren der Hof des Königs mit seinem Gefolge, Paris mit seiner Bannmeile und die Armee bis auf die Quartiere hugenottischer Befehlshaber ausgenommen. Heinrich IV. sah im Edikt von Nantes Maßnahmen vor, die die Gleichberechtigung der Hugenotten in politischer und gesellschaftlicher Beziehung sichern sollten. Die Protestanten erhielten Zugang zu allen zivilen und militärischen Ämtern sowie gleichberechtigten Status bei der Aufnahme in Universitäten, Schulen und Krankenhäusern.

Heinrich IV. gewährte den Hugenotten insgesamt ungefähr 150 Sicherheitsplätze, in denen die Protestanten Garnisonen unterhalten konnten.[127]

Dieses Verteidigungssystem erstreckte sich über ganz Südfrankreich südlich der Loire; es verteilte sich auf die beiden Plätze Jargeau und Charite-sur-Loire, die dazu dienten, gegebenenfalls den protestantischen Truppen aus Deutschland einen Zugang zu ermöglichen. Weitere bedeutende Städte, die den Protestanten als Sicherheitsplätze dienten, waren La Rochelle, Saumur, Niort, Montauban, Castres und Montpellier. Abgesehen von den Sicherheitsplätzen besaßen ungefähr vierzig Städte eine protestantische Verwatungsstruktur (Nimes, Villeneuve-les-Avignon, Privas, Castres, Oloron, Montauban, Jarnac, Sully).[128]

Die Sicherheitsplätze, die quasi einen Staat im Staate darstellten, bedeuteten nicht nur strategische Vorteile, sondern stellten für die Hugenotten eine große Gefahr in der Zukunft dar.[129] Angesichts des unitarischen Charakters der französischen Monarchie konnte der politische und militärische Sonderstatus der Hugenotten auf Dauer nicht hingenommen werden. Sieburg bemerkt richtigerweise, dass ein erneuter Zusammmenstoß zwischen der königlichen Zentralgewalt und den Hugenotten vorprogrammiert war.[130]

Trotz des Ediktes von Nantes blieben Misstrauen und Feindseligkeiten auf beiden Seiten bestehen.[131] Da die Eigenschaft der religiösen Toleranz als Voraussetzung für ein Zusammenleben noch nicht weit verbreitet war, brachte das Edikt lediglich eine kurzfristige Lösung der konfessionellen Gegensätze im französischen Staat.

Die Zeit nach dem Edikt von Nantes

Nach dem Edikt von Nantes leitete Heinrich IV. verstärkte Anstrengungen ein, um das durch die jahrelangen Kriege schwer belastete Wirtschaftssystem Frankreichs zu beleben. Heinrich IV. ernannte im Jahre 1599 den Herzog von Sully zum „surintendant des finances“, der in der landwirtschaftlichen Produktion die Grundlage einer aufblühenden Wirtschaft sah.[132] Der Herzog von Sully führte in den Jahren 1598-1600 die begrenzte Senkung der Taille herbei, um den Bauern eine gewisse Entlastung zu verschaffen. Weiterhin verfolgte er das Ziel, den Import von Luxusgütern durch einen Ausbau des Zollwesens zurückzuschrauben.

Auf Anordnung Heinrich IV. wurde in den Jahren 1601-1604 eine Kommission gebildet, die Vorschläge zur Wiederbelebung der ökonomischen Entwicklung erarbeiten sollte.[133] In dieser Kommission besaß der hugenottische Wirtschaftsfachmann und langjähriger Vertrauter des Königs, Barthelemy de Laffemas, eine führende Stellung.[134] Im Jahre 1602 wurde de Laffemas zum „Controlleur General du Commerce” und Präsident des neu gegründeten „Conseil du Commerce“ ernannt:[135] „Thus a Hugenot tail become one of the chief men engaged in directing the economic activities of France.“

De Laffemas vertrat wie der Herzog von Sully merkantilistische[136] Überzeugungen. Im Gegensatz zu Sully, der der Förderung der Landwirtschaft den Vorrang einräumte, setzte sich de Laffemas für den Vorrang der Gewerbepolitik ein. Entscheidend für dieses Primat war seine Überzeugung, dass der wirtschaftliche Reichtum und die politische Macht eines Staates durch die Besitzmenge von Gold und Silber repräsentiert würden. Dabei setzte de Laffemas voraus, dass Gold und Silber in Form von Münzen oder Barren als Zahlungsmittel verwendet wurden. Im Falle der Verhinderung des Abflusses von Geld ins Ausland erwartete er einen ökonomischen Aufschwung Frankreichs. Seine wichtigsten wirtschaftspolitischen Forderungen lauteten:[137]

Im Jahre 1604 wurde auf Betreiben Sullys ein Erlass[138] verabschiedet, der für den in akuter Geldnot befindlichen Staat einträglichen Brauch des Ämterkaufs und –handels festigte. Dadurch wurde gegen eine jährlich zu zahlende hohe Summe den Erben eines Amtsinhabers die Entscheidungsgewalt über das Amt zugesichert und damit die Erblichkeit der Ämter gefördert.[139]

Die schlechte finanzielle Situation des französischen Staates führte dazu, dass Heinrich IV. die Kolonialpolitik seiner Vorgänger in Nordamerika fortsetzte. Um die französischen Interessen in Nordamerika zu etablieren, entstand im Jahre 1608 die Siedlung Quebec, die eine bedeutende Ausgangsbasis für die allmähliche Kolonialisierung Kanadas wurde.[140]

Durch diese wirtschaftspolitischen Maßnahmen gelang es Heinrich IV., die schlimmsten Folgen der Hugenottenkriege in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus festigte Heinrich IV. die Machtstellung des Königtums:[141] „Auf der Grundlage der einander einigermaßen die Waage haltenden Stellung des alten Adels, der Noblesse de robe und des für eine Machtübernahme in keiner Weise reifen, durch die inneren Kriege eher geschwächten Bürgertums waren günstige Voraussetzungen dafür gegeben, dem Königtum in Weiterführung der bereits zwischen 1461 und 1559 deutlich erkennbaren Tendenzen eine absolute Machtposition zu sichern.“

Es darf nicht übersehen werden, dass die Bestimmungen des Edikt von Nantes nicht nur der hugenottischen Seite, sondern auch dem Katholizismus erhebliche Vorteile brachten. In den von Protestanten vollkommen oder teilweise besetzten Gebieten wurde die katholische Kirche wieder in ihre ursprünglichen Rechte eingesetzt.[142] Katholische Besitzungen, Liegenschaften, Kirchengebäude und Einkünfte mussten restituiert werden. In Hochburgen des Protestantismus wie La Rochelle wurden oft nach jahrzehntelanger Unterbrechung katholische Gottesdienste abgehalten, Prozessionen durchgeführt und katholische Schulen neu eröffnet.

Trotz alledem gingen für viele Katholiken die den Protestanten eingeräumten Konzessionen im Edikt von Nantes zu weit. Die Parlamente ließen sich nur durch erheblichen Druck des Königs zur Registrierung des Ediktes bewegen: Paris und Grenoble verweigerten bis zum Jahre 1599 die Unterzeichnung, die Städte Aix, Dijon, Toulouse und Rennes waren erst im Laufe des Jahres 1600 zur Ratifikation bereit, Rouen widersetzte sich bis zum Jahre 1609.

In den Jahren nach dem Edikt von Nantes entwickelten die Hugenotten eine eigene politische und militärische Organisationsstruktur.[143]

Neben den Provinzversammlungen existierte eine landesweite Zusammenkunft, über der ihrerseits die protestantischen Fürsten standen. Parallel dazu entstand eine militärische Struktur, die die hugenottischen Hochburgen miteinander vernetzte. Nach dem Vorbild der Statthalterschaften des Königreiches wurde Frankreich in acht Militärbezirke unterteilt; die protestantische Armee erhielt einen Oberbefehlshaber. Diese Entwicklungen verschärften die ohnehin schon existierende Konfliktsituation zwischen Protestantismus und Katholizismus.

Die Situation wurde zusätzlich durch die Tatsache angeheizt, dass sich Heinrich IV. in den Finanzbehörden (Sully, Maupeou, Arnaud, Dupin u.a.), am Hofe (Polignac, Lomenie), in der Verwaltung (Laffernas) und in der Armee (La Tremouille, Turenne, Rohan u.a.) mit zahlreichen Personen protestantischen Glaubens umgab.[144]

Protestantische Sekretäre, Künstler, Schriftsteller, Ärzte und Architekten wurden von ihm beschäftigt, was den Argwohn vieler Katholiken erregte und nicht zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Katholiken und Protestanten beitrug.[145]

Nachdem bereits mehrere von der katholischen Seite geplante Attentatsversuche auf Heinrich IV. scheiterten, wurde er am 14.5.1610 von dem fanatischen Katholiken Francois Ravaillac auf offener Straße ermordet.[146] Das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten begann sich nach dem Tod Heinrichs IV. weiter zu verschlechtern. König Ludwig XIII. (1610-1643) führte im Jahre 1620 einen Feldzug gegen die Protestanten im Süden Frankreichs, der den Anschluss Navarras und des Bearn an die Krone brachte. Da sich der König jedoch nicht entscheidend gegen die Hugenotten durchsetzen konnte, wurde im Oktober 1622 der Kompromissfrieden von Montpellier vereinbart, der das Edikt von Nantes bestätigte.[147]

Eine entscheidende Figur bei der Verfolgung der Hugenotten war der mit Machtfülle augestattete Kardinal Richelieu.[148]

Als der königliche Favorit und erste Minister Ludwigs, Charles de Luynes, der 1621 eine Ernennung Richelieus zum Kardinal verhindert hatte, am 15. Dezember 1621 plötzlich starb, stand Richelieus Aufstieg nichts mehr im Wege. Der König hatte jedoch entschieden, dass es an seinem Hof künftig weder einen Connétable noch einen Favoriten geben sollte.[149]

Am 3. November 1622 wurde Richelieu auf Betreiben von Maria de‘ Medici durch Papst Gregor XV. zum Kardinal ernannt.[150] Ab dem 29. April 1624 gehörte er wieder dem Staatsrat an und wurde zu einem unverzichtbaren Berater für den König, der sehr streng darauf achtete, die ihm zukommende Entscheidungskompetenz an keine andere Person zu delegieren. Am 13. August 1624 machte ihn der Monarch zum Ersten Minister.

1629 wurde er zum Generalleutnant des Königreichs ernannt. Seinen Einfluss auf den König nutzte Richelieu, um Frankreich nach seinen Vorstellungen umzugestalten.[151] Er reformierte die Verwaltung, entmachtete den Amtsadel, ließ Père Joseph ein eigenes System ihm treu ergebener Verwaltungsbeamter und Spione aufbauen, beschnitt die Rechte und den Einfluss des Adels und betrieb die Vernichtung der militärischen Kraft der Hugenotten.[152] Er gab den Anstoß, dass eine seiner „Kreaturen“ (créatures), Théophraste Renaudot, ab dem 12. Mai 1631 die wöchentlich erscheinende Zeitung La Gazette herausgab. In ihr erschienen neben Nachrichten vom Hofe, Gesetzen und Edikten auch Ordonnanzen und Berichte des Königs sowie Richelieus, die auf die öffentliche Meinung der nachrichtenhungrigen Militärs, Hofkleriker, Gelehrten und Beamten einwirkten.[153]

Kolonialpolitisch sorgte Richelieu dafür, dass die Staatsfinanzen ab 1627 entlastet wurden, ohne die Kolonisierung Nordamerikas aufzugeben. Eine private Handelsgesellschaftsollte Siedler anwerben. Dazu erhielt sie das Handelsmonopol zwischen Florida und den arktischen Gebieten Kanadas. 1640 wurde das französische Feudalsystem auf Nordamerika übertragen, und es entstanden ausgedehnte Grundherrschaften. Allerdings blieb der langfristige Erfolg aus, es kamen zu wenige Siedler und die Hugenottenkriege tobten auch in Kanada, so dass die Gesellschaft 1663 aufgelöst und Canada in eine Kolonie umgewandelt wurde.[154]

Um die spanische Vormachtstellung in Europa zu brechen, nutzte Richelieu das kostspielige Engagement der spanischen Monarchie im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) und ihren jahrzehntelangen Kampf gegen die Vereinigten Niederlande (erneut seit 1621), die von Spanien abgefallenen Provinzen in den nördlichen Niederlanden.[155] Dabei plante Richelieu zunächst – noch unter der Leitung von La Vieuville (Sommer 1624) –, sich des Söldnerführers Ernst von Mansfeld zu bedienen (Vereinbarungen von Saint-Germain-en-Laye, September 1624).[156]

Mit den Generalstaaten der Vereinigten Niederlande war gerade ein Subsidien-Bündnis zustande gekommen (Vertrag von Compiègne, Juni 1624), dem sich kurz darauf auch König Jakob I. (Stuart) von England und Schottland angeschlossen hatte. Auf diese Weise verknüpfte Richelieu die Liga von Lyon (Februar 1623, erneuert 1624), ein Bündnis katholischer Mächte (Frankreich, Venedig, Savoyen), mit den genannten evangelischen Mächten (Niederlande, England) gegen die Habsburger, vor allem gegen Spanien. Zugleich setzte er die diplomatischen Bestrebungen fort, Bayern vom habsburgischen Kaiser zu trennen, und unterstützte die protestantischen Fürsten, um Spaniens Kräfte im Kriege zu binden.[157]

Im Vertrag von Bärwalde (1631) sicherte er dem schwedischen König Gustav II. Adolf eine Unterstützung von 1 Million Livres (Pfund) pro Jahr zur Kriegsführung zu, was jenem ermöglichte, mit seinen Truppen bis nach Süddeutschland vorzudringen.[158] 1635 trat das katholische Frankreich unter Führung eines katholischen Bischofs dann aktiv an der Seite des protestantischen Schweden in den Krieg gegen den Papst und den katholischen Habsburger Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein.

1640, gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, versuchte Richelieu, die iberische Linie der Habsburger durch einen Angriff auf die spanische Pyrenäenfestung Perpignan zu schwächen.[159] Aus diesem Grund unterstützte er auch Rebellen in Katalonien und in Portugal, die sich gegen die Zentralmacht in Madrid auflehnten, indem er dort Geld, Waffen und eigene Soldaten bereitstellte. Die Frau des Königs Ludwig XIII., Anna von Österreich, war über diese Strategie sehr bestürzt.

Der gesundheitlich bereits sehr angeschlagene Kardinal arbeitete ab 1642 für jene Vermittler, welche Frankreich bei den Friedensverhandlungen dereinst vertreten sollten. Seine Vision war ein neu geordnetes Europa unter der Hegemonie der Französischen Krone anstelle der habsburgischen Universalmonarchie.[160]

In der Wahl seiner Methoden folgte Richelieu dem Grundsatz „Der Zweck heiligt die Mittel“.[161] Politische Gegner wurden rücksichtslos ausgeschaltet, Bündnisse nach Zweckmäßigkeit eingegangen. Seine Bündnisse mit verschiedenen protestantischen Fürstenhäusern sorgten für Empörung beim Adel und der katholischen Kirche. Seine Politik stieß auf große Widerstände im eigenen Land. Es gab zahlreiche Verschwörungen und Attentate, die er dank seines Spionagenetzes meist rechtzeitig aufdecken konnte.[162]

1626, als er gemeinsam mit der Königinmutter versuchte, den Bruder des Königs, Gaston d’Orleans, in eine Ehe mit Marie de Bourbon-Montpensier zu zwingen, kam es zum ersten hochrangig besetzten Mordkomplott. Einige hohe Adlige, darunter die Herzogin von Chevreuse und ihr Liebhaber, der Camte de Chalais, unterstützten d’Orleans' Widerstand und planten Richelieus Tod.[163] Das Komplott wurde aufgedeckt, Chalais hingerichtet, Mme. de Chevreuse nach Poitou verbannt. D’Orleans wurde begnadigt, musste aber die ungeliebte Frau heiraten. Damit begann eine lebenslange Feindschaft zwischen dem Bruder des Königs und dem Ersten Minister.

Zehn Jahre später scheiterte ein weiteres Mordkomplott. Daran beteiligt waren unter anderem der Graf von Montrésor, Favorit Gaston d’Orleans', und der Graf von Soissons, Louis de Bourbon Feldherr und Parteigänger der Maria de’ Medici. Richelieu sollte 1636 im Feldlager von Amiens, beim Rückzug nach einer Kampagne gegen spanische Truppen in der Picardie, getötet werden. Louis de Bourbon floh daraufhin 1637 nach Sedan und sammelte andere Gleichgesinnte um sich. 1641 kehrte er mit einer habsburgischen Armee nach Frankreich zurück. Er besiegte den französischen Marechal de Chatillon in der Schlacht von La Marfee am 6. Juli 1641, starb aber im Augenblick des Triumphes unter ungeklärten Umständen.

Die letzte Verschwörung gegen Richelieu ging 1642 vom königlichen Favoriten, dem Marquis de Cinq-Mars, aus.[164] Der Marquis war der Sohn eines engen Freundes von Richelieu und ursprünglich sein Protegé. Richelieu brachte ihn an den Hof, in der Hoffnung, seinen Einfluss auf Ludwig durch den jungen Mann verstärken zu können. Cinq-Mars gewann auch wirklich die Gunst des Königs, wurde sein Favorit und mit Ämtern überschüttet, entwickelte aber eigenen politischen Ehrgeiz.[165] Richelieu versuchte, den Einfluss von Cinq-Mars zu beschneiden, worauf jener mit anderen Aufständischen, darunter wieder d’Orleans, plante, den Spaniern die Grenzen zu öffnen, um Richelieu zu stürzen. Ein Geheimvertrag über spanische Unterstützung für die Rebellion fiel Richelieu in die Hände, so dass er Cinq-Mars den Prozess machen konnte. Cinq-Mars wurde am 12. Oktober 1642 in Lyon hingerichtet.

Nach der Verschwörung von 1626 gewährte Ludwig XIII. seinem Ersten Minister noch im selben Jahr eine eigene persönliche Garde, die im Laufe weniger Jahre auf einen Sollstand von 400 Mann anschwoll – die Offiziere nicht mitgezählt.

Bewilligt wurden zunächst 50 Musketiere zu Pferd, zuzüglich einer kleineren, nicht genannten Zahl an Offizieren, die der Kardinal auf eigene Kosten unterhielt.[166] Diese Kompanie wurde jedoch nicht als Musketiere bezeichnet, sondern schlicht als „Garden“ (des gardes) bzw. „Garde seiner Eminenz zu Pferd“ (la garde à cheval de Son Eminence). Im Laufe des Jahres 1631 erlaubte der König seinem obersten Ratgeber die Erweiterung seiner Wache. Die überwiegend aus Edelleuten gebildete, unbefristet dienende Garde zu Pferd umfasste jetzt 120 Mann Chevaulegers, außerdem wurde eine 100 Mann zählende Kompanie Gendarmen erlaubt. 1634 kam eine zunächst 100 Mann, dann 200 Mann zählende Kompanie Musketiere zu Fuß hinzu. Die „Musketiere der Garde seiner Eminenz“ waren nicht-adeliger Herkunft.[167] Sie wurden nach Möglichkeit aus dem Régiment des Gardes francaises rekrutiert und dienten mindestens auf drei Jahre. Die einfachen Garden zu Pferd wurden wie Fähnriche der Armee besoldet, die Musketiere der Garde zu Fuß wie Sergeanten.

Die engste Leibwache stellten die „Garden“ bzw. Chevaulegers:[168] Jeweils 60 Mann logierten im Kardinalspalais und stellten dort die inneren Wachen – diskret mit einer unter dem Kasack versteckten Pistole bewaffnet, die Musketen für den Alarmfall im Wachsaal deponiert. Verließ der Kardinal das Palais, stellten die Garden zu Pferd die engste Eskorte. Die Bewachung der äußeren Tore oblag den Musketieren zu Fuß.[169]

Die Gendarmen versahen keinen Wachdienst, sondern scheinen rasch in die französische Armee eingereiht worden zu sein, ebenso ein von Richelieu 1635 aufgestelltes Regiment Dragoner mit 500 Mann sowie ein 1800 Köpfe zählendes Regiment zu Fuß. In militärischen Notlagen entsandte der Erste Minister aber auch seine persönliche Eskorte ins Feld. Die Garden eingerechnet, standen zuletzt insgesamt 2700 Mann im Sold des Kardinals.

Mit Richelieus Tod kam 1642 für die „Garden“ und „Musketiere der Garde seiner Eminenz“ die Auflösung: Die Angehörigen wurden entweder in die königliche Garde übernommen oder pensioniert.[170]

Richelieu war ein vielseitig interessierter Mann, der neben seinen Staatsgeschäften auch ein großes Interesse an der Kunst besaß und mit seinem im Amt erworbenen Wohlstand zahlreiche Künstler förderte.[171]

So besoldete er den Architekten Jacques Le Mercier, der bei der Erweiterung des Louvre seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Le Mercier entwarf in seinem Auftrag die Kapelle der Sorbonne, in der Richelieu gemäß seinem letzten Willen beigesetzt wurde, und den Kardinalspalast, das spätere Palais Royal in Paris. Das Palais beherbergte neben der Kunstsammlung des Kardinals auch ein Theater, das seinerzeit die modernste und schönste Bühne in Paris war. Es wurde 1641 mit einer Aufführung von Jean Desmarets Mirame eröffnet.[172]

Die Dekoration des Palais Royal übertrug er dem ersten Hofmaler von Ludwig XIII., Simon Vouet. Ebenfalls zu seinen Schützlingen zählte der junge Philippe des Champaigne. Das Bild rechts ist ein Ausschnitt aus einem Dreifach-Portrait, das Champaigne ca. 1640 anfertigte. Es ist heute in der National Gallery in London ausgestellt.

Das größte künstlerische Interesse des Kardinals galt aber der Literatur.[173] So griff er die Idee einer Gesellschaft zur Pflege der französischen Sprache und Kultur auf und machte bereits 1635 aus dem informellen Zirkel um Valentin Conrart, der sich seit 1630 dieser Aufgabe widmete, eine offizielle Einrichtung, die Académie Française. Er protegierte zahlreiche junge Dramatiker, darunter auch den hochbegabten, jungen Pierre Corneille. Im Streit um Corneilles gefeierte Tragikomödie „Le Cid“, deren Triumph zahlreiche Neider auf den Plan rief, stellte er sich allerdings gegen seinen Protegé.[174]

Im Jahre 1624, als der Kardinal Richelieu die Geschicke des Königreiches lenkte, nahmen die protestantischen Anführer Heinrich von Rohan und sein Bruder Soubise den Kampf wieder auf. Nach der Vermittlung England unterzeichneten die beiden Parteien im Jahre 1626 in La Rochelle einen neuen Friedensvertrag.[175]

Kurz darauf erhoben sich die Hugenotten, deren Zentrum La Rochelle wurde, ein weiteres Mal.[176] Der Herzog von Buckingham unterstützte die Hugenotten mit Hilfstruppen und nahm die Ile de Re in Besitz. Die Armee des Königs ließ daraufhin alle Boote entlang der Küste beschlagnahmen, eroberte die Insel zurück und belagerte La Rochelle. Nachdem die königlichen Truppen im Mai eine englische Flotte besiegen konnten, musste La Rochelle aufgrund einer Hungersnot kapitulieren. Die Einnahme La Rochelles bedeutete eine ökonomische Niederlage für die königliche Partei. Die bis zu ihrer Belagerung blühende Handelsrepublik wurde dauerhaft geschwächt und die Zahl ihrer Einwohner auf wenige Tausend Personen reduziert.

Als nach längeren Kämpfen auch die anderen befestigten hugenottischen Städte erobert wurden, kam es im Jahre 1629 zum Frieden von Alais und zum Gnadenedikt von Nimes. Diese beiden Verträge stellten die Beziehung der Hugenotten zum französischen Staat auf eine neue Grundlage. Die Bestimmungen der Verträge sahen vor, dass den Hugenotten alle im Edikt von Nantes garantierten Sicherheitsplätze weggenommen wurden, was das Ende des Protestantismus als politischer und militärischer Machtfaktor innerhalb Frankreichs bedeutete.[177]

Gleichzeitig wurden aber die religiösen und gesellschaftlichen Rechte der Hugenotten bestätigt, so dass wenigstens dieser Kernbestandteil des Ediktes von Nantes erhalten blieb. Mit dieser Regelung verfolgte Richelieu die Absicht, die Hugenotten politisch in den französischen Staat zu integrieren, ohne ihren konfessionellen Sonderstatus anzutasten. Damit wollte der Kardinal der Gefahr eines erneuten religiösen Krieges gegen die Hugenotten entgegentreten.[178]

Richelieu schrieb nach Abschluss des Friedens von Alais und des Gnadenediktes von Nimes an König Ludwig XIII.:[179] „Die Quellen der Häresie und der Rebellion sind jetzt versiegt.“

Durch katholische Missionstätigkeit, die von Richelieu unterstützt wurde, und die Konversion zahlreicher Mitglieder des hugenottischen Adels zum katholischen Glauben, wurde die Stellung der Protestanten weiterhin geschwächt.[180]

Das Revokationsedikt von Fontainebleau (1685) und seine Folgen

Das Schloss des Königs war ein Ausdruck der Leistungsfähigkeit Frankreichs und ein Symbol seiner Größe und Stärke. Die geordnete Natur der Parkanlagen war ein Spiegelbild der Ordnung, die Ludwig XIV. dem Land brachte.

Nachdem er als Kind die Gefahr der Fronde in Paris am eigenen Leib erleben musste, konnte sich der König nie für die französische Hauptstadt begeistern, er liebte dagegen das kleine Jagdschloss seines Vaters.[181] Dort konnte er einen angemessen repräsentativen und weitläufigen neuen Palast erbauen, der zudem so im engen Paris undenkbar gewesen wäre. Der Entschluss, den Hof 1682 aus dem Louvre und dem Tuilerienpalast hierher zu verlegen, sollte Frankreichs Geschichte für viele Jahre prägen. Hier vollendete Ludwig XIV. den Regierungsstil, den man später als Absolutismus bezeichnete.[182] Der König wollte weitere Aufstände wie die Fronde verhindern, er schnitt die Aristokratie von ihrer alten Aufgabe der Provinzverwaltung ab und setzte Beamte dafür ein, die Mitglieder des Adels wurden dagegen an den Hof geholt. Eine mögliche Opposition aus der Ferne gegen ihn, wie sie zum Beispiel seinem Vater widerfuhr, wurde somit erschwert. Die Angehörigen des Adels wurden politisch entmachtet und im Gegenzug mit kostbaren Geschenken und prunkvollen Festen entschädigt. Der einst mächtige Hochadel Frankreichs verließ bereitwillig seine Schlösser in den Provinzen, nur wenige konnten es sich leisten, dauerhaft eigene Hofgesellschaften zu unterhalten. Um auf der Höhe der Zeit zu sein und den neuesten Moden des Hofes folgen zu können, verschuldeten sich die Aristokraten oder erhielten willkürliche Renten vom König.

Die verschiedenen Baustile des Schlosses, die majestätisch-monotone Garten- und die kleinteiligeren Stadtfassaden riefen nicht nur Bewunderung, sondern auch Kritik hervor. Versailles steht im völligen Kontrast zu den anderen Barockschlössern Frankreichs, die zumeist nicht nur kleiner, sondern wie Vaux-le-Vicomte oder Maisons-Laffitte auch im Pavillonsystem errichtet wurden. In der Kunstgeschichte werden insbesondere die Gartenfassaden zwar häufig als überwältigend in ihrer Wirkung, aber auch als eintönig beschrieben,

Zur Zeit Ludwigs XV. wurde eine als grand dessin bezeichnete Neugestaltung der Stadtseite im Stil des Klassizismus erwogen. Die alten Fassaden dort sollten, den Gartenfassaden ähnlich, mit Haustein überbaut werden. Auch war über dem Hauptgebäude eine Kuppel geplant. Die Leitung dieses Projekts übernahm Ange-Jacques Gabriel. Letztlich erfolgte aus finanziellen Gründen jedoch ab 1771 nur der Umbau eines zu dieser Zeit baufälligen, stadtwärts gerichteten Trakts, der seit jener Zeit Gabrielflügel genannt wird. Der Pavillon des gegenüberliegenden Gebäudes, des Dufourflügels, wurde erst um 1820 angepasst und die Symmetrie der Hoffassade knapp ein halbes Jahrhundert nach Beginn der Umbauarbeiten halbwegs wiederhergestellt. Die parallel gegenüberstehenden Gebäudeteile tragen noch heute verschiedene Fassadenstile. 1780 durch Étienne-Louis Boullée vorgelegte Pläne zu einer vollständigen Neugestaltung des Schlosses im Sinne der Revolutionsarchitektur wurden nicht realisiert.

Das Corps de Logis mit dem integrierten alten Schloss enthielt die Wohnräume des Königs im Norden und jene der Königin im Süden, außerdem die Appartements der königlichen Kinder, der Mätressen, sowie die offiziellen Staatssäle.[183] Die großen Seitenflügel und die Nebengebäude des Schlosses waren für die Aufnahme des Hofstaats vorgesehen. Der gartenseitige Trakt des Südflügels wurde auch als Prinzenflügel bezeichnet, da er die Wohnräume der Prinzen von Geblüt enthielt. Der stadtseitige Trakt des Südflügels, sowie der gartenseitige Nordflügel dienten den Courtiers, also den übrigen Höflingen, als Wohnraum. Je nach Stand und Rang erhielten die Schlossbewohner zum Teil mehrere Zimmer große Appartements mit Wohn- und Arbeitszimmern, Ankleideräumen und Küchen zur Verfügung gestellt oder lediglich kleine, zum Teil nicht einmal beheizbare Kammern, die nur kurzen Aufenthalten dienen konnten. 1789 beinhaltete das Schloss 288 Wohnungen, 1.252 heizbare Räume und 600 Räume ohne Kamin. Die königliche Familie bewohnte weitere 152 Zimmer.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden im Inneren des Schlosses immer wieder Änderungen und Umbauten vorgenommen. Es sind nicht nur die Säle und Salons dem sich verändernden Zeitgeschmack entsprechend neu dekoriert worden, sondern ganze Appartements wurden verändert, Türen versetzt und Zimmer neu angeordnet. So etwa „wanderte“ das Schlafzimmer Ludwigs XIV., das ursprünglich spiegelverkehrt dem der Königin gegenüberlag, nach dem Tod Maria Theresias südwärts, bis es hinter der Spiegelgalerie im Zentrum des Schlosses und nach Osten zur aufgehenden Sonne ausgerichtet seinen Platz fand. Die einst berühmte Gesandtentreppe wurde durch eine neue Raumflucht für Ludwig XV. ersetzt, und den Umbauarbeiten zum Museum und der Installation der großen Ausstellungsräume im 19. Jahrhundert sind schließlich die Appartements im Nord- und Südflügel zum Opfer gefallen.

Von den ursprünglich über 200 Appartements des Schlosses sind in der Gegenwart nur noch die Räumlichkeiten im Corps de Logis erhalten, bzw. rekonstruiert. Es handelt sich vorwiegend um die Prunkgemächer des Königs und der Königin, deren jeweilige Privatkabinette sowie um einige weitere Appartements verschiedener Familienmitglieder. Von den Wohnungen des Hofstaats in den großen Seitenflügeln existiert heute keine mehr.

Die Staatssäle des Ancien Régimes entstammen noch dem schweren Stil des Louis-quatorze und wurden – abgesehen von der Möblierung – von den Nachfolgern des Sonnenkönigs kaum verändert. Unter Ludwig XV. und seiner Familie fand ein begrenzter Einzug von Privatsphäre statt, die in den intimeren Appartements ihren Ausdruck im Stil des Louis-quinze fand. Letzte bedeutende Veränderungen fanden unter Ludwig XVI. und seiner Frau Marie Antoinette statt, die ihre Räume zum Teil im Stil des Louis-seize umgestaltet ließen. Die ursprünglich reiche Ausstattung des Schlosses umfasste neben den wandfesten Dekorationen und dem Deckenschmuck mehrere tausend Möbelstücke, Leuchter, Lüster und andere Gegenstände des Kunsthandwerks. Die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Einzelteile gingen unter anderem auf die Werkstätten von André-Charles Boulle, Georges Jacob und Johann Heinrich Riesener zurück. Das Mobiliar ging in der Zeit der Revolution zum Teil durch Plünderung, vor allem aber durch eine große Versteigerung zwischen 1793 und 1794 verloren; damals wurden über 17.000 Stücke in den Verkaufskatalogen angeboten. Im 19. Jahrhundert, nach der Umgestaltung des Schlosses in das Museum, konnten Teile der einstigen Ausstattung zurück erworben werden. Das fehlende Mobiliar wurde durch neue Arbeiten im Stil des Empire, unter anderem von François Jacob-Desmalter, ergänzt.[184]

Zu den bedeutenden Räumen des Schlosses zählen unter anderem der als Vorzimmer des Königs dienende und nach zwei großen, runden Fenstern benannte Ochsenaugensaal (Salon Oeil de boeuf), der Herkulessalon, der die frühere Kapelle ablöste oder das Schlafzimmer der Königin im Südtrakt des Corps de Logis. Die wichtigsten Räume innerhalb des Hofalltags bildeten jedoch der Spiegelsaal und das angrenzende Schlafzimmer des Königs, sowie die Schlosskapelle und, als ihr profanes Gegenstück, die als letztes Gebäude unter dem Ancien Régime errichtete Hofoper.

Der Mittelbau des Schlosses wird im ersten Geschoss auf seiner gesamten Breite von der Raumflucht der fast 75 Meter langen und mehr als 10 Meter breiten Versailler Spiegelgalerie und von den benachbarten Salons des Krieges und des Friedens eingenommen. Die Salons waren einst die Übergänge zu den königlichen Wohnräumen, wobei der Kriegssaal dem König und der Friedenssaal der Königin gewidmet war. Der Spiegelsaal verband die Appartements des Königspaares und macht mit seinen 30 stuckgefassten, den König verherrlichenden Deckengemälden, den insgesamt 357 Spiegelflächen und marmornen Pilastern einen überwältigenden Eindruck. Die siebzehn großen Spiegel entsprechen in Größe und Gestaltung den gegenüberstehenden Bogenfenstern der Gartenfassade. Sie holen optisch den Park ins Innere des Raums und reflektieren sowohl das einfallende Licht tagsüber als auch den Kerzenschein am Abend. Die gesamte Länge des Saals wird von einem Gewölbe überspannt, das sich in dem in der Fassade sichtbaren Attikageschoss befindet.

Die Spiegelgalerie wurde zwar auch als Festsaal genutzt, doch diente sie hauptsächlich als eine Art überdachte Promenade, in der man sich aufhielt, um seine Gegenwart bei Hofe zu zeigen, und wo man hoffte, dem König aufzufallen.[185] Da es nicht gestattet war, den König direkt anzusprechen, musste man auf seine Zuneigung oder die Fürsprache einer höhergestellten Person hoffen. Die Ausmaße des Spiegelsaals waren durchaus beabsichtigt so groß bemessen, dass der Herrscher unliebsame Bittsteller im weiten Vorübergehen ignorieren oder anderen durch ein Gespräch seine Zuneigung erweisen konnte.

In der Mitte des Saals liegen die Übergänge zum mittleren Schlafzimmer. Einst befand sich dort ein Salon, der die Verbindung zwischen den Gemächern des Königs und der Königin bildete. Mit dem Tode Maria Theresias war diese Aufteilung der Raumfluchten bedeutungslos geworden, und so wurden dort erst ein Ankleidezimmer und 1701 dann das Prunkschlafzimmer Ludwigs XIV. eingerichtet. Dies ist der Ort der berühmten Zeremonien des Lever und des Coucher, des Aufstehens und Schlafengehens des Königs.

Bevor der Palast die heutige Versailler Schlosskapelle am Nordflügel erhielt, war der Kirchensaal in wechselnden Räumen untergebracht, unter anderem auch im späteren Herkulessalon. Jules Hardouin-Mansart plante ursprünglich eine kuppelüberwölbte Kapelle in der Mitte des Nordflügels, diese Pläne wurden aber wieder fallen gelassen. Die finanziellen Mittel für ein eigenes Kirchengebäude innerhalb des Schlosskomplexes standen erst nach dem Frieden von Rijswijk zur Verfügung. Mansart begann mit dem Bau 1699, konnte ihn aber durch seinen Tod 1708 nicht vollenden, den Auftrag übernahm Robert de Cotte. Die dem Heiligen Ludwig geweihte Kapelle ist zweistöckig und 25 Meter hoch. Die obere Etage war dem König und der königlichen Familie vorbehalten, auf der unteren Ebene saß der Hof. In ihrer Form schafft sie eine Verbindung von der mittelalterlichen Gotik zum barocken Gotteshaus. Drei Fresken verschiedener Maler stellen die Themen Gottvater, Sohn und Heiliger Geist dar. Die Orgel der Kirche wurde 1711 von Robert Clicquot erbaut und wurde 1995 unter Verwendung von 2 % Originalmaterial rekonstruiert. In der Kapelle fand unter anderem die Trauung Ludwigs XVI. und Marie Antoinettes statt.

Das Schloss verfügte zur Zeit des Sonnenkönigs noch über keinen festen Theatersaal. Schau- und Singspiele wurden je nach Umfang in verschiedenen Räumen aufgeführt, für Schauspieler und Musiker konnten mobile Tribünen aufgebaut werden. Das heutige Opernhaus am äußersten Ende des Nordflügels gehört zu den letzten großen Baumaßnahmen des Ancien Régime, es wurde anlässlich der Hochzeit Marie Antoinettes mit dem späteren Ludwig XVI. errichtet. Der Opernsaal diente sowohl für Bankette, Singspiele als auch Theateraufführungen. Das aus Gründen der Akustik vollkommen aus Holz gebaute Theater für 712 Zuschauer wurde von Ange-Jacques Gabriel 1769 bis 1770 im Nordflügel eingerichtet. Die Bühnentiefe und -höhe beträgt 21 Meter, bei einer Portalbreite von etwa sieben Metern. Die königliche Loge ist im unteren Rang versteckt und nicht durch einen Balkon hervorgehoben, um Ludwig XV. zu ermöglichen, ungesehen zu kommen und zu gehen. Dies ist ein Hinweis auf das privatere Zeremoniell unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs.

Eine Wohnung in Versailles zugewiesen zu bekommen, war ein bedeutendes Privileg, das zudem die Illusion vermittelte, im Zentrum der Macht an der Regierung beteiligt zu sein.[186] Wer zu den Logeants, den im Schloss Wohnenden gehörte, stand im Rang über den Galopins, den Kutschierenden, die Abends zurück in ihre Stadtwohnungen nach Paris mussten.[187] Innerhalb des Hoflebens übernahm die Etikette eine bedeutende Rolle, im Prinzip unbedeutende Hofämter standen symbolisch für politischen Einfluss.[188] Lediglich bei Hofe konnten Posten, Titel und Ämter errungen werden, und wer sich vom Sonnenkönig distanzierte, lief Gefahr, Vorrechte und Rang zu verlieren. Aus diesem Grund hielt sich die Aristokratie so gut wie ständig um ihren König auf und versuchte, ihm gefällig zu sein. Das sorgte dafür, dass zeitweise mehrere Tausend Menschen zugleich das Schloss bewohnten.

Für die französische Gesellschaft bedeutete der Wandel des Zweiten Standes vom Land- zum Hofadel auf Dauer eine schwere Belastung. Von ihren alten Pflichten und Aufgaben weitgehend entbunden, fristete die Aristokratie bald ein dekadentes Dasein. Während der Dritte Stand die Steuerlast und die Arbeit zu tragen hatte, konnte – beziehungsweise musste – sich der Adel dem Müßiggang hingeben. Dieser Umstand sollte über hundert Jahre später einer der Auslöser der Französischen Revolution werden.

Nach dem Tode Ludwigs XIV. 1715 und der Regentschaft Philipp II. im Namen von Ludwig XV., der zu dieser Zeit noch ein Kind war, verließ der Hof den riesigen Palast und begab sich vorübergehend nach Saint-Cloud und ins Palais Royal. Unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs verlor Versailles seine umfassende zentralistische Bedeutung und die Gesellschaft traf sich nun zunehmend auch wieder in den Landschlössern des Adels oder den Pariser Hôtels. Dennoch residierten auch Ludwig XV. und Ludwig XVI. in Versailles, so dass das Schloss ab 1682 nur mit kurzen Unterbrechungen fast ständig von der Königsfamilie bewohnt war. Obwohl öfter Ausflüge in die vielen weiteren Schlösser rund um Paris unternommen wurden, blieb Versailles immer Regierungssitz und Mittelpunkt des höfischen Frankreichs.[189]

Am Ende des Ancien Régime umfasste der Hofstaat rund 10.000 Personen, von denen bis zu 5.000 direkt im Schloss lebten.[190] Die eigentlichen Höflinge machten davon rund 1.000 Personen aus, hinzu kamen Kammerfrauen, Köche, Leibwachen und andere Bedienstete. Der Palast war eine Stadt unter einem großen Dach, mit Wohnungen, Arbeitsräumen und Vergnügungsstätten. Auf den Gängen und Höfen ließen sich Händler nieder. Das Schloss war fast ständig überbelegt und die Aristokratie, so sie nicht zur königlichen Familie gehörte, war zum Teil verarmt und hauste sogar in den engen Dachkammern der oberen Geschosse oder im benachbarten Grand Commun.

Victor Hugo bezeichnete das Schloss später als eine einzige Höflingskaserne.[191] Der Palast war nicht allein dem Adel vorbehalten: Zugang hatte auch das gewöhnliche Volk, die Neugierigen wurden von den Bewohnern als Voyeux bezeichnet. Je höher der Rang des Besuchers war, desto weiter durfte er in das Innere des Schlosses gelangen. Der freie Zugang zum Schloss bedeutete jedoch nicht zugleich Kontakt mit den hier lebenden Personen. Wer als Bittsteller kam oder auf ein Amt hoffte, musste offiziell bei Hofe vorgestellt werden, wozu man neben einem verbrieften Titel. üblicherweise die Fürsprache eines bereits etablierten Höflings benötigte. Als etabliert galt, wer über eines der zahlreichen käuflichen Hofämter verfügte, die, je nach Bedeutung des Amts, vom König oder dem Haushofmeister vergeben wurden.

Trotz der prunkvollen Ausstattung war Versailles ein unkomfortables Schloss. Die en filade gereihten, zugigen und hohen Räume ließen sich schlecht heizen Im strengen Winter 1709 platzten sogar Likörflaschen durch die Kälte. Die große Spiegelgalerie besaß keine Kamine, und auch das zentrale Schlafzimmer Ludwigs XIV. war so kalt, dass Ludwig XV. ein privates Schlafzimmer im Nordtrakt des Corps de Logis einrichten ließ, das er nach der Zeremonie des Coucher zum Schlafen aufsuchte und morgens rechtzeitig zum Lever wieder verließ.[192]

Es gab, wie damals in ganz Europa üblich, im Schloss weder fließendes Wasser noch fest installierte Toiletten.[193] Man verrichtete die Notdurft in Leibstühle und Nachttöpfe, deren Inhalte von der Dienerschaft in bis zu 29 Sickergruben in der Umgebung des Schlosses ausgeleert wurden. Ludwig XVI. ließ sich Frankreichs erstes Wasserklosett mit Toilettenspülung einbauen. Das Schloss hatte wiederholt mit Ratten- und Mäuseplagen zu kämpfen und einmal jährlich begab sich der Hof nach Fontainebleau, damit der Versailler Palast in dieser Zeit von Grund auf gereinigt werden konnte. Der Körperpflege wurde im 17. Jahrhundert zwar noch kein übermäßiger Stellenwert zugeschrieben, doch bereits Ludwig XIV. ließ sich im Untergeschoss des Corps de Logis mehrere Zimmer umfassende Badegemächer einrichten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts fanden sich auch zunehmend Baderäume in den Appartements der königlichen Familienmitglieder, während sich die übrigen Schlossbewohner weiterhin mit feuchten Tüchern und Waschschüsseln behelfen mussten.

ie Versorgung des Hofstaats mit Nahrungsmitteln und Getränken beschäftigte eine Anzahl von mehreren hundert Angestellten.[194] Die Mitglieder der königlichen Familie und Höflinge von hohem Rang wurden als commensaux, als Tischgenossen des Königs betrachtet und aus seiner Küche versorgt. Verschiedene Höflinge hatten die Verpflichtung, offene Tafeln zur Verkostung weiterer Schlossbewohner zu halten, andere Hofangestellte erhielten für ihre bouche eine finanzielle Entschädigung, mussten sich um die Versorgung allerdings selbst kümmern. Die Mahlzeiten stammten zum Teil aus den Wirtshäusern in der Umgebung des Schlosses, zum Teil aus selbst organisierten Küchen, von denen sich im Laufe der Zeit immer mehr in den Höfen und unter den Dächern des Schlosses einfanden.

Das Leben bei Hof bedeutete Verzicht auf Privatsphäre.[195] Die Königsfamilie nahm selbst gewöhnliche Mahlzeiten vor Publikum ein und auch die Niederkünfte der Königinnen waren innerhalb der Hofgesellschaft traditionell öffentliche Ereignisse – so sehr, dass Marie Antoinette während der Geburt ihres ersten Kindes in Lebensgefahr geriet, als sich zu viele Menschen in ihrem Schlafzimmer aufhielten.[196] Schon unter den Vorgängern des Sonnenkönigs gab es strenge Riten zur Verherrlichung der französischen Herrscher, doch um das Schloss Versailles und Ludwig XIV. wurde eine beispiellose Abfolge von Zeremonien entwickelt. Die Etikette regelte und beschrieb jeden Vorgang, von großen Festlichkeiten und Empfängen bis hin zu so alltäglichen Dingen wie dem Mittagsmahl.

Auch für den Fall von Krankheit und Tod gab es vorgeschriebene Regeln, und als Ludwig XV. 1774 im Trianon an den Pocken erkrankte, wurde er eilig ins Versailler Schloss gebracht, um dort unter den Augen des Hofs zu sterben.[197] Die Bedeutung dieses Systems kann heute nicht mehr annähernd nachvollzogen werden. Dem König widerfuhr eine nahezu göttliche Verehrung und entrückte diesen, durchaus beabsichtigt, vom Volk und unterstrich seine übergeordnete Stellung. Dem König zu dienen bedeutete, Frankreich zu dienen. Ihm beim Aufstehen, beim Lever behilflich zu sein, ihm einfach nur das Wasser oder das Hemd zu reichen, galt als allergrößte Ehre, die über Aufstieg und Fall bei Hofe entscheiden konnte. Ob man in der Gegenwart des Königs stehen, sitzen oder sprechen durfte und selbst durch welche Tür man sein Schlafzimmer betrat, war ein für alle Anwesenden sichtbares Zeichen des eigenen Rangs.

Die Etikette galt nicht nur im Umgang mit dem König, sondern auch für jeden Herzog, jeden Prinzen, jeden Höfling. Das Protokoll regelte den Umgang miteinander und wies jedem Mitglied des Hofs einen für alle sichtbaren Platz innerhalb dieser Gesellschaft zu. Das uralte System der höfischen Etikette wurde auch unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs kaum verändert.

Das tägliche Leben Ludwigs XIV. vollzog sich weitestgehend in der Öffentlichkeit inmitten eines großen Hofstaates, der alles in allem rund 20.000 Personen umfasste. Unter die vornehme, adelige Hofgesellschaft mischten sich in den weiträumigen Schlossanlagen Besucher, Schaulustige und zumeist eine beträchtliche Zahl von Bittstellern. Im Prinzip stand jedem Untertan das traditionelle Recht zu, dem König Bittgesuche (placets) zu überreichen.[198]

Neben der offensichtlichen Zurschaustellung von Luxus und Reichtum diente das Schloss auch einer subtileren Darstellung des Ruhms und der Macht des Königstums. Die unter Ludwig XIV. angelegten Staatsräume und Säle verherrlichen den Sonnenkönig. Die Dekoration des Stucks und die Themen der Gemälde sind auf seine wirtschaftlichen und politischen Erfolge abgestimmt und künden von seinen Feldzügen und Siegen. Eine große Rolle nahmen außerdem die römische und die griechische Mythologie ein, mit deren Motiven die oberen Gesellschaftsschichten des 17. und 18. Jahrhunderts wohlvertraut waren.

Die Mythologie wurde als Gleichnis eingesetzt und Ludwig XIV. wiederholt als Gott Apollon dargestellt, was der Hofgesellschaft zahlreiche Interpretationen ermöglichte. Die Darstellung als antiker Gott der Sonne und des Lichts verlieh Ludwig XIV. zudem die Aura eines mystischen, höchsten Wesens, ohne zugleich mit der Kirche in Widerspruch zu geraten – denn den Rang des Königs mit dem christlichen Gott gleichzusetzen, war auch im absolutistischen, aber immer noch katholisch geprägten Frankreich unmöglich und wäre einem Sakrileg gleichgekommen. Der Vergleich mit Apollon dagegen bekräftigte seinen Ruf als Sonnenkönig.

Obwohl der französische Hauhaltsplan immense Ausgaben für das Schloss vorsah, war das Geld in Versailles immer knapp und die Bauphasen konnten nur in den Friedenszeiten zwischen den Reunionskriegen vorangetrieben werden.[199] Nachdem der Pfälzische Erbfolgekrieg ausbrach, musste Ludwig XIV. 1689 sogar das berühmte Silbermobiliar der Spiegelgalerie verkaufen und einschmelzen, um somit die Kriegsausgaben zu bestreiten.[200] Viele geplante Bauvorhaben, wie der oben beschriebene Umbau der Stadtfassaden, konnten aus Kostengründen nicht in Angriff genommen werden. Fast alle Aufträge wurden ausgeschrieben, Voranschläge unbedingt eingehalten und die Armee in Friedenszeiten zu Bauarbeiten herangezogen. Was den meisten Betrachtern als unglaublicher Luxus erschien, war in Wirklichkeit so kostengünstig wie nur möglich gebaut, was zur Folge hatte, dass die Kamine oft nicht zogen, die Fenster nicht richtig schlossen und das Leben dort im Winter sehr unkomfortabel war.

Bereits zwischen 1661 und 1663 waren mehr als 1.500.000 Livres für das Schloss ausgegeben worden.[201] Der erste Bau Ludwigs XIII. hatte insgesamt gerade einmal 300.000 Livres verbraucht, wovon 213.000 auf das Schloss verwendet und weitere 82.000 für die Gärten benötigt wurden. Im Zeitraum von 1664 bis 1688 wurde jährlich eine durchschnittliche Million Livres in Versailles verbaut. Der französische Staatshaushalt verfügte in den 1680er Jahren über ein Budget von etwa 110 Millionen Livres, wovon Ludwig nach dem Frieden von Nimwegen 15 Millionen für seine Bautätigkeiten genehmigt bekam.

Bis zum Tode des Sonnenkönigs sollen 300 Millionen Livres in die Versailler Schlösser, den Park, die Ausstattung und den Unterhalt geflossen sein.[202] Fünfzig bis sechzig Millionen allein für das Mobiliar und zwei Millionen für den Bau des Eure -Kanals. Bescheiden nimmt sich dagegen die Leibpension für die bei Unfällen verstorbenen Arbeiter aus, deren Familien im Schnitt 40 bis 100 Livres als Hinterbliebenenrente erhielten.

Die Gartenanlagen gehen auf den von Jacques Boyceau de la Baraudie für Ludwig XIII. geschaffenen Petit Parc zurück. Sie wurden in ihrer heutigen Ausdehnung weitgehend in drei Abschnitten von 1662 bis 1667, 1668 bis 1677 und 1678 bis 1689 durch André Le Notre geschaffen. Der Schlosspark gliedert sich in drei für alle Barockgärten typische Bereiche: Die dem Schloss nahen Paterres, die anschließenden Boskette und den fernen Jagdwald. Der Bereich der Parterres, der Boskette und des großen Kanals wird noch heute als Petit Parc bezeichnet, der ursprünglich mehrere tausend Hektar große Waldbereich als Grand Parc. Die aus dem Vorbild von Vaux-le-Vicomte übernommene Hauptachse gliedert die Gartenanlagen und führt von der Stadt durch das Schloss, durch den Garten und den großen Kanal bis in die weite Ferne.[203]

Der Park wurde durch mehr als 75.000 gestutzte Bäume und Bäumchen verziert, von denen zahlreiche aus den Baumschulen Vaux-le-Vicomtes stammten und zu Fouquets konfisziertem Vermögen gehörten.[204] Bezeichnenderweise blieb der Park in seiner barocken Struktur bis zum Ende des Ancien Regime in weiten Teilen unverändert. Die im 18. Jahrhundert von englischen Vorbildern beeinflusste Umgestaltung vieler europäischer Schlossparks tangierte die Versailler Gärten nur im kleinen Maßstab im sogenannten Boskett der Königin, im Boskett des Apollo-Bades und im privateren Bereich der Trianon-Schlösser. Zur Zeit Ludwigs XVI. wurden Teile des Parks umgestaltet und eine Aufforstung der Boskette vorgenommen. Dafür wurden weite Bereiche gerodet und neu bepflanzt, eine ähnliche Neubepflanzung wurde in den 1990er Jahren vorgenommen.

Die Versorgung des Hofstaats mit Nahrungsmitteln und Getränken beschäftigte eine Anzahl von mehreren hundert Angestellten.[205] Die Mitglieder der königlichen Familie und Höflinge von hohem Rang wurden als commensaux, als Tischgenossen des Königs betrachtet und aus seiner Küche versorgt. Verschiedene Höflinge hatten die Verpflichtung, offene Tafeln zur Verkostung weiterer Schlossbewohner zu halten, andere Hofangestellte erhielten für ihre bouche eine finanzielle Entschädigung, mussten sich um die Versorgung allerdings selbst kümmern. Die Mahlzeiten stammten zum Teil aus den Wirtshäusern in der Umgebung des Schlosses, zum Teil aus selbst organisierten Küchen, von denen sich im Laufe der Zeit immer mehr in den Höfen und unter den Dächern des Schlosses einfanden.

Das Leben bei Hof bedeutete Verzicht auf Privatsphäre.[206] Die Königsfamilie nahm selbst gewöhnliche Mahlzeiten vor Publikum ein und auch die Niederkünfte der Königinnen waren innerhalb der Hofgesellschaft traditionell öffentliche Ereignisse – so sehr, dass Marie Antoinette während der Geburt ihres ersten Kindes in Lebensgefahr geriet, als sich zu viele Menschen in ihrem Schlafzimmer aufhielten.[207] Schon unter den Vorgängern des Sonnenkönigs gab es strenge Riten zur Verherrlichung der französischen Herrscher, doch um das Schloss Versailles und Ludwig XIV. wurde eine beispiellose Abfolge von Zeremonien entwickelt. Die Etikette regelte und beschrieb jeden Vorgang, von großen Festlichkeiten und Empfängen bis hin zu so alltäglichen Dingen wie dem Mittagsmahl.

Auch für den Fall von Krankheit und Tod gab es vorgeschriebene Regeln, und als Ludwig XV. 1774 im Trianon an den Pocken erkrankte, wurde er eilig ins Versailler Schloss gebracht, um dort unter den Augen des Hofs zu sterben.[208] Die Bedeutung dieses Systems kann heute nicht mehr annähernd nachvollzogen werden. Dem König widerfuhr eine nahezu göttliche Verehrung und entrückte diesen, durchaus beabsichtigt, vom Volk und unterstrich seine übergeordnete Stellung. Dem König zu dienen bedeutete, Frankreich zu dienen. Ihm beim Aufstehen, beim Lever behilflich zu sein, ihm einfach nur das Wasser oder das Hemd zu reichen, galt als allergrößte Ehre, die über Aufstieg und Fall bei Hofe entscheiden konnte. Ob man in der Gegenwart des Königs stehen, sitzen oder sprechen durfte und selbst durch welche Tür man sein Schlafzimmer betrat, war ein für alle Anwesenden sichtbares Zeichen des eigenen Rangs.

Die Etikette galt nicht nur im Umgang mit dem König, sondern auch für jeden Herzog, jeden Prinzen, jeden Höfling. Das Protokoll regelte den Umgang miteinander und wies jedem Mitglied des Hofs einen für alle sichtbaren Platz innerhalb dieser Gesellschaft zu. Das uralte System der höfischen Etikette wurde auch unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs kaum verändert.

Das tägliche Leben Ludwigs XIV. vollzog sich weitestgehend in der Öffentlichkeit inmitten eines großen Hofstaates, der alles in allem rund 20.000 Personen umfasste. Unter die vornehme, adelige Hofgesellschaft mischten sich in den weiträumigen Schlossanlagen Besucher, Schaulustige und zumeist eine beträchtliche Zahl von Bittstellern. Im Prinzip stand jedem Untertan das traditionelle Recht zu, dem König Bittgesuche (placets) zu überreichen.[209]

Neben der offensichtlichen Zurschaustellung von Luxus und Reichtum diente das Schloss auch einer subtileren Darstellung des Ruhms und der Macht des Königstums. Die unter Ludwig XIV. angelegten Staatsräume und Säle verherrlichen den Sonnenkönig. Die Dekoration des Stucks und die Themen der Gemälde sind auf seine wirtschaftlichen und politischen Erfolge abgestimmt und künden von seinen Feldzügen und Siegen. Eine große Rolle nahmen außerdem die römische und die griechische Mythologie ein, mit deren Motiven die oberen Gesellschaftsschichten des 17. und 18. Jahrhunderts wohlvertraut waren.

Die Mythologie wurde als Gleichnis eingesetzt und Ludwig XIV. wiederholt als Gott Apollon dargestellt, was der Hofgesellschaft zahlreiche Interpretationen ermöglichte. Die Darstellung als antiker Gott der Sonne und des Lichts verlieh Ludwig XIV. zudem die Aura eines mystischen, höchsten Wesens, ohne zugleich mit der Kirche in Widerspruch zu geraten – denn den Rang des Königs mit dem christlichen Gott gleichzusetzen, war auch im absolutistischen, aber immer noch katholisch geprägten Frankreich unmöglich und wäre einem Sakrileg gleichgekommen. Der Vergleich mit Apollon dagegen bekräftigte seinen Ruf als Sonnenkönig.

Obwohl der französische Hauhaltsplan immense Ausgaben für das Schloss vorsah, war das Geld in Versailles immer knapp und die Bauphasen konnten nur in den Friedenszeiten zwischen den Reunionskriegen vorangetrieben werden.[210] Nachdem der Pfälzische Erbfolgekrieg ausbrach, musste Ludwig XIV. 1689 sogar das berühmte Silbermobiliar der Spiegelgalerie verkaufen und einschmelzen, um somit die Kriegsausgaben zu bestreiten.[211] Viele geplante Bauvorhaben, wie der oben beschriebene Umbau der Stadtfassaden, konnten aus Kostengründen nicht in Angriff genommen werden. Fast alle Aufträge wurden ausgeschrieben, Voranschläge unbedingt eingehalten und die Armee in Friedenszeiten zu Bauarbeiten herangezogen. Was den meisten Betrachtern als unglaublicher Luxus erschien, war in Wirklichkeit so kostengünstig wie nur möglich gebaut, was zur Folge hatte, dass die Kamine oft nicht zogen, die Fenster nicht richtig schlossen und das Leben dort im Winter sehr unkomfortabel war.

Bereits zwischen 1661 und 1663 waren mehr als 1.500.000 Livres für das Schloss ausgegeben worden.[212] Der erste Bau Ludwigs XIII. hatte insgesamt gerade einmal 300.000 Livres verbraucht, wovon 213.000 auf das Schloss verwendet und weitere 82.000 für die Gärten benötigt wurden. Im Zeitraum von 1664 bis 1688 wurde jährlich eine durchschnittliche Million Livres in Versailles verbaut. Der französische Staatshaushalt verfügte in den 1680er Jahren über ein Budget von etwa 110 Millionen Livres, wovon Ludwig nach dem Frieden von Nimwegen 15 Millionen für seine Bautätigkeiten genehmigt bekam.

Bis zum Tode des Sonnenkönigs sollen 300 Millionen Livres in die Versailler Schlösser, den Park, die Ausstattung und den Unterhalt geflossen sein.[213] Fünfzig bis sechzig Millionen allein für das Mobiliar und zwei Millionen für den Bau des Eure -Kanals. Bescheiden nimmt sich dagegen die Leibpension für die bei Unfällen verstorbenen Arbeiter aus, deren Familien im Schnitt 40 bis 100 Livres als Hinterbliebenenrente erhielten.

Die Gartenanlagen gehen auf den von Jacques Boyceau de la Baraudie für Ludwig XIII. geschaffenen Petit Parc zurück. Sie wurden in ihrer heutigen Ausdehnung weitgehend in drei Abschnitten von 1662 bis 1667, 1668 bis 1677 und 1678 bis 1689 durch André Le Notre geschaffen. Der Schlosspark gliedert sich in drei für alle Barockgärten typische Bereiche: Die dem Schloss nahen Paterres, die anschließenden Boskette und den fernen Jagdwald. Der Bereich der Parterres, der Boskette und des großen Kanals wird noch heute als Petit Parc bezeichnet, der ursprünglich mehrere tausend Hektar große Waldbereich als Grand Parc. Die aus dem Vorbild von Vaux-le-Vicomte übernommene Hauptachse gliedert die Gartenanlagen und führt von der Stadt durch das Schloss, durch den Garten und den großen Kanal bis in die weite Ferne.[214]

Der Park wurde durch mehr als 75.000 gestutzte Bäume und Bäumchen verziert, von denen zahlreiche aus den Baumschulen Vaux-le-Vicomtes stammten und zu Fouquets konfisziertem Vermögen gehörten.[215] Bezeichnenderweise blieb der Park in seiner barocken Struktur bis zum Ende des Ancien Regime in weiten Teilen unverändert. Die im 18. Jahrhundert von englischen Vorbildern beeinflusste Umgestaltung vieler europäischer Schlossparks tangierte die Versailler Gärten nur im kleinen Maßstab im sogenannten Boskett der Königin, im Boskett des Apollo-Bades und im privateren Bereich der Trianon-Schlösser. Zur Zeit Ludwigs XVI. wurden Teile des Parks umgestaltet und eine Aufforstung der Boskette vorgenommen. Dafür wurden weite Bereiche gerodet und neu bepflanzt, eine ähnliche Neubepflanzung wurde in den 1990er Jahren vorgenommen.

Den Übergang vom Schloss- zum Gartenbereich bilden die Parterres, die durch ihre niedrige Bepflanzung den Blick auf das Gebäude gewähren und durch ihre ornamentale Gestaltung die Motive der Baudekoration wiederholen.[216] Vor dem Nord- und dem Südflügel des Schlosses befinden sich prächtige Broderieparterres, das Parterre du Nord und das Parterre du Midi, die mit ornamentalen Blumenpflanzungen, zahlreichen Prunkvasen und Statuen dekoriert sind. Dem Corps de Logis sind zwei große Wasserbecken vorgelagert, die als Parterre d’Eau bezeichnet werden. In den fünfzehn Bosketten wiederholen sich die Säle des Schlossinneren im Freien. Hier sind mit gärtnerischen Mitteln Salons zwischen Hecken und Bäumen eingerichtet, die man ebenfalls mit Skulpturen, Springbrunnen und kunstvoll beschnittenen Pflanzen ausstaffierte. Zu den bekanntesten Gartenarchitekturen Frankreichs gehört dort die von Mansart entworfene kreisrunde, mit dutzenden Springbrunnen verzierte Kolonnade, seinerzeit berühmt war auch das große Labyrinth von Versailles.[217]

Das Zentrum des Petit Parcs bildet der aus mehreren Treppenstufen gebildete Brunnen der Latona, von dort führt die Königliche Allee mit dem so genannten Grünen Teppich in Richtung des Apollp-Brunnens, aus welchem der Sonnengott emporsteigt und sich symbolisch in Richtung des Königs erhebt. Hinter diesem Bassin beginnt der kreuzförmige Grand Canal, der den Park optisch in die Ferne verlängert und zugleich das sumpfige Gelände entwässert. Zur Zeit des Ancien Régime wurde die Wasserfläche mit venezianischen Gondeln samt italienischer Gondolieri befahren, für die eigens ein kleines Wohnareal namens Petit Venise, Klein Venedig, geschaffen wurde. Sogar der Nachbau eines Kriegsschiffes lag dort vor Anker.[218]

Am Südarm des Kanals befand sich eine große Menangerie, Ludwig XIV. hielt dort von 1668 bis 1681 unter anderem einen afrikanischen Elefanten, der ein diplomatisches Geschenk aus Portugal war.[219]

Latona kann mit Anna von Österreich interpretiert werden, deren Sohn Ludwig dann Apollon entspricht. Die Bedrohung der Latona durch die lykischen Bauern und deren anschließende Bestrafung ist ein Symbol der politischen Unruhen während der Kindheit Ludwigs. Im Hintergrund die Königliche Allee mit dem Grünen Teppich und in der Ferne der Große Kanal

Wie das Schloss, so diente auch der Park der Verherrlichung des Sonnenkönigs und ist voll von offenen und versteckten Anspielungen auf ihn.[220] In den Brunnen und Skulpturengruppen wird die griechische Mythologie als Gleichnis auf die Regierung Ludwigs dargestellt. Die Gärten steigen, durch mehrere Terassen gegliedert, zum Schloss an, so dass man sich nicht nur symbolisch hoch zum König begab. Sternförmige Wegkreuzungen entwickeln sich an verschiedenen Punkten des Parks, doch alle Hauptwege führen zu der dominierenden Mittelachse. Diese führt vom Großen Kanal zum Schloss und darüber hinaus durch die Stadt, ein Symbol für die Wege, die beim König zusammentreffen. Das Parterre d’Eau ist mit Skulpturen geschmückt, die Frankreichs große Flüsse versinnbildlichen und somit Zeichen von der Größe des Landes geben.[221]

Ludwig XIV. selbst verfasste den ersten Führer zu seinem Park, in dem er einen Rundweg empfahl, die Bedeutung der Statuen und Brunnen erläuterte und auf Besonderheiten in den Anpflanzungen hinwies.[222]

Seit 1661 hat Ludwig XIV. jene Praxis reglementiert, zugleich aber auch gefördert. Der Monarch sah darin eine willkommene Möglichkeit, sich mit den unmittelbaren Sorgen und Nöten seiner Untertanen vertraut zu machen. Später wurde in Versailles jeden Montag im Raum der Garde des Königs ein großer Tisch aufgestellt, auf dem die Bittgesuche von ihren Überbringern deponiert wurden. Bis 1683 war der Marquis de Louvois, Staatssekretär für das Kriegswesen und Minister, für die Weiterleitung dieser Gesuche verantwortlich. Sie wurden danach von den zuständigen Staatssekretären bearbeitet und alsbald – mit einem entsprechenden Bericht versehen – dem König vorgelegt, der dann jeden Fall persönlich entschied.[223]

Am Hof gab es neben großen Festveranstaltungen, Theater- und Musikaufführungen auch vielfältige andere Möglichkeiten der Zerstreuung bis hin zum Glücksspiel und zu Vergnügungen einfachster Art.[224]

Paris erlebte unter der Aufsicht Colberts einen Bauboom, wie kaum wieder in der Geschichte. Ludwig ließ den Louvre umbauen, die Stadtmauern von Paris schleifen und durch breite Boulevards ersetzen, zahlreiche neue Plätze (darunter die Place des Victoires und Place Vendôme) erbauen, des Weiteren Kirchen (wie Saint-Roch und Val-de-Grâce), Brücken (den Pont Royal), Parkanlagen (wie der Tuileriengarten und die Champs-Élysées), Triumphbögen (z. B. die Porte Saint-Denis) und neue Stadtviertel (darunter die Faubourgs St. Antoine und St. Honoré) errichten. Aber auch so praktische Maßnahmen, wie eine durchgehende Straßenpflasterung, die ersten Straßenlaternen und frühe Formen der Kanalisation durchführen.

Unter diesen Baumaßnahmen ist auch das Hôtel des Invalides mit dem Invalidendom zu nennen, wo die Kriegsversehrten kostenlos versorgt wurden, sowie das Hôpital Salpêtrière. Auch das Pariser Observatorium für wissenschaftliche Studien und das Collège des Quatre Nations, das bis heute als Sitz der Académie française dient, zählen dazu, als auch die Gründung der Comédie-Française. Paris wuchs sprunghaft und war mit 700.000 Einwohnern eine der größten Städte der Welt, in der durch Ludwigs Förderung schließlich 20 % der intellektuellen Elite Europas wohnten. Die französische Hauptstadt wurde zum städtebaulichen und kulturellen Vorbild für den ganzen Kontinent.[225]

Der französische Hof wechselte des Öfteren den Aufenthaltsort, verließ aber nur höchst selten die Nähe von Paris.[226] Es gab einige Hauptresidenzen in der Umgebung der Hauptstadt, welche seit langem als Sitz der Könige dienten. Diese suchte Ludwig XIV. auszubauen und zu verschönern. In Fontainebleau ließ er in den Gärten ein neues Barockparterre, einen großen Kanal und einen neuen Park anlegen. In Saint-Germain-en-Laye wurde die Große Achse geschaffen und ebenfalls die Gärten neu gestaltet. Durch die Gartenarchitektur wurde André Le Nôtre – der Schöpfer des französischen Barockgartens – in ganz Europa berühmt.[227]

Im Schlosspark von Versailles ließ er sich mit dem Grand Trianon zudem ein Lustschloss errichten, welches wie Marly-le-Roi als Privatresidenz des Monarchen gedacht war.[228] Das Schloss Marly-le-Roi lag in der gleichnamigen Stadt, ungefähr 15 km westlich von Paris. Noch bevor Ludwg XIV von Frankreich sich entschloss, seinen ständigen Sitz in Versailles einzurichten, ließ er in Marly ein Jagd- und Sommerschloss als privaten Rückzugsort bauen; der dort bereits bestehende kleine Ort Marly wurde deshalb in Marly-le-Roi umbenannt.[229] Der Bau des königlichen Domizils und der Parkanlagen veränderte das Gesicht der Stadt und der Umgebung völlig. 1679 begannen die Bauarbeiten unter Leitung von Jules Hardouin-Mansart und dauerten bis 1686.

Das Hauptgebäude wurde von insgesamt zwölf einzelnen Pavillons begleitet, denen ihrerseits kleine Gartenanlagen zugeordnet waren. Die symmetrisch an den Langseiten einer Mittelachse aus Wasserbassins angeordneten Pavillons dienten der Beherbergung von Gästen, der König selbst wohnte im Hauptschloss. Die Bauten waren sämtlich von Scheinarchitektur bedeckt – die eigentliche Architektur daher sehr einfach und zurückhaltend ausgestaltet. Diese in Marly-le Roi erstmals verwendete aufgelockerte Bauweise in Form einzelner Pavillons verbreitete sich schnell in ganz Europa.[230]

Im deutschsprachigen Raum wurden das Schloss und die Gartenanlagen von Marly beispielsweise Vorbild für das Palais im Großen Garten Dresden (1678–83), Schloss Clemenswerth bei Sögel (1737–47) sowie das Mainzer Lustschloss Favorite  (1700–22).[231] Von Marly-le-Roi aus wurde hydraulisch Wasser in ein 100 Meter höher gelegenes Reservoir in Louveciennes gepumpt. Von dort aus speiste es – jeweils bei Anwesenheit des Königs – wahlweise eine Kaskade im Park oder wurde über ein Äquadukt bis in den (von Natur aus wasserarmen) Park von Schloss Versailles geleitet, zum Betrieb der zahlreichen dortigen Wasserspiele.

Ludwig XIV und seine Frau Marie Antoinette waren die beiden letzten Vertreter des französischen Königshauses, die das Schloss in Marly-le-Roi bewohnten.[232] Nach der Revolution wurde das Anwesen verlassen und verfiel zur Ruine. Es wurde 1799/1800 an einen Baumwollfabrikanten verkauft, dessen im Schloss eingerichtete Fabrik jedoch 1806 bankrottging. Im Jahr darauf erwarb Napoleon den Besitz wieder für die staatliche Hand, in der er sich noch heute befindet. 1816 schließlich wurde das Schloss abgerissen.

In der Umgebung, der nunmehr zur Stadt erhobenen Anlagen von Versailles, entstanden zahllose Schlösser und Gärten, die von Angehörigen des Königshauses und vom Hofadel errichtet wurden. Hier suchte man Ruhe vom Hof und ging der Jagd nach, oder lud den König für ein Fest zu seinen Ehren ein.[233] All dies verschlang ungeheure Mengen Geld und der Adel war bald gezwungen Pensionen vom König zu erbitten, um den Lebensstandard zu halten. So vergrößerte sich die Abhängigkeit der Adeligen weiter.[234]

Ludwig XIV. war ein komplexer Charakter. Er war für seinen Charme bekannt und brachte jedem die Höflichkeit entgegen, die ihm gebührte. Selbst vor Mägden soll er den Hut gezogen haben. Seine wichtigsten Eigenschaften waren wohl eine unerschütterliche Menschenkenntnis und der ihm nachgesagte scharfe Verstand. Als Monarch legte er einen großen Arbeitseifer an den Tag. Das Regieren fiel ihm leicht, denn er hatte eine geradezu professionelle Einstellung zu seiner Arbeit. Es wird berichtet, dass er in Sitzungen niemals ermüdete und jedem aufmerksam zuhörte, der das Wort an ihn richtete.[235]

Ludwig XIV. schätzte hohe Bildung und seine Kenntnisse in Politik und Geschichte waren gefürchtet.[236] Auch zeichnete ihn enorme Willenskraft aus; so begegnete er Schmerzen und Situationen der Todesgefahr mit völliger Gelassenheit und Selbstbeherrschung. Beispielhaft dafür steht, dass er schon wenige Wochen nach einer ohne Narkose durchgeführten Operation wieder ausritt. Dennoch war er auch in hohem Maße von Egozentrik beherrscht, verbunden mit einem hohen Selbstwertgefühl. Er wurde von einem starken Drang nach Ruhm und Reputation geleitet, aber auch vom Gefühl der Pflichterfüllung gegenüber dem Staat und seinen Untertanen.[237]

Als Kavalier war Ludwig XIV. vorbildlich.[238] Frauen spielten in seinem Leben eine große Rolle, besonders als Mätressen. Seine Familie war ihm wichtig, besonders seinen Kindern schenkte er daher große Aufmerksamkeit. Als Vater und Großvater war er fürsorglich und liebevoll, er konnte aber auch hart und unnachgiebig sein. Seine unehelichen Kinder legitimierte er ausnahmslos, erhob sie in den Prinzenrang und verheiratete sie mit Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt. Ludwig XIV. selbst war von durchschnittlicher Körpergröße und trug hohe Absätze, um noch größer zu wirken. Zeitgenossen berichten sogar, dass er auf viele Menschen durch seine äußere Erscheinung recht einschüchternd wirkte. Als Liebhaber und Förderer des Hofballetts tanzte er bis zu seinem 30. Lebensjahr ausgesprochen gern in öffentlichen Aufführungen.[239]

Ludwig XIV. steht für den monarchischen Absolutismus schlechthin, er hat diesen zwar nicht begründet, aber in Frankreich ausgebaut und verfestigt.[240] Auf dem Feld der Innenpolitik zeichneten ihn insbesondere die effektive Stärkung der königlichen Zentralverwaltung aus, um so traditionelle Machtrivalen, wie Schwertadel und Provinzialstände, zu schwächen. Dazu baute Ludwig konsequent ein straffes Netz aus dreißig Intendanten auf, die als Funktionsträger des Königs fungierten und so erfolgreich den Willen der Krone in den Provinzen durchsetzen konnten.[241]

Dies war sicherlich einer der wichtigsten Fortschritte seiner Herrschaft. Aber es wären ebenso die Gesetzgebungswerke des Königs auf dem Gebiet der Rechtspflege (Code Louis), des Handels, der Schifffahrt und des Sklavenhandels (Code Noir) zu nennen, die zu den großen innen- und wirtschaftspolitischen Leistungen seiner Regierung gezählt werden. Der Code Noir ist eines der vielen Gesetze, die auf Jean-Baptiste Colbert zurückgehen.[242]

Die verschärften Maßnahmen Ludwigs XIV. gegen den französischen Kalvinismus mündeten in das Revokationsedikt von Fontainebleau vom 18.10.1685, das das Edikt von Nantes aufhob. Der Grund, warum Ludwig XIV das Edikt erst 1685 festsetzte, lag auch in der Außenpolitik des Königs begründet, die eines großen Teils seiner Aufmerksamkeit bedurfte.[243] Vor allem der Devolutionskrieg und der Holländische Krieg sind da zu nennen. Dies hat die Vorgeschichte des Krieges zwischen Frankreich und Spanien, der mehr als zwei Jahrzehnte andauerte.

Der Französisch-Spanische Krieg (1635–1659) zwischen den Königreichen Spanien und Frankreich fand zum großen Teil parallel zu anderen großen Konflikten, insbesondere dem Dreißigjährigen Krieg und dem Achtzigjährigen Krieg und dem statt.[244] Er wurde durch den Pyrenäenfrieden von 1659 beendet. Mit ihm endete auch das Zeitalter der Dominanz Spaniens und das Zeitalter der Vorherrschaft Frankreichs in Europa begann.

Im Jahr 1618 brach in Mitteleuropa der Dreißigjährige Krieg aus, der in der ersten Phase als Religionskrieg begann.[245] In dieser ersten Phase war die katholische Seite erfolgreich, die von Spanien unterstützt wurde. Sie konnte die protestantischen deutschen Reichsfürsten besiegen. Auch der auf Seiten der Protestanten eingreifende König Christian IV von Dänemark-Norwegen wurde militärisch geschlagen. Ab 1630 eskalierte dann der Konflikt mit dem Eingreifen König Gustav Adolfs von Schweden auf Seiten der Protestanten. Die Schweden konnten zunächst große militärische Erfolge gegen die kaiserlichen Truppen erringen, zu denen auch spanische Kontingente zählten, und bis nach Süddeutschland vordringen. 1634 wurden die schwedischen Armeen jedoch in der Schlacht bei Nördlingen geschlagen und es bahnte sich ein Kompromiss und Friedensschluss zwischen dem Kaiser und den protestantischen Reichsfürsten an.[246]

Spanische Armeen waren auch noch auf zwei anderen europäischen Kriegsschauplätzen involviert. Im Jahr 1628 hatten spanische Truppen in den Mantuanischen Erbfolgekrieg eingegriffen, der nach dem Aussterben der Hauptlinie des Fürstengeschlechtes Gonzaga entbrannt war. Auf der Gegenseite standen französische Truppen. Außerdem war nach dem Auslaufen des Waffenstillstandes im Jahr 1621 der Krieg mit den Generalstaaten erneut aufgeflammt. Der Kriegsverlauf war zunächst günstig für Spanien. Der spanische Heerführer Ambrosio Spinola konnte 1625 Breda erobern und der spanische Admiral Fadrique de Toledo vernichtete im selben Jahr eine holländische Flotte bei Gibraltar. Die Niederländer wurden jedoch von französischen Subsidien unterstützt und der niederländische Kaperkrieg führte zu erheblichen Beeinträchtigung Spaniens.[247] 1627 gelang dem holländischen Admiral Heyn die Erbeutung einer großen spanischen Silberflotte in den Gewässern um Kuba.Danach konnten die Niederländer verstärkt zur Offensive übergehen und errangen Erfolge in den spanischen Niederlanden.

Nach dem Prager Frieden zwischen Kaiser Ferdinand II. und der katholischen Liga auf der einen Seite und Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen auf der anderen Seite, dem sich fast alle protestantischen Reichsstände anschlossen, schien ein Frieden in Mitteleuropa in greifbarer Nähe.[248] Ab dem Jahr 1635 trat jedoch Frankreich auf Betreiben des regierenden Ministers Kardinal Richelieu als Kriegsteilnehmer auf Seiten Schwedens und gegen Spanien als den Verbündeten des Kaisers in den Krieg ein. Französische Armeen drangen in die Spanischen Niederlande und in die unter spanischer Herrschaft stehende Freigrafschaft Burgund ein. In der Schlacht bei Les Avins 1635 waren die Franzosen siegreich.

Im Gegenzug unternahmen die spanischen und kaiserlichen Armeen unter dem Kommando des Kardinal-Infanten Don Fernando und des Reitergenerals Jan von Werth von den spanischen Niederlanden aus Feldzüge in den Norden Frankreichs und bedrohten zeitweilig die Hauptstadt Paris.[249] Die Politik des leitenden spanischen Ministers Olivares, die auf eine stärkere Zentralisierung Spaniens unter Einschränkung der althergebrachten Selbstverwaltungsrechte zielte, der hohe Steuerdruck und die Wirtschaftskrise aufgrund der vielen Kriege führten zu inneren Aufständen in Spanien. Im Jahr 1640 kam es zum offenen Aufstand der katalanischen Provinzen gegen die Zentralregierung in Madrid. Es kam zum „Aufstand der Schnitter“, der spanische Vizekönig in Barcelona wurde getötet und eine Ständeversammlung erklärte die Abspaltung von Kastilien und proklamierte Ludwig XIII. von Frankreich zum Souverän in Katalonien. Im gleichen Jahr kam es auch zur Erhebung und Abspaltung Portugals, das seit dem Aussterben des portugiesischen Königshauses Avis 1580 mit der spanischen Krone in Personalunion vereinigt war.

Der Aufstand in Katalonien konnte durch die spanische Zentralmacht nach jahrelangen Kämpfen wieder unter Kontrolle gebracht werden, Portugal war jedoch zusammen mit seinem Kolonialreich dauerhaft für das spanische Reich verloren.[250] Im Jahr 1643 erlitten die Spanier in der Schlacht bei Rocroi gegen die Franzosen die verheerendste Niederlage des Krieges. Als die Franzosen unter Turenne 1646 den Rhein überschritten und in Bayern einfielen, war die Landverbindung zwischen den spanischen Besitzungen in Italien und den spanisch-burgundischen Besitzungen endgültig abgeschnitten. Ein 1647 ausgebrochener Aufstand in den unter spanischer Herrschaft stehenden Königreichen Neapel und Sizilien konnte wieder unter Kontrolle gebracht werden.[251]

Aufgrund der untragbar werdenden Kriegslasten hatte die spanische Politik ab 1640 Friedensverhandlungen angestrebt. Im Jahr 1646 kam es zum Friedensschluss mit den nördlichen Niederlanden, der den Achtzigjährigen Krieg beendete. Die seit 1643 laufenden Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück kamen im Jahr 1648 zum Abschluss (Westfälischer Friede).[252]

Der Kriegszustand Spaniens mit Frankreich dauerte jedoch an, da sich Spanien weigerte, die französische Forderung nach einer Abtretung ganz Kataloniens zu erfüllen. In der Schlacht bei Lens 1648 waren wiederum die Franzosen siegreich. In den Jahren 1648 bis 1653 erhielt Spanien jedoch eine Atempause, da Frankreich durch innere Unruhen, insbesondere den Adelsaufstand der Fronde geschwächt war. Nach 1653 brach der Krieg wieder offen aus und nach 1655 trat auch England unter Oliver Cromwell auf Seiten Frankreichs gegen Spanien in den Krieg ein.

Nachdem die Franzosen auch in der Schlacht in den Dünen 1658 siegreich geblieben waren, konnte der Kriegszustand schließlich mit dem am 7. November 1659 abgeschlossenen Pyrenäenfrieden beendet werden.[253] Darin trat Spanien nördlich der Pyrenäen gelegenene Gebiete – die Grafschaft Roussillon und die nördliche Hälfte der Cerdanya – an Frankreich ab. Außerdem erhielt Frankreich territoriale Zugeständnisse in den Spanischen Niederlanden und in Italien.[254] Frankreich beendete im Gegenzug seine Unterstützung für Portugal im Restaurationskrieg. Der Kriegszustand zwischen Spanien und England wurde erst zwei Jahre später beendet.

Der Devolutionskrieg (1667–1668) war ein militärischer Konflikt zwischen Spanien und Frankreich, in dem König Ludwig XIV. von Frankreich Teile der Spanischen Niederlande beanspruchte.[255] Der Krieg wurde am 2. Mai 1668 mit der Unterzeichnung des Friedens von Aachen beendet, in dem Spanien einige Territorien abtreten musste.

Der Devolutionskrieg gilt als der erste in der Reihe der sogenannten Reunionskriege, die allein auf eine Mehrung des französischen Reiches sowie Festigung der französischen Hegemonie in Europa ausgelegt waren und das Bild Ludwigs XIV. als ruhmsüchtiger Eroberer begründeten.[256]

Im Jahre 1659 schlossen Frankreich und Spanien den Pyrenäenfrieden, der einen 24-jährigen Krieg zwischen den beiden Staaten beendete.[257] Im Friedensvertrag musste König Philipp IV. von Spanien (1605–1665) nicht nur einige Gebietsverluste hinnehmen, sondern auch in die Heirat seiner Tochter Maria Theresia (1638–1683) mit dem jungen Ludwig XIV. von Frankreich (1638–1715) einwilligen. Zusätzlich wurde festgelegt, dass Maria Theresia damit ausdrücklich auf alle Ansprüche auf das Erbe ihres Vaters verzichtete. Als „Entschädigung“ wurde dem Bourbonen Ludwig XIV. im Gegenzug eine Mitgift in Höhe von 500.000 Goldécus zugesichert, aber wohl nicht bezahlt.

Als Philipp IV. schließlich am 17. September 1665 starb, meldete der französische König umgehend Ansprüche auf Teile der Spanischen Niederlande an. Im Detail handelte es sich um die Herzogtümer Brabant und Limburg, Cambrai, die Markgrafschaft Antwerpen, die Herrschaft Mechelen, Gelderland, die Grafschaften Namur, Artois und Hennegau, ein Drittel der Freigrafschaft Burgund und ein Viertel des Herzogtums Luxemburg.

Als Rechtfertigung gab Ludwig XIV. an, dass die versprochene Mitgift nicht ausbezahlt wurde und der Verzicht der Königin daher unwirksam sei. Als zusätzliche Rechtsgrundlage zog er das brabantische Erbrecht heran.[258] In diesem war die sogenannte Devolution vorgesehen, ein privatrechtliches Instrument, das das Erbrecht von Kindern (auch Töchtern) aus erster Ehe vor jenes der Kinder aus zweiter Ehe stellte. Französische Legisten folgerten daraus, dass die Spanischen Niederlande nicht an den noch minderjährigen spanischen Thronerben Karl II. (1661–1700) fallen dürften, weil dieser aus der zweiten Ehe Philipps IV. hervorgegangen war.

Maria Theresia hingegen stammte aus dessen erster Ehe und sei deshalb, und damit Ludwig XIV. selbst, in Brabant erbberechtigt. Auf dieses natürliche Recht könne die Königin nicht auch für ihre Kinder verzichten.

Die spanische Regentin Maria Anna (1634–1696), die für ihren minderjährigen Sohn die Regierungsgeschäfte zusammen mit ihrem Beichtvater Kardinal Johann Eberhard Neidhardt (1607–1681) leitete, wies diese Forderungen mit dem Hinweis auf den Verzicht Maria Theresias auf jegliche Erbansprüche zurück.[259] Der französische König begann daraufhin Vorbereitungen zu einem neuerlichen Waffengang gegen Spanien.

Die außenpolitische Situation war 1667 für Frankreich sehr günstig. Spanien befand sich bereits seit einigen Jahren in einem Krieg gegen Portugal der Spanien fast nur Rückschläge gebracht hatte und den größten Teil des spanischen Militärpotenzials band. Portugal wurde von Frankreich zunächst im Geheimen, dann jedoch auch offen unterstützt. So schlossen beide Staaten am 31. März 1667 einen formellen Bündnisvertrag.[260]

Ein weiterer Verbündeter Frankreichs waren die Vereinigten Niederlande.[261] Nachdem Frankreich die Niederlande schon seit langer Zeit im Kampf gegen Spanien unterstützt hatte, gingen beide Mächte 1662 schließlich ein Defensivbündnis ein. Ludwig XIV. war darauf bedacht, die Unterstützung der Vereinigten Niederlande für eine Eroberung der Spanischen Niederlande zu erhalten, und strengte deshalb Verhandlungen an. Die Vereinigten Niederlande befanden sich zu diesem Zeitpunkt in einem Krieg gegen England, und in den Generalstaaten befürchtete man ein Zusammengehen von England und Frankreich, wenn man auf die französischen Angebote nicht einginge. Der einflussreiche holländische Ratspensionär Johan de Witt (1625–1672) schlug vor, die Spanischen Niederlande gemeinsam aufzuteilen. Solche Pläne wurden bereits seit 1663 diskutiert.

Doch der Anteil, den Ludwig XIV. für sich einforderte, schreckte de Witt ab und der Vertrag wurde nie abgeschlossen.[262] Gleichzeitig trafen auch spanische Vorschläge ein, im Falle eines französischen Angriffs eine gemeinsame Armee aufzustellen. De Witt schätzte das militärische Potenzial Spaniens jedoch als schwach ein und der französische Gesandte erklärte unumwunden, dass ein Bündnis der Niederlande mit Spanien einer Kriegserklärung an Frankreich gleichkommen würde. Obwohl die französisch-niederländischen Verhandlungen zu keinem greifbaren Ergebnis geführt hatten, war Ludwig XIV. vom Wohlwollen der Vereinigten Niederlande überzeugt. Er versprach ihnen, im Konflikt mit England zu vermitteln, und erklärte England schließlich selbst den Krieg, ohne dass sich die französische Marine in größerem Umfang engagierte.[263]

Als potenzieller Gegner stand der französischen Expansion damit einzig das Heilige Römische Reich im Weg. Die Spanischen Niederlande standen als Burgundischer Reichskreis entsprechend den Vereinbarungen von Augsburg des Jahres 1548 zwischen Karl V. und dem Reich unter einer besonderen Beistandszusage des Reichs. Bei einem Angriff konnten also die Reichsstände des Reichstages Frankreich den Reichskrieg erklären. Den französischen Diplomaten war jedoch daran gelegen, auch diese Gefahr zu beseitigen. Hierbei bedienten sie sich der Mitglieder des Rheinbundes. Mit dem Fürstbistum Münster, Kurmainz, Pfalz-Neuburg, Kurbrandenburg und Kurköln wurden bilaterale Verträge geschlossen, in denen sich diese Reichsstände verpflichteten, ihre Territorien für fremde Truppen zu sperren und im Reichstag auf die Neutralität des Reiches zu drängen. Dadurch wurde der geplante französische Feldzug auch nach Osten hin gegen das Eingreifen des Reichs abgeschirmt.[264]

Am 8. Mai 1667 übermittelte Ludwig XIV. dem spanischen Hof eine Deklaration, in der er seine Forderungen wiederholte. Diese Deklaration wurde von den französischen Botschaftern an jedem Hof Europas ebenso bekannt gegeben. Sie sollten den Feldzug des „Sonnenkönigs“ nicht als Krieg darstellen, sondern als den Einmarsch in Länder, die ihm bereits rechtmäßig gehörten.[265]

Nach dem Pyrenäenfrieden waren die französischen Streitkräfte stark reduziert worden, um Kosten einzusparen. Ihre Zahl betrug 1665 nur 50.000 Mann. Durch eine von Ludwig XIV. veranlasste Aufrüstung wuchs die Stärke bis zum Kriegsbeginn auf 82.000 Soldaten an. Im Frühjahr 1667 marschierten zwischen Mézières und der Kanalküste schließlich 51.000 französische Soldaten auf, die binnen vier Tagen zusammengezogen werden konnten. Die Hauptarmee bestand aus 35.000 Mann unter dem persönlichen Kommando des Königs. Der eigentliche Befehlshaber war jedoch Maréchal Turenne (1611–1675). Links neben der Hauptarmee formierte sich im Artois an der Kanalküste ein weiteres französisches Korps unter Marschall Antoine d’Aumont de Rochebaron (1601–1669), während ein weiteres Korps unter Lieutenant-général François de Créquy (1624–1687) den Schutz der Hauptarmee auf der rechten Flanke übernahm. Alle drei Truppenkörper sollten gleichzeitig in die spanischen Territorien einrücken, um so die zahlenmäßige Überlegenheit der Franzosen auszunutzen und es den Spaniern nicht zu erlauben, sich gegen einen einzelnen französischen Verband zu konzentrieren.[266]

Am 24. Mai 1667 überschritten die französischen Streitkräfte die Grenze zu den Spanischen Niederlanden.[267] Diese waren auf einen Krieg schlecht vorbereitet und konnten auf absehbare Zeit auch nicht mit Unterstützung aus dem Mutterland rechnen. Überhaupt waren die militärischen Einrichtungen in den Spanischen Niederlanden nicht einheitlich organisiert. Jede größere Stadt hatte ihren eigenen Verantwortungsbereich und kümmerte sich selbst um den Unterhalt der eigenen Verteidigungsanlagen, was in der Praxis jedoch darauf hinauslief, dass sie auf eine Belagerung schlecht vorbereitet waren.[268]

Ihre Befehlshaber waren relativ unabhängig und nur dem Statthalter Marquis von Castel Rodrigo (1610–1675) verantwortlich, dem auch die wenigen regulären spanischen Truppen unterstanden.[269] Abgesehen davon standen ihm nur Milizen zur Verfügung, die jedoch nur im äußersten Notfall aufgeboten wurden. So gestattete es die geringe Zahl der verfügbaren Truppen nicht, eine Feldarmee aufzustellen. Die wenigen vorhandenen Streitkräfte wurden deshalb in die Festungen des Landes geworfen, um sich dort so lange wie möglich zu halten. Aus diesem Grund kam es während des gesamten Krieges nur zu kleineren Scharmützeln und Belagerungen und nicht zu einer großen Schlacht.

Am 10. Mai 1667 hatte Maréchal de Turenne den Oberbefehl über die französischen Streitkräfte übernommen. Erstes Ziel bildete die Festung Charleroi, welche an der Sambre gelegen die Verbindungen zwischen den nördlichen und den südlichen spanischen Besitzungen dominierte. Der Marquis de Castel-Rodrigo besaß nicht die Mittel, um diesen wichtigen Ort zu behaupten, und räumte ihn, nachdem er alle Befestigungen zerstört hatte. Maréchal de Turenne besetzte Charleroi am 2. Juni und ließ die Befestigung durch den führenden Ingenieur Vauban (1633–1707) neu errichten, um von dort aus gegen Mons oder Namur operieren zu können. Zu diesem Zweck lagerte die ganze Hauptarmee 15 Tage um Charleroi. Die Spanier verstärkten die Festungen von Mons und Namur. Doch Turenne umging Mons und nahm am 16. Juni Ath ein, welches die spanischen Truppen, überrascht vom unerwarteten Vormarsch der Franzosen, ohne Widerstand zu leisten, verließen. Auch die Befestigungen dieser Stadt wurden von den Franzosen ausgebaut.

Ziel des Maréchals de Turenne war es nun, ganz Flandern mitsamt der Hauptstadt Lille von den großen spanischen Basen im Osten (Brügge, Gent, Brüssel, Namur) abzuschneiden.[270] Er wandte sich deshalb als Nächstes gegen Tournai. Am 21. Juni erreichte die Hauptarmee die Festung und schloss sie ein. Die Festung ergab sich wenige Tage später, und die Franzosen zogen am 25. Juni ein. Daraufhin zog die Hauptarmee entlang der Schelde nach Westen und belagerte dort vom 1. bis zum 7. Juli erfolgreich Douai. Inzwischen war weiter im Norden auch das Korps des Maréchal d’Aumont erfolgreich vorgerückt und hatte Flandern durch die Einnahme der Festungen Bergues (6. Juni) und Furnes (12. Juni) vom Meer abgeschnitten. Danach hatte Maréchal de Turenne dieses Korps zum Angriff auf Courtrai befohlen. Diese Stadt wurde am 18. Juli erobert, und kurz darauf kapitulierte auch die spanische Besatzung von Oudenaarde (29. bis 31. Juli) vor den Truppen d’Aumonts.[271]

Durch die französischen Vorstöße hatte Maréchal de Turenne die starken spanischen Hauptfestungen von Ypern, Lille und Mons isoliert. Anstatt jedoch diese Festungen sofort zu belagern, entschloss er sich, zunächst weiter gegen Antwerpen vorzustoßen, um die Schwäche der spanischen Truppen auszunutzen. Dieser Vorstoß scheiterte jedoch zwischen Gent und Brüssel bei Dendermonde. Diese von 2500 Spaniern verteidigte kleine Festung behauptete sich gegen die französische Armee. Maréchal de Turenne zog sich deshalb Anfang August über Oudenaarde zurück und bereitete die Belagerung von Lille vor.

Diese Belagerung war das größte Unternehmen des gesamten Feldzuges und dauerte vom 10. bis zum 28. August, als die spanische Besatzung gegen freien Abzug kapitulierte.[272] Da der Marquis de Castel-Rodrigo vom Fall der Festung noch nicht unterrichtet war, entsandte er noch eine 12.000 Mann starke Armee unter dem Grafen de Marchin, um Lille zu entsetzen. Am 31. August traf diese Armee auf das Korps des französischen Marquis de Créquy, das Maréchal de Turenne inzwischen zur Deckung der Belagerung herangezogen hatte.[273] Dieses Gefecht entschieden die Franzosen für sich, während sich die Truppen des Marquis de Marchin (1601–1673) zurückziehen mussten. Nach der Eroberung von Lille unternahm Maréchal de Turenne nur noch eine weitere Unternehmung. Am 12. September eroberte er die Festung Aalst und unterbrach damit die Verbindungslinien zwischen Gent und Brüssel. Danach beschränkten sich die französischen Truppen auf die lockere Blockade von Ypern und Mons und gingen am 13. Oktober schließlich in ihre Winterquartiere.[274]

In Spanien hatten bereits im Juni die Vorbereitungen zur Entsendung einer Streitmacht nach Flandern begonnen.[275] Die Regierung der Regentin brachte mehr als eine Million Pesos auf und bestimmte Juan José de Austria (1629–1679) zum Befehlshaber der vorgesehenen Streitmacht. Dessen Ruf als General war nach einigen Niederlagen im Krieg gegen Portugal angeschlagen, und da er die Lage in den Spanischen Niederlanden pessimistisch einschätzte, verzögerte er die Abfahrt über viele Wochen und Monate. Als Vorwand diente ihm dazu das Votum einer Theologiekommission, die sich gegen ein Bündnis mit den protestantischen Mächten England und den Niederlanden ausgesprochen hatte. Letztlich führten weitere innenpolitische Verwicklungen dazu, dass das spanische Heer nie in Flandern eintreffen sollte.

Während die Operationen im Winter unterbrochen wurden, kam es zu wichtigen Entscheidungen in der europäischen Politik.[276] Spanien versuchte, sich in eine vorteilhaftere Position zu bringen. Zunächst richtete die spanische Regierung ein Hilfegesuch an die Vereinigten Niederlande. Marquis de Castel-Rodrigo bat vor allem um finanzielle Unterstützung (2 Millionen Gulden), wofür er im Gegenzug die Zolleinnahmen aus dem Maas- und Scheldehandel an die Vereinigten Niederlande übergeben wollte. Auch die Abtretung von Brügge, Ostende und Damme war im Gespräch.[277]

De Witt wollte jedoch keine direkte Konfrontation mit Frankreich riskieren und ging nicht auf diese Bündnisangebote ein. Weiterhin leitete Spanien Verhandlungen mit dem portugiesischen Hof ein und schloss am 13. Februar 1668 den Frieden von Lissabon. Es war somit in der Lage, ab dem kommenden Frühjahr alle militärischen Kräfte gegen Frankreich zu richten.

Um wenigstens Kaiser Leopold I. aus dem Konflikt herauszuhalten, nahmen französische Diplomaten Geheimverhandlungen mit dem Wiener Hof auf.[278] In diesen boten sie dem Kaiser die Aufteilung des Spanischen Reiches an. König Karl II. von Spanien war ein sechsjähriges Kind, dem aufgrund zahlreicher körperlicher und geistiger Behinderungen niemand eine lange Lebenszeit prophezeite.[279] Mit ihm würde die spanische Linie der Habsburger aussterben. Der Kaiser ging auf das Angebot ein. Er sollte Spanien selbst, dessen Kolonien und das Herzogtum Mailand erhalten. Frankreich beanspruchte im Gegenzug die Spanischen Niederlande, die Franche-Comté, Navarra und das Königreich Neapel-Sizilien. Der geheime Teilungsvertrag wurde am 19. Januar 1668 vereinbart. Der Kaiser hatte damit keinen Grund mehr, gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen, denn dieses besetzte lediglich Territorien, die ihm vom Kaiser zugestanden worden waren. Der Vertrag wurde jedoch in den folgenden Jahren vom Kaiser nicht ratifiziert, um das Verhältnis zu Spanien nicht weiter zu verschlechtern.

Der schnelle französische Vormarsch hatte die Vereinigten Niederlande allerdings sehr beunruhigt.[280] Zwar waren auch sie eigentlich Feinde der spanischen Monarchie, doch „ein inaktives und müdes Spanien stellte für sie einen besseren Nachbarn dar als ein mächtiges und aggressives Frankreich.“ Sie wollten die Spanischen Niederlande als eine Art „Pufferstaat“ unbedingt erhalten. Die Niederlande beeilten sich deshalb, ihren Krieg gegen England zu beenden, und schlossen trotz des sehr erfolgreichen Kriegsverlaufes am 31. Juli 1667 den Frieden von Breda. Danach boten sie zunächst ihre Vermittlung im Krieg zwischen Frankreich und Spanien an. [281]

Ludwig XIV. lehnte dies jedoch im September 1667 ab und versuchte weiterhin, die Holländer für eine gemeinsame Aufteilung der Spanischen Niederlande zu gewinnen. Diese Bemühungen verliefen im Sande, und Ludwig XIV. spielte mit dem Gedanken an einen Krieg gegen die Niederlande. Nun richteten sich die niederländischen Bemühungen darauf, eine Koalition gegen Frankreich zustande zu bringen, um die französische Expansion zu begrenzen. Es war jedoch nicht de Witts Intention, damit das gute Verhältnis zu Frankreich zu beenden.

König Karl II. von England (1630–1685) hatte nach dem Frieden von Breda geheime Bündnisverhandlungen mit Frankreich aufgenommen, die gegen die Vereinigten Niederlande gerichtet waren. Aber gleichzeitig verhandelte er auch mit den Vereinten Niederlanden über eine gemeinsame Allianz gegen Frankreich. Im ersten Fall würden ihn französische Subsidien unabhängig vom englischen Parlament machen; in letzterem Fall läge der Erfolg darin, die französisch-niederländische Allianz zu sprengen.[282]

Während Ludwig XIV. die englischen Angebote ablehnte, ging de Witt auf sie ein. Am 23. Januar 1668 schlossen sich die Vereinigten Niederlande und England in einem Bündnis zusammen, dessen erklärtes Ziel es war, Spanien zur Abtretung einiger Territorien und Frankreich zur Begrenzung seiner Forderungen zu bringen. In einem geheimen Zusatzartikel wurde zusätzlich jedoch festgehalten, dass, wenn der französische König seine Forderungen erweitern oder seinen Eroberungszug fortsetzen sollte, die Allianz kriegerische Mittel anwenden würde, um Frankreich in die Grenzen von 1659 zurückzudrängen.

Auch das Königreich Schweden trat dieser Allianz bei (Tripelallianz), um auf diesem Weg dringend benötigte Subsidien zu erhalten. Trotzdem versicherte de Witt den französischen Diplomaten, dass dieses Bündnis nicht gegen Frankreich gerichtet sei, sondern Spanien zur Abtretung der geforderten Territorien bringen sollte.[283]

Es ging Ludwig XIV. unterdessen bei einem neuen Feldzug vor allem darum, möglichst weite spanische Gebiete zu erobern, um diese bei einem Friedensschluss austauschen zu können. Für diese Zwecke bot sich die Einnahme der spanischen Franche-Comté an.[284] Diese lag isoliert und war von spanischen Truppen fast völlig entblößt. Dies hatte mehrere Gründe: Zum einen hatte Frankreich die Neutralität dieser Freigrafschaft im vergangenen Krieg gegen Spanien respektiert und zum anderen rechneten die spanischen Generäle mitten im Winter nicht mit einem Einfall der Franzosen.

Ihre Befehlshaber waren relativ unabhängig und nur dem Statthalter Marquis von Castel Rodrigo (1610–1675) verantwortlich, dem auch die wenigen regulären spanischen Truppen unterstanden.[285] Abgesehen davon standen ihm nur Milizen zur Verfügung, die jedoch nur im äußersten Notfall aufgeboten wurden. So gestattete es die geringe Zahl der verfügbaren Truppen nicht, eine Feldarmee aufzustellen. Die wenigen vorhandenen Streitkräfte wurden deshalb in die Festungen des Landes geworfen, um sich dort so lange wie möglich zu halten. Aus diesem Grund kam es während des gesamten Krieges nur zu kleineren Scharmützeln und Belagerungen und nicht zu einer großen Schlacht.

Am 10. Mai 1667 hatte Maréchal de Turenne den Oberbefehl über die französischen Streitkräfte übernommen. Erstes Ziel bildete die Festung Charleroi, welche an der Sambre gelegen die Verbindungen zwischen den nördlichen und den südlichen spanischen Besitzungen dominierte. Der Marquis de Castel-Rodrigo besaß nicht die Mittel, um diesen wichtigen Ort zu behaupten, und räumte ihn, nachdem er alle Befestigungen zerstört hatte. Maréchal de Turenne besetzte Charleroi am 2. Juni und ließ die Befestigung durch den führenden Ingenieur Vauban (1633–1707) neu errichten, um von dort aus gegen Mons oder Namur operieren zu können. Zu diesem Zweck lagerte die ganze Hauptarmee 15 Tage um Charleroi. Die Spanier verstärkten die Festungen von Mons und Namur. Doch Turenne umging Mons und nahm am 16. Juni Ath ein, welches die spanischen Truppen, überrascht vom unerwarteten Vormarsch der Franzosen, ohne Widerstand zu leisten, verließen. Auch die Befestigungen dieser Stadt wurden von den Franzosen ausgebaut.

Ziel des Maréchals de Turenne war es nun, ganz Flandern mitsamt der Hauptstadt Lille von den großen spanischen Basen im Osten (Brügge, Gent, Brüssel, Namur) abzuschneiden.[286] Er wandte sich deshalb als Nächstes gegen Tournai. Am 21. Juni erreichte die Hauptarmee die Festung und schloss sie ein. Die Festung ergab sich wenige Tage später, und die Franzosen zogen am 25. Juni ein. Daraufhin zog die Hauptarmee entlang der Schelde nach Westen und belagerte dort vom 1. bis zum 7. Juli erfolgreich Douai. Inzwischen war weiter im Norden auch das Korps des Maréchal d’Aumont erfolgreich vorgerückt und hatte Flandern durch die Einnahme der Festungen Bergues (6. Juni) und Furnes (12. Juni) vom Meer abgeschnitten. Danach hatte Maréchal de Turenne dieses Korps zum Angriff auf Courtrai befohlen. Diese Stadt wurde am 18. Juli erobert, und kurz darauf kapitulierte auch die spanische Besatzung von Oudenaarde (29. bis 31. Juli) vor den Truppen d’Aumonts.[287]

Durch die französischen Vorstöße hatte Maréchal de Turenne die starken spanischen Hauptfestungen von Ypern, Lille und Mons isoliert. Anstatt jedoch diese Festungen sofort zu belagern, entschloss er sich, zunächst weiter gegen Antwerpen vorzustoßen, um die Schwäche der spanischen Truppen auszunutzen. Dieser Vorstoß scheiterte jedoch zwischen Gent und Brüssel bei Dendermonde. Diese von 2500 Spaniern verteidigte kleine Festung behauptete sich gegen die französische Armee. Maréchal de Turenne zog sich deshalb Anfang August über Oudenaarde zurück und bereitete die Belagerung von Lille vor.

Diese Belagerung war das größte Unternehmen des gesamten Feldzuges und dauerte vom 10. bis zum 28. August, als die spanische Besatzung gegen freien Abzug kapitulierte.[288] Da der Marquis de Castel-Rodrigo vom Fall der Festung noch nicht unterrichtet war, entsandte er noch eine 12.000 Mann starke Armee unter dem Grafen de Marchin, um Lille zu entsetzen. Am 31. August traf diese Armee auf das Korps des französischen Marquis de Créquy, das Maréchal de Turenne inzwischen zur Deckung der Belagerung herangezogen hatte.[289] Dieses Gefecht entschieden die Franzosen für sich, während sich die Truppen des Marquis de Marchin (1601–1673) zurückziehen mussten. Nach der Eroberung von Lille unternahm Maréchal de Turenne nur noch eine weitere Unternehmung. Am 12. September eroberte er die Festung Aalst und unterbrach damit die Verbindungslinien zwischen Gent und Brüssel. Danach beschränkten sich die französischen Truppen auf die lockere Blockade von Ypern und Mons und gingen am 13. Oktober schließlich in ihre Winterquartiere.[290]

In Spanien hatten bereits im Juni die Vorbereitungen zur Entsendung einer Streitmacht nach Flandern begonnen.[291] Die Regierung der Regentin brachte mehr als eine Million Pesos auf und bestimmte Juan José de Austria (1629–1679) zum Befehlshaber der vorgesehenen Streitmacht. Dessen Ruf als General war nach einigen Niederlagen im Krieg gegen Portugal angeschlagen, und da er die Lage in den Spanischen Niederlanden pessimistisch einschätzte, verzögerte er die Abfahrt über viele Wochen und Monate. Als Vorwand diente ihm dazu das Votum einer Theologiekommission, die sich gegen ein Bündnis mit den protestantischen Mächten England und den Niederlanden ausgesprochen hatte. Letztlich führten weitere innenpolitische Verwicklungen dazu, dass das spanische Heer nie in Flandern eintreffen sollte.

Während die Operationen im Winter unterbrochen wurden, kam es zu wichtigen Entscheidungen in der europäischen Politik.[292] Spanien versuchte, sich in eine vorteilhaftere Position zu bringen. Zunächst richtete die spanische Regierung ein Hilfegesuch an die Vereinigten Niederlande. Marquis de Castel-Rodrigo bat vor allem um finanzielle Unterstützung (2 Millionen Gulden), wofür er im Gegenzug die Zolleinnahmen aus dem Maas- und Scheldehandel an die Vereinigten Niederlande übergeben wollte. Auch die Abtretung von Brügge, Ostende und Damme war im Gespräch.[293]

De Witt wollte jedoch keine direkte Konfrontation mit Frankreich riskieren und ging nicht auf diese Bündnisangebote ein. Weiterhin leitete Spanien Verhandlungen mit dem portugiesischen Hof ein und schloss am 13. Februar 1668 den Frieden von Lissabon. Es war somit in der Lage, ab dem kommenden Frühjahr alle militärischen Kräfte gegen Frankreich zu richten.

Um wenigstens Kaiser Leopold I. aus dem Konflikt herauszuhalten, nahmen französische Diplomaten Geheimverhandlungen mit dem Wiener Hof auf.[294] In diesen boten sie dem Kaiser die Aufteilung des Spanischen Reiches an. König Karl II. von Spanien war ein sechsjähriges Kind, dem aufgrund zahlreicher körperlicher und geistiger Behinderungen niemand eine lange Lebenszeit prophezeite.[295] Mit ihm würde die spanische Linie der Habsburger aussterben. Der Kaiser ging auf das Angebot ein. Er sollte Spanien selbst, dessen Kolonien und das Herzogtum Mailand erhalten. Frankreich beanspruchte im Gegenzug die Spanischen Niederlande, die Franche-Comté, Navarra und das Königreich Neapel-Sizilien. Der geheime Teilungsvertrag wurde am 19. Januar 1668 vereinbart. Der Kaiser hatte damit keinen Grund mehr, gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen, denn dieses besetzte lediglich Territorien, die ihm vom Kaiser zugestanden worden waren. Der Vertrag wurde jedoch in den folgenden Jahren vom Kaiser nicht ratifiziert, um das Verhältnis zu Spanien nicht weiter zu verschlechtern.

Der schnelle französische Vormarsch hatte die Vereinigten Niederlande allerdings sehr beunruhigt.[296] Zwar waren auch sie eigentlich Feinde der spanischen Monarchie, doch „ein inaktives und müdes Spanien stellte für sie einen besseren Nachbarn dar als ein mächtiges und aggressives Frankreich.“ Sie wollten die Spanischen Niederlande als eine Art „Pufferstaat“ unbedingt erhalten. Die Niederlande beeilten sich deshalb, ihren Krieg gegen England zu beenden, und schlossen trotz des sehr erfolgreichen Kriegsverlaufes am 31. Juli 1667 den Frieden von Breda. Danach boten sie zunächst ihre Vermittlung im Krieg zwischen Frankreich und Spanien an. [297]

Ludwig XIV. lehnte dies jedoch im September 1667 ab und versuchte weiterhin, die Holländer für eine gemeinsame Aufteilung der Spanischen Niederlande zu gewinnen. Diese Bemühungen verliefen im Sande, und Ludwig XIV. spielte mit dem Gedanken an einen Krieg gegen die Niederlande. Nun richteten sich die niederländischen Bemühungen darauf, eine Koalition gegen Frankreich zustande zu bringen, um die französische Expansion zu begrenzen. Es war jedoch nicht de Witts Intention, damit das gute Verhältnis zu Frankreich zu beenden.

König Karl II. von England (1630–1685) hatte nach dem Frieden von Breda geheime Bündnisverhandlungen mit Frankreich aufgenommen, die gegen die Vereinigten Niederlande gerichtet waren. Aber gleichzeitig verhandelte er auch mit den Vereinten Niederlanden über eine gemeinsame Allianz gegen Frankreich. Im ersten Fall würden ihn französische Subsidien unabhängig vom englischen Parlament machen; in letzterem Fall läge der Erfolg darin, die französisch-niederländische Allianz zu sprengen.[298]

Während Ludwig XIV. die englischen Angebote ablehnte, ging de Witt auf sie ein. Am 23. Januar 1668 schlossen sich die Vereinigten Niederlande und England in einem Bündnis zusammen, dessen erklärtes Ziel es war, Spanien zur Abtretung einiger Territorien und Frankreich zur Begrenzung seiner Forderungen zu bringen. In einem geheimen Zusatzartikel wurde zusätzlich jedoch festgehalten, dass, wenn der französische König seine Forderungen erweitern oder seinen Eroberungszug fortsetzen sollte, die Allianz kriegerische Mittel anwenden würde, um Frankreich in die Grenzen von 1659 zurückzudrängen.

Auch das Königreich Schweden trat dieser Allianz bei (Tripelallianz), um auf diesem Weg dringend benötigte Subsidien zu erhalten. Trotzdem versicherte de Witt den französischen Diplomaten, dass dieses Bündnis nicht gegen Frankreich gerichtet sei, sondern Spanien zur Abtretung der geforderten Territorien bringen sollte.[299]

Es ging Ludwig XIV. unterdessen bei einem neuen Feldzug vor allem darum, möglichst weite spanische Gebiete zu erobern, um diese bei einem Friedensschluss austauschen zu können. Für diese Zwecke bot sich die Einnahme der spanischen Franche-Comté an.[300] Diese lag isoliert und war von spanischen Truppen fast völlig entblößt. Dies hatte mehrere Gründe: Zum einen hatte Frankreich die Neutralität dieser Freigrafschaft im vergangenen Krieg gegen Spanien respektiert und zum anderen rechneten die spanischen Generäle mitten im Winter nicht mit einem Einfall der Franzosen.

Ludwig XIV. beauftragte den General de Condé (1621–1686) mit der Vorbereitung eines Winterfeldzuges gegen die Franche-Comté.[301] Condé war als ehemaliger Gegner des Königs während der Fronde-Aufstände in Ungnade gefallen und wurde 1668 erstmals seit neun Jahren wieder mit einem militärischen Kommando betraut. Als Gouverneur von Burgund war Condé am ehesten in der Lage, einen Angriff gegen die Freigrafschaft vorzubereiten. Für diesen Zweck wurde eine zweite Armee aus neu aufgestellten Truppen zusammengezogen. Wieder begleitete Ludwig XIV. den Feldzug persönlich.

Der König verließ Saint-Germain am 2. Februar 1668, um zur Hauptarmee zu stoßen. Zu diesem Zeitpunkt erhielt er die Nachricht vom Abschluss der Tripelallianz und durch einen Spion den Hinweis, dass diese auch bereit war, Frankreich den Krieg zu erklären. Dennoch beharrte er auf dem einmal eingeleiteten Feldzug, weil er durch diesen ein geeignetes Faustpfand für spätere Verhandlungen zu erobern glaubte.[302]

General de Condé hatte den Vormarsch am 4. Februar begonnen und nahm bereits am 7. Februar die Freie Reichsstadt Besançon ein, welche ebenfalls in der Franche-Comté lag. Am gleichen Tag gelang einem weiteren französischen Korps unter dem General François-Henri de Montmorency-Luxembourg (1628–1695) die Eroberung Salins. Beide Festungen hatten praktisch keine Gegenwehr geleistet. Nunmehr konzentrierte sich die französische Armee auf die Einnahme der Festung Dôle. Diese kapitulierte erst am 14. Februar nach einer kurzen viertägigen Belagerung, die 400–500 französische Soldaten das Leben kostete. Nur fünf Tage später fiel am 19. Februar auch die Festung Gray an die Franzosen. Der spanische Marquis de Yenne hatte sich dem französischen König kurz zuvor ergeben und überredete nun den Gouverneur der Festung Gray zur Kapitulation.[303]

Ludwig XIV. kehrte nach Saint-Germain zurück, wo er schon am 24. Februar 1668 eintraf. Nach nur 17 Tagen war die ganze Freigrafschaft besetzt. Die Ursache für diesen schnellen Erfolg lag in der Überraschung und der schlechten Vorbereitung der Spanier. Außerdem war die lokale Bevölkerung den Franzosen zugeneigt und begrüßte sie mehrheitlich.[304]

Die Eroberung der Franche-Comté sollte zunächst nur der Auftakt zu einem umfassenden Feldzug im Frühjahr sein. Die Armee war auf 134.000 Soldaten vermehrt worden. Der Plan sah vor, dass der König und Maréchal de Turenne mit 60.000 Mann den verbliebenen Teil der Spanischen Niederlande erobern sollten. An der Spitze von 10.000 Mann sollte der Bruder des Königs, der Herzog von Orléans (1640–1701), in Katalonien einfallen, während der Prinz de Condé mit 22.000 Mann in den Bistümern Metz, Toul und Verdun einen möglichen Vorstoß aus dem Heiligen Römischen Reich abzuwehren hatte.

Doch nachdem sich Ludwig XIV. der Franche-Comté als Faustpfand versichert hatte, stellte sich zuerst die Frage, ob er sich den Forderungen der Tripelallianz beugen oder den Krieg fortsetzen sollte. Kriegsminister Louvois sowie Turenne und Condé waren für eine Fortsetzung des Krieges, weil ihnen die Gelegenheit gegenüber den geschwächten Spaniern günstig schien. Der Außenminister Hugues de Lionne (1611–1671) und Finanzminister Jean-Baptiste Colbert (1619–1683) zogen hingegen einen schnellen Friedensschluss vor, weil die Kosten eines Krieges unabsehbar waren (bisher hatte er über 18 Millionen Livres gekostet) und die außenpolitischen Bedingungen einen Erfolg fragwürdig erscheinen ließen.

Spanien hatte zudem inzwischen (13. Februar 1668) mit Portugal den Frieden von Lissabon geschlossen und konnte sich nunmehr verstärkt auf den Krieg gegen Frankreich konzentrieren.[305] Ludwig XIV. musste einsehen, dass Frankreich der Koalition von Spaniern, Niederländern, Engländern und Schweden noch nicht gewachsen war, verkündete deshalb einen Waffenstillstand bis Ende März 1668 und leitete Verhandlungen ein.[306]

Im April trafen sich die Parteien in Saint-Germain und handelten bis zum 13. des Monats einen Friedensvertrag aus.[307] Vom 25. April an tagte schließlich ein Kongress unter dem Vorsitz des Nuntius des Papstes Clemens IX. in Aachen, wo schließlich am 2. Mai 1668 der Frieden unterzeichnet wurde. In diesen Verhandlungen setzte die Tripelallianz ihre Forderungen durch: Frankreich räumte die Franche-Comté inklusive der Freien Reichsstadt Besançon, zerstörte zuvor jedoch sämtliche Befestigungen der Städte Gray und Dole. Außerdem mussten sich die französischen Truppen aus den Spanischen Niederlanden zurückziehen. Lediglich 12 eroberte Städte verblieben im Besitz des französischen Königs: Lille, Tournai, Oudenarde, Courtrai, Furnes, Bergues, Douai mit dem Fort de Scarpe, Binche, Charleroi, Ath und Armentiers.

Für den jungen französischen König stellte der Krieg gegen Spanien die Möglichkeit dar, sich einen bleibenden Ruhm zu verschaffen. Traditionsgemäß kommandierte er, zumindest nominell, die Armee selbst und begleitete sie auf dem Feldzug. Er erreichte die Hauptarmee am 3. Juni 1667 vor Charleroi und verließ sie am 2. September 1667 wieder. Zwischen dem 2. und 24. Februar 1668 befand er sich noch einmal mit der Armee des Prinzen Condé in der Franche Comté im Feld. Obwohl Ludwig am Kriegsrat teilnahm, trafen tatsächlich erfahrene Generäle die Entscheidungen auf dem Schlachtfeld. Der König fiel jedoch dadurch auf, dass er sich ständig in persönliche Gefahr begab, zum Beispiel, wenn er während der Belagerungen die vordersten Gräben besichtigte und viele Nächte im Biwak verbrachte.

In diesen Zeiträumen reiste der König jedoch mit dem gesamten Hofstaat und dem gesamten Luxus, auf den er auch im Krieg nicht verzichten wollte. Allein dieser benötigte einen großen logistischen Aufwand. Mit Ludwig XIV. reisten unter anderem die Königin sowie die zwei Mätressen des Königs, aber auch sämtliche Minister und unbeschäftigten Generäle. Besonders die letzteren neigten dazu, gegen die kommandierenden Marschälle und dabei insbesondere gegen den Maréchal de Turenne zu intrigieren, was dessen Befehlsführung beeinträchtigte.

Im Gefolge des Königs befanden sich auch die zwei führenden Hofmaler Adam Frans van der Meulen und Charles Lebrun, welche dazu angehalten waren, die Taten des Sonnenkönigs festzuhalten.[308] Gleiches galt für andere Künstler. So entstanden zahlreiche Gemälde und Gobelins, aber auch Medaillen und Gedichte. Nach dem Friedensschluss fand in Versailles eine große Siegesfeier statt, an deren Ausrichtung auch andere Zeitgenossen wie Molière, Jean-Baptiste Lully, Louis Le Vau und Carlo Vigarani beteiligt waren. Bei all diesen Gelegenheiten wurde der König stets so dargestellt, als hätte er die alleinige Befehlsführung übernommen, ohne dass die zahlreichen Marschälle und Generäle erwähnt wurden. In den Jahren nach dem Krieg (ab 1671) wurde der König nun oft als Louis le Grand oder Ludovicus Magnus (Ludwig der Große) gepriesen, und einem Vorschlag des Finanzministers Colbert nach sollte sogar ein Triumphbogen in Paris entstehen. Der Bau wurde jedoch 1671 eingestellt.[309]

Die Auswirkungen des Devolutionskrieges waren vielfältig. Rein militärisch hatte Frankreich einige Vorteile errungen, indem es in den Festungsgürtel eingebrochen war, der die Spanischen Niederlande umgab. Gleichzeitig führte dies zu einer Steigerung der französischen Verteidigungskraft, da Vauban sofort daranging, die eroberten Städte zu starken Festungen auszubauen. Diese wiederum dienten in den späteren Kriegen als Ausgangsbasen für weitere französische Eroberungszüge.[310]

Dabei ist nicht mehr zu ermitteln, wie hoch die Verluste der französischen und spanischen Truppen sowie der Zivilbevölkerung während des Krieges waren. Aufgrund der kurzen Dauer des Konfliktes sind diese wohl relativ niedrig einzustufen. Bekannt ist beispielsweise, dass das französische Heer allein bei der Belagerung von Lille mehr als 4.000 Soldaten durch Tod oder Verwundung einbüßte. Die spanischen Truppen sollen danach im Gefecht bei Brüssel 180 Mann verloren haben.

Auf der politischen Ebene waren die Ergebnisse für König Ludwig XIV. eher negativer Natur. Der Ruf des Königs hatte zumindest im Heiligen Römischen Reich gelitten, vor allem durch die Einnahme der Freien Reichstadt Besançon. Der Rheinbund löste sich unter dem Eindruck der französischen Expansionsabsichten noch 1668 auf, und auch andere Verbündete wie der Kurfürst von Brandenburg fielen von Frankreich ab. Diese Kehrtwendung vieler Reichsstände wurde deutlich, als sie im Jahre 1673, zu Beginn des zweiten Krieges Ludwig XIV., Frankreich den Reichskrieg erklärten.

Die wichtigste Folge war jedoch die geänderte Einstellung Ludwigs XIV. gegenüber den Vereinigten Niederlanden.[311] Der König gab ihnen, den ehemaligen engen Verbündeten, die Hauptschuld am Zustandekommen der Tripelallianz, deren Druck seinen Eroberungszug zum Stehen gebracht hatte. Die französische Außenpolitik der folgenden Jahre war deshalb ganz auf die Isolierung der Vereinigten Niederlande ausgerichtet, um diese bei einer sich bietenden Gelegenheit anzugreifen.[312] Nachdem die Isolierung durch Bündnisse mit mehreren deutschen Fürsten, England und Schweden gelungen war, eröffnete Ludwig XIV. 1672 den Niederländischen Krieg (1672–1679), der sich zu einem gesamteuropäischen Konflikt ausweiten sollte. Viele Historiker sehen in diesem zweiten Krieg lediglich die Fortsetzung des Devolutionskrieges.[313]

Der Holländische Krieg, war ein gesamteuropäischer militärischer Konflikt, der von 1672 bis 1678 dauerte.[314] Ausgelöst wurde der Krieg durch einen Angriff des französischen Königs Ludwig XIV. mit seinen Verbündeten (Königreich England, Schweden, das Fürstbistum Münster und das Fürstbistum Lüttich) auf die Vereinigten Niederlande. Um eine Hegemonie Frankreichs auf dem europäischen Kontinent zu verhindern, verbündeten sich Spanien und das Heilige Römische Reich mit den Niederlanden. Einige Teilkonflikte dieses Krieges gingen als eigenständige Konflikte in die Geschichte ein, wie der Dritte Englisch-Niederländische Seekrieg (1672–1674) und der Schwedisch-Brandenburgische Krieg (1674–1679). Die für den französischen König günstigen Friedensschlüsse von Nimwegen (1678) und Saint-Germain (1679) beendeten diesen europäischen Krieg.[315]

Der Holländische Krieg gilt als ein expansiver Eroberungskrieg Frankreichs und wurde deshalb in der älteren deutschen Literatur auch oft als (zweiter) Raubkrieg Ludwigs XIV. bezeichnet.[316] Im Jahre 1667/1668 hatte der französische König Ludwig XIV. den sogenannten Devolutionskrieg gegen Spanien geführt, um Teile der Spanischen Niederlande zu erobern. Dabei operierten die französischen Truppen erfolgreich, doch im Januar 1668 hatte sich eine Koalition aus England, Schweden und den Niederlanden, die sogenannte Tripelallianz, gebildet, die Frankreich mit einer gemeinsamen Kriegserklärung gedroht hatte, falls dieses den Eroberungszug nicht einstellte.

König Ludwig XIV. hatte daraufhin am 2. Mai 1668 widerwillig den Frieden von Aachen unterzeichnen müssen.[317] Da der französische König vor allem die Vereinigten Niederlande für das Zustandekommen der Tripelallianz verantwortlich machte und sich persönlich von dem ehemaligen Verbündeten betrogen fühlte, richtete sich seine Politik in den folgenden Jahren vor allem gegen diese. Doch zunächst war Frankreich im Ergebnis des Devolutionskrieges außenpolitisch isoliert. Diese zu überwinden und gegen die Vereinigten Niederlande vorzugehen, war zunächst das vorrangige Ziel der französischen Diplomatie.

Für die politische Situation Europas waren zu diesem Zeitpunkt vor allem zwei Konfliktlinien bedeutend. Zwischen dem Königreich England und den Vereinigten Niederlanden herrschte ein tiefer wirtschaftlicher Interessengegensatz. Beide Staaten hatten deshalb zwischen 1652 und 1668 bereits zwei Kriege gegeneinander geführt. Der Frieden von Breda stellte deshalb lediglich einen praktischen Waffenstillstand dar. Beide Mächte konkurrierten auch im Ostseeraum miteinander, in dem wiederum die Königreiche Dänemark und Schweden um die Vorherrschaft stritten. Dabei stand Dänemark traditionell den Niederlanden nahe, während sich Schweden an England anlehnte. Unter diesen Bedingungen war es natürlich, dass die Diplomaten Ludwigs XIV. sich in erster Linie an England und Schweden wandten. Ergebnis dieser Bemühungen war der am 1. Juni 1670 abgeschlossene geheime Vertrag von Dover zwischen dem „Sonnenkönig“ und König Karl II. von England (1630–1685), in welchem neben anderen Aspekten auch ein gemeinsames Vorgehen gegen den unliebsamen Konkurrenten, die Niederlande, vereinbart wurde. [318]

Karl II. erhielt jährlich 2.000.000 livres (ca. 166.000 Pfund) an Subsidien (im Kriegsfall sogar 3.000.000 livres) und im Falle eines Sieges sollte das englische Königreich die Insel Walcheren erhalten. Auch Schweden, das sich davon Vorteile gegenüber Dänemark versprach, schloss sich kurz darauf dem Abkommen an und erhielt von Frankreich im Gegenzug dringend benötigte Subsidien zugesichert. Damit war die außenpolitische Isolation Frankreichs überwunden und die Tripelallianz, die den ersten Eroberungszug Ludwigs XIV. gestoppt hatte, aufgelöst.

In einem weiteren Schritt wurde nun versucht, die Vereinigten Niederlande außenpolitisch zu isolieren, damit kein potentieller Verbündeter ihnen bei einem französischen Angriff beispringen würde.[319] Mit dem Kurfürsten von Brandenburg bestand bereits seit 1669 ein Bündnis (Frankreich unterstützte darin die preußischen Ansprüche auf Schlesien) und im Winter 1670 wurde ein weiteres mit dem Kurfürstentum Bayern abgeschlossen, in dem wiederum Ansprüche auf österreichische Territorien von Ludwig XIV. unterstützt wurden. Nachdem Ludwig XIV. die beiden größten Staaten im Heiligen Römischen Reich auf seiner Seite wusste, ließ der „Sonnenkönig“ im April 1670 das Herzogtum Lothringen besetzen. Herzog Karl IV. (1604–1675) hatte im letzten Krieg der Tripelallianz seine Unterstützung angeboten und stellte damit einen potentiellen Gegner Frankreichs dar. [320]

Ein französisches Heer unter dem Maréchal de Crequy (1624–1687) vertrieb den Herzog und eroberte innerhalb kurzer Zeit dessen Festungen. Obwohl der Krieg in dieser günstigen außenpolitischen Situation ursprünglich für 1671 vorgesehen war, nutzte Ludwig XIV. dieses Jahr für eine weitere Absicherung seiner Pläne. Es schien erforderlich, Kaiser Leopold I. (1640–1705) zu gewinnen. Schon im Januar 1668 hatten sich Frankreich und das Erzherzogtum Österreich einander angenähert, als sie einen geheimen Teilungsvertrag über die spanische Monarchie ausgearbeitet hatten (der Vertrag wurde jedoch nie ratifiziert). Und tatsächlich verpflichtete sich der Kaiser am 1. November 1671 in einem weiteren Geheimabkommen dazu, im Falle eines Krieges nur dann einzugreifen, wenn deutsche oder spanische Interessen direkt betroffen würden. Leopold I. stand ohne Bayern und Brandenburg keine Unterstützung in einem Krieg zur Verfügung und ein Aufstand in Ungarn erforderte es, die Truppen eher in den Erblanden zu belassen.[321]

Außerdem hoffte Leopold I., auf diese Weise die Ausbreitung eines Konfliktes zu einem gesamteuropäischen Krieg verhindern zu können. Doch es gab zwei weitere Staaten, die ein direktes territorielles Interesse gegenüber den Vereinigten Niederlanden besaßen. Maximilian Heinrich von Köln (1621–1688), der Erzbischof und Kurfürst von Köln, und Christoph Bernhard von Galen (1606–1678), der Bischof von Münster, schlossen sich dem anti-niederländischen Bündnis am 4. Januar 1672 an, nachdem sie bereits zuvor (11. Januar 1671) ihre Neutralität verkündet hatten, um somit selbst vom französischen Angriff zu profitieren. Damit stand einem Angriff auf die Vereinigten Niederlande, die ohne einen Verbündeten standen, im Frühjahr 1672 nichts mehr im Wege.[322]

Im März 1672 erklärten Frankreich und England den Niederlanden den Krieg. Ebenfalls verbündet mit Frankreich waren der Fürstbischof von Münster und der Erzbischof von Köln. Die Franzosen drangen beinahe ungehindert über Lüttich und Kleve nach Gelderland vor und nahmen Utrecht ein. Der am Anfang des Krieges als Kapiteingeneraal eingesetzte Wilhelm III. von Oranien konnte eine vollständige Niederlage nur verhindern, indem er gezielt Schleusen und Dämme öffnen ließ, um so das Land zu überfluten und den Vormarsch der Franzosen zu stoppen. Ein Großteil der Bewohner wurde hinter die so gebildete Holländische Wasserlinie evakuiert. In Groningen konnten die Niederländer einen Sieg über die Truppen des Bischofs von Münster erringen. Im Juli wurde Wilhelm zum Statthalter der verbleibenden Provinzen Holland und Zeeland ernannt. Ungeklärt ist seine Rolle bei der Ermordung der Brüder Johan und Cornelis de Witt im August 1672.

Nachdem französische Versuche, die Wasserlinie zu überwinden, fehlgeschlagen waren, wandte sich Ludwig anderen Zielen zu und belagerte 1673 die Festung Maastricht, die im Juli an die Franzosen fiel. Hierdurch wurden Spanien und Österreich auf den Plan gerufen, die nun einen französischen Angriff auf die spanischen Niederlande befürchteten. Damit weitete sich der Krieg auf große Teile Europas aus. Ludwig sandte seine zwei fähigsten Feldherren, Turenne und Condé, an den Mittelrhein und in das Elsass, um die kaiserlichen Truppen aufzuhalten.[323]

England zog sich nach mehreren Niederlagen zur See mit dem Frieden von Westminster mit den Niederlanden Anfang 1674 aus dem Krieg zurück. Der niederländisch-österreichisch-spanischen Koalition schloss sich auch Friedrich Wilhelm von Brandenburg an. Die Abwesenheit der brandenburgischen Armee nutzte Schweden Ende 1674 für einen Einfall in der Mark Brandenburg (Schwedeneinfall 1674/1675, hieraus entstand der Schwedisch-Brandenburgische Krieg, in dem sich Brandenburg mit Dänemark verbündete (Schonischer Krieg). Der Bischof von Münster Christoph Bernhard von Galen stellte sich ebenfalls auf die Seite der Koalition und nahm mit seinem Heer unter anderem am Bremen-Verdener Feldzug teil.

Erste Verhandlungen zwischen Bevollmächtigten der Könige von Spanien, England und Schweden und dem Kölner Erzbischof Maximilian Heinrich von Bayern über die Beilegung des Krieges fanden ab 28. Juni 1673 im Kölner Karmeliterkloster auf der Severinstraße statt.[324] Sie wurden am 16. April 1674 ergebnislos durch die Abreise der französischen Delegierten abgebrochen.[325]

Da die alliierten Streitkräfte denen des französischen Königs unterlegen waren, wurde 1678 der Friedensvertrag von Nimwegen, eine Vielzahl einzelner Friedensverträge zwischen den beteiligten Staaten, geschlossen. Das Vertragswerk trat im Jahr 1679 in Kraft.[326] Frankreich ging aus diesem Krieg als Sieger hervor und konnte den Großteil seiner Eroberungen behalten, musste aber den Norden der besetzten Spanischen Niederlande wieder zurückgeben. Die Niederlande gelobten Neutralität für die Rückgabe ihrer Territorien. Frankreich erhielt von Spanien die Freigrafschaft Burgund, tauschte einige flämische Städte und erhielt Freiburg aus österreichischem Besitz. Brandenburg, das zunächst diesem als unvorteilhaft angesehenen Vertrag nicht beitreten wollte, musste schließlich 1679 im Frieden von Saint-Germain einlenken und einen Großteil seiner Eroberungen zurückgeben.[327]

Der Reunionskrieg von 1683 bis 1684 war Teil der Reunionspolitik von Ludwig XIV. Der weitgehend vergessene Konflikt wird teilweise als kürzester und erfolgreichster Krieg Ludwigs XIV. bezeichnet. Daran beteiligt waren direkt Frankreich auf der einen Seite und das von den Niederlanden auf der anderen Seite unterstützte Spanien. Indirekt beteiligt war das Heilige Römische Reich. Das wichtigste Ereignis war die Belagerung und Eroberung von Luxemburg. Der Krieg endete mit dem Regensburger Stillstand. In diesem wurden dem französischen König seine Erwerbungen der letzten Jahrzehnte für eine Dauer von zwanzig Jahren von Kaiser und Reich anerkannt.

Ludwig XIV. betrieb mit der Reunionspolitik eine Politik der Expansion, die nicht zuletzt auch auf die Gewinnung von Reichsterritorien abzielte.[328] Ohne größere Gegenwehr konnte Frankreich wichtige Gebiete und strategisch wichtige Städte in Besitz nehmen. Dabei kam der Einnahme Straßburgs 1681 eine besonders wichtige Rolle zu. Zur Sicherung der erworbenen Gebiete ließ Ludwig XIV. die Festung Saarlouis anlegen. Außerdem wurden Landau, Pfalzburg und Hüningen befestigt.

Ein weiteres Hauptziel war es Luxemburg zu gewinnen, das zwar von Spanien verwaltet wurde, aber offiziell weiter zum Reich gehörte. Die Stadt Luxemburg erschien Sébastien Le Prestre de Vauban als Festung zur Verteidigung Frankreichs als strategisch zentral. Seit 1681 wurde die Stadt belagert, ehe die Franzosen die Belagerung im März 1682 aufhoben. Am Ziel, die Stadt zu gewinnen, hielt Ludwig XIV. allerdings fest.

Nach vergeblichen Verhandlungen zwischen Frankreich und dem Reich, die bis Ende 1682 andauerten, setzte sich Leopold I. gegen die mit den Franzosen verbündeten Brandenburger und ihre rheinischen Verbündeten durch, die Reunionen notfalls auch militärisch rückgängig zu machen, um die im Westfälischen Frieden und dem Friede von Nimwegen definierten Besitzstände wieder zu gewinnen. Zwischen Kaiser, den Niederlanden, Schweden und Spanien wurde 1683 in Den Haag ein Bündnis geschlossen. Im Reich kam es zu weiteren Bündnissen von Reichskreisen und Reichsständen in der Laxenburger Allianz. Die Planungen für einen Krieg gegen Frankreich waren weit gediehen, als der Große Türkenkrieg ausbrach und in dessen Verlauf Wien belagert wurde. Dadurch waren die Kräfte von Kaiser und Reich im Osten gebunden.[329]

Der kaiserliche Sieg bei der Belagerung von Wien im September 1683 drohte dann das Mächtegleichgewicht zu Gunsten des Kaisers zu verschieben. Ludwig reagierte darauf, indem er Druck auf Spanien als den inzwischen schwächsten Nachbarstaat ausübte.

Im Herbst 1683 drohte Ludwig XIV., dass die spanischen Niederlande eine französische Armee von 35.000 Mann zu unterhalten hätten, und ließ von der Bevölkerung hohe Kontributionen eintreiben. Dies veranlasste Spanien und die Niederlande zu einem Bündnis. Am 26. Oktober erklärte Spanien Frankreich offiziell den Krieg.

Frankreich versuchte durch verschiedene Zugeständnisse vergeblich die Niederlande von der Teilnahme am Krieg abzuhalten.[330] Die Niederlande gingen nicht darauf ein und schickten eine kleine Armee von 10.000 Mann zur Unterstützung der Spanier. Allerdings wollte Wilhelm III. deutlich energischer gegen Ludwig XIV. vorgehen, stieß damit aber auf den Widerstand der reichen Stadt Amsterdam.

Hilfe aus dem Heiligen Römischen Reich oder den österreichischen Ländern kam nicht, da der Krieg gegen die Türken alle Kräfte band.

Ludwig XIV. entsandte starke Kräfte unter Louis de Crévant, Herzog von Humières nach Flandern als dem Hauptkriegsschauplatz, während das französische Engagement an den Pyrenäen deutlich geringer war.[331] Der Krieg auf dem nördlichen Kriegsschauplatz wurde brutal geführt. Er war begleitet von Zerstörungen, dem Abbrennen von Feldern, dem Eintreiben hoher Kontributionen und anderen Verheerungen. Das brutale Vorgehen sollte die öffentliche Meinung beeinflussen, und die Bevölkerung sollte dazu veranlasst werden, Druck auf die spanischen Herren auszuüben, um damit den Krieg zu beschleunigen. Ludwig XIV. befahl seinem Marschall de Humières: „Ich gebe Ihnen Befehl, fünfzig Häuser oder Dörfer in Brand zu stecken, für nur eines, wenn ihm dies in meinen Landen geschehen sollte.“ Mörser wurden wie bei der Beschießung von Mons als eine Art Terrorwaffe eingesetzt. Die eigenen Truppen blieben ungefährdet, während die Bombardierungen, gegen die es keine Abwehr gab, in den Städten große Verwüstungen anrichteten.[332]

Die spanischen Streitkräfte unter dem Statthalter Otto de Grana waren schwach und konnten von der französischen Armee ohne größere Mühe in Schach gehalten werden. Noch im Jahr 1683 belagerten die Franzosen erfolgreich Courtrai und Dixmude. Oudenarde wurde bombardiert und die Stadt dabei in Brand geschossen.

Allerdings war Ludwig XIV. bestrebt, den Krieg zu begrenzen. Er hatte bereits am 5. November bei Herausgabe Luxemburgs und weiterer Gebiete Spanien Verständigung angeboten, im Gegenzug würde er auf alle Ansprüche in Flandern verzichten. Am 17. Februar bot er Spanien einen auf zwanzig Jahre begrenzten Waffenstillstand an. Dasselbe Angebot hatte er bereits im Juli 1683 dem Kaiser gemacht. Weder Spanien noch die Niederlande gingen auf dieses Angebot ein, daher ging der Krieg weiter.[333]

Im Dezember 1683 wurde Luxemburg bombardiert und durch Vauban vergeblich belagert. Die Gegend um Brügge wurde geplündert. Auch eine Vorstadt von Brüssel wurde in Brand gesteckt.[334]

Während des Feldzuges von 1684 marschierten zwei französische Armeen ins spanische Navarra und nach Katalonien. Die spanischen Truppen waren nicht mobilisiert, und die Franzosen kämpften gegen bewaffnete Bauern. Vergeblich versuchten die Franzosen, das katalonische Girona zu erobern. Zuvor hatte Bernardin Gigault, marquis de Bellefonds im Mai 1684 die Spanier am Ter geschlagen.

Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz deckten Ludwig XIV. und Friedrich von Schomberg die erneute Belagerung von Luxemburg. Die Stadt wurde am 3. Juni 1684 nach einer einen Monat dauernden Belagerung durch François de Créquy erobert.[335]

Ein Nebenkriegsschauplatz war Genua, das von Frankreich als spanienfreundlich eingeschätzt wurde. Die Stadt hatte für Spanien Galeeren gebaut, dafür wurde sie von der französischen Flotte unter Abraham Duquesne bombardiert. Große Teile der Stadt, darunter auch der Dogenpalast, wurden durch 14.000 Granaten zerstört. Anschließend wurde Genua gebrandschatzt und geplündert.

Nach der Eroberung Luxemburgs marschierten die Franzosen auf Trier und nahmen die Stadt ein. Die Festungswerke wurden zerstört. Mit Billigung des Kölner Kurfürsten rückten französische Truppen auch in Kurköln ein.

Leopold I. war zeitweise versucht, gegen das französische Vorgehen gewaltsam vorzugehen, und ließ Truppen in Richtung Rhein marschieren. Letztlich entschied er sich dagegen, weil der Krieg gegen die Osmanen wichtiger schien. Auch versuchte er vergeblich, Friedrich Wilhelm von Brandenburg von seinem Bündnis mit Frankreich abzubringen. Ohne Hilfe von anderen Mächten für Spanien konnten die Franzosen nicht aus Luxemburg vertrieben werden.

Mit der Eroberung von Luxemburg hatte Ludwig XIV. sein wichtigstes Kriegsziel erreicht und bemühte sich um Frieden. Es gelang ihm, die Niederlande zu einem Separatfrieden zu bewegen. Gegen den Willen von Wilhelm III. schlossen die Niederlande am 23. Juni einen auf zwanzig Jahre befristeten Frieden.[336]

Das endgültige Ende des Krieges wurde mit dem Frieden von Regensburg, auch Regensburger Stillstand, am 15. August 1684 besiegelt. Darin musste Spanien auf Luxemburg, Bovines, Chimay und Beaumont verzichten. Nach der Zerstörung ihrer Festungswerke kamen Courtrai und Dixmunde zurück an Spanien. Danach wurden Ludwig XIV. alle bis 1681 durchgeführten Erwerbungen im Rahmen der Reunionspolitik sowie der Besitz Straßburg und Kehl für zwanzig Jahre zugestanden. Frankreich hatte damit Zeit gewonnen, die erworbenen Gebiete auf Dauer zu integrieren.[337] Allerdings brachte Ludwig XIV. durch seine Expansionspolitik die europäischen Mächte gegen sich auf. Umgekehrt hatte der Kaiser mit dem Friedensschluss den Rücken frei, um offensiv gegen die Osmanen vorzugehen und diese aus Ungarn zu vertreiben. Dadurch gewann der Kaiser im Westen wieder Spielraum. Der Friede von Regensburg hielt nur vier Jahre, ehe mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg ein großer globaler Krieg ausbrach.[338]

Ludwig XIV. stellte im Revokationsedikt fest:[339] „So sehen Wir nun jetzt mit dem gerechten Danke, den Wir Gott schuldig sind, dass Unsere Sorgen das vorgesteckte Ziel erreicht haben, da ja der bessere und größere Teil Unserer Untertanen von der besagten vorgeblich reformierten Religion die katholische angenommen hat. Weil denn nun dieserhalb die Ausführung des Ediktes von Nantes und alles dessen, was zugunsten der besagten vorgeblich reformierten Religion angeordnet worden ist, den Nutzen verloren hat, so haben Wir geurteilt, dass Wir nichts Besseres tun könnten (…) als das besagte Edikt von Nantes und die besonderen Artikel, die im Anschluß an dasselbe bewilligt worden sind (…) vollständig aufzuheben.“

Das Revokationsedikt von Fontainebleau untersagte jegliche Kultfreiheit der Hugenotten und tolerierte lediglich die individuelle, nicht die öffentlich praktizierte Gewissensfreiheit im französischen Staat.[340] Es sah ebenso die Zerstörung von hugenottischen Kirchen vor:[341] „Und infolgedessen wollen Wir und gefällt es Uns, dass alle Tempel derer von der besagten vorgeblichen reformierten Religion, die in Unserem Königreiche, Ländern, Gütern und Herrschaften Unserer Botmäßigkeit gelegen sind, unverzüglich zerstört werden.“ Weiterhin verbot das Edikt den protestantischen Schulen, Kinder und Jugendliche gemäß ihren konfessionellen Vorstellungen zu unterrichten:[342] „Verbieten die besonderen Schulen der vorgeblich reformierten Religion zum Unterricht der Kinder (…)“.

Hugenottische Eltern wurden dazu gezwungen, ihre Kinder im katholischen Sinne taufen zu lassen. Außerdem mussten protestantische Pfarrer, die nicht bereit waren, zum Katholizismus zu konvertieren, innerhalb von vierzehn Tagen Frankreich verlassen:[343] „Befehlen ernstlich allen Predigern der besagten vorgeblichen reformierten Religion, die sich nicht bekehren und die katholische, apostolische und römische Religion annehmen wollen, vierzehn Tage nach der Veröffentlichung Unseres gegenwärtigen Ediktes Unser Königreich und die Länder Unserer Botmäßigkeit zu verlassen.“

Das Edikt verbot es aber allen anderen Hugenotten „bei Strafe der Galeeren für Männer und Einziehung von Leib und Gut für die Frauen, aus unserem besagten Königreiche, Ländern und Gebieten unserer Botmäßigkeit auszuwandern.“[344]

Nach dem Edikt von Fontainebleau verstärkte Ludwig XIV. die Bemühungen, durch die Herausgabe von Schriften und Büchern den Katholizismus in seinem Königreich weiter zu festigen. Zwischen Oktober 1685 und Januar 1687 belieferten zahlreiche Pariser Buchhändler die königliche Verwaltung und die katholischen Missionare in ganz Frankreich mit über einer Million Büchern; darunter befanden sich 160.000 Katechismen, 128.000 Exemplare des Werkes „L’ imitation de Jesus-Christ“ und 148.000 „katholische“ Übersetzungen des Neuen Testamentes.[345]

Die Lutheraner des Elsass blieben von den Bestimmungen des Revokationsediktes ausgenommen, was durch den Versuch der schrittweisen Eingliederung auf kulturellem und religiösem Gebiet in das Königreich begründet werden kann.[346]

Die Zwangsbekehrungen brachten jedoch nicht den gewünschten Erfolg; der katholische Glaube wurde in vielen Fällen lediglich mit einem Lippenbekenntnis angenommen, während zu Hause und an geheimen Treffpunkten weiterhin die Schriften Johannes Calvins gelesen und protestantische Gottesdienste abgehalten wurden. In den Cervennen feierten ungefähr 100 Hugenotten kurz nach ihrer Konversion zum katholischen Glauben einen geheimen Gottesdienst mit Liedern, Gebeten und Predigten. Außerdem fand in derselben Gegend am Ostersamstag 1689 ein Gottesdienst mit 4.000 Personen hugenottischen Glaubens statt. In der protestantischen Hochburg La Rochelle gelang es ebenfalls nicht, den kalvinistischen Glauben zu unterdrücken. Viele Hugenotten konvertierten formal zum katholischen Glauben, erzogen aber weiter ihre Kinder nach protestantischen Grundsätzen und trafen sich weiterhin in Privatwohnungen zu Gottesdienstfeiern.

Joutard berichtete über die zahlreichen Versuche der Hugenotten, sich dem Diktat des Katholizismus zu widersetzen:[347] „Die ‚Neubekehrten’ lauerten auf die geringste Erlahmung des Eifers der Obrigkeit; alles diente ihnen zum Vorwand, um ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen: man hörte nicht die Glocke, die zur Messe ruft, man wurde krank, man vergaß, sein Haus für die Fronleichnamsprozession mit Blumen zu schmücken. In der Todesstunde zeigte sich besonders die Bedeutung dieses Verhaltens. Man wollte nicht zwischen der Letzten Ölung und der Ablehnung des Priesters wählen müssen. Empfing man die Sterbesakramente, ordnete man sich dem ‚Papismus’ unter; stieß man den Priester zurück, riskierte man, als rückfällig (…) angesehen zu werden und sich den schwersten Sanktionen auszusetzen: (…) Deswegen griff die Umgebung zu einer List; sie verheimlichte die Krankheit, und wenn der Priester auftauchte, war der Kranke gerade nicht greifbar, er schlief oder war abwesend.“

In einigen Dörfern gelang es den Hugenotten, in ihre nach der Gültigkeit des Edikts von Fontainebleau zwangsweise entzogenen öffentlichen Ämter zurückzukehren.[348] Dies eröffnete der hugenottischen Bevölkerung die Möglichkeit, sich teilweise offen vom Katholizismus zu distanzieren und ihre eigene Religion innerhalb bestimmter Auflagen wieder ausüben zu dürfen. Der katholische Pfarrer des Dorfes Vebron in den Cervennen stellte fest:[349] „Der Herr de Salgas, der Herr Aures und der Herr Boudon sind die Hähne dieser Gemeinde, auf die alle anderen angewiesen sind und von denen Gut und Böse abhängt; sie sind große Politiker und drehen und wenden die Dinge, wie es ihnen beliebt.“

Nur eine Minderheit der hugenottischen Pastoren schwörten ab, die übrigen und mit ihnen ca. 200.000- 300.000 Gläubige flüchteten unter lebensbedrohlichen Umständen ins protestantische Ausland. Den Ablauf dieser Emigration schildert der französische Historiker Daniel Rops:[350] „Es war eine schreckliche Flucht, eine erbarmungslose Austreibung. Man floh in Booten von den Küsten Aumis und der Bretagne, im Sturm; man floh auf den steilsten Pfaden der Alpen und des Jura, mitten im Winter. Wie viele von diesen Flüchtlingen sind gestorben? Diejenigen, die von der Polizei aufgegriffen wurden, schickte man auf die Galeeren: glücklicher waren jene dran, die auf der Stelle erschossen wurden.“

Diejenigen Hugenotten, die bei ihrem Versuch, Frankreich zu verlassen, von den königlichen Behörden festgenommen wurden, wurden zum Galeerendienst verurteilt. Diese Maßnahme kam häufig einem Todesurteil gleich, denn über die Hälfte der Sträflinge verstarb aufgrund der schlimmen körperlichen Belastungen und der räumlichen Enge, die die Ansteckungsgefahr für Krankheiten erheblich steigerte, auf den Galeeren.

Die Zahl der „galeriens pour la foi“ („Galeerensträflinge aus Glaubensgründen“) betrug 1450 Personen.[351] Selbst auf den Galeeren waren die Hugenotten exorbitanten Schikanen ausgesetzt. In den Jahren 1699 und 1700 zwangen die Offiziere und katholischen Schiffsgeistlichen der Galeeren „La Superbe“, „La Favorite“ und „La Magnanime“ die protestantischen Galeerensträflinge dazu, während einer katholischen Messe niederzuknien und ihre Mütze abzunehmen. Diejenigen Hugenotten, die sich bei diesem Ereignis, das als „affaire du bonnet“ (Mützenaffäre) bekannt wurde, weigerten, den Anordnungen zu gehorchen, wurden auf übelste Weise misshandelt.[352]

Viele Hugenotten hielten trotz Schikanen und Folterungen unbeirrt an ihrem Glauben fest. Das sich im Laufe der Zeit auf den Galeeren entwickelnde Zusammengehörigkeitsgefühl unter ihnen führte im Jahre 1699 zu Gründung einer geheimen Organisation der protestantischen Galeerensträflinge.[353] Diese „Eglise des confesseurs qui souffrent pour la verite de l’Evangile („Kirche der Bekenner, welche für die Wahrheit des Evangeliums leiden“) verfügte über Sympathisanten in der Hafenstadt Marseille und in anderen französischen Metropolen, über die sie Briefe, Bibeln und protestantische Schriften aus den niederländischen Generalstaaten beziehen konnten.[354] Die hugenottische Organisation unterstand einem Direktorium, das aus sieben Personen bestand. Zu den Aktivitäten der protestantischen Organisation gehörte nicht nur regelmäßiger Religionsunterricht, sondern auch die Missionstätigkeit bei katholischen Sträflingen.

Die Flüchtlinge ließen sich vornehmlich bei Glaubensbrüdern in den niederländischen Generalstaaten, in England, in der Schweiz, in den protestantischen deutschen Territorien, insbesondere Brandenburg-Preußen und Hessen, sowie in Skandinavien nieder. Unter diesen Migranten befanden sich überproportional viele Intellektuelle (Pfarrer, Künstler, Literaten, Verleger usw.) sowie hoch qualifizierte Handwerker und Fabrikanten, was für den französischen Staat zu dieser Zeit einen enormen geistigen und wirtschaftlichen Verlust bedeutete. Ein Beispiel dafür stellte die nordfranzösische Stadt Metz dar:[355] „Die Auswanderung so vieler wohlhabender Familien, reicher Kaufleute, leitender Persönlichkeiten der blühenden Gewerbe war ein verhängnisvoller Schlag für das Gedeihen der Stadt und des Metzer Landes. Die Einwohnerzahl sank in erschreckender Weise. Die Güter sanken erheblich im Wert, da viele Häuser unbewohnt blieben und viele Arbeitskräfte für die Bebauung des Landes fehlten (…). Der Handel ging gewaltig zurück.“

Meyer unterschätzte die Auswirkungen der hugenottischen Auswanderung, wenn er feststellte:[356] „Dennoch fiel diese Menschen- und Kapitalflucht nicht so sehr ins Gewicht, denn die Immigration von englischen und vor allem irischen Katholiken nach Frankreich glich die Verluste weitgehend aus. Diese Einwanderung fiel geringer aus, verteilte sich auch über einen längeren Zeitraum und ersetzte den Verlust von Protestanten zwar nicht ganz, doch brachte sie Menschen und Kapital ins Land, die eine gewisse wirtschaftliche Blüte der französischen Häfen im 18. Jahrhundert ermöglichten.“

Die Einwohnerzahl Frankreichs betrug zum Zeitpunkt des Todes Ludwigs XIV. im Jahre 1715 etwa 18 Millionen Menschen; dies waren ungefähr 2 Millionen weniger als zur Zeit der Ermordung Heinrichs IV.[357] Dieser Bevölkerungsrückgang, der vor allem durch die Emigration der Hugenotten begründet werden kann, wirkte sich äußerst nachteilig auf das wirtschaftliche Leben in Frankreich aus. Seit dem Jahre 1690 geriet das von Colbert[358] ausgebaute französische Manufaktursystem in eine Krise. Im Jahre 1715 war die finanzielle Lage Frankreichs derart katastrophal, so dass der Staatshaushalt um 18 Jahresbudgets überzogen werden musste.[359]

Das Wirtschaftsmodell des Merkantilismus war auf Fachleute in den verschiedenen Wirtschaftszweigen angewiesen. Mit der Ermordung und Vertreibung vieler Hugenotten fehlten die Fachkräfte, die die Wirtschaft Frankreichs voranbrachten. Der Merkantilismus entwickelte sich zu einer Zeit, in der sich die europäische Wirtschaft in einer Übergangsphase befand. Mit dem Vordringen des Geldes und seinem Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Zahlungsbilanzmitteln über Grenzen hinweg veränderten sich die Bedürfnisse sowohl der Fürstenhaushalte, als auch der Kaufleute. Technische Verbesserungen in der Schifffahrt und das Wachstum der großen Städte führten zu einem schnellen Wachstum des internationalen Handels.

Durch die Einführung der doppelten Buchführung und der modernen Bilanzierung konnten Zu- und Abflüsse von Geld leicht nachvollzogen werden.[360] Die isolierten, auf Naturalwirtschaft beruhenden feudalen Grundherrschaften wurden durch zentralisierte, auf Geldwirtschaft beruhende Nationalstaaten ersetzt. Dies veränderte auch die Betrachtung der Einnahmen der Fürstenhaushalte:[361] Hatte sich im Frühmittelalter der Monarch von einer Königspfalz zur anderen begeben, um die Realabgaben seiner lokalen Untertanen zu verzehren, bzw. für Bauprojekte ihre reale Arbeitsleistung in Anspruch genommen und sich ansonsten mit den Einnahmen aus den Regalien begnügen müssen, konnte der Staat im Zeitalter des Absolutismus in einer Geldwirtschaft auf Steuern zurückgreifen. Mit der Einführung indirekter Steuern war die Durchsetzung ihrer Erhebung auch nicht mehr zwangsläufig mit der Ausübung von individueller Gewalt verbunden.

Vor dem Merkantilismus strebten die mittelalterlichen Scholastiker ein Wirtschaftssystem an, das zur christlichen Lehre von Gerechtigkeit und Frömmigkeit passte.[362] Sie konzentrierten sich hauptsächlich auf Tauschvorgänge zwischen Individuen, die Mikroökonomie. Der Merkantilismus gehörte zu den Theorien und Ideen, welche das mittelalterliche Weltbild ersetzten. Machiavellis Politikmodell und das Prinzip der Staatsräson wurden zum Leitbild staatlicher Politik. Die merkantilistische Idee, dass jeglicher Handel ein Nullsummenspiel sei, in welchem jede Seite den anderen in skrupellosem Wettbewerb zu betrügen versuchte, wurde in die Arbeit von Thomas Hobbes integriert. Diese dunkle Seite der menschlichen Natur passte ebenfalls gut in die puritanische Weltsicht, und einige der schärfsten merkantilistischen Gesetze, wie die Navigations-Akte, wurden von der Regierung Oliver Cromwells eingeführt.

Merkantilistische Anschauungen waren in der Frühmoderne die vorherrschende wirtschaftliche Ideologie in ganz Europa, und die meisten Staaten haben diese Anschauungen bis zu einem gewissen Grad übernommen. Die Zentren des Merkantilismus waren England und Frankreich. In diesen Staaten wurde die merkantilistische Politik auch am häufigsten durchgesetzt.[363]

König Heinrich IV. übertrug das Amt des Finanzministers seinem alten hugenottischen Freund und Waffenkameraden Sully, der bei Amtsantritt neben völlig zerrütteten Staatsfinanzen ein verwüstetes Land mit brachliegender Landwirtschaft und darniederliegendem Handwerk und durch Räuberbanden und zerstörte Verkehrswege weitgehend verschwundenem Handel vorfand. Sully war der bedeutendste frühe französische Vertreter des Merkantilismus.[364]

Doch der Merkantilismus hatte in Frankreich bereits im frühen 16. Jahrhundert eingesetzt, bald nachdem die Monarchie die wichtigste Macht in der französischen Politik geworden und den Adel aus seiner regionalen Einflussmöglichkeit verdrängt hatte. 1539 wurde eine Verordnung erlassen, der zufolge Wollgüter aus Teilen der habsburgisch beherrschten Gebiete (Spanien und Teile Flanderns) nicht mehr eingeführt werden durften. Ein Jahr später wurden zahlreiche Restriktionen gegen den Export von Gold in Kraft gesetzt. Über das restliche 16. Jahrhundert wurden weitere protektionistische Maßnahmen eingeführt.[365]

Der Höhepunkt des französischen Merkantilismus ist eng verknüpft mit Jean-Baptiste Colbert, der 22 Jahre lang (1661 bis 1683) Finanzminister war.[366] Dies geht soweit, dass der französische Merkantilismus manchmal Colbertismus, in Italien Il Colbertismo, genannt wird. Unter Colbert kontrollierte die französische Regierung die Wirtschaft in sehr hohem Maße, um die Einnahmen zu erhöhen. Protektionistische Verordnungen wurden in Kraft gesetzt, um Importe zu begrenzen und Exporte zu fördern. Manufakturen wurden in Gilden und Monopole aufgeteilt. Durch den Staat wurde durch mehr als tausend Anweisungen geregelt, wie verschiedene Güter produziert werden sollten.

Um die Produktion zu fördern, wurden Spezialisten für Seiden- und Brokatstoffe als ausländische Arbeitskräfte aus Flandern abgeworben. Aus den italienischen Staaten wurden Spezialisten für Glas, aus dem Norden Metallspezialisten ins Land geholt. Auswanderung für Spezialisten wurde verboten, später sogar unter Todesstrafe gestellt. Da die Privatinitiative trotz vieler Anreize nicht allzu groß war, wurden staatliche Manufakturbetriebe, wie die Tapete- und Möbelfabrik Hôtel Royale eingerichtet. Colbert ergriff auch Maßnahmen, um interne Handelsbarrieren zu vermindern, reduzierte interne Zölle und schuf ein umfassendes Netzwerk an Straßen und Kanälen. Um die internen Zölle zu reduzieren, wurden 1664 die zwölf inneren Provinzen zu einer Zolleinheit, den cinq grosses fermes zusammengeschlossen. Die Sorge für den Ausbau und die Instandhaltung dieser Verkehrswege entzog Colbert dem Hochadel und entwickelte eine spezielle Verwaltung, aus der sich die „ponts et chaussées“ entwickelte. Dennoch gelang es ihm nicht, die Straßen- und Brückenzölle zu beseitigen. Die vorher bestehenden landschaftlichen Bezüge verschwanden zugunsten der vom Staat gesetzten einheitlichen Gewichte, Maße , der Währung und der Zölle.

Straffe Zentralisierung der wirtschaftlichen und politischen Entscheidungskompetenz begleitete diese Phase in Frankreich. Zur Sanierung der Staatsfinanzen unter Ludwig XIV verlagerte er die direkte Besteuerung auf die indirekte (Akzise). Dies ging mit Markt- und Straßenzwang, Verbot von Fürkauf, unkontrolliertem Land- und Tauschhandel einher. Damit sollten die immensen Handelsgewinne stärker der Besteuerung unterworfen und die Lasten auf der Landwirtschaft reduziert werden. Durch die Senkung der direkten Steuern wurde die Landwirtschaft, in der drei Viertel der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt erzielte, und der dritte Stand gefördert, während mit den indirekten Steuern (gabelle und dîme royale) Adel und Klerus trotz Erhalt des Steuerprivilegs an der Finanzierung des Staates beteiligt wurden.[367]

Mit der Reglementierung wurde die Markttransparenz zwar gesteigert, aber ein Teil der Wirtschaftsaktivitäten, die mit Konkurrenz und Spekulation verbunden waren, unterblieben. Colberts Maßnahmen waren sehr erfolgreich: Frankreichs Produktion und Wirtschaftsmacht wuchsen in dieser Zeit so beträchtlich, dass es zur führenden europäischen Macht aufstieg. Weniger Erfolg hatte Colbert dabei, aus Frankreich eine führende Handelsmacht zu machen, worin England und die Niederlande vorherrschend waren.

In abgelegenen Gebieten Frankreichs wie den Cervennen spielte der Protestantismus trotz des Revokationsediktes weiterhin eine große Rolle.[368] Während des Spanischen Erbfolgekrieges kam es zu Aufständen der hugenottischen Camisarden (1702-1704), die schließlich von den königlichen Truppen besiegt wurden.[369] Die Zentren des Aufstandes waren die Dörfer Le Mas Soubeyron, St. Jean du Gard, Florac, Castelnau-Valence sowie Le Trabuc. Die weit verzweigten Höhlensysteme in den Cervennen dienten vielen Hugenotten während den Verfolgungen als Versteck.[370]

Der Abbé du Chaila spürte die Zufluchtsorte der Kamisarden auf, ließ sie beim Gottesdienst überfallen und zum Teil hängen, zum Teil einkerkern. Wegen dieser Gewalttaten wurde 1702 der Abbé mitsamt seiner Polizeitruppe erschlagen. Die gebirgige Beschaffenheit des Landes erleichterte den Partisanenkrieg. Die Bekriegung war umso schwieriger, als Ludwig XIV. zugleich durch den Spanischen Erbfolgekrieg in Anspruch genommen war und seine Gegner alles taten, um die Kamisarden in ihrem Widerstand zu bestärken. Mehrere königliche Heere wurden geschlagen und zum Teil vernichtet, so dass der König 1703 den Marschall Montrevel mit 60 000 Mann gegen die Kamisarden sandte.[371]

Montrevel, ein ehemaliger Hugenotte, führte einen Krieg der verbrannten Erde. Massenweise wurden die Menschen hingerichtet und das Land in eine Wüste verwandelt; 436 Dörfer wurden zerstört.[372] Die Kamisarden gingen ebenfalls mit äußerster Gewalt vor, in der Diözese Nîmes allein erwürgten sie 84 Priester und brannten etwa 200 Kirchen nieder. An ihrer Spitze stand ein 20-jähriger Bäckerbursche aus Ribaute bei Anduze, Jean Cavalier. Nach großen Erfolgen plante Cavalier, sich in der Dauphiné mit dem Herzog von Savoyen zu vereinigen. Die Einwohner von Nîmes, Montpellier, Orange, Uzès etc. unterstützten die Kamisarden mit allem Notwendigen; die Glocken der zerstörten Kirchen wurden zu Kanonen etc. umgegossen.

Ludwig XIV. ersetzte im April 1704 den unfähigen Montrevel durch den Marschall Villars. Dieser verkündigte eine Amnestie für alle, welche die Waffen niederlegen würden, und ließ Gefangene frei, welche Treue gelobten. Dagegen ließ er jeden, der mit Waffen gefangen wurde, sofort töten und organisierte bewegliche Kolonnen, die nach allen Richtungen hin operierten. Infolge dieses Vorgehens nahm eine Gemeinde nach der anderen die Amnestiebedingungen an, und Cavalier selbst schloss am 10. Mai 1704 zu Nimes einen Vergleich mit Villars und trat als Oberst in die Dienste des Königs.

Einige Kamisarden setzten den Kampf dennoch fort, wurden wiederholt besiegt und bis Ende 1704 unterworfen. Die Gewalttaten Berwicks, der 1705 als Nachfolger Villars den Oberbefehl erhielt, riefen einen neuen Aufstand hervor, zumal die Kamisarden von den Engländern und Holländern mit Geld und Waffen unterstützt wurden. Aber im April 1705 war auch dieser beendet und die letzten Aufständischen zu Nîmes hingerichtet. Das ganze Gebiet der Cevennen war aber entvölkert und verödet. Ein Teil der Kamisarden trat unter Cavalier, der seinen Abfall bereute und den Dienst Ludwigs XIV. wieder verließ, in englische Dienste und focht auf seiten der Verbündeten in Katalonien, wo die meisten in der Schlacht bei Almansa am 25. April 1707 den Tod fanden. Cavalier ging nach England und starb als Gouverneur von Jersey 1740.

Das Mobiliar beschränkte sich auf ein Minimum: Tisch, Bank, einige Stühle, die Hochzeitstruhe und das Bett. Gefertigt waren diese Möbel meist aus Kastanienholz sowie Maulbeerbaum- und Kirschholz. Außerdem mussten im Haus genügend Versteckmöglichkeiten vorhanden sein. So gab es Häuser, die doppelte Wände hatten, in denen sich ein oder zwei Personen verstecken konnten. Andere Häuser warteten mit ausgehöhlten Fußböden oder unterirdischen Fluchtwegen auf. Auf jeden Fall brauchte man Platz, um die Bibel und andere Schriften zu verstecken. Denn der Besitz einer Bibel oder von Schriften, deren Inhalt die reformierte Religion war, war verboten. Fanden königliche Truppen solche Dinge, galten diese als Beweismittel und ihre Besitzer mussten damit rechnen, angeklagt zu werden.[373]

Die Mitglieder der Hugenotten waren in allen Bevölkerungsschichten zu finden. So konnte auch der berufliche Alltag völlig unterschiedlich ausfallen. Doch gab es auch immer wieder Gemeinsamkeiten. Sie konnten alle ihren Glauben nicht offen praktizieren. Das wirkte sich nicht nur auf den Hausbau aus, sondern fing schon bei der Hochzeit an. Denn sie durften sich ja offiziell nicht protestantisch trauen lassen, und doch konnte es kaum einer mit seinem Gewissen vereinbaren, sich katholisch verheiraten zu lassen. Jedoch ließen einige ihre Kinder katholisch taufen und ins Kirchenrodel eintragen, um dem Schein nach außen zu genügen.

Nach dem Edikt von Nantes ließ ein Großteil jedoch auch dies bleiben. Da Gottesdienste nach dem Edikt von Fontainebleau verboten waren, konnten Treffen nur im Verborgenen stattfinden. Nachdem die protestantische Oberschicht geflohen war, musste man Laienprediger als Pfarrer einsetzen, die durch prophetische Visionen und ekstatische Verzückungen als von Gott eingesetzt angesehen wurden. Man musste immer auf der Hut sein, da die Truppen des Königs bei den Ketzern keine Gnade kannten. So wurden Gottesdienste oftmals nachts und im Freien abgehalten. Felsschluchten, Täler, Wälder gaben den Hugenotten Schutz und ließen im Fall eines Angriffs der Truppen auch Fluchtmöglichkeiten zu. Um zu diesen Gottesdiensten zu gelangen, nahmen die Gläubigen lange, beschwerliche Fußmärsche auf sich. Zu dieser Zeit nannten sich die Hugenotten auch Kirche der Wüste. Heute noch wird an diese Zeit als Le désert erinnert.[374]

Abgehalten wurden diese Gottesdienste von Predigern, die sich später mit ausgebildeten Pastoren zusammentaten, um eine geregelte Ausbildung zu erlangen.[375] Die Ausbildung bestand z. B. darin, dass der Schüler sich die Predigten seines Pfarrers anhörte und auswendig lernte, um sich so die Struktur einer Predigt anzueignen. Der Lohn eines ordinierten Pfarrers betrug 53 sou (ein sou = 5 centimes), doch nur selten konnte der ganze Lohn ausgezahlt werden. Doch kam es den Pfarrern nicht darauf an. Sie kamen auch ohne Geld durch, da sie von ihren Gemeindemitgliedern versorgt wurden. Sie führten über jede Taufe und jede Heirat genauestens Buch, so dass nahezu jedes Gemeindemitglied in ihren Unterlagen auftauchte. Diese Aufzeichnungen mussten gut versteckt werden. Sollte ein Pfarrer zusammen mit seinen Aufzeichnungen gefangen werden, würden alle seine Gemeindemitglieder in große Schwierigkeiten geraten. Eine Beerdigung wurde von den Wüstenpfarrern nur selten vorgenommen, da es Wochen dauern konnte, bis sie an den Ort kamen. Die Toten wurden außerhalb des Friedhofs bestattet, da die Kamisarden die Sakramente der katholischen Kirche nicht annehmen wollten.

Die Art der Bestrafung war sehr vielfältig und ebenso willkürlich. Möglich waren, je nach Härte des Richters, der Tod durch Hängen oder das Köpfen. Andere erwartete ein Leben als Galeerensträfling; in Forschungen des 19. Jahrhunderts ging man noch von 2000 bis 5000 zu den Galeeren Verurteilten aus. Diese Zahl muss jedoch nach unten revidiert werden. In den Matrikeln der Galeeren sind 1550 Männer verzeichnet, die aufgrund ihres protestantischen Glaubens auf die Galeeren kamen.

In diesen Listen werde sie stets mit dem Kürzel RPR (religion prétendue réformée – vermeintlich reformierte Religion) vermerkt.[376] Unter diesen 1.550 befinden sich auch um die 60 Katholiken, die als Fluchthelfer oder Schlepper versucht hatten, die Protestanten aus dem französischen Königreich zu führen. Viele Frauen und Männer wurden auch in ein Gefängnis gebracht. Das Gefängnis war meist ein unterirdisches Verlies, in dem die Menschen in drangvoller Enge gefangengehalten wurden. Ihr Bett waren Strohmatten, das Essen bestand aus 1,5 Pfund Brot am Tag und Wasser. Das wohl bekannteste Schicksal einer Gefangenen ist wohl das der Marie Durand. Sie wurde als 15-Jährige in den Turm de la Constance in Aigues-Mortes am Mittelmeer eingesperrt und wurde 38 Jahre später begnadigt und entlassen. Gründe für diese Strafe waren, dass ihr Bruder Wüstenpfarrer war und sie außerhalb der katholischen Kirche geheiratet hatte. Eine Freilassung konnte normalerweise nur unter der Auflage geschehen, dass man seinem reformierten Glauben abschwor. Doch ebenso wie Marie Durand taten das nur die wenigsten.[377]

Die Flucht vieler hugenottischer Prediger aus den Cevennen in die protestantischen Nachbarländer Frankreichs führte in London zur Gründung der Gemeinde der French Prophets und trug in Deutschland zur Entstehung der sogenannten Inspirationsgemeinden bei. Viele deutsche Inspirierte wanderten im 19. Jahrhundert dann weiter in die USA, wo ihre Nachfahren heute in den Amana Colonies leben.

Das Thema des Cevennenkriegs wurde in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts mehrfach aufgegriffen. So hat Isaac von Sinclair eine Dramentrilogie darüber geschrieben und von Ludwig Tieck stammt die Novelle Der Aufruhr in den Cevennen. Eugène Sue schrieb den Roman Die Fanatiker oder der Religionskrieg in den Cevennen in 14 Bänden. Auch die Maquisarden knüpften teilweise wieder an die Tradition der Kamisarden an.

Es bleibt festzuhalten, dass die religiöse Einheit des Landes, was ein wesentliches Ziel des Revokationsediktes von Fontainebleau darstellte, nicht erreicht wurde.[378] Die Idee der religiösen Toleranz war Ende des 17. Jahrhunderts zumindest in Frankreich noch nicht so ausgeprägt, dass sie das Edikt von Fontainebleau und dessen mörderische Folgen hätte verhindern können.

So verstand Augustinus unter Toleranz „ein von Motiven christlicher Caritas geprägtes Verhalten, das Mitchristen in ihrer Andersartigkeit erträgt; als Norm kirchlichen Gemeinschaftslebens Toleranz zur Friedenswahrung- auch gegenüber Häretikern und Schismatikern verpflichtete.[379] Augustinus machte aus dem Begriff der tolerantia „einen gemeinschaftsbildenden und gemeinschaftserhaltenden Handlungsbegriff“[380] Die Toleranz hat ihre Grenze dort, wo sie ihr Handlungsziel, die Einheit der Kirche, zu erhalten drohe. Er sprach allerdings in Bezug auf Pagane und Juden nicht von tolerantia. Für Pagane empfahl er die gewaltfreie Missionierung, obwohl er öffentliche Maßnahmen gegen Kulte und Tempel unterstützte.

Andere christliche Autoren des Frühmittelalters fassten den Toleranzbegriff weiter als Augustinus und die Papstkirche. So fand sich in der Geschichtstheologie des Salvian von Marseille (5.Jh.) der Gedanke, dass Gott diejenigen Häretiker ertrage, die er der tolerantia für würdig erachtete. Wer sich besseres Wissen an Gott versündigte, den strafe er entsprechend und diszipliniere ihn schon im Diesseits.[381] Insgesamt gesehen stellte Augustinus und die christliche Kirche den Wahrheitsanspruch in keiner Weise in Frage. Tolerantia bedeutete Duldung und Ertragen der Andersartigkeit, aber niemals Anerkennung der von ihm vertretenen Position oder seines Verhaltens. Im Hochmittelalter führte zum einen die Differenzierung des sozialen und religiösen Lebens zur Interpretation der tolerantia im Sinne der Duldung einer Pluralität der kultischen Praxis und rituellen Gewohnheiten unter der Voraussetzung der Anerkennung der einen theologischen Wahrheit. Zum anderen war in diesen geschichtlichen Differenzierungen eine Verschärfung der existenzbedrohenden innerkirchlichen Spannungen und religionspolitischen Konfrontationen angelegt, auf die mit einer Einschränkung des Spielraumes der Toleranz und einem wachsenden Einsatz der öffentlichen Gewalt geantwortet werden konnte.

Es lassen sich drei Aspekte in der mittelalterlichen Deutung der tolerantia unterscheiden:[382]

  1. Die Grenze der Toleranz wurde politisch und juristisch gezogen, insofern die Kategorien des römischen Rechtes auf häretische Aktivitäten angewandt und eine entsprechende Gerichtsbarkeit eingeführt wurden. Die kirchliche Ketzergesetzgebung definierte im Einklang mit den weltlichen Herrschern seit dem 12. Jahrhundert Häresie als crimen publikum (Staatsverbrechen). Kaiser Friedrich II. verschärfte diese in der kirchlichen und weltlichen Gesetzgebung angelegte Tendenz. Der politisch-juristische Kampf gegen die Häresie und andere Formen abweichenden religiösen Verhaltens (Hexerei, Magie) wurde verstärkt, um durch öffentliche Zwangsmittel die Rechtgläubigkeit als religiös-kulturelle Grundlage der Gesellschaft zu bewahren. Während die Reichweite der tolerantia erheblich eingeschränkt und das Ausmaß der Duldung in das Ermessen des Papstes gestellt wurde, blieb die offizielle Position gegenüber Juden und „Ungläubigen“ prinzipiell unverändert, die Praxis der Verfolgung von Juden und „Ungläubigen“ wurde jedoch erheblich ausgeweitet. Insbesondere die massenhafte Zwangsmissionierung nichtchristlicher Territorien aus machtpolitischen Motiven war weit verbreitet.
  2. Thomas von Aquin brachte für die Geschichte des Toleranzbegriffes ein neues Argument. In einer Nebenbemerkung stellte er fest, es sei theologisch unzulässig, jüdische Kinder aus Zwang zu taufen, da es das Naturrecht der Eltern verletze. Diese auf das Naturrecht bezogene Interpretation der tolerantia wurde in der spanischen Scholastik des 16. Jahrhunderts weiter ausgeführt. De Vitoria bemerkte, dass Unglaube weder das ius naturale noch das ius humanum aufhebe. Die uneingeschränkte Geltungskraft des Naturrechts machte die Duldung durch die Kirche hinfällig. De Vitoria sprach deswegen nicht von der tolerantia und stellte die Idee der Toleranz auf den Boden des Naturrechtes, auf dem im 18. Jahrhundert die Menschen- und Bürgerrechte der amerikanischen Revolution begründet werden sollten.
  3. Der spätmittelalterliche Aufbruch mystischer Lebens- und Denkformen beförderte eine in der Kirche präsente intellektuelle Position, die die Pluralität von Kult und Ritus als Variationen der einen Glaubenswahrheit deutete. Diese Idee der religio una rituum varietate (eine Religion in der Verschiedenheit der Riten) wurde von Nikolaus Cusanus (1401-1464) philosophisch unterfüttert. Er löste das Spannungsverhältnis zwischen verschiedenen Bekenntnissen und Kulten im Sinne einer Toleranz, die die verschiedenen äußeren Formen des Glaubenslebens als gleichwertige Auslegungen der ihnen gemeinsamen einen mystischen Gotteserfahrung betrachtete. Der Anspruch des Christentums, im Besitz der von Gott endgültig geoffenbarten Wahrheit zu sein, blieb in dem Toleranzkonzept des Cusanus enthalten. Die von ihm als Vision entworfene concordantia religionum sollte aus einem friedensstiftenden Kommunikationsprozess hervorgehen, auf den sich alle Religionen einlassen, in dem sie die in ihnen selber unreflektiert und unausdrücklich enthaltenen Wahrheitsmomente freilegen und sich deren Verwiesenheit auf die christliche Offenbarungswahrheiten bewusst machen.[383]

Im ausgehenden Mittelalter gewann tolerantia eine allgemeine, d.h. nicht kirchenbezogene, sozialpolitische Bedeutung. Sie bezog sich auf die Duldung von sozialen Gruppen in der alteuropäischen Ständegesellschaft, die jenseits der ständisch-rechtlichen Ordnung leben mussten: Vaganten, Bettler, Sinti und Roma, Prostituierte etc. Ihre Duldung oder Nichtduldung war in der Regel völlig willkürlich in das Ermessen der Obrigkeit gestellt.

Der politisch-soziale und geistig-kulturelle Umbruch, der im 16. Jahrhundert ganz Europa erfasst hatte, und die Auflösung der alten Ordnung setzte im geistig-religiösen Leben Entwicklungen in Gang, die sich aus einer Vielzahl intellektueller Quellen und Traditionen schöpften und die Freiheit des Gewissens und der Religionsausübung mit dem Toleranzbegriff verbanden:[384] „Die pluralisierende Wirkung gesellschaftlicher Differenzierungsprozesse stellte an die Duldungsbereitschaft der geistlichen und politischen Ordnungsmächte erhöhte Anforderungen. Die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse unterminierten gesamtgesellschaftliche Ordnungsbilder und steigerten überdies die reflexive Tätigkeit des einzelnen; auf diese Weise freigewordene und freigesetzte Subjektivität führte zur Entstehung persönlicher Freiräume, (…).“

Im Westfälischen Frieden von 1648 wurden Prinzipien des Religionsrechtes festgeschrieben: Sie enthielten das Recht des Landesherren, die Konfession der Untertanen zu bestimmen, und sicherten die Parität der Religionsgemeinschaften im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Diese Regelungen bezogen sich auf Gruppen, nicht auf die Gewissensfreiheit der Individuen. Das Prinzip des Konfessionsstaates herrschte in ganz Europa vor, obwohl die spezifischen Formen des Religionsausgleiches und der Umfang der Duldung religiöser Minderheiten variierten. Die Religionsausgleiche und Toleranzedikte bis in das 18. Jahrhundert verstanden unter Toleranz noch keineswegs die wechselseitige Anerkennung des jeweiligen Bekenntnisses und den Anspruch auf das Individualrecht der Gewissens- und Religionsfreiheit.

Erst mit der Toleranzgesetzgebung in Österreich (1781), Preußen (1788/1794) und schließlich die Begründung verfassungsstaatlicher Ordnungen im Zeitalter der Revolutionen in den USA und Frankreich wurden die religiöse Parität in der Gleichstellung religionsverschiedener Bürger eingeleitet und schließlich als naturrechtlich begründetes Menschen- und Bürgerrecht verfassungsmäßig verankert.[385] Der Toleranzbegriff verlor seinen glaubens- und kirchenpolitischen Bezug und wandelte sich zu einem allgemeinen ordnungspolitischen Prinzip.

Der Feststellung von Thaddens ist zuzustimmen, dass das Revokationsedikt und die dadurch resultierende Emigration der Hugenotten einen tiefen Einschnitt in die Geschichte Frankreichs bedeuteten.[386] Das Revokationsedikt brachte die seit längerer Zeit schwelende Krise des absolutistischen Staates zum offenen Ausbruch. Des Weiteren wurde der Protestantismus als Faktor des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in Frankreich für längere Zeit ausgeschaltet. Die Flucht der Hugenotten aus Frankreich bedeutete eine der ersten großen Emigrationen in der Geschichte der Neuzeit.[387]

Das Edikt von Fontainebleau wurde kurz vor der Französischen Revolution wieder aufgehoben. Nachträglich kann dies als Schuldeingeständnis für die Verfolgung und Ermordung vieler Hugenotten verstanden werden. Das Edikt von Versailles war ein von Ludwig XVI. am 29. November 1787 erlassenes Toleranzedikt zu Gunsten der nichtkatholischen Bevölkerungsgruppen. Es brachte insbesondere den Hugenotten zwar gewisse bürgerliche Rechte, nicht aber die freie Ausübung der Religion oder die völlige rechtliche Gleichstellung.

Im Zuge der Aufklärung machte der Gedanke der religiösen Toleranz gegenüber Minderheiten Fortschritte.[388] Voltaire war einer der ersten, der sich 1763 öffentlich für Toleranz aussprach. Verschiedene Persönlichkeiten wie Anne Robert Jacques Turgot, baron de l’Aulne, Guy-Jean-Baptiste Target, aber insbesondere Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes drängte darauf, die rechtliche Situation der Hugenotten zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist auch der der Sprecher der noch in Frankreich lebenden Protestanten Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne zu erwähnen, der sich für eine Verbesserung der Bedingungen seiner Glaubensgenossen einsetzte.

Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne wurde wie sein Vater Pastor und zeichnete sich durch seinen Eifer für seine protestantischen Glaubensgenossen aus.[389] Er arbeitete energisch daran, die Anerkennung der Bürgerrechte zu bekommen, die ihnen von Ludwig XVI. 1787 im Edikt von Versailles gewährt worden waren. Nachdem er sich mit seiner Histoire primitive de la Grèce einen Ruf erworben hatte, wurde er 1789 als Abgeordneter der Generalstände vom Dritten Stand der Vogtei Nîmes gewählt. In der Verfassunggebenden Versammlung arbeitete er am Entwurf einer Verfassung und sprach sich gegen die Errichtung einer Republik aus, die er als lächerlich empfand. Er stimmte für das aufschiebende Veto, da es wahrscheinlich die Stellung der Krone stärken würde. Im Nationalkonvent saß er unter den Girondisten und wendete sich gegen die Verurteilung Ludwigs XVI. Als Mitglied des Zwölferausschusses wurde er mit dieser Partei geächtet. Er versteckte sich für einige Zeit, wurde aber schließlich entdeckt und im Dezember 1793 guillotiniert.[390]

Auch wenn die rechtlichen Einschränkungen bestehen blieben, wurden die Protestanten doch vielerorts geduldet. Die Parlemente hatten in der Rechtsprechung in der Praxis bereits in die Richtung der religiösen Toleranz entschieden, insofern vollzog die Regierung diese später nur nach. Zur Reformpolitik von Étienne Charles de Loménie de Brienne in der vorrevolutionären Zeit gehörten nicht nur die Steuer- und Haushaltspolitik, vielmehr hing die Legitimität der

Rabaut hatte ursprünglich die Durchsetzung der vollen rechtlichen Gleichberechtigung zum Ziel gehabt. Auch Gottesdienste sollten wieder in Kirchen abgehalten werden dürfen. Der Ausschluss der Protestanten von allen öffentlichen Ämtern sollte ein Ende haben. Ganz so weit, wie von einigen gefordert, wollten der König und seine Regierung nicht gehen. Immerhin gehörte zum Krönungseid die Ausrottung der Häresie.[391]

Der Text bestand aus 37 Artikeln. In einem Anhang wurden die Gebühren festgelegt, die von den Hugenotten an katholische Pfarrer oder Staatsbeamte für bestimmte Dienstleistungen zu zahlen hatten. Die Kernaussagen waren: Art. 10: Die katholische Religion blieb Staatsreligion. Art.11: Öffentliche protestantische Gottesdienste blieben verboten. Art.12: Protestanten durften weiter keine sie repräsentierende Organisationen gründen. Außerdem blieb das Vermögen ausgewanderter Hugenotten beschlagnahmt. Auch blieben Strafgesetze, die sich etwa gegen neu Konvertierte richteten, bestehen.

Das Neue war, dass die Protestanten Ehen und Sterbefälle registrieren und damit legalisieren duften. Dieses konnte bei den katholischen Pfarrern oder bei königlichen Beamten geschehen. Auch die Anlage eigener Friedhöfe war nunmehr möglich. Das Toleranzedikt gewährte damit lediglich eine zivilrechtliche Anerkennung. Damit verbunden waren Eigentums- und Erbrecht. Hochzeiten konnten geschlossen werden und die Nachkommen waren legitim und rechtsfähig. Nicht gewährt wurden Religionsfreiheit oder der Zugang zu öffentlichen Ämtern.

Im Vergleich zum Edikt von Versailles ging das Toleranzpatent von Joseph II. aus dem Jahr 1781 deutlich weiter. Immerhin hatte die Monarchie indirekt eingestehen müssen, dass die Aufhebung des Edikts von Nantes ein Fehler gewesen war. Malesherbes hatte vorgesehen, dass alle nichtkatholische Bevölkerungsgruppen von dieser Politik profitieren sollten. Die unpräzise Formulierung "von Ausnahmen" abgesehen, wurde indes in der Verwaltungspraxis nicht auf die Juden und Lutheraner bezogen.[392] Daher betraf das Edikt in erster Linie die calvinistischen Hugenotten.

Das Edikt wurde am 29. Januar 1788 vom Parlament registriert und wurde damit rechtskräftig.[393] Die völlige rechtliche Gleichstellung geschah im Zuge der französischen Revolution seit 1789.

Das wichtigste Zufluchtsland für die hugenottischen Glaubensflüchtlinge war sowohl im Hinblick auf die Zahl der Emigranten als auch in Bezug auf die strukturellen Voraussetzungen ihrer Aufnahme Brandenburg-Preußen. Das Herrscherhaus von Brandenburg-Preußen nahm durch die Konversion des Kurfürsten Johann Sigismund im Jahre 1613 den reformierten Glauben an. Von den ungefähr 43.000 hugenottischen Flüchtlingen, die in die deutschen Territorien einwanderten, ließen sich ca. 20.000 in Brandenburg-Preußen nieder.[394]

Die Grundlage für die Ansiedlung war das am 25.10.1685 erlassene Edikt von Potsdam des Kurfürsten Friedrich Wilhelm „betreffend diejenigen Rechte, Privilegia und andere Wohlthaten, welche Se. Churfürstl. Durchl. Zu Brandenburg den Evangelisch-Reformierten Frantzösischer Nation, so sich in Ihren Landen niederlassen werden, wegen der Jurisdiction und sonst, dasselbst zu verstatten gnädigst entschlossen seyn“.[395]

Das Edikt legte in vierzehn Artikeln die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge in Brandenburg-Preußen fest.[396] Zunächst regelte es die Unterstützung auf der Flucht, die Hilfeleistung bei der Einwanderung und die Niederlassung:[397] „Das Edikt schrieb die Wege vor, die von den Hugenotten einzuschlagen waren; die Sammelorte hießen Amsterdam, Frankfurt am Main und Hamburg. Von dort aus sollten die Vertriebenen, durch kurfürstliche Kommissare empfangen, nach den von ihnen gewählten Orten weitergeleitet werden. Es schlägt ihnen eine Reihe von Städten als zur Ansiedlung besonders geeignet vor und befiehlt, dass sie dort gut aufgenommen und mit allem zur Ansiedlung Nötigen versehen werden sollen.“

Weiterhin verbot das Edikt von Potsdam der autochthonen Bevölkerung in Brandenburg-Preußen, den hugenottischen Flüchtlingen Nahrungsmittel zu verweigern. Ihr aus Frankreich mitgebrachter Besitz durfte ungehindert nach Brandenburg-Preußen eingeführt werden.

Der Kurfürst übergab den Flüchtlingen verfallene oder verlassene Häuser als erbliches Eigentum.[398] Außerdem erhielten sie von Friedrich Wilhelm die notwendigen Materialien zum Wideraufbau der Häuser und wurden von allen Abgaben befreit. Beim Bau eines Hauses überwies die kurfürstliche Verwaltung den Hugenotten geeignete Baustellen mit den dazugehörigen Gärten und Wiesen sowie die benötigten Baumaterialien; dazu kam eine zehnjährige Abgabenfreiheit.

Im Edikt von Potsdam erteilte der Kurfürst den Flüchtlingen das Bürgerrecht und gewährte ihnen den Eintritt in die Zünfte. Manufakturgründungen von hugenottischen Kaufleuten wurden durch umfangreiche Privilegien und finanzielle Zuwendungen unterstützt. Das Edikt beinhaltete ebenso das Recht der Ausübung der reformierten Religion in französischer Sprache und die Ernennung von eigenen Geistlichen:[399] „In einer ieden Stadt wollen wir gedachten Unsern Frantzösischen Glaubens-Genossen einen besonderen Prediger halten, auch einen bequemen Ort anweisen lassen, woselbst das exercitium Religionis Reformatae in Frantzösischer Sprache, und der Gottesdienst mit eben denen Gebräuchen und Ceremonien gehalten werden sol, wie es biß anhero bey den Evangelisch Reformierten Kirchen in Franckreich bräuchlich gewesen.“

Ein weiteres Privileg des Ediktes war die standesgemäße Gleichstellung der eingewanderten hugenottischen Adeligen mit dem einheimischen Adel.

Im Artikel 10 des Ediktes von Potsdam gewährte der Kurfürst Friedrich Wilhelm den Hugenotten in den Städten einen Richter zur Schlichtung interner Auseinandersetzungen:[400] „So viel die Jurisdiction und Entscheidung der zwischen offt gedachten Frantzösischen Familien sich ereignender Irrungen und Streitigkeiten betrifft, da sind wir gnädig zufrieden, und bewilligen hiermit, dass in den Städten, wo selbst verschieden Frantzösische Familien vorhanden, dieselbe iemand ihres Mittels erwägen mögen, welcher bemächtiget seyn soll, dergleichen differentien ohne eigene Weitläufftigkeit, in der Güte zu vergleichen und abzuthun.“

Ein Kollegium aus hugenottischen Richtern und deutschen Magistratsangehörigen kümmerte sich um Streitigkeiten zwischen deutschen und französischen Personen:[401] „Daferne aber solche Irrungen unter Teutschen an einer, und Frantzösischen Leuten anderer Seite sich ereignen. So sollen selbige durch den Magistrat eines ieden Orts und diejenige welche die Frantzösische Nation zu ihrem Schieds-Richter erwählen wird, zugleich und gesamter Hand untersuchet, und summariter zu Recht entschieden und erhöret werden, welches dann auch als dann statt haben soll, wann die unter Frantzosen allein vorfallende differentien, dergestalt wie oben erwehnet, in der Güte nicht beygeleget und verglichen werden können.“

Das Edikt von Potsdam sprach den Glaubensflüchtlingen zwar weitgehende Rechte und Privilegien zu, von einer Selbstverwaltung der Hugenotten war darin nicht die Rede. Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich die hugenottische Gemeinde zu einer festen Gemeinschaft mit eigenständigem Charakter.[402]

Am 23.11.1685 wurde in Berlin ein Kommissariat für die Angelegenheiten der hugenottischen Flüchtlinge innerhalb des Generalkriegskommissariats gegründet, das als Kontrollorgan die Durchführung der Bestimmungen des Potsdamer Ediktes kontrollieren sollte.[403] Der erste Vorsitzende des Kommissariats wurde Marshall Joachim Ernst von Grumbkow (1637-1690), sein Stellvertreter war der ehemalige brandenburgische Gesandte in Frankreich, Ezechiel Freiherr von Spanheim (1629-1710). Die hugenottischen Vertreter Graf d’Espence und du Bellay d’Ancle gehörten ebenfalls dem Kommissariat an.

Alle nach Brandenburg-Preußen emigrierten Flüchtlinge mussten sich dort kurz nach ihrer Ankunft melden; erst nach der genauen Feststellung ihrer Verhältnisse besaßen sie einen Anspruch auf die im Edikt von Potsdam erteilten Vergünstigungen und Privilegien. Für die hugenottischen Exulanten war in den meisten Fällen der damalige Leiter der französischen Gemeinde von Berlin, de Gaultier, der erste Ansprechpartner, der den Kontakt zum Kommissariat herstellte.[404]

Nachdem die hugenottischen Glaubensflüchtlinge bei einem französischen Richter bzw. Oberrichter den Untertaneneid geschworen hatten, lebten sie als Untertanen des Kurfürsten bzw. des Königs in Brandenburg-Preußen. Sie nahmen eine gewisse Sonderstellung gegenüber der deutschen Bevölkerung ein, da sie unter der Schirmherrschaft der Hohenzollern eine innere kirchliche und juristische Selbstverwaltung aufbauen durften.[405]

Bei der rechtlichen und verwaltungsmäßigen Eingliederung der hugenottischen Kolonien in das brandenburg-preußische Staatswesen lassen sich zwei Entwicklungslinien voneinander unterscheiden. Zuerst erfolgte zwischen den Jahren 1685 und 1690 die Herausbildung einer eigenständigen Gerichtsbarkeit als Teil des Sonderstatus der hugenottischen Kolonien. Danach erhielten die französischen Kolonien bis zum Jahre 1720 die wesentlichen rechtlichen Grundlagen für den Ausbau ihrer eigenen Gerichtsbarkeit und Selbstverwaltung. Bis zur juristischen Auflösung der Kolonien im Jahre 1809 kam es zu keinen wesentlichen Veränderungen in der Rechtssprechung und Verwaltung der hugenottischen Kolonien.

Die elementare Bedeutung des Ediktes von Potsdam für die hugenottischen Glaubensflüchtlinge wird an der historischen Einleitung zu einem Predigtensammelband aus dem Jahre 1785 ersichtlich:[406] „Nach hundert Jahren widmen die Fremden einen besonderen Tag ehrlichen Freudenfesten. (…) Sie prägen Münzen und schreiben Bücher, um zu verhindern, daß eine lange Reihe von Jahren aus dem Gedächtnis auszulöschen, was die Vorfahren gewesen sind und getan haben.“

Für das erste Aufnahmeprivileg für Glaubensflüchtlinge in Hessen-Kassel aus dem Jahre 1604 war Landgraf Moritz, der nach der Hochzeit mit Juliane von Nassau-Dillenburg den protestantischen Glauben angenommen hatte, verantwortlich.[407] Er formulierte ein Einladungsschreiben an die aus den spanischen Niederlanden vertriebenen reformierten Flüchtlinge, in dem es vor allem um die Anwerbung von Handwerkern und Fabrikanten ging. Den Flüchtlingen wurde darin das Bürgerrecht gewährt und die Aufnahme in die Zünfte und Gilden in Aussicht gestellt. Religiöse Privilegien für die Glaubensflüchtlinge wurden in diesem Privileg nicht erwähnt.

Im Jahre 1836 brach er die Ausbildung an der Gewerbeschule ab und begann eine Ausbildung zum Apotheker.[408] Seine erste Novelle Geschwisterliebe veröffentlichte Fontane 1839.[409] Nach dem Abschluss seiner Lehre im Dezember 1839 trat Fontane im Herbst 1840 eine Stelle als Apothekergehilfe in Burg an. Es entstanden die ersten Gedichte. 1841 erkrankte er an Typhus, konnte sich aber bei seinen Eltern in Letschin von der Krankheit erholen. Als er wieder gesund war, arbeitete er als Apothekergehilfe vom April 1841 bis Februar 1842.[410]

In Leipzig war er Mitglied des literarischen Studentenvereins Herwegh-Klub und hatte Kontakte zu dem Redakteur Georg Günther. 1843 wurde er von Bernhard von Lepel in den literarischen Verein Tunnel über der Spree eingeführt, in dem er von 1844 bis 1865 Mitglied war.[411] Der Tunnel über der Spree wurde unter der Bezeichnung „Sonntags-Verein zu Berlin“ am 3. Dezember 1827 gegründet. Das letzte Protokoll, das vorliegt, trägt das Datum des 30. Oktober 1898. Insgesamt hatte diese Gesellschaft im Laufe der Zeit 214 Mitglieder und prägte über 70 Jahre das literarische Leben Berlins mit. Der Verein legte sich in seinen Statuten strenge Zurückhaltung gegenüber der Öffentlichkeit auf und beschränkte sein Vereinsleben im Wesentlichen auf interne Aktivitäten. Im Zuge der 48er Revolution wurden jedoch Pläne diskutiert, sich nach außen zu öffnen, ein eigenes Blatt herauszugeben und sogar richtungsweisend für ganz Deutschland zu werden. Es blieb am Ende jedoch beim alten, vormärzlichen Standpunkt.[412]

Der Schriftsteller und Satiriker Moritz Gottlieb Saphir hob zusammen mit den Hofschauspielern Friedrich Wilhelm Lemm und Ludwig Schneider diese Vereinigung in seiner Privatwohnung aus der Taufe und wurde auch deren erster Vorstand. Saphir war kurz zuvor die Mitgliedschaft in der ‚Neuen Mittwochsgesellschaft‘ durch Julius Eduard Hitzig verweigert worden, und er wollte wohl damit einen Gegenpol schaffen. Die Mitglieder sagten nicht „die“, sondern „Der Sonntagsgesellschaft“, um nicht mit der Hofopernsängerin Henriette Sontag in Verbindung gebracht zu werden.[413] Als Motto wählte man den Spruch Unendliche Ironie und unendliche Wehmut sowie Till Eulenspiegel als Schutzpatron.

Mit der Bezeichnung „Tunnel über der Spree“ wollte man darauf hinweisen, dass Berlin eben noch keinen Tunnel unter der Spree vorzuweisen hatte.[414] Gleichzeitig war der Name eine Parodie auf den Bau des ersten Tunnels unter der Themse in London durch Marc Isambard und Isambard Kingdom Brunel. Für Zeitgenossen schien der Name umso ironischer, als drei Jahre nach Beginn der Bau 1828 aus finanziellen Gründen für sieben Jahre eingestellt werden musste.[415]

Vom 1. April 1844 bis zum 31. März 1845 leistete er beim Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und wurde mit dem Dienstgrad Corporal (Unteroffizier) regulär entlassen.[416] In dieser Zeit unternahm er auf Einladung seines Schulfreundes Hermann Scherz seine erste, auf 14 Tage angelegte Englandreise. Im Laufe des Jahres 1845 ging Fontane nach einer Zeit als Angestellter in der väterlichen Apotheke nach Berlin an die Polnische Apotheke von Dr. Julius Eduard Schacht. Am 8. Dezember 1845 verlobte er sich mit Emilie Rouanet-Kummer (1824–1902), seiner späteren Ehefrau.[417]

Im März 1847 erhielt Fontane seine Approbation als „Apotheker erster Klasse“. Im folgenden Jahr kämpfte Fontane als Revolutionär in den sogenannten Barrikadenkämpfen.[418] Zu dieser Zeit publizierte er vier eher radikale Texte in der Berliner Zeitungs-Halle, dem Publikationsorgan des Centralausschusses der Demokraten Deutschlands. Dann wurde er im Krankenhaus Bethanien angestellt und bildete dort zwei Diakonissen aus. Über seine Begegnung mit Emmy Danckwerts, die er zur Apothekerin ausbildete, berichtete er ausführlich in seiner Autobiographie Von Zwanzig bis Dreißig.[419]

Am 30. September 1849 entschloss er sich, den Apothekerberuf völlig aufzugeben und als freier Schriftsteller zu leben.[420] Es entstanden zuerst politische Texte in der radikal-demokratischen Dresdner Zeitung. In diesem Jahr wurde auch sein erstes Buch veröffentlicht: Männer und Helden. Acht Preußenlieder.[421] Am 16. Oktober 1850 heiratete er Emilie Rouanet-Kummer. Sie zogen zusammen in eine Wohnung in Berlin. Anfangs hatten sie finanzielle Probleme, da Theodor Fontane keine Anstellung fand. Ein Jahr später wurde er von der Centralstelle für Preßangelegenheiten angestellt. Für diese machte er Reisen nach London (1852) und lebte dort von 1855 bis 1859.[422]

Im August 1855 schlug Adolph Menzel Fontane für den Aufbau einer deutsch-englischen Korrespondenz in London vor.[423] Otto von Manteuffel genehmigte den Aufenthalt und sorgte für die finanzielle Absicherung. Fontanes Aufgabe war es, in London Presseberichte zugunsten der preußischen Außenpolitik in englische und deutsche Zeitungen zu lancieren. Er unterstand dabei dem Londoner Botschafter Albrecht von Bernstorff. Fontane, der auch deutsche Emigranten für die preußische Politik gewinnen sollte, nahm z. B. Kontakt zu Julius Faucher und Heinrich Beta auf. Mit seinen Berichten namens Englischer Artikel. war er der Erste, der ein breiteres Publikum in Deutschland über die Präraffaeliten informierte, eine neue Kunstströmung in England.

Mit dem Regierungswechsel im preußischen Königshaus vertraute er auf eine künftige Liberalisierung in Preußen und beendete seine Korrespondententätigkeit in London, um nach Hause zurückzukehren.[424] Hier fand er jedoch keine redaktionelle Anstellung und widmete sich nun der Reiseliteratur, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen regelrechten Boom erlebte, denn nur wenige Menschen konnten sich das Reisen leisten.[425] So fanden Artikel und Bücher über Reisen in den Orient, nach Europa und in andere Gebiete sowie die damit verbundenen Abenteuer und Gefahren reichliche öffentliche Aufmerksamkeit. Es erschienen die ersten Artikel über seine Heimatstadt Neuruppin, so etwa „Der Tempelgarten“ (ehemalige Gartenanlage des Kronprinzen Friedrich in Preußen).[426]

Aus den Reiseberichten, angereichert mit Geschichte und Geschichten, entstand 1861 das Büchlein Grafschaft Ruppin, das bereits ein Jahr später die zweite Auflage mit dem Obertitel Wanderungen durch die Mark Brandenburg erhielt.[427] Bis wenige Jahre vor seinem Tode überarbeitete Fontane diesen ersten Band, der insgesamt fünf Auflagen erlebte, änderte und ergänzte ihn, zum Teil mit seinem ehemaligen Neuruppiner Nachbarsjungen, dem Kaufmann Alexander Gentz. Zum Wanderungswerk gehören noch weitere drei Bände sowie ein heute publiziertes, zu Lebzeiten unveröffentlicht gebliebenes Konvolut. Das Wanderungswerk bildet die Grundlage für das spätere epische Schaffen Fontanes.[428]

Ab 1870 arbeitete Fontane als Theaterkritiker der Vossischen Zeitung.[429] Im selben Jahr nahm er Urlaub, um im Deutsch-Französischen Krieg den Kriegsschauplatz Paris zu besichtigen. In Frankreich wurde er unter falschem Verdacht als Spion verhaftet, jedoch nach einer Intervention Bismarcks zu seinen Gunsten wieder freigelassen. Seine Erlebnisse schilderte er 1871 in dem Buch Kriegsgefangen. Erlebtes 1870. Zwischen 1874 und 1876 unternahm Fontane mit seiner Frau diverse Reisen nach Österreich, Italien und in die Schweiz. Am Ende dieser Reisen entschloss er sich, nicht mehr für eine Zeitung zu schreiben. Stattdessen wollte er wieder als freier Schriftsteller leben.[430]

Seitdem schrieb er zahlreiche Texte, bis er 1892 an einer schweren Gehirnischämie erkrankte.[431] Der Arzt riet ihm, seine Kindheitserinnerungen niederzuschreiben, um sich von der Krankheit abzulenken. Er folgte dem Rat und erholte sich wieder so gut, dass er Effi Briest und zwei weitere Romane sowie die autobiografische Schrift Von Zwanzig bis Dreißig vollenden konnte. Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin. Als Mitglied der Französisch-Reformierten Gemeinde wurde er auf deren Friedhof II in Berlin-Mitte beerdigt. Seine Ehefrau Emilie wurde vier Jahre später an seiner Seite beigesetzt.[432]

Der Nachlass Fontanes befand sich nach seinem Tod im Besitz der Familie und wurde von einer testamentarisch eingesetzten Kommission verwaltet.[433] Nach dem Tod Emilie Fontanes gelangte Fontanes Schreibtisch mit Manuskripten der zu Lebzeiten gedruckten Erzählwerke ins Märkische Museum in Berlin.

Im April 1871 wurde Fontane Ritter des mecklenburgischen Hausordens der Wendischen Krone.[434] Am 8. November 1894 erhielt Fontane die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin auf Vorschlag von Theodor Mommsen und Erich Schmidt.[435]

Dem Leben und Werk Theodor Fontanes widmen sich die Theodor Fontane Gesellschaft und das Theodor-Fontane-Archiv.[436] Nach Theodor Fontane sind mehrere deutsche Kunst- bzw. Literaturpreise sowie die von Paul Matzdorf gestaltete und seit 1911 verliehene Fontane-Plakette benannt. Auf dem Friedhof der französisch-reformierten Gemeinde zu Berlin an der Liesenstraße befindet sich eine Gedenkstätte mit Informationen über seine hugenottische Herkunft, seine Jugend, sein Leben und sein Werk.[437] Anlässlich seines 150. Geburtstages gaben am 5. Februar 1969 die Deutsche Post der DDR eine Briefmarke und zum 17. November 1969 die Deutsche Bundesbank eine 5-DM-Gedenkmünze heraus.[438]

Fontane gilt als der herausragende Vertreter des Realismus in Deutschland.[439] In seinen Romanen, die großenteils erst nach seinem 60. Lebensjahr entstanden, charakterisiert er die Figuren, indem er ihre Erscheinung, ihre Umgebung und vor allem ihre Redeweise aus einer kritisch-liebevollen Distanz genau beschreibt.[440] Typisch ist die Darstellung einer gepflegten Konversation in einem abgeschlossenen Zirkel (auch als Causerie bezeichnet), etwa bei einem Festessen – die Personen folgen gesellschaftlichen Konventionen und enthüllen doch ihre wahren Interessen, häufig gegen ihren Willen. Dabei kommt Fontane von einer Kritik an Einzelpersonen oft zu einer impliziten Gesellschaftskritik.[441]

Realismus wird in der Literaturgeschichte eine Geisteshaltung im 19. Jahrhundert bezeichnet.[442] Der Realismus als Epoche der Literatur wird im Zeitraum zwischen 1848 und 1890 angesiedelt. Die Periode der deutschen Literaturgeschichte zwischen 1850 und 1899 wird häufig auch „bürgerlicher Realismus“ oder „poetischer Realismus“ genannt; diese Begriffe betonen bestimmte Konzepte und Merkmale des Realismus.[443]

Der Epochenbegriff bezieht sich vor allem auf die englische, russische, französische, deutsche und amerikanische Literatur. Geprägt wurde er von Jules Champfleury durch seine Aufsatzsammlung mit dem Titel Le réalisme (1857). In der Literaturtheorie spielt der Begriff Realismus seit Friedrich Schlegel und Schiller eine Rolle, und auch für den Roman des 19. Jahrhunderts war er sehr bedeutsam.

Der Autor des Realismus will die fassbare Welt objektiv beobachten. Er beschränkt sich jedoch nicht auf die bloße Beschreibung der Wirklichkeit, sondern versucht sie künstlerisch wiederzugeben. Er darf dabei als Erzähler nicht erkennbar werden. Realismus im Sinne von „realistische Darstellung“ ist vom Epochenbegriff zu unterscheiden.[444] Realismus in diesem Sinne ist in sämtlichen Literaturen aller Epochen enthalten, vorwiegend in der Dramatik und Epik. Dies trifft auf die Tragödien des Euripides, die Komödien des Aristophanes, die römischen Satiren, die Novellen und Schwänke des späten Mittelalters und der Renaissance, die Dramen Shakespeares und die barocken Schelmenromane zu. Die ersten Vertreter des psychologischen Romans, darunter die Madame de La Fayette, Henry Fielding und Samuel Richardson, stellten erstmals seelische Vorgänge realistisch dar.[445]

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Literaturlandschaft in Deutschland geprägt von der Vormärzliteratur. In der Folge der Märzrevolution von 1848 wurden die verschiedenen literarischen Bewegungen jener Zeit einem Wandel unterworfen.[446]

Die Revolution führte zum Rücktritt des Staatskanzlers Metternich, der Ausarbeitung einer deutschen Verfassung und der Lockerung der Zensur und des Spitzelwesens. Letztlich erwies sich die Revolution jedoch als ein „Sturm im Wasserglas“, da die Forderungen des liberalen Bürgertums, das die Revolution hauptsächlich trug, nur ansatzweise erfüllt wurden.[447] Die Ideen von staatlicher Einheit und politischer Freiheit blieben unerfüllt. Der Wandel von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu einer nüchternen Betrachtung der Gegenwart lässt sich auch im frühen Marxismus erkennen. Marx war als Schüler Hegels vom deutschen Idealismus beeinflusst. Von dort kommt seine Vorstellung eines zielgerichteten Verlaufs der Geschichte. Gleichzeitig war er Materialist und wollte nur die ökonomische Entwicklung als Grundlage der Geschichte anerkennen.

Zeitgenössische Theoretiker des Realismus gruppierten sich um Zeitschriften und veröffentlichten ihre Ansichten über die momentane Situation in der Literatur.[448] Die Meinungsführerschaft in den 50er Jahren lag bei den „Grenzboten“ und dort vor allem bei Julian Schmidt. Er entwickelte mit seinen Kollegen die Programmatik der neuen Literatur.[449] Dabei spielen die Begriffe „Realidealismus“, „Poetischer Realismus“ und „Bürgerlicher Realismus“ eine entscheidende Rolle, denn der Realismusbegriff war durch die ästhetische Tradition zu belastet, als dass er in unproblematischer Weise das Selbstverständnis einer Literaturbewegung hätte kennzeichnen können.[450]

Bereits Goethe und Schiller sprachen vom „Realismus“, der als Literaturkonzept lediglich die Aufgabe hatte, die vorgegebene Wirklichkeit zu repräsentieren.[451] Das entsprach nicht ihren Vorstellungen von Literatur, die sich als Ausdruck einer schöpferischen Subjektivität der Wirklichkeit nur als Stoff bedient, um ihn dann auf individuelle Weise zum eigentümlichen Werk zu verarbeiten. Wichtig ist, dass sich diese Definition von „Realismus“, der teilweise auch „Naturalismus“ genannt wird, grundlegend von der des „Poetischen Realismus“ oder „Bürgerlichen Realismus“ der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unterscheidet. Theodor Fontane weist als einer der Hauptvertreter des Realismus „das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattenseiten“ ab. Er definiert den Realismus als „die Widerspiegelung alles wirklichen Lebens, aller wahren Kräfte und Interessen im Elemente der Kunst“.[452]

Zum Verhältnis von Idealismus und Realismus bemerkte Robert Prutz 1859: „Der wahren Kunst ist der Idealismus ebenso unentbehrlich als der Realismus: denn was ist alle Kunst selbst anders als die ideale Verklärung des Realen, die Aufnahme und Wiedergeburt der Wirklichkeit in dem ewig unvergänglichen Reiche des Schönen?“[453] Auch im Realismus ist deshalb die „verklärende“ Wirkung der Kunst wirksam.

Wichtige literarische Formen im Realismus sind die Dorfgeschichten, das Dinggedicht, der Gesellschaftsroman, der historische Roman und der Entwicklungsroman. Eine besondere Rolle spielte der Roman an sich.

Zu Beginn lehnte sich der Realismus an die Philosophie von Ludwig Feuerbach an, dessen Religionskritik nicht in einen resignativen Nihilismus mündete, sondern stattdessen die Hinwendung zur Diesseitigkeit propagierte. Der Mensch solle das Göttliche in sich erkennen und in diesem Sinne sein Leben leben und gleichzeitig für andere Menschen tätig sein (Homo homini deus est – „Der Mensch ist dem Menschen ein Gott“). Der technische Fortschritt durch die Industrielle Revolution und der daraus entstehende Fortschrittsglaube verstärkten diese optimistische Haltung.[454]

Spätere Vertreter des Realismus waren hingegen von einem starken Pessimismus beeinflusst.[455] Die sich infolge der Industrialisierung verschärfenden sozialen Probleme erschütterten das Vertrauen in den technischen Fortschritt nachhaltig. Die Erkenntnisse bedeutender Naturwissenschaftler wie Charles Darwin verschafften der Geisteshaltung des Determinismus Zulauf. Das menschliche Individuum sei ein Produkt der Evolution und seine Handlungen würden von physiologischen Prozessen in seinem Körper bestimmt. Die besondere Tragik dieser sinnlosen Existenz bestehe darin, dass der Mensch diesem Fatalismus ausgeliefert sei und sich ihm stellen müsse, wohl wissend, dass er den Kampf im Moment seines Todes letztlich verlieren werde. Diese Art der Betrachtung negiert jegliche Transzendenz im menschlichen Leben.

Wichtige Schwerpunkte der realistischen Literatur sind:[456]

Der Stil des Realismus lässt sich durch drei Eigenschaften beschreiben:[457]

Naturalismus und Realismus haben die gleiche poetologische Grundlage:[458] In der programmatischen Literatur beider Richtungen wird gefordert, dass der Dichter die erkennbare Welt abbilden solle. Aber in Werken des Realismus wird das Negative nicht dargestellt, sondern zugunsten einer höheren, idealen Idee ausgeschlossen, während der Naturalismus darauf abzielt, genau dieses Negative mit einzubeziehen und detailliert wiederzugeben. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass der Naturalismus die äußere Wirklichkeit wiedergibt (mit all ihren Facetten), während der Realismus die innere Wahrheit darzustellen und poetisch zu überhöhen versucht.

Nicht nur in der Romantik, auch im vordergründig naturalistisch geprägten Realismus werden Leerstellen im aufklärerischen Modell einer immanenten, säkularen und tendenziell metaphysikfreien Wirklichkeit aufgedeckt und thematisiert.[459] Der Naturalismus glaubt an die positivistischen Wissenschaften, an die Bedingtheit des Menschen durch Vererbung und soziales Milieu und glaubt, dass man das Verhalten der Menschen daraus berechnen kann. Der Realismus zeigt ein Idealbild subjektiver menschlicher Autonomie. Naturalismus sollte soziale Wirklichkeit ohne Beschönigung darstellen, deshalb waren die elenden Lebensumstände des Proletariats ein beliebtes Thema, die in den Texten detailliert wiedergegeben werden sollten. Das ging stilistisch soweit, dass Geräusche in den Texten phonetisch dargestellt wurden, wie zum Beispiel Regen als „plätscher, plätscher“.

Im Realismus (besonders im deutschen Realismus) wurde vor allem das Leben des Bürgertums behandelt.[460] Es sollte keine Kritik an der Gesellschaft bzw. am Milieu sein, sondern eine realistische und gleichwohl ästhetische Darstellung. Deshalb heißt der Realismus in Deutschland nicht von ungefähr „poetischer Realismus“.[461]

Die naturalistische Weltsicht verhindert aber keineswegs, etwa in Fontanes Ballade Die Brück’ am Tay oder in der Novelle Der Schimmelreiter von Theodor Storm, eine Wiederkehr des Mythischen in einer scheinbar durchrationalisierten Welt, die deren Gefährdung, Labilität und buchstäbliche Bodenlosigkeit demonstriert.[462] Beim Schimmelreiter wird das insoweit auf die Spitze getrieben, als Hauke Haien als technikfixierter Aufklärer selbst zum Wiedergänger wird.

Die Brück’ am Tay handelt vom Einsturz der Firth-of-Tay-Brücke in Schottland am 28. Dezember 1879, der mit einem Eisenbahnzug 75 Menschen in den Tod riss. Die Brücke war 1871–1878 unter enormem Aufwand erbaut worden und bereits eineinhalb Jahre nach ihrer Eröffnung im Sturm zusammengebrochen.[463] Fontane, der Schottland bereist hatte, umrahmt die Darstellung des Unglücks mit dem Motiv der Hexen aus Shakespeares Macbeth und macht seine Ballade so zu einer Mahnung vor technikgläubiger Hybris. Fontane schrieb die Ballade unter dem Eindruck des furchtbaren Eisenbahn-Unglücks in Schottland am 10. Januar 1880, in Heft 2 der Zeitschrift Die Gegenwart erscheinen konnte.[464]

Drei Hexen verabreden sich, um die Brücke mit dem darüber fahrenden Zug einstürzen zu lassen. Das eigentliche Unglück wird aus der Perspektive der „Brücknersleute“ und ihres auf dem Zug fahrenden Sohnes Johnie geschildert. Die Hexen verabreden das nächste Treffen und sind mit ihrem Vernichtungswerk zufrieden.

Die Ballade besteht aus sieben Strophen, die mittleren fünf davon zu je acht Knittelversen. Die beiden Rahmenstrophen fallen auch optisch auf, weil – dem Wortwechsel des Hexendialogs folgend – ein Vers in zwei oder in der letzten Strophe sogar über drei Zeilen aufgespalten ist. Die erste Strophe besteht aus elf, die letzte, eine verkürzte Variation der ersten, aus neun Versen, wobei die erste und letzte Zeile der Strophen jeweils identisch sind.

Von den sich gegen das Versmaß stellenden Versen „Hei!“ und „Tand, Tand…“ der letzten Strophe abgesehen, haben die Verse jeweils vier Hebungen mit freier Füllung durch unbetonte Silben. Im ersten Vers wird hinter „drei“ die Senkung durch eine Synkope unterdrückt, so dass zwei betonte Silben direkt aufeinandertreffen. Der vorletzte Vers der 1. Strophe „Muß mit… Tand, Tand“ besteht sogar nur aus Hebungen aufgrund einer Durchsynkopisierung. Dem Knittelvers gemäß ist der Endreim ein Paarreim.[465]

Die lockere Form des Knittelverses eignet sich besonders gut für Erzählgedichte und ist daher seit dem Mittelalter gängig, besonders für volkstümliche Gedichte oder Gedichte, die den volkstümlichen Tonfall nachahmen. Im Gegensatz zu der Lockerheit des Versmaßes steht die Strenge der Kadenzbildung. Jeder Vers endet männlich, das heißt mit einer betonten Silbe. Dadurch wird etwa die Hälfte der deutschen Wörter für die Gestaltung des Versendes ausgeschlossen. Fontane bringt den Vers hinsichtlich Versmaß und Kadenz in eine Balance von Lockerheit und Strenge. Diese ist charakteristisch für die Kunstballade und unterscheidet sie von der Volksballade, die Strenge in der formalen Gestaltung nicht kennt.

Die fünf Binnenstrophen, die die Minuten vor dem Unglück aus verschiedenen Perspektiven erzählen, bestehen abermals aus einem Rahmen um die mittleren drei Strophen, die weitgehend in wörtlicher Rede die Beobachtungen und Gedanken des Lokführers und seiner wartenden Eltern im Brückenhaus wiedergeben. Die erste Hälfte der 2. und 6. Strophe, die den Binnenrahmen bilden, ist im Wortlaut identisch, die zweite Hälfte mit den Signalwörtern Sturm und Nacht variiert und gesteigert. Auch sonst werden viele Motive wiederaufgenommen und variiert (Licht, Christfest, Wasser). Dieses Variationsprinzip korrespondiert mit der oben erwähnten metrischen Balance.[466]

Eine Ballade enthält normalerweise Merkmale der drei literarischen Gattungen, was auch hier der Fall ist.[467] Als Erzählgedicht bedient es sich der Gestaltungsmerkmale von Lyrik (Verse, Versmaß, Reim) und Epik (Handlungsverlauf darstellen). Wörtliche Rede ist das entscheidende Merkmal der Dramatik. Sie dominiert mit einem Anteil von mehr als zwei Dritteln das Gedicht.

Dem schon hinreichend spektakulären Unglück gibt Fontane eine zusätzlich unheimliche Komponente durch den Hexendialog in den Rahmenstrophen: Durch Verzicht auf Zuordnung der Einzelsätze zu den Beteiligten suggeriert er ein Stimmengewirr rational nicht fassbarer Mächte, die die Rationalität der menschlichen Ingenieurskunst zunichtemachen.[468] Das intertextuelle Macbeth-Zitat nutzt dessen Implikationen (die Hexen sind Ausdruck von Macbeths Gewissensbissen und des psychischen Drucks) zur konservativ-skeptischen Botschaft des sechzigjährigen Dichters: Die Hybris der technischen Welt verlangt nach einem Korrektiv.[469]

Die Brück’ am Tay handelt vom Einsturz der Firth-of-Tay-Brücke in Schottland am 28. Dezember 1879, der mit einem Eisenbahnzug 75 Menschen in den Tod riss. Die Brücke war 1871–1878 unter enormem Aufwand erbaut worden und bereits eineinhalb Jahre nach ihrer Eröffnung im Sturm zusammengebrochen.[470] Fontane, der Schottland bereist hatte, umrahmt die Darstellung des Unglücks mit dem Motiv der Hexen aus Shakespeares Macbeth und macht seine Ballade so zu einer Mahnung vor technikgläubiger Hybris. Fontane schrieb die Ballade unter dem Eindruck des furchtbaren Eisenbahn-Unglücks in Schottland am 10. Januar 1880, in Heft 2 der Zeitschrift Die Gegenwart erscheinen konnte.[471]

Drei Hexen verabreden sich, um die Brücke mit dem darüber fahrenden Zug einstürzen zu lassen. Das eigentliche Unglück wird aus der Perspektive der „Brücknersleute“ und ihres auf dem Zug fahrenden Sohnes Johnie geschildert. Die Hexen verabreden das nächste Treffen und sind mit ihrem Vernichtungswerk zufrieden.

Die Ballade besteht aus sieben Strophen, die mittleren fünf davon zu je acht Knittelversen. Die beiden Rahmenstrophen fallen auch optisch auf, weil – dem Wortwechsel des Hexendialogs folgend – ein Vers in zwei oder in der letzten Strophe sogar über drei Zeilen aufgespalten ist. Die erste Strophe besteht aus elf, die letzte, eine verkürzte Variation der ersten, aus neun Versen, wobei die erste und letzte Zeile der Strophen jeweils identisch sind.

Von den sich gegen das Versmaß stellenden Versen „Hei!“ und „Tand, Tand…“ der letzten Strophe abgesehen, haben die Verse jeweils vier Hebungen mit freier Füllung durch unbetonte Silben. Im ersten Vers wird hinter „drei“ die Senkung durch eine Synkope unterdrückt, so dass zwei betonte Silben direkt aufeinandertreffen. Der vorletzte Vers der 1. Strophe „Muß mit… Tand, Tand“ besteht sogar nur aus Hebungen aufgrund einer Durchsynkopisierung. Dem Knittelvers gemäß ist der Endreim ein Paarreim.[472]

Die lockere Form des Knittelverses eignet sich besonders gut für Erzählgedichte und ist daher seit dem Mittelalter gängig, besonders für volkstümliche Gedichte oder Gedichte, die den volkstümlichen Tonfall nachahmen. Im Gegensatz zu der Lockerheit des Versmaßes steht die Strenge der Kadenzbildung. Jeder Vers endet männlich, das heißt mit einer betonten Silbe. Dadurch wird etwa die Hälfte der deutschen Wörter für die Gestaltung des Versendes ausgeschlossen. Fontane bringt den Vers hinsichtlich Versmaß und Kadenz in eine Balance von Lockerheit und Strenge. Diese ist charakteristisch für die Kunstballade und unterscheidet sie von der Volksballade, die Strenge in der formalen Gestaltung nicht kennt.

Die fünf Binnenstrophen, die die Minuten vor dem Unglück aus verschiedenen Perspektiven erzählen, bestehen abermals aus einem Rahmen um die mittleren drei Strophen, die weitgehend in wörtlicher Rede die Beobachtungen und Gedanken des Lokführers und seiner wartenden Eltern im Brückenhaus wiedergeben. Die erste Hälfte der 2. und 6. Strophe, die den Binnenrahmen bilden, ist im Wortlaut identisch, die zweite Hälfte mit den Signalwörtern Sturm und Nacht variiert und gesteigert. Auch sonst werden viele Motive wiederaufgenommen und variiert (Licht, Christfest, Wasser). Dieses Variationsprinzip korrespondiert mit der oben erwähnten metrischen Balance.[473]

Eine Ballade enthält normalerweise Merkmale der drei literarischen Gattungen, was auch hier der Fall ist.[474] Als Erzählgedicht bedient es sich der Gestaltungsmerkmale von Lyrik (Verse, Versmaß, Reim) und Epik (Handlungsverlauf darstellen). Wörtliche Rede ist das entscheidende Merkmal der Dramatik. Sie dominiert mit einem Anteil von mehr als zwei Dritteln das Gedicht.

Dem schon hinreichend spektakulären Unglück gibt Fontane eine zusätzlich unheimliche Komponente durch den Hexendialog in den Rahmenstrophen: Durch Verzicht auf Zuordnung der Einzelsätze zu den Beteiligten suggeriert er ein Stimmengewirr rational nicht fassbarer Mächte, die die Rationalität der menschlichen Ingenieurskunst zunichtemachen.[475] Das intertextuelle Macbeth-Zitat nutzt dessen Implikationen (die Hexen sind Ausdruck von Macbeths Gewissensbissen und des psychischen Drucks) zur konservativ-skeptischen Botschaft des sechzigjährigen Dichters: Die Hybris der technischen Welt verlangt nach einem Korrektiv.[476]

Alle Romane und Novellen Fontanes sind aus einem auktorialen Gestus erzählt (auktorialer Erzähler).[477] Jedoch tritt als Kunstgriff gerade in der Figurenrede in Dialogen auch ein personales Moment auf (personaler Erzähler).[478] Auffällig an Fontanes Schreibstil ist zudem sein ironischer Humor, den er in seiner Kritik zu Die Ahnen von Gustav Freytag in Der Begriff der Verklärung als Element des Realismus (1889) als „beste(n) Weg“ zu demselben bezeichnet.[479]

Seine bekanntesten Werke sind Effi Briest und Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg.

Effi Briest wurde 1894/1895 in zwei Teilen in der Deutschen Rundschau abgedruckt, bevor er 1896 als Buch erschien. Das Werk gilt als ein Höhe- und Wendepunkt des poetischen Realismus der deutschen Literatur: Höhepunkt, weil der Autor kritische Distanz mit großer schriftstellerischer Eleganz verbindet; Wendepunkt, weil Fontane damit zum bedeutendsten Geburtshelfer des deutschen Gesellschaftsromans wurde, der wenige Jahre später mit Thomas Manns Roman Buddenbrooks erstmals Weltgeltung erlangen sollte.[480] Thomas Mann verdankt Fontanes Stil zahlreiche Anregungen. Auch der Familienname der Buddenbrooks stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Effi Briest: In Kapitel 28 wird eine Person namens Buddenbrook erwähnt.

Beschrieben wird das Schicksal Effi Briests, die als siebzehnjähriges Mädchen auf Zureden ihrer Mutter den mehr als doppelt so alten Baron von Innstetten heiratet.[481] Dieser behandelt Effi nicht nur wie ein Kind, sondern vernachlässigt sie zugunsten seiner karrierefördernden Dienstreisen. Vereinsamt in dieser Ehe, geht Effi eine flüchtige Liebschaft mit einem Offizier ein. Als Innstetten Jahre später dessen Liebesbriefe entdeckt, ist er außerstande, Effi zu verzeihen. Zwanghaft einem überholten Ehrenkodex verhaftet, tötet er den verflossenen Liebhaber im Duell und lässt sich scheiden. Effi ist fortan gesellschaftlich geächtet und wird sogar von ihren Eltern verstoßen. Erst drei Jahre später sind diese bereit, die inzwischen todkranke Effi wieder aufzunehmen.

Rechtsgeschichtlich spiegelt der Roman die harten Konsequenzen wider, mit denen in der Wilhelminischen Ära Übertretungen des bürgerlichen Moralkodex geahndet wurden.[482]

Der 38-jährige Baron von Innstetten, ein früherer Verehrer von Effis Mutter, hält zu Beginn des Romans um die Hand des 17-jährigen Mädchens an und zieht mit Effi, nach der Heirat und anschließenden Hochzeitsreise durch Italien, nach Kessin (fiktiv) in Hinterpommern.[483] Effi wird dort nie richtig glücklich und leidet unter ihrer Angst vor einem angeblichen Spuk im geräumigen landrätlichen Haus: Sie ist davon überzeugt, dass in manchen Nächten ein Chinese erscheine, der einst in Kessin gelebt und ein sonderbares Ende gefunden haben soll. In dieser Angst wird Effi bestärkt von Innstettens Haushälterin Johanna. Trost und Schutz findet Effi nur bei Rollo, Innstettens Hund, der sie auf ihren einsamen Spaziergängen begleitet.[484]

Freundschaft schließt Effi auch mit dem Apotheker Alonzo Gieshübler, der sie versteht und verehrt und ihr Halt gibt. Sie erhält von ihm täglich sorgsam präparierte Zeitungen und kleine Aufmerksamkeiten, die ihr ereignisloses Leben bereichern sollen, ein Bedürfnis, das durch die formellen Landpartien und Anstandsbesuche, an denen sie mit ihrem Mann teilnimmt, kaum befriedigt wird. Im Gegenteil: die junge Dame langweilt sich in den steifen Adelskreisen zu Tode.[485]

Neun Monate nach der Hochzeit bekommt Effi eine Tochter, die auf den Namen Annie getauft wird. Während ihrer Schwangerschaft traf Effi auf einem ihrer Spaziergänge das katholische Hausmädchen Roswitha, das sie nun als Kindermädchen einstellt. Ungefähr zur gleichen Zeit taucht Major von Crampas in Kessin auf. Er hat zusammen mit Innstetten beim Militär gedient, ist aber charakterlich dessen ganzes Gegenteil: ein spontaner, leichtlebiger und erfahrener „Damenmann“.[486]

Verheiratet mit einer eifersüchtigen, „immer verstimmten, beinahe melancholischen“ Frau[487], begeistert er sich für Effis jugendliche Natürlichkeit und ermuntert sie zu Abwechslung und Leichtsinn. Anfangs widersteht Effi seinem Charme, dann jedoch, als Effi immer wieder von Innstetten allein gelassen wird und sich in ihrem eigenen Hause ängstigt und einsam fühlt, bahnt sich eine heimliche Affäre an, die Effi in immer bedrängendere Gewissenskonflikte stürzen wird: Effi lässt sich zunächst von Crampas dazu überreden, zum Zeitvertreib der langen Winterabende ein gemeinsames Theaterspiel mit dem bezeichnenden Titel „Ein Schritt vom Wege“ von Ernst Wichert einzustudieren und in der Kessiner Ressource aufzuführen. Kurz vor Weihnachten kommt es unter der Regie von Major Crampas zu einer überaus erfolgreichen Vorstellung, und Effi wird als weibliche Heldin gefeiert – von den Herren bewundert, von den Damen beneidet. [488]

Eine Woche später begeben sich die Kessiner Honoratioren auf eine traditionelle Schlittenpartie zur Oberförsterei. Als man, schon etwas angeheitert, zu nächtlicher Stunde den Heimweg antritt, streiken unterwegs plötzlich die Pferde am sogenannten Schloon, einem unterirdischen Wasserlauf, der den Strand unpassierbar gemacht hat. Um zu vermeiden, dass die Schlitten im heimtückischen Sand versinken, muss man einen Umweg durch den finsteren Uferwald nehmen und „mitten durch die dichte Waldmasse“ (156) fahren. Crampas, der mit Effi im letzten Schlitten Platz genommen hat, nutzt den Schutz der Dunkelheit aus: Effi „fürchtete sich und war doch zugleich wie in einem Zauberbann und wollte auch nicht heraus. – „Effi“, klang es jetzt leis an ihr Ohr, und sie hörte, daß seine Stimme zitterte. Dann nahm er ihre Hand und löste die Finger, die sie noch immer geschlossen hielt, und überdeckte sie mit heißen Küssen. Es war ihr, als wandle sie eine Ohnmacht an.“[489]

Von nun an treffen sich die beiden regelmäßig in den Dünen, und Effi ist gezwungen, ihrem Mann eine „Komödie“ vorzuspielen. Sie fühlt sich „wie eine Gefangene“, leidet schwer darunter und will sich befreien: „Aber wiewohl sie starker Empfindungen fähig war, so war sie doch keine starke Natur; ihr fehlte die Nachhaltigkeit, und alle guten Anwandlungen gingen wieder vorüber. So trieb sie denn weiter, heute, weil sie’s nicht ändern konnte, morgen, weil sie’s nicht ändern wollte. Das Verbotene, das Geheimnisvolle hatte seine Macht über sie“.[490]Als Wochen später ihr Mann nach Berlin berufen wird, um dort im Ministerium Karriere zu machen, und Innstetten ihr stolz verkündet, dass sie Kessin demnächst verlassen und in die Hauptstadt umziehen werden, empfindet Effi eine riesige Erleichterung: „Effi sagte kein Wort, und nur ihre Augen wurden immer größer; um ihre Mundwinkel war ein nervöses Zucken, und ihr ganzer zarter Körper zitterte. Mit einem Male aber glitt sie von ihrem Sitz vor Innstetten nieder, umklammerte seine Knie und sagte in einem Tone, wie wenn sie betete: „Gott sei Dank!“.[491] Endlich von allen Gewissensbissen erlöst, genießt Effi „ihr neues Leben“ in der Großstadt, wo sie die langweilige Zeit im ländlichen Kessin und das verbotene Verhältnis zu Crampas bald vergessen kann.

Sechs Jahre später, während Effi gerade zur Kur in Bad Ems weilt, entdeckt Innstetten in einem Nähkästchen durch Zufall Crampas’ Briefe, die ihm die Affäre der beiden enthüllen. Aufgrund des − aus Innstettens Sicht zwar kritisch, aber doch noch als gesellschaftlich verbindlich betrachteten – Ehrenkodexes beschließt er, den Major zu einem Duell zu fordern. Dabei wird Effis einstiger Liebhaber tödlich getroffen. Innstetten trennt sich trotz aller Selbstzweifel von seiner Frau und weiß, dass er damit auch sein eigenes privates Glück zerstört: „Ja, wenn ich voll tödlichem Haß gewesen wäre, wenn mir hier ein tiefes Rachegefühl gesessen hätte … Rache ist nichts Schönes, aber was Menschliches und hat ein natürlich menschliches Recht. So aber war alles einer Vorstellung, einem Begriff zuliebe, war eine gemachte Geschichte, eine halbe Komödie. Und diese Komödie muß ich nun fortsetzen und muß Effi wegschicken und sie ruinieren und mich mit.“[492]

Effis Eltern senden ihrer Tochter einen Brief, in dem sie erfährt, dass sie aufgrund der gesellschaftlichen Konventionen nicht mehr nach Hohen-Cremmen, das elterliche Anwesen und Haus ihrer glücklichen Kindheit, zurückkehren könne. Verstoßen von Ehemann und Eltern, zieht sie in eine kleine Wohnung in Berlin und fristet dort, zusammen mit der ihr nach wie vor in Treue verbundenen Haushälterin Roswitha, ein einsames und kümmerliches Dasein.

Nach einem enttäuschenden Besuch ihrer kleinen Tochter Annie, die ihre Mutter lange Zeit nicht sehen durfte und ihr inzwischen völlig entfremdet ist, erleidet Effi einen Zusammenbruch. Ihre Eltern beschließen auf Anraten eines Arztes, ihr krankes Kind doch wieder zu sich zu nehmen. Effis gesundheitlicher Zustand verbessert sich nur kurzzeitig. Angesichts des nahenden Todes spricht sie ihren früheren Gatten von jeglicher Schuld frei.[493] Effi Briest stirbt mit etwa 30 Jahren in ihrem Elternhaus. Effis Mutter glaubt, eine Mitschuld am Tod ihrer Tochter zu tragen, weil sie Effis früh eingegangener Ehe mit einem 21 Jahre älteren Mann zugestimmt hatte. Herr von Briest beendet jedoch jegliches weitere Grübeln mit seinen leitmotivisch im gesamten Roman immer wieder geäußerten Worten: „Ach, Luise, laß … das ist ein zu weites Feld.“

Was Fontanes Werk unter anderem auszeichnet, ist sein Spannungen schaffendes Jonglieren mit den ästhetisierenden Elementen des poetischen Realismus einerseits und den um größere Objektivität bemühten Mitteln des bürgerlichen Gesellschaftsromans andererseits.[494] Dazu zieht er virtuos alle Register literarischen Erzählens: vom auktorialen Plauderton über das perspektivische Berichten mit wechselndem Fokus bis hin zur erlebten Rede, von der episch breiten Beschreibung über die dialogische Konversation bis hin zur monologischen Briefform – kein Mittel konventionellen literarischen Schreibens bleibt ungenutzt. „Das Geflecht der Verweisungen durch beziehungschaffende Bilder und Gegenbilder, Allusionen und Parallelen, Omina, Signale, Echos und Spiegelungen, sich wiederholende, abbrevierende Bild- und Redeformeln – Fontane bedient sich ihrer so überlegt wie überlegen.“

Vater Briest ist teilweise Fontanes alter ego im Roman, insbesondere gilt das für seinen Spruch: „Das ist ein (zu) weites Feld.“, der zum geflügelten Wort geworden ist. Ihm kommt schon insofern eine Schlüsselfunktion zu, als Fontane sie nicht nur zum stets wiederkehrenden Leitmotiv, sondern darüber hinaus auch zum krönenden Schlusssatz seines Romans macht. Dem alten Briest erscheint diese Welt zu kompliziert, zu widersprüchlich und zu lästig, als dass er sie erklären wollte. Mit seinem Zitat lässt er (und sein Autor) immer wieder an entscheidender Stelle offen, wie er zu den Dingen steht, und spart aus, was jeder Leser für sich selbst ergänzen sollte.

Effi ist zu jung, zu naiv, zu ungezügelt; Innstetten ist zu alt, zu karrieresüchtig, zu eifersüchtig, zu humorlos und zu ehrpusselig; die beiden sind zu verschieden. Während Fontane durch die Wahl der Formulierung „zu weit“ durchaus auf eine Schwäche des alten Briest hinweisen will, betont er doch andererseits durch den Verzicht auf jede weitere Erläuterung die liberale Toleranz und Humanität dieser Vaterfigur. Immer aber, wenn Liebe und Menschlichkeit gefragt sind, beispielsweise als es darum geht, die sozial geächtete und verstoßene Tochter gegen den „Anspruch der Gesellschaft“ wieder nach Hause zu holen, ist der alte Briest durchaus gewillt, aus seiner Deckung zu kommen und seine Reserviertheit, auch gegen den Widerstand seiner Frau, aufzugeben: „Ach, Luise, komme mir mit Katechismus, soviel du willst; aber komme mir nicht mit Gesellschaft (…) die Gesellschaft, wenn sie nur will, kann ein Auge zudrücken. (…) Ich werde ganz einfach telegraphieren: „Effi, komm.“[495]

Mit seinem Aufbegehren und der Forderung danach, ein Auge zuzudrücken, verhält er sich entschieden mutiger als seine Frau, die ihre Tochter vor allem deswegen verstieß, weil sie meinte, „vor aller Welt Farbe bekennen“ zu müssen.[496] Trotzdem gilt für den alten Briest, dass es paradoxerweise gerade seine Zurückhaltung ist, die ihn, obwohl nur Randfigur, ähnlich wie den Apotheker Gieshübler zu einem der prägenden Charaktere des Romans werden lässt.

In gleicher Art verdanken noch verschiedene andere Hauptmotive des Romans ihren Reiz solchen Leerstellen: der Seitensprung mit Crampas, die Schuldfrage, die Kritik an der preußischen Gesellschaft und, nicht zuletzt, das Geheimnis um den Chinesen – sie alle werden nie explizit, sondern fast ausschließlich in omissiven Andeutungen dargestellt und gewinnen auf diese Weise erst den spannenden Schwebezustand, der den Roman von trivialer Salonliteratur unterscheidet.

Alle zentralen Themen des Romans (Liebe, Ehe, Karriere, Angst, Schuld, Entsagung, Strafe, Zeit und Tod) klingen bereits im ersten Kapitel (S. 5–13) unüberhörbar an, die auffälligsten Dingsymbole (das Rondell, die Kirchhofsmauer, die Schaukel, der Teich und die alten Platanen) sogar schon im ersten Absatz des Romans, wo Fontane das „schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnte Herrenhaus zu Hohen-Cremmen mit seinem kleinen Ziergarten“ ausführlich beschreibt und so für eine Bilderdichte sorgt, die er im Verlaufe seines Romans ständig weiter ausspinnt zu einer komplexen Textur von Vor- und Rückverweisen und die seinem Alterswerk jene anspruchsvolle Qualität verleiht, von der die Leichtigkeit seines Erzähltons nichts zu wissen scheint.

Schon vor Effis Hochzeit erhält das Rondell im Garten von Hohen-Cremmen eine verweisende Funktion: „der in einem zierlichen Beet um die Sonnenuhr herumstehende Heliotrop blühte noch, und die leise Brise, die ging, trug den Duft davon zu ihnen [Mutter und Tochter Briest] herüber. „Ach wie wohl ich mich fühle“, sagte Effi, “so wohl und so glücklich; ich kann mir den Himmel nicht schöner denken. Und am Ende, wer weiß, ob sie im Himmel so wunderschönen Heliotrop haben.“ Dieser Vergleich macht die Idylle von Hohen-Cremmen zu einer geradezu überirdischen, „quasi jenseitigen Landschaft.“ Wie der Heliotrop (griech. „Sonnenwende“) sehnt auch Effi sich stets nach der Sonnenseite des Lebens, ein Bedürfnis, dem ihre Eltern noch nach ihrem Tode Rechnung tragen, wenn sie die Sonnenuhr in der Mitte des Rondells beseitigen und durch Effis Grabstein ersetzen, den Heliotrop um die ehemalige Sonnenuhr herum jedoch „verschonen“ und die weiße Marmorplatte „einrahmen“ lassen.[497] Auf diese Weise dient das Rondell zudem „der symbolischen Verschränkung von Tod und Leben“, die ja auch die Mehrzahl der anderen Leitmotive Fontanes bestimmt.

„Zwischen Teich und Rondell aber und die Schaukel halb versteckend standen ein paar mächtige alte Platanen“[498]. Wenn wenig später der alte Briest und sein neuer Schwiegersohn „auf dem Kieswege zwischen den zwei Platanen auf und ab“ gehen und über die berufliche Zukunft Innstettens reden, deutet sich bereits an, dass diese alten Baumriesen Tradition und offizielles Leben repräsentieren. Den Garten an seiner offenen Seite abschließend und „etwas seitwärts stehend“[499] kontrastieren sie mit der Kindheit und dem Privatleben Effis (Schaukel bzw. Rondell). Wie aus einer gewissen distanzierten Höhe begleiten sie ihren Lebenslauf und werfen buchstäblich ihre breiten Schatten auf ihr Glück. Als sich Effis Hochzeitstag jährt und sie nachts am offenen Fenster sitzt und ihre Schuld nicht vergessen kann, „legte sie den Kopf in ihre Arme und weinte bitterlich. Als sie sich wieder aufrichtete, war sie ruhiger geworden und sah wieder in den Garten hinaus. Alles war so still, und ein leiser, feiner Ton, wie wenn es regnete, traf von den Platanen her ihr Ohr.(…) Aber es war nur die Nachtluft, die ging.[500] Da aber gerade die Nachtluft und die Nebel, die vom Teich her aufstiegen, sie gegen Ende des Romans aufs Krankenbett warfen“[501] und letztlich ihren Tod herbeiführen, klingt jener unablässige leise Ton der beiden Platanen gleichsam wie der ferne Todesgesang verführerischer Sirenen, die die junge Frau ins Totenreich hinüberlocken. In ihrer letzten Nacht setzt sich Effi wieder ans offene Fenster, „um noch einmal die kühle Nachtluft einzusaugen. Die Sterne flimmerten, und im Parke regte sich kein Blatt. Aber je länger sie hinaushorchte, je deutlicher hörte sie wieder, daß es wie ein feines Rieseln auf die Platanen niederfiel. Ein Gefühl der Befreiung überkam sie. „Ruhe, Ruhe.“[502]

Das alte Spielgerät, „die Pfosten der Balkenlage schon etwas schief stehend“, symbolisiert nicht nur Effis unbeschwerte Kindheit im elterlichen Herrenhaus zu Hohen-Cremmen, sondern auch den von ihr so gern ausgekosteten Reiz des Gefährlichen, das Gefühl abzustürzen und doch immer wieder aufgefangen zu werden. Ihre Mutter meint denn auch, sie „hätte doch wohl Kunstreiterin werden müssen. Immer im Trapez, immer Tochter der Luft“[503], womit Fontane möglicherweise auf Pedro Calderón de la Barcas Drama La hija del aire (Die Tochter der Luft, 1653) anspielt.

Angst kennt sie dabei nicht, im Gegenteil, „ich falle jeden Tag wenigstens zwei-, dreimal, und noch ist mir nichts gebrochen“[504]. Von ihrer gleichaltrigen Freundin Hulda wird sie daraufhin an das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ erinnert, wiederum symbolisch und nicht ganz zu Unrecht, wenn man berücksichtigt, dass Effi ein ausgesprochenes Faible für alles „Vornehme“ hat und den ungeliebten Geert von Innstetten nicht zuletzt deswegen heiratet, weil er doch Baron und Landrat ist. Effi will im wahrsten Sinne des Wortes hoch hinaus, allerdings nur deswegen, weil ihr die Mutter solches einredet: „wenn du nicht nein sagst, (…) so stehst du mit zwanzig Jahren da, wo andere mit vierzig stehen“[505]. Ihr Vater hat ihr einen Klettermast, „einen Mastbaum versprochen, hier dicht neben der Schaukel, mit Rasen und einer Strickleiter. Wahrhaftig, das sollte mir gefallen, und den Wimpel oben selbst anzumachen, das ließe ich mir nicht nehmen“[506]. Im Grunde also bleibt Effi naiv und anspruchslos – ganz im Kontrast zum Ehrgeiz Innstettens, der mit einem „wahren Biereifer“[507] das „Höherhinaufklimmen auf der Leiter“[508] seiner Karriere betreibt.

Der Autor verfolgt mit seinem Schaukelsymbol darüber hinaus ein weiteres Ziel: „Wer seiner tiefsten Natur nach den Betörungen einer solchen Schwerelosigkeit notwendig zustrebt, der kann nicht zu Recht schuldig gesprochen werden. Effi unterliegt“ (als sie auf der nächtlichen Schlittenfahrt „im Fluge“ [509] den anderen Schlitten hinterherjagt und dabei von Crampas zum ersten Mal verführt wird) in einem Augenblick süßen Schauerns jenseits bewußter Verantwortung; deshalb darf sie Anspruch auf Milderungsgründe erheben. Effis Natur, „an deren Zeichnung das Flugmotiv so entscheidenden Anteil hat, ist zugleich ihre Apologie. Da Fontane innerhalb der literarischen Konventionen eines „realistischen“, d. h. „objektiv“ dargestellten Geschehens nicht unmittelbar an den Leser appellieren darf, plädiert er metaphorisch.“

Später erfüllt sich Effi im schwerelosen Schaukeln vor allem den Wunsch, spielerisch über alle entstandenen Schwierigkeiten hinweg aufsteigen und davonfliegen zu können. Dieses Verlangen wird schließlich so stark, dass das anfängliche Symbol ihrer kindlichen Lebenslust letztlich der Verkörperung ihrer Todessehnsucht dient. Noch im Angesicht des eigenen Endes springt sie „mit einer Behendigkeit wie in ihren jüngsten Mädchentagen auf das Schaukelbrett, und ein paar Sekunden noch, und sie flog durch die Luft, und bloß mit einer Hand sich haltend, riß sie sich mit der andern ein kleines Seidentuch von Brust und Hals und schwenkte es wie in Glück und Übermut (…) „Ach, wie schön es war, und wie mir die Luft wohltat; mir war, als flög ich in den Himmel.“[510] (273)

Der Chinese, laut Fontane „ein Drehpunkt für die ganze Geschichte“, gehört zu den auffällig zahlreich vertretenen exotischen Figuren Kessins, die Innstetten seiner frisch vermählten Frau noch vor ihrer Ankunft in ihrer neuen Heimat vorstellt und die dafür sorgen, dass Effi jene abgelegene Welt an der Ostsee zwar einerseits „aufs höchste interessiert“, andererseits aber auch von vornherein sehr verunsichert: der Pole Golchowski, der aussieht wie ein Starost, in Wahrheit aber ein „widerlicher Wucherer“[511] ist; die slawischen Kaschuben im Kessiner Hinterland; der Schotte Macpherson; der Barbier Beza aus Lissabon; der schwedische Goldschmied Stedingk; und der dänische Arzt Dr. Hannemann. Selbst Innstettens treuer Hund Rollo, ein Neufundländer[512], sowie der Alonzo Apotheker Gieshübler mit seinem „fremdartig klingenden Vornamen“[513] reihen sich zunächst in diese Reihe internationaler Statisten ein.

Eine herausragende Rolle unter ihnen nimmt allerdings der ehemalige Besitzer des Innstettenschen Hauses ein, der Südsee-Kapitän Thomsen, der von seinen Seeräuberfahrten bei Tonkin einst einen Chinesen als seinen Diener mit nach Hinterpommern brachte. Dessen geheimnisumwitterte Geschichte erzählt von der Freundschaft der beiden und davon, dass Thomsens Nichte oder Enkelin Nina, als sie verheiratet werden sollte, ebenfalls mit einem Kapitän, am Hochzeitabend mit allen Gästen tanzte, „zuletzt auch mit dem Chinesen. Da mit einem Male hieß es sie sei fort, die Braut nämlich. Und sie war auch wirklich fort, irgendwohin, und niemand weiß, was da vorgefallen. Und nach vierzehn Tagen starb der Chinese und bekam ein Grab zwischen den Dünen. Man hätte ihn auch ruhig auf dem christlichen Kirchhof begraben können, denn der Chinese sei ein sehr guter Mensch gewesen und genauso gut wie die andern.“[514] Offen, wie so vieles, bleibt, ob es sich dabei um eine glückliche oder unglückliche Liebesgeschichte[515] handelte. Sicher ist nur, dass es auch hier um eine verbotene Affäre ging und mit ihr ein zentraler Aspekt des Romanthemas vorweggenommen wird.

Wie sehr Innstetten, der Effi ja eigentlich nur mit den Kessinern und ihrer Umgebung vertraut machen will, mit seinen Geschichten das Gegenteil erreicht und seiner Frau ihr neues Heim auf diese Weise gerade „unheimlich“ macht, wird zusätzlich dadurch betont, dass Effi jener Chinese in den kommenden Wochen buchstäblich „auf dem Kopf herum tanzt“. Ihr Schlafzimmer liegt nämlich genau unter dem großen Dachraum, in dem einst der bewusste Hochzeitsball stattfand und dessen Gardinen, von Wind bewegt, allnächtlich über den Tanzboden schleifen und die schlaflose Effi an die junge Braut, den Chinesen und deren tragisches Ende erinnern. Da Innstetten trotz Effis flehentlichen Bittens nicht bereit ist, die „viel zu langen“ Vorhänge einfach abzuschneiden wie einen alten Zopf, bestätigt sich der Verdacht, dass er diesen Spuk absichtlich als „Erziehungsmittel“ einsetzt, das bei der häufigen Abwesenheit des Hausherrn „wie ein Cherub mit dem Schwert“ über die Tugend seiner jungen Frau wacht und als „eine Art Angstapparat aus Kalkül“ dafür sorgt, dass Effi immer ängstlicher vom Schutz ihres Mannes abhängig wird und dessen Rückkehr immer sehnsüchtiger erwartet.

Nimmt man das übrige düstere Mobiliar des Hauses und sein gespenstisches Inventar hinzu – den sonderbaren Haifisch, der als riesiges Ungetüm schaukelnd an der Flurdecke hängt, das ausgestopfte Krokodil und nicht zuletzt die abergläubische Frau Kruse mit ihrem schwarzen Huhn –, so wird verständlich, wie wenig anheimelnd Effi ihr neues Heim erscheinen muss und wie sehr es für sie vom ersten Augenblick an zum „Spukhaus“[516] wird. Aber das kann Innstetten erst verstehen und nachvollziehen, als seine Ehe bereits gescheitert ist und er mit seinem Freund Wüllersdorf des Duells wegen noch einmal nach Kessin zurückkehrt:so führte denn der Weg unvermeidlich an Innstettens alter Wohnung vorüber. Das Haus lag noch stiller da als früher; ziemlich vernachlässigt sah’s in den Parterreräumen aus; wie mochte es erst da oben sein! Und das Gefühl des Unheimlichen, das Innstetten an Effi so oft bekämpft oder auch wohl belächelt hatte, jetzt überkam es ihn selbst, und er war froh, als sie dran vorüber waren.“[517]

Wie das Schaukeln, Klettern und Fliegen, so verwendet Fontane auch seine Wassermetaphern vorwiegend zur Veranschaulichung von Effis unbekümmerter Leidenschaftlichkeit. Sie ist das übermütige „Naturkind“[518] , das alles Künstliche und Gekünstelte, alles Damenhafte und einer Dame Wertvolle gering achtet, aber alles Lebendige und Natürliche bedingungslos bejaht und darin „den Tod als Komplement des Lebens, ja sogar als Bedingung seines Wertes einschließt“. Daher befindet sich auch dicht neben der Schaukel und nicht weit von dem kleinen Rondell, das später Effis Grab sein wird, ein Teich, der die Gartenanlage zu Hohen-Cremmen, zusammen mit den mächtigen alten Platanen – ebenfalls unübersehbare Lebens- und Todessymbole, die Fontane mehrfach als Leitmotive einsetzt – auf der offenen Seite seiner Hufeisenform abrundet.

Während dieses eher idyllische Gewässer, der heilen Welt Hohen-Cremmens entsprechend, den Reigen der Wassermetaphern zu Beginn des Romans[519] auf recht harmlose Weise eröffnet, wird schon wenige Seiten später klar, dass der heimatliche Teich und die im Verlaufe des Romans immer bestimmender werdende Szenerie des wilden Meeres durchaus in Zusammenhang miteinander stehen. Noch ist es nur ein Kinderspiel, wenn Effi und ihre drei Freundinnen ihre übrig gebliebenen Stachelbeerschalen (in einer mit einem Kieselstein beschwerten Tüte als Sarg) feierlich „langsam in den Teich niedergleiten lassen und so „auf offener See begraben“[520]. Doch wäre Fontanes an den Leser gerichteter Wink mit dem Zaunpfahl – Effi: „so vom Boot aus sollen früher auch arme unglückliche Frauen versenkt worden sein, natürlich wegen Untreue“[521] – gar nicht nötig, um zu erkennen, wie der Autor schon hier mit dem theatralisch zeremoniellen „Versenken der Schuld“[522] auf die Problematik seines eigentlichen Romanthemas anspielt:

Unmittelbar vor ihrem Ehebruch, auf der Rückfahrt von Uvagla am Strand entlang, wird Effi von Sidonie ermahnt, sich nicht zu weit aus dem Schlitten zu lehnen, und antwortet: Ich kann die Schutzleder nicht leiden; sie haben so was Prosaisches. Und dann, wenn ich hinausflöge, mir wär’ es recht, am liebsten gleich in die Brandung. Freilich, ein etwas kaltes Bad, aber was tut’s…“ Und im nächsten Augenblick bildet sich Effi ein, sie „hätte die Meerjungfrauen singen hören“[523]. Die durch die beiden Symbolbereiche des Wassers und der Luft (Schaukel) versinnbildlichte Wesenskomponente wird für Effi zum Medium ihrer Verschuldung. Aber indem diese Symbole als Teil des idyllischen Bezirks von Hohen-Cremmen erscheinen und indem dieser Bezirk Verweisungsfunktion für Effis Tod erhält, wird jener Wesenszug gleichzeitig als Heilmittel der Schuld dargestellt.

Wie Lebenslust und Todessehnsucht miteinander verschmelzen, macht Fontane auch am bereits erwähnten Motiv des „Versenkens“ klar, das, meist als intransitives „Versinken“, Effis Untergang sehr variantenreich antizipiert. Zunächst geschehen derartige Anspielungen wieder auf harmlose, ja banal-komische Weise, wenn nämlich zum Beispiel die Lebenskünstlerin Trippelli, „stark männlich und von ausgesprochen humoristischem Typus“, Effi während eines geselligen Abends im Hause Gieshüblers ihren allzu weichen „Sofa-Ehrenplatz“ überlässt: „Ich bitte Sie nunmehro, gnädige Frau, die Bürden und Fährlichkeiten ihres Amtes auf sich nehmen zu wollen. Denn von Fährlichkeiten – und sie wies auf das Sofa – wird sich in diesem Falle wohl sprechen lassen. (…) Dies Sofa nämlich, dessen Geburt um wenigstens fünfzig Jahre zurückliegt, ist noch nach einem altmodischen Versenkungsprinzip gebaut, und wer sich ihm anvertraut (…) sinkt ins Bodenlose“[524].

Später, in unmittelbarer Nachbarschaft der ersten Liebesszene mit Crampas jedoch, werden die Bilder bedrohlicher und stecken voller Anspielungen. Als es darum geht, am Strand den gefürchteten „Schloon“ zu vermeiden, in dem die Schlitten der Heimkehrenden zu versinken drohen, fragt Effi: „Ist denn der Schloon ein Abgrund oder irgendwas, drin man mit Mann und Maus zugrunde gehen muß?“ und wird darüber aufgeklärt, dass der Schloon im Sommer „eigentlich nur ein kümmerliches Rinnsal“ sei, im Winter aber drücke „der Wind das Meerwasser in das kleine Rinnsal hinein, aber nicht so, dass man es sehen kann. Und das ist das Schlimmste von der Sache, darin steckt die eigentliche Gefahr. Alles geht nämlich unterirdisch vor sich und der ganze Strandsand ist dann bis tief hinunter mit Wasser durchsetzt und gefüllt. Und wenn man dann über solche Sandstelle wegwill, die keine mehr ist, dann sinkt man ein, als ob es ein Sumpf oder ein Moor wäre.“[525]

Dann, wenige Sekunden vor Crampas’ Übergriff auf Effi, heißt es: „Ein Zittern überkam sie, und sie schob die Finger fest ineinander, um sich einen Halt zu geben. Gedanken und Bilder jagten sich, und eines dieser Bilder war das Mütterchen in dem Gedichte, das die „Gottesmauer“ hieß“[526] (156). Dieses Gedicht erzählt „eine kleine Geschichte, nur ganz kurz. Da war irgendwo Krieg, ein Winterfeldzug, und eine alte Witwe, die sich vor dem Feinde mächtig fürchtete, betete zu Gott, er möge doch eine Mauer um sie bauen, um sie vor dem Landesfeinde zu schützen. Und da ließ Gott das Haus einschneien, und der Feind zog daran vorüber“[527]. Rettung kommt dort folglich dadurch zustande, dass Gott Witwe und Haus buchstäblich klaftertief im Schnee versinken lässt. Das Versinken ist also, wie die meisten Bilder Fontanes, durchaus doppeldeutiger Natur: ob Untergang oder Rettung, oder Rettung durch Untergang (wie hier und am Ende des Romans), das entscheidet der jeweilige Kontext. Auch diese Ambivalenz begegnet dem Leser bereits im ersten Kapitel des Romans: „Flut, Flut, mach alles wieder gut“ singen die drei Mädchen, während sie ihre Stachelbeertüte „auf offener See begraben“, und Effi konstatiert zufrieden: „Hertha, nun ist deine Schuld versenkt“[528]

Am Morgen nach der ersten Liebesszene mit Crampas schließlich berichtet der inzwischen argwöhnisch gewordene Innstetten von einem (angeblichen) Traum, den er in derselben Nacht gehabt habe: „Ich träumte, daß du mit dem Schlitten im Schloon verunglückt seist, und Crampas mühte sich, dich zu retten; ich muß es so nennen, aber er versank mit dir.“[529] Dass er mit dieser Vision Effis schlechtes Gewissen und ihre ohnehin schon vorhandene Schuldgefühle noch verstärkt, versteht sich von selbst. Aber wieder winkt Rettung durchs Versinken, wenn auch nur vorübergehend, denn eine Woche nach jener Nacht kommt vom Kessiner Hafen die Nachricht, dass ein Schiff in Seenot geraten sei und vor der Mole zu versinken drohe. Effi und Innstetten eilen zum Strand und beobachten, wie man ein Fangseil zu den Schiffbrüchigen hinüberschießt und diese mit einem Korb einzeln an Land zu hieven beginnt. „Alle wurden gerettet, und Effi hätte sich, als sie nach einer halben Stunde mit ihrem Mann wieder heimging, in die Dünen werfen und sich ausweinen mögen. Ein schönes Gefühl hatte wieder Platz in ihrem Herzen gefunden, und es beglückte sie unendlich, dass es so war.“[530]

Dem „Naturkind“[531] Effi hat Fontane zur Illustrierung ihrer Natürlichkeit nicht nur eine Vielzahl von Naturbildern gewidmet, sondern mit dem Neufundländer Rollo und dem Kindermädchen Roswitha auch zwei Wesen an die Seite gestellt, deren Kreatürlichkeit sich wohltuend von der Affektiertheit der sonstigen Kessiner Gesellschaft abhebt. Wie sehr beide funktional tatsächlich zusammengehören, versucht der Autor durch mehrere Parallelen zu verdeutlichen.

Das beginnt schon beim anaphorischen Gleichklang ihrer Namen, die im nordischen Kessin obendrein beide recht „sonderbar“[532] klingen. Es geht weiter mit der vom Autor immer wieder betonten Mittlerrolle, die beide zwischen Effi und Innstetten wahrnehmen, und endet mit der Schutzfunktion und bedingungslosen Loyalität, die beide Effi gegenüber üben und die auch in schweren Zeiten nicht endet: Als Effi in ärmlichen Verhältnissen lebt und Roswitha nur mehr spärlich entlohnen kann, ist jene dennoch bereit, zu ihr zu stehen und bei ihr zu bleiben. Nachdem Effi gestorben ist und Rollo sein Fressen verweigert und täglich auf ihrem Grabstein liegt, findet sich auch zu diesem Verhalten eine fast wörtliche (wenn auch der Intention nach gegensätzliche) Parallele zu Roswitha: Als diese erklären will, warum sie nach dem Tod ihrer früheren Herrin, die „zänkisch und geizig“ war, nicht einfach auf dem Friedhof „sitzen bleiben und warten wolle, bis sie tot umfalle“, sagt sie: „dann würden die Leute noch denken, ich hätte die Alte so geliebt wie ein treuer Hund und hätte von ihrem Grabe nicht weggewollt und wäre dann gestorben.“[533]

Dass Crampas mit der grausigen Geschichte von „seinem Rollo“ unbewusst den echten Rollo für Effi vom Schutzengel zur Spukgestalt umzufunktionieren droht, rückt ihn ungewollt in die Nähe Innstettens, der ja Spuk als „Angstapparat aus Kalkül“[534] einsetzt und von dessen Erziehungsmitteln Crampas sich gerade distanzieren und Effi befreien will. Effi war denn auch bei jener Erzählung ganz still geworden, bevor sie sich wieder „ihrem Rollo“ zuwendet: „Komm, Rollo! Armes Tier, ich kann dich gar nicht mehr ansehen, ohne an den Kalatrava-Ritter zu denken, den die Königin heimlich liebte“[535]. So muss ihr ständiger Begleiter Rollo, das Symbol der Treue, ihr von nun an paradoxerweise zugleich als Mahnung an ihre eigene Untreue erscheinen.[536]

Effi Briest gehört in die lange Reihe fontanescher Gesellschaftsromane, die ihre literarische Besonderheit dem leichten Ton der Erzählung und dem Verzicht auf Anklage oder Schuldzuweisung bei gleichzeitig scharfem Blick auf die gesellschaftliche und historische Situation verdanken.[537] Wenn Innstetten den Verführer Crampas in einem Duell tötet, das nur noch sinnentleertes Ritual ist, und seine Frau wegen der selbst für ihn bedeutungslosen Liaison aus „Prinzipienreiterei“[538] verstößt, darf man darin keine einseitige Verurteilung des preußischen Adligen oder gar der Gesellschaft sehen. Wie differenziert der Autor diese Frage beurteilt, ist unter anderem an Innstettens diesbezüglichem Gespräch mit seinem Freund Wüllersdorf abzulesen, der hier als Sprachrohr Fontanes betrachtet werden kann. Effi verzeiht ihrem Mann, und ihre Mutter mutmaßt, sie sei bei der von ihr forcierten und protegierten Heirat „doch vielleicht zu jung“[539] gewesen.

So entsteht ein komplexes Lebens- und Sittenbild der untergehenden altpreußischen Gesellschaft.[540] Fontanes Werk kann auch unabhängig von preußischen Gegebenheiten als allgemeinere Betrachtung des Konfliktes zwischen Individuum und gesellschaftlichem Zwang betrachtet werden. Dies alles offenbart sich in Plaudereien der Figuren und einem fast beiläufigen Erzählton, bei dem es gilt, zwischen den Zeilen zu lesen, denn Fontane bekannte, es komme ihm nicht auf das Was, sondern auf das Wie an.[541]

Das heißt allerdings nicht, dass der Erzähler alles gutheiße, was seine Figuren tun. Der Ehrbegriff der Zeit zum Beispiel, der sich im literarischen Motiv des sinnlosen und illegalen Duells äußert, wird im Werk Fontanes immer wieder in verschiedenen Spielarten aufgegriffen.[542] Mit dem Duell-Motiv findet sich Fontane in Gesellschaft Arthur Schnitzlers, der die Sinnlosigkeit des Ehrbegriffes in Leutnant Gustl (1900) satirisch zuspitzt, während für den jungen Offizier Zosima in Dostojewskis Die Brüder Karamasow (1879–80) das Duell geradezu zum Wendepunkt seines Lebens wird: Er verzichtet darauf zu schießen und wird zum frommen Einsiedler.[543]

Literaturwissenschaftlich gesehen steht Fontanes Effi Briest auch in der speziellen Tradition des Liebes- oder Verführungsromans, vergleichbar mit Madame Bovary von Gustave Flaubert oder Anna Karenina von Leo Tolstoi.[544] Der Name „Effi Briest“ stellt eine Allusion auf den Namen der Protagonistin „Effie Deans“ in Walter Scotts 1818 erstmals veröffentlichtem Roman The Heart of Midlothian dar.[545]

Theodor Fontane ließ sich in seinem Roman Effi Briest von historischen Ereignissen und dem Eindruck inspirieren, den verschiedene Örtlichkeiten bei ihm hinterlassen hatten.[546] Seiner Vorstellung von einer realistischen Schreibweise folgend, verwertete er seine Vorlagen künstlerisch und veränderte dabei wesentliche Details, wobei aber die jeweilige Vorlage erkennbar bleibt.

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Fußnoten

  1.  ↑ Seine bewusste Hinwendung zum protestantischen Glauben beschrieb Calvin folgendermaßen: „Durch die Neuheit abgestoßen, lieh ich jenen Lehren nur ungern mein Ohr; mit leidenschaftlichem Eifer widerstand ich ihnen; vor allem eins machte meinen Sinn abgeneigt: die Ehrfurcht vor der Kirche. (…) Wie durch einen plötzlichen Lichtstrahl getroffen erkannte ich, in welchem Abgrund von Irrtümern, in welchem Schmutz ich mich befunden hatte. So tat ich, o Herr, was meine Pflicht war, und begab mich, erschreckt und mit Tränen für mein früheres Leben verdammend, auf deinen Weg.“ Zitiert aus: Gloede, G.: Zucht und Weite. Calvins Weg und Werk, 4. Auflage, Zürich 1959
  2.  ↑ See, H.: Histoire economique de la France, Band I., 2. Auflage, Paris 1948, S. 150ff
  3.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 100
  4.  ↑ Opitz, P. Ulrich Zwingli. Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus, Zürich 2015, S. 92
  5.  ↑ Die deutsche Übersetzung dieses Werkes bietet Weber, O. (Hrsg.): Unterricht in der christlichen Religion, 2. Auflage, Berlin 1955
  6.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 102
  7.  ↑ Zitiert aus Pettegree, A.: Calvinism in Europe, 1540–1620, Cambridge 1994, S. 56
  8.  ↑ van Ess, J.: Zwischen Hadith und Theologie. Studien zum Entstehen prädestinatianer Überlieferung, Berlin 1975, S. 25 f
  9.  ↑ Bildheim, S.: Calvinistische Staatstheorien. Historische Fallstudien zur Präsenz monarchomachischer Denkstrukturen im Mitteleuropa der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 23
  10.  ↑ Pettegree, A.: Calvinism in Europe, 1540–1620, Cambridge 1994, S. 53
  11.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 105
  12.  ↑ Erbstößer, M.: Strukturen der Waldenser in Deutschland im 14. Jahrhundert, in: Tanz, S. (Hrsg.): Mentalität und Gesellschaft im Mittelalter. Beiträge zur Mentalitätsgeschichte 2, Frankfurt am Main 1993, S. 95–106, hier S. 98
  13.  ↑ Ebd., S. 100
  14.  ↑ Sarnowsky, J.: England im Mittelalter, Darmstadt 2002, S. 92
  15.  ↑ Bildheim, S.: Calvinistische Staatstheorien. Historische Fallstudien zur Präsenz monarchomachischer Denkstrukturen im Mitteleuropa der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 25
  16.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 108
  17.  ↑ Pettegree, A.: Calvinism in Europe, 1540–1620, Cambridge 1994, S. 27
  18.  ↑ Leppin, V.: Martin Luther. Vom Bauernsohn zum Reformator, Darmstadt 2013, S. 39
  19.  ↑ Dömer, C.: Mit Martin Luther unterwegs: Ein biografischer Reiseführer, Holzgerlingen 2008, S. 24
  20.  ↑ Lexutt, A.: Luther, Stuttgart 2008, S. 38
  21.  ↑ Rosemarie Knape (Hrsg.): Martin Luther und Eisleben. Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Leipzig 2007, S. 31
  22.  ↑ Neumann, H.-J.: Luthers Leiden: Die Krankheitsgeschichte des Reformators. Wichern, Berlin 1995, S. 28
  23.  ↑ Dömer, C.: Mit Martin Luther unterwegs: Ein biografischer Reiseführer, Holzgerlingen 2008, S. 37
  24.  ↑ Lexutt, A.: Luther, Stuttgart 2008, S. 49
  25.  ↑ Feldmann, C.: Martin Luther, Reinbek 2009, S. 21
  26.  ↑ Rosemarie Knape (Hrsg.): Martin Luther und Eisleben. Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Leipzig 2007, S. 44
  27.  ↑ Leppin, V.: Martin Luther. Vom Bauernsohn zum Reformator, Darmstadt 2013, S. 112
  28.  ↑ Kaufmann, T.: Martin Luther. 2., durchgesehene Auflage, München 2010, S. 26
  29.  ↑ Schulze, M.: Luther, Martin, in: (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, Sp. 447–482. (Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive  am ), hier Sp. 450
  30.  ↑ Schulze, M.: Luther, Martin, in: (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, Sp. 447–482. (Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive  am ), hier Sp. 451
  31.  ↑ Kaufmann, T.: Martin Luther. 2., durchgesehene Auflage, München 2010, S. 38
  32.  ↑ Schilling, H.: Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs. Eine Biographie. München 2012, S. 71
  33.  ↑ Rosemarie Knape (Hrsg.): Martin Luther und Eisleben. Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Leipzig 2007, S. 52
  34.  ↑ Michels, K.: Martin Luther: Die Lektionen der Straße. Wie die Welt das Denken des Reformators veränderte, Hamburg 2010, S. 10
  35.  ↑ Zahrnt, H.: Martin Luther: Reformator wider Willen, Leipzig 2000, S. 22
  36.  ↑ Lexutt, A.: Luther, Stuttgart 2008, S. 84
  37.  ↑ Schulze, M.: Luther, Martin, in: (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, Sp. 447–482. (Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive  am ), hier Sp. 451
  38.  ↑ Rosemarie Knape (Hrsg.): Martin Luther und Eisleben. Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Leipzig 2007, S. 55
  39.  ↑ Feldmann, C.: Martin Luther, Reinbek 2009, S. 34
  40.  ↑ Zahrnt, H.: Martin Luther: Reformator wider Willen, Leipzig 2000, S. 27
  41.  ↑ Leppin, V.: Martin Luther, Darmstadt 2006, S. 23
  42.  ↑ Michels, K.: Martin Luther: Die Lektionen der Straße. Wie die Welt das Denken des Reformators veränderte, Hamburg 2010, S. 24
  43.  ↑ Herrmann, H.: Martin Luther: Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann, München 1999, S. 75
  44.  ↑ Graf von Krockow, C.: Porträts berühmter deutscher Männer: Von Martin Luther bis zur Gegenwart, München 2001, S. 11–56, hier S. 19
  45.  ↑ Schulze, M.: Luther, Martin, in: (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, Sp. 447–482. (Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive  am ), hier Sp. 457
  46.  ↑ Feldmann, C.: Martin Luther, Reinbek 2009, S. 44
  47.  ↑ Zahrnt, H.: Martin Luther: Reformator wider Willen, Leipzig 2000, S. 38
  48.  ↑ Fausel, H.: D. Martin Luther: Leben und Werk. 2 Bände, Neuhausen-Stuttgart 1996, S. 37
  49.  ↑ Leppin, V.: Martin Luther, Darmstadt 2006, S. 33
  50.  ↑ Dömer, C.: Mit Martin Luther unterwegs: Ein biografischer Reiseführer, Holzgerlingen 2008, S. 32
  51.  ↑ Zahrnt, H.: Martin Luther: Reformator wider Willen, Leipzig 2000, S. 30
  52.  ↑ Kaufmann, T.: Martin Luther. 2., durchgesehene Auflage, München 2010, S. 58
  53.  ↑ Michels, K.: Martin Luther: Die Lektionen der Straße. Wie die Welt das Denken des Reformators veränderte, Hamburg 2010, S. 38
  54.  ↑ Schilling, H.: Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs. Eine Biographie. München 2012, S. 62
  55.  ↑ Fausel, H.: D. Martin Luther: Leben und Werk. 2 Bände, Neuhausen-Stuttgart 1996, S. 47
  56.  ↑ Herrmann, H.: Martin Luther: Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann, München 1999, S. 38
  57.  ↑ Leppin, V.: Martin Luther, Darmstadt 2006, S. 77
  58.  ↑ Neumann, H.-J.: Luthers Leiden: Die Krankheitsgeschichte des Reformators. Wichern, Berlin 1995, S. 67
  59.  ↑ Feldmann, C.: Martin Luther, Reinbek 2009, S. 97
  60.  ↑ Neumann, H.-J.: Luthers Leiden: Die Krankheitsgeschichte des Reformators. Wichern, Berlin 1995, S. 98
  61.  ↑ Beutel, A. (Hrsg.): Luther Handbuch 2. Auflage, Tübingen 2010, S. 26
  62.  ↑ Manns, P.: Martin Luther: Der unbekannte Reformator, Freiburg 1982, S. 77
  63.  ↑ Schilling, H.: Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs. Eine Biographie. München 2012, S. 39
  64.  ↑ Kaufmann, T.: Martin Luther. 2., durchgesehene Auflage, München 2010, S. 83
  65.  ↑ Schneider-Ludorff, G./Leppin, V.(Hrsg.): Das Luther-Lexikon, Regensburg 2014, S. 113
  66.  ↑ Michels, K.: Martin Luther: Die Lektionen der Straße. Wie die Welt das Denken des Reformators veränderte, Hamburg 2010, S. 47
  67.  ↑ Manns, P.: Martin Luther: Der unbekannte Reformator, Freiburg 1982, S. 38
  68.  ↑ Dünnhaupt, G. (Hrsg.): The Martin Luther Quincentennial, Detroit 1985, S. 12
  69.  ↑ Graf von Krockow, C.: Porträts berühmter deutscher Männer: Von Martin Luther bis zur Gegenwart, München 2001, S. 11–56, hier S. 39
  70.  ↑ Leppin, V.: Martin Luther. Vom Bauernsohn zum Reformator, Darmstadt 2013, S. 87
  71.  ↑ Zitelmann, A.: „Widerrufen kann ich nicht“. Die Lebensgeschichte des Martin Luther, Weinheim 1999, S. 19ff
  72.  ↑ Zahrnt, H.: Martin Luther: Reformator wider Willen, Leipzig 2000, S. 39
  73.  ↑ Spehr, C.: Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit, Tübingen 2010, S. 29
  74.  ↑ Schneider-Ludorff, G./Leppin, V.(Hrsg.): Das Luther-Lexikon, Regensburg 2014, S. 138
  75.  ↑ Herrmann, H.: Martin Luther: Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann, München 1999, S. 38
  76.  ↑ Zitelmann, A.: „Widerrufen kann ich nicht“. Die Lebensgeschichte des Martin Luther, Weinheim 1999, S. 25
  77.  ↑ Dünnhaupt, G. (Hrsg.): The Martin Luther Quincentennial, Detroit 1985, S. 18
  78.  ↑ Ebd., S. 26
  79.  ↑ Spehr, C.: Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit, Tübingen 2010, S. 58
  80.  ↑ Manns, P.: Martin Luther: Der unbekannte Reformator, Freiburg 1982, S. 89
  81.  ↑ Schneider-Ludorff, G./Leppin, V.(Hrsg.): Das Luther-Lexikon, Regensburg 2014, S. 115f
  82.  ↑ Graf von Krockow, C.: Porträts berühmter deutscher Männer: Von Martin Luther bis zur Gegenwart, München 2001, S. 11–56, hier S. 34
  83.  ↑ Barth, H.-M.: Die Theologie Martin Luthers. Eine kritische Würdigung, Gütersloh 2009, S. 39
  84.  ↑ Horst Herrmann: Martin Luther: Eine Biographie. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2003, S. 48
  85.  ↑ Spehr, C.: Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit, Tübingen 2010, S. 100
  86.  ↑ Dünnhaupt, G. (Hrsg.): The Martin Luther Quincentennial, Detroit 1985, S. 29
  87.  ↑ Schilling, H.: Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs. Eine Biographie. München 2012, S. 63
  88.  ↑ Manns, P.: Martin Luther: Der unbekannte Reformator, Freiburg 1982, S. 100
  89.  ↑ Zitelmann, A.: „Widerrufen kann ich nicht“. Die Lebensgeschichte des Martin Luther, Weinheim 1999, S. 112
  90.  ↑ Beutel, A. (Hrsg.): Luther Handbuch 2. Auflage, Tübingen 2010, S. 28
  91.  ↑ Barth, H.-M.: Die Theologie Martin Luthers. Eine kritische Würdigung, Gütersloh 2009, S. 24
  92.  ↑ Zitelmann, A.: „Widerrufen kann ich nicht“. Die Lebensgeschichte des Martin Luther, Weinheim 1999, S. 28
  93.  ↑ Horst Herrmann: Martin Luther: Eine Biographie. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2003, S. 49
  94.  ↑ Schneider-Ludorff, G./Leppin, V.(Hrsg.): Das Luther-Lexikon, Regensburg 2014, S. 38
  95.  ↑ Manns, P.: Martin Luther: Der unbekannte Reformator, Freiburg 1982, S. 112
  96.  ↑ Barth, H.-M.: Die Theologie Martin Luthers. Eine kritische Würdigung, Gütersloh 2009, S. 24
  97.  ↑ Barth, H.-M.: Die Theologie Martin Luthers. Eine kritische Würdigung, Gütersloh 2009, S. 39
  98.  ↑ Leppin, V.: Martin Luther. Vom Bauernsohn zum Reformator, Darmstadt 2013, S. 99
  99.  ↑ Spehr, C.: Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit, Tübingen 2010, S. 29
  100.  ↑ Fausel, H.: D. Martin Luther: Leben und Werk. 2 Bände, Neuhausen-Stuttgart 1996, S. 39
  101.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 39
  102.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 18
  103.  ↑ Wenz, G.: Theologie der Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche Berlin/New York 1996, S. 15
  104.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 87f
  105.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 18
  106.  ↑ Kaufmann, T.: Geschichte der Reformation, Frankfurt am Main 2009, S. 28
  107.  ↑ Spehr, C.: Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit, Tübingen 2010, S. 39
  108.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 16
  109.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 22
  110.  ↑ Kaufmann, T.: Geschichte der Reformation, Frankfurt am Main 2009, S. 38
  111.  ↑ Wenz, G.: Theologie der Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche Berlin/New York 1996, S. 33
  112.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 41
  113.  ↑ Kaufmann, T.: Geschichte der Reformation, Frankfurt am Main 2009, S. 54
  114.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 55
  115.  ↑ Wenz, G.: Theologie der Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche Berlin/New York 1996, S. 38
  116.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 53
  117.  ↑ Horst Herrmann: Martin Luther: Eine Biographie. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2003, S. 29
  118.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 68
  119.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 75
  120.  ↑ Wenz, G.: Theologie der Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche Berlin/New York 1996, S. 77
  121.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 87
  122.  ↑ Kaufmann, T.: Geschichte der Reformation, Frankfurt am Main 2009, S. 66
  123.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 93
  124.  ↑ Grane, L.: Die Confessio Augustana, Einführung in die Hauptgedanken der lutherischen Reformation, Göttingen 1996, S. 130
  125.  ↑ Ebd. Vgl. auch dazu die einzige vollständige deutsche Übersetzung aller Teile dieses Dokuments bei Sander, F.: Die Hugenotten und das Edikt von Nantes. Mit urkundlichen Beigaben zum Gedächtnis an das Potsdamer Edikt des Großen Kurfürsten vom 29. Oktober/8. November 1685, Breslau 1885, S. 229-285
  126.  ↑ Ebd.
  127.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 196
  128.  ↑ Ebd.
  129.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 105
  130.  ↑ Ebd.
  131.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 11
  132.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 265
  133.  ↑ See, H.: Histoire economique de la France, Band I., 2. Auflage, Paris 1948, S. 184
  134.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 29
  135.  ↑ Cole, C. W.: French Mercantilist Doctrines before Colbert, New York 1951, S. 61
  136.  ↑ Der Merkantilismus ist eine zusammenfassende Bezeichnung der absolutistischen Staaten zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert und die diesen Bestrebungen zugrunde liegenden Wirtschaftslehren. Das grundsätzliche Ziel des Merkantilismus lag in der Vermehrung der Macht und des Wohlstandes des jeweils eigenen Landes bzw. des Landesherrn. Die jeweiligen Herrscher machten sich militärisch durch die Aufstellung eines festen Heeres und verwaltungsmäßig durch die Verfügung über eine Beamtenschaft von der Mitwirkung der Stände und vom feudalen Lehenssystem unabhängig. Indem die Herrscher den Hof zum Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Lebens erhoben, beanspruchten sie auch die verbindliche Entscheidungsgewalt in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Der Merkantilismus entwertete die Aufsicht, die im Mittelalter die Stadt zum Schutz der Kunden über Markt und Korporation und zum Schutz der Bürgerschaft über auswärtige Unternehmer ausgeübt hatte. Die wesentlichen Erlaubnisse oder Verbote erließ nicht mehr die Stadt, sondern der Staat. Der jeweilige König oder Landesfürst erteilte Privilegien, Konzessionen und Monopole für das Staatsgebiet. Ausfuhrprämien, Subventionen und Kredite für den Export von Fertigwaren wurden im Interesse der zentralen Hof- und Außenwirtschaftspolitik vergeben. Weiterhin wurden Verbote zur Ausfuhr von Rohstoffen, die im eigenen Land verarbeitet werden konnten, und zur Einfuhr von Fertigwaren und Verbrauchsgütern zugunsten des Staatsschatzes und außenpolitischen Absichten erlassen. Der Merkantilismus stand dem Streben nach wirtschaftlicher Autarkie und der territorialstaatlichen Integration mit dem Interesse eines freien Handels entgegen. Zur zeitlichen Einordnung des Merkantilismus in die Wirtschaftsgeschichte vgl. die immer noch aktuellen Forschungsbeiträge von Engelsing, R.: Kleine Wirtschaftsgeschichte Deutschlands, Hannover 1968, S. 63-70 oder Blaich, F.: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 21 ff
  137.  ↑ Blaich, Die Epoche des Merkantilismus, a.a.O., S. 55
  138.  ↑ Dieser Erlass wurde von dem königlichen Rat Paulet ausgearbeitet und deshalb in der französischen Bevölkerung „Paulette“ genannt.
  139.  ↑ Göhring, M. : Weg und Sieg der modernen Staatsidee in Frankreich. Vom Mittelalter bis 1789, Tübingen 1949, S. 2 ff
  140.  ↑ Hardy, G.: Histoire de la colonisation francaise, 5. Auflage, Paris 1947, S. 38. Vgl. dazu auch Blet, H.: Histoire de la colonisation francaise, Bd. I., Paris/Grenoble 1946
  141.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 267
  142.  ↑ Mieck, Das Entstehen des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 242
  143.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 297
  144.  ↑ Pages, P.: Naissance du Grand Siecle, La France de Henry IV. a Louis XIV. (1598-1611), Paris 1948, S. 164
  145.  ↑ Mieck, Das Entstehen des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 243
  146.  ↑ Eine ausführlichere Darstellung der Ermordung Heinrichs IV. bietet Mousnier, R.: Ein Königsmord in Frankreich. Die Ermordung Heinrich IV., Berlin 1970
  147.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 297 f
  148.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 49
  149.  ↑ Dickmann, F.: Rechtsgedanke und Machtpolitik bei Richelieu. Studien an neuentdeckten Quellen. In: Historische Zeitschrift 196 (1963) S. 265–319, hier S. 267
  150.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 139
  151.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu Der Ehrgeizige, der Revolutionär, der Diktator, Frankfurt/M. 1975, S. 33
  152.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 38
  153.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 27
  154.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu Der Ehrgeizige, der Revolutionär, der Diktator, Frankfurt/M. 1975, S. 100
  155.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009,S. 90
  156.  ↑ Kerber, M.: Richelieu oder Die Macht des Vorzimmers, Berlin 2004, S. 90
  157.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 45
  158.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 63
  159.  ↑ Dickmann, F.: Rechtsgedanke und Machtpolitik bei Richelieu. Studien an neuentdeckten Quellen. In: Historische Zeitschrift 196 (1963) S. 265–319, hier S. 287
  160.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 76
  161.  ↑ Kerber, M.: Richelieu oder Die Macht des Vorzimmers, Berlin 2004, S. 27
  162.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 63
  163.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 90
  164.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S, 65
  165.  ↑ Dickmann, F.: Rechtsgedanke und Machtpolitik bei Richelieu. Studien an neuentdeckten Quellen. In: Historische Zeitschrift 196 (1963) S. 265–319, hier S. 276
  166.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 87
  167.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 87
  168.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu Der Ehrgeizige, der Revolutionär, der Diktator, Frankfurt/M. 1975, S. 112
  169.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 76
  170.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 39
  171.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009,S. 113
  172.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu, Bergisch-Gladbach 1980, S. 72
  173.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 88
  174.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 122
  175.  ↑ Bonney, R.:Political Change in France under Richelieu and Mazarin 1624-1661, Oxford/London/Glasgow 1978, S. 87
  176.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu, Bergisch-Gladbach 1980, S. 125
  177.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 115
  178.  ↑ Ebd.
  179.  ↑ Zitiert aus Schunk, Geschichte Farnkreichs, a.a.O., S. 43
  180.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu, Bergisch-Gladbach 1980, S. 89
  181.  ↑ Newton, W.R.: Hinter den Fassaden von Versailles, Berlin 2010, S. 17
  182.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 137
  183.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 42
  184.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 55ff
  185.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 38
  186.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 76
  187.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 47
  188.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 164
  189.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 65
  190.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 27
  191.  ↑ Newton, W.R.: Hinter den Fassaden von Versailles, Berlin 2010, S. 53
  192.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 167
  193.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 53
  194.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 26
  195.  ↑ Newton, W.R.: Hinter den Fassaden von Versailles, Berlin 2010, S. 76
  196.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 53
  197.  ↑ Lablaude, P.A.: Die Gärten von Versailles, Worms 1995, S. 26
  198.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 97
  199.  ↑ Milovanovic, N: Les grands appartements de Versailles sous Louis XIV, Paris 2005, S. 44
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  201.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 79
  202.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 76
  203.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 178
  204.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 39
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  206.  ↑ Newton, W.R.: Hinter den Fassaden von Versailles, Berlin 2010, S. 76
  207.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 53
  208.  ↑ Lablaude, P.A.: Die Gärten von Versailles, Worms 1995, S. 26
  209.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 97
  210.  ↑ Milovanovic, N: Les grands appartements de Versailles sous Louis XIV, Paris 2005, S. 44
  211.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 176
  212.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 79
  213.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 76
  214.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 178
  215.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 39
  216.  ↑ Lablaude, P.A.: Die Gärten von Versailles, Worms 1995, S. 38
  217.  ↑ Milovanovic, N: Les grands appartements de Versailles sous Louis XIV, Paris 2005, S. 77
  218.  ↑ Lablaude, P.A.: Die Gärten von Versailles, Worms 1995, S. 49
  219.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 125
  220.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 39
  221.  ↑ Schwesig, B.-R.: Ludwig XIV. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 2001, S. 55
  222.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 103
  223.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 180
  224.  ↑ Schwesig, B.-R.: Ludwig XIV. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 2001, S. 73
  225.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 48
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  228.  ↑ Lewis, W. H.: Ludwig XIV. Der Sonnenkönig. Heyne, München 1989, S. 55
  229.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 175
  230.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 76
  231.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 197
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  233.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 29
  234.  ↑ Ziegler, G.: Der Hof Ludwigs XIV. in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1964, S. 28
  235.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 177
  236.  ↑ Wrede, M.: Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles, Darmstadt 2015, S. 39
  237.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 58
  238.  ↑ Bernier, O.: Ludwig XIV. Eine Biographie, Zürich 1989, S. 145
  239.  ↑ Goubert, P.: Ludwig XIV. und zwanzig Millionen Franzosen, Berlin 1973, S. 39
  240.  ↑ Erlanger, P.: Ludwig XIV. Das Leben eines Sonnenkönigs. Bechtermünz, Augsburg 1996, S. 103
  241.  ↑ Bluche, F.: Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV. Ploetz, Freiburg 1986, S. 38
  242.  ↑ Schultz, U.: Der Herrscher von Versailles. Ludwig XIV und seine Zeit, München 2006, S. 65
  243.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 68
  244.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 301
  245.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 37
  246.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 190
  247.  ↑ Schilling, H. Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763, Berlin 1998, S. 72
  248.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714, London/New York 1999, S. 30
  249.  ↑ Schilling, H. Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763, Berlin 1998, S. 63
  250.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 303
  251.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 87
  252.  ↑ Schilling, H. Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763, Berlin 1998, S. 55
  253.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 63
  254.  ↑ Sonnino, P.: Louis XIV. and the origins of the Dutch War, Cambridge/New York/New Rochelle 1988, S. 32
  255.  ↑ Spielman, J.P.: Leopold I. - Zur Macht nicht geboren, Graz/Wien/Köln 1981, S. 89
  256.  ↑ Schilling, H. Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763, Berlin 1998, S. 48
  257.  ↑ Sonnino, P.: Louis XIV. and the origins of the Dutch War, Cambridge/New York/New Rochelle 1988, S. 73
  258.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 15
  259.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 44
  260.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 189
  261.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311f
  262.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 17
  263.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 34
  264.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 192
  265.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 37
  266.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 312
  267.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 78
  268.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 182
  269.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 19
  270.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 193
  271.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 22
  272.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311
  273.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 39
  274.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 195
  275.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 27
  276.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 83
  277.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311
  278.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 195
  279.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 313
  280.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 73
  281.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 99
  282.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 56
  283.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 77
  284.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 82
  285.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 19
  286.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 193
  287.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 22
  288.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311
  289.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 39
  290.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 195
  291.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 27
  292.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 83
  293.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311
  294.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 195
  295.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 313
  296.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 73
  297.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 99
  298.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 56
  299.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 77
  300.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 82
  301.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 103
  302.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 201
  303.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 60
  304.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 7
  305.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 310
  306.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 39
  307.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 102
  308.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 3
  309.  ↑ van Kampen, R.G.: Geschichte der Niederlande. Band 2, Hamburg 1833, S. 192
  310.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 127
  311.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 192
  312.  ↑ van Kampen, R.G.: Geschichte der Niederlande. Band 2, Hamburg 1833, S. 215
  313.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 126
  314.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 34
  315.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 76
  316.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 1
  317.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 222
  318.  ↑ v. Schaumberg, D.: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313,hier S. 312
  319.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 4
  320.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 89
  321.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714, London/New York 1999, S. 57
  322.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 78
  323.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 5
  324.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 38
  325.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714, London/New York 1999, S. 74
  326.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 33
  327.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 49
  328.  ↑ Nolan, C. J.: Wars of the age of Louis XIV. 1650–1715. An encyclopedia of global warfare and civilization, Westport 2008, S. 516f.
  329.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 223
  330.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 222
  331.  ↑ Ebd., S. 224
  332.  ↑ Lynn, J. A.: The Wars of Louis XIV. 1667–1714, London 1999, S. 125
  333.  ↑ Nolan, C. J.: Wars of the age of Louis XIV. 1650–1715. An encyclopedia of global warfare and civilization, Westport 2008, S. 517
  334.  ↑ Lynn, J. A.: The Wars of Louis XIV. 1667–1714, London 1999, S. 135
  335.  ↑ Ebd., S. 227
  336.  ↑ Lynn, J.A.: The French Wars 1667–1714. The Sun king at war, Oxford 2002, S. 47f.
  337.  ↑ Lynn, J. A.: The Wars of Louis XIV. 1667–1714, London 1999, S. 130
  338.  ↑ Nolan, C. J.: Wars of the age of Louis XIV. 1650–1715. An encyclopedia of global warfare and civilization, Westport 2008, S. 516f.
  339.  ↑ Deutscher Hugenottenverein (Hrsg.): Das Edikt von Nantes. Das Edikt von Fontainebleau, Flensburg 1963, S. 90
  340.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 141
  341.  ↑ Das Edikt von Fontainebleau. 300-Jahrfeier Oktober 1985. Vortrag von Pfarrer Albrecht Prüfer im Französischen Gymnasium, in: Die Hugenottenkirche, 39. Jg., Nr.10, Oktober 1986, S. 38 f
  342.  ↑ Ebd.
  343.  ↑ Ebd.
  344.  ↑ Deutscher Hugenottenverein, Das Edikt von Nantes. Das Edikt von Fontainebleau, a.a.O., S. 91 f
  345.  ↑ Bluche, Im Schatten des Sonnenkönigs, a.a.O., S. 317
  346.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 66
  347.  ↑ Joutard, 1685-Ende und neue Chance für den französischen Protestantismus, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 20
  348.  ↑ Ebd.
  349.  ↑ Poujol, R.: Histoire d’un village cevenal : Vebron, Aix-en-Provence 1983, S. 132
  350.  ↑ Zitiert aus Spaich, H.: Fremd in Deutschland. Auf der Suche nach Heimat, a.a.O., S. 66
  351.  ↑ Bluche, Im Schatten des Sonnenkönigs, a.a.O., S. 311
  352.  ↑ Ebd.
  353.  ↑ Ebd. S. 312
  354.  ↑ Ebd.
  355.  ↑ Zitiert aus: Erbe, H.: Die Hugenotten in Deutschland, Essen 1937, S. 25
  356.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 358
  357.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 147
  358.  ↑ Jean-Baptiste Colbert (1619-1683) bekleidete seit dem Jahre 1661 den Posten des Oberintendanten der Finanzen in Frankreich. Durch grundlegende administrative, ökonomische und finanzielle Reformen schuf er die Voraussetzungen für die Außen- und Kolonialpolitik Ludwigs XIV. Er war einer der führenden Vertreter des Merkantilismus und förderte den französischen Außenhandel und die industrielle Entwicklung des Landes. Außerdem wurde er von Ludwig XIV. zum Oberintendanten der schönen Künste ernannt und gründete im Jahre 1666 die Academie des Sciences. Vgl. dazu Cole, C. W.: French Merkantilism 1683-1700, 2. Auflage, New York 1965; Scoville, W.C.: The Presecution of Huguenots and French Economic Development 1680-1720, Los Angeles 1960, S. 444 f ; Schumpeter, J. A.: Geschichte der ökonomischen Analyse, 2. Bde, Göttingen 1989 oder Mager, W.: Frankreich vom Ancien Regime zur Moderne, 1630-1830. Wirtschafts-, Gesellschafts- und politische Institutionengeschichte, Stuttgart 1980
  359.  ↑ Treue, W.: Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit im Zeitalter der industriellen Revolution 1700-1960, Stuttgart 1962, S. 89
  360.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 125
  361.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 31
  362.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. – Frankreichs Aufstieg in Europa. München 1951, S. 111
  363.  ↑ Ebd., S. 126
  364.  ↑ Mager, W.: Frankreich vom Ancien Regime zur Moderne, 1630-1830. Wirtschafts-, Gesellschafts- und politische Institutionengeschichte, Stuttgart 1980, S. 37
  365.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 49
  366.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 38
  367.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 83
  368.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 15
  369.  ↑ Vgl. dazu Almeras, C.: La revolte des Camisardes, Paris 1960 oder Ducasse, A.: La guerre des Camisardes. La resistance huguenotte sous Louis XIV., Paris 1962
  370.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 22
  371.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 19
  372.  ↑ Schwarz, H.: Der Kamisarden-Aufstand in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Eine Quellen-Untersuchung, Düsseldorf 1911, S. 49
  373.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 32ff
  374.  ↑ Schwarz, H.: Der Kamisarden-Aufstand in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Eine Quellen-Untersuchung, Düsseldorf 1911, S. 49
  375.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 49
  376.  ↑ Schwarz, H.: Der Kamisarden-Aufstand in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Eine Quellen-Untersuchung, Düsseldorf 1911, S. 89
  377.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 92f
  378.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 85
  379.  ↑ Schreiner,/Besier,: Toleranz, in: Brunner, O. u.a. (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe VI, a.a.O., S. 445-605, hier S. 542
  380.  ↑ Ebd., S. 543
  381.  ↑ Augustin, C./Wienand, J./Winkler, C.: Religiöser Pluralismus und Toleranz in Europa, Wiesbaden 2006, S. 78
  382.  ↑ Schwöbel, C./von Trippekskirch, D.: Die religiösen Wurzeln der Toleranz, Freiburg im Breisgau 2002, S. 67ff
  383.  ↑ Schreiner,/Besier,: Toleranz, in: Brunner, O. u.a. (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe VI, a.a.O., S. 445-605, hier S. 461
  384.  ↑ Ebd., S. 527
  385.  ↑ Broer, I./Schlüter, R.: Christentum und Toleranz, Darmstadt 1996, S. 167
  386.  ↑ von Thadden, R./Magdelaine, M.: Die Hugenotten 1685-1985, München 1985, S. 7
  387.  ↑ Spaich, Fremd in Deutschland. Auf der Suche nach Heimat, a.a.O., S. 66
  388.  ↑ Toleranz. In: Reinalter, H. (Hrsg.): Lexikon zum Aufgeklärten Absolutismus in Europa Wien u.a. 2005 S.613-615, hier S. 613
  389.  ↑ Gresch, E.: Die Hugenotten: Geschichte, Theologie und Wirkung. Leipzig, 2005 S.57
  390.  ↑ Gresch, E.: Die Hugenotten: Geschichte, Theologie und Wirkung. Leipzig, 2005 S.60
  391.  ↑ Bernard, A.: Die Revokation des Edikts von Nantes und die Protestanten in Südostfrankreich 1685-1730. München, 2003 S.156
  392.  ↑ Schama, S.: Der zaudernde Citoyen. Rückschritt und Fortschritt in der Französischen Revolution. München 1989, S.261
  393.  ↑ Gresch, E.: Die Hugenotten: Geschichte, Theologie und Wirkung. Leipzig, 2005 S.56
  394.  ↑ Christoph Graf zu Dohna gab in seinen „Memoires originaux“ einen Eindruck von der Situation in Berlin: „Bei meiner Rückkehr (1686) fand ich in Berlin angefüllt mit Franzosen; sie flüchteten in Massen hierher, angezogen von der günstigen Aufnahme, die der Kurfürst den ersten bereitet hatte. (…) Jeden Tag sah man Kaufleute, Manufakturunternehmer und vor allem Offiziere und Edelleute in Mengen eintreffen“ Zitiert nach: Glatzer, R. (Hrsg.): Berliner Leben 1648-1866. Erinnerungen und Berichte, Berlin 1956, S. 48
  395.  ↑ Zitiert nach: Wilke, J.: Rechtsstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen (1685-1809), in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100- ?, hier S. 100
  396.  ↑ Das Edikt von Potsdam wurde im Gegensatz zu anderen Edikten aufgrund der besonderen Situation, in denen sich die Flüchtlinge befanden, relativ kurzfristig verfasst. Bei der Ausarbeitung des Inhalts stützte sich der Kurfürst Friedrich Wilhelm unter anderem auf die Pfarrer Francois de Gaultier und Jacques Abbadie der französischen Gemeinde in Berlin. Sie machten den Kurfürsten und seine Berater mit Augenzeugenberichten über die Situation der Flüchtlinge vertraut.Vgl. dazu auch Mengin, E.: Das Edikt von Potsdam. Das Edikt von Fontainebleau, Paris 1963
  397.  ↑ Zitiert nach Tritt, I.: Der kulturgeographische Einfluß der Glaubensvertriebenen in Berlin, Berlin 1966, S. 3
  398.  ↑ Ebd.
  399.  ↑ Mengin, E.: Das Recht der französisch-reformierten Kirche in Preußen, Berlin 1929, S. 192
  400.  ↑ Zitiert nach: Wilke, Rechtsstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100
  401.  ↑ Zitiert nach: Ebd.
  402.  ↑ Ebd. S. 101
  403.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 30
  404.  ↑ Ebd.
  405.  ↑ Wilke, J.: Rechtstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen (1685-1809), in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100- ???, hier S. 102
  406.  ↑ Zitiert nach L’heureuse colonie, du celebration du Jubile des colonies francaises etablies dans les Etats du Roi: consistant en un Recueil de Sermons prononces dans les cinq paroisses francaises de Berlin, Berlin 1785, S. 5
  407.  ↑ Demandt, K.E.: Geschichte des Landes Hessen, 2. Auflage, Kassel/Basel 1972, S. 247
  408.  ↑ Darby, D.: Theodor Fontane und die Vernetzung der Welt: Die Mark Brandenburg zwischen Vormoderne und Moderne, in: Roland Berbig und Dirk Göttsche (Hrsg.) Metropole, Provinz und Welt. Raum und Mobilität in der Literatur des Realismus, Berlin/Boston 2013, S. 145-162, hier S. 155
  409.  ↑ Jolles, C.: Theodor Fontane. 4. Auflage, Stuttgart/Weimar 1993 , S. 15
  410.  ↑ Fontane, T.: Effi Briest. Mit einem Nachwort von Julia Franck, Berlin 2009, S. 16
  411.  ↑ Liesenhoff, C.: Fontane und das literarische Leben seiner Zeit, Bonn 1976, S. 33f
  412.  ↑ Jolles, C.: Fontane und die Politik. Ein Beitrag zur Wesensbestimmung Theodor Fontanes. 2. Auflage, Berlin/Weimar 1988, S. 37
  413.  ↑ Jolles, C.: Theodor Fontane. 4. Auflage, Stuttgart/Weimar 1993, S. 28
  414.  ↑ Darby, D.: Theodor Fontane und die Vernetzung der Welt: Die Mark Brandenburg zwischen Vormoderne und Moderne, in: Roland Berbig und Dirk Göttsche (Hrsg.) Metropole, Provinz und Welt. Raum und Mobilität in der Literatur des Realismus, Berlin/Boston 2013, S. 145-162, hier S. 154
  415.  ↑ Nürnberger, H.: Fontanes Welt, Berlin 1997, S. 18
  416.  ↑ Keisch, C./Schuster, P.-K./Wullen, M. (Hrsg.): Fontane und die bildende Kunst: Katalog zur Ausstellung vom 4. September bis 29. November 1998 in den Staatlichen Museen zu Berlin, Nationalgalerie am Kulturforum, Berlin 1998, S. 6
  417.  ↑ Grawe, C.: Führer durch Fontanes Romane: Ein Lexikon der Personen, Schauplätze und Kunstwerke, Stuttgart 1996 , S. 10
  418.  ↑ Attwood, K.: Fontane und das Preußentum. Baltica Verlag 2000, S. 88
  419.  ↑ Ohl, H.: Melusine als Mythos bei Theodor Fontane, in: Koopmann, H. (Hrsg.): Mythos und Mythologie in der Literatur des 19. Jahrhunderts, Frankfurt 1979, S. 289–303, hier S. 293
  420.  ↑ Attwood, K.: Fontane und das Preußentum. Baltica Verlag 2000, S. 47
  421.  ↑ Jolles, C.: Theodor Fontane. 4. Auflage, Stuttgart/Weimar 1993, S. 33
  422.  ↑ Liesenhoff, C.: Fontane und das literarische Leben seiner Zeit, Bonn 1976, S. 35
  423.  ↑ Craig, G. A.: Über Fontane, München 1997, S. 78
  424.  ↑ Ohl, H.: Melusine als Mythos bei Theodor Fontane, in: Koopmann, H. (Hrsg.): Mythos und Mythologie in der Literatur des 19. Jahrhunderts, Frankfurt 1979, S. 289–303, hier S. 293
  425.  ↑ Attwood, K.: Fontane und das Preußentum. Baltica Verlag 2000, S. 30
  426.  ↑ Grawe, C.: Führer durch Fontanes Romane: Ein Lexikon der Personen, Schauplätze und Kunstwerke, Stuttgart 1996, S. 18
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  428.  ↑ Darby, D.: Theodor Fontane und die Vernetzung der Welt: Die Mark Brandenburg zwischen Vormoderne und Moderne, in: Roland Berbig und Dirk Göttsche (Hrsg.) Metropole, Provinz und Welt. Raum und Mobilität in der Literatur des Realismus, Berlin/Boston 2013, S. 145-162, hier S. 145
  429.  ↑ Kahrmann, C.: Idyll im Roman: Theodor Fontane, München 1973, S. 44
  430.  ↑ Liesenhoff, C.: Fontane und das literarische Leben seiner Zeit, Bonn 1976, S. 49
  431.  ↑ Craig, G. A.: Über Fontane, München 1997, S. 89
  432.  ↑ Bartmann, D.: Fontane und sein Jahrhundert: Katalog zur Ausstellung vom 11. September 1998 bis 17. Januar 1999 im Märkischen Museum, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Berlin 1998, S. 17
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  434.  ↑ Fontane, T.: Effi Briest. Mit einem Nachwort von Julia Franck, Berlin 2009, S. 15
  435.  ↑ Attwood, K.: Fontane und das Preußentum. Baltica Verlag 2000, S. 26
  436.  ↑ Bartmann, D.: Fontane und sein Jahrhundert: Katalog zur Ausstellung vom 11. September 1998 bis 17. Januar 1999 im Märkischen Museum, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Berlin 1998, S. 9
  437.  ↑ Attwood, K.: Fontane und das Preußentum. Baltica Verlag 2000, S. 48
  438.  ↑ Keisch, C./Schuster, P.-K./Wullen, M. (Hrsg.): Fontane und die bildende Kunst: Katalog zur Ausstellung vom 4. September bis 29. November 1998 in den Staatlichen Museen zu Berlin, Nationalgalerie am Kulturforum, Berlin 1998, S. 16
  439.  ↑ Nürnberger, H.: Fontanes Welt, Berlin 1997, S. 15
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  441.  ↑ Ohl, H.: Melusine als Mythos bei Theodor Fontane, in: Koopmann, H. (Hrsg.): Mythos und Mythologie in der Literatur des 19. Jahrhunderts, Frankfurt 1979, S. 289–303, hier S. 300
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  444.  ↑ Demetz, P.: Formen des Realismus: Theodor Fontane. Kritische Untersuchungen, München 1964, S. 70
  445.  ↑ Helmstetter, R.: Die Geburt des Realismus aus dem Dunst des Familienblattes: Fontane und die öffentlichkeitsgeschichtlichen Rahmenbedingungen des poetischen Realismus, München 1997, S. 46
  446.  ↑ Kahrmann, C.: Idyll im Roman: Theodor Fontane, München 1973, S. 78
  447.  ↑ Berbig, R. (Hrsg.): Theodorus victor: Theodor Fontane, der Schriftsteller des 19. Jahrhunderts am Ende des 20. Jahrhunderts. Eine Sammlung von Beiträgen, Frankfurt am Main usw. 1999, S. 30
  448.  ↑ Jolles, C.: Fontane und die Politik. Ein Beitrag zur Wesensbestimmung Theodor Fontanes. 2. Auflage, Berlin/Weimar 1988, S. 67
  449.  ↑ Helmstetter, R.: Die Geburt des Realismus aus dem Dunst des Familienblattes: Fontane und die öffentlichkeitsgeschichtlichen Rahmenbedingungen des poetischen Realismus, München 1997, S. 48
  450.  ↑ Brinkmann, R.: Theodor Fontane. Über die Verbindlichkeit des Unverbindlichen, München 1967, S. 39
  451.  ↑ Demetz, P.: Formen des Realismus: Theodor Fontane. Kritische Untersuchungen, München 1964, S. 30
  452.  ↑ Brinkmann, R.: Theodor Fontane. Über die Verbindlichkeit des Unverbindlichen, München 1967, S. 40
  453.  ↑ Demetz, P.: Formen des Realismus: Theodor Fontane. Kritische Untersuchungen, München 1964, S. 27
  454.  ↑ Helmstetter, R.: Die Geburt des Realismus aus dem Dunst des Familienblattes: Fontane und die öffentlichkeitsgeschichtlichen Rahmenbedingungen des poetischen Realismus, München 1997, S. 67
  455.  ↑ Darby, D.: Theodor Fontane und die Vernetzung der Welt: Die Mark Brandenburg zwischen Vormoderne und Moderne, in: Roland Berbig und Dirk Göttsche (Hrsg.) Metropole, Provinz und Welt. Raum und Mobilität in der Literatur des Realismus, Berlin/Boston 2013, S. 145-162, hier S. 159
  456.  ↑ Grawe, C.: Führer durch Fontanes Romane: Ein Lexikon der Personen, Schauplätze und Kunstwerke, Stuttgart 1996 , S. 75ff
  457.  ↑ Arnold, H. L. (Hrsg.): Theodor Fontane, München 1989, S. 89ff
  458.  ↑ Brinkmann, R.: Theodor Fontane. Über die Verbindlichkeit des Unverbindlichen, München 1967, S. 47
  459.  ↑ Helmstetter, R.: Die Geburt des Realismus aus dem Dunst des Familienblattes: Fontane und die öffentlichkeitsgeschichtlichen Rahmenbedingungen des poetischen Realismus, München 1997, S. 129
  460.  ↑ Helmstetter, R.: Die Geburt des Realismus aus dem Dunst des Familienblattes: Fontane und die öffentlichkeitsgeschichtlichen Rahmenbedingungen des poetischen Realismus, München 1997, S. 34
  461.  ↑ Mittenzwei, I. Die Sprache als Thema. Untersuchungen zu Fontanes Gesellschaftsromanen, Bad Homburg 1970, S. 34
  462.  ↑ Beck, A.: Bau auf, bau auf! Poetische Ingenieurskunst in Theodor Fontanes 'Brück' am Tay'. In: Angermion 7 (2014), S. 125–155, hier S. 128
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  467.  ↑ Carr, G.: Entgleisung und Dekonstruktion. Theodor Fontanes 'Die Brück’ am Tay'. In: Das schwierige neunzehnte Jahrhundert. Germanistische Tagung zum 65. Geburtstag von Eda Sagarra im August 1998, Tübingen 2000, S. 319–333, hier S. 327
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  471.  ↑ Carr, G.: Entgleisung und Dekonstruktion. Theodor Fontanes 'Die Brück’ am Tay'. In: Das schwierige neunzehnte Jahrhundert. Germanistische Tagung zum 65. Geburtstag von Eda Sagarra im August 1998, Tübingen 2000, S. 319–333, hier S. 325
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  474.  ↑ Carr, G.: Entgleisung und Dekonstruktion. Theodor Fontanes 'Die Brück’ am Tay'. In: Das schwierige neunzehnte Jahrhundert. Germanistische Tagung zum 65. Geburtstag von Eda Sagarra im August 1998, Tübingen 2000, S. 319–333, hier S. 327
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  478.  ↑ Carr, G.: Entgleisung und Dekonstruktion. Theodor Fontanes 'Die Brück’ am Tay'. In: Das schwierige neunzehnte Jahrhundert. Germanistische Tagung zum 65. Geburtstag von Eda Sagarra im August 1998, Tübingen 2000, S. 319–333, hier S. 328
  479.  ↑ Roth, D.: Das literarische Werk erklärt sich selbst. Theodor Fontanes „Effi Briest“ und Gabriele Reuters „Aus guter Familie„ poetologisch entschlüsselt, Berlin 2012, S. 79
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  481.  ↑ Nobis, H.:Theodor Fontane: Effi Briest. Text, Kommentar und Materialien, München 2008, S. 17
  482.  ↑ Demetz, P.: Formen des Realismus: Theodor Fontane. Kritische Untersuchungen, München 1964, S. 90
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  484.  ↑ Bräutigam, K.: Theodor Fontane: 'Die Brück am Tay'. In: Die deutsche Ballade. Wege zu ihrer Deutung auf der Mittelstufe, hg. von Kurt Bräutigam, 5. Aufl., Frankfurt am Main, Berlin und München 1971, S. 108–116, hier S. 109
  485.  ↑ Fontane, T.: Effi Briest. Mit einem Nachwort von Julia Franck, Berlin 2009, S. 98
  486.  ↑ Rohse, H.: „Arme Effi!“ Widersprüche geschlechtlicher Identität in Fontanes „Effi Briest“. In dies.: Unsichtbare Tränen. Effi Briest – Oblomow – Anton Reiser – Passion Christi. Psychoanalytische Literaturinterpretationen zu Theodor Fontane, Iwan A. Gontscharow, Karl Philipp Moritz und Neuem Testament, S. 17–31, hier S. 18
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  488.  ↑ Schafarschik, W. (Hrsg.): Theodor Fontane. Effi Briest. Erläuterungen und Dokumente, Stuttgart 1972, S. 87
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  490.  ↑ Ebd., S. 164
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  492.  ↑ Ebd., S. 236
  493.  ↑ Ebd., S. 285
  494.  ↑ Darby, D.: Theodor Fontane und die Vernetzung der Welt: Die Mark Brandenburg zwischen Vormoderne und Moderne, in: Roland Berbig und Dirk Göttsche (Hrsg.) Metropole, Provinz und Welt. Raum und Mobilität in der Literatur des Realismus, Berlin/Boston 2013, S. 145-162, hier S. 154
  495.  ↑ Ebd., S. 269f
  496.  ↑ Ebd., S.248
  497.  ↑ Ebd., S. 286
  498.  ↑ Ebd., S. 5
  499.  ↑ Ebd., S. 14
  500.  ↑ Ebd., S. 213
  501.  ↑ Ebd., S. 283
  502.  ↑ Ebd., S. 286
  503.  ↑ Ebd., S. 7
  504.  ↑ Ebd., S. 9
  505.  ↑ Ebd., S. 16
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  507.  ↑ Ebd., S. 11
  508.  ↑ Ebd., S. 277
  509.  ↑ Ebd., S. 156f
  510.  ↑ Ebd., S. 273
  511.  ↑ Ebd., S. 42
  512.  ↑ Ebd., S. 45
  513.  ↑ Ebd., S. 48
  514.  ↑ Ebd., S. 82
  515.  ↑ Ebd., S. 169
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  518.  ↑ Ebd., S. 35
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  520.  ↑ Ebd., S. 12
  521.  ↑ Ebd. S. 13
  522.  ↑ Ebd., S. 12
  523.  ↑ Ebd., S. 152
  524.  ↑ Ebd., S. 86
  525.  ↑ Ebd., S. 153
  526.  ↑ Ebd., S. 156
  527.  ↑ Ebd., S. 146f
  528.  ↑ Ebd., S. 12
  529.  ↑ Ebd., S. 157
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  533.  ↑ Schafarschik, W. (Hrsg.): Theodor Fontane. Effi Briest. Erläuterungen und Dokumente, Stuttgart 1972, S. 91
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  536.  ↑ Meyer-Bothling, J.U.: Klausurtraining Effi Briest, Stuttgart 2008, S. 145
  537.  ↑ Stern, J. P.: Effi Briest – Madame Bovary – Anna Karenina. In: Modern Language Review 52 (1957), S. 363–375, hier S. 365
  538.  ↑ Fontane, T.: Effi Briest. Mit einem Nachwort von Julia Franck, Berlin 2009, S. 236
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  540.  ↑ Demetz, P.: Formen des Realismus: Theodor Fontane. Kritische Untersuchungen, München 1964, S. 68
  541.  ↑ Brinkmann, R.: Theodor Fontane. Über die Verbindlichkeit des Unverbindlichen, München 1967, S. 128
  542.  ↑ Berger, N.: Stundenblätter Fontane „Effi Briest“, Stuttgart 2004, S. 166
  543.  ↑ Darby, D.: Theodor Fontane und die Vernetzung der Welt: Die Mark Brandenburg zwischen Vormoderne und Moderne, in: Roland Berbig und Dirk Göttsche (Hrsg.) Metropole, Provinz und Welt. Raum und Mobilität in der Literatur des Realismus, Berlin/Boston 2013, S. 145-162, hier S. 161
  544.  ↑ Roth, D.: Das literarische Werk erklärt sich selbst. Theodor Fontanes „Effi Briest“ und Gabriele Reuters „Aus guter Familie„ poetologisch entschlüsselt, Berlin 2012, S. 65
  545.  ↑ Berger, N.: Stundenblätter Fontane „Effi Briest“, Stuttgart 2004, S. 170
  546.  ↑ Mittenzwei, I. Die Sprache als Thema. Untersuchungen zu Fontanes Gesellschaftsromanen, Bad Homburg 1970, S. 48