e-Portfolio von Michael Lausberg
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Hugenottische Einwanderung nach Preußen

Das Edikt von Potsdam und ähnliche Dekrete

Das wichtigste Zufluchtsland für die hugenottischen Glaubensflüchtlinge war sowohl im Hinblick auf die Zahl der Emigranten als auch in Bezug auf die strukturellen Voraussetzungen ihrer Aufnahme Brandenburg-Preußen. Das Herrscherhaus von Brandenburg-Preußen nahm durch die Konversion des Kurfürsten Johann Sigismund im Jahre 1613 den reformierten Glauben an. Von den ungefähr 43.000 hugenottischen Flüchtlingen, die in die deutschen Territorien einwanderten, ließen sich ca. 20.000 in Brandenburg-Preußen nieder.[1]

Die Grundlage für die Ansiedlung war das am 25.10.1685 erlassene Edikt von Potsdam des Kurfürsten Friedrich Wilhelm „betreffend diejenigen Rechte, Privilegia und andere Wohlthaten, welche Se. Churfürstl. Durchl. Zu Brandenburg den Evangelisch-Reformierten Frantzösischer Nation, so sich in Ihren Landen niederlassen werden, wegen der Jurisdiction und sonst, dasselbst zu verstatten gnädigst entschlossen seyn“.[2]

Das Edikt legte in vierzehn Artikeln die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge in Brandenburg-Preußen fest.[3] Zunächst regelte es die Unterstützung auf der Flucht, die Hilfeleistung bei der Einwanderung und die Niederlassung:[4] „Das Edikt schrieb die Wege vor, die von den Hugenotten einzuschlagen waren; die Sammelorte hießen Amsterdam, Frankfurt am Main und Hamburg. Von dort aus sollten die Vertriebenen, durch kurfürstliche Kommissare empfangen, nach den von ihnen gewählten Orten weitergeleitet werden. Es schlägt ihnen eine Reihe von Städten als zur Ansiedlung besonders geeignet vor und befiehlt, dass sie dort gut aufgenommen und mit allem zur Ansiedlung Nötigen versehen werden sollen.“

Weiterhin verbot das Edikt von Potsdam der autochthonen Bevölkerung in Brandenburg-Preußen, den hugenottischen Flüchtlingen Nahrungsmittel zu verweigern. Ihr aus Frankreich mitgebrachter Besitz durfte ungehindert nach Brandenburg-Preußen eingeführt werden.

Der Kurfürst übergab den Flüchtlingen verfallene oder verlassene Häuser als erbliches Eigentum.[5] Außerdem erhielten sie von Friedrich Wilhelm die notwendigen Materialien zum Wideraufbau der Häuser und wurden von allen Abgaben befreit. Beim Bau eines Hauses überwies die kurfürstliche Verwaltung den Hugenotten geeignete Baustellen mit den dazugehörigen Gärten und Wiesen sowie die benötigten Baumaterialien; dazu kam eine zehnjährige Abgabenfreiheit.

Im Edikt von Potsdam erteilte der Kurfürst den Flüchtlingen das Bürgerrecht und gewährte ihnen den Eintritt in die Zünfte. Manufakturgründungen von hugenottischen Kaufleuten wurden durch umfangreiche Privilegien und finanzielle Zuwendungen unterstützt. Das Edikt beinhaltete ebenso das Recht der Ausübung der reformierten Religion in französischer Sprache und die Ernennung von eigenen Geistlichen:[6] „In einer ieden Stadt wollen wir gedachten Unsern Frantzösischen Glaubens-Genossen einen besonderen Prediger halten, auch einen bequemen Ort anweisen lassen, woselbst das exercitium Religionis Reformatae in Frantzösischer Sprache, und der Gottesdienst mit eben denen Gebräuchen und Ceremonien gehalten werden sol, wie es biß anhero bey den Evangelisch Reformierten Kirchen in Franckreich bräuchlich gewesen.“

Ein weiteres Privileg des Ediktes war die standesgemäße Gleichstellung der eingewanderten hugenottischen Adeligen mit dem einheimischen Adel.

Im Artikel 10 des Ediktes von Potsdam gewährte der Kurfürst Friedrich Wilhelm den Hugenotten in den Städten einen Richter zur Schlichtung interner Auseinandersetzungen:[7] „So viel die Jurisdiction und Entscheidung der zwischen offt gedachten Frantzösischen Familien sich ereignender Irrungen und Streitigkeiten betrifft, da sind wir gnädig zufrieden, und bewilligen hiermit, dass in den Städten, wo selbst verschieden Frantzösische Familien vorhanden, dieselbe iemand ihres Mittels erwägen mögen, welcher bemächtiget seyn soll, dergleichen differentien ohne eigene Weitläufftigkeit, in der Güte zu vergleichen und abzuthun.“

Ein Kollegium aus hugenottischen Richtern und deutschen Magistratsangehörigen kümmerte sich um Streitigkeiten zwischen deutschen und französischen Personen:[8] „Daferne aber solche Irrungen unter Teutschen an einer, und Frantzösischen Leuten anderer Seite sich ereignen. So sollen selbige durch den Magistrat eines ieden Orts und diejenige welche die Frantzösische Nation zu ihrem Schieds-Richter erwählen wird, zugleich und gesamter Hand untersuchet, und summariter zu Recht entschieden und erhöret werden, welches dann auch als dann statt haben soll, wann die unter Frantzosen allein vorfallende differentien, dergestalt wie oben erwehnet, in der Güte nicht beygeleget und verglichen werden können.“

Das Edikt von Potsdam sprach den Glaubensflüchtlingen zwar weitgehende Rechte und Privilegien zu, von einer Selbstverwaltung der Hugenotten war darin nicht die Rede. Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich die hugenottische Gemeinde zu einer festen Gemeinschaft mit eigenständigem Charakter.[9]

Am 23.11.1685 wurde in Berlin ein Kommissariat für die Angelegenheiten der hugenottischen Flüchtlinge innerhalb des Generalkriegskommissariats gegründet, das als Kontrollorgan die Durchführung der Bestimmungen des Potsdamer Ediktes kontrollieren sollte.[10] Der erste Vorsitzende des Kommissariats wurde Marshall Joachim Ernst von Grumbkow (1637-1690), sein Stellvertreter war der ehemalige brandenburgische Gesandte in Frankreich, Ezechiel Freiherr von Spanheim (1629-1710). Die hugenottischen Vertreter Graf d’Espence und du Bellay d’Ancle gehörten ebenfalls dem Kommissariat an.

Alle nach Brandenburg-Preußen emigrierten Flüchtlinge mussten sich dort kurz nach ihrer Ankunft melden; erst nach der genauen Feststellung ihrer Verhältnisse besaßen sie einen Anspruch auf die im Edikt von Potsdam erteilten Vergünstigungen und Privilegien. Für die hugenottischen Exulanten war in den meisten Fällen der damalige Leiter der französischen Gemeinde von Berlin, de Gaultier, der erste Ansprechpartner, der den Kontakt zum Kommissariat herstellte.[11]

Nachdem die hugenottischen Glaubensflüchtlinge bei einem französischen Richter bzw. Oberrichter den Untertaneneid geschworen hatten, lebten sie als Untertanen des Kurfürsten bzw. des Königs in Brandenburg-Preußen. Sie nahmen eine gewisse Sonderstellung gegenüber der deutschen Bevölkerung ein, da sie unter der Schirmherrschaft der Hohenzollern eine innere kirchliche und juristische Selbstverwaltung aufbauen durften.[12]

Bei der rechtlichen und verwaltungsmäßigen Eingliederung der hugenottischen Kolonien in das brandenburg-preußische Staatswesen lassen sich zwei Entwicklungslinien voneinander unterscheiden. Zuerst erfolgte zwischen den Jahren 1685 und 1690 die Herausbildung einer eigenständigen Gerichtsbarkeit als Teil des Sonderstatus der hugenottischen Kolonien. Danach erhielten die französischen Kolonien bis zum Jahre 1720 die wesentlichen rechtlichen Grundlagen für den Ausbau ihrer eigenen Gerichtsbarkeit und Selbstverwaltung. Bis zur juristischen Auflösung der Kolonien im Jahre 1809 kam es zu keinen wesentlichen Veränderungen in der Rechtssprechung und Verwaltung der hugenottischen Kolonien.

Die elementare Bedeutung des Ediktes von Potsdam für die hugenottischen Glaubensflüchtlinge wird an der historischen Einleitung zu einem Predigtensammelband aus dem Jahre 1785 ersichtlich:[13] „Nach hundert Jahren widmen die Fremden einen besonderen Tag ehrlichen Freudenfesten. (…) Sie prägen Münzen und schreiben Bücher, um zu verhindern, daß eine lange Reihe von Jahren aus dem Gedächtnis auszulöschen, was die Vorfahren gewesen sind und getan haben.“

Für das erste Aufnahmeprivileg für Glaubensflüchtlinge in Hessen-Kassel aus dem Jahre 1604 war Landgraf Moritz, der nach der Hochzeit mit Juliane von Nassau-Dillenburg den protestantischen Glauben angenommen hatte, verantwortlich.[14] Er formulierte ein Einladungsschreiben an die aus den spanischen Niederlanden vertriebenen reformierten Flüchtlinge, in dem es vor allem um die Anwerbung von Handwerkern und Fabrikanten ging. Den Flüchtlingen wurde darin das Bürgerrecht gewährt und die Aufnahme in die Zünfte und Gilden in Aussicht gestellt. Religiöse Privilegien für die Glaubensflüchtlinge wurden in diesem Privileg nicht erwähnt.

Obwohl am 14.09.1615 das Privileg von Landgraf Moritz bestätigt wurde, ist lediglich von einer kleinen Anzahl von Flüchtlingen, die sich infolge dessen in Hessen-Kassel ansiedelten, auszugehen. In Kassel bildete sich für kurze Zeit eine französische Gemeinde mit eigenem Prediger.[15]

Als „Vorläufer des Ansiedlungsprogramms“[16] für Glaubensflüchtlinge in Hessen unter dem Landgraf Karl I.(1677-1730) ist das Gespräch am 12.06.1680 zwischen Jean Francois de Paule, Chavalier Seigneur de Sardan[17] und dem Landgrafen, wo es um die Aufnahme von Hugenotten in Hessen-Kassel ging, anzusehen.

Sardan war einer der Rädelsführer von Aufständen in Frankreich unter Ludwig XIV., er organisierte während der Jahre 1674 bis 1678 finanziell unterstützt durch die Niederlande eine Erhebung in den Provinzen Guyenne, Languedoc, Dauphine und Provence.[18] Nach dem Scheitern dieses Aufstandsversuches musste Sardan Frankreich verlassen und flüchtete in die Niederlande.

Im Laufe der Unterredung mit dem Landgrafen schlug Sardan die Gründung reformierter Gemeinden in Hessen-Kassel bestehend aus Hugenotten, die im Begriff waren, Frankreich zu verlassen oder aus Flüchtlingen, die sich bereits in anderen Ländern aufhielten, vor.[19] Bis zur Errichtung der Gemeinden schwebte ihm Marburg als provisorischer Ansiedlungsort vor. Weiterhin forderte er die Anstellung sowohl eines Kantors als auch eines Predigers als wesentliche Voraussetzung für die Niederlassung von Hugenotten in Hessen-Kassel.[20]

Seine ursprünglich gegenüber Sardan geäußerte Zustimmung zog der Landgraf aus nicht näher bekannten Gründen[21] wieder zurück und vertröstete ihn auf einen späteren Zeitpunkt.

Landgraf Karl schuf noch vor dem Widerruf des Ediktes von Nantes die Grundlagen für die Einwanderung der Hugenotten durch die Veröffentlichung des Ediktes vom 18.4.1685. Die Behauptung Schmidmanns, dass Karl „der erste deutsche Fürst gewesen ist, der sich offen zur Aufnahme der Hugenotten bereit erklärte“[22], trifft nicht zu. Kurfürst Karl von der Pfalz gab bereits im Jahre 1682 eine Urkunde für die geplante Niederlassung von Hugenotten in Friedrichsfeld heraus.[23] Außerdem veröffentlichte Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Celle im August 1684 ein Edikt zur Aufnahme hugenottischer Flüchtlinge.[24] In der „Freiheitskonzession und Begnadigung für die fremden Manufacturiers ect.“ gestattete der Landgraf den Flüchtlingen die Erbauung einer Kirche und die Berufung eigener Prediger und Schulmeister:[25]

Dafern sie der deutschen Sprache nicht kundig sein, soll ihnen entweder, eine eigene Kirche auf ihren Kosten aufzubauen, und darin in ihrer Sprache, fromme gottesfürchtige Prediger und Schulmeister, doch mit Ihr. Hochfürstl. Durchl. Oder dero nachgesetzten consistorii Vorwissen, und auf vorher gegangenes Examen und Approbation, zu berufen, frei gelassen werden, welche aber doch Ihrer Hochfürstl. Durchl. Das homagium zu leisten schuldig sein sollen.“

Nachdem die Flüchtlinge den Treueid auf den Landgrafen geschworen hatten, sollten sie den anderen Einwohnern rechtsmäßig gleichgestellt werden. Bei Streitfällen unter den Flüchtlingen übernahm die Regierung oder der jeweilige Beamte des Ortes die Zuständigkeit:[26] „Wann unter ihnen in geist-als weltlichen Sachen Streitigkeiten entstehen würden, sollen dieselbe(n) durch dero nachgesetzte Regierung oder Konsortium oder durch jedes Orts Beamte untersucht, beide Teile in Güte gehört und verglichen, oder bei derer Entstehung, nach den gemeinen Rechten, oder jedes Orts Gewohnheit dezidiert und entschieden werden.“

Die Normen der Entscheidungen bildeten das Landesrecht oder das örtliche Gewohnheitsrecht. Mogk bemerkt mit Recht, dass dadurch die mögliche Anwendung von Gewohnheitsrechten aus ihren früheren Gemeinden ausgeklammert wurde.[27] Jedoch richtete Karl im Jahre 1686 eine Französische Kommission ein, die als Mittelbehörde für die Verwaltungs- und Gerichtsangelegenheiten der Flüchtlinge zuständig war.[28]

Den Hauptteil des Ediktes nahmen wirtschaftspolitische Bestimmungen des Landgrafen ein. Um möglichst viele Handwerker unter den Flüchtlingen zur Ansiedlung zu bewegen, genehmigte Karl die freie Einfuhr von Hausrat und Betriebseinrichtungen:[29] „Soll sowohl der Prinzipalen, als auch derjenigen Personen, welche sie zu Verrichtungen ihrer Manufakturen Handwerk und Partierung, als Meister, Gesellen, Handlanger, Färber und dergleichen, zu beschreiben haben, ihre Hausgeräte, Mobilien, und andere instrumenta, welche sie zu ihrem Haushalt, oder Treib, und Verfertigung der Manufakturen oder Handwerke nötig haben und mit sich führen, sobald solche in hiesiges Fürstentum Hessen und zugehörigen Graf- und Herrschaften gebracht werden, von allen Zöllen befreit sein.“

Zur Ankurbelung der Handwerksproduktion wurde die Gewerbeausübung in der gesamten Landgrafschaft für die Flüchtlinge erlaubt. Weiterhin wurden die hugenottischen Einwanderer zehn Jahre lang von allen öffentlichen Abgaben befreit:[30] „Und damit sie desto besser und mit mehrerem Nutzen ihre Handwerke und Manufakturen treiben können, wollen vor höchstermelte Ihro Hochfürstl. Durchl. Ihnen von allen oneribus, Schatzung, Steuern, Kontributionen, Einquartierungen, Diensten, Wachten und dergleichen, auf die nacheinander folgenden zehn Jahre die Freiheit erteilen, (…).“

Den Fabrikanten unter den Ansiedlern wurden abhängig vom Ermessen des Landgrafen weitere Privilegien und eine Verlängerung der allgemeinen Befreiung in Aussicht gestellt.

Die religiösen Zugeständnisse des Landgrafen gingen dagegen nicht so weit. Das französisch-reformierte Glaubensbekenntnis (confession de foi), die Kirchenordnung (discipline ecclesiastique), der Kirchenvorstand (consistoire) und die Synoden fanden keine Erwähnung in diesem Edikt.

Neben der Residenzstadt Kassel wurden mit Homberg/Efze, Gudensberg, Felsberg, Hofgeismar, Gerbenstein und Melsungen kleinere Städte als Ansiedlungsorte vorgeschlagen, dessen Bevölkerungszahl durch den Dreißigjährigen Krieg stark abgenommen hatte.

Es lässt sich feststellen, dass das Edikt hauptsächlich von wirtschaftspolitischen Erwägungen bestimmt wurde. Mogk bemerkt richtigerweise:[31] „Die auffällige Bevorzugung des Handwerks und vor allem der Manufakturen samt den dafür bewilligten Sondervergünstigungen lassen den Charakter dieses Privilegs eindeutig erkennen: Es handelt sich keineswegs um ein sogenanntes Religionsedikt, sondern ausschließlich um eine wirtschaftspolitische Steuerungsmaßnahme im Sinn des Merkantilismus.“

Mit dem Edikt vom 01.08.1685 erweiterte der Landgraf die schon existierenden Vergünstigungen für die Glaubensflüchtlinge.[32] Karl erklärte sich darin bereit, die Bezahlung des Predigers und des Schulmeisters zu übernehmen. Die ökonomischen Vergünstigungen wurden nochmals erweitert. Die Zahl der Freijahre stieg auf zwölf, wobei dieser Zeitraum auch auf die Kinder übertragen werden konnte. Für den Bau neuer Häuser erhielten die Flüchtlinge kostenlose Grundstücke und unendgeldliche Lieferungen von Holz, Steinen, Sand und anderen notwendigen Materialien. Weiterhin billigte der Landgraf den Einwanderern den Erwerb adeliger Ländereien mitsamt den damit verbundenen Privilegien an. Im Gegensatz zum Edikt vom 18.04. wurde Kassel als einziger Ansiedlungsort genannt.

Das dritte Edikt vom 12.12.1685, das ausschließlich in französischer Sprache verfasst wurde, enthielt eine Zusammenfassung aller bisherigen Privilegien, wobei einige punktuelle Erweiterungen durchgeführt wurden.[33] Die Anzahl der Freijahre wurde gegenüber den beiden früheren Edikten erhöht. Als Regel galten zehn bis zwölf Jahre, der Wohnungsbau wurde jedoch mit fünfzehn Freijahren belohnt. Außerdem wurden denjenigen Personen, die ihr Vermögen in Hessen-Kassel verzinslich anlegten, eine Abgabenfreiheit von sechs Jahren zugesichert.

Im Gegensatz zu anderen hugenottischen Gemeinden in Brandenburg-Preußen, die kurz nach dem Edikt von Potsdam aus dem Jahre 1685 in verschiedenen Städten und Dörfern des Landes gegründet wurden, konstituierte sich die französische Gemeinde in Potsdam erst im Jahre 1723.[34] Die wenigen hugenottischen Flüchtlinge, die Ende des 17. Jahrhunderts nach Potsdam kamen, wurden zunächst Mitglied der im Jahre 1662 entstandenen deutschen reformierten Gemeinde. Diejenigen Hugenotten, die am Hof des Kurfürsten in Potsdam angestellt waren, wohnten zu einem großen Teil in Berlin und gehörten der französischen Gemeinde in Berlin an.[35]

Hugenottische Ansiedlung in Brandenburg-Preußen

Berlin

In Berlin gehörte im Jahre 1700 von insgesamt 28.500 Einwohnern etwa jeder fünfte zu den geflüchteten Franzosen, die hauptsächlich in den neu entstandenen Städten Dorotheenstadt und Friedrichstadt sesshaft wurden.[36] Sie brachten nur geringe Eigenmittel mit, waren also zunächst auf Hilfe angewiesen. Seit 1672 existierte in Berlin eine von den ersten, vereinzelten Religionsflüchtlingen gegründete französisch-reformierte Gemeinde.[37] Die Kirchengemeinde war die natürliche Anlaufstelle für die zahlreichen neuen Réfugiers, war aber hoffnungslos überfordert mit der Aufgabe, deren unmittelbare materielle Not zu beheben. Da auch eine Kollekte unter der einheimischen Bevölkerung keine ausreichenden Mittel brachte, ordnete der Kurfürst am 22. Januar 1686 eine Zwangsabgabe an, verbunden mit dem beruhigenden Hinweis, dass dies die einzige Abgabe dieser Art bleiben würde.

Das Wohlwollen des Hofes, des Adels und der meisten Intellektuellen war den Neubürgern sicher. Der Kurfürst selbst hatte sie schließlich eingeladen. Französisch galt den gesellschaftlichen Eliten Europas um 1700 als Ausdruck zivilisierter Lebensart – die Sprache der Hugenotten wurde also als Ausweis ihrer kulturellen Verwandtschaft bewertet.[38] Die gemeinsame reformierte Konfession im Gegensatz zum lutherischen Bekenntnis der deutschen Untertanen tat ein Übriges.

Dagegen stand die einfache Berliner Bevölkerung den Franzosen größtenteils ablehnend gegenüber. Deren Aussehen war ungewohnt, ihre Sprache unverständlich, die Religionsausübung fremd. Mit ihrem Eintreffen wurden Wohnraum und Lebensmittel knapp, Preissteigerungen waren die Folge. Wichtiger noch: Man glaubte die eigene berufliche Existenz in Gefahr und neidete den Zugereisten ihre Privilegien. So wurden ihnen vielfach Hindernisse in den Weg gelegt. Die Zünfte verweigerten die ungehinderte Aufnahme der Fremden, es gab Fälle von Brandstiftungen und zerbrochenen Fenstern durch Steinwürfe. Auch die allgemeine Schutzzusage des Kurfürsten bot keinen sicheren Schutz vor Belästigungen dieser Art.

Bis etwa 1720 hatte sich ein spezifischer Sonderstatus entwickelt, ein eigener Verwaltungsapparat, an dessen Spitze ein chef de la nation stand, darunter ein französisches Oberdirektorium. Amtssprache war Französisch. Ein eigenes Gerichtswesen mit drei Instanzen sprach Recht nach französischem Vorbild. Gesetze wurden zwar zweisprachig veröffentlicht, für die Hugenotten war aber allein die französische Fassung maßgeblich.

Die wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen der Flüchtlinge, ihre Religion und ihre Sprache veränderten zum Teil nachhaltig die deutsche Umgebung. Weit größere Veränderungen aber hatten die Hugenotten selbst zu bewältigen als Minderheit in einer rasch anwachsenden deutschen Bevölkerung.[39]

In ihren Sitten und Gebräuchen passten sie sich allmählich ihrer neuen Umgebung an, hielten aber relativ lange an ihrer Heimatsprache fest – neben der Religion das wichtigste Element ihrer Gruppenidentität.[40] Für die Führungsschicht blieb Französisch ein Statussymbol. Handwerker, Kaufleute, Tagelöhner und Dienstpersonal aber mussten Deutsch lernen, um im Berufsalltag mithalten zu können; nach einer Übergangszeit ging dann in diesen Sozialschichten die Sprache der Vorfahren verloren. Am längsten hielt sich das Französische in Gottesdienst und Kirche. Nachdem bis ins 19. Jahrhundert hinein ausschließlich auf Französisch gepredigt worden war, setzte sich die Gewohnheit durch, Gottesdienste abwechselnd in beiden Sprachen abzuhalten. Kirchenbücher wurden erst seit 1896 in deutscher Sprache geführt.

Zwischen 1696 und 1705 wurden Ehen noch zu 80 % innerhalb der französischen Bevölkerungsgruppe geschlossen.[41] Dies änderte sich schon in der zweiten, mehr noch in der dritten Generation. Auch hier verhielten sich die Bürgerlichen unter den Hugenotten eher konservativ, während Mischehen zwischen Arbeitern und Arbeiterinnen der Manufakturen bald zur Normalität wurden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte sich das Verhältnis nahezu umgekehrt: zu 70 % heirateten Angehörige der französischen Kolonie deutsche Partner. Die eingesessenen Berliner gaben ihre Ablehnung auf – man erkannte an, dass die Neuen weit mehr Vor- als Nachteile mit sich brachten und fand zudem Geschmack an zuvor unbekannten oder wenig verbreiteten Produkten wie Weißbier, Spargel und feineren Salaten. Die ersten, viel besuchten öffentlichen Gartenlokale wurden um 1750 in der Nähe des Brandenburger Tores durch Réfugiers eröffnet. Viele Deutsche bemühten sich sogar um Aufnahme in die französische Kolonie, weil sie dadurch juristische Vorteile erlangen konnten. Immer weniger Réfugiers sprachen Französisch, immer mehr Deutsche wandten es an, oft mehr schlecht als recht.[42]

1785 feierte die französische Kolonie mit großem Aufwand den 100. Jahrestag des Edikts von Potsdam. In Festgottesdiensten und Festschriften dankte man dem Herrscherhaus der Hohenzollern, wies aber auch nachdrücklich auf die eigenen Leistungen hin. Die Enkel und Urenkel der Einwanderer verstanden sich nun als eine Gruppe wichtiger französischer Kulturträger und gleichzeitig als vorbehaltlos staatstreue preußische Patrioten. Dieses Selbstverständnis wurde nur einmal ernstlich auf die Probe gestellt: in der Zeit, als Berlin von 1806 bis 1808 und noch einmal 1812/13 durch die Truppen Napoleons besetzt war. Damals standen nicht nur die preußische oder französische Identität zur Diskussion, sondern als 1809 die neue Städteordnung im Rahmen der Preußischen Reformen (Stein-Hardenbergsche Reformen) in Kraft trat, verloren die Kolonien der Réfugiers nach über hundert Jahren ihren privilegierten Sonderstatus. Die Integration war so weit fortgeschritten, dass viele französisch-reformierte Kirchgemeinden, nun die einzigen institutionellen Träger der besonderen hugenottischen Identität, sich auflösten. Auch die Existenz der verbliebenen Gemeinden erschien unsicher.[43]

Um 1870 setzte aber eine Gegenbewegung ein. In Berlin wurden mit der „Réunion“ und der „Hugenottischen Mittwochsgesellschaft“ zwei Vereinigungen gegründet, die das gefährdete Gemeinschaftsgefühl stärken sollten.[44] Neu entstandene Zeitschriften wie „Die Kolonie“ verfolgten dasselbe Ziel. Dabei bezog man sich stärker auf die gewachsenen Bindungen an den preußischen Staat als auf die gemeinsame Konfession. Höhepunkt der Hugenottenrenaissance war 1885 das 200-jährige Jubiläum des Edikts von Potsdam. Verschiedene Publikationen feierten die Erfolgsgeschichte des „Réfuge“ und bekräftigten die unverbrüchliche Loyalität gegenüber der staatlichen Autorität. Dieser Selbstdarstellung der Hugenotten entsprach auch das Bild, das sich ihre Umgebung von ihnen machte. Otto von Bismarck soll sie als „die besten Deutschen“ bezeichnet haben.[45]

Heutige Nachkommen der Réfugiers können sich entweder in erster Linie über ihre Religion oder über ein spezifisch historisches Bewusstsein als Hugenotten definieren – falls ihnen überhaupt daran liegt. Für die erste Gruppe ist, wie vor 300 Jahren, die französisch-reformierte Gemeinde der zentrale Ort der Gruppenidentität. Die anderen sehen sich als Hugenotten vor allem wegen ihrer eigenen Familiengeschichte oder weil sie ganz allgemein eine lebendige Beziehung zur Geschichte der französischen Glaubensflüchtlinge pflegen. Ihnen bietet die Deutsche Hugenottengesellschaft – 1890 als Deutscher Hugenotten-Verein gegründet – einen institutionellen Rahmen.

Mit den Hugenotten waren erfahrene Landwirte, Gärtner und Handwerker nach Berlin und Brandenburg gekommen, Spezialisten, die auch in Frankreich schon zur Elite ihrer Berufsgruppen gehört hatten. Sie brachten Kenntnisse und moderne Fertigungstechniken mit, die es in Brandenburg zuvor nicht gegeben hatte. Überdurchschnittlich zahlreich waren Fachkräfte aus dem Textilgewerbe: Tuchmacher, Woll-Spinner, Mützen-, Handschuh- und Strumpfweber, Färber, Gobelin- und Seidenweber, Leinendrucker, Hutmacher und andere. Perückenmacher, Messerschmiede, Uhrmacher, Spiegelhersteller, Confituriers und Pâtissiers siedelten sich an, ferner Buchbinder, Emailleure, Pastetenbäcker, Cafetiers, aber auch Kaufleute, Ärzte, Apotheker, Beamte und Richter waren unter den Réfugiers, nebenher wurde die brandenburgische Armee durch 600 französische Offiziere und 1.000 Soldaten verstärkt.[46]

Besondere Hoffnungen der Obrigkeit verbanden sich mit einer Gruppe von Fachleuten für Maulbeerbäume und für die Zucht von Seidenraupen.[47] Sie sollten die Voraussetzungen für die Herstellung hochwertiger, für den Export geeigneter Seidenstoffe in Preußen schaffen. Im Jahre 1716 wurde ihnen ein Siedlungsgebiet nördlich der Spree, im heutigen Ortsteil Moabit zugewiesen. Die Kolonisten erhielten auch Anfangskapital zur Beschaffung der Pflanzen, jedoch zeigte sich nach zehnjähriger Mühe, dass der karge, teils sandige, teils morastige Boden keine dauerhaft ausreichenden Erträge zuließ. Ähnlich enttäuschend verliefen Versuche an anderen Stellen – so waren mehrere Friedhöfe der französischen Kolonie mit Maulbeerbäumen und Maulbeerhecken bepflanzt worden. In Moabit bauten Réfugiers danach mit besserem Erfolg Obst und Gemüse an, besonders ihr Spargel wurde in Berlin gern gekauft.

Einen kräftigen Schub erhielt das Manufakturwesen in Brandenburg durch die Réfugiers.[48] Zwei Beispiele dafür sind zunächst die Zuckerproduktion durch Johann Caspar Coqui in Magdeburg, nach Achards Entwicklungsarbeiten oder die Tabakherstellung ebenda durch Georg Sandrat. Für Berlin von besonderer Bedeutung war dagegen die serielle Fertigung von Bildteppichen. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts waren Tapisserien noch eine Domäne Frankreichs. Aubusson (Creuse) im Limousin, beispielsweise wurde, wegen der ausgezeichneten Qualität der dort hergestellten Bildteppiche, im Jahr 1665 der Titel einer königlichen Manufaktur verliehen. Tätig waren dort unter anderen die zwei Künstlerfamilien, die Barrabands und die Merciers. Aus diesen beiden Tapissiers-Familien fanden sich einige Réfugiers in Berlin wieder, unter ihnen Pierre I Mercier und sein Schwager Jean I Barraband.

Mercier beantragte sofort nach Ankunft in Brandenburg, 1686 beim Großen Kurfürsten ein Patent zur Herstellung von Bildteppichen und erhielt es noch im gleichen Jahr. Daraufhin gründete er, gemeinsam mit seinem Schwager Barraband eine Manufaktur im Schloss Monbijou, die unter dem Namen „Mercier und Barraband“ firmierte. Diese Manufaktur stellte Bildteppiche mit Gold, Silber, Seide und Wolle in sehr hoher Qualität her. Besonders bekannt wurde die Serie von 6 Bildteppichen, nach Entwürfen des Hofmalers Rutger von Langenfeld, die die Französische Kolonie dem Kurfürsten Friedrich III., zur Verherrlichung der Kriegstaten seines Vaters (des Großen Kurfürsten), des Schutzherren der Kolonie schenkte.[49]

Die Manufaktur überlebte auch schwierige Zeiten.[50] Auf Jean I Barraband folgte, nach dessen Tod (1709) sein Sohn Jean II Barraband. 1714, nach dem Weggang von Pierre I Mercier von Berlin nach Dresden, betrieb Barraband die Manufaktur zunächst allein weiter. Zu dieser Zeit entstand die berühmte „Chinesenserie“; Teppiche mit Motiven aus Fernost. Ein Beispiel dafür ist etwa „Die Audienz beim Kaiser von China“. Die Motive entsprachen vielfach den Originalen aus der französischen Teppichwirkerei Beauvais, was für den Fortbestand lebhafter Beziehungen der französischen Hugenotten zu ihrem Herkunftsland spricht.

Im Jahre 1720 gründete Jean II Barraband mit Charles Vigne als Kompagnon eine eigene Teppichwirkerei, die neue Motive, vielfach angelehnt an Bilder von Antoine Watteau realisierte.[51]

Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Franzosen waren nicht immer so erfolgreich, wie erhofft – und wie sie in der oft verklärenden Geschichtsschreibung dargestellt wurden, besonders in Texten der Hugenotten selbst. Neuere Forschungsergebnisse belegen, dass die Betriebe häufig am Markt vorbei produzierten.[52] Sie boten in größeren Mengen Erzeugnisse des gehobenen Bedarfs an, für die es in der kapitalschwachen, noch vorwiegend ländlich strukturierten neuen Umgebung nicht genügend Nachfrage und Kaufkraft gab. Vielfach mussten die staatlichen Starthilfen zwei- oder dreimal wiederholt werden oder der Staat selbst trat als Abnehmer auf. Durch eine kurfürstliche Verfügung von 1698 wurden Waren aus hugenottischer Produktion von Exportabgaben befreit, während der Import vergleichbarer Artikel durch Strafzölle behindert wurde, um die Hersteller im Lande vor ausländischer Konkurrenz zu schützen.[53] Trotz solcher Hilfen überdauerte eine große Zahl französischer Unternehmen die Zeit der staatlichen Förderung nicht. Allerdings gab es auch eine Reihe sehr erfolgreicher Betriebe; und unbestreitbar waren es die Hugenotten, die ganz entscheidende Impulse zur Entwicklung von leistungsfähigen Manufakturen und moderneren Wirtschaftsverhältnissen in ihrer neuen Heimat lieferten.[54]

Überregionale Bekanntheit erlangte Daniel Nikolaus Chodowiecki, der als Illustrator und Kupferstecher wirkte. Er stammt väterlicherseits aus einer ursprünglich adligen Familie, die bis um 1550 in Großpolen wohnte, während seine Mutter aus Schweizer hugenottischer Abstammung war. Er war der Sohn des Danziger Getreidegroßhändlers Gottfried Chodowiecki und dessen Ehefrau Marie Henriette Ayrer. Sein Großvater Christian, geboren 1655, war ebenfalls Kaufmann in Danzig. Der Miniaturmaler Gottfried Chodowiecki war sein Bruder. Nach dem Tod seines Vaters 1740 begann Chodowiecki eine kaufmännische Lehre.

1743 kam er nach Berlin in das Quincaillerie-Geschäft (‚Haushaltswaren‘) seines Onkels Antoine Ayrer. Chodowiecki zeichnete und entwarf dort Modeschmuck. Ayrer sorgte dann auch für eine künstlerische Ausbildung und ließ seine Neffen Daniel und Gottfried vom Augsburger Johann Jakob Haid in der Emailmalerei unterrichten. Ab 1754 machten sich die Brüder Chodowiecki als Miniatur- bzw. Emailmaler selbstständig. In dieser Zeit war Chodowiecki auch Schüler der Künstler Berhard Rode und Johann Heinrich Meil.[55]

Bereits ein Jahr später heiratete Chodowiecki in Berlin Johanna Marie (1728–1785), die Tochter des hugenottischen Seidenstickers Jean Barez aus Amsterdam. Diese Heirat band Chodowiecki in die französische Gemeinde in Berlin ein, in der er sich sehr engagierte. Das Paar hatte sechs Töchter und drei Söhne. Louis Guilleaume (1765–1805) wurde Maler und Kupferstecher, Henri Isaac († 1831) wurde 1805 im Alter von 37 Jahren Pastor an der französisch-reformierten Kirche in Potsdam.

In den Almanachen und Kalendern der Zeit konnte Chodowiecki als Illustrator erste Erfolge erzielen. Später machten ihn seine Kupferstiche in der ganzen Welt berühmt. Chodowiecki illustrierte nicht nur Werke von Gottfried Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller oder die Titelseiten zum Kinderfreund von Christian Felix Weiße. Auch wissenschaftliche Werke, wie beispielsweise die von Johann Bernhard Basedow, Johann Timotheus Hermes und Christian Gotthilf Salzmann sind mit seinen Stichen bebildert. Auch in den Übersetzungen der Bestseller von Oliver Goldsmith, Miguel de Cervantes Saavedra und Tobias Smollett fanden seine Illustrationen Verwendung.

Dieses enorme Werk (fast 2300 Radierungen) konnte Chodowiecki nur mit einer Werkstatt bewältigen, in der er vieles delegieren konnte. Für ihn arbeiteten einige der besten Kupferstecher, Radierer und Miniaturmaler des Landes. Die Bauplastik am Franzöischen Dom in Berlin geht zurück auf Entwürfe Chodowieckis. Mit seinen wenigen Gemälden hatte der Künstler nur mäßigen Erfolg.

Ab 1764 war Chodowiecki Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Künste, die während der Regierungszeit des sparsamen „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. und seines fast ausschließlich an französischer Kultur orientierten Sohnes und Nachfolgers Friedrich II in Stagnation verfallen war. Chodowiecki bemühte sich energisch um Veränderungen. 1783 unterstützte er die Ernennung seines Freundes Bernhard Rode zum Direktor der Akademie. In diesem Jahr formulierte er auch seine Vorstellungen vom Wesen der Akademie: „Academie ist ein Wort, das eine Versammlung von Künstlern bedeutet, die an einem ihnen angewiesenen Ort, zu gewissen Zeiten zusammen kommen, um sich mit einander über ihre Kunst freundschaftlich zu besprechen, sich ihre Versuche, Einsichten und Erfahrungen mitteilen, einer von dem andern zu lernen, sich mit einander der Vollkommenheit zu nähern suchen.“[56] 1783 avancierte Chodowiecki zum Sekretär der Akademie und war damit für die akademischen Ausstellungen zuständig. Von 1786 bis 1789 war er Rektor, von 1789 bis 1797 Vizedirektor. An der Akademiereform von 1790 war er maßgeblich beteiligt. Von 1797 bis 1801 – nach Rodes Ableben und bis zu seinem Tod – leitete er die Akademie als Direktor.

Im Alter von 74 Jahren starb Daniel Nikolaus Chodowiecki am 7. Februar 1801 in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof der Französisch-Reformierten Gemeinde zu Berlin. In Berlin-Prenzlauer Berg ist die Chodowieckistraße nach ihm benannt.

Schon im Januar 1686 wurde das „Französische Hospital“ (Hôpital français) eröffnet, ein Krankenhaus und Altersheim für mittellose Réfugiers[57]. Nach dem „Temple de la Dorothéenstadt“, entstanden in der Friedrichstadt verschiedene soziale Einrichtungen der französischen Kolonie. Nötige Neubauten wurden im 1710erworbenen Quartier Friedrichstraße 129 errichtet. Darin fand 1780, das seit 1760 bestehende Kinderhospital (Petit Hôpital) Platz. Von 1699 bis 1873 existierten an wechselnden Standorten eine Suppenanstalt und Garküche (Marmite) sowie die Armenbäckerei (Boulangerie des pauvres). Beide gehörten eng zusammen – der Leiter der Bäckerei war auch für die Zubereitung von Fleisch und Bouillon zuständig –, sie versorgten bedürftige Alte, Kranke mit der notwendigsten Nahrung.

Eine „Französische Holzgesellschaft“ (Societé française pour le bois) hatte zur Aufgabe, alljährlich vor Beginn des Winters Brennholz an mittellose Mitglieder der Gemeinde auszugeben.[58] Das Französische Waisenhaus (Maison des Orphelins) wurde 1725 eröffnet, es bestand als unabhängige Einrichtung bis 1844 und wurde dann mit dem Kinderhospital und der so genannten Schule der Barmherzigkeit (École de Charité) zusammengelegt. Diese Schule für die Kinder der Armen hatte 1747 ihre Arbeit aufgenommen. Unterrichtet wurden Französisch und die Fächer der damaligen preußischen Grundschule, also Religion, Deutsch, Rechnen und Zeichnen; daneben hatten die Schüler praktische Arbeiten zu verrichten, zum Teil als Vorbereitung auf spätere Erwerbstätigkeit, zum Teil aber auch, um die schwierige finanzielle Lage der Schule zu verbessern. Die drei Einrichtungen für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche hielten sich bis ins 20. Jahrhundert, während der Inflation in den 1920er Jahren mussten sie wegen finanzieller Probleme geschlossen werden.

Geldmangel war ein Dauerproblem beim Unterhalt der sozialen Einrichtungen. Dennoch führten die engagierte soziale Betreuung und die medizinische Versorgung durch qualifizierte Ärzte, Apotheker und Hebammen der Kolonie dazu, dass die Lebenserwartung höher und die Kindersterblichkeit niedriger waren als bei der deutschen Bevölkerung.[59]

Eine Vielzahl von Hugenotten machte sich um die Entwicklung von Kultur und Wissenschaft in Preußen verdient.[60] Einige von ihnen werden hier beispielhaft genannt. Französische Buchhändler und Verlger spielten eine wichtige Rolle im geistigen Leben Berlins. Robert Roger, Drucker und Buchhändler im Dienst des Kurfürsten, gab die ersten französischen Bücher in Berlin heraus. Schon 1690 erschien bei ihm eine Geschichte der französischen Kolonien in Brandenburg, verfasst von Charles Ancillon, dem Richter und Direktor der Kolonie in Berlin. Die Buchhandlung von Ètienne de Bourdeaux war um 1750 das Berliner Zentrum für französisches Schrifttum im Zeitaler der Aufklärung.[61]

Einer der bedeutendsten hugenottischen Gelehrten war Jean-Pierre Frédéric Ancillon.[62] Ancillon, Urenkel des Hugenotten Charles Ancillon, studierte in Genf Protestantische Theologie und wurde 1790 Prediger an der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin. Im Jahre 1792 erhielt er eine Professur für Geschichte an der preußischen Académie militaire.[63] 1803 wurde Ancillon zum königlichen Hofhistoriographen ernannt und zudem Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Seine Ernennung zum Staatsrat im Kulturdepartement erfolgte 1809. Am 23. Juni 1810 trat Ancillon - wohl vor allem auf Betreiben der Königin - als Nachfolger Friedrich Delbrücks sein Amt als Erzieher des Kronprinzen an und gab das Predigeramt sowie die Professur auf. Als Erzieher des Kronprinzen wirkte Ancillon stark auf dessen geistige Entwicklung ein. Dieser Einfluss Ancillons auf Friedrich Wilhelm IV. offenbarte sich nicht zuletzt in dessen schroff ablehnender Haltung gegenüber der Revolution von 1848.

Nach der Volljährigkeit des Prinzen 1814 trat Ancillon als Wirklicher Geheimer Legationsrat in das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ein.[64] 1817 wurde er zum Mitglied des Staatsrates und des Ausschusses für die Bearbeitung und Einführung der provinzialständischen Verfassung und des Oberzensurkollegiums berufen. Fortan spielte Ancillon als Angehöriger der Hofpartei und Gegenspieler Hardenbergs eine wichtige Rolle bei der Auseinandersetzung um die Einführung einer Verfassung in Preußen.

Einen kräftigen Schub erhielt das Manufakturwesen in Brandenburg durch die Réfugiers.[65] Zwei Beispiele dafür sind zunächst die Zuckerproduktion durch Johann Caspar Coqui in Magdeburg, nach Achards Entwicklungsarbeiten oder die Tabakherstellung ebenda durch Georg Sandrat. Für Berlin von besonderer Bedeutung war dagegen die serielle Fertigung von Bildteppichen. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts waren Tapisserien noch eine Domäne Frankreichs. Aubusson (Creuse) im Limousin, beispielsweise wurde, wegen der ausgezeichneten Qualität der dort hergestellten Bildteppiche, im Jahr 1665 der Titel einer königlichen Manufaktur verliehen. Tätig waren dort unter anderen die zwei Künstlerfamilien, die Barrabands und die Merciers. Aus diesen beiden Tapissiers-Familien fanden sich einige Réfugiers in Berlin wieder, unter ihnen Pierre I Mercier und sein Schwager Jean I Barraband.

Mercier beantragte sofort nach Ankunft in Brandenburg, 1686 beim Großen Kurfürsten ein Patent zur Herstellung von Bildteppichen und erhielt es noch im gleichen Jahr. Daraufhin gründete er, gemeinsam mit seinem Schwager Barraband eine Manufaktur im Schloss Monbijou, die unter dem Namen „Mercier und Barraband“ firmierte. Diese Manufaktur stellte Bildteppiche mit Gold, Silber, Seide und Wolle in sehr hoher Qualität her. Besonders bekannt wurde die Serie von 6 Bildteppichen, nach Entwürfen des Hofmalers Rutger von Langenfeld, die die Französische Kolonie dem Kurfürsten Friedrich III., zur Verherrlichung der Kriegstaten seines Vaters (des Großen Kurfürsten), des Schutzherren der Kolonie schenkte.[66]

Die Manufaktur überlebte auch schwierige Zeiten.[67] Auf Jean I Barraband folgte, nach dessen Tod (1709) sein Sohn Jean II Barraband. 1714, nach dem Weggang von Pierre I Mercier von Berlin nach Dresden, betrieb Barraband die Manufaktur zunächst allein weiter. Zu dieser Zeit entstand die berühmte „Chinesenserie“; Teppiche mit Motiven aus Fernost. Ein Beispiel dafür ist etwa „Die Audienz beim Kaiser von China“. Die Motive entsprachen vielfach den Originalen aus der französischen Teppichwirkerei Beauvais, was für den Fortbestand lebhafter Beziehungen der französischen Hugenotten zu ihrem Herkunftsland spricht.

Im Jahre 1720 gründete Jean II Barraband mit Charles Vigne als Kompagnon eine eigene Teppichwirkerei, die neue Motive, vielfach angelehnt an Bilder von Antoine Watteau realisierte.[68]

Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Franzosen waren nicht immer so erfolgreich, wie erhofft – und wie sie in der oft verklärenden Geschichtsschreibung dargestellt wurden, besonders in Texten der Hugenotten selbst. Neuere Forschungsergebnisse belegen, dass die Betriebe häufig am Markt vorbei produzierten.[69] Sie boten in größeren Mengen Erzeugnisse des gehobenen Bedarfs an, für die es in der kapitalschwachen, noch vorwiegend ländlich strukturierten neuen Umgebung nicht genügend Nachfrage und Kaufkraft gab. Vielfach mussten die staatlichen Starthilfen zwei- oder dreimal wiederholt werden oder der Staat selbst trat als Abnehmer auf. Durch eine kurfürstliche Verfügung von 1698 wurden Waren aus hugenottischer Produktion von Exportabgaben befreit, während der Import vergleichbarer Artikel durch Strafzölle behindert wurde, um die Hersteller im Lande vor ausländischer Konkurrenz zu schützen.[70] Trotz solcher Hilfen überdauerte eine große Zahl französischer Unternehmen die Zeit der staatlichen Förderung nicht. Allerdings gab es auch eine Reihe sehr erfolgreicher Betriebe; und unbestreitbar waren es die Hugenotten, die ganz entscheidende Impulse zur Entwicklung von leistungsfähigen Manufakturen und moderneren Wirtschaftsverhältnissen in ihrer neuen Heimat lieferten.[71]

Überregionale Bekanntheit erlangte Daniel Nikolaus Chodowiecki, der als Illustrator und Kupferstecher wirkte. Er stammt väterlicherseits aus einer ursprünglich adligen Familie, die bis um 1550 in Großpolen wohnte, während seine Mutter aus Schweizer hugenottischer Abstammung war. Er war der Sohn des Danziger Getreidegroßhändlers Gottfried Chodowiecki und dessen Ehefrau Marie Henriette Ayrer. Sein Großvater Christian, geboren 1655, war ebenfalls Kaufmann in Danzig. Der Miniaturmaler Gottfried Chodowiecki war sein Bruder. Nach dem Tod seines Vaters 1740 begann Chodowiecki eine kaufmännische Lehre.

1743 kam er nach Berlin in das Quincaillerie-Geschäft (‚Haushaltswaren‘) seines Onkels Antoine Ayrer. Chodowiecki zeichnete und entwarf dort Modeschmuck. Ayrer sorgte dann auch für eine künstlerische Ausbildung und ließ seine Neffen Daniel und Gottfried vom Augsburger Johann Jakob Haid in der Emailmalerei unterrichten. Ab 1754 machten sich die Brüder Chodowiecki als Miniatur- bzw. Emailmaler selbstständig. In dieser Zeit war Chodowiecki auch Schüler der Künstler Berhard Rode und Johann Heinrich Meil.[72]

Bereits ein Jahr später heiratete Chodowiecki in Berlin Johanna Marie (1728–1785), die Tochter des hugenottischen Seidenstickers Jean Barez aus Amsterdam. Diese Heirat band Chodowiecki in die französische Gemeinde in Berlin ein, in der er sich sehr engagierte. Das Paar hatte sechs Töchter und drei Söhne. Louis Guilleaume (1765–1805) wurde Maler und Kupferstecher, Henri Isaac († 1831) wurde 1805 im Alter von 37 Jahren Pastor an der französisch-reformierten Kirche in Potsdam.

In den Almanachen und Kalendern der Zeit konnte Chodowiecki als Illustrator erste Erfolge erzielen. Später machten ihn seine Kupferstiche in der ganzen Welt berühmt. Chodowiecki illustrierte nicht nur Werke von Gottfried Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller oder die Titelseiten zum Kinderfreund von Christian Felix Weiße. Auch wissenschaftliche Werke, wie beispielsweise die von Johann Bernhard Basedow, Johann Timotheus Hermes und Christian Gotthilf Salzmann sind mit seinen Stichen bebildert. Auch in den Übersetzungen der Bestseller von Oliver Goldsmith, Miguel de Cervantes Saavedra und Tobias Smollett fanden seine Illustrationen Verwendung.

Dieses enorme Werk (fast 2300 Radierungen) konnte Chodowiecki nur mit einer Werkstatt bewältigen, in der er vieles delegieren konnte. Für ihn arbeiteten einige der besten Kupferstecher, Radierer und Miniaturmaler des Landes. Die Bauplastik am Franzöischen Dom in Berlin geht zurück auf Entwürfe Chodowieckis. Mit seinen wenigen Gemälden hatte der Künstler nur mäßigen Erfolg.

Ab 1764 war Chodowiecki Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Künste, die während der Regierungszeit des sparsamen „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. und seines fast ausschließlich an französischer Kultur orientierten Sohnes und Nachfolgers Friedrich II in Stagnation verfallen war. Chodowiecki bemühte sich energisch um Veränderungen. 1783 unterstützte er die Ernennung seines Freundes Bernhard Rode zum Direktor der Akademie. In diesem Jahr formulierte er auch seine Vorstellungen vom Wesen der Akademie: „Academie ist ein Wort, das eine Versammlung von Künstlern bedeutet, die an einem ihnen angewiesenen Ort, zu gewissen Zeiten zusammen kommen, um sich mit einander über ihre Kunst freundschaftlich zu besprechen, sich ihre Versuche, Einsichten und Erfahrungen mitteilen, einer von dem andern zu lernen, sich mit einander der Vollkommenheit zu nähern suchen.“[73] 1783 avancierte Chodowiecki zum Sekretär der Akademie und war damit für die akademischen Ausstellungen zuständig. Von 1786 bis 1789 war er Rektor, von 1789 bis 1797 Vizedirektor. An der Akademiereform von 1790 war er maßgeblich beteiligt. Von 1797 bis 1801 – nach Rodes Ableben und bis zu seinem Tod – leitete er die Akademie als Direktor.

Im Alter von 74 Jahren starb Daniel Nikolaus Chodowiecki am 7. Februar 1801 in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof der Französisch-Reformierten Gemeinde zu Berlin. In Berlin-Prenzlauer Berg ist die Chodowieckistraße nach ihm benannt.

Schon im Januar 1686 wurde das „Französische Hospital“ (Hôpital français) eröffnet, ein Krankenhaus und Altersheim für mittellose Réfugiers[74]. Nach dem „Temple de la Dorothéenstadt“, entstanden in der Friedrichstadt verschiedene soziale Einrichtungen der französischen Kolonie. Nötige Neubauten wurden im 1710erworbenen Quartier Friedrichstraße 129 errichtet. Darin fand 1780, das seit 1760 bestehende Kinderhospital (Petit Hôpital) Platz. Von 1699 bis 1873 existierten an wechselnden Standorten eine Suppenanstalt und Garküche (Marmite) sowie die Armenbäckerei (Boulangerie des pauvres). Beide gehörten eng zusammen – der Leiter der Bäckerei war auch für die Zubereitung von Fleisch und Bouillon zuständig –, sie versorgten bedürftige Alte, Kranke mit der notwendigsten Nahrung.

Eine „Französische Holzgesellschaft“ (Societé française pour le bois) hatte zur Aufgabe, alljährlich vor Beginn des Winters Brennholz an mittellose Mitglieder der Gemeinde auszugeben.[75] Das Französische Waisenhaus (Maison des Orphelins) wurde 1725 eröffnet, es bestand als unabhängige Einrichtung bis 1844 und wurde dann mit dem Kinderhospital und der so genannten Schule der Barmherzigkeit (École de Charité) zusammengelegt. Diese Schule für die Kinder der Armen hatte 1747 ihre Arbeit aufgenommen. Unterrichtet wurden Französisch und die Fächer der damaligen preußischen Grundschule, also Religion, Deutsch, Rechnen und Zeichnen; daneben hatten die Schüler praktische Arbeiten zu verrichten, zum Teil als Vorbereitung auf spätere Erwerbstätigkeit, zum Teil aber auch, um die schwierige finanzielle Lage der Schule zu verbessern. Die drei Einrichtungen für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche hielten sich bis ins 20. Jahrhundert, während der Inflation in den 1920er Jahren mussten sie wegen finanzieller Probleme geschlossen werden.

Geldmangel war ein Dauerproblem beim Unterhalt der sozialen Einrichtungen. Dennoch führten die engagierte soziale Betreuung und die medizinische Versorgung durch qualifizierte Ärzte, Apotheker und Hebammen der Kolonie dazu, dass die Lebenserwartung höher und die Kindersterblichkeit niedriger waren als bei der deutschen Bevölkerung.[76]

Eine Vielzahl von Hugenotten machte sich um die Entwicklung von Kultur und Wissenschaft in Preußen verdient.[77] Einige von ihnen werden hier beispielhaft genannt. Französische Buchhändler und Verlger spielten eine wichtige Rolle im geistigen Leben Berlins. Robert Roger, Drucker und Buchhändler im Dienst des Kurfürsten, gab die ersten französischen Bücher in Berlin heraus. Schon 1690 erschien bei ihm eine Geschichte der französischen Kolonien in Brandenburg, verfasst von Charles Ancillon, dem Richter und Direktor der Kolonie in Berlin. Die Buchhandlung von Ètienne de Bourdeaux war um 1750 das Berliner Zentrum für französisches Schrifttum im Zeitaler der Aufklärung.[78]

Einer der bedeutendsten hugenottischen Gelehrten war Jean-Pierre Frédéric Ancillon.[79] Ancillon, Urenkel des Hugenotten Charles Ancillon, studierte in Genf Protestantische Theologie und wurde 1790 Prediger an der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin. Im Jahre 1792 erhielt er eine Professur für Geschichte an der preußischen Académie militaire.[80] 1803 wurde Ancillon zum königlichen Hofhistoriographen ernannt und zudem Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Seine Ernennung zum Staatsrat im Kulturdepartement erfolgte 1809. Am 23. Juni 1810 trat Ancillon - wohl vor allem auf Betreiben der Königin - als Nachfolger Friedrich Delbrücks sein Amt als Erzieher des Kronprinzen an und gab das Predigeramt sowie die Professur auf. Als Erzieher des Kronprinzen wirkte Ancillon stark auf dessen geistige Entwicklung ein. Dieser Einfluss Ancillons auf Friedrich Wilhelm IV. offenbarte sich nicht zuletzt in dessen schroff ablehnender Haltung gegenüber der Revolution von 1848.

Nach der Volljährigkeit des Prinzen 1814 trat Ancillon als Wirklicher Geheimer Legationsrat in das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ein.[81] 1817 wurde er zum Mitglied des Staatsrates und des Ausschusses für die Bearbeitung und Einführung der provinzialständischen Verfassung und des Oberzensurkollegiums berufen. Fortan spielte Ancillon als Angehöriger der Hofpartei und Gegenspieler Hardenbergs eine wichtige Rolle bei der Auseinandersetzung um die Einführung einer Verfassung in Preußen.

Im Mai 1831 erfolgte die Ernennung Ancillons zum Wirklichen Geheimrat sowie zum Chef des Departements für das Fürstentum Neuenburg und am 25. Juli 1831 zum Staatssekretär für die auswärtigen Angelegenheiten. 1832 wurde Ancillon als Staatsminister an die Spitze des preußischen Außenministeriums berufen und entwarf u.a. 1834 mit Metternich das Wiener Schlussprotokoll. Die Außenpolitik Ancillons stellte sich voll in den Dienst der Metternichschen Restaurationspolitik. Ancillon starb am 19. April 1837 in Berlin.

Die Staatsphilosophie Ancillons bewegt sich im Spannungsfeld von Aufklärung, Romantik und Christentum. Dabei orientiert sich Ancillon, der eine eklektische Methode verwendet, vor allem an Edmund Burke und Charles de Montesquieu. Maßgeblich geprägt wurde Ancillons politische wie philosophische Entwicklung durch das Erlebnis der Französischen Revolution als Augenzeuge. Ziel Ancillons ist stets die innen- wie außenpolitische Harmonie, das Vermeiden von Konflikten sowie die organische Entwicklung von Staat und Gesellschaft.

Ohne eine vollständige und systematische Staatsphilosophie zu entwickeln, geht Ancillon von aufklärerischen Grundannahmen wie der Perfektibilität des Menschen und des umfassenden Einflusses von Verstand und Vernunft auf das menschliche Handeln aus.[82] Zugleich ist aber nur diejenige Gesellschaft erstrebenswert, die nicht allein nach rationalen Prinzipien konstruiert wird, sondern im Laufe der Geschichte und der Abfolge der Generationen organisch gewachsen ist. Ancillon lehnt also sowohl die radikale Aufklärung, die er für die Französische Revolution verantwortlich macht, als auch bloße Romantik, der er das Vermögen einer praktikablen und dem Menschen Entwicklungsmöglichkeiten eröffnenden Staatskonstruktion abspricht, ab. Ziel der Ancillonschen Staatsphilosophie ist somit die Synthese von Aufklärung und Romantik unter konservativen Vorzeichen, nämlich in einem Vernunftansprüchen genügenden Ständestaat.

Ein weiterer herausragender Kopf war Jean Henry Samuel Formey.[83] Nach Abschluss eines zweijährigen Theologiestudiums wurde er Prediger der französisch-reformierten Gemeinde Brandenburg und erhielt eine Stelle an der französischen Kirche Berlin-Friedrichstadt.

Sein Interesse an Philosophie und Humanismus veranlassten ihn, sich 1737 um eine Anstellung am Collège Francais zu bewerben. Nachdem er dort zwei Jahre lang Rhetorik unterrichtet, gleichzeitig aber eine halbe Pfarrstelle beibehalten hatte, wurde er als Nachfolger von Maturin Veyssière de La Croze 1739 zum Professor der Philosophie berufen – auf den wichtigsten und angesehensten Lehrstuhl der Schule – und bat den König darum, ihn von seinen Pflichten als Prediger zu entbinden. Während der folgenden 50 Jahre erteilte er am Collège Unterricht in Philosophie und wurde dafür 1789 besonders geehrt.

Vielfältige wissenschaftliche Arbeiten führten dazu, dass Formey im Jahre 1744 in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen und schon im darauffolgenden Jahr zu deren Historiographen ernannt wurde.[84] Seit 1746 war er Assistent des „Beständigen Sekretärs“ (secretarius perpetuus) der Akademie, seit 1748 dessen Nachfolger. Von 1788 bis 1797 leitete er die philosophische Abteilung der Akademie. Zusammen mit anderen Mitgliedern setzte er sich erfolgreich dafür ein, dass die Veröffentlichungen der Akademie jetzt in Französisch, statt wie bisher in Latein erfolgten. Generell hatte Formey sich lebenslang darum bemüht, Geist und Sprache der Hugenotten in Berlin zu verankern. Er selbst erlernte Deutsch nur unvollkommen – nicht ungewöhnlich für besser gestellte Angehörige der französischen Kolonie im Berlin des 18. Jahrhunderts –, seine Schriften und Briefe verfasste er ausschließlich in französischer Sprache. Für seine wissenschaftlichen Aktivitäten erfuhr er zahlreiche Ehrungen, gehörte verschiedenen internationalen Gesellschaften an und war Mitglied der Akademien der Wissenschaften von Sankt Petersburg und London. Im Jahr 1757 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Zwischen 1746 und 1759 erschien die Zeitschrift „Nouvelle Bibliothèque Germanique“, die Formey zunächst zusammen mit anderen Akademiemitgliedern, ab 1750 aber allein herausgab.[85] Die Publikation enthielt Informationen zum Stand der Geistes- und Naturwissenschaften in Europa und berücksichtigte besonders die Arbeit der verschiedenen nationalen Akademien. Als Mitarbeiter oder Herausgeber war Formey an weiteren Zeitschriften mit internationaler Zielsetzung beteiligt: „Journal littéraire d´Allemagne“, „Bibliothèque critique“ und „Annales typographique germaniques“. In den Schriften der Akademie finden sich 140 Texte von ihm, darunter mehr als fünfzig Nachrufe für verstorbene Mitglieder – nützliches Quellenmaterial für die Wissenschaftsgeschichte.[86]

Überaus zahlreich waren seine Schriften zu philosophischen, historischen und theologischen Themen. So entstand ein Gesamtwerk von etwa 600 Titeln. Ein Schwerpunkt seiner Schreibtätigkeit lag in der Beschäftigung mit den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz und Christian Wolff. 1746 erschien das Lehrbuch „Elementa philosophiae Wolffianae“, zwischen 1751 und 1756 kamen die sechs Bände des philosophischen Romans „La belle Wolffienne“ heraus, mit dem Formey die Absicht verfolgte, die Anschauungen Wolff´s leicht verständlich darzustellen. Die literarische Form des Romans lässt zu wünschen übrig, es gilt aber als sicher, dass dieses Werk ganz wesentlich dazu beigetragen hat, die Gedankenwelt Wolff´s auch in Frankreich bekannt zu machen.

Formey vertrat eine Religionsphilosophie, die sich auf die Gedanken Leibniz´ stützte, wonach die wahre Religion entsteht, wenn Religion und Vernunft in genaue Übereinstimmung gebracht werden. So war Formey überzeugt von einer natürlichen Religion, in der Glaubensgrundsätze wie die Existenz Gottes oder die Unsterblichkeit der Seele allein durch Anwendung von Vernunft bewiesen werden könnten. Mit den französischen Aufklärern wie Denis Diderot und Jean-Jacques Rousseau, die einen stärker atheistischen Ansatz vertraten, setzte er sich kritisch-polemisch auseinander, zum Beispiel in den Schriften „La philosophie chretien“ (1750–1756, vier Bände), „Anti-Emile“ und „Emile chretien“ (1763 bzw.1764, beide gegen den Bildungsroman „Émile“ von Rousseau gerichtet).[87]

Offenbar verfolgte Formey noch vor den französischen Enzyklopädisten die Idee, eine Zusammenfassung des Wissens seiner Zeit herauszugeben, verwirklichte diesen Plan aber nicht. Das Material, das er dafür zusammengestellt hatte, verarbeitete er jedoch zu 81 Artikeln, die auf rund 1800 Textseiten in das Werk Diderots und d´Alemberts aufgenommen wurden, ungeachtet aller grundsätzlichen Differenzen.

Der Literat Friedrich Heinrich Karl Baron de la Motte Fouqué entstammt einer altadligen französischen Hugenottenfamilie aus Brandenburg an der Havel. Fouqué wurde von wechselnden Hauslehrern erzogen. Durch seinen Großvater, Heinrich August de la Motte Fouque vorbestimmt, trat er schon in sehr frühem Alter der preußischen Armee bei. Mit siebzehn hatte er bereits den Rang eines Fähnrichs inne und nahm am Rheinfeldzug von 1794 teil. Er diente danach als Leutnant im Kürassierregiment des Herzogs von Weimar in Aschersleben.

Während seiner Zeit in Weimar hatte er Begegnungen mit Goethe, Schiller und Herder. 1803 heiratete er die Gutserbin Caroline von Rochow. Fouqué und seine Frau lebten auf ihrem Gut Nennhausen bei Rathenow. Beide waren schriftstellerisch tätig. Fouqué veröffentlichte zunächst unter dem Pseudonym Pellegrin. Fouqués Förderer wurde August Wilhelm Schlegel, der dessen Dramatische Spiele (1804) herausgab.

Es folgten die Romanzen vom Thale Ronceval (1805), der Roman Historie vom edlen Ritter Galmy und einer schönen Herzogin aus Bretagne (1806), der Roman Alwin (1808) und das Heldenspiel Sigurd, der Schlangentöter (1808) - Werke, welche in Stoff, poetischer Auffassung und Darstellungsweise seine spätere Dichtung bereits kennzeichneten. Die Reckensagen des Nordens und die französischen Rittergeschichten des Mittelalters flossen bei ihm zu einer phantastischen Welt zusammen.

Zwischen den Jahren 1808 und 1820 nahm Fouqués Leben und Dichten den größten Aufschwung.[88] 1811 erschien in Berlin Undine, eine mit fantastischen Elementen durchsetzte, teilweise im Märchenton verfasste Erzählung. Darauf folgte der Ritterroman Der Zauberring (Nürnberg 1812). Im selben Jahr führte Fouqués Patriotismus ihn in die preußische Armee zurück. Er nahm als Leutnant und Rittmeister bei den freiwilligen Jägern an den Schlachten des Befreiungskrieges teil, erhielt 1815 als Major den Abschied und lebte danach wieder auf Gut Nennhausen.

Die Fahrten Thiodulfs, des Isländers (Hamburg 1815), die Kleinen Romane (Berlin 1814-19, 6 Bde.), Sängerliebe (Stuttgart 1816) und Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein (Leipzig 1817) wurden durch die Neuen Schauspiele (Alf und Yngwi, Die Irmensäule, Runenschrift), ritterliche Tragödien (Die Pilgerfahrt, Der Jarl der Orkneyinseln), epische Gedichte wie Corona (Stuttgart 1814), Karls d. Gr. Geburt und Jugendjahre (Nürnberg 1814) und durch zahllose kleinere Erzählungen, Dramen und Abenteuer ergänzt.[89]

Das Französische Gymnasium Berlin wurde 1689 für die Kinder der auf Einladung des Großen Kurfürsten eingewanderten Hugenotten gegründet.[90] Im 18. Jahrhundert konnte das Collège durch angesehene Leiter wie Jean Henri Samuel Formey (Leiter von 1737 bis 1739) oder Jean Pierre Erman (1766–1824)[91], die manchmal Erzieher der preußischen Prinzen waren, einen engen Kontakt zur Akademie der Wissenschaften herstellen. Gegen Ende dieser Epoche wurde die alte Bibliothek der Schule, die um ein Legat des Prinzen Heinrich bereichert wurde, eingerichtet. Die Schülerzahl nahm beträchtlich zu, von 35 im Jahre 1766 auf 208 im Jahre 1809.

Das Gymnasium teilte sich zeitweise mit dem Französischen Rathaus von 1701 bis 1873 das Palais Wangenheim in der Niederlagstraße auf dem Friedrichswerder in unmittelbarer Nähe zur Französischen Straße.[92] Im Jahr 1873 bezog das Gymnasium ein neu errichtetes Gebäude am Reichtagsufer 6. Die Schüler waren überwiegend Kinder von Diplomaten und Geschäftsleuten. Der Anteil der Schüler jüdischer Herkunft war mit rund einem Drittel verhältnismäßig hoch.

Während der Zeit des Nationalsozialismus unterlag das Französische Gymnasium den gleichen Maßnahmen wie alle Schulen, ohne ganz das Klima der Toleranz zu verlieren. 1935 wurden auch hier alle jüdischen und 1942 auch alle sogenannten „halbjüdischen“ Schüler der Schule verwiesen. Französisch blieb Unterrichtssprache, eine gewisse Zeit lang wurden sogar Verbindungen mit Frankreich – zum Beispiel in der Form von Klassenreisen – aufrechterhalten.

Am Ende des Krieges wurde das Schulgebäude zerstört. Bereits im Mai 1945 wurde der Unterricht in Behelfsquartieren wieder aufgenommen. Nach dem Krieg gründete die Französische Militärregierung eine eigene Schule in Berlin. Im Zuge der großen Politik der Zeit des Schuman-Plans bereiteten die Direktoren der beiden Schulen, Fouilleron und Hartig, seit Februar 1952 die Fusion ihrer Einrichtungen vor. Mit dem Schuljahresbeginn 1952 schlossen sich die französischen den deutschen Schülern im Gebäude am Zeppelinplatz in Wedding an; der 22. September gilt als das Datum der Fusion, die durch den Vertrag vom 24. April 1953 offiziell wurde. Im selben Jahr wurde der Unterricht im neuen, modernen Gebäude am Kurt-Schumacher-Damm aufgenommen.

Die Geschichte der folgenden Jahre ist die Geschichte einer fortschreitenden Ausgestaltung der Fusion, zum Beispiel mit dem ersten gleichzeitigen Schuljahresbeginn der deutschen und französischen Schüler 1973, der Angleichung der Schuldauer bis zum Bac und zum Abitur 1977 und der Ausdehnung der Fusion auf die letzten integrierten Fächer, Englisch und Latein. Seit 1974 residiert das Collège Français in der Derfflingerstraße.[93]

Die Schule befindet sich im Ortsteil Tiergarten im Bezirk Mitte. Der überwiegende Anteil der ca. 1000 Schüler sind deutscher oder französischer Herkunft. Weiterhin gibt es frankophone Schüler aus etwa 25 Nationen. Der Unterricht richtet sich nach französischen Lehrplänen, die Schüler können sowohl das Baccalaureat der Zweige L, ES oder S als auch das deutsche Abitur in französischer Sprache ablegen. Die Schule verfügt des Weiteren über eine reichhaltige Bibliothek mit historischen Büchern vom 17. bis zum 19. Jahrhundert.[94]

Der französische Staat besoldet das französische Personal, das aus 30 Lehrern besteht, und stellt Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. Die 50 Lehrer, die der deutschen Verwaltung unterliegen, erhalten ihr Gehalt vom Land Berlin. Im Vergleich zu anderen französischen Schulen ist das Französische Gymnasium die einzige Schule, die deutschem Landesrecht untersteht.

Ebenso wie die weltlichen Behörden war auch die oberste Kirchenbehörde der französisch-reformierten Gemeinden des Landes, das consistoire supérieure des communeautés réformées françaises (1701-1809), in Berlin angesiedelt.[95] Dieses Oberkonsistorium nahm die Stelle der Nationalsynode ein, die eigentlich laut französisch-reformierter Kirchenordnung als höchste Instanz vorgeschrieben war. In Brandenburg-Preußen jedoch behielten sich die preußischen Herrscher vor, als summi episcopi (oberste Bischöfe) an der Spitze der kirchlichen Hierarchie zu stehen. Auf Gemeindeebene agierte jeweils ein Gremium aus Ältesten, Diakonen und Geistlichen, die verantwortlich für Kirchenzucht und Gemeindeverwaltung waren. Weil in der französisch-reformierten Kirche auf Diakonie und Schulwesen großer Wert gelegt wird, entwickelte sich in den Kolonien ein engmaschiges Netz sozialer und schulischer Aktivitäten.

Im Jahre 1817 wurden die französisch-reformierten Kirchengemeinden Teil der neu gegründeten Evangelischen Kirche in den Königlich Preußischen Landen, die lutherische und reformierte Kirchengemeinden zunächst unter einem organisatorischen Dach vereinte.[96] In der Folgezeit kam es auch zu theologischen Annäherungen, ein eigenständiges reformiertes Profil bewahrt sich die Französische Gemeinde jedoch bis heute.

Die erste Kirche der französisch-reformierten Gemeinde in Berlin entstand in der Friedrichstadt, am heutigen Gendarmenmarkt. 1699 hatte die Gemeinde sich wegen eines Kirchenbaus an den Kurfürsten gewandt, der ihr im folgenden Jahr ein Grundstück zuweisen ließ.[97]

Erster Baumeister nach der Grundsteinlegung am 1. Juli 1701 war der Oberst und Bauingenieur in brandenburgischen Diensten Jean Louis Cayart.[98] Er hatte auch den Entwurf geliefert, nach dem Vorbild des Temple in Charenton, eines Bauwerks, das für die Hugenotten als wichtiger Versammlungsort in der Nähe von Paris einen hohen symbolischen Wert hatte und nach dem Revokationsedikt von 1685 vollständig zerstört worden war. Der Kirchenbau wurde fast ausschließlich durch Geldsammlungen in der französischen Kolonie finanziert, Gemeindemitglieder übernahmen auch alle Bauarbeiten. Innen war das Bauwerk sehr schlicht ausgestattet, wie es reformierter Auffassung entsprach. Am 1. März 1705 wurde die Französische Friedrichstadtkirche eingeweiht.[99] Weil sie außerhalb der Festungswälle lag, erging am 29. Juli 1705 ein Befehl, wonach zu Beginn und am Schluss des Gottesdienstes der Französischen Gemeinde die Festungsbrücken herabgelassen werden mussten, um den Besuch der Kirche auch den innerhalb des Festungsrings Wohnenden zu ermöglichen. Dort gab es in der Nähe auch einen eigenen Friedhof.[100]

1708 war die etwa zeitgleich mit der Französischen Kirche errichtete Deutsche Kirche auf der Südseite des Marktes fertiggestellt.[101] Zwischen 1780 und 1785 erhielten beide Kirchen ihre von Carl von Gontard entworfenen Turmbauten, den Kirchenbauten mehr angefügt als mit ihnen verbunden. Die Bezeichnung der Türme als Französischer bzw. Deutscher Dom bezieht sich nicht auf eine kirchliche Funktion, sondern auf ihre Kuppeln (französisch dôme). Im 19. Jahrhundert befand sich in den Räumen des Turms die Französische Domschule.[102] Sie war von der Französischen Gemeinde als jeweils sechsklassige (Elementar- und) Mittelschule an der (zur Französischen Straße gelegenen) Nordseite für Knaben bzw. an der (zur Jägerstraße gelegenen) Südseite für Mädchen eingerichtet worden.[103]

In den Jahren 1905/06 wurde die Französische Kirche unter der Leitung von Otto March umgebaut, ihr Grundriss blieb dabei unverändert, Fassade und Innenraum bekamen ein neobarockes Dekor nach dem Geschmack der Zeit.[104] Gotteshaus und Turm wurden im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und bis 1983 bzw. 1987 wieder aufgebaut. Im Französischen Dom sind unter anderem das Hugenottenmuseum sowie das Archiv und die Bibliothek der Französischen Gemeinde untergebracht.[105] Als einzige von fünf historischen Kirchen der französisch-reformierten Gemeinde zu Berlin wird die Kirche am Gendarmenmarkt gegenwärtig noch liturgisch genutzt.[106]

Potsdam

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kamen weitere Flüchtlinge nach Potsdam, so dass die Zahl der Hugenotten in Potsdam deutlich zunahm.

Als Friedrich Wilhelm I. den Ausbau Potsdams zur Garnisonsstadt vorantrieb, erfolgten zeitgleich die Erneuerung der Altstadt (1720-1742) sowie die Anlage der Neustadt (1720-1742). Über die Form der Stadterweiterung urteilte der Baumeister Heinrich Ludwig Manger (1728-1790):[107] „Die Art zu bauen in den neu angelegten Straßen war gänzlich eintönig und gleichförmig, nur um die Monotonie nicht zu unterbrechen, welche auch in Ansehen des äußerlichen Abfärbens beachtet wurde. Das Auge des Königs war durch die beständige Beschäftigung mit seinen Garderegimentern dermaßen verwöhnt, dass ihm auch die neu angelegten Straßen nicht gefielen, als wenn deren Häuser eine in Reihen stehende Anzahl Soldaten vorstellten, wovon die Dachkerker über dem zweiten Stockwerke gleichsam den Grenadiermützen glichen.“

Diese Erweitung Potsdams und der Umstand, dass Friedrich Wilhelm I. mit dem Patent vom 29.2.1720 alle im Edikt von Potsdam zugesicherten Privilegien für die angesiedelten hugenottischen Flüchtlinge bestätigte und verlängerte, veranlasste viele Hugenotten, Potsdam als neuen Wohnort zu wählen.[108] Am Ende des 18. Jahrhunderts besaß Potsdam mit 26.000 Menschen ebenso viele Einwohner wie die Kaiser- und Handelsstadt Aachen.[109] Die im Mittelalter bedeutenden Städte Bamberg, Mainz und Regensburg verzeichneten sogar weniger Einwohner als die junge preußische Garnisons- und Residenzstadt.

Als im Jahre 1722 die gerade fertig gestellte Garnisonskirche zur Hofkirche ernannt und der deutschen reformierten Gemeinde zur Nutzung übertragen wurde, nutzten die Hugenotten in Potsdam die Gelegenheit, um Friedrich Wilhelm I. ihren Wunsch nach kirchlicher Selbständigkeit zu übermitteln.[110]

Friedrich Wilhelm I. stimmte der Bitte zu und erteilte ihnen die Erlaubnis, eine eigene Gemeinde zu gründen. Weiterhin gestattete er den hugenottischen Exulanten, die Kapelle des Potsdamer Stadtschlosses für ihre Gottesdienste zu nutzen und einen Prediger ihrer Wahl zu beschäftigen. Am 11.7. 1723 feierte die französische Gemeinde in Anwesenheit des Königs ihren ersten Gottesdienst in der Schlosskapelle. Der erste Prediger der Gemeinde war der aus der Normandie stammende Thomas Le Cointe (1682-1776).[111]

Die Schlosskapelle diente der französischen Gemeinde bis zum Jahre 1753 als Gotteshaus. Auf Initiative Friedrich II. entstand in den Jahren 1751 bis 1753 die Französische Kirche[112], die speziell für die französische Gemeinde in Potsdam erbaut wurde. Die Französische Kirche wurde von Johann Boumann d. Ä. nach einem Entwurf von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet; das Äußere der Kirche ähnelte der dem Pantheon nachgebildeten Hedwigskirche in Berlin.[113] Friedrich II. übernahm die gesamte Finanzierung des Neubaus. Gahrig vermutet, dass es sich bei der Französischen Kirche um den letzten Kirchenbau handelt, der in Brandenburg speziell für eine französische Gemeinde errichtet wurde.[114] Am 23.9.1753 hielt Prediger Le Cointe den ersten Gottesdienst in der Französischen Kirche ab.[115]

Die evangelische Französische Kirche in Potsdam (Temple de Potsdam) ist ein Spätwerk des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Die Kirche entstand am südöstlichen Rand des heutigen Bassinplatzes, einem Gelände zwischen Holländischem und Französischem Viertel. Das Terrain war sumpfig und gehörte erst seit 1733 zum Stadtgebiet. Zwischen 1737 und 1739 ließ der holländische Baumeister Jan Bouman es durch die Anlage eines Sammelbeckens, des Holländischen Bassins, trockenlegen. Trotzdem blieb der Kirchenbau auf schwer kalkulierbarem Untergrund eine technische Herausforderung. Zuverlässiger Baugrund fand sich erst in einer Tiefe von knapp sechs Metern, die Baugrube musste aufwändig gesichert werden. Eine Kalksteinschicht dicht unter der Erdoberfläche sollte verhindern, dass Feuchtigkeit in das Gebäude aufstieg.

Entwurf und Planung der Kirche gehen zurück auf Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, den viel beschäftigten Architekten Friedrichs des Großen.[116] Zu Baubeginn war er bereits schwerkrank. Jan Bouman leitete die Ausführung des Projektes. Thematisches Vorbild für das Gebäude war das Pantheon in Rom, ein Zentralbau mit Kuppel und Portikus, dessen Merkmale Knobelsdorff in allen Proportionen und Details souverän variiert hatte. Die Grundform der Kirche ist ein Oval, die Innenmaße betragen 19,83 m bzw. 15,23 m; das Mauerwerk ist 1,65 m stark, am Sockel mit Sandstein verblendet, darüber verputzt. Die relativ flache Kuppel ist frei schwingend gemauert, sie wurde von Karl Friedrich Schinkel, dem berühmten Architekten des preußischen Klassizismus, noch 80 Jahre später als statisch sehr gewagt beurteilt. In den Nischen neben dem Eingang stehen zwei überlebensgroße allegorische Figuren des Bildhauers Friedrich Christian Glume: Caritas (Liebe, Wohltätigkeit) und Spes (Hoffnung). Nach Maßgabe der französisch-reformierten Gottesdienstordnung war das schmucklose Innere auf die Mitte des Raumes ausgerichtet, durch eine umlaufende Holzempore wirkte es wie ein Amphitheater. Die Farbe der Wände war ein im Barock beliebtes Altrosa, die des Gestühls wahrscheinlich Weiß. Die Fenster waren farblos verglast.[117]

Im 19. Jahrhundert erhielt K. F. Schinkel den Auftrag zur Umgestaltung des Innenraumes. In der Zwischenzeit waren mehrfach Reparaturen nötig geworden. Putz- und Steintrümmer waren aus der Kuppel in den Kirchenraum herabgefallen, während der napoleonischen Besetzung von 1806 bis 1808 diente der Innenraum als Magazin der Kavallerie und wurde weitgehend verwüstet. Schinkel fand das Gestühl angefault und wurmstichig vor, die Fenster zum Teil vernagelt, den Ziegelboden gefährlich uneben. Während des Umbaues zwischen 1832 und 1834 behandelte er die Vorleistung Knobelsdorffs mit großem Respekt. Den gewünschten Anbau einer Sakristei lehnte er ab, um den Baukörper nicht zu entstellen. Der schlichte Gesamteindruck des Innenraumes blieb erhalten. Allerdings konzipierte er eine Kanzelwand und gab dadurch dem Kirchenraum eine eher frontale Ausrichtung. Durch eine zweite Empore wurde die Zahl der verfügbaren Plätze mehr als verdoppelt. Helle, grau-grünliche Töne bestimmten den Farbeindruck.

Bald traten neue Schäden durch Schwammbefall auf. 1856/57 wurde die Kirche geschlossen und saniert, die dominierenden Farben der Ausstattung waren nun Dunkelbraun mit Schwarz. 1881 musste die Kirche für Reparaturarbeiten abermals geschlossen werden, dieses Mal für zwei Jahre. Danach war das Erscheinungsbild der Ausstattung wiederum wesentlich verändert. Diese Modernisierung nach dem Geschmack der wilhelminischen Epoche brachte unter anderem Stuckkassetten und Rosetten in Blau, Rot und Gold in der Kuppel und eine farbige Verglasung der Fenster. Die Kanzelwand wurde durch Schmuckelemente und ein Kreuz ergänzt.

In den 1920er Jahren wurde eine Reihe der letzten Veränderungen zurückgenommen. Die Farbgestaltung von Kanzelwand, Emporen und Gestühl näherte sich wieder der Schinkel´schen Fassung an. Absenkungen durch Veränderung des Grundwasserspiegels erzwangen neue bauliche Maßnahmen.

Ein Bombenangriff während des Zweiten Weltkrieges – am 14. April 1945 – zerstörte beinahe das ganze Französische Viertel. Die Französische Kirche blieb nahezu unversehrt, nur die Fenster mussten – zunächst provisorisch – erneuert werden. Allerdings ergaben sich kriegsbedingte Folgeschäden. Durch Risse in der Kuppel trat Wasser ein, Putz stürzte in den Kirchenraum, auch der Außenputz war fehlerhaft. Die provisorischen Fenster waren bald undicht. Notwendige Sicherungsmaßnahmen unterblieben, weil die kleine Gemeinde sie nicht finanzieren konnte und staatliche Mittel seitens der DDR nicht zu bekommen waren. Mitte der 1960er Jahre wurde die Kirche wegen Baufälligkeit gesperrt.

Mit finanzieller Anschubhilfe einer Pressestiftung, durch privat eingeworbene Spenden und durch öffentliche Fördergelder konnte die Französische Kirche seit 1990 schrittweise wieder hergestellt werden. Abschließend wurden 2003 die provisorischen Fenster der Nachkriegszeit ersetzt und die restauratorischen Arbeiten an der Farbfassung des Innenraumes beendet.

Ihre evangelischen Gotteshäuser durften sie meist nur außerhalb der Stadtmauern errichten, und auch dort nur ohne die typischen Kirchenmerkmale Glocken und Turm. Bis heute heißen die evangelischen Kirchen in Frankreich „temple“ im Unterschied zu den katholischen Kirchen mit der Bezeichnung „église“.[118] Die Französische Kirche in Potsdam ist ganz im Stil dieser „Tempel“ in der französischen Heimat gebaut.

Da die Potsdamer Kirche von Anfang an als reformierter Kirchenbau entworfen wurde, spiegeln sich die reformierten Vorstellungen auch im Innenraum wider. Wesentliche Elemente des reformierten Gottesdienstes sind die Gemeinde, die Bibel, eine Kanzel und der Abendmahlstisch. Taufkanne und Taufschale ersetzen den Taufstein und werden bei Bedarf auf dem Abendmahlstisch platziert. Andere Kennzeichen, die man üblicherweise in Kirchen findet, wie Altar, Kerzen, Kreuz, Kruzifix oder Bilder fehlen dagegen, da sie vom Eigentlichen ablenken oder nicht dem zweiten Gebot (Bilderverbot) entsprechen. Der Innenraum der Französischen Kirche beeindruckt deswegen durch seine elegante Schlichtheit.

In diesem Raum kann der Gottesdienst in seiner ursprünglichen Form gefeiert werden: Der Raum ist auf die Mitte hin orientiert. Diese Mitte ist leer; die Leere ist das Besondere, das „Heilige“. Die Gemeinde versammelt sich im Kreis um diese Mitte. Dadurch wird die Gleichberechtigung aller Gemeindemitglieder, ob Priester oder Laien, zum Ausdruck gebracht. Auch der Abendmahlstisch, auf dem stets die Bibel liegt, steht frei, so dass sich alle um ihn herum versammeln können. Die Kanzel hat in erster Linie einen praktischen Zweck: wenn die Empore besetzt ist, kann die predigende Person von allen gut gehört und gesehen werden.

Der Orgelbauer Ernst Julius Marx baute 1787 die erste Orgel für die Französische Kirche.[119] Dieses Instrument wurde 1806 während der Nutzung des Kirchenbaus durch die Franzosen als Magazin schwer beschädigt. Alexander Schuke baute 1930 eine neue Orgel in der Kirche. Diese Orgel allerdings blieben ebenfalls nicht erhalten, da sie in den 1970er Jahren bei Einbrüchen in die Kirche schwer beschädigt wurde; die Orgelpfeifen wurden gestohlen. Die Kirchgemeinde fand auf ihrer Suche nach Ersatz der Schuke-Orgel eine Orgel, die dem Klang und der Gestaltung der ursprünglichen Orgel von Marx entsprach. Sie stammte aus dem Jahr 1783 und war vom Orgelbauer Johann Wilhelm Grüneberg für die Reformierte Johanniskirche in Berlin-Spandau gebaut worden.

Neben der Berufung eines Predigers genehmigte Friedrich II. das Anliegen der französischen Gemeinde, einen Kantor, einen Schulmeister und einen Küster zu beschäftigen. Aus einer Urkunde vom 1.8.1723 geht hervor, dass Friedrich II. sich dazu bereit erklärte, für den monatlichen Lohn aufzukommen; sowohl der Kantor als auch der Schulmeister bekamen 100 Taler zugesprochen, der Küster erhielt 30 Taler.[120]

Zu den Mitgliedern der französischen Gemeinde gehörten zahlreiche Personen, die im Dienst des preußischen Königshauses standen. Gahrig stellte eine Auswahl der bedeutendsten Persönlichkeiten zusammen:[121] „Henri Alexandre de Catt, Vorleser Friedrich II., Samuel Villaume, Privatschreiber des Kronprinzen, Theodor Etienne Laspeyre, Rat im königlichen Kabinett, Jean Francois de Perrot, Privatsekretär im königlichen Kabinett, Frederic Maurice Bovet, Sekretär des Kronprinzen, Charles Dantal, Vorleser Friedrich Wilhelm II., Jean Espagne, Zimmerherr des Kronprinzen, de Gaultier, Hauslehrer des Prinzen Louis, Samuel Connor, königlicher Koch, Chavy, Gärtner bei Friedrich Wilhelm II., Pierre Abraham Drox, Kastellan des Schlosses Sanssouci.“

Außer den am königlichen Hof angestellten Hugenotten[122] bestand die französische Gemeinde aus Fabrikanten, Handwerkern sowie Angehörigen verschiedener Berufsgruppen, die in entscheidender Weise für die ökonomische Weiterentwicklung Potsdams verantwortlich waren.

Die hugenottischen Tabakhändler besaßen an dem wirtschaftlichen Aufschwung Potsdams einen großen Anteil. Der Hugenotte Samuel Schock, der in Potsdam die erste preußische Schnupf- und Rauchtabakfabrik gründete, wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts der bedeutendste Tabakfabrikant in Brandenburg:[123] „In der Gemeindeliste von 1736 findet man unter den neu dazugekommenen 76 Gemeindemitgliedern den Namen Samuel Schock (…). Schon 1738 konnten viele hundert Zentner Tabak in andere Städte (…) versandt werden. Die Fabrik verfügte über 28 Tabakpressen, die ständig im Gang waren. Es entstanden ungewöhnlich große Stangen Tabak von 50-60 Pfund. Nachdem die Fabrik im Jahre 1742 vollständig abbrannte, baute Samuel Schock sie mit eigenen Mitteln wieder auf. Nach kurzer Zeit erwirtschafte er jährlich wieder sehr große Gewinne und viele Leute fanden dort ihren Unterhalt. So wurde Schocks Unternehmen zu einer Art Vorbild für die Region und ermunterte andere Fabrikanten, sich in Potsdam niederzulassen. (…) 1765 ging die Fabrik in königlichen Besitz über, Schock blieb Direktor.“

Andere hugenottische Tabakfabrikanten errichteten ebenso wie Schock Manufakturen in Potsdam und der näheren Umgebung und exportierten ihre Ware nach Polen, Russland, Dänemark und Schweden.

Im Jahre 1685 legten Hugenotten in Potsdam die ersten Maulbeerpflanzungen an. In einem Park hinter der Potsdamer Garnisonskirche sollen sie laut Reyer „die schönsten Maulbeerplantagen des Königreichs“ angepflanzt haben.[124] Die Maulbeerbaumkultur wurde bereits vereinzelt vor der Ansiedlung der hugenottischen Flüchtlinge in der Umgebung von Potsdam betrieben. Ab der Mitte des 18. Jahrhundert entwickelte sich die Maulbeerpflanzungen zu einer ertragreichen Tätigkeit, da sowohl in Potsdam als auch in Berlin zahlreiche seidenverarbeitende Betriebe ansässig waren, die einen erheblichen Bedarf an Rohseide hatten.[125] Die Arbeit in den Maulbeerplantagen wurde vornehmlich von Zöglingen des Waisenhauses erledigt, die bei einer wöchentlichen Arbeitsbelastung von vierzig oder fünfzig Stunden die Blätter ernteten und sie an die Raupen verfütterten.

Die hugenottische Seidenraupenzucht förderte ebenfalls die wirtschaftliche Entwicklung Potsdams. Die Kaufleute Barandon, de la Rouviere und de Thomas gründeten neben Berlin auch in Potsdam gewinnbringende Manufakturen.[126]

Andere von den Glaubensflüchtlingen betriebenen Berufszweige sorgten ebenso für eine Belebung der städtischen Wirtschaft. Neben hugenottischen Büchsenmachern, Schneidern, Messerschmieden, Buchhändlern, Zinngießern und Pastetenbäckern machten sich vor allem die Tuchmacher und Weinhändler einen Namen.

Um die französische Gemeinde in Potsdam zu vergrößern, forderte Friedrich II. durch ein Dekret alle pensionierten hugenottischen Offiziere auf, ihren Wohnsitz nach Potsdam zu verlegen. Bedingt durch dieses Dekret siedelten sich im Laufe der Jahre zahlreiche ehemalige hugenottische Angehörige der preußischen Armee in Potsdam an:[127] „Im Jahre 1738 gehörte zur Colonie 1 Oberst, 2 Oberstleutnants, 1 Major, 18 Hauptleute, 5 Leutnants, alle im Ruhestand. Die wichtigsten Herren waren der Oberst Theodore de Grangeroux, die Oberstleutnants Jean Gedeon d’Ozanne, Henri de Dallon, der Major Henri de Rossane, ferner Jean de Massabiou, Henri Chambead de Bavas u.a. (…) Dazu kamen noch aktive Offiziere, die Obersten de la Farelle und de Balbi, de Raoul, Hauptmann im Regiment der Garden zu Fuß, de Humbert, Hauptmann im Regiment des Prinzen zu Preußen, Pierre Gayette, Ingenieur-Hauptmann und Direktor der königlichen Bauten.“ Diese finanzkräftige Schicht sorgte dafür, dass das städtische Wirtschaftsleben angekurbelt wurde.[128]

Die königliche Deklaration vom 19.10.1731 bestätigte nochmals die Privilegien und Rechte der immer zahlreicher nach Potsdam kommenden Hugenotten. Aufgrund der wachsenden Zahl von Glaubensflüchtlingen, die sich in Potsdam ansiedelten, genehmigte Friedrich II. eine zweite Pastorenstelle für die französische Gemeinde.

Die französische Gemeinde gründete im Jahre 1791 eine eigene Schule, um ihren Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, die französische Sprache zu lernen und ihnen die protestantische Religion näher zu bringen.[129]

Vor der Errichtung der Schule unterrichteten die Kantoren Villaume (1723-1772), Plantier (1735-1779), Bonnet (1779-1782) und Jordan (1772-1809) die Söhne und Töchter der hugenottischen Flüchtlinge in ihren Häusern. Die Kinder von ärmeren Gemeindemitgliedern mussten für den Besuch der Schule keine Unkosten entrichten, zahlungskräftigere Familien wurden dazu angehalten, eine geringe Summe der Gemeinde zukommen zu lassen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Schule der französischen Gemeinde die einzige Lehranstalt in Potsdam, wo die französische Sprache unterrichtet wurde.

Als im Laufe der Zeit die französische Sprache sowohl in den Gottesdiensten der französischen Gemeinde als auch im Leben der Gemeindemitglieder insgesamt immer mehr an Bedeutung einbüßte, versuchte die Schule, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Dieses Bemühen erwies sich als aussichtslos; im Jahre 1887 musste die Schule aufgrund fehlender Auslastung geschlossen werden.[130] Die Kinder der hugenottischen Gemeinde besuchten ab diesem Zeitpunkt die Schule der deutschen reformierten Gemeinde in Potsdam.

Die französische Gemeinde in Potsdam brachte einige wichtige Persönlichkeiten hervor, die architektonisch, künstlerisch und literarisch die Entwicklung der Stadt mitgeprägt haben.

Noch vor der Gründung der französischen Gemeinde in Potsdam spielte der hugenottische Baumeister Philipp de la Chieze eine wichtige Rolle am Hofe des Kurfürsten Friedrich Wilhelm.[131] De la Chieze trat im Jahre 1660 in die Dienste des Kurfürsten und „wurde sofort Generalquartiermeister und Kammerherr über das Bau- und Festungswesen. Der Kurfürst stellte ihm das Lehnsgut Caputh bei Potsdam zur Verfügung, wo er sich ein relativ bescheidenes Landhaus errichtete, das als Kernbau des heutigen Schlosses noch enthalten ist. Er erhielt die administrative Aufsicht über eine Reihe kurfürstlicher Bauten, u.a. über die Stadtschlösser in Berlin und Potsdam und den Mühlroser Kanal.“[132]

Neben de la Chieze ist der hugenottische Bildhauer und Architekt Charles Philipp Dieussart zu nennen, der in den Jahren 1683-1691 am kurfürstlichen Hof tätig war. Er war sowohl am Ausbau des Jagdschlosses Klein-Glienecke als auch am Innenausbau des Potsdamer Schlosses beteiligt.[133]

1657 trat Dieussart in die Dienste des Herzogs Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow. Zu seinen ersten Werken in Mecklenburg und zugleich einem seiner wichtigsten gehört das Herrenhaus Rossewitz, der erste Barockbau in Mecklenburg. Bekannt ist auch das Grabmal für Günther von Passow im Güstrower Dom. Auch der Bau des Torhauses am Schloss Güstrow (1671) wird ihm zugeschrieben. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war das Schloss Dargun, wo er unter anderem den Westflügel umbaute.

Mehrere Reisen führten ihn durch Europa, unter anderem nach Kopenhagen, wo er 1668 die Möglichkeit bekam, für König Frederik III. zu arbeiten. Auf Bitten von Herzog Gustav Adolf verzichtete der König jedoch, und Dieussart kehrte nach Güstrow zurück. 1679 gab er das Buch Theatrum Architecturae civilis heraus, das einen großen Einfluss in jener Zeit hatte.[134] Anschließend ging er als kurfürstlicher Baumeister und Bildhauer nach Brandenburg-Preußen in den Dienst des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Fürstentum Bayreuth in den Diensten von Markgraf Christian Ernst als Hof- und Landbaumeister. Dabei leitete er den Umbau des Alten Schlosses am Bayreuther Marktplatz, unter anderem stammt die Fassadengestaltung von ihm. Nach seinem Tode wurde Leonhard Dientzenhofer sein Nachfolger, dessen Werk auch von Dieussart beeinflusst worden war.

Nach dem Entwurf von Dieussart wurde das Jagdschloss nochmals erweitert und neu gestaltet. Unter Friedrich I. wurde das Jagdschloss 1701 im Stil des französischen Barocks ausgebaut und verschönert. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ließ das Jagdschloss Glienicke als Lazarett für das Garderegiment einrichten. Friedrich der Große schenkte es 1763 dem Wachstuch- und Tapetenfabrikanten Isaac Levin Joel, der dort Wachstuchtapeten produzierte. 1827 kam das Jagdschloss in die Hände von Wilhelm von Türk, der daraus 1832 ein Waisenhaus machte. 1859 ließ Prinz Karl von Preußen das Schloss für seinen Sohn Friedrich Karl durch den Hofarchitekten Ferdinand von Arnim in barockisierenden Formen umbauen. 1889 stockte Albert Geyer den Mittelbau auf und fügte einen Turm hinzu.[135]

Nach 1919 setzte ein Verfall der Schlossanlage ein. Das Schloss mit dem Park gelangte unter dem nationalsozialistischen Staatskommissar und späteren Oberbürgermeister Julius Lippert 1934 über eine Erpressung des jüdischen Unternehmers Ignatz Nacher in den Besitz der Stadt. Dabei hatten Lippert und die Dresdner Bank zusammengearbeitet, um den Unternehmer, der Großaktionär der Engelhardt-Brauerei war, seines Unternehmens zu berauben. Die Bank besaß den Park mit seinen Schlössern, Lippert die erpressten Aktien. Sie führten dann einen Austausch durch. Lippert stellte den Park der Allgemeinheit zur Verfügung und nahm sich selbst das Schloss als standesgemäße Residenz. Vorher ließ er das Schloss auf Staatskosten renovieren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es Jugendherberge. Zuvor allerdings war ein Teil des Ufa-Fundus ins Schloss ausgelagert worden. Außerdem diente es als Kulisse für Nachkriegsfilme, wie etwa Mädchen in Uniform. In diesem Film ist die parkseitige Freitreppe des Schlosses noch zu sehen. Zudem war es Aufnahmeort etlicher Familien, die wegen der Potsdamer Konferenz ihre Wohnungen in Babelsberg räumen mussten. Ernst Reuter setzte sich später für die Instandsetzung des Jagdschlosses ein. Mit dem Bau der Mauer wurde der Schlosspark von seinem Umland getrennt und war nur noch von der Königstraße aus zugänglich.

Der hugenottische Architekt Peter de Gayette war für zahlreiche bauliche Neugestaltungen Potsdams in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verantwortlich.[136] Nach seinen architektonischen Vorstellungen entstanden in den Jahren 1734 bis 1740 zahlreiche Reihenhäuser in der Neustadt. Von 1720 bis 1734 entstanden nach Gayettes Plänen zahlreiche Bürgerhäuser und öffentliche Bauten in Potsdam, das unter Friedrich Wilhelm I. zweimal erweitert worden ist. Zunächst wurden einfache Fachwerkbauten errichtet, die man in der Folgezeit vielfach in Massivbauweise erneuerte. Das von Gayette entworfene Rathaus von 1722 ist bereits 1753 durch einen Neubau ersetzt worden. Im Bereich der ab 1721 durchgeführten ersten Stadterweiterung hat sich eine geringe Zahl von Bauten aus der Zeit Friedrich Wilhelms I. erhalten, die zum Teil Pierre de Gayette zugeschrieben werden. Zu diesen durch Mansarddächer und eine sparsame Putzgliederung mit Lisenen und Gesimsen gekennzeichneten Bürgerhäusern zählen die Gebäude Am Kanal 4 (1724), Henning-von-Tresckow-Straße 9 (1730) und das Ständehaus Breite Straße 9 (um 1724).

1726 erfolgte der Abbruch des Kurfürstlichen Amtshauses aus dem 17. Jahrhundert, das sich am Ort des slawischen Burgwalls am östlichen Ende der Potsdamer Altstadt befand. Hier entstand nach Gayettes Plänen das schlichte Schiff der Heiliggeistkirche, dem bis 1728 auf der Westseite der von Johann Friedrich Grael entworfene Turm vorgelegt wurde. 1730 bis 1732 beaufsichtigte Gayette die Ausführung des Jagdschlosses Stern, des einzigen unter dem sparsamen „Soldatenkönig“ errichteten Schlossbaus.

Die zweite barocke Stadterweiterung Potsdams begann 1733 und war beim Tod des Königs 1740 noch nicht abgeschlossen. Die Entwürfe der in großer Zahl erhaltenen Typenbauten in Fachwerkbauweise mit massiven oder in Sichtfachwerk ausgeführten Fassaden werden Pierre de Gayette und Andreas Berger zugeschrieben, während das ebenfalls zur zweiten Stadterweiterung gehörende Holländische Viertel nach Plänen Johann Boumanns entstand. Gayette soll hierbei insbesondere für Häuserzeilen in der Lindenstraße und am Nauener Tor verantwortlich zeichnen.[137] Die Zuschreibung der charaktervollen Fassade der 1738/1739 erbauten Großen Stadtschule in der Nauener Straße (heutige Friedrich-Ebert-Straße) an Gayette gilt als unsicher.

Bis 1734 wurde in der Nachbarschaft der Garnisonskirche nach Gayettes Entwurf der Lange Stall errichtet, ein 150 Meter langes Reit- und Exerzierhaus in Fachwerkbauweise, dessen eindrucksvolle Dachkonstruktion noch David Gilly 1798 in seinem Handbuch der Landbaukunst als bemerkenswert hervorhebt. 1781 erhielt der schlichte Bau vor dem Südgiebel eine massive Portalfassade nach Plänen Georg Christian Ungers, 1785 einen neuen Kopfbau zum Stadtkanal auf der Nordseite, den ebenfalls Unger entwarf. Als einziger der zwischen 1720 und 1734 entstandenen großen Fachwerkbauten blieb der Lange Stall bis in das 20. Jahrhundert erhalten. Die Holzkonstruktion brannte infolge des Luftangriffs auf Potsdam am 14. April 1945 ab; lediglich das Portal von 1781 ist bis heute erhalten.

Pierre de Gayette war in dessen ersten Regierungsjahren auch für Friedrich II. tätig. 1745 erstellte er eine Karte von Sanssouci und dem Höneberg sowie Planungen für einen neuen Fasanengarten westlich von Sanssouci. Er starb 1747 in Potsdam.

De Gayette war Gründungsmitglied der französischen Gemeinde in Potsdam:[138] „Seit 1723 finden sich Eintragungen über ihn und seine Familie in den Kirchenbüchern der französischen Gemeinde, der er angehörte. Er muß im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts geboren sein, das Geburtsjahr ist nicht bekannt. Er starb 1747 in Potsdam.“

Carl Philipp Christian Gontard siedelte im Jahre 1765 von Bayreuth, wo er die Funktion des Hofbauinspektors ausübte, nach Potsdam über. Friedrich II. setzte ihn zugleich als Baudirektor und Leiter des Baukontors Potsdams ein, so dass Gontard für alle Baumaßnahmen verantwortlich war, die in den 70er und 80er Jahren durchgeführt wurden. Unter seiner Regie entstanden neben den Bauten im Park Sanssouci zahlreiche öffentliche Gebäude und Wohnhäuser. Außerdem entwarf er nach jahrelangen Vorarbeiten das Marmorpalais am Neuen See:[139] „Das Marmor-Palais, das vor dem Nauener Thore, zu Ende des Neuen Gartens am Heiligen See gelegen, erhebt sich auf einer quadratischen Fläche, deren Seiten 70 Fuß betragen, und hat ein Souterrain und zwei Geschosse. Auf dem mit Kupfer gedeckten platten Dache, das von einer Balustrade umgeben ist, erhebt sich ein Belvedere. Das prächtige Gebäude, welches zur Hälfte in den Heiligen See steht, wurde auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm I. durch Gontard, Langhans und Krüger aus inländischem Marmor aufgeführt.“

Seine bedeutendste Leistung lag im Ausbau des Militärwaisenhauses[140] nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763):[141] „Das Militärwaisenhaus dürfte Gontards größte Bauaufgabe gewesen sein, die ihm in Potsdam erteilt wurde. Sie stellt zugleich die Krönung seines städtebaulichen Schaffens in dieser preußischen Residenzstadt dar. Von 1771 bis 1777 entstand der riesige Gebäudekomplex mit betontem Mittelteil, der nach oben von einem Monopteros abgeschlossen ist, einem tempelartigen Gebäudetypus, den der Meister zuvor im Freundschaftstempel und im Antikentempel (…) des Parkes von Sanssouci verwirklicht hatte.“

Gontard verließ im Jahre 1779 Potsdam und ging nach Berlin, wo er die Turmbauten der Deutschen und Französischen Kirche auf dem Gendarmenmarkt errichtete.[142]

Der Hugenotte Carl Christian Horvath (1751-1837) wurde Ende des 18. Jahrhunderts zu einem der angesehensten Buchhändler in Potsdam.[143] Nach einem gescheiterten Versuch, als Buchhändler in Berlin Fuß zu fassen, siedelte er nach Potsdam über. Friedrich II. erteilte ihm am 11.2.1778 das Privileg, sowohl in Potsdam eine Buchhandlung zu eröffnen als auch Bücher zu drucken.

In den ersten Jahren fiel es ihm schwer, sich beruflich zu etablieren:[144] „Horvaths Buch- Kunst- und Musikalienhandlung nebst Leihbibliothek und 500 Bänden und eigenem Verlag hatten mit vielen Nöten und Verlusten zu kämpfen, bis er sich 1791 das Haus am Wilhelmplatz 6 vom Garnison-Maurermeister Renschau für 1.650 Taler kaufen konnte.“

Nach der Überwindung dieser Schwierigkeiten verlegte Horvath mehr als 140 militärische, pädagogische, theologische und lokalgeschichtliche Schriften. Dazu gehörte ein Militärgesangbuch, das eine für die damalige Zeit hohe Auflage von 120.000 Exemplaren erreichte. Im Jahre 1824 verzichtete er aus Altersgründen auf die Leitung seines Geschäftes. Er bekleidete für mehrere Jahre das Amt des Stadtverordnetenvorstehers im Potsdamer Magistrat:[145] „Im Stadtparlament vertreten waren insgesamt (…) 81 Hausbesitzer und 3 Mietbürger; davon 38 Gewerbetreibende, 10 Kaufleute, 4 Gastwirte. 1 Holzverwalter, 1 Fabrikant, 2 Apotheker und 4 aus nicht näher bezeichneten ‚höheren Ständen“. (…) Sie wählten den bekannten Buchhändler Carl Christian Horvath zum ersten Stadtverordnetenvorsteher.“

Der Glaubensflüchtling Antoine Pesne (1683-1757)[146], der aus einer angesehenen Pariser Malerfamilie stammte, wurde im Jahre 1711 in Berlin königlicher Hofmaler.[147]

Der preußische König Friedrich I. berief den jungen Franzosen 1710 als Hofmaler nach Berlin. Noch in Rom vermählte sich Pesne mit Ursule-Anne Dubuisson, einer Tochter des Blumenmalers Jean Baptiste Gayot Dubuisson, und übersiedelte dann mit seiner Frau und deren Familie nach Berlin, wo er als Nachfolger des am 6. Mai 1711 verstorbenen Niederländers Augustin Terwesten offiziell zum Hofmaler ernannt wurde. Dieses Amt behielt er auch nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. (1713), allerdings reduzierte der sparsame Soldatenkönig Pesnes Gehalt um die Hälfte.

1715 reiste der Maler zu Studienzwecken nach Dessau und 1718 erstmals nach Dresden, wo er als Bewerbungsstück für seine Aufnahme in die Pariser Académie Royale – die 1720 erfolgte – das berühmte (oben gezeigte) Selbstbildnis mit seinen Töchtern malte. Mit diesem Familienbildnis, mit der Darstellung einer intimen Situation, die typisch wurde für den Stil des Rokoko, löste sich Pesne von den Traditionen des Barock. 1722 wurde er zum Direktor der Berliner Kunstakademie ernannt und besuchte in dieser Eigenschaft in den Jahren 1723 und 1724 Paris und London.

Von 1736 bis 1740 lebte Antoine Pesne am Rheinsberger Hof des kulturell frankophilen Kronprinzen Friedrich, der ein begeisterter Sammler von Bildern des französischen Malers Antoine Watteau (1683–1721) war.[148] Er protegierte den Franzosen Pesne in der Hoffnung, dass dieser ihm Bilder im Stil Watteaus malen würde. Bei Friedrichs Tafelrunden war Pesne ein gern gesehener Gast. Er malte in Rheinsberg zahlreiche Porträts und schuf zwischen 1738 und 1740 einige Deckenfresken zu allegorisch-mythologischen Themen. Hier begann auch seine produktive Freundschaft mit dem Architekten von Knobelsdorff, mit dem er in den 1740er Jahren bei der Ausgestaltung der Schlösser Rheinsberg, Charlottenburg, Sanssouci und des Potsdamer Stadtschlosses zusammenarbeitete.

1746 erhielt Antoine Pesne von Friedrich II. das Grundstück Oberwallstraße 3 in Berlin zum Geschenk, einschließlich der Materialien zum Bau eines Hauses; dort wohnte der Maler bis an sein Lebensende. Im Auftrag des Grafen Gustav Adolf von Gotter wirkte er um 1747 noch an der Ausgestaltung des Schlosses Molsdorf mit, danach war sein künstlerisches Schaffen beendet.

Pesne, der als Hofmaler drei preußischen Königen gedient hatte, starb am 5. August 1757 und wurde am folgenden Tag in der Gruft des Deutschen Domes auf dem Gendarmenmarkt in Berlin an der Seite Knobelsdorffs beigesetzt. Wegen Umbauarbeiten im Dom wurden die Gebeine Pesnes und Knobelsdorffs 1881 auf den Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde am Halleschen Tor in Kreuzberg umgebettet.

Der Maler Antoine Pesne zählt neben dem Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und dem Ornamentiker Johann August Nahl zu den wichtigsten Künstlern des friderizianischen Rokoko. Außerdem wird er neben Antoine Watteau, Nicolas Lancret (1690–1743) und Francois Boucher (1703–1770) als einer der bedeutendsten Maler des französischen Rokoko gewertet.[149]

Pesne erlangte anhaltende Anerkennung einerseits durch seine vielfachen Portraits der königlich preußischen Familie und der Angehörigen ihres Hofstaates - er begleitete als Bildchronist drei Preußenkönige - andererseits aber auch durch seine Bilder von Tänzerinnen, Schauspielerinnen oder „einfachen Mädchen“ aus dem Volk. In Berliner Museen und im Schloss Charlottenburg sind viele seiner Gemälde ausgestellt, u. a. mehrere Porträts des „Alten Fritz“, seines Bruders Heinrich und des „Alten Dessauers“.[150] Seine Fresken, seine Wand- und Deckenbilder, die er für die Schlösser Rheinsberg, Charlottenburg, Sanssouci oder das Potsdamer Stadtschloss schuf, gehören, soweit sie noch erhalten sind, zum bleibenden Kulturerbe Preußens.

Jan Bouman (1706-1776) war ein aus den Niederlanden nach Preußen eingewanderter Baumeister.[151] Sein bekanntestes Werk ist das Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin. 1742 wurde er nach Potsdam berufen, um dort im königlichen Auftrag u. a. das Holländische Viertel zu errichten. Begleitet wurde er von seinem Bruder Dirck, der ebenfalls Zimmerermeister war. Ca. 1735 folgte sein Bruder Abraham, der sich als Goldschmied in Potsdam niederließ. Dircks Tochter aus zweiter Ehe, Maria Catharina (1760–1813), war mit Johann Jacob Krutisch verheiratet, der 1773–1817 Hofgärtner der Sanssouci-Melonerie war.

Jan Bouman wurde zum Schlosskastellan ernannt und war im Stadtschloss untergebracht. Nach dem Regierungsantritt König Friedrichs II. konnte sich Jan Bouman vor Aufträgen nicht mehr retten. 1747–50 schuf er nach dem Abriss des alten Berliner Doms ein neues Domgebäude an der Spreeseite des Berliner Lustgartens und erneuerte die Gebäude der Akademie der Wissenschaften in Berlin.[152] Zwischen 1748 und 1766 errichtete er in Berlin für Prinz Heinrich von Preußen ein Palais, das heute das Hauptgebäude der Humboldt-Universität beherbergt. Ab 1748 war Jan Bouman als Oberbaudirektor im Potsdamer „Baucomtoir“ der königlichen Bauvorhaben tätig. In Potsdam schuf er 1752 das Berliner Tor, 1752/53 die Friedrichskirche im Weberviertel und 1753 das Alte Rathaus.[153]

1755 ernannte ihn der König zum Oberbaudirektor für seine Bauaufgaben in Berlin und Potsdam, wozu er nach Berlin umzog. Baudirektor Bouman wohnte an der Ecke der Französischen und der Markgrafenstraße.[154] Nach 1763 erweiterte er das Schloss Schönhausen, den Sommersitz der preußischen Königin. Sein letzter großer Auftrag war der Bau der Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin, die er nach dem Entwurf von Jean Laurent Legeay 1770–73 vollendete. Im Alter von 70 Jahren starb Jan Bouman am 6. September 1776 in Berlin und wurde in einem Seitengewölbe der Parochialkirche beigesetzt.

Auch wenn Boumans spätbarocker Baustil eine unverwechselbare Nüchternheit und Strenge zeigt, war er doch anderen Architekten wie z. B. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ebenbürtig.[155] Viele von Knobelsdorffs Entwürfen wurden von Jan Bouman realisiert. Es gibt ein Jan Bouman Haus in Potsdam im Holländischen Viertel, das wegen seines großen Bestands an originaler Bausubstanz (von 1735) der Öffentlichkeit als Museum zugänglich ist. Im Herbst 2006 wurde dort die Ausstellung „300 Jahre Jan Bouman“ gezeigt.

Das Holländische Viertel ist ein im Zentrum gelegenes Stadtviertel, das zwischen 1733 und 1742 im Zuge der zweiten Stadterweiterung unter Leitung von Johann Bouman erbaut wurde.[156] Unter der Regentschaft Friedrich Wilhelm I. wurde das Viertel geplant und mit dem Bau begonnen. Nach seinem Tod Friedrich im Jahr 1740 ließ sein Sohn und Nachfolger Friedrich II. das Viertel weitestgehend nach den Plänen seines Vaters fertigstellen. Das Viertel besteht aus 134 Ziegelstein-Häusern, die durch die Mittel- und Benkertstraße in vier Karrees nach dem Konzept eines barocken Stadtgrundrisses aufgeteilt werden. Es gilt als größtes zusammenstehendes Bauensemble und Kulturdenkmal holländischen Stils außerhalb der Niederlande in Europa.[157]

Vor der Errichtung des Holländischen Viertels wurde das dort befindliche sumpfige Areal trockengelegt. Dazu wurde ein Bassin geschachtet, um das Wasser abfließen zu lassen und auch zu sammeln, bevor es in den Heiligen See weitergeleitet werden konnte. Die Anlage des Bassins war namensgebend für den neben dem Viertel gelegenen Bassinplatz, an dem sich heute die katholische Kirche St. Peter und Paul befindet. Auf dem Bauland des Holländischen Viertels ist mit unzähligen Baumstämmen ein Pfahlrost gegründet worden. Das darauf gesetzte Fundament besteht aus Steinen, bei denen es sich um Rüdersdorfer Kalkstein handelt. Die Blöcke haben eine Höhe von etwa 1,30 Meter und eine Breite von 1,25 Meter. Außerdem war eine Erdaufschüttung des Geländes um einen Meter notwendig. Schöpfwerke hielten während der Arbeiten den Grundwasserspiegel niedrig.

Friedrich Wilhelms I. Vorliebe für die holländische Kultur, mit der die brandenburgisch-preußischen Hohenzollern durch Ihre Verwandtschaft mit dem Haus Oranien-Nassau immer wieder konfrontiert wurden, hatte ihn bereits als Kronprinzen 1704/05 auf eine Bildungsreise nach Amsterdam und Den Haag geführt.[158] Das holländische Vorbild blieb seitdem bis zu seinem Tode ein wichtiger Maßstab seiner Vorstellungen eines wirtschaftlich fortschrittlichen Staates und einer zweckmäßigen Architektur. Alle Kirchen, die Friedrich Wilhelm I. in Potsdam bauen ließ, weisen holländische Einflüsse auf, allerdings ohne sich an bestimmte Vorbilder anzulehnen. Auch der einzige Schlossbau, den der sparsame König während seiner Herrschaftszeit errichten ließ, war ein schlichtes Landhaus im Stil holländischer Bürgerhäuser, das Jagdschloss Stern.

Auch das Holländische Viertel ist Ausdruck der Vorliebe des Soldatenkönigs für das Land an der Nordsee und den Wunsch vom technischen Know-how seiner Bewohner zu profitieren.[159] Das in sich geschlossene Quartier im holländischen Stil sollte im 18. Jahrhundert holländische Handwerker nach Potsdam locken. Da diese aber nicht in der gewünschten Zahl kamen, zogen französische und preußische Handelsvertreter, Künstler und Soldaten in die Typenhäuser.

Bis 1878 lag das II. Bataillon des 1. Garde-Regiment zu Fuß hier in Bürgerquartieren. In der Mittelstraße 3, beim Altwarenhändler Bertold Remlinger erwarb 1906 der Hauptmann von Köpenick eine Uniform ebendieses Garde-Regiments zu Fuß. Nachdem das Holländische Viertel zu DDR-Zeiten teilweise verfallen war, wurde es nach der Wende wiederentdeckt, nach und nach, auch mit Unterstützung des niederländischen Königshauses, restauriert und ist mittlerweile praktisch vollständig saniert.[160]

Die Fassadengliederung der Traufenhäuser ist am repräsentativsten bei den alleinstehenden Traufenhäusern.[161] Diese sind am eindeutigsten holländisch beeinflusst. Vorbild ist ein Haustyp, wie er in Holland zum Beispiel durch das Haus Vreedenhoff in Loenen aan de Vecht bei Amsterdam repräsentiert wird. Sowohl bei den alleinstehenden Traufenhäusern im Holländischen Viertel, als auch beim Haus Vreedenhoff handelt es sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit fünf Achsen und dem Eingang in der Mitte.

Die Eingänge sind mit den für Holland typischen hölzernen barocken Portaldekorationen verkleidet, die mit ihren oberen Ausläufern bis an das Hauptgesims stoßen. Die Hauptgesimse sind ebenfalls aus Holz und weiß gestrichen. Die Fassaden sind gegliedert durch schwach vorspringende Ecklisenen und zwei die Mittelachse flankierende Lisenen, die die Portaldekorationen einrahmen.

Die Giebelhäuser im Holländischen Viertel wurden ursprünglich als „halbe Häuser“ bezeichnet.[162] Sie sind wie die Traufenhäuser 2-geschossig, aber dreiachsig angelegt mit einem Eingang und zwei Fensterachsen und haben ungefähr die halbe Wohnfläche der fünfachsigen Traufenhäuser.

Weitere auf holländische Handwerkstradition zurückgehende Elemente, die sich an allen drei Haustypen im Holländischen Viertel beobachten lassen sind die weiß gestrichenen, quadratisch verglasten Fenster mit den nur in Holland vorzufindenden breiten weißen Holzzargen und den grünen halben Fensterläden, den sogenannten Windläden.[163] Ein Charakteristikum holländischer Hauseingänge ist es, dass das mit kleinteiliger quadratischer Verglasung versehene Oberlicht mit der Außenseite der auch hier obligatorischen hölzernen Zarge bündig liegt, während das Türblatt auf der Innenseite der Zarge angeschlagen ist.

Im holländischen Viertel hat es an den Giebelhäusern ursprünglich wohl nur zwei unterschiedliche Giebelformen gegeben, wie es auch von den Traufenhäusern jeweils zwei Typen gab. Eine ähnliche Konformität findet sich im Straßenbild Hollands im 18. Jahrhundert nicht.[164] Wer im fortschrittlichen Holland baute, tat dies nach seinem persönlichen Geschmack und Vermögen. So entstand ein höchst differenziertes und individualisiertes Straßenbild mit zum Teil auf prächtigste verzierten Giebeln, die den Wohlstand des Hausbesitzers dokumentieren sollten. Demgegenüber spiegelt die Gleichförmigkeit der Fassaden im Holländischen Viertel eher den persönlichen Geschmack Friedrich Wilhelms I. und dessen Wunsch nach einer zweckmäßigen und vor allem sparsamen Bauweise wider.

Was in Holland über lange Zeit entstanden und Ausdruck einer individuellen Lebensführung war, wurde in Potsdam gewissermaßen preußisch nachexerziert.[165] So ähneln die Giebelhäuser im Holländischen Viertel eher holländischen Lagerhäusern (Packhuisen) oder insbesondere den Hofjes, also den Altenheimen.[166]

Die Mischung von Wohnraum, kleinen Läden, Galerien, Werkstätten, Kneipen, Restaurants und Cafés geben dem Holländischen Viertel ein Flair, das es bei Einwohnern und Touristen gleichermaßen beliebt macht. Dreimal im Jahr finden im Viertel Feste statt: Das Tulpenfest im April, der Töpfermarkt im September und der holländische Weihnachtsmarkt (Sinterklaas).

Prenzlau

Die Uckermark entwickelte sich zum einem der Hauptansiedlungsgebiet von französischen Glaubensflüchtlingen in der Mark Brandenburg. In Prenzlau, der Hauptstadt der Uckermark, lebte die von der Zahl her größte hugenottische Gemeinde.[167]

Im Jahre 1187 wurde die slawische Burgwallsiedlung „Perenncele“ erstmals urkundlich erwähnt.[168] Der Pommernherzog Barnim I. erhob im Jahre 1234 Prenzlau zur Stadt und ließ sie weiter ausbauen. Im Jahre 1240 unterlagen die Pommern nach langen Auseinandersetzungen den askanischen Markgrafenbrüdern Johann I. und Otto III.. Unter ihrer Herrschaft gewann die Stadt Prenzlau an überregionaler Bedeutung; die Ansiedlung von Gewerbetreibenden wurde gefördert und die Stadt befestigt. Ab dem Jahre 1426 übernahmen brandenburgische Regenten die Herrschaft über Prenzlau.

Der Dreißigjährige Krieg stoppte die positive Entwicklung Prenzlaus in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. Vor dem Krieg zählte Prenzlau ungefähr 1100 Einwohner, während im Jahre 1626 lediglich 20 Bäcker, 50 Schuhmacher, 16 Schlächter und 60 Tuchmacher als Gewerbetreibende in der Stadt registriert waren. Im Jahre 1638 lebten in Prenzlau nur noch 130 Personen, die anderen wurden Opfer des Krieges, starben an der sich rasch ausbreitenden Pest oder flohen aus Prenzlau.[169]

Erst durch die Ansiedlung von hugenottischen Glaubensflüchtlingen wuchs die Bevölkerung der Stadt wieder an. Im Jahre 1687 ließen sich in Prenzlau die ersten 18-20 französischen Flüchtlingsfamilien nieder, insgesamt etwa 150 Personen. Sie gründeten noch im gleichen Jahr die französische Gemeinde von Prenzlau. Diese Gemeinde ist aufgrund der Vielfalt ihrer Herkunftsregionen im Vergleich zu anderen hugenottischen Gründungen in der Uckermark charakteristisch. Die Mitglieder der französischen Gemeinde von Prenzlau stammten aus der Pfalz, dem Languedoc, der Picardie und Artois, der Champagne und Brie, aus der Schweiz, aus Flandern sowie dem nordfranzösischen Metz.[170]

Der Kurfürst Friedrich Wilhelm genehmigte den Neuansiedlern als Starthilfe weitreichende Privilegien. In einem Brief an den Magistraten von Prenzlau hieß es: [171] „Nachdem 18 frantzösische Familien in unser Stadt Prentzlow sich nieder zu lassen, und daselbst seßhafftig zu machen gemeinet, auch vorhabens seind mit betreibung Ackerbau und Tabak Pflantzen, Ihren unterhalt zu suchen, und wir also billig finden, dass Ihnen mit landungen, garthen und wiesen so viel möglich geholffen, und weil wir vernehmen, dass deselbst die Kirchen, Kaste und Hospital eine ziemliche anzahl Hufen haben, und solche vor gewöhnliche miethe ausgethan werden, auch zum theil bishero an Einwohnern in dörffern zum Gebrauch überlassen werden; So befehlen wir euch hiermit gnädigst solche Verfügung zu machen, dass diesen Familien entweder die Kasten-hufen alleinigen oder die Kirchen-und Hospital-hufen zum Gebrauch überlassen und zu künfftiger Braakzeit angewiesen werden, und wollen wir die die miethe davor einige Jahre selbst zahlen lassen und habet Ihr im übrigen Ihnen sonst auch mit gärthen und Wiesenwachs zu helffen, und in allen billigen dingen behörigen Schutz zu leisten. Seind gegeben. Potzdam den 14.Mai 1687.“

Eine weitere Verordnung des Kurfürsten vom 29.5.1687 besagte, dass der hugenottischen Gemeinde die Heiligen-Geist-Hospital-Kirche zur Durchführung ihrer Gottesdienste zur Verfügung gestellt werden sollte. Dort wurde außerdem festgehalten, dass der Prediger Etienne de Petit die französische Gemeinde betreuen sollte. Am 19.6.1687 fand in der Heiligen-Geist-Hospital-Kirche der erste Gottesdienst der hugenottischen Gemeinde statt.[172]

Später erhielten die Flüchtlinge die Erlaubnis des Magistrates der Stadt, ihre Gottesdienste auch in der zentral gelegenen Jakobikirche durchzuführen.

Die meisten Gründungsmitglieder der französischen Gemeinde waren Bauern, Fabrikanten und Handwerker; ihnen wurde von den insgesamt 620 Quadratruten Boden 525 zur Nutzung überlassen.[173]

Kurz nach der Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge gründete der Kurfürst Friedrich Wilhelm in Prenzlau nach dem Vorbild der französischen Königsmusketiere eine aus hugenottischen Adeligen bestehende Kompanie der Grands Mousquetaires. Diese Prenzlauer Kompanie bestand aus 120 Personen:[174]„Jeder der Adeligen hatte zumindest den Leutnantsrang und bekam für die damalige Zeit sehr hohen Sold von zehn Talern zuzüglich vier Taler für einen Burschen. Kompaniechefs waren der Kurfürst, der den Franzosen Pferde und Uniform schenkte, und Marshall von Schomberg.“

Die Gründung der Kompanie der Grands Mousquetaires förderte die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe in der Stadt, da zu ihrer Versorgung zahlreiche Gewerbetreibende nötig waren. Das Bild von Prenzlau als französische Garnisonsstadt veranlasste viele hugenottische Offiziere und Beamte, nach Prenzlau überzusiedeln.[175] Durch diesen Zuzug wuchs die französische Gemeinde in Prenzlau immer weiter an, im Jahre 1693 betrug die Zahl ihrer Mitglieder 240, sechs Jahre später war sie auf 427 angestiegen. Das zahlenmäßige Wachstum der französischen Gemeinde hielt auch Anfang des 18. Jahrhundert an. Im Jahre 1703 wurden 528 Mitglieder gezählt, bis zum Jahre 1710 gehörten 550 Personen der französischen Gemeinde an.[176]

Die Hugenotten waren durch ihren Kolonierichter im Prenzlauer Magistrat vertreten. Er hatte die Aufgabe, auftretende Streitigkeiten zwischen Mitgliedern der Gemeinde und städtischen Beamten zu regeln. Außerdem waren hugenottische Gemeindemitglieder über viele Jahrzehnte hinweg in der Stadtverwaltung vertreten.

Die hugenottischen Exulanten entfalteten nach ihrer Ankunft eine rege Bautätigkeit und trugen dazu bei, Prenzlau nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges wieder aufzubauen. Im Jahre 1699 waren in der Stadt 620 Häuser bewohnbar, lediglich 74 standen weiterhin leer.[177]

Die Glaubensflüchtlinge gründeten nach ihrer Aufnahme in Prenzlau zahlreiche Manufakturen. Der französische Geschichtsschreiber Charles Ancillon sprach im Jahre 1690 von hugenottischen Tabakpflanzern, Hanf-, Leinen- und Seidenhändlern, die sich in der Stadt niedergelassen hatten.[178] Es scheint ebenfalls zu einigen Gründungen von Papierfabriken gekommen zu sein:[179] „Ein großer Segen waren die durch die Refugies eingeführten Papierfabriken. Frühere Versuche in diesem Lande waren gescheitert, deshalb begrüßte der große Kurfürst es lebhaft, als ein Refugie (Francois Fleureton) sich erbot, zu Burg die erste Papiermühle zu errichten. Doch erst als diese Mühle nach Prenzlau verlegt wurde, gedieh das Fabrikat. Der Unternehmer erhielt bald die Concession zu einer neuen Mühle, zu welcher ihm sogar eine Unterstützung von 1200 Thalern angewiesen wurde, zugleich empfing er das Privilegium der freien Einfuhr von Lumpen und das alleinige Recht, solche im Inlande sammeln zu dürfen, deren Ausfuhr gerade untersagt wurde.“

Ein Jahrzehnt nach der ersten Ansiedlung der Hugenotten in Prenzlau waren die Tabakpflanzer unter den Mitgliedern der Gemeinde nur noch eine Minderheit; die Wollstoffproduktion sowie das Leder- und Textilgewerbe standen im Vordergrund des wirtschaftlichen Lebens in der Kolonie.[180]

Der wirtschaftliche Aufschwung der hugenottischen Gemeinde wurde durch die in den Jahren 1710 bis 1711 auftretende Pest gestoppt. Zahlreiche Mitglieder der Gemeinde starben, die Überlebenden litten an der um sich greifenden Armut. In dieser Situation half das preußische Konsistorium den Hugenotten mit dem Bau einer Wollstofffabrik, um das Wirtschaftsleben innerhalb der Gemeinde voranzutreiben. Um aus den in Prenzlau herrschenden ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen, wanderten einige Hugenotten nach Friederica in Dänemark aus und gründeten dort eine neue französische Gemeinde.[181]

Die in Prenzlau verbliebenen Hugenotten vermochten es im Laufe der Zeit, die wirtschaftliche Entwicklung wieder in eine positive Richtung zu lenken. Sie gründeten Tuchmacher-, Zeugmacher- und Tabakfabriken in Prenzlau und verhalfen der Stadt zu einer neuen wirtschaftlichen Blüte. Im Jahre 1744 waren verschiedene Mitglieder der französischen Gemeinde in Besitz von zahlreichen Brauhäusern in der Stadt.[182]

Mit der Zeit stiegen auch die Mitgliederzahlen der hugenottischen Gemeinde an; 306 Personen wurden im Jahre 1793 gezählt, im Jahre 1884 erhöhte sich ihre Zahl auf 352. Im 20. Jahrhundert nahm die Anzahl der französischen Gemeindemitglieder stetig ab, so dass es schließlich zum Zusammenschluss mit der deutschen reformierten Gemeinde kam.

Die Ansiedlung der Hugenotten und ihre wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Bedeutung für die Stadtgeschichte Prenzlaus wurde im Kulturhistorischen Museum der Stadt dokumentiert.

Strasburg in der Uckermark

Das Dorf Strasburg, das zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gehört, liegt im nordwestlichen Zipfel der Uckermark. In ihrer wechselhaften Geschichte gehörte die Uckermark oder Teile von ihr zu Pommern, Mecklenburg und Brandenburg. Im Jahre 1479 wurde die Uckermark nach verschiedenen Konflikten endgültig Teil der Kurmark Brandenburg.

Strasburg und seine Umgebung verloren große Teile ihrer Bevölkerung durch den Dreißigjährigen Krieg. Von den im Jahre 1625 registrierten 217 Feuerstellen, was einer Einwohnerzahl von 1500 bis 2000 entsprach, existierten im Jahre 1645 lediglich 39, was auf etwa 180-240 Einwohner Strasburgs schließen lässt.[183]

Hervorgerufen durch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges und zwei große Stadtbrände im den Jahren 1653 und 1681 wurde Strasburg in seiner wirtschaftlichen und bevölkerungspolitischen Entwicklung weit zurückgeworfen. Eduard Muret stellte fest:[184] „Das Uckermärkische Städtchen Strasburg, dicht an der Mecklenburger und Pommerschen Grenze gelegen, hatte während des dreißigjährigen Krieges sehr gelitten und war auch noch später durch Krieg und Pest verwüstet worden. Im Jahre 1674 waren die Schweden wieder eingedrungen und hatten in der Stadt in alter Weise wieder gehaust. Viele Einwohner hatten die Stadt verlassen, viele waren der Pest zum Opfer gefallen. Hier war somit ein günstiger Boden für eine neue Ansiedlung (…)“

Nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes siedelten sich im hessischen Geißmar zahlreiche französische Flüchtlinge an.[185] Die reformierte Gemeinde der Stadt bestand ebenfalls aus Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden, der Schweiz und der Pfalz. Für sie bedeutete der Aufenthalt in Geißmar jedoch nur eine Durchgangsstation auf der Suche nach einem anderen Zufluchtsort.

Als sie von der Möglichkeit erfuhren, dass der Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg dazu bereit war, wegen ihres Glaubens verfolgte Protestanten in seinem Territorium aufzunehmen, reisten die beiden Kaufleute Pierre Letienne und Jean Jacques Tarvenier im Auftrag der Geißmarer Gemeinde nach Brandenburg-Preußen, um dort einen zur Ansiedlung passenden Ort ausfindig zu machen.[186] Nach einem Treffen mit Kurfürst Friedrich III. erhielten sie dessen Genehmigung, in seinem Territorium nach einer Niederlassungsmöglichkeit für die Mitglieder der Geißmarer Gemeinde zu suchen. Außerdem wurde den reformierten Kaufleuten von Friedrich III. eine Kostenentschädigung für die Reise nach Brandenburg-Preußen genehmigt. Nach längerer Suche entschieden sie sich für Strasburg in der Uckermark als neuen Siedlungsplatz für ihre reformierte Gemeinde. Nach der Entscheidung für Strasburg reisten Letienne und Tarvenier nach Kleve, wo Friedrich III. zu diesem Zeitpunkt residierte. Dort erhielten sie vom Kurfürsten das Privilegium vom 05.01.1691[187] , was sich auf die Ansiedlung von mehr als 55 Familien nach Strasburg in der Uckermark bezog.

Die Angaben zur Anzahl der protestantischen Familien nach Strasburg unterscheiden sich in den vorliegenden Quellen. Während Werner Lippert[188] von 55 Siedlerfamilien ausging, bezog sich Eduard Muret[189] auf den Inhalt des kurfürstlichen Privilegs, wonach mehr als 55 Familien die Ansiedlung gestattet wurde. Wilhelm Beuleke[190] ging von 374 Mitglieder in der Gründungszeit der reformierten Gemeinde zu Strasburg aus, wobei er sich hauptsächlich auf die Strasburger Kirchenbucheintragungen aus den Jahren 1691-1700 stützte. In der Colonieliste aus dem Jahre 1699 waren dagegen 59 Familien mit insgesamt 280 Personen verzeichnet.[191]

Die Ansiedlung der Hugenotten in Strasburg an der Uckermark verlief in den ersten Jahren nicht ohne Schwierigkeiten. Die Mehrheit der protestantischen Glaubensflüchtlinge, die von den Strapazen der Flucht aus Frankreich gekennzeichnet waren, wurde zunächst provisorisch in halb zerfallenen Wohnhäusern untergebracht, andere bekamen unzureichend bewohnbare Miethäuser zugewiesen:[192] „(…) so aber lediger Stellen anbetrifft, so finden sich alldort zum wenigsten soviel Platz, als zu 60 Häusern oder Scheunen zu setzen von nöthen sein möchte, und sollen ihnen solche bei ihrer Ankunft angewiesen und zu eigen geschenket werden.“

In manchen Fällen fanden die Ankömmlinge nicht sofort eine Arbeitsmöglichkeit, so dass sie auf Spenden der französischen Gemeinde in Berlin oder auf Zuschüsse des Magistrats bzw. der kurfürstlichen Verwaltung angewiesen waren.

Von den alteingesessenen Einwohnern von Strasburg bekamen sie häufig Reserviertheit, aber auch offene Ablehnung zu spüren. Neben den Sprach- und Mentalitätsunterschieden zwischen den Hugenotten und der autochthonen Bevölkerung waren ökonomische Gründe für die skeptische Haltung einiger Dorfbewohner verantwortlich. Der Zuzug der vielen hugenottischen Handwerker stieß besonders bei den Zünften der deutschen Handwerksmeister auf wenig Wohlwollen, da diese die Konkurrenz der Protestanten fürchtete. Weiterhin entzündeten die den neuen Bewohnern vom Kurfürsten Friedrich III. zugewiesenen Privilegien Neid innerhalb der autochthonen Bevölkerung, die um ihre eigene berufliche Existenz fürchtete.

Das Privileg des Kurfürsten Friedrich III. gestattete den Glaubensflüchtlingen eine zehnjährige Steuerfreiheit, eximierte Gerichtsbarkeit und weitgehende Gewerbefreiheit.[193] Weiterhin besaßen die Mitglieder der reformierten Gemeinde zu Strasburg das Recht, in die Handwerkergilden einzutreten und ihren Glauben uneingeschränkt auszuüben. Friedrich III. sicherte ihnen die Zollfreiheit für den Tabak, der von ihnen in den nächsten zehn Jahren gewonnen wird, zu. Außerdem überließ er den protestantischen Neuankömmlingen mehrere größere Ackerflächen „für den selbst zur damaligen Zeit ungemein niedrigen Preis von 4000 Thalern.“[194] Die ihnen durch das Privileg zugewiesenen 63 Hufen Land wurden im Jahre 1701 durch die Zahlung von 2000 Talern von den Hugenotten als Eigentum erworben. Der restliche Betrag von 2000 Talern wurde im Jahre 1704 an den Kurfürsten entrichtet.

Diese vor allem in ökonomischer Hinsicht wohlwollenden Privilegien des Kurfürsten bildeten die Grundlage für die langsam voranschreitende Entwicklung der reformierten Gemeinde in Strasburg.

Um ihre Lebensumstände entscheidend zu verbessern, entwickelten die Mitglieder der hugenottischen Gemeinde in der Zeit nach ihrer Ansiedlung eine rege Bautätigkeit, die ihrerseits maßgeblich dazu beitrug, dass Strasburg im Laufe der Zeit eine neue Blüte entfaltete. Der größte Teil der Stadthufen lag brach und wurde erst durch die Anstrengungen der Hugenotten wieder bestellt. In den folgenden Jahrzehnten trug der überwiegend von Hugenotten betriebene Tabakanbau wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung Strasburgs bei.[195]

Im Jahre 1720 existierten in Strasburg bereits 65 Tabakpflanzer, das Stadtbild wurde durch die neu entstandenen Tabakscheunen wesentlich mitbestimmt. Als im Jahre 1730 der dänische König die Einfuhr von Tabak aus Brandenburg aufgrund ausreichenden eigenen Anbaus in seinem Lande verbot, führte dies zum Rückgang des Tabakanbaus- und handels in Strasburg. Sowohl die im Jahre 1750 von der preußischen Verwaltung erhöhten Zollabgaben bei der Ausführung von Tabak als auch die im Jahre 1770 beschlossene Handelssperre zwischen der Mark Brandenburg und Mecklenburg führten zum endgültigen Zusammenbruch des Tabakhandels in Strasburg.

Außer den Tabakpflanzern waren Hugenotten in den verschiedensten Berufen für die aufblühende ökonomische Entwicklung Strasburgs verantwortlich:[196] „Zu ihrer Zeit trugen Hugenottennachkommen mit ihren speziellen Kenntnissen und Erfahrungen zum Gedeihen Strasburgs bei, z.B. der Brunnenmeister Jean Maillefert, Seilermeister Robert Soyeaux, Messerschmiedemeister Hermann Hurtienne, Töpfermeister Albrecht Battre, Schneidermeister und Inhaber eines Garderobengeschäftes, Gustav Soyeaux, die Gerber- und Lederfabrikanten Julius und Franz de Frenne.“

Bis zum Jahre 1800 wuchs die französische Gemeinde in Starsburg beständig an, im Jahre 1780 erreichte sie mit 359 Mitgliedern ihren Höhepunkt. Damit entwickelte sich die französische Gemeinde in Strasburg nach Berlin, Magdeburg, Halle, Wesel, Prenzlau und Königsberg zur siebtgrößten französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen.[197]

Einige Mitglieder der französischen Gemeinde bekleideten wichtige Ämter im Magistrat von Strasburg:[198] „Der (…) Kaufmann Pierre Letienne (…) wurde (…) nach seiner Ankunft Conseiller dans la magistrature de Strasburg, also Stadtrat. Mit ihm kam im Jahre 1691 der damals erst zehnjährige Jean Squedain, der ebenfalls später Stadtrat wurde. Der Gerbermeister Jean Etienne Ledoux wurde um 1760 als Ancien der Französisch-Reformierten Gemeinde angegeben und wirkte in der Stadtverwaltung als Kämmerer und Senator. Im Jahre 1896 (…) waren in der Stadtverordnetenversammlung der Tischlermeister Franz Courtois, der Lederfabrikant Franz de Frenne, der Gutsbesitzer vom Glödenhof sowie der Gutsbesitzer vom Schneidershof Albert Tarvenier vertreten.“

Das kurfürstliche Dekret sah ebenso die Gründung einer eigenen Kirche für die Glaubensflüchtlinge vor. Nach längerer Überlegung wurde ihnen als Gotteshaus der untere, östliche Teil des Strasburger Rathauses bewilligt:[199] „(…) nach dem Priveligium von 1691 ad 6, Se. Churf. Durchl. Friedrich III. gnädigst resolvieret, ’auf dem Rathause daselbst die gewölbe aptiren zu lassen, worinnen sie ihrer Andacht pflegen können.“

Für die Inneneinrichtung ihrer neuen Kirche waren die Gemeindemitglieder selbst verantwortlich, Kurfürst Friedrich III. lehnte ein Bittgesuch der reformierten Gemeinde um finanzielle Unterstützung ab. Der Kurfürst erteilte ihnen aber die Erlaubnis, ihren Geißmarer Prediger Jacques Clement nach Strasburg kommen zu lassen, dem ein Gehalt von 150 Talern und eine freie Wohnung im Rathaus über dem reformierten Gotteshaus zugestanden wurde. Da Clement jedoch nicht aus den Diensten seines Landesherrn entlassen wurde, übernahm Henri de Baudan dieses Amt und wurde somit der erste französische Prediger in Strasburg. Der erste Gottesdienst der hugenottischen Gemeinde in ihrer neuen Kirche fand am 20.05.1691 unter der Leitung von de Baudan statt.

Die im Jahre 1691 von den Gemeindemitgliedern wiederhergestellte Kanzel ihres neuen Gotteshauses wurde schon im Jahre 1752 durch eine andere ersetzt, die aus freiwilligen Beiträgen der französischen Protestanten beschafft wurde.

Nach dem Privileg des Kurfürsten Friedrich III. und den Bemühungen zur Erneuerung ihrer Kirche sah die französische Gemeinde das Gotteshaus als ihren alleinigen Besitz an. Als im Jahre 1716 ein Erlass des französischen Oberkonsistoriums verabschiedet wurde, das den deutschen Protestanten in Strasburg die freie Nutzung des Gotteshaus zugestand, wenn ein protestantischer Pfarrer in die Stadt kommen würde, um das heilige Abendmahl auszuteilen, kam es zu Unmutsbekundungen bei einem Teil der französischen Gemeinde. Nach internen Auseinandersetzungen beschloss das Konsistorium einen Kompromiss. Die deutschen Protestanten konnten am Vormittag ihre Abendmahlsfeier durchführen, während die französische Gemeinde am Nachmittag ihren Gottesdienst abhielt.

Im Jahre 1716 gab es in Strasburg und Umgebung lediglich vier deutsche protestantische Familien, die aus der deutschen Schweiz eingewandert waren. Dennoch wurde die Stadt bald darauf Sitz eines deutschen protestantischen Pfarrers, zu dessen Aufgabengebiet die unweit von Strasburg gelegene Stadt Wolfshagen, dem damaligen Wohnsitz der Reichsgrafen von Schwerin, sowie die Gemeinden in Treptow, Demmin und Anklam gehörten.

Die Existenz einer deutschen protestantischen Gemeinde in Strasburg war für den Bestand der französischen Gemeinde nicht von Vorteil.[200] In zahlreichen Streitfällen mit dem Konsistorium oder dem Prediger traten Mitglieder der französischen Gemeinde zur deutschen protestantischen Gemeinde über, so dass die deutsche Schwestergemeinde auf Kosten der französischen wuchs. Diese Entwicklung setzte sich im Laufe der Zeit fort, so dass die deutsche protestantische Kirche in Strasburg der französischen Gemeinde in der Zahl der Mitglieder weit überlegen war.

Der schon beigelegt geglaubte Streit um die Benutzung des Gotteshauses brach auf diesem Hintergrund wieder aus, worin sich die Angst der französischen Gemeinde zeigte, ihren Glauben nicht mehr uneingeschränkt ausüben zu können. Der Streit der französischen und deutschen Gemeinde wurde erst am 27.02.1823 durch eine königliche Bestimmung beigelegt. Diese Bestimmung besagte, dass beide reformierten Gemeinden die Kirche gleichberechtigt nutzen durften und im Falle von Bauten und Reparaturarbeiten nach gemeinschaftlicher vorausgegangener Beratung die jeweiligen Kosten von jeder Fraktion zur Hälfte zu übernehmen sind. Weitere Konflikte zwischen den deutschen und französischen Protestanten sind ab dem Zeitpunkt der königlichen Bestimmung nicht bekannt.

Ab dem Jahre 1725 erbauten mehrere Mitglieder der französischen Gemeinde (Daniel Fouquet, Jean Squedein, Guillaume de la Barre, Abraham Bouchon, Guillaume Perrein, Jean Rebour u.a.) Galerien in der reformierten Kirche.[201] Die Erbauer versuchten durch Verträge gegenseitig ihre Rechte für sich und ihre Nachkommen zu wahren, sie bestimmten sogar die Reihenfolge der Plätze. Welche Wichtigkeit die Galerien für die Mitglieder der französischen Gemeinde zu der damaligen Zeit darstellten, zeigt das folgende Beispiel: Als Pierre Fouquet auf der seiner Familie mitgehörenden Galerie einen ihm nicht zugewiesenen Platz einnahm, wurde dieses Verhalten vom Konsistorium verurteilt und Fouquet während einer Versammlung attackiert.[202]

Bei der Erneuerung des Rathauses im Jahre 1824 wurde ebenfalls das protestantische Gotteshaus renoviert. Sowohl die französische als auch die deutsche reformierte Gemeinde musste zur Gesamtsumme von 500 Talern jeweils 42 Taler beitragen. Andere Neuanschaffungen, wie zum Beispiel der Kauf einer Orgel im Jahre 1847, wurden gemeinsam von den beiden protestantischen Gemeinden getätigt.

Der Boden der Kirche diente als Friedhof für verstorbene Mitglieder der französischen und deutschen Gemeinde. Der erste Prediger der französischen Gemeinde, Henri de Baudan, wurde dort ebenso beigesetzt wie die drei Kinder des Pfarrers Vernezobre und der Sohn des Pfarrers Poulet. Weiterhin fand die Tochter des ersten deutschen reformierten Pfarrers Marcus Aemilius Wagenfeld dort ihre letzte Ruhestätte. Für die Wahrscheinlichkeit, dass noch weitere Mitglieder der deutschen reformierten Gemeinde dort beerdigt wurden, spricht ein Beschluss des Konsistoriums, wonach bei Bestattungen in der Kirche abhängig vom Alter des Verstorbenen ein Obulus von 1-5 Talern an die französische Kirchenkasse gezahlt werden sollte.[203]

Im Laufe der Zeit wurden die Flüchtlinge in die deutsche Bevölkerung integriert, so dass die hugenottische Gemeinde Strasburg in der Uckermark im Jahre 1985 aufhörte zu existieren.

Es bleibt festzuhalten, dass die Hugenotten mit ihrem Wissen und ihrer Tatkraft nach ihrer Ansiedlung im Jahre 1691 einen wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftliche und geistig-kulturelle Entwicklung ausgeübt und entscheidend dazu beigetragen haben, dass in Strasburg nach Jahrzehnten der Krise, die durch die Folgen des 30jährigen Krieges und die Stadtbrände in den Jahren 1653 und 1681 ausgelöst wurde, eine rasche vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht positive Entwicklung einsetzte.

Der 750. Geburtstag Strasburgs im Jahre 2000 bot den Anlaß, im Heimatmuseum der Stadt eine Ausstellung über die Hugenotten zu eröffnen.[204] Zum Gedenken an die französischen Glaubensflüchtlinge wurde anlässlich des 310. Jahrestages der Einwanderung der Hugenotten im Rathaus der Stadt Strasburg eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht:[205]

„Dank den 1691 nach Strasburg

eingewanderten etwa 250 Hugenotten!

Ihr Wirken und das ihrer

Nachkommen hat über Jahrhunderte

Die Entwicklung unserer Stadt geprägt.“

Um die religiöse Bedeutung der Hugenotten für die Stadt Strasburg zu würdigen, wurde eine weitere Gedenktafel am Wohnhaus des letzten hugenottischen Pfarrers Johannes Hurtienne installiert:[206]

„Ehemaliges Pfarrhaus

der französisch-reformierten Gemeinde

zu Strasburg.

Wirkungsstätte des letzten Pfarrers

der Gemeinde Johannes Hurtienne

(1899-1974)“

Brandenburg an der Havel

Im Oktober 948 gründete Otto I. auf dem Magdeburger Fürstentag die Bistümer Brandenburg und Havelberg als Bollwerke zur Unterwerfung und Christianisierung der Slawen in den ostelbischen Gebieten. Im Laufe der Zeit stieg die Stadt Brandenburg an der Havel zum politischen, wirtschaftlichen und religiösen Zentrum in der Region auf.[207] Der Dreißigjährige Krieg bedeutete für die Entwicklung der Stadt einen tiefen Einschnitt:[208] „Vor allem die Altstadt, also auf dem rechten Havelufer, ist infolge der Kriegsverwüstungen (…) nicht mehr als ein Trümmerhaufen gewesen. Nach einer Besichtigung der Altstadt durch den kurfürstlichen Kommissar waren schon 1633 165 Häuser völlig verfallen und 65 ohne jede Spur verschwunden. (…) Erst am Anfang des 19. Jahrhunderts, also 150 Jahre danach, erreichte (…) Brandenburg die Zahl der Einwohner wieder, die sie vor dem 30jährigen Krieg gehabt hat.“

Die großen Verwüstungen während des Dreißigjährigen Krieges resultierten aus der Tatsache, dass die Lage Brandenburgs an der Havel von großer strategischer Bedeutung für den Verlauf des Krieges war.[209] Die Stadt bot damals den einzigen Übergang über die Havel im weiten Umfeld; alle anderen Gegenden kamen als Durchgangsstationen der unterschiedlichen Heere nicht in Betracht, da dort Sumpfgebiete vorherrschten.

Der Kurfürst Friedrich Wilhelm genehmigte den Neuansiedlern als Starthilfe weitreichende Privilegien. In einem Brief an den Magistraten hieß es: [210] „Nachdem 18 frantzösische Familien in unser Stadt sich nieder zu lassen, und daselbst seßhafftig zu machen gemeinet, auch vorhabens seind mit betreibung Ackerbau und Tabak Pflantzen, Ihren unterhalt zu suchen, und wir also billig finden, dass Ihnen mit landungen, garthen und wiesen so viel möglich geholffen, und weil wir vernehmen, dass deselbst die Kirchen, Kaste und Hospital eine ziemliche anzahl Hufen haben, und solche vor gewöhnliche miethe ausgethan werden, auch zum theil bishero an Einwohnern in dörffern zum Gebrauch überlassen werden; So befehlen wir euch hiermit gnädigst solche Verfügung zu machen, dass diesen Familien entweder die Kasten-hufen alleinigen oder die Kirchen-und Hospital-hufen zum Gebrauch überlassen und zu künfftiger Braakzeit angewiesen werden, und wollen wir die die miethe davor einige Jahre selbst zahlen lassen und habet Ihr im übrigen Ihnen sonst auch mit gärthen und Wiesenwachs zu helffen, und in allen billigen dingen behörigen Schutz zu leisten. Seind gegeben. Potzdam den 14.Mai 1687.“

Als sich nach dem Edikt von Potsdam die ersten hugenottischen Glaubensflüchtlinge in Brandenburg an der Havel anzusiedeln begannen, legte der Kurfürst Friedrich Wilhelm in einem Antwortschreiben an den Magistraten der Stadt folgende Bestimmungen fest:[211] „Friedrich Wilhelm pp. Euch ist zur genüge bekannt, welcher gestalt Wir gnädigst entschlossen die vertriebenen aus Frankreich in Unserm Lande auf und anzunehmen, welche Wir in den Städten Brandenburg und Ratheno, deren eine ziemliche Anzahl hinzusetzen gnädigst verordnet, Wenn nun nötig seyn will, dass diese Leute nicht allein so viel wie möglich wohl verpfleget, sondern ihnen auch ein ort zur verrichtung ihres gottesdienstes angewiesen werde; Als befehlen Wir Euch hiermit gnädigst die vor dem Plauschen Thore belegene Kirche ihnen einzuräumen, jedoch dersgestalt, wenn Leichenbegängnüßen darin fortfallen mögten, dass sich die Stadt auch nach wie vor auch mitbedienen könne, und dann wollen Wir gnädigst, dass alles Korn und Maltz, so für ihnen gemahlen werden mögte, von allen aufflagen als Zinse, Kriegsmetze, Scheffelgroschen und dergleichen befreyet seyn sollen, den 16. Dez.1685.“

Damit stand der Kurfürst Friedrich Wilhelm den sich in Brandenburg an der Havel angesiedelten Hugenotten weitgehende Rechte zu.

Die Glaubensflüchtlinge gründeten nach ihrer Aufnahme zahlreiche Manufakturen. Der französische Geschichtsschreiber Charles Ancillon sprach im Jahre 1690 von hugenottischen Tabakpflanzern, Hanf-, Leinen- und Seidenhändlern, die sich in der Stadt niedergelassen hatten.[212] Es scheint ebenfalls zu einigen Gründungen von Papierfabriken gekommen zu sein:[213] „Ein großer Segen waren die durch die Refugies eingeführten Papierfabriken. Frühere Versuche in diesem Lande waren gescheitert, deshalb begrüßte der große Kurfürst es lebhaft, als ein Refugie (Francois Fleureton) sich erbot, zu Burg die erste Papiermühle zu errichten. Doch erst als diese Mühle nach Prenzlau verlegt wurde, gedieh das Fabrikat. Der Unternehmer erhielt bald die Concession zu einer neuen Mühle, zu welcher ihm sogar eine Unterstützung von 1200 Thalern angewiesen wurde, zugleich empfing er das Privilegium der freien Einfuhr von Lumpen und das alleinige Recht, solche im Inlande sammeln zu dürfen, deren Ausfuhr gerade untersagt wurde.“

Die ersten hugenottischen Einwanderer waren vor allem Handwerker, Färber, Tuch- und Wollmacher, die zahlreiche Spinnereien, Färbereien, Tuchfabriken und Walkmühlen gründeten und damit wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg beitrugen. Einige Gründungen erfuhren von Kurfürst Friedrich Wilhelm eine besondere Unterstützung in finanzieller Hinsicht; dies war die von Charles Le Cointe im Jahre 1686 eingerichtete Tuchfabrik, die Tuch- und Tapetenfabrik von Nicolas von Francois, die Tuchfabriken von Gonhard und Henri de Riviere, die Wollwarenfabrik von Jean Le Cointe sowie die Färberei von Daniel Le Corun.[214]

Ab dem Jahre 1730 traten neben den oben genannten Berufszweigen vermehrt hugenottische Tabakfabrikanten wie Jean Noe, Abraham Devrient, Pierre Magnan oder Samuel Friot in Erscheinung.

Der hugenottische Flüchtling August Spitta, der im Jahre 1730 nach einem Aufenthalt in Magdeburg nach Brandenburg übersiedelte, gründete kurz nach seiner Ankunft eine Lederfabrik, die im Laufe der Zeit aufgrund ihres ertragreichen Umsatzes überregionale Bedeutung besaß.

In den Jahren 1656 bis 1660 wurden in der Alt- und Neustadt Brandenburgs an der Havel Offiziere und Soldaten des Regiments „Graf Waldeck“ angesiedelt. Als im Jahre 1685 viele hugenottische Adelige und Kadetten nach Brandenburg-Preußen einwanderten, unterstellte der Kurfürst dieses Regiment dem Oberst de Corneaud, unter dessen Aufsicht ein Kadettenkorps formiert wurde.[215] Die Mitglieder des Kadettenkorps wurden in zwei Kasernen untergebracht, darunter auch einige hugenottische Glaubensflüchtlinge. In Brandenburg existierte außerdem ein Leibregiment des Kurfürsten mit den „Langen Kerls“, in denen zahlreiche Hugenotten vertreten waren.

Zur Ausübung ihres Glaubens stellte der Kurfürst Friedrich Wilhelm den hugenottischen Exulanten die St. Nicolaikirche zur Verfügung, die sie allerdings mit der protestantischen Gemeinde Brandenburgs teilen mussten. Weihnachten 1685 fand dort der erste Gottesdienst der französischen Gemeinde statt. In der St. Nicolaikirche wurden am 17.8.1687 die ersten Mitglieder des Konsistoriums der französischen Gemeinde gewählt: dies waren der Richter der französischen Gemeinde, Jean Jacques Rozel de Beaumont, der Kaufmann und Fabrikant Charles Le Cointe, der Kaufmann Henri Bar de la Reviere, der Weber Gabriel Charrie, der Tucmacher Etienne Du Titre sowie der Kaufmann Pierre Allard.[216]

Da für die in der Neustadt wohnenden Hugenotten der Weg zur St. Nicolaikirche aufgrund der weiten Entfernung mit zahlreichen Mühen verbunden war, erließ der Kurfürst im Jahre 1687 die Anordnung, den Glaubensflüchtlingen die St. Johanniskirche, wo bislang lediglich lutherische Gottesdienste stattfanden, zur Nutzung zu überlassen. Kurfürst Friedrich Wilhelm stellte in seinem Dekret an den Magistrat von Brandenburg fest:[217] „Es hat uns die Christliche Kirche der in Unserer Stadt Brandenburg etablirter frantzösischen geflüchteten unterthänigst vorstellen lassen, was gestalt Ihnen sehr beschwerlich fallen wollte, absonderlich bei welchem und herannahenden Winter zur verrichtung ihres Gottesdienstes nach der, vor der Stadt ihnen voritzo angewiesenen ziemlich abgelegenen Kirchen, sich zu begeben, nebst unterthänigster Bitte, wir wollten gnädigst geruhen ihnen in der Stadt Brandenburg etwa einen bequemen ort zu obigem behuff einräumen zu lassen, Wann Wir dann nun ihr demüthigtes Bitten in gnaden vor billig erkennen, danebst aber in der Stadt außer der Altstaändischen Kloster Kirche keine zugängliche gelegenheit finden, oder bedenken können; Als haben Wir Unser gnädigstes Absehen, und zwar dergestalt auf besagte Kloster Kirche gerichtet, dass obgedachte Frantzösische Gemeinde in derselben nebst den Evangelischen Luherischen das Alternativum Exercitium Religionis hinführo haben sollen. Wie dann nun solches der Christlichen Liebe und Tolerance gantz gemäß ist, Also befehlen Wir Euch hiermit in gnaden, vorermelter Frantzösischen Gemeinde, wann sie sich solcher wegen bey Euch anmelden werden, daein zu willfahren, und Ihnen unweigerlich zu verstatten, damit sie hinkünfftig zu Gottes Ehren in obbemelter Altstädter Kloster Kirchen nebst denen Lutherischen ihre Andacht und Gottesdienst verrichten mögen. Den 3.Okt. 1687.“

Der erste Gottesdienst der französischen Gemeinde von Brandenburg fand am 11.12.1687 in der St. Johanneskirche statt. Bei dieser Gelegenheit wurde der Pfarrer der franzöischen Gemeinde, Pastor Valentin, in sein Amt eingeführt. Durch die Ankunft weiterer Hugenotten nach Brandenburg wuchs die Anzahl der Mitglieder der französischen Gemeinde derart an, so dass der Kurfürst im Jahre 1688 zwei Geistliche mit der Betreuung der Gemeinde beauftragte. Neben Pastor Valentin kümmerte sich ab dem Jahre 1689 Alphons des Vignoles[218], der vorher das Amt des Pastors in Schwedt und Halle innehatte, um die französische Gemeinde in Brandenburg.

Im Laufe der Zeit kam es bei der Nutzung der St. Johanniskirche zu Differenzen zwischen Lutheranern und der französischen Gemeinde.[219] Im Jahre 1715 startete die hugenottische Gemeinde den Versuch, eine eigene Kirche zu errichten, was jedoch an den fehlenden finanziellen Mitteln scheiterte. Ein weiterer Versuch im Jahre 1735 blieb ebenfalls erfolglos: somit blieb die St. Johanniskirche weiterhin ihr religiöser Anlaufpunkt.

Zu den Privilegien der französischen Gemeinde in Brandenburg gehörte auch die Ernennung eines eigenen Richters. Gahrig geht von insgesamt acht Personen aus, die dieses Amt ausübten.[220] Ab dem Jahre 1760 übernahmen die Richter der französischen Gemeinde in Potsdam diese Augabe.

Im Wohnhaus des Küsters der französischen Gemeinde wurde eine Schule für die Kinder der hugenottischen Glaubensflüchtlinge eingerichtet. Dort arbeiteten zahlreiche Glaubensflüchtlinge als Lehrer oder Erzieher:[221] „An ihr gab es Sprachlehrer wie Louis Chretien oder Philipp Francois Bock, Erzieher wie Jean Galafrez und Josef Neyron, Tanzlehrer wie Jean Frederic Reinel, Jacques Pierre Bourgeois, Guillaume Charles Ruhbaum und Charles Bourgeois.“

An der Schule nahm der Unterricht in ihrer französischen Muttersprache einen besonderen Stellenwert ein. Im Jahre 1810 verfügte das in Berlin ansässige Oberkonsistorium aufgrund mangelnder Zahl an Schülern die Aufhebung der in Brandenburg existierenden französischen Schule. Die wenigen verbliebenen Schüler nahmen am Unterricht der deutschen reformierten Gemeinde in Brandenburg teil.

Als im Jahre 1806 die französischen Truppen unter Napoleon in Brandenburg an der Havel einmarschierten, bewahrte der damalige Pfarrer der französischen Gemeinde, Philippe Francois Bock, die Stadt vor größerem Schaden:[222] „Der zu der Zeit in der französischen Gemeinde amtierende Pastor Bock hatte sich im Unglücksjahr 1806 sehr um die Stadt verdient gemacht, indem er die Verhandlungen zwischen dem Magistrat und dem Marschall Bernadotte als Dolmetscher leitete. Er veranlasste den General zu humanem Vorgehen gegen die Stadt. Im Jahre 1813 übernahm Pastor Bock das nach der Schlacht von Hagelberg in der Ritterakademie eingerichtete Militärlazarett, in welchem 837 Verwundete in der Zeit vom September 1813 bis zum April 1814 Aufnahme fanden.“

Da die französische Gemeinde im Laufe der Zeit immer weniger Mitglieder zählte und im Jahre 1812 lediglich aus 30 Personen bestand, fanden Überlegungen bei den preußischen Behörden statt, die französische Gemeinde mit der deutschen reformierten Gemeinde in Brandenburg zu vereinigen.

Die französische Gemeinde wählte aus ihren Mitgliedern einen Richter, dessen Aufgabe unter anderem darin bestand, zusammen mit dem Pfarrer Le Clerc für ein einvernehmliches Zusammenleben der Gemeindemitglieder mit der autochthonen Bevölkerung zu sorgen. Der erste Richter Michel vertrat die Angelegenheiten der französischen Gemeinde im Bernauer Rathaus. Am 01.08.1700 wurde ein Konsistorium gebildet, das aus fünf Mitgliedern der Gemeinde bestand.

Im Versammlungshaus der französischen Gemeinde wurde kurz nach der Ansiedlung eine Schule eingerichtet, wo die hugenottischen Kinder und Jugendlichen hauptsächlich in deutscher und französischer Sprache sowie in Religion unterrichtet wurden.[223] Im Jahre 1705 wurden die Lehrer dazu angehalten, das Fach „christliche Civilisation“ zu unterrichen. Karl Manoury weist auf die Besonderheit dieses Schulfaches hin, indem er bemerkt:[224] Dies hab ich in andern Gemeinden noch nie gefunden, die Bernauer wollten also offenbar, dass ihre Kinder nicht nur etwas lernen, sondern sich auch anständig benehmen sollten.“

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Brandenburg zu einem bedeutenden Textilzentrum in der Mark Brandenburg.[225] Die Mitglieder der französischen Gemeinde gründeten zahlreiche Textilmanufakturen in und um Bernau, was zu einem weiteren wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt führte.

Als im Oktober 1806 die napoleonischen Truppen in Brandenburg einmarschierten, spielte die französische Gemeinde eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen mit den Besatzern:[226] „Als Dolmetscher und Translateurs bediente sich der Magistrat vorzugsweise Mitglieder der hiesigen französischen Colonie, als des französischen Cantors Dupain, des französischen Predigers Reuscher, des Kaufmanns Rouvel. (…) Im Einquartierungsbureau, in welchem auch ein Dolmetscher anwesend sein musste, wurden die ankommenden französischen Fourier-Officiere von der Stadt öfters mit Wein bewirtet. Das Bureau befand sich bis zum 5. Dezember 1807 mit kurzer Unterbrechung im Rathhause, dann bis zum 15. Juli 1808 in dem eigenen Wohnhause des französischen Predigers Reuscher, Berlinerstraße Nr. 133, dann wieder auf dem Rathause, von welcher Zeit ab der frühere Feldwebel Kübling auch die Geschäfte eines Billeteurs übernahm.“

Dieses Anliegen wurde jedoch von den hugenottischen Mitgliedern der Gemeinde entschieden abgelehnt. Als der Pfarrer Bock im Jahre 1830 verstarb, bestand die französische Gemeinde nur noch aus acht Personen. Aus dieser Not heraus stimmten die verbliebenen Mitglieder der Gemeinde am 30.12.1830 der Vereinigung mit der deutschen reformierten Gemeinde von Brandenburg zu. Diese Vereinigung wurde nach einer Anordnung der preußischen Behörden am 01.02.1835 in der St. Pauli-Kirche vollzogen.[227]

Bernau

Bernau wurde von den askanischen Markgrafen Johann I. und Otto II. ungefähr im Jahre 1230 gegründet:[228] „Sie erschlossen den an der alten Berlin-Stettiner Heerstraße gelegenen Barnim-Flecken um 1230 und ließen ihn dank seiner strategisch bedeutsamen Lage rasch zur Immediatstadt (1292 als Barnow bekundet) ausbauen.“ Die Stadt entwickelte sich im 14. Jahrhundert zu einer der bedeutensten Handelszentren in der Mark Brandenburg. Neben der Landwirtschaft waren die Bierbrauerei, die Wollweberei und Gewandschneiderei die wichtigsten Erwerbszweige in Bernau.

Der Dreißigjährige Krieg bedeutete sowohl in bevölkerungspolitischer als auch ökonomischer Hinsicht einen tiefen Einschnitt für die Entwicklung Bernaus. Vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges betrug die Einwohnerzahl der Stadt 2500-3000 Personen, nach der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens im Jahre 1648 lebten in Bernau nur noch 700 Menschen. Die wichtigsten Erwerbszweige der Stadt litten an den Folgen des Krieges; in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung wurde Bernau um Jahrzehnte zurückgeworfen.[229]

Die sich um das Jahr 1699 in Bernau angesiedelten Hugenotten trugen wesentlich zum wirtschaftlichen und kulturellen Wiederaufstieg Bernaus nach dem Dreißigjährigen Krieg bei.[230] Ein Großteil der hugenottischen Emigranten kam über die Schweiz nach Bernau, über die regionalen Ursprünge der einzelnen Glaubensflüchtlinge liegen keine Informationen vor.

Karl Manoury gab als Gründungsdatum der hugenottischen Ansiedlung in Bernau den 13.3.1699 an.[231] Wenige Monate nach ihrer Ankunft zogen einige Hugenotten nach Französisch Buchholz weiter, wo sich ebenfalls eine hugenottische Ansiedlung befand.[232] Die Anzahl der ersten hugenottischen Ansiedler in Bernau betrug laut der Kolonieliste für das Jahr 1699 19 Personen, die in acht Haushalten untergebracht wurden. Die Hugenotten siedelten sich sowohl in als auch außerhalb der Stadtbefestigung Bernaus an:[233] „An der südlichen Seite der Stadt, wo in alter Zeit ein ausgedehntes sumpfiges Terrain dieselbe schon theilweise gegen einen Ueberfall schützte, befanden sich außer der Verwaltung an der Stadtmauer nur ein Wallgraben und ein Wall. An der südlichen Seite des letzteren floß die aus der Stadt (…) nach hier verlegte, damals noch breite Pranke, und an diese grenzten die fruchtbaren, durch Gärtner der französischen Colonie mit allerlei schönen Obstbäumen cultivierten Ankergärten. (…) Der dem Stadthof gegenüber (…) belegenen Walltheil (…) scheint an eingewanderte französische Colonisten zu Gärtnereianlagen überwiesen worden zu sein.“

Der erste Prediger der Neuansiedler wurde Isaak Le Clerc, der dieses Amt bis zu Jahre 1706 ausübte. Aus der Kolonieliste für das Jahr 1699 geht hervor, dass unter den Exulanten der Beruf des Tabakpflanzers, des Kaufmanns sowie des Bauerns überrepräsentiert waren.[234]

Am 16.3.1699 legte der Kurfürst Friedrich Wilhelm in einem Brief an den Magistrat der Stadt für die in Bernau angesiedelten Hugenotten folgende Bestimmungen fest:[235] „Friedrich der Dritte, Churfürst pp., die von uns geführte Regierung hat allezeit Aufmerksamkeit auf die Verbesserung und Aufnahme von Flüchtlingen durch unsere Länder und Städte gerichtet, also haben wir auch zur repeuplirung derselben beschlossen, aufs neue einer guten Anzahl sich in der Schweiz befindlichen Refugierten (Hugenotten) bei uns aufzunehmen. Die Flüchtlinge können aus erheblichen Ursachen in der Schweiz nicht länger verbleiben. Die Flüchtlinge werden sich in unsere Lande begeben und wir haben ihnen gestattet, sich in Gnaden bei uns zu stablieren. Wir wollen solchen Leuten aus landesväterlicher Vorsorge und zur Wiederaufhelfung der Stadt in derselben gnädigst gestatten, eine Kolonie anzulegen. Also haben wir Euch hiermit in Gnaden eröffnet, wir ermahnen Euch fortan Leuten bei ihrer Ankunft willig und gern zu empfangen, zu ihrem Unterkommen, wie auch in allem, wo sie Eures Beistandes benötigen, hilfreich Hand zu bieten und wir werden deshalb gnädigst geneigt sein, die Bürgschaft dortselbst eine Zeitlang mit der Einquartierung zu übersehen. Unsere Kommissare sind beauftragt, das die ankommenden Leute mit Ländereien und Häusern versehen werden sollen. Wenn alles geschieht wie angeordnet, werden auch die versprochenen Gelder ankommen. Ihr habt Euch demnach gehorsamst hiernach zu richten. Cölln an der Spree, den 16.März 1699.“

Nach dieser Anordnung versah der Kurfürst die Hugenotten mit dem Privileg der freien Religionsausübung. Zu diesem Zweck gestattete er ihnen die Benutzung der Hospitalkapelle in Bernau zur Durchführung der Gottesdienste:[236] „(…) solchen guten Leuten, die einzig und allein die Liebe zur göttlichen Wahrheit ihr Vaterland verlassen und die freye Übung ihres Gottesdienstes auswärtig zu suchen angetrieben, eine Kirche einzuräumen, worin sie ungehindert ihren Gottesdienst halten können.“

Der erste Gottesdienst der französischen Gemeinde in Bernau wurde von Pfarrer Le Clerk am 03.12.1699 abgehalten. Da die Hospitalkapelle am Rande der Stadt lag und somit für viele Gläubige schwer zu erreichen war, bevorzugte die französische Gemeinde in späterer Zeit einen Betsaal in der Altstadt Bernaus. Die Frage, wie lange die hugenottische Gemeinde die Hospitalkapelle für Gottesdienstfeiern nutzte, kann aufgrund fehlender Quellen nicht beantwortet werden.

Zur Bestattung ihrer Gemeindemitglieder wurde den Hugenotten vom Bernauer Magistrat der Alte Friedhof in Prenzlau zugewiesen. Ortsbekannte Hugenottenfamilien wie de Martincourt, Possier, Devrient, Villiant und Sourell fanden dort ihre letzte Ruhestätte.

Trotz der Abwanderung eines Teils der hugenottischen Gemeinde nach Französisch Buchholz vergrößerte sich die Zahl der Gemeindemitglieder in Bernau sehr schnell. Im Jahre 1700 lebten bereits 87 Personen in 25 Haushalten.[237] Die zu dieser Zeit in der Gemeinde lebenden Hugenotten übten die unterschiedlichsten Berufe aus:[238] „(…) Sieben Landleute, zwei Strumpffabrikanten, einen Woll-Kämmer-Spinner, drei Wollweber, einen Tischler, einen Pelzhändler, einen Krämer, einen Gärtner, einen Bäcker.“

Die französische Gemeinde wählte aus ihren Mitgliedern einen Richter, dessen Aufgabe unter anderem darin bestand, zusammen mit dem Pfarrer Le Clerc für ein einvernehmliches Zusammenleben der Gemeindemitglieder mit der autochthonen Bevölkerung zu sorgen. Der erste Richter Michel vertrat die Angelegenheiten der französischen Gemeinde im Bernauer Rathaus. Am 01.08.1700 wurde ein Konsistorium gebildet, das aus fünf Mitgliedern der Gemeinde bestand.

Im Versammlungshaus der französischen Gemeinde wurde kurz nach der Ansiedlung eine Schule eingerichtet, wo die hugenottischen Kinder und Jugendlichen hauptsächlich in deutscher und französischer Sprache sowie in Religion unterrichtet wurden.[239] Im Jahre 1705 wurden die Lehrer dazu angehalten, das Fach „christliche Civilisation“ zu unterrichen. Karl Manoury weist auf die Besonderheit dieses Schulfaches hin, indem er bemerkt:[240] Dies hab ich in andern Gemeinden noch nie gefunden, die Bernauer wollten also offenbar, dass ihre Kinder nicht nur etwas lernen, sondern sich auch anständig benehmen sollten.“

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Bernau zu einem bedeutenden Textilzentrum in der Mark Brandenburg.[241] Die Mitglieder der französischen Gemeinde gründeten zahlreiche Textilmanufakturen in und um Bernau, was zu einem weiteren wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt führte.

Als im Oktober 1806 die napoleonischen Truppen in Bernau einmarschierten, spielte die französische Gemeinde eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen mit den Besatzern:[242] „Als Dolmetscher und Translateurs bediente sich der Magistrat vorzugsweise Mitglieder der hiesigen französischen Colonie, als des französischen Cantors Dupain, des französischen Predigers Reuscher, des Kaufmanns Rouvel. (…) Im Einquartierungsbureau, in welchem auch ein Dolmetscher anwesend sein musste, wurden die ankommenden französischen Fourier-Officiere von der Stadt öfters mit Wein bewirtet. Das Bureau befand sich bis zum 5. Dezember 1807 mit kurzer Unterbrechung im Rathhause, dann bis zum 15. Juli 1808 in dem eigenen Wohnhause des französischen Predigers Reuscher, Berlinerstraße Nr. 133, dann wieder auf dem Rathause, von welcher Zeit ab der frühere Feldwebel Kübling auch die Geschäfte eines Billeteurs übernahm.“

Einige Monate nach ihrem 125jährigen Bestehen erfolgte am 19.9.1825 aufgrund rückläufiger Mitgliederzahlen die Vereinigung der französischen Gemeinde von Bernau mit der in Französisch Buchholz. Die zusammengelegte Gemeinde bestand im Dezember 1883 aus 75 Mitgliedern.[243]

Frankfurt (Oder)

Am südöstlichen Rand von Frankfurt/Oder errichteten die schlesischen-polnischen Piastenherzöge im 11. Jahrhundert einen Fürstensitz. Im Zuge der deutschen Ostkolonisation siedelten sich ab dem Jahre 1226 in der Nähe der Piastenburg niederrheinische und westfälische Kaufleute an. Sie fanden dort geeignete Voraussetzungen für Handelsbeziehungen mit polnischen und russischen Gewerbetreibenden vor, da die Oderfurt schon damals einen Kreuzungspunkt bedeutender Handelsstraßen darstellte.[244]

Im Jahre 1253 wurde Frankfurt/Oder als „Vrankenvorde“ das Stadtrecht zugesprochen. Unter der askanischen Herrschaft erhielt Frankfurt/Oder zahlreiche Privilegien, vor allem das Stapel- und Niederlagsrecht.[245] Dies bedeutete, dass alle auswärtigen Kaufleute, die ihre Waren verkaufen wollten, verpflichtet waren, sie vorher drei Tage lang den Bewohnern von Frankfurt/Oder anzubieten. Zwischen 1368 und 1518 war Frankfurt/Oder Mitglied der Hanse, was zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt in hohem Maße beitrug. Außerdem entwickelte sich Frankfurt/Oder zu einer in dieser Zeit bedeutenden Messestadt:[246] „Jahrmärkte wurden in Frankfurt zu Reminiscere (5 Wochen vor Ostern), Margarethen (im Juli) und Martini (im November) durchgeführt. Messen wurden erstmals 1635 erwähnt.“

Der Dreißigjährige Krieg, Seuchen und Stadtbrände führten dazu, dass viele Einwohner Frankfurts umkamen oder die Stadt verließen. Während Anfang des 17.Jahrhunderts noch etwa 12.000 Menschen in Frankfurt/Oder lebten, wurden im Jahre 1686 lediglich ungefähr 7.000 Personen erwähnt.[247]

Im Edikt von Potsdam aus dem Jahre 1685 empfahl Kurfürst Friedrich Wilhelm den hugenottischen Glaubensflüchtlingen Frankfurt/Oder namentlich zur Ansiedlung. In der Stadt würde ihnen die Möglichkeit gegeben, „so wol umb einen wolfeilen Preiß (…) zu leben und sich zuerhalten/als auch wegen der Gelegenheit anzurichten.“[248]

Einige Flüchtlinge folgten der Empfehlung des Kurfürsten; Anfang des Jahres 1686 trafen die ersten hugenottischen Familien in der Stadt ein und gründeten eine französische Gemeinde. Bei dieser Gründung handelte es sich um eine der ältesten in Brandenburg-Preußen, lediglich die französischen Gemeinden in Berlin (1672), Magdeburg (1685) und Battin (1685) hatten ein früheres Entstehungsdatum vorzuweisen.

Die Zahl der Gründungsmitglieder der französischen Gemeinde kann nur geschätzt werden. Bei einer Versammlung der Gemeindemitglieder am 13.2.1686 waren 40-50 männliche Oberhäupter der Familien („pere de familie“)

anwesend[249], so dass von ungefähr 100-150 Personen ausgegangen werden kann. Im Jahre 1696 waren nach Manoury ungefähr 150 Personen Mitglied der französischen Gemeinde.[250] Im Jahre 1733 erreichte die französische Gemeinde mit 275 Personen die höchste Mitgliederzahl ihres Bestehens.[251]

Kurfürst Friedrich Wilhelm gestattete der französischen Gemeinde zur Abhaltung ihrer Gottesdienste die Mitbenutzung der Frankfurter Friedenskirche.

Der erste Pfarrer der französischen Gemeinde war Francois Bancelin aus Metz.[252] Am 31.1.1687 erhielt die Gemeinde einen Kolonierichter, der im Magistrat der Stadt für die Angelegenheiten der Gemeinde zuständig war und zwischen den Hugenotten und der alteingesessenen Bevölkerung in Streitfällen vermitteln sollte. Als Ratsmitglieder oder Stadtverordnete waren weitere Hugenotten im Magistrat der Stadt vertreten.

Ein nicht unerheblicher Teil der emigrierten Hugenotten bestand aus Wissenschaftlern, die von Kurfürst Friedrich Wilhelm durch die Einrichtung von Stipendien besonders gefördert wurden:[253] „Der erste frische Zug von Colonisten, der sich unsern lieblichen Oderufern näherte, bestand aus den Pionieren der Wisenschaft. Berlin keine Universität, Königsberg weit ab, Breslau mit seinen Stiftschulen nicht preußisch, Halle später gegründet. Die da kamen, waren einzelne Juristen, wenige Philosophen, Mediciner keine; aber in dichteren Massen Theologen. (…) Der große Kurfürst, des religiösen Muthes seiner neuen Unterthanen froh, weiß die akademische Märtyrer-Gemeinde an Frankfurt zu fesseln durch Stiftung von 12 für französische Theologen bestimmte Stipendien.“

Die Brandenburgische Universität Frankfurt – die Alma Mater Viadrina – war die erste Universität in Brandenburg. Sie wurde 1506 in Frankfurt (Oder) gegründet und 1811 geschlossen.[254] Dort lehrten viele Persönlichkeiten hugenottischer Herkunft, andere absolvierten als Student dort ihre Ausbildung.

Papst Julius II. genehmigte am 15. März 1506 die Errichtung der Alma Mater Viadrina. Von ihrer Gründung durch Kurfürst Joachim I. am 26. April 1506 bis zur Schließung 1811 war die Alma Mater Viadrina Brandenburgs erste Universität.[255] An ihr wurden die klassischen vier Fakultäten: Rechtswissenschaft, Theologie, Medizin und Philosophie gelehrt. Schon im ersten Jahr ihrer Gründung hatten sich über 900 Studenten aus den deutschen Ländern, aus Polen, Schweden, Norwegen und Dänemark immatrikuliert, Frankfurt an der Oder zählte damals 5.000 Einwohner.

Da an der Viadrina wie an der 1544 gegründeten Albertus-Universität Königsberg die lutherische Orthodoxie herrschte, gründete Kurfürst Friedrich Wilhelm für die westlichen Teile des Herzogtums Preußen 1655 die Alte Universität Duisburg. Sie blieb den Reformierten vorbehalten.

Das Wort Viadrina kommt aus dem Lateinischen und lässt sich mit „die an der Oder gelegene“ übersetzen.[256] Die Herkunft des Namensursprungs Viadrus als Name der Oder ist umstritten. So wird vermutet, der neulateinische Name Viadrus sei von dem Frankfurter Professor Jodocus Willich für die Oder eingeführt worden. Er findet sich in der Frankfurter Stadtansicht der Cosmographia von 1550. Der Holzstich von 1543 ist die erste Stadtansicht Frankfurts; bereits die Karte zur Germania magna der Ulmer Ptolemäus-Ausgabe von 1482 nennt aber die Bezeichnung Viadus.[257]

1498 wurde an der Stelle einer bei einem Pogrom zerstörten Synagoge mit dem Bau des Gebäudes begonnen.[258] Papst Alexander VI. stellte im selben Jahr einen Stiftungsbrief für die Universität aus. Bauleiter war Stephan Hundertmarks, später Bürgermeister. Geldgeber war der Stadtrat. Bei der Fertigstellung des zweistöckigen Gebäudes 1507 hatte das Projekt die Stadt 1.100 Schock Groschen gekostet. Zum Stolz der Stadt erhielt das Gebäude 1511 eine Wasserleitung. In den zwei Hörsälen lehrten zwölf besoldete Magister der Artistenfakultät. Kurz nach 1516 wurde die Bibliothek mit dem Erstbestand aus einer Erbschaft vom verstorbenen Siegfried Uttensberger im Dachgeschoss angelegt. Ab 1659 war Jonathan Le Clercq erster Bibliothekar der Universität.[259]

1678 wurde auf Befehl von Kurfürst Friedrich Wilhelm westlich des Gebäudes ein botanischer Garten angelegt. Bernhard Friedrich Albinus ließ 1684 im Erdgeschoss ein Anatomisches Theater anlegen. Durch Schäden vom Dreißigjährigen Krieg und der nachfolgenden Vernachlässigung der Bausubstanz war das Gebäude 1690 vom Einsturz bedroht. Von 1693 bis 1694 wurde das Gebäude dann grundlegend restauriert, die Schmuckgiebel entfernt und um ein Stockwerk erhöht. Über dem Zugang war eine Mondsichelmadonna.

Neben der Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg war die Bibliothek eine der großen in Preußen.[260] Im Juni 1811 schloss sie mit der Universität. Der Bestand von ca. 28.000 Büchern wurde im August desselben Jahres auf Veranlassung von Professor Schneider über die Oder nach Breslau verschifft. Die mittlere Etage wurde dem Konditor Couriol überlassen, der darin Maskenbälle veranstalten durfte.

1815 ging das Gebäude vom Staat in das Eigentum der Stadt über und die Untergeschosse wurden als Heu- und Strohmagazin verwendet. Als Gegenleistung überließ die Stadt dem Staat das Gebäude der Stadtschule, dem Stadthof. Im obersten Stockwerk befand sich aber seit 1758 weiterhin die Bibliothek der Königlichen Friedrichschule. 1822 wurde das Gebäude zur Stadtschule umgebaut, nachdem die Lagerbestände ins nahe Fouragemagazin verlagert worden waren. Geplant hatte den Umbau der Stadtbaurat Clemens; ausgeführt wurden die Arbeiten von Maurermeister Riegel. Im November 1824 wurde der Schulbetrieb aufgenommen.

Die Schule zog am 25. April 1911 in ein Gebäude in der Wieckestraße.[261] Von 1914 bis 1945 diente das Kollegienhaus als Volksschule (Georgenschule). Sie überstand den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden und wurde daher 1945 als Unterkunft für Flüchtlinge aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches genutzt. Danach blieb das Gebäude ungenutzt. 1953 gab es Pläne und bereits bewilligte Mittel, hier einen Jugendclub einzurichten; allerdings wurden die Pläne von der Staatlichen Plankommission verworfen. Auch Bemühungen des Denkmalschutzes waren nicht erfolgreich.[262]

Insgesamt gab es zwischen 1506 und 1811 mehr als 250 verschiedene Prorektoren. Rektor war der Landesherr. Viele Professoren waren mehrfach Rektor. So wechselte von 1509 bis 1749 die Besetzung der Position jedes Semester. Johann Tetzel wurde 1518 an der Viadrina promoviert. Hier entstanden seine 106 Gegenthesen zu den 95 Thesen Martin Luthers. 1668 führte Matthäus Gottfried Purmann hier die erste erfolgreiche Bluttransfusion vom Lamm auf einen Menschen auf deutschem Boden durch.[263]

Die Studenten waren in Kränzchen zusammengeschlossen.[264] Die Chargierten trugen landsmannschaftliche Uniformen. Am 16. Februar 1798 gründeten die Frankfurter Kränzchen den in deutschen Landen ersten Senioren-Convent. Der SC-Comment ist der älteste erhaltene.

Bei der Eröffnung der Universität war es, wie in den größten Teilen Europas, den Juden verboten, sich zu immatrikulieren. Als der Kurfürst Johann Sigismund 1613 zur reformierten Kirche übertrat, entwickelte sich die Frankfurter Universität mehr zu einer calvinistischen Universität.[265] Professor Johann Christoph Beckmann besuchte unter anderem die für jüdische Studenten geöffnete Universität Leiden und ließ sich danach in Amsterdam vom Rabbiner Jacob Abendana untertichten. Am 29. April 1678 erteilte der Kurfürst Friedrich Wilhelm jüdischen Studenten erstmals das Recht zur Immatrikulation. Das Studieren war allerdings durch die Kränkungen und abfällige Bemerkungen über das Judentum durch die Professoren nicht einfach. Die erste Promotion eines Juden erfolgte am 15. Oktober 1721. Den Doktorgrad erhielt Moses Salomon Gumpertz, der zuvor an der Karls-Universität Prag studiert hatte. Bis 1794 wurden 29 Juden in Medizin promoviert, unter ihnen Marcus Elieser Bloch. Der letzte immatrikulierte jüdische Student der alten Universität war Wilh. Salomon Hirschel, der sich am 28. September 1810 einschrieb. Sein Studium konnte er aber durch die Schließung der Universität in Frankfurt nicht beenden. Insgesamt hatten bis dahin etwa 140 Juden in Frankfurt studiert, die meisten von ihnen aus Polen, aber auch aus Prag, Amsterdam und einer aus London.[266]

Zur Erneuerung Preußens nach dem Frieden von Tilsit (1807) gehörte auch eine Reform der Universitäten. Als die (pietistische) Friedrichs-Universität Halle nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt von Napoleon Bonaparte geschlossen worden war, trat 1809 an ihre Stelle die (reformierte) Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Die Krone Preußen schloss die Viadrina im August 1811 und vereinigte sie mit der Leopoldina in Breslau zur Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Viele Professoren gingen an diese neue Volluniversität, andere nach Berlin.[267]

Zur Erinnerung an die Universitätsgründung veranstaltete die Stadt Frankfurt 1906 eine 400-Jahr-Feier180 Jahre nach der Universitätsschließung, im Juli 1991, wurde in Frankfurt die Europa-Universität Viadrina neugegründet.[268]

Kurfürst Friedrich Wilhelm war die Tatsache bewusst, dass die Anwesenheit von Pastoren, die in französischer Sprache Gottesdienste abhielten, eine wichtige Grundvoraussetzung für den Verbleib vieler Hugenotten in Frankfurt/Oder war. Um die französische Sprache zu erhalten und zu fördern, gründete er an der Hochschule in Frankfurt einen Lehrstuhl für französische Sprach-und Literaturwissenschaft und übertrug ausgewählten Hugenotten eine Lehrtätigkeit an der Viadrina.[269] Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses förderte der Kurfürst durch Privilegien und finanzielle Zuwendungen das am 01.07.1694 eingeweihte Friedrichsgymnasium in Frankfurt/Oder, wo zahlreiche hugenottische Kinder und Jugendliche unterrichtet wurden.

Bedingt durch die Entwicklung Frankfurts zu einer Garnisonsstadt für preußische Truppen erhielt die französische Gemeinde im Laufe der Zeit einen raschen Mitgliederzuwachs durch hugenottische Offiziere.[270] Kurfürst Friedrich Wilhelm war von der Loyalität der Hugenotten zum preußischen Staat derart überzeugt, dass er Jean Rimbert d’Estresse die militärische Verantwortung für Frankfurt/Oder übertrug. Dies war kein Einzelfall; im 18. und 19. Jahrhundert bekleideten regelmäßig Hugenotten Schlüsselpositionen in Garnisonsstadt Frankfurt/Oder: Oberst Cesar le Duc de Justet, Oberst Paul-Henri Tilio de Camas, Oberst Frederic Guillaume de Forcade, Obrist-Lieutnant Jean Francois de St. Julien-Baudau sowie Oberst Louis de Beville.[271]

Die Hugenotten übten nicht nur im militärischen Sektor Einfluss auf die Entwicklung der Stadt aus. Die französischen Handwerker- und Fabrikantenfamilien gründeten zahlreiche Manufakturen und führten für die damalige Zeit fortschrittliche Produktionsmethoden ein.

Besonders die Tuchmacherei entwickelte sich dank der Hugenotten zu einem florierenden Gewerbe in Frankfurt/Oder. Die vom Glaubensflüchtling Nicolas le Francois gegründeten Manufakturen stellten ein Musterbeispiel für die fortschreitende Entwicklung der Tuchmacherei in Frankfurt/Oder dar.[272] Zum Kauf der nötigen Fabrikgebäude erhielt le Francois vom Kurfürsten eine Summe von 2.500 Talern. Zwischen 1686 und 1688 gewährte ihm der Kurfürst weiterhin einen zinslosen Kredit in Höhe von 5.400 Talern. Einige Jahre später entwickelten sich die Manufakturen zu einem ertragreichen Gewerbe und erlangten überregionale Bedeutung:[273] „Der erste und beste unter ihnen ist Nicolas le Francois, dessen Tuchfabrik schon 1686 durch die brandenburgischen Staaten berühmt wurde. Er hatte auch eine Kommandite in Brandenburg a.H.. Seine Manufaktur lieferte vorzügliches Muniers-Tuch, elegante Tapisserieen, ungar’sche Spitzen, feine seidene und wollene Strümpfe und dergleichen. Beim Färben der Scharlachtücher erfreute er sich der Unterstützung seines Landsmanns, des Gobelin-Färbers Luc Cossart.“

Die hugenottischen Kaufleute Grimaudet und Montelimar richteten bereits im Jahre 1686 zwei Hutmanufakturen in Berlin und Frankfurt/Oder ein, deren Erzeugnisse in fast alle benachbarten Staaten exportiert wurden:[274] „Die Hüte Grimaudet’s und Montelimar’s wanderten von Berlin nach Sachsen, ins Rheinland und Holland, und von dem Frankfurter Muttergeschäft nach Polen, Schlesien, Russland und Schweden.“

Die Perückenmacherei entwickelte sich ebenfalls zu einem bedeutenden Erwerbszweig in Frankfurt/Oder. Die hugenottischen Perückenmacher bildeten in der Stadt eine eigene Zunft. Aufgrund des im Jahre 1698 formulierten „Luxus-Ediktes“ sanken die erwirtschafteten Erträge beträchtlich, was zum Niedergang des Gewerbes in Frankfurt/Oder führte. Nach der Aufhebung des Ediktes im Jahre 1718 versuchten hugenottische Kaufleute vergeblich, dieses traditionelle Gewerbe wieder neu zu beleben.

Seit dem Beginn der Ansiedlung in Frankfurt/Oder konzentrierten sich zahlreiche Hugenotten auf das Tabakgewerbe. Eine Übersicht aus dem Jahre 1700 enthielt die Namen von 13 hugenottischen Tabakpflanzern und –spinnern. Targiel schätzt die Bedeutung des Gewerbes für die Mitglieder der französischen Gemeinde hoch ein:[275] „Die alten Weinberge an der Halben Stadt wurden mit dem vordem nur importierten Tabak bepflanzt. Dieses Handwerk muß recht erträglich gewesen sein, da es von vielen Frankfurtern aufgegriffen wurde.“

Tollins Aussagen gehen in dieselbe Richtung:[276] „In den zahlreichen Weinbergen der Refugies haben wir also um 1710 nichts als Tabak zu suchen. Die Tabakspflanzer beherrschen jetzt die Gemeinde. Außer den drei Pastoren gab es kaum einen Ancien, der nicht Tabak baute, wenigstens des Jahres eigenen Bedarf. Lehrer, Geschichtsschreiber, Richter, Hofrath, Kämmerer, Bürgermeister, sie trieben alle unter der Hand einen kleinen Tabakhandel. (…) Der Tabakshandel lieferte die Mittel, sich den erst gepachteten Garten und dann das dazu gehörige Haus anzukaufen. Und so finden wir um 1770 die größere Mehrzahl der hiesigen Franzosen als Grundbesitzer. (…) Die Tabakspinnerei galt jetzt als die ehrenvollste Beschäftigung; und erbte sich (…) weiter auf Kind und Kindeskind. So bei den Honore, Cuni, Robert, Colmann, Philippon, Matthieu, Matton.“

Als die preußische „Administration royale du tabac“ die Tabakherstellung unter das königliche Monopol stellte, wurde das Tabaksgewerbe in Frankfurt/Oder reguliert und hoch besteuert, was zur Verschuldung und Armut vieler hugenottischer Familien führte. Der Tabakanbau wurde ab dem Jahre 1765 durch den Maulbeeranbau ersetzt.[277]

Das Tee- und Kaffeegewerbe entwickelte sich im 18. Jahrhundert ebenfalls in Frankfurt/Oder unter der Führung hugenottischer Kaufleute. Der Tabakhändler Pierre Robert eröffnete das erste öffentliche Kaffeehaus in Frankfurt/Oder:[278] „Dort wurden auch Thee und Tabak verabreicht. Die gelehrten Herren von der Universität, fremder Sitten kundig, erschienen zuerst. Bald meldeten sich auch die Generale und die gut gesonnenen Räthe an. Die Betheiligung galt als ein Werk des Patriotismus. Denn durch die hohen Steuern füllte der Kaffee- und Thee-Verbrauch die königlichen Kassen. Endlich kamen auch der Bürgermeister, Syndici und Raths-Verwandte, und alles stand nunmehr in bester Ordnung.“

Die ersten hugenottischen Flüchtlinge siedelten sich in der Altstadt Frankfurts an. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Randgebiete der Stadt (Gubener und Lebuser Vorstadt) ihre bevorzugten Ansiedlungsgebiete.[279] Viele hugenottische Kaufleute und Beamte ließen dort Landhäuser und Villen erbauen.

Die Hugenotten ließen sich ebenfalls auf der anderen Seite der Oder im polnischen Slubice nieder. Dort richteten Kalvinisten im Jahre 1766 eine Seidenfabrik ein, die die wirtschaftliche Entwicklung Slubices entscheidend voranbrachte. Bei der Gründung der Seidenfabrik unterstützte Friedrich II. die Bemühungen der Hugenotten mit finanziellen Mitteln:[280] „Merkwürdig ist nun wieder, dass es nicht Deutsche sind, sondern französische Colonisten, welchen der König durch das Patent vom 3. Dezember 1765 und am 9.Mai 1766 die alten Lazareth-Gebäude jenseits der Oder einräumt, zum Umbau derselben alle mögliche assistance versprechend.“

Angesichts der allmählichen Assimilation von Hugenotten in die autochthone Stadtbevölkerung Frankfurts ging die Zahl der Gemeindemitglieder zurück. Im Jahre 1782 waren nur noch 138 Personen Mitglied der französischen Gemeinde. Da die meisten Hugenotten nicht mehr den Gottesdiensten in französischer Sprache folgen konnten, wurde ab dem Jahre 1798 ein Teil der Messen in deutscher Sprache abgehalten.

Im Jahre 1817 wurde die französische Gemeinde nach langen internen Auseinandersetzungen mit der deutschen reformierten Gemeinde vereinigt.[281]

Festzuhalten ist, dass die hugenottische Gemeinde ab dem 17. Jahrhundert wesentlich die Geschicke der Stadt Frankfurt/Oder mitgeprägt haben. Sie waren mitverantwortlich für den wirtschaftlichen Aufschwung der Oderstadt nach dem Dreißigjährigen Krieg. Am Aufbau der Universität in Frankfurt/Oder waren sie maßgeblich beteiligt. Die seit dem Jahre 1506 existierende Universität spielte bis zur Ansiedelung der Hugenotten keine wichtige Rolle im europäischen Geistesleben. Erst durch das Zusammenwirken deutscher und hugenottischer Gelehrter gewann die Viadrina internationale Beachtung.

Angermünde

Im Jahre 1292 wurde Angermünde das erste Mal urkundlich erwähnt; damit zählt die Stadt zu den ältesten Ansiedlungen der Mark Brandenburg.[282] Dabei handelte es sich um einen Vertrag mit dem Zisterzienserkloster Chorin über die Nutzung von zwei Erbstellen durch das Kloster. Dadurch bot sich die Möglichkeit, Getreide und andere Produkte über die Angermünder Kaufleute zollfrei über die Oder nach Stralsund zu transportieren, wo die Erzeugnisse in andere Länder der Ost- und Nordsee weiterverkauft wurden.

Nach dem Aussterben des askanischen Markgrafengeschlechts übernahm der Pommernherzog Barnim III. nach jahrelangen Kämpfen mit Mecklenburg Angermünde in Besitz. Ab dem Jahre 1479 wurde Angermünde in das brandenburgische Herrschaftsgebiet eingegliedert.

Angermünde stellte bereits im 13. Jahrhundert einen bedeutenden Verkehrsknotenpunkt dar, wichtige Handelsstraßen führten aus dem Süden und Südwesten weiter zu den Ostseehäfen Stettin und Stralsund. Neben Ackerbau und Viehzucht war der zunehmende Handels- und Personenverkehr ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung Angermündes.[283]

Wie auch in anderen Städten und Dörfern in der Uckermark wurde Angermünde im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges durch durchziehende Truppen zerstört und in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung entscheidend zurückgeworfen. Die meisten Häuser und Bauwerke in der Stadt lagen in Trümmern, die Anzahl der Bevölkerung Angermündes sank auf ein Zehntel der Vorkriegszeit.[284]

Aufgrund der geographisch wichtigen Lage Angermündes zu den Ostseehäfen Stettin und Stralsund war Kurfürst Friedrich Wilhelm daran interessiert, die Stadt militärisch abzusichern und ihre ökonomische Entwicklung voranzutreiben. Zwei Jahre nach dem Edikt von Nantes siedelten sich die ersten hugenottischen Glaubensflüchtlinge in Angermünde an. Ihre Zahl ist im Vergleich zu anderen Ansiedlungen als gering einzuschätzen, es waren lediglich sieben oder neun Familien, die Angermünde als Zufluchtsort wählten. Die Anzahl der nach Angermünde emigrierenden Hugenotten wuchs zwischen den Jahren 1698 und 1700 um ein Beträchtliches an. Während im Jahre 1698 noch 20 Familien in der Stadt wohnten, steigerte sich ihre Zahl im Jahr 1700 auf 31 Familien.[285] Über die Gründe für diesen Ansiedlungsschub kann aufgrund der mangelhaften Quellenlage lediglich spekuliert werden. Entweder könnten verwandtschaftliche Motive oder ein erneutes Werben des Kurfürsten bei den hugenottischen Flüchtlingen, die in Berlin eintrafen, für die Ansiedlung in Angermünde eine Rolle gespielt haben.

Die meisten hugenottischen Familien siedelten sich im Zentrum Angermündes an, bevorzugte Orte waren der Marktplatz sowie die Berliner Straße.[286] Das im Dreißigjährigen Krieg weitgehend zerstörte Franziskanerkloster[287] diente den übrigen Flüchtlingen als Zufluchtsstätte. In der Kirche des Klosters fanden in den ersten Jahren der Ansiedlung die Gottesdienste der hugenottischen Gemeinde statt:[288] „Erst mit dem Einzug der ersten Hugenottenfamilien 1687 in die übriggebliebenen Klostergebäude wurde die Kirche für den Gottesdienst wieder genutzt.“

Im Jahre 1698 überließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm der französischen Gemeinde die im Hospital der Stadt gelegene Heiliggeist-Kapelle, die nach ihrer Restaurierung seit dem Jahre 1701 den Mittelpunkt des religiösen Lebens der Gemeinde bildete. Die Aufwendungen für die im Dreißigjährigen Krieg teilweise zerstörte Kapelle musste die französische Gemeinde aus eigenen Mitteln bezahlen, da der Kurfürst mit der Überlassung der Kapelle keine weiteren finanziellen oder materiellen Zuwendungen verband. Eine von der französischen Gemeinde formulierte Bitte an den Kurfürsten, zumindest einen Baukostenzuschuss zu erhalten, wurde abgelehnt. Nachdem König Friedrich II. die finanziellen Mittel bereitgestellt hatte, kam es im Jahre 1775 zur Errichtung eines Kirchturms. Im Jahre 1841 erhielt die Heiliggeist-Kapelle eine Orgel, die von der französischen Gemeinde aus eigenen Mitteln finanziert wurde.[289]

Die ersten Hugenotten, die sich in Angermünde niederließen, kamen aus den verschiedensten Regionen Frankreichs und übten unterschiedliche Berufe aus. Dies wird bestätigt durch die Auflistung Gahrigs:[290] „Zu den Erstansiedlern in Angermünde gehörten die Familien Buffe, Tabakpflanzer aus Angrogne in Piemont; Jacques Cambart, Weber aus St. Sulpice bei Rouen, de Chambaud, Kavallerieleutnant aus St.Algan; Chenin, Mauermeister aus Sedan; Crepin, Chirurg aus Thionville; Guyard, Holzschuhmacher aus dem Elsaß; Laurent aus Boams bei Mons; Tabakplanteur Pierre Roger, Gazearbeiter und Weber aus St.Quentin; Salen, Schullehrer aus Balboute.“

Der Kurfürst gewährte den ersten hugenottischen Siedlern in Angermünde zur Gründung einer eigenen Existenz einen Betrag von 50 Talern, von dem sie sich zwei Pferde, ein Kuh, einen Wagen, einen Pflug und andere Utensilien zum Lebensunterhalt besorgen konnten.[291] Weiterhin sicherte der Kurfürst ihnen 15 Jahre Steuerfreiheit zu.

Den Hugenotten wurden ebenfalls Feldstücke außerhalb der Stadtmauer zur Nutzung zugesprochen. Muret berichtete, dass den ersten Ansiedlern „für sich und ihre Nachkommen 12 bis 15 Hufen Acker und Kämpen aus dem Kirchen und Hospitallande“ zugewiesen wurden.[292] Manoury fand jedoch heraus, dass die hugenottischen Flüchtlinge in keinem Fall mehr als zehn Hufen und drei Kämpen zur eigenen Nutzung erhielten.[293] Daraus lässt sich ableiten, dass die Exulanten durchgängig weniger Land als versprochen erhielten. Über die Ursachen, die zu dieser Benachteiligung führten, liegen in den Quellen keine Aussagen vor. Es ist zu vermuten, dass einflussreichen Angermünder Bürger oder dem Magistrat der Stadt die Privilegien der Neuankömmlinge zu weit gingen und daher den Hugenotten weniger Land als versprochen zugeteilt wurde. In den Quellen finden sich auch keine Ansatzpunkte von scharfen Protesten der hugenottischen Gemeinde oder Auseinandersetzungen über dieses Phänomen im Angermünder Magistrat.

Ein weiteres Privileg des Kurfürsten bestand darin, den französischen Flüchtlingen eine eigene Kirche zu überlassen, in der sie ihren Gottesdienst feiern konnten. Des Weiteren empfahl der Kurfürst ihnen verschiedene Plätze zur Einrichtung eines Kirchhofes. Nach langen Verhandlungen einigten sich die hugenottischen Exulanten schließlich auf einen Park in der Nähe des Pulverturms im Zentrum von Angermünde, wo im Jahre 1739 ein dreiviertel Morgen Land für die Anlage eines eigenen Kirchhofes vom Magistrat der Stadt bereitgestellt wurde.

Die steigende Zahl der in Angermünde angesiedelten Hugenotten machte die Gründung einer französischen Schule notwendig. Dort wurde Wert darauf gelegt, dass die Kinder der Einwanderer sowohl die französische als auch die deutsche Sprache lernten. Von den dort angestellten Lehrern erlangte Ernest Edouard Theodore Loesener durch die Abfassung der Angermünder Stadtchronik im Jahre 1846 eine besondere Bedeutung.[294]

Die Hugenotten verfügten in der Anfangszeit ihrer Ansiedlung über keinen eigenen Prediger, was dazu führte, dass sie keine in sich geschlossene Gemeinde bilden konnten. Sie waren darauf angewiesen, dass zweimal im Monat der französische Prediger Regnier aus der hugenottischen Nachbargemeinde Groß-Ziethen[295] nach Angermünde kam, um mit den dortigen Gläubigen den Gottesdienst zu zelebrieren. Erst im Jahre 1691 erhielten sie einen eigenen Prediger, den aus Modelent bei Grenoble geflüchteten Pierre Pelorce, so dass man zu diesem Zeitpunkt von der Gründung einer französischen Gemeinde in Angermünde sprechen kann.

Die im drei Kilometer entfernten Schmargendorf lebenden hugenottischen Flüchtlinge erhielten einen untergeordneten Status als Tochtergemeinde von Angermünde.

Um die wirtschaftlichen Folgen des Dreißigjährigen Krieges zu kompensieren wurden in Schmargendorf hugenottische Einwanderer angesiedelt:[296] „Darum wurden von 1686 bis 1703 insgesamt 18 Familien kalvinistischer Refugies (…) angesiedelt. Die französischen Bauern brachten den Tabakanbau ins Dorf.“

Im Unterschied zu den hugenottischen Bewohnern aus Angermünde, die direkt aus Frankreich emigrierten, waren die ersten Glaubensflüchtlinge in Schmargendorf wallonische Pfälzer:[297] „Die ersten französischen bzw. wallonischen Siedler in Schmargendorf waren: Pierre Bettac, ein Vorfahre des Kirchenältesten Jacob Bettac, der aus Friesenheim i. d. Pfalz geflüchtet war. Abraham Bailleu aus Steinville i. d. Pfalz ist der Stammvater der heutigen Familie Bailleu in Schmargendorf. Die anderen Wallonen hießen: Jean Matton, Francois Herpen, Jacob de Pierres, Jean Crampe, Michel Canel, Etienne Lanselles. » 

Im Laufe der Zeit kamen weitere Exulanten aus verschiedenen Teilen Frankreichs nach Schmargendorf. Sie erhielten direkt nach ihrer Ansiedelung die Erlaubnis, in der Dorfkirche von Schmargendorf ihre Gottesdienste abzuhalten.

Durch die Ansiedlung von Protestanten aus der Pfalz nach Schmargendorf bildete sich Anfang des 18. Jahrhunderts eine deutsche reformierte Gemeinde. Mit dieser wurde die französische Gemeinde im Jahre 1857 vereinigt:[298] „Die Schmargendorfer Bevölkerung erhielt einen nochmaligen Zuwachs an Einwohnern unter Friedrich dem Großen und zwar deutsche Pfälzer reformierten Glaubens. (…) Diese bildeten in bis 1857 die deutsch-reformierte Gemeinde in Schmargendorf. In diesem Jahr vereinigten sie sich mit den Franzosen zu der französisch- deutsch- reformierten Gemeinde zu Schmargendorf.“

Die einzelnen Punkte der Zusammenarbeit zwischen den französischen Gemeinden in Angermünde und Schmargendorf werden aus einem Brief der kurfürstlichen Verwaltung an den Hauptmann von Chorin, von Strantz, ersichtlich:[299] „Wir haben die frantzösische Gemeinde zu Schmargendorff unterm Ambt Angermünde, zu der Angermündischen frantzösischen Gemeinde zu ziehen gnädigst verordnet, dieweill dann nun solchem zu folge, der Angermündische frantzösische Prediger auch zu Schmargendorff zu gehöhriger Zeiht zu predigen und andere acta ministerii zu verrichten haben wirdt, So will sich gebühren, das jedesmahl demselben, die dortige lutersche Kirche zu solchem Behuff geöffnet werden möge, weshalb ihr dann dem luterschen Prediger zu Schmargendorff also anzudeuten, und anbey dahin es zu richten haben werdet, damit derselbe mit dem frantzösischen Prediger zu Angermünde, sich darüber und beyderseihts gelegener stunden vergleichen möge. Cölln an der Spree, den 21. Juli 1991.“

Die aus unterschiedlichen Berufssparten stammenden hugenottischen Einwanderer übten einen erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt aus.

Hugenottische Exulanten gründeten in Angermünde und der näheren Umgebung mehrere Tuchmanufakturen. Einige Neuansiedler wie der erste Prediger der Gemeinde, Pierre Pelorce, nutzten den Tuchhandel als ertragreichen Nebenverdienst:[300] „Sein Einkommen als Pastor soll so gering gewesen sein, dass er sich nebenbei dem Tuchhandel gewidmet habe, was ihm andere Tuchhändler der Stadt verübelten. Letztlich entschied der König. Pelorce durfte den Handel weiter betreiben, aber nur solange, bis er ein auskömmliches Einkommen habe.“

Ein weiterer Erwerbszweig, den die Hugenotten betrieben, war der Tabakanbau. Gahrig spricht davon, dass im Jahre 1801 48 Hugenotten in Angermünde Tabakanbau betrieben.[301]

Weiterhin waren Hugenotten für die Errichtung einiger Wollwebereien und Strumpfwirkereien verantwortlich. Der Unternehmer Pierre Lagrange etablierte in Angermünde im Jahre 1768 eine Fabrik zur Herstellung von Wolle, die im Jahre 1771 von einem anderen Mitglied der französischen Gemeinde, Laue, übernommen wurde.[302]

Seit dem Jahre 1720 waren hugenottische Glaubensflüchtlinge im Angermünder Magistrat vertreten; besonders Villemain und Catteau übten einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung Angermündes und der französischen Gemeinde aus.

Die französische Gemeinde Angermündes besteht bis zum heutigen Tag –wenn auch mit wesentlich kleinerer Mitgliederzahl als zur Zeit der Gründung- fort.

Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth

Erlangen

Bei der Aufnahme von Glaubensflüchtlingen in Erlangen spielten sowohl konfessionelle Motive als auch wirtschaftliche Überlegungen eine entscheidende Rolle. Der Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, der ein Neffe des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen war, erklärte sich einerseits solidarisch mit seinen verfolgten Glaubensbrüdern andererseits verband er die Ansiedlung der Protestanten mit der Hoffnung auf ökonomischen Fortschritt in der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth.[303]

Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (1644-1712 in Erlangen) war von 1655 bis zu seinem Tode Markgraf des fränkischen Fürstentums Bayreuth. Christian Ernst stammte aus dem Hause Hohenzollern. Er war ein Sohn des Erdmann August und Enkel des Bayreuther Markgrafen Christian. Weil Erdmann August seinen Vater nicht überlebte, folgte Christian Ernst als Erbe nach.

Der Markgraf war ein treuer Anhänger des Kaisers Leopold I., den er bei Kriegszügen unterstützte, so gegen Holland, Lothringen und bei der Befreiung Wiens von den Türken.[304] Er verfolgte konsequent eine militärische Karriere, deren Ausgangspunkt am 12. Februar 1664 die Wahl zum Kreisobristen des Fränkischen Reichskreises war. Christian Ernst war auch Chef des Fränkischen Kreis-Kürassierregiments. Im Anschluss daran, ab 1668, begann die Aufrüstung und Erschließung seiner eigenen Herrschaft als militärische Hilfsquelle, die das Markgraftum Brandenburg-Bayreuth schon bald an die Grenzen der Belastbarkeit führte. Bereits 1672 kam es zur ersten Finanzkrise, die nicht die letzte blieb.

Durch seine militärischen Ambitionen war Christian Ernst der einzige Markgraf von Bayreuth, der reichspolitisch wirklich Bedeutung erlangt hat. Nach der Unterstützung des Kaisers in den Kriegen gegen Holland wurde er von diesem am 27. März 1676 zum Generalfeldmarschallleutnant ernannt, für Christian Ernst ein Ansporn, sich in den kommenden militärischen Auseinandersetzungen weiter zu engagieren.

Bei der Befreiung Wiens von den Türken 1683 war er Teilnehmer der Entsatzarmee. Er brachte zahlreiche Trophäen mit, die noch bis ins 19. Jahrhundert in der Stadtkirche zu Bayreuth ausgestellt waren. Zur Verkündung seines Ruhmes ließ er sich auf einem Reiterbrunnen in einer absolutistischen Verherrlichung als Bezwinger der Türken darstellen.

1691 wurde er zum kaiserlichen Generalfeldmarschall ernannt und 1692 übernahm er den Oberbefehl über die Verbände der Reichsarmee am oberen Lauf des Rheins.[305] Jedoch zeigte sich bereits hier, dass seine Begabung der Aufgabe nicht gewachsen war, so dass er das Kommando an Ludwig Wilhelm von Baden abgab. Während des Spanischen Erbfolgekrieges errang er noch einige Siege, bis es am 22. Mai 1707 zu seiner verhängnisvollen Entscheidung kam. Christian Ernst verlor die Übersicht über das Geschehen vor Ort und schloss sich dem Urteil eines untergeordneten Generals an, der vor den Verbänden Ludwigs XIV. zurückwich und die Stollhofener Linie preisgab. Dadurch wurde die Front weit geöffnet und französischen Truppen wurde der Einmarsch nach Schwaben und Plünderzüge bis weit nach Bayern hinein ermöglicht. Dieser schwerwiegende Fehler beendete seine militärische Karriere.

Neben seiner militärischen Karriere war er auch Befürworter und Förderer der Kunst.[306] Als Nachfolger der Bayreuther Lateinschule stiftete er 1664 ein Gymnasium, das noch seinen Namen trägt, das Gymnasium Christian-Ernestinum. In Erlangen gründete er eine Ritterakademie, die Grundlage für die Landesuniversität Erlangen.

Christian Ernst zentralisierte die Landesbehörden in der neuen Residenz Bayreuth. Wo sich vorher die Pferdeställe befanden, erbaute er 1672 die Schlosskirche. 1695 ließ er vom Bamberger Architekten Leonhard Dientzenhofer (1660–1707) den achteckigen Schlossturm erbauen. Der Markgraf war ein Liebhaber von Pferden und Hunden. Von Letzteren besaß er 85. Er begann das ehemalige Kloster Himmelkron in ein Jagdschloss umzubauen, dazu zählte auch die Anlage der Baille-Maille-Lindenallee und der Umbau der Marienkirche im einsetzenden Markgrafenstil.[307]

Der Barockdichter Sigmund von Birken hat Christian Ernst mit dem 1668 erschienenen Hochfürstlich Brandenburgischen Ulysses ein literarisches Denkmal gesetzt. Der Lebensstil der beiden letzten Ehefrauen und der des Markgrafen verschärften die finanzielle Situation des Markgraftums erheblich.

Ein Indiz für die ökonomischen Hintergründe der protestantischen Einwanderung war die Bevorzugung von Unternehmern, Kaufleuten und Handwerkern bei der Auswahl der Flüchtlinge.[308] Weiterhin wurde die Ansiedlung von denjenigen Personen unterstützt, die für den Aufbau des städtischen und kirchlichen Lebens der Glaubensflüchtlinge in der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth von großer Bedeutung waren.

Neben den französischen Flüchtlingen, die nach dem Revokationsedikt von Fontainebleau aus dem Jahre 1685 dazu gezwungen wurden, ihr Land zu verlassen, kamen weitere Einwanderer aus der Pfalz und der Schweiz nach Erlangen.[309] Bei den Emigranten aus der Pfalz handelte es sich um Waldenser aus dem Tal von Pragelas, die aus ihrem Land infolge der französischen Besetzung unter Ludwig XIV. im Jahre 1689 flüchten mussten. Die zweite Gruppe der Einwanderer bestand aus in die Schweiz geflüchteten französischen Protestanten, die jedoch im Jahre 1699 die evangelischen Kantone der Schweiz aufgrund von fehlenden Eingliederungsmöglichkeiten verließen.

Die Einwanderung der protestantischen Glaubensflüchtlinge in die Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth leitete Christian Ernst durch eine am 7.12.1685 verfasste Deklaration ein, in der er die Privilegien verkündete, die er den in seine Markgrafschaft einwandernden Flüchtlingen zu geben bereit war.[310] Mit dieser Deklaration im Gepäck reisten mehrere Vertreter des Markgrafen nach Frankfurt am Main, Den Haag und Genf, wo sich die Durchgangszentren der protestantischen Emigration befanden. Dort warben die markgraflichen Emissäre bevorzugt ausgebildete Handwerker und Manufakturisten unter den französischen Glaubensflüchtlingen an. Die ersten Flüchtlinge, die am 17.5.1686 in Erlangen eintrafen, waren dementsprechend fünf Kaufmannsfamilien, die alle aus Vitry-le-Francois stammten und nach ihrer Emigration aus Frankreich in Genf Zuflucht suchten.[311]

Das Privileg des Markgrafen Christian Ernst sicherte den Ankömmlingen die freie Ausübung ihres Glaubens sowie die gleichen Rechte wie die anderen Untertanen der Markgrafschaft zu.[312] Außerdem stellte der Markgraf die Finanzierung des Unterhaltes eines Pfarrers und Lehrers in Aussicht und versprach denjenigen Glaubensflüchtlingen großzügige Darlehen, die in Erlangen Manufakturen gründen wollten.

Ebenso legte er in dem Privileg fest, dass bedürftigen Flüchtlingen Wohnmöglichkeiten zur Verfügung gestellt wurden. Protestanten, die den Bau eines eigenen Hauses im Sinne hatten, versprach er Hilfeleistungen in Form von Baumaterial, Transportmittel und Darlehen. Das Privileg enthielt ferner die Befreiung von Steuern und Abgaben für einen Zeitraum bis zu zehn Jahren für die Glaubensflüchtlinge. Diese Privilegien präzisierte und erweiterte der Markgraf Christian Ernst in einem zweiten Erlass vom 11.8.1687.

Christian Ernst siedelte die Flüchtlinge in der dafür extra neu geschaffenen Erlanger Neustadt, die auf dem Gelände eines ehemaligen Waldes bei Nürnberg erbaut wurde, an. Zu Ehren ihres Gründers erhielt die Erlanger Neustadt den Namen Christian-Erlang.[313]

Aus ökonomischer Sicht gesehen war die Lage der Erlanger Neustadt äußerst günstig. Der Pfarrer der protestantischen Flüchtlinge, Esprit Tholozan, stellte im Jahre 1699 fest:[314] „Die Lage dieser Stadt ist äußerst angenehm; sie liegt nur drei Wegstunden von der berühmten Stadt Nürnberg entfernt und an einer für den Handel so vorteilhaften Stelle, dass nur wenige sie darin übertreffen dürften. Auch haben unsere Kaufleute ihre Verbindungen schon über beinahe das gesamte deutsche Land ausgedehnt und darüber hinaus nach Holland und England.“

In der Phase des Baues der Erlanger Neustadt wurden die Glaubensflüchtlinge in den benachbarten Dörfern untergebracht, da die lutherische Bevölkerung in der Erlanger Altstadt ihnen gegenüber zu einem großen Teil feindselig eingestellt war.

Markgraf Christian Ernst half den Flüchtlingen wie im Privileg von 1685 zugesichert bei der Beschaffung von Baumaterialien nach Erlangen und den notwendigen Transportmitteln. Gleichzeitig traten Schwierigkeiten finanzieller Art auf, da sich die Darlehen des Markgrafen als unzureichend erwiesen und die Flüchtlinge nicht über die notwendigen Geldmittel verfügten, um die eigenständige Finanzierung ihrer Häuser selbst übernehmen zu können. Mit der Zeit entstanden jedoch gleichzeitig mit der Fertigstellung der ersten Häuser die ersten Manufakturen für die Herstellung von Wolle, Bändern, Kleidung und Handschuhen. Die Handschuhmacherei war ein Beispiel für den wirtschaftlichen Erfolg, den die Hugenotten etwa zwei Jahrzehnte nach ihrer Ansiedelung in Erlangen erzielen konnten. Zu dieser Zeit wurden Handschuhe vor allem von der Adelschicht getragen. Dies sollte symbolisieren, dass sie zu den privilegierten Personen gehörten, die sich nicht die Finger schmutzig machen mussten. Das Gewerbe der Handschuhmacherei hielt sich noch bis ins 20. Jahrhundert mit großem Erfolg in Erlangen. Weitere ökonomische Bereiche, die durch die Ansiedlung der Hugenotten in Erlangen vorangetrieben wurden, waren das Hutmacher- und Gerbergewerbe.[315]

Ein Beispiel für den ökonomischen Erfolg der französischen Glaubensflüchtlinge ging aus dem Tagebuch des Abraham Marchand hervor.[316] Marchands Handelsbeziehungen schlossen außer Erlangen Städte wie München, Frankfurt am Main, Leipzig, Passau, wie auch alle wichtigen Zentren in Österreich und Böhmen ein. Abraham Marchand betrieb Handel mit Strümpfen, Handschuhen, Hauben, Galanteriewaren, Parfums, Leinen und Weinprodukten. Er stand in zahlreichen Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten und Unternehmern sowohl aus den benachbarten Städten als auch dem Ausland.

Die französische Gemeinde nahm nicht nur auf dem ökonomischen Sektor sondern auch im geistigen Bereich Einfluss auf das Leben der Stadt. Im Jahre 1743 wurde der Hugenotte Daniel de Superville zum ersten Kanzler der neu gegründeten Universität von Erlangen berufen.[317]

Als der Bau der Erlanger Neustadt erfolgreich abgeschlossen wurde, brach dort eine Epidemie aus, die Hunderte von Todesopfern forderte. Der französische Pfarrer, Esprit Tholozan, suchte in einem Brief an Emigranten aus der Schweiz, die Schuld für die Ausbreitung der Epidemie bei den pfälzischen Glaubensflüchtlingen aus dem Pregalas:[318] „Man schreibt dem ungünstigen Einfluß des hiesigen Klimas ein Unglück zu, das ausschließlich aus dem schlechten Verhalten dieser unserer zahlreichen armen Brüder aus dem Prajela herzuleiten ist. (…) Jeder weiß, wie haushälterisch und sparsam die Menschen aus diesen Gegenden sind, mannchmal viel zu sehr. Sie haben unterwegs nur von den Früchten gelebt, die sie reichlich auf den Feldern fanden, dazu ein wenig Wasser und Brot zu sich genommen. Kurze Zeit nach ihrer Ankunft hat sich diese schlechte Ernährung und vielleicht auch die Luftveränderung den Ausbruch einer fiebrigen Dysenterie bewirkt. Diese Krankheit aber verlangt vor allen Dingen Reinlichkeit, und da sie diese vernachlässigen, stecken sie sich untereinander an, und diese Infektion brachte vier oder fünf Monate lang mehrere von ihnen ins Grab. Als das vorbei war, haben wir dergleichen nicht wieder erlebt.“

Die sich schnell verbreitende Nachricht von der Epidemie in der Erlanger Neustadt behinderte die Bemühungen des Markgrafen Christian Ernst, der durch seine Emissäre neue Flüchtlinge zur Ansiedlung in Erlangen anwerben wollte.[319]

In den ersten Jahren nach der Gründung war in der Erlanger Neustadt ein ständiges Kommen und Gehen der Einwohner zu verzeichnen.[320] Neue Flüchtlinge trafen auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen als in ihren bisherigen Zufluchtsorten ein, während einige Gründungsmitglieder der Erlanger Neustadt in der Hoffnung auf eine bessere wirtschaftliche Zukunft die Stadt verließen. In der Zeit zwischen 1690-1700 machte die Erlanger Neustadt eine wirtschaftliche Krise durch, so dass 60 Handwerker und Unternehmer der Stadt den Rücken kehrten und ins benachbarte Wilhelmsdorf übersiedelten.

Ein entscheidender Entwicklungsschritt für das Leben der französischen Glaubensflüchtlinge in der Erlanger Neustadt war die Gründung einer Schule. Der Bau der Schule wurde vor dem Jahre 1700 beendet. In einem Gesuch, das der Schulleiter, Sieur Boucoiran, dem Konsistorium vorlegte, hieß es:[321] „(…) dass es die Frauen daran hindern möge, den Kindern das Lesen und Schreiben selbst beizubringen- jedenfalls soweit das den Erwerb seines Lebensunterhaltes schmälerte, da er nur sehr wenige Schüler habe und sich zudem mit denjenigen belastet sehe, die das Konsistorium ihm gratis zuschickt.“

Einige Zeit nach der Gründung der Schule richtete die französische Gemeinde auch ein Krankenhaus sowie ein Heim für Waisenkinder ein.

Nach der erfolgreichen Beendigung der Bautätigkeit wurde die Verwaltung der Erlanger Neustadt eingerichtet.[322] Der von den Behörden benannte Vorsitzende der städtischen Verwaltung wurde von drei Direktoren, von denen zwei Hugenotten waren, unterstützt. Weiterhin wurde ein Handelskomitee, das Conseil du Commerce, gegründet, das ausschließlich aus französischen Glaubensflüchtlingen bestand. In der Justizverwaltung wurde ein Platz für einen protestantischen Richter reserviert.

Im Jahre 1690 kamen Einwanderer aus der Pfalz nach Erlangen, die ungefähr ein Drittel der Bevölkerung der Erlanger Neustadt ausmachten. Diese Veränderung im Verhältnis der verschiedenen Gruppen der Stadtbevölkerung bewirkte eine Neuordnung der Verwaltung im Jahre 1692. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine Konkurrenz der pfälzischen und der französischen Bevölkerung in der Erlanger Neustadt, was die Vorrangstellung in den Stadtgeschäften betraf.

Im Jahre 1686 gab Markgraf Christian Ernst seine Zustimmung zum Bau eines Gotteshauses in der Erlanger Neustadt. Der Markgraf übernahm die Finanzierung der Kirche, die von Johann Moritz Richter geplant und errichtet wurde. Der erste Bau, der im Jahre 1693 eingeweiht wurde, wurde nach dem Vorbild des „Temple Neuf“ zu Montauban, einer Stadt im Tarntal im Südwesten Frankreichs, woher viele der in der Erlanger Neustadt lebenden Hugenotten stammten, angefertigt.[323] Das Innere der Kirche folgte dem Ablauf des Gottesdienstes, dessen Mittelpunkt die Predigt bildete. Das Gebäude wurde jedoch erst im Jahre 1736 mit der Errichtung eines Turmes endgültig fertig gestellt. Der Kaufmann Abraham Marchand finanzierte aus seinem Vermögen der französischen Gemeinde den Bau des Turmes.

Im Jahre 1708 bekam die Erlanger Neustadt den Rang der sechsten „Hauptstadt“ der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth und erhielt aus diesem Grunde eine neue Verwaltung, die sich um die Angelegenheiten der vereinigten Städte Alt-Erlangen und die Erlanger Neustadt bzw. Christian-Erlang kümmerte. Als oberster Entscheidungsträger der Verwaltung stand ein Präsident, der von einem Vizepräsidenten, der für die Bereiche Justiz und Handel zuständig war, unterstützt wurde. Weiterhin gehörten sowohl ein deutscher als auch ein französischer Sekretär sowie ein Kanzleischreiber zum Personalbestand der neu gegründeten Verwaltung.[324]

Der Einfluss der französischen Glaubensflüchtlinge innerhalb der Verwaltungsstruktur der Stadt Erlangen nahm im Laufe der Zeit ab.[325] Dies lässt sich einerseits durch die Machtkonzentration der Fürsten auf Kosten der führenden Einwandererfamilien als auch den demographischen Veränderungen – der Prozentsatz der französischen Glaubensflüchtlinge unter den Bewohnern von Erlangen sank im Laufe des 18.Jahrhunderts- erklären.

In den ersten Jahren nach der Ansiedlung spielte das kirchliche Leben innerhalb der hugenottischen Gemeinde eine große Rolle. Jedoch vermochte es die Gemeinde nicht, selbst einen Priester oder Lehrer zu stellen; aus Basel oder anderen Orten mussten geeignete Personen angeworben werden.

Der Pfarrer Tholozan, der diesen Posten als erster Hugenotte nach der Ankunft der Glaubensflüchtlinge bekleidete, verfasste die Abhandlung „Livre du Senat Ecclesiastique de ceux de la Religion Reformee de France refugies dans les Etats de Son Altesse Serenissme Monseigneur le Margraff de Brandenbourg-Bareuth et etablis dans la nouvelle ville d’Erlang“, in der er die Geschichte des Protestantismus in Frankreich und der Verfolgung der Hugenotten für die Nachfahren der französischen Gemeinde in Erlangen nachzeichnete.[326]

Innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft der hugenottischen Glaubensflüchtlinge kam es zu ständigen Konflikten zwischen den Ältesten der Gemeinde und den Pfarrern.[327] Die Pfarrer wurden durchgängig schlecht bezahlt[328] und erhielten ihre Direktiven von den Gemeindeältesten, ohne selbst über wichtige Themen mitentscheiden zu können. Dies führte dazu, dass die Kluft zwischen den beiden Parteien immer tiefer wurde, was das kirchliche Leben der französischen Gemeinde stark belastete.

Das Konsistorium der französischen Gemeinde in Erlangen betrachtete misstrauisch die Ankunft von Exulanten aus Frankreich, die dort gezwungen wurden, zum Katholizismus zu konvertieren.[329] Sie mussten unverzüglich dem Katholizismus abschwören und durften laut den Vereinbarungen des Konsistoriums erst nach zwei Jahren eine Ehe eingehen.

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts besaß das religiöse Leben innerhalb der französischen Gemeinde nicht mehr die Bedeutung der Gründerjahre. Es ließ sich ein stetiges Nachlassen sowohl des sonntäglichen Gottesdienstbesuches als auch der Teilnahme am Abendmahl beobachten.[330]

Die protestantische Kirche verlor mehr und mehr ihre frühere Ausstrahlungskraft; sie wurde lediglich von einem kleinen Personenkreis künstlich am Leben gehalten.[331]

Nach der Ansiedlung der protestantischen Glaubensflüchtlinge in der Erlanger Neustadt kam es alle zwei Jahre zu einer Synode der reformierten Kirchen der Markgrafschaften Brandenburg-Bayreuth und Brandenburg-Ansbach, an der unter anderem die Gemeinden aus Erlangen, Schwabach, Wilhelmsdorf und Bayreuth teilnahmen. Die Gemeinde aus Erlangen spielte bei diesen regelmäßigen Treffen eine wichtige Rolle. Bedingt durch die schwindende Bedeutung der anderen Kirchen trat seit dem Jahre 1732 die Synode nicht mehr zusammen, was einen weiteren Autoritätsverlust der französischen Kirche in Erlangen zur Folge hatte.[332]

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts pflegte die Gemeinde in Erlangen enge Kontakte zu anderen französischsprachigen Kirchen. Als in Genf die Psalmenübersetzungen von Beza und Marot modernisiert und vereinheitlicht werden sollten, wandte sich die Genfer Kirche in dieser Angelegenheit an Erlangen und andere französische Kirchen. In einem Brief vom 14.3.1700, in dem ihre Verbundenheit mit der Genfer Gemeinde zum Ausdruck kam, begrüßte die Kirche von Erlangen diese Initiative:[333]„Wir wünschen, wir wären in der Lage, Euch nachzueifern und uns in dieser wie in allen anderen Angelegenheiten nach Eurer Kirche zu richten. Aber abgesehen davon, dass Psalmenbücher für uns nicht leicht zu erwerben sind und wir zudem unsere Gemeindemitglieder auf eine solche Äußerung erst vorbereiten müssten, meinen wir auch, dass wir diese Sache erst unserer Synode vorlegen müssen. Jedoch sind wir Euch zu Dank für das verpflichtet, was Ihr uns freundlicherweise mitgeteilt habt, und dafür, dass Ihr uns an den Geschehnissen in Eurer Kirche habt teilhaben lassen, der wir uns bereitwillig zuordnen und mit der wir gerne jene enge Verbindung halten, die die Freude unserer Gemeindemitglieder und unserer Kirche ist und bleiben wird.“

Im Laufe der Zeit brach diese bedeutende Verbindung zur Genfer Gemeinde und zu den anderen französischsprachigen Kirchen ab. Als im Jahre 1792 die Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth teil des preußischen Herrschaftsgebietes wurde, kam es zur Annäherung an die Kirche von Berlin. Am 1.3.1792 berichtete der damalige Pfarrer der hugenottischen Gemeinde, Holland, dem Kirchenkonvent in Erlangen, „daß er einen Brief aus Berlin von Herrn Pfarrer Hochecorne aus Berlin erhalten habe, in dem dieser ihm sehr freundliche Vorschläge unterbreitet habe, wie eine Verbindung und Vereinigung unserer Kirche mit den übrigen französischen Kirchen in den Staaten seiner Majestät des Königs von Preußen hergestellt werden könne.“[334]

Bedingt durch gemeinsame ökonomische Interessen entwickelten sich Kontakte zwischen den Einwohnern der Erlanger Neustadt und der deutschen Bevölkerung. Neben abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, die deutsche Lehrlinge in Berührung mit französischen Familien brachten, kamen auch in vielen Fällen geschäftliche Partnerschaften zwischen Franzosen und Deutschen zustande.[335] Diese zwangsläufigen Begegnungen förderten mit der Zeit einen wechselseitigen ethischen und sprachlichen Austausch.

Einige Jahre nach der Ansiedlung der pfälzischen Glaubensflüchtlinge in der Erlanger Neustadt im Jahre 1690 kam es zu ersten Konflikten zwischen ihnen und den hugenottischen Emigranten. Als der Markgraf Christian Ernst den Pfälzern die Erlaubnis erteilte, die französische Kirche zur Ausübung ihrer Religion mitzubenutzen, verschärften sich die Antagonismen zwischen den beiden Fraktionen. Die Auseinadersetzungen dauerten bis zum Jahre 1737 an, bis schließlich die pfälzischen Protestanten nach einer Annahme einer Summe von 500 Gulden, die von der französischen Gemeinde gestiftet wurde, auf ihr Recht der Mitbenutzung der französischen Kirche verzichteten.[336]

Im Laufe der Zeit wurden die französischen Glaubensflüchtlinge zu einer Minderheit in Erlangen. Im Jahre 1723 lebten in Erlangen 2154 deutsche Einwohner, dagegen betrug die Zahl der französischen Gemeinde 1028 Personen.[337]

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts ist eine Verdrängung der Hugenotten aus den Manufakturen und Handwerksbetrieben der Stadt zu beobachten, die ökonomische Entwicklung in Erlangen wurde in zunehmendem Maße von deutschen Protestanten beherrscht.[338]

Die Zahl der Eheschließungen zwischen Deutschen und Hugenotten nahm in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts stetig zu. Von den 39 Ehen, die in den Jahren 1741-1750 in der französischen Kirche geschlossen wurden, entfielen 13 auf Beziehungen zwischen französischen und deutschen Personen.[339]

Die kulturelle Assimilation der französischen Gemeinde in Erlangen wurde besonders an der sprachlichen Entwicklung deutlich; in den Beratungen des Konsistoriums der hugenottischen Gemeinde glichen sich verschiedene französische Wörter immer mehr der deutschen Schreibweise an.

Die Schule der französischen Gemeinde musste im Jahre 1703 aufgrund mangelnder Schülerzahlen geschlossen werden. Das Konsistorium beschloss, dass man dem Lehrer der deutschen reformierten Kirche „die französischen Kinder schicken will, die die deutsche Sprache lernen wollen, und zwar zu einem Preis, über den man sich mit ihm einigen will, sobald er eingetroffen ist.“[340]

Die hugenottischen Glaubensflüchtlinge verloren auf dem politischen und gesellschaftlichen Sektor immer mehr an Einfluss. Im Jahre 1781 konnte das französische Konsistorium gerade noch verhindern, dass das französische Sekretariat im Conseil de Justice abgeschafft wurde.

Als im Jahre 1792 die Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth in das preußische Staatsgebiet eingegliedert wurde, versuchte Hardenberg im Zuge seiner Reformbemühungen, die Privilegien der Hugenotten aufzuheben.[341] Am 20.03. 1797 musste der Conseiller de Justice das Konsistorium um eine Stellungnahme zu seinen Gunsten bitten, nachdem er einen Brief von Hardenberg bekommen hatte, „in dem dieser ihm auf seine Anfrage mitteilt, dass man in der neuen Organisation keinen passenden Platz für ihn gefunden und ihm deshalb eine Pension von 200 Gulden zugebilligt hat.“[342]

In den folgenden Jahren startete die französische Gemeinde den Versuch, ihre garantierten Privilegien gegenüber der Assimilierungspolitik Hardenbergs zu bewahren. Im Jahre 1798 setzten die Hugenotten mit der Unterstützung der deutschen reformierten Kirche ein Memorandum über die berechtigten Grundlagen ihrer Privilegien auf.

Als im Jahre 1810 Erlangen in den bayrischen Herrschaftsbereich integriert wurde, verlor die französische Gemeinde auch ihre letzten Privilegien, die ihnen Markgraf Christian Ernst im Jahre 1685 gewährt hatte.[343]

Hugenotten in Hessen

Für das erste Aufnahmeprivileg für Glaubensflüchtlinge in Hessen-Kassel aus dem Jahre 1604 war Landgraf Moritz, der nach der Hochzeit mit Juliane von Nassau-Dillenburg den protestantischen Glauben angenommen hatte, verantwortlich.[344] Er formulierte ein Einladungsschreiben an die aus den spanischen Niederlanden vertriebenen reformierten Flüchtlinge, in dem es vor allem um die Anwerbung von Handwerkern und Fabrikanten ging. Den Flüchtlingen wurde darin das Bürgerrecht gewährt und die Aufnahme in die Zünfte und Gilden in Aussicht gestellt. Religiöse Privilegien für die Glaubensflüchtlinge wurden in diesem Privileg nicht erwähnt.

Obwohl am 14.09.1615 das Privileg von Landgraf Moritz bestätigt wurde, ist lediglich von einer kleinen Anzahl von Flüchtlingen, die sich infolge dessen in Hessen-Kassel ansiedelten, auszugehen. In Kassel bildete sich für kurze Zeit eine französische Gemeinde mit eigenem Prediger.[345]

Als „Vorläufer des Ansiedlungsprogramms“[346] für Glaubensflüchtlinge in Hessen unter dem Landgraf Karl I.(1677-1730) ist das Gespräch am 12.06.1680 zwischen Jean Francois de Paule, Chavalier Seigneur de Sardan[347] und dem Landgrafen, wo es um die Aufnahme von Hugenotten in Hessen-Kassel ging, anzusehen.

Sardan war einer der Rädelsführer von Aufständen in Frankreich unter Ludwig XIV., er organisierte während der Jahre 1674 bis 1678 finanziell unterstützt durch die Niederlande eine Erhebung in den Provinzen Guyenne, Languedoc, Dauphine und Provence.[348] Nach dem Scheitern dieses Aufstandsversuches musste Sardan Frankreich verlassen und flüchtete in die Niederlande.

Im Laufe der Unterredung mit dem Landgrafen schlug Sardan die Gründung reformierter Gemeinden in Hessen-Kassel bestehend aus Hugenotten, die im Begriff waren, Frankreich zu verlassen oder aus Flüchtlingen, die sich bereits in anderen Ländern aufhielten, vor.[349] Bis zur Errichtung der Gemeinden schwebte ihm Marburg als provisorischer Ansiedlungsort vor. Weiterhin forderte er die Anstellung sowohl eines Kantors als auch eines Predigers als wesentliche Voraussetzung für die Niederlassung von Hugenotten in Hessen-Kassel.[350]

Seine ursprünglich gegenüber Sardan geäußerte Zustimmung zog der Landgraf aus nicht näher bekannten Gründen[351] wieder zurück und vertröstete ihn auf einen späteren Zeitpunkt.

Landgraf Karl schuf noch vor dem Widerruf des Ediktes von Nantes die Grundlagen für die Einwanderung der Hugenotten durch die Veröffentlichung des Ediktes vom 18.4.1685. Die Behauptung Schmidmanns, dass Karl „der erste deutsche Fürst gewesen ist, der sich offen zur Aufnahme der Hugenotten bereit erklärte“[352], trifft nicht zu. Kurfürst Karl von der Pfalz gab bereits im Jahre 1682 eine Urkunde für die geplante Niederlassung von Hugenotten in Friedrichsfeld heraus.[353] Außerdem veröffentlichte Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Celle im August 1684 ein Edikt zur Aufnahme hugenottischer Flüchtlinge.[354] In der „Freiheitskonzession und Begnadigung für die fremden Manufacturiers ect.“ gestattete der Landgraf den Flüchtlingen die Erbauung einer Kirche und die Berufung eigener Prediger und Schulmeister:[355]

Dafern sie der deutschen Sprache nicht kundig sein, soll ihnen entweder, eine eigene Kirche auf ihren Kosten aufzubauen, und darin in ihrer Sprache, fromme gottesfürchtige Prediger und Schulmeister, doch mit Ihr. Hochfürstl. Durchl. Oder dero nachgesetzten consistorii Vorwissen, und auf vorher gegangenes Examen und Approbation, zu berufen, frei gelassen werden, welche aber doch Ihrer Hochfürstl. Durchl. Das homagium zu leisten schuldig sein sollen.“

Nachdem die Flüchtlinge den Treueid auf den Landgrafen geschworen hatten, sollten sie den anderen Einwohnern rechtsmäßig gleichgestellt werden. Bei Streitfällen unter den Flüchtlingen übernahm die Regierung oder der jeweilige Beamte des Ortes die Zuständigkeit:[356] „Wann unter ihnen in geist-als weltlichen Sachen Streitigkeiten entstehen würden, sollen dieselbe(n) durch dero nachgesetzte Regierung oder Konsortium oder durch jedes Orts Beamte untersucht, beide Teile in Güte gehört und verglichen, oder bei derer Entstehung, nach den gemeinen Rechten, oder jedes Orts Gewohnheit dezidiert und entschieden werden.“

Die Normen der Entscheidungen bildeten das Landesrecht oder das örtliche Gewohnheitsrecht. Mogk bemerkt mit Recht, dass dadurch die mögliche Anwendung von Gewohnheitsrechten aus ihren früheren Gemeinden ausgeklammert wurde.[357] Jedoch richtete Karl im Jahre 1686 eine Französische Kommission ein, die als Mittelbehörde für die Verwaltungs- und Gerichtsangelegenheiten der Flüchtlinge zuständig war.[358]

Den Hauptteil des Ediktes nahmen wirtschaftspolitische Bestimmungen des Landgrafen ein. Um möglichst viele Handwerker unter den Flüchtlingen zur Ansiedlung zu bewegen, genehmigte Karl die freie Einfuhr von Hausrat und Betriebseinrichtungen:[359] „Soll sowohl der Prinzipalen, als auch derjenigen Personen, welche sie zu Verrichtungen ihrer Manufakturen Handwerk und Partierung, als Meister, Gesellen, Handlanger, Färber und dergleichen, zu beschreiben haben, ihre Hausgeräte, Mobilien, und andere instrumenta, welche sie zu ihrem Haushalt, oder Treib, und Verfertigung der Manufakturen oder Handwerke nötig haben und mit sich führen, sobald solche in hiesiges Fürstentum Hessen und zugehörigen Graf- und Herrschaften gebracht werden, von allen Zöllen befreit sein.“

Zur Ankurbelung der Handwerksproduktion wurde die Gewerbeausübung in der gesamten Landgrafschaft für die Flüchtlinge erlaubt. Weiterhin wurden die hugenottischen Einwanderer zehn Jahre lang von allen öffentlichen Abgaben befreit:[360] „Und damit sie desto besser und mit mehrerem Nutzen ihre Handwerke und Manufakturen treiben können, wollen vor höchstermelte Ihro Hochfürstl. Durchl. Ihnen von allen oneribus, Schatzung, Steuern, Kontributionen, Einquartierungen, Diensten, Wachten und dergleichen, auf die nacheinander folgenden zehn Jahre die Freiheit erteilen, (…).“

Den Fabrikanten unter den Ansiedlern wurden abhängig vom Ermessen des Landgrafen weitere Privilegien und eine Verlängerung der allgemeinen Befreiung in Aussicht gestellt.

Die religiösen Zugeständnisse des Landgrafen gingen dagegen nicht so weit. Das französisch-reformierte Glaubensbekenntnis (confession de foi), die Kirchenordnung (discipline ecclesiastique), der Kirchenvorstand (consistoire) und die Synoden fanden keine Erwähnung in diesem Edikt. Neben der Residenzstadt Kassel wurden mit Homberg/Efze, Gudensberg, Felsberg, Hofgeismar, Gerbenstein und Melsungen kleinere Städte als Ansiedlungsorte vorgeschlagen, dessen Bevölkerungszahl durch den Dreißigjährigen Krieg stark abgenommen hatte.

Es lässt sich feststellen, dass das Edikt hauptsächlich von wirtschaftspolitischen Erwägungen bestimmt wurde. Mogk bemerkt richtigerweise:[361] „Die auffällige Bevorzugung des Handwerks und vor allem der Manufakturen samt den dafür bewilligten Sondervergünstigungen lassen den Charakter dieses Privilegs eindeutig erkennen: Es handelt sich keineswegs um ein sogenanntes Religionsedikt, sondern ausschließlich um eine wirtschaftspolitische Steuerungsmaßnahme im Sinn des Merkantilismus.“

Mit dem Edikt vom 01.08.1685 erweiterte der Landgraf die schon existierenden Vergünstigungen für die Glaubensflüchtlinge.[362] Karl erklärte sich darin bereit, die Bezahlung des Predigers und des Schulmeisters zu übernehmen. Die ökonomischen Vergünstigungen wurden nochmals erweitert. Die Zahl der Freijahre stieg auf zwölf, wobei dieser Zeitraum auch auf die Kinder übertragen werden konnte. Für den Bau neuer Häuser erhielten die Flüchtlinge kostenlose Grundstücke und unendgeldliche Lieferungen von Holz, Steinen, Sand und anderen notwendigen Materialien. Weiterhin billigte der Landgraf den Einwanderern den Erwerb adeliger Ländereien mitsamt den damit verbundenen Privilegien an. Im Gegensatz zum Edikt vom 18.04. wurde Kassel als einziger Ansiedlungsort genannt.

Das dritte Edikt vom 12.12.1685, das ausschließlich in französischer Sprache verfasst wurde, enthielt eine Zusammenfassung aller bisherigen Privilegien, wobei einige punktuelle Erweiterungen durchgeführt wurden.[363] Die Anzahl der Freijahre wurde gegenüber den beiden früheren Edikten erhöht. Als Regel galten zehn bis zwölf Jahre, der Wohnungsbau wurde jedoch mit fünfzehn Freijahren belohnt. Außerdem wurde denjenigen Personen, die ihr Vermögen in Hessen-Kassel verzinslich anlegten, eine Abgabenfreiheit von sechs Jahren zugesichert.

Daubhausen/Greifenthal

Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein nahm ungefähr 200-250 nach dem Edikt von Fontainebleau vom 18.10.1685 aus Frankreich geflüchtete Protestanten in seinem Territorium auf:[364] „Wir, Wilhelm Moritz Graf zu Solms Braunfels Greyffenstein und Hoingen, auch zu Tecklenburg, Crichingen und Lingen, Herr zu Müntzenberg, Rheda, Püttingen, Dorfweyler und Beaucourt. Des Königlich Preußischen Schwartzen Adler Ordens Ritter. Unkunden und Bekennen hiermit Vor Unß Unßere Erben und Sucessores, dass nachdem durch göttliche Verhängnis bey der in Anno 1685 vorgegangenen schweren Persecution gegen die Reformierten in Frankreich. Wir auß christlichen Mitleiden dahin bewogen worden, dass Wir einige refugierte Familien in unsern Landen in Schutz und Schirm aufgenommen, (…)“.

In der Chronik tauchte das Dorf Daubhausen zum ersten Male im Jahr 1284 auf, wo aufgeführt wurde, dass der dortige Zehnte solmisch sei.[365] Die Kirche von Daubhausen, die unter der Verwaltung von Dillheim stand, wurde im Jahre 1370 erbaut. Daubhausen blieb von Verwüstungen und Plünderungen im Verlaufe des 30-jährigen Krieges nicht verschont. In der näheren Umgebung von Daubhausen kam es zu Gefechten zwischen holländischen Truppen unter der Führung des Baron de Genth mit kaiserlichen Soldaten. Weiterhin wurde das Dorf mehrmals von Banden überfallen, die für zahlreiche Plünderungen in der Umgebung von Wetzlar verantwortlich waren. Eine Verbindung zwischen diesen Banden und den holländischen Truppen wurde von Baron von Genth abgestritten.

Im Jahre 1649 entbrannte ein Streit zwischen dem Grafen Wilhelm II. von Solms-Greifenstein und dem Schultheiß der Gemeinde Daubhausen, bei dem es um die Verteilung von Wald und Wiesen in der Umgebung des Dorfes ging. In einem Verzeichnis der Einwohner und des Zugviehs in Daubhausen aus dem Jahre 1677 lebten in der Stadt 14 Familien, wobei die Bewohner des gräflichen Keldenhofes nicht mitgerechnet wurden.[366] Die Einwohnerzahl stieg bis zum Jahre 1685 stetig an, es existieren jedoch keine Quellen, aus denen sich genauere Angaben über die Bevölkerungszahl ableiten lassen.

Aufgrund der Unterdrückung ihres protestantischen Glaubens wanderten ungefähr 150 Wallonen aus den spanischen Niederlanden in die Kurpfalz. Dort ließen sie sich in Otterberg und der näheren Umgebung nieder.[367] Als dort seit dem Jahre 1685 ein katholischer Kurfürst die freie Ausübung ihres Glaubens unmöglich machte, suchten sie eine neue Möglichkeit der Ansiedlung. Durch die Vermittlung der protestantischen Gemeinde in Frankfurt am Main erklärte sich Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein bereit, die wallonischen Glaubensflüchtlinge in seinem Territorium aufzunehmen. Der Graf gewährte ihnen am 12.08.1685 weitreichende wirtschaftliche und religiöse Privilegien.[368] Außerdem kaufte er die Grundstücke und die anderen Besitztümer der Einwohner von Daubenhausen auf und siedelte sie an anderen Orten in seinem Territorium an. Mit dieser Maßnahme ermöglichte Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein die Besiedelung des Dorfes Daubhausen für die emigrierten Wallonen:[369] „(…) dieselbe theils nach Daubhaußen hingesetzet, und denen daselbst wohnhafft geweßenen unßeren Teutschen Unterthanen ihre güther abgekauft und in andere örther nicht ohne unßere große Beschwehrde transportiret (…)“.

Die Besiedelung Daubenhausens durch die Wallonen erfolgte zwischen Mitte August und Mitte Oktober des Jahres 1685. Die wallonischen Flüchtlinge bevorzugten es jedoch, innerhalb kürzester Zeit Daubhausen wieder zu verlassen; Mitte Juli des Jahres 1686 wohnten von den angesiedelten 36 wallonischen Familien lediglich 14 noch im Dorf. Spätestens im Februar 1687 verließen auch die letzten wallonischen Familien mit ihrem Pfarrer Jean Faucher Daubhausen.

Im Februar 1686 wanderten 200-250 aus Frankreich geflohene Hugenotten in das Territorium des Grafen Wilhelm Moritz ein.[370] Der Graf unterstützte ihren Wunsch einer dauerhaften Ansiedlung und gewährte den Glaubensflüchtlingen am 05.03.1686 zahlreiche Privilegien. Die Hugenotten ließen sich zunächst in Niedergirmes nieder; als sich jedoch bedingt durch den Abzug der Wallonen Daubhausen als Wohnort anbot, siedelten sie sich dort an. Nur eine geringe Zahl der französischen Flüchtlinge zog es vor, in Niedergirmes und im benachbarten Aßlar zu leben.[371]

Am 12.08.1686 übergab Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein den Hugenotten die Kirche Daubhausens, um die freie Ausübung ihrer Religion zu gewährleisten. Ferner gewährte er ihnen die Führung eines Kirchensiegels mit der Inschrift „L’Eglise francoise de Daubhauss“ (Die französische Kirche von Daubhausen). Ende des Jahres 1686 wurde Francois Durand aus Montpollier im Languedoc der erste Pfarrer der hugenottischen Gemeinde in Daubhausen.[372] Aufgrund der Tatsache, dass die Bevölkerung Daubhausens in den folgenden Jahren stark anstieg, gründete der Graf auf seinen Besitz zwischen Daubhausen und Greifenstein die Siedlung Greifenthal für die hugenottischen Glaubensflüchtlinge. Da die ersten Einträge in den Kirchenregistern vom 07.01.1691 stammten, ist davon auszugehen, dass im Jahre 1690 die Erbauung von Greifenstein abgeschlossen wurde.[373]

Am 01.09.1706 gewährte Graf Wilhelm Moritz Greifenthal einen Freiheitsbrief; als jährliche Abgabe wurde der Gemeinde 365 Gulden, 13 Kreuzer und 2 Deniers auferlegt, die sie in zwei Raten an St.Martin und acht Tage vor Ostern zahlen musste.

Im Jahre 1693 besaß Greifenthal 71 Einwohner, von denen allein 59 aus der Dauphine und der näheren Umgebung stammten. Eine Liste aus dem Jahre 1698 umfasste die Einwohnerzahl von Greifenthal und Daubhausen. Zu diesem Zeitpunkt wohnten 136 Hugenotten und 6 Deutsche in Daubhausen, während Greifenthal 80 französische Bewohner zählte. Ein weiterer Bevölkerungsanstieg in den beiden französischen Gemeinden bewirkte im Jahre 1720 die Übersiedlung von zehn hugenottischen Familien nach Hessen-Kassel.[374]

Nach der ersten Aufbauphase der beiden französischen Gemeinden wurde das Verhältnis des Grafen mit den Bewohnern von Daubhausen und Greifenthal neu geregelt. Der Graf setzte eine Privilegiertenkomission ein, der die beiden Orte am 01.09.1721 ihre inhaltlichen Vorstellungen vortrugen. Nachdem die Kommission ein Gutachten erstellt hatte, kam es nochmals zu einer Zusammenkunft mit den Vertretern beider Gemeinden.[375] Am 26.08.1722 wurde der Freiheitsbrief des Grafen veröffentlicht, in denen die Privilegien der beiden Gemeinden dargelegt wurden.

Der Freiheitsbrief begann mit der Forderung des Grafen an die Hugenotten, ihm und seinen Nachfolgern als Untertanen immer in Treue zu dienen:[376] „Erstlich dass Sie Zuförerigt Unß, Unßern Gräflichen Erben und Sucessoren wie bishero also auch fürters vor sich, Ihre Erben und Nachkommen alß rechte Landes Erb Unterthanen eignet und gebühret, treu hold und gewärthig seyn sollen, und dass ein Jedermann der jetzo in Daubhaußeb wohnet, oder Künftighin wohnen wird, den Erbhuldigungs Eydt Unß und Unßern Erben abschwöhren und leisten solle.“

Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein verfolgte die Absicht, die französischen Gemeinden Daubhausen und Greifenthal in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten:[377] „(…) haben Wir in Gnaden verwilliget, und Ihnen Bürgern zu Daubhaußen zugestanden, Sie vor jetzo und künftig- hin Frantzoßen seyn und Bleiben, und sich dahin äußerst befleißen sollen, dass die frantzösische Sprach sauber und rein bey Ihnen in ihrer Gemeinde gesprochen und unterhal-ten werde, damit Unßere Landeskinder, die etwa Lust haben, dieße Sprache wohl sprechen und Lernen mögen, zu welchem Ende Wir, Unßere Erben und Sucessores dann keine andere alß der eine frantzose ist, (…)“.

Weiterhin wurden die beiden Gemeinden dazu angehalten, den Kontakt mit anderen französischen Gemeinden wie Genf oder Berlin zu suchen und einen wechselseitigen Austausch voranzutreiben.[378]

Das Privileg enthielt weiterhin die Regelung, dass ausschließlich französische Pfarrer und Lehrer in Daubhausen und Greifenthal zu beschäftigen seien, wobei die Bewohner des Ortes bevorzugt werden sollten:[379] „(…) wenn ein Sohn aus Daubhausen oder Greiffenthal der Unser angebohrener Untertan ist, das studium theologicum ergriffen, sich darin qualificiret, der frantzösischen Sprache derneben vollkommen mächtig, und zum Pfarramt tüchtig befunden wird, so wollen Wir alß Landesherr und Bischof auf der Gemeinde unterthänigs Supplicieren dießem Unßere Gnadt erweißen und die Pfarr conferieren.“

In dem Privileg wurden die Bezüge für die Pfarrer und die Lehrer der beiden Orte geregelt:[380] (…) Und nachdem Wir bishero den Pfarrer und Schulmeister zu Daubhaußen, aus Unßeren dasigen Renthen und Gefällen biß auf 60 fl., so die Gemeidne dem Pfarrer gegeben, erhalten, (…).“

Außerdem enthielt das Privileg die Bestimmung, dass ein Hugenotte aus dem jeweiligen Ort das Amt des Schultheiß bekleiden sollte:[381] „(…) Wir concediren und contituiren Ihnen Vorjtzo und da die Gemeinde nur 32 Mann ist, einen herrschaftlichen Schultheißen, welcher so Lange es Unß und Unßeren Erben belieben, und er sich wohl verhalten wird, am Ampte bleibet, dieser soll ein Frantzoß und in Daubhaßen wohnhaft seyn.“

Die für Daubhausen und Greifenthal zuständigen Verwaltungsbeamten sollten aus den beiden hugenottischen Gemeinden stammen:[382] „(…) haben Wir ebenfalls in Gnaden Ihnen zugestanden, Einen oder nach Anwachs des Orths mehrere Preaceptores (c) die Frantzosen sein müssen, zu halten, und wenn Sie etwa Ihre Söhne Einen oder Jemandt andres dazu tüchtig haben, so sollen Sie sich deßhalb bey Unß selbsten oder Unßerm Consistorio melden, damit er angeschrieben, eraminiret und Confimiret werden möge.“

Weiterhin wurde in dem Privilegium festgelegt, dass im Falle des Todes eines deutschen Mitglieds der Daubhausener Gemeinde ein deutscher Pfarrer aus der umliegenden Umgebung die Grabrede halten sollte; die Leichenpredigt war den Hugenotten unbekannt. Die Bräuche der Hugenotten bei der Beisetzung ihrer verstorbenen Glaubensbrüder wurden ebenfalls berücksichtigt:[383] „(…) die Frantzosen aber genißen Unßerer ersten Gratification nach, nehmlich, dass sie über die Straß nicht singen mögen, wenn sie Ihre Toten begraben, gleich auch bey Keines Bekenntnis nicht gesungen wirdt, ihre Freyheit.“

Gegen eine jährliche Zahlung von 1000 Gulden in Frankfurter Währung waren sie von sonstigen Abgaben befreit. Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein ordnete ebenfalls an, dass die Hugenotten nicht der Leibeigenschaft unterworfen waren. Im Gegensatz zu den anderen Untertanen seines Territoriums waren die beiden Gemeinden nicht dazu verpflichtet, Soldaten zu stellen. Sie wurden lediglich dazu verpflichtet, vier Personen als Miliz zur Landesverteidigung („defensione patriae“) abzustellen:[384] „(…) Werden Sie als ein privat Eigenthumb wie bißhero also 1 inskünftige, mit anwerbung einiger Mannschaft und Recroutierung in gnaden befreyet, was aber die Land Miliz betrifft, weil diese pro defensione patriae gerichtet, dazu müssen Sie Ihr Contigent, nehmlich vier mann, jederzeit stellen, es sey dann, dass Sie Künftighin bey anwachs der Bürgerschaft ihren Erbiethen nach sich selbst montiren, alßdann wollen Wir Ihnen gleich andern Unßere Stätten aus Ihren Mitteln Officirs geben und in eine Compagnie stellen.“

Graf Wilhelm Moritz gewährte den Hugenotten außerdem die Gründung einer eigenen Zunft:[385] „(…) Wir verstatten Ihnen aus Gnaden, dass Sie nach dem Inhalt Unßerer in Unßeren Grafschaften eingeführten ZunftArtikuln Ihre Zünfte ebenmäßig unter sich aufrichten. Jedoch müssen alle Zünfte von Unß als Landes Herr confirmiret und bestätiget werden und weil der Orth vor. Jetzo Klein und wenig Handwerker und Zunftgenossen unter Ihnen wohnen, so sollen Sie nichts desto weniger vor jetzo alles unter die Cramer Zunft in Ordnung bringen, welche Zunft dann Kraft dieses confirmiret seyn, und nach denen in Unßern landen eingeführten Crammer-Zunfts-Articuln leben und darnach sich halten sollen.“

Überdies gestattete der Graf ihnen die Verwendung eines eigenen Gerichtssiegels, das eine fliegende Taube mit einem Ölzweig im Mund darstellte:[386] „(…) Wir ertheilen Ihnen auch die Gnade und die Freyheit, dass sie ins Künftige ein gerichts Siegel führen, und solches in grünen Wachs oder ablaten unter ihren Uhrkunden ausdrücken mögen, Und weil Sie alß refugirte unter Gottes-gnade und unter Unßerer regierrung in Unßern landen Schutz und Schirm gefunden, und aller Sicherheit zu erfreuen gehabt, der Orth auch Daubhausen heißet, so sollen Sie zum andenken dessen, in Ihrem Siegel führen eine fliegen- de Taube mit einem ohlzweig im Munde mit diesem über der Taube stehenden Symbol: in Lauterkeit u.nd Frieden, und im umkreiß Daubhäußer Stadt-gerichts-Siegel.“

Das Privileg räumte den Bewohnern von Greifenthal weitreichende ökonomische Begünstigungen ein:[387] „(…) Zu besseren Aufkommen dieses Orths (Greifenthal M.L.) und Beförderung der Commercien, concedieren Wir Ihnen jährlich drey bis vier Jahrmärkte zu halten, und sollen dießelben drey Jahre gantz freye Märkte seyn, also dass keiner etwas an Zoll oder sonsten geben soll, das gericht mag aber etwas standtgeld davon nehmen. Wenn aber die drey Jahre vorbei und die Märkte in aufbejmen sindt, so gebühret Unß der Zoll von allem Vieh und Wahren, das standtgeld aber bleibt der Gemeinheit zu gutem und muß verrechnet werden.“

Der Bevölkerung von Daubhausen wurden ebenfalls wirtschaftliche Vorteile bewilligt:[388] „(…) Wir cocediren der Gemeinde von Daubhaußen, gleich es alle Unßen Unterthanen haben und genießen, dass Sie mit allerhand Kaufmannswahren, jetzigen und künftigen Manufacturen, Viehe, Victualien in all Unßeren Grafschaften und Landen frey, und ohngehindert handeln und wandeln, und alle Beneficia, welche sonsten Somlsische Unterthanen sich zu erfreuen haben, auch genießen sollen, (…)“.

Das Privileg des Grafen Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein wurde sowohl von der Daubhausener als auch von der Greifenthaler Gemeinde weitestgehend akzeptiert. Die einzigen Punkte, in denen die Gemeinden Einwände vorlegten, waren die Befreiung von der Wolfsjagd und die Eigentumsfrage des Windbruches im Wald. Die von den hugenottischen Gemeinden erhobenen Einsprüche blieben jedoch unberücksichtigt.

Diese festgelegten Privilegien mussten unter jedem neuen Grafen erneut bestätigt werden. Nach dem Tod des Grafen Wilhelm Moritz im Jahre 1724 wurden die Privilegien der Dörfer Daubhausen und Greifenthal durch seinen Nachfolger Grafen Friedrich Wilhelm erneuert. Somit wurden die Rechte der beiden Orte konsolidiert, die französischen Gemeinden konnten weiterhin ungehindert nach ihren eigenen Vorstellungen ihr Leben bestimmen.

Während des 18. Jahrhunderts entwickelten sich die beiden Orte zu ökonomischen Zentren innerhalb des gräflichen Hoheitsgebietes. Die Leinenweberei und der Seidenhandel verschafften den Bewohnern Daubhausens und Greifenthals einen gewissen Wohlstand.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein blieben französische Sitten und Bräuche in den hugenottischen Gemeinden erhalten; in der Kirche von Daubhausen wurde noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts in französischer Sprache gepredigt. Der zunehmende Kontakt mit den deutschen Nachbargemeinden bewirkte den langsam eintretenden Verlust der ursprünglichen Lebensform und schließlich die kulturelle Assimilation der Hugenotten.

Als Erinnerung an die hugenottische Ansiedlung wurde im Jahre 1999 der erste Hugenottenwanderweg in der Bundesrepublik Deutschland, der sich von Greifenthal über Daubhausen bis nach Ulm erstreckt, unter der Mitwirkung des französischen Generalkonsuls Pierre-Antoine Berniard eingeweiht.[389]

Todenhausen

Die im Hessischen Staatsarchiv befindlichen Akten über die Gründung der hugenottischen Kolonie Todenhausen im Jahre 1720 beinhalten weder Hinweise über die Herkunftsorte der Flüchtlinge noch das Datum der Flucht aus Frankreich sowie den Fluchtweg.[390] Kiefner geht davon aus, dass ein großer Teil der Flüchtlinge aus dem Val Cluson emigrierte.[391] Die vierzig Flüchtlingsfamilien, die sich in Todenhausen angesiedelt hatten, kamen über die Zwischenstationen Baden-Württemberg und Durlach nach Hessen.

Am 05.02.1720 erhielten die vierzig Flüchtlingsfamilien im Falle der Einigung mit der deutschen Gemeinde die Ansiedlungsgenehmigung in Todenhausen.[392] Als Bauplätze für die Ansiedlung waren nördlich der Mühle und der kleinen Gehöftgruppe von der deutschen Gemeinde in Todenhausen ungefähr neun Äcker Land entlang der Landstraße vorgesehen.

Die Nachbargemeinden Amönau und Wetter waren mit der Ansiedlung der hugenottischen Flüchtlinge in Todenhausen nicht einverstanden und versuchten, diese mit allen Mitteln zu verhindern. Sie argumentierten, dass die vorgesehenen Flurstücke nicht herrschaftlich waren und keine Äcker brach lagen. Als Alternative empfohlen sie die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge in der Wüstung Thalhausen im Amt Rosenthal. Diese Wüstung war schon im Jahre 1700 als Ansiedlungsort für eingetroffene Flüchtlinge im Gespräch gewesen; dieser Gedanke wurde jedoch wieder verworfen.

Nachdem sich die hugenottischen Flüchtlingsfamilien am 28. 02. 1720 in Todenhausen niedergelassen hatten, zogen zahlreiche Mitglieder der Gemeinde Amönau mit Äxten und Beilen bewaffnet zum Lagerplatz der Flüchtlinge und versuchten, die Ankömmlinge durch Drohungen und Beschimpfungen zu vertreiben. Dieser Gewaltakt der Amönauer konnte jedoch die Ansiedlung der hugenottischen Flüchtlinge nicht verhindern und zog die Bestrafung der Rädelsführer nach sich.

Bis in das Jahr 1721 hinein gab es Konflikte mit der Stadt Wetter.[393] Wetteraner Gemeindemitglieder rodeten zahlreiche Flächen für sich selbst, obwohl sie wussten, dass diese für die hugenottischen Flüchtlinge bestimmt waren. Sie stellten einen Grenzgang her, setzten dabei Grenzsteine mit dem Anfangsbuchstaben ihrer Stadt darauf und zogen die Todenhäuser Gemarkung mit den angrenzenden Huteländern in ihr Gebiet ein. Als die Wetteraner ihr Vieh über die bereits gerodeten und ausgesäten Felder der Flüchtlinge trieben, jagten diese die Hirten aus Wetter mit der Androhung von Gewaltanwendung davon.

Im August 1720 baten zehn hugenottische Familien den Marburger Rat Johannes Scheffler darum, Todenhausen wieder verlassen zu dürfen, da die zugeteilten Äcker und Wiesen nicht für alle Familien zum Lebensunterhalt ausreichen würden. Als kurz darauf tatsächlich neun Familien Todenhausen verließen, sah sich die Kasseler Regierung gezwungen, den Landmangel durch die Zuteilung weiterer Wiesen an die Flüchtlinge zu beheben.

Die durch den Abzug der neun Familien frei gewordenen Wohnungen wurden durch andere hugenottische Einwanderer besetzt. Die Zahl der Bewohner der französischen Kolonie in Todenhausen stieg im Laufe der Zeit an, die Inspektionsprotokolle aus dem Jahre 1724 sprechen von 42 Familien in Todenhausen.[394] In der „Specification der Colonisten und Beysitzer“ aus dem Jahre 1734 waren insgesamt 161 Bewohner von Todenhausen aufgeführt: 45 Männer, 31 Frauen und 85 Kinder.[395]

Am 08.07.1720 wurde dem Marburger Bauverwalter Ignatius Lucan die Ausarbeitung einer Überschlagsrechnung über die Baukosten für vierzig gleich große Äcker und Häuser in Todenhausen sowie die Bauleitung übertragen. Die Regierung in Kassel betrachtete jedoch seinen Kostenvoranschlag von 208 Talern pro Wohnhaus und 81 Talern für eine Scheune als zu hoch. Ein vom Major Leopold angefertigtes Modell, das die Kosten pro Haus auf 120 Taler ohne Bauholz und Baufuhren festlegte, wurde dagegen in Kassel akzeptiert. Die zweistöckigen Häuser sollten laut Planung aus zwei Schlafzimmern, zwei Aufenthaltszimmern, Küche, Keller und Stallung bestehen.[396]

Für die Bauplätze der hugenottischen Flüchtlinge kaufte die Regierung in Kassel den Einwohner der deutschen Gemeinde von Todenhausen sowie Simthausens 8 Acker und 34 Ruten Land für die Summe von 117 Talern ab. Auf beiden Seiten der Landstraße waren je 15 Grundstücke mit einer Breite von 25 Metern und einer durchschnittlichen Länge von 100 Metern als Bauplatz und Hausgarten vorgesehen. Weiterhin wurden bestimmte Flächen für den Bau der Kirche und des Friedhofes vorgeplant. Nach verschiedenen Verzögerungen wurden die letzten Häuser Ende des Jahres 1723 fertig gestellt.

Die Kasseler Regierung sah zum Beginn der Ansiedlung 297 Hektar an Ländereien für die hugenottischen Flüchtlinge vor. Da aber die Nachbargemeinden aus Simtshausen, Wetter und Mellnau in diesen Wüstungen rodeten, reduzierte sich das den Bewohnern der französischen Kolonie zur Verfügung stehende Land. Die vom Landmesser Stengel im Jahre 1731 vorgenommene Messung ergab lediglich 573 Acker Ackerland, 61 Acker Wiesen und 30 Acker Gartenland, d.h. insgesamt ca. 159 Hektar.[397] Die Durchschnittsgröße der zugeteilten Ländereien lag somit unter 4 Hektar, was für Mensch und Vieh[398] keine ausreichende Existenzgrundlage bot.

Als im Nachbardorf Wiesenfeld im Jahre 1755 die verpachtete landgräfliche Meierei frei wurde, siedelten sich 13 Familien aus Todenhausen auf den Ländereien der Meierei an. Die dadurch freigewordenen 13 Portionen Land fielen anteilig an die in Todenhausen verbliebenen Koloniemitglieder. Nach dem Weggang der Familien nach Wiesenfeld existierten in Todenhausen lediglich 27 Wohnhäuser, ein Brau- und ein Hirtenhaus.[399]

Die wirtschaftliche Entwicklung Todenhausens schritt wenige Jahre nach der Gründung der französischen Kolonie weiter voran. Im Jahre 1734 gab es vier Strumpfwirker, zwei Wattemacher, einen Leinweber, einen Sockenstricker, einen Branntweinbrenner, einen Tabakspinner und zwei Goldschmiede in Todenhausen.[400]

Bei der Gründung der hugenottischen Kolonie in Todenhausen war nicht der Bau eines eigenen Pfarrhauses vorgesehen. Schäfer vermutete, dass in den ersten Jahrzehnten nach der Ansiedlung das Haus des ersten Gemeindepfarrers, Laurence Berger, als Pfarrhaus diente.[401]

Die Kinder und Jugendlichen der französischen Gemeinde wurden im Wohnhaus des jeweiligen Schulmeisters unterrichtet. Dabei standen die Erhaltung der französischen Sprache und der Religionsunterricht im Mittelpunkt. Die Entlohnung des Schulmeisters übernahm die kurfürstliche Regierung in Kassel; der erste Schulmeister, Pierre Bulte, erhielt die Summe von 30 Taler und drei Viertel Korn.[402] Bis zum Jahre 1841 wurde der Schulunterricht in französischer Sprache erteilt. Danach wurden die Kinder aus der deutschen Gemeinde von Todenhausen, die bisher die Schule in Wetter besucht hatten, zusammen mit den Kindern der französischen Kolonie eingeschult. Somit gewann die deutsche Sprache als Unterrichtssprache immer mehr an Bedeutung, so dass das Französische im Laufe der Zeit verschwand.

In der hugenottischen Kolonie von Todenhausen lebten auch einige deutsche Bewohner:[403] „Schon 1720 gelangte ein Deutscher gleichsam als Kolonist zu Haus und Portion. Ein junger Mann aus dem nahen Niederasphe, Johann Heinrich Schmitt, von Beruf Schmied, erhielt durch die Fürsprache von Rat Scheffler die Erlaubnis, die Tochter einer französischen Witwe zu heiraten. Ausschlaggebend für die Genehmigung war offenbar der Umstand, dass der junge Schmied mit seiner Arbeit den Kolonisten beim Bau der Häuser gut zur Hand gehen konnte.“ Im Jahre 1734 kam ein weiterer Deutscher, Johann Damm, in die hugenottische Kolonie. Es scheint aber noch zwei weitere deutsche Mitglieder gegeben zu haben, da Schäfer von vier Deutschen spricht, die dort als Schmied, Kleinschmied, Schuster und Förster arbeiteten.[404]

Da die französische Kolonie die Zahl der deutschen Bevölkerung nicht größer werden lassen wollte, erhielt sie die Zusage aus Kassel, dass kein Deutscher ohne besondere Genehmigung des Landgrafen in der Kolonie Besitz erwerben durfte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließ sich die relative Isolierung der Kolonie von den deutschen Nachbargemeinden nicht mehr aufrechterhalten. Es kam vermehrt zu Trauungen zwischen Mitgliedern der französischen Kolonie und der deutschen Bevölkerung.[405]

Am 21.09.1755 wurde das vom hessischen Kurfürsten Wilhelm VIII. finanzierte Gotteshaus der hugenottischen Gemeinde von Todenhausen offiziell eingeweiht.[406] Bis zum Jahre 1818 wurde der Gottesdienst in französischer Sprache abgehalten. Nach dem Tod des Pfarrers Jean Pierre de Beauclair wurde der Gottesdienst abwechselnd in deutscher und in französischer Sprache gehalten, da viele Mitglieder der Kolonie gar nicht oder lediglich teilweise der französischen Sprache folgen konnten. Ab dem Jahre 1820 wurde der Gottesdienst dann nur noch in deutscher Sprache abgehalten.[407]

Nach der Aufhebung der Französischen Kanzlei in Kassel im Jahre 1800 und der Unterstellung der französischen Kolonie unter die allgemeine Verwaltung wurde zwar formal in der Amtssprache noch zwischen „Französisch Todenhausen“ und „Deutsch Todenhausen“ unterschieden, aber beide Gemeinden besaßen mit Jean Allie einen gemeinsamen Bürgermeister.

Als im Jahre 1923 die Gehaltszahlungen aufgrund finanzieller Schwierigkeiten an den Bürgermeister von Todenhausen eingestellt wurden, wurde als einziger Ausweg aus diesem Dilemma die Vereinigung beider Gemeindeteile beschlossen. Am 22.01.1931 gab die Gemeindevertretung die Bezeichnung „Französisch Todenhausen“ auf und führte ab diesem Zeitpunkt den Namen „Gemeinde Todenhausen“.[408] Seit dem 01.01.1974 verlor Todenhausen seine Eigenständigkeit und wurde Ortsteil der Stadt Wetter.

Im Jahre 1920 erinnerte sich die Gemeinde des 200jährigen Bestehens der Kolonie und errichtete einen Gedenkstein mit dem Mahnruf „Resistez“. Im Verlaufe der 250jährigen Gedenkfeier im Jahre 1970 wurde von Vertretern der Gemeinde eine kleine Metalltafel in diesen Stein eingelassen.[409]

Neu-Isenburg

Graf Wolfgang Ernst I. zu Ysenburg führte mit seinem Regierungsantritt im Jahre 1596 das reformierte Bekenntnis in Offenbach am Main ein. Als Ende des 16. Jahrhunderts Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden und Frankreich um Aufnahme baten, gestattete er ihnen die Ansiedlung auf seinem Territorium.[410]

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zogen allerdings viele der Flüchtlinge weiter nach Hanau, wo sich eine große wallonische und niederländische Gemeinde befand. Nach dem Tod Wolfgang Ernst I. wurde die Grafschaft in die Offenbach-Birsteiner und die Büdinger Linie aufgeteilt, am reformierten Bekenntnis innerhalb der Grafschaft änderte sich nichts.

Der Urenkel des Grafen Wolfgang Ernst I., Johann Philipp Graf zu Ysenburg und Büdingen (1655-1718) hatte die Absicht, in dem damals noch ländlichen Offenbach hugenottische Kaufleute und Handwerker zur Steigerung der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt anzusiedeln. Im Jahre 1698 wandte sich eine Gruppe hugenottischer Flüchtlinge, die sich vorübergehend in der Schweiz aufgehalten hatte, an Johann Philipp, um sich in seiner Grafschaft ansiedeln zu dürfen. Die Verhandlungen über deren Aufnahme führte Johann Philipp mit dem Vertreter der Flüchtlinge, Capitaine David de Calmelz. Am 10.7.1698 kam es zur Veröffentlichung des aus 14 Artikeln bestehenden Privilegs des Grafen, das die Bedingungen für die Ansiedlung der Flüchtlinge formulierte. Die meisten Flüchtlinge trafen erst im Jahre 1699 ein und umfassten neben den von Johann Philipp bevorzugten hugenottischen Kaufleuten und Handwerkern zahlreiche Waldenser, deren Ansiedlung durch den Gesandten der niederländischen Generalstaaten, Pieter Valkenier, organisiert wurde.

Als die Tatsache bekannt wurde, dass die englischen und niederländischen Hilfsgelder hauptsächlich an die in Offenbach ansässigen Waldenser verteilt werden sollten, führte dies zu einer Separierung.[411] Ein Teil der Flüchtlinge plante daraufhin, Offenbach zu verlassen. Ihnen wies Johann Philipp ein eigenes Gelände zur Anlegung einer neuen Siedlung zwischen Frankfurt/Main und Sprendlingen zu, woraus im Jahre 1699 das heutige Neu-Isenburg entstand.

Der Beginn der Landverteilung an die Flüchtlinge begann am 01.07.1699. Neu-Isenburg wurde planmäßig geometrisch angelegt, die Bauplätze waren gleich groß und ähnlich ausgerichtet. Am 20.09.1699 wurde das Privileg Johann Philipps für die „Colonie francoise d’Offenbach etablie a Philippsdorf“ veröffentlicht.[412] Die Ansiedlung wurde zunächst angelehnt an den Grafen Philippsdorf genannt, später wurde der Name des Dorfes in Neu-Isenburg umgewandelt.

In dem Privileg wurde den Glaubensflüchtlingen die freie Ausübung ihrer Religion gestattet. Am 20.05.1700 hielt der hugenottische Pfarrer Isaac de Bermond den ersten Gottesdienst unter freiem Himmel ab, eine Kirche existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Grundsteinlegung der ersten Holzkirche in Neu-Isenburg erfolgte im Mai 1702, im Jahre 1706 wurde sie feierlich eingeweiht. Diese Holzkirche war jedoch nur von provisorischer Natur, als Ersatz dafür wurde die französisch-reformierte Kirche in Neu-Isenburg im Jahre 1775 fertig gestellt.

Die Bewohner Neu-Isenburgs waren in der Mehrzahl Handwerker.[413] In den ersten Jahren der Ansiedlung bedeutete die Strumpfwirkerei den Haupterwerbszweig der Flüchtlinge. Im 19. Jahrhundert schritt die wirtschaftliche Entwicklung Neu-Isenburgs weiter voran; die Hasenhaarschneiderei sowie die Huterzeugung wurden zu wichtigen Einnahmequellen des Dorfes. Durch die räumliche Nähe Neu-Isenburgs zur Lederwarenstadt Offenbach gewann auch das Ledergewerbe eine große Bedeutung für den ökonomischen Aufschwung des Dorfes.

Die Glaubensflüchtlinge hatten in den ersten Jahrzehnten mit Schwierigkeiten innerhalb und außerhalb der neu gegründeten Gemeinde zu kämpfen. Es kam sowohl zu Grenzkonflikten mit den Nachbargemeinden Neu Isenburgs als auch zu Prozessen über Waldnutzungs- und Weiderechte mit der Stadt Frankfurt/Main.

Die Zuwanderung deutscher Calvinisten nach Neu-Isenburg sorgte für Streitigkeiten innerhalb der französischen Gemeinde. Ab dem Jahre 1740 war die Zahl der deutschen Reformierten derart angestiegen, dass sie die Einführung deutscher Predigten während des Gottesdienstes forderten. Im Jahre 1755 schlichtete der Graf mit einem Dekret diesen lange andauernden Zwist, indem er die alleinige Verwendung der französischen Sprache in Gottesdienst und Schule anordnete. Weiterhin hatten sich die deutschen Bewohner Neu-Isenburgs sich der französischen Kirchendisziplin zu unterwerfen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts schritt die Bedeutung der deutschen Sprache in Neu-Isenburg immer weiter voran.[414] Im Jahre 1781 kam es zur Gründung der ersten deutschen Schule. Ab dem Jahre 1829 wurden Predigten in deutscher Sprache erlaubt. Als Reaktion auf den Vormarsch der deutschen Sprache löste 5 Jahre später diese die französische Sprache innerhalb des Schulunterrichtes ab. Da die Zahl der hugenottischen Gläubigen stark zurückging, kam es im Jahre 1872 zum Zusammenschluss der französisch-reformierten und der lutheranischen Gemeinde in Neu-Isenburg. Sie verständigten sich darauf, dass die Gottesdienste in deutscher Sprache abgehalten wurden.

Die Erinnerung an die Ansiedlung der hugenottischen Glaubensflüchtlinge wird in vielfacher Form wach gehalten. Einerseits zeigt das Heimatmuseum der Stadt eine Dauerausstellung zur Hugenottengeschichte, andererseits sind hugenottische Originalschriften in der alten Schule aufbewahrt.

Anlässlich des 300-jährigen Stadtjubiläums gab Neu-Isenburg eine Festschrift heraus, in der die Geschichte der Ansiedlung der Hugenotten ausführlich dargestellt wurde.

Carlsdorf

Die ersten Bewohner Carlsdorfs lebten vor ihrer Ankunft in Hessen-Kassel vorübergehend in Hofgeismar, Grabenstein und Hombressen. Zahlreiche der Carlsdorfer Neuansiedler stammten aus dem französsichen Abries und flüchteten nach dem Revokationsedikt von Fontainebleau über den Col de Turres nach Pragelas.[415] Von dort aus führte ihre Flucht über Genf, Schaffhausen, Frankfurt/Main und Kassel nach Hofgeismar. Nachdem die Abgesandten des hessischen Landgrafen die Flüchtlinge davon überzeugt hatten, sich in Hessen-Kassel anzusiedeln, gaben sie ihren ursprünglichen Plan, nach Brandenburg-Preußen zu emigrieren, auf.

Die unter der Führung des Pfarrers David Clement in Hofgeismar eintreffenden 95 Personen wurden am 28.02.1686 zum ersten Male offiziell unterstützt.[416] Da Hofgeismar auf Dauer die finanzielle Versorgung der Flüchtlinge nicht gewährleisten konnte, war es notwendig, sobald wie möglich Ansiedlungsmöglichkeiten für die Hugenotten außerhalb Hofgeismars zu finden. Auf Anfrage der Regierung in Kassel teilte der Rentmeister Kaspar Johann Rang aus Hofgeismar die Entdeckung eines Siedlungslandes mit:[417] „Zwischen dem Strauchberg und der Lichtenheyde hat ebenfalls ein Dorff, Gauze genannt, gestanden (…) und gehöret ebenfalls der Zehende gnädiger Herrschaft.“

Noch im Jahre 1686 entstanden auf diesem Land zunächst 12 oder 15 Häuser, in denen 24 Familien mit insgesamt 105 Personen wohnten. Die Namen der ersten Hausbesitzer lauteten wie folgt:[418] Geoffroy Bellon, Jacob Martin, Blaise Martin, Jean Michel, Abraham Petitjean, Jacques de Rameaux, Francois de Latre, Jacob Broucher, Abraham Squedin, Jean und Guillaume Fouquet.

Obwohl keine weiteren Baumaßnahmen durchgeführt wurden, stieg die Zahl der in Carlsdorf lebenden Familien stark an. Zögner gibt für das Jahr 1688 43 Familien an.[419] Aus nicht näher bekannten Gründen verließen einige Familien Carlsdorf, im Jahre 1691 betrug die Bewohnerzahl lediglich 27 Familien.[420] Trotz dieses Rückgangs der Bevölkerungszahl wurde im Jahre 1696 mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen. Durch finanzielle Zuwendungen und die Ausgabe von Baumaterial unterstützte die Regierung in Kassel die Flüchtlinge beim Bau ihrer Häuser. Durch den Zuzug von fünf hugenottischen Familien (Delahaye, Durant, Martin, Meyer, Morell) im Jahre 1699 stieg die Zahl der Einwohner Carlsdorfs wieder leicht an.[421]

Anfang des 18. Jahrhunderts ließ die Fluktation unter den Flüchtlingen in Carlsdorf nach, der hugenottische Zuzug von auswärts sank spürbar, ebenso der Verlust an Gemeindemitgliedern.

Im Laufe der Zeit siedelten sich einige Deutsche aus den Nachbargemeinden in Carlsdorf an. Die Gründe dafür lagen einerseits in der Heirat zwischen Deutschen und Mitgliedern der französischen Kolonie und andererseits im Ankauf von Ländereien, obwohl im Jahre 1717 von der Verwaltung des Landgrafen festgelegt wurde, dass Häuser und Ländereien lediglich an Hugenotten verkauft werden sollten. Pfaff fand heraus, dass von den im Jahr 1799 in Carlsdorf lebenden 184 Personen 73 Deutsche waren.[422]

Die Bewohner der Kolonie waren in den ersten Jahren enormen Anstrengungen ausgesetzt.[423] Neben der Errichtung der Häuser mussten umfangreiche und zeitaufwendige Kultivierungsarbeiten durchgeführt werden. Die Erträge des Ackerbaus reichten trotz des verhältnismäßig guten Bodens nicht aus, die Ernährung der Familien sicher zu stellen. Der Tabakanbau, der durch die Genehmigung der Regierung in Kassel unversteuert betrieben werden durfte, brachte auch nicht den gewünschten Erfolg. Obwohl den Flüchtlingen insgesamt 380 Hektar als Weidefläche zugestanden wurde, entwickelte sich die Viehwirtschaft nur langsam voran.[424] Der einzige Gewerbezweig, der zu dieser Zeit eine überregionale Bedeutung gewann, war die Haltung von Truthühnern.

Diese weit verbreitete Armut unter den Bewohnern Carlsdorfs führte zu Bittgesuchen einzelner Flüchtlinge an die Regierung in Kassel:[425] „1696 war es zum Beispiel Jean de Rege, 1704 folgten Jacob Boucher und Niclas Fournier, 1705 war es Jean Archard, 1708 die Witwe des Jan de Rege, 1709 waren es dann Christoph Bergmann, Jacob Boucher, Daniel Gavel, Jean Rive und die Witwe Coulon und 1730 Jean Bouceau.“

Die Bewohner von Carlsdorf übten verschiedene Handwerksberufe aus. Neben einem Müller wurden ein Weber, ein Schmied, ein Lohgerber sowie ein Handschuhmacher genannt.[426] Der Stofffabrikant Jean Lovie war einer der einflussreichsten Einwohner Carlsdorfs, seine Manufaktur besaß in der Umgebung von Kassel eine regionale Bedeutung.

Im Jahre 1699 wurde mit dem Bau einer Kirche in Carlsdorf begonnen.[427] Die Regierung in Kassel übernahm auf Bitten der französischen Gemeinde die gesamte Finanzierung. Am 01.11.1703 war der Kirchenbau so weit vorangeschritten, dass die hugenottische Gemeinde dem Landesherrn für seine wohlwollende finanzielle Unterstützung danken konnte. Bei der Finanzierung einer Kirchenglocke zeigte sich der Landesherr ebenfalls großzügig, er erteilte der französischen Gemeinde die Genehmigung, auf seine Kosten eine Glocke in der Veckerhagener Eisenhütte gießen zu lassen.[428]

Am 19.10.1704 feierte Pfarrer David Clement den ersten Gottesdienst in der neu erbauten Kirche.[429] In seiner Predigt dankte er dem Landesherrn für die Unterstützung des Flüchtlingsdorfes:[430] „Insbesondere aber haben wir in diesem Augenblick Anlaß, den Herrn dafür zu preisen, dass er uns in unserer Zerstreuung voll Trübsal gewürdigt hat, uns wieder zu sammeln unter dem Schutz eines Fürsten, der unter seinen Standesgenossen einen Ehrenplatz einnimmt und eine Zier des Reiches, ein Pfleger der Kirche und ein Verteidiger des Glaubens, der Vater seiner Untertanen und eine Zuflucht derer, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt wurden. Er hat uns seine Lande, seinen Schatz und sein Herz geöffnet und gewährt uns nicht nur die Mittel, ein leidliches und ruhiges Leben zu führen, sondern auch den Trost, Gott öffentlich dienen zu können sonder Störung und Gefährde. Sorgt dafür, ihr Gläubigen, dass das Andenken an diese unschätzbaren Wohltaten niemals erlischt, erzählt davon euren Kindern, bewahrt ihm, um eure Dankbarkeit dafür zu erweisen, unverletzliche Treue, seid eifrig in seinem Dienst und zuverlässig im Gehorsam gegen ihn. Möge der Herr der Herren durch den heiligen Geist der Familie unseres Fürsten innewohnen, damit er die Genugtuung hat, in seinen Kindern, so wie man es an ihm sieht, wieder aufleben zu sehen jene Großmütigen, jene Weisen, jene Standhaften, jene Frommen unter den Ahnen ruhmreichen Andenkens. (…) Möge der Vater der Erleuchtung aufs Beste in euch wirken und euch Gunst und Ruhm verleihen.“

Als Jacques Le Fevre im Jahre 1704 die Pfarrstelle in Carlsdorf übernahm, musste für den Theologen ein Pfarrhaus errichtet werden. Die Regierung in Kassel erklärte sich bereit, diesen Neubau finanziell zu unterstützen. Das Pfarrhaus wurde endgültig im Dezember 1705 fertig gestellt.

Im Gegensatz zum späten Bau sowohl der Kirche als auch des Pfarrhauses existierte schon seit der Gründung Carlsdorfs eine Schule. Weiterhin gab es von Anfang an ein Brauhaus im Dorf; das Braurecht hatten die Hugenotten von Hofgeismar mit nach Carlsdorf genommen.

Die seit dem Jahre 1705 bestehende kirchliche Verbindung mit der Nachbargemeinde Schöneberg wurde im Jahre 1739 wieder aufgelöst, da der Pfarrer von Mariendorf für Carlsdorf zuständig wurde. Im Jahre 1840 wurde Carlsdorf Vikariat der nahe gelegenen Stadt Hombressen.[431]

Die französische Sprache wurde in Carlsdorf im Laufe der Zeit immer weiter zurückgedrängt. Sowohl im Schulunterricht als auch im Gottesdienst verdrängte gegen Ende des 18. Jahrhunderts die deutsche Sprache das Französische endgültig. Bis zum heutigen Tag existieren sieben in Carlsdorf lebende Familien mit französischem Namen: Bellon, Bonnet, Chailliol, Martin, Morell, Mulot und Vialon.[432]

Louisendorf (Hammonshausen)

Im Herbst 1687 erreichten 30-40 hugenottische Flüchtlingsfamilien Marburg, die auf ihrer Flucht aus Frankreich durch die Schweiz und Württemberg gezogen waren. Die meisten dieser Flüchtlinge stammten aus der Region Die im Dauphine. Neben Die wurden in den Kolonielisten von Marburg als Herkunftsorte Clavans-en-Oisans (Departement Isere, Arrondissement Grenoble), Metoulles-en-Pragelas (Departement Drome), St.Roman-en-Diois (Departement Drome), Mens-en-Trieves (Departement Isere, Arrondissement Grenoble), Montmaur-en-Diois (Departement Drome) und Personen aus dem Viverais aufgezählt.[433] Die Glaubensflüchtlinge wählten Marburg als ersten Ansiedlungsort, da ihr langjähriger Heimatpfarrer Thomas Gaultier in Marburg eine Professur für Theologie innehatte.

Landgraf Karl I. von Hessen-Kassel schlug den Flüchtlingen die Wüstung Hammonshausen[434] zur Besiedelung vor. Der Oberschultheiß der nahe gelegenen Stadt Frankenberg, Johann Adam Christ, gab eine Beschreibung der Wüstung:[435] „(…) 300 bis 400 Acker groß, ohne nennenswerten Baumbestand, noch erkennbares einstmaliges Ackerland, gute Brunnquellen; in der Mitte ein Steinhaufen.“

Am 11.12.1687 beantragten 45 hugenottische Familien bei der Kanzlei in Marburg, im Amt Frankenberg aufgenommen zu werden und sich in Hammonshausen ansiedeln zu dürfen. Wenig später erhielten sie die landgräfliche Erlaubnis zur Besiedelung von Hammonshausen.

Am 10.01.1688 verließen ungefähr 160 Personen Marburg und zogen ins Frankenberger Land. Vorübergehend wurden sie in der Stadt Frankenberg und in den Nachbargemeinden Röddenau, Haine, Birkenbringhausen, Bottendorf, Ernsthausen, Geismar, Ellershausen, Allendorf, Dainrode, Haubern und anderen Orten untergebracht. Im Frühjahr 1688 begannen die Rodungsarbeiten; der Landmesser Lorenz Schmerfeld unterteilte die Flächen und entwarf die spätere Siedlungsanlage.[436]

Es wurde schon bald deutlich, dass die in Hammonhausen zur Verfügung stehende Fläche nicht für alle hugenottischen Flüchtlinge ausreichen würde. Im Mai 1686 kam der landgräfliche Kommissar Buch nach Frankenberg und wählte zusammen mit dem Theologieprofessor Gaultier diejenigen Flüchtlinge aus, die sich in Hammonshausen ansiedeln durften.[437] Diejenigen Hugenotten, die bei der Wahl Buchs und Gaultiers nicht berücksichtigt wurden, verließen bis zum August 1688 die Frankenberger Gegend. Lediglich der Hutmacher Esaias Faure und der Strumpffabrikant Jean Gaultier blieben in Frankenberg und bauten dort ertragreiche Manufakturen auf.

Die 118 für die Ansiedlung in Hammonshausen ausgewählten Personen wurden in sechzehn Haushalte unterteilt.[438] Zum Teil kam es zur Bildung von Notgemeinschaften, erwachsene Personen ohne Familienanhang und jugendliche Waisen wurden in bestimmte Haushalte integriert.

Der Einzug der hugenottischen Flüchtlinge in Hammonshausen erfolgte am 04.06.1688. Der Landgraf ließ provisorisch Holzbaracken mit Strohdächern sowie zwei Scheunen bauen. Weiterhin wurden Grabscheite, Äxte, Brotgetreide, Saatgut, mehrere Kühe und Ochsen sowie zwei Viehwagen an die Flüchtlinge verteilt. Kurz nach der Neugründung wurde deutlich, dass die Fläche des Ortes eine angemessene Viehhaltung nicht zuließ. Daraufhin legte der Landgraf fest, die Siedlungsfläche Hammonshausen um 54 Hektar auf Kosten der Nachbargemeinde Ellershausen, die dafür finanziell entschädigt wurde, zu erweitern.

Die erste Entwicklungsphase nach der Gründung der französischen Kolonie verlief sehr schleppend, manche Flüchtlinge verloren den Glauben an den wirtschaftlichen Fortschritt Hammonshausen. Der erste Lehrer der Kolonie, Pierre Poirier, verließ im Jahre 1691 ohne Abschied die französische Gemeinde.

Der Pfarrer der hugenottischen Kolonie, Abraham Fontaine, zweifelte ebenfalls am Fortbestand der Gemeinde, was sich daran bemerkbar machte, dass er seine Amtshandlungen lediglich auf losen Blättern notierte.[439] Die Armut der Bewohner wurde besonders dadurch deutlich, dass die landgräfliche Regierung in Kassel in regelmäßigen Abständen Getreide nach Hammonshausen lieferte. Aufgrund der schlechten Lebenssituation kam es vermehrt zu Streitigkeiten innerhalb der Kolonie. In einem gemeinsamen Papier der Bewohner Hammonshausen wurde denjenigen, die nichts zum Aufbau der Kolonie beitragen würden, der Ausschluss aus der Dorfgemeinschaft angedroht.[440] Erst ab dem Jahre 1694 verbesserte sich die Situation etwas, die Getreidelieferungen der Regierung in Kassel wurden auf bestimmte Notfälle beschränkt.

Nachdem Hammonshausen im Jahre 1693 vom Landgrafen eine Zuteilung an Bauholz erhielt, begann im folgenden Jahr der Bau der Wohnhäuser.

Der erste Pfarrer der französischen Gemeinde wurde Abraham Fontaine, der über Lausanne, Frankfurt/Main im September 1687 nach Marburg emigrierte.[441]

Der Landgraf stimmte dem Antrag zur Errichtung einer Pfarrstelle für die hugenottische Gemeinde um Frankenberg im April 1688 zu. Er beschloss weiterhin, dass die Entlohnung aus dem Etat der Universität Marburg bestritten werden sollte. Fontaine wurde im Mai 1688 vom Konsistorium in Kassel einer Prüfung unterzogen und kurz danach durch die hugenottischen Pfarrer Pierre de Beaumont, Paul Joly und Philippe de Lambremont unter Handauflegung ordiniert. Am 20.05.1688 wurde er durch Thomas Gaultier in der Kirche von Frankenberg in sein Amt eingeführt. Die Glaubensflüchtlinge, die zu dieser Zeit noch in Frankenberg und den Nachbargemeinden wohnten, wählten als Ort des Gottesdienstes die Kapelle des ehemaligen Klosters Georgenberg.[442]

Nachdem sich die Flüchtlinge in Hammonshausen angesiedelt hatten, fanden in der Georgenberger Kapelle in den Sommermonaten pro Woche zwei Gottesdienste, im Winter dagegen nur einer statt, da der Fußweg von Hammonshausen zum Kloster ungefähr 1 ½ Stunden betrug. Fontaine, der in Frankenberg wohnte, besuchte Hammonshausen zu festgelegten Gebets- und Katechismusstunden einmal in der Woche. An den Weihnachtstagen kam er zusätzlich zu den Abendmahlfeiern, um den Älteren und Kindern den langen Weg nach Frankenberg zu ersparen.[443]

Die ersten Anciens, die Ältesten der französischen Gemeinde, waren folgende Personen:[444] Barthelmi Chenebier, Pierre Armand, Pierre Brochet, Gaspar Michel, Abraham Jean, David Beaumier, Noe Vilang, Jean Bastet.

Als der Vizekanzler aus Kassel, Heinrich von Haxthausen, den Versuch unternahm, die französische Kolonie in Hammonshausen zusammen mit den anderen Kolonien in Nordhessen dem Konsistorium in Kassel zu unterstellen, sahen die Bewohner Hammonshausen darin den Versuch einer Bevormundung und widersetzten sich der Forderung. Aufgrund ihrer anhaltenden Proteste beim Landgrafen sicherte dieser ihnen erneut die eigenständige Entscheidungsgewalt in kirchlichen Fragen zu.

Jedoch scheiterten verschiedene Versuche, die französischen Gemeinden in Nordhessen in einer eigenen Synode zu vereinigen. Die Landeskirche in Kassel widersetzte sich aus Angst vor einem drohenden Machtverlust den Bemühungen der hugenottischen Kolonien, die französisch-reformierte Kirchenordnung in Nordhessen zu verwirklichen.[445] In besonderen Fällen, die innerhalb der französischen Gemeinde Hammonshausen nicht geregelt werden konnten, wurde der Marburger Vizekanzler und als weiterer Ansprechpartner Professor Gaultier hinzugezogen.

Die Kapelle des ehemaligen Klosters Georgenberg sollte lediglich eine Übergangslösung bis zum Bau eines eigenen Gotteshauses in Hammonshausen darstellen. In dem Bericht des Pfarrers Fontaine über die Zeit zwischen 1687 bis 1703 hieß es:[446] „Seine Hoheit der Landgraf hatte uns seit Beginn unserer Niederlassung versprochen, uns in Hammonshausen selbst ein Gotteshaus bauen zu lassen; wir hatten auch mehrere Male Bittschriften deshalb eingereicht. Aber der Krieg, der unmittelbar nach 1688 kam, ließ es nicht zu, an Bauen zu denken, und man sagte uns, wir möchten warten, bis die Zeit geeigneter und besser ist.“

Nach der Prüfung eines Kostenvoranschlags erteilte der Landgraf am 08.07.1699 seine Zustimmung zum Bau einer Kirche in Hammonshausen. Nach dreijähriger Bauzeit wurde die Kirche am 15.10.1702 feierlich eingeweiht.[447] In einer Inschrift an der Kirche von Louisendorf wurde auf die Wohltaten des Landgrafs Karl I. hingewiesen:[448] „Dieses Gotteshaus ist Gott, dem Dreieinigen, Allgütigen und Allmächtigen, unserem Licht in der Finsternis, dem heilbringenden Lebensquell in der Trübsal, dem Führer auf dem Lebensweg, dem Tröster und der Zuflucht in der Not, dem gestreuesten Verbündeten in Ewigkeit durch Christus, unsern Herrn, und um Christi willen und dem gastfreundlichen Erhalter, wohltätigen Beschützer und Ernährer in dieser Zeit durch Carl I., den frommen und hochherzigen Fürsten, Landgrafen von Hessen, den Erbauer dieses gottgefälligen Hauses, wie es dem Herrn gebührt, geheiligt und geweiht worden von den französischen Flüchtlingen.“

In einem Schriftstück vom 17.09.1700 bat Pfarrer Fontaine im Auftrag der französischen Gemeinde die Regierung in Kassel um die Genehmigung, den seiner Ansicht nach heidnischen Ortsnamen Hammonshausen in Sophienberg umzuändern. Die Behörde stimmte dem Änderungswunsch des Pfarrers zu, jedoch entschied sie sich für den Namen Louisendorf, der von der im Jahre 1688 geborenen Tochter des Landgrafen, Louise, abgeleitet wurde.[449]

Im Jahre 1707 wurden die Bewohner Louisendorfs auf den Landgrafen vereidigt. Eine Zählung ergab eine Einwohnerzahl von ungefähr 80 Personen, die in 19 Häusern untergebracht waren.[450] Die Stellung von Louisendorf wurde dadurch aufgewertet, dass im Jahre 1712 der Sitz des Försters von Geismar nach Louisendorf verlegt wurde. Im Jahre 1738 war ein leichter Anstieg der Bevölkerungszahl festzustellen, es lebten zu dieser Zeit 106 Personen in Louisendorf.[451]

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts siedelten sich immer mehr Deutsche in Folge der Heirat mit einem Mitglied der französischen Gemeinde in Louisendorf an.[452] Der landgräfliche Inspektor de Rochemont bemerkte im Jahre 1752:[453] „Die Colonie Louisendorf ist arm; wenn sie, wie man mir es versichert, die Äcker und Wiesen erlangt habe, die sie erbäte, ist Grund vorhanden zu hoffen, dass sie blühen wird, weil die Colonisten bäuerlich und arbeitsam sind. Diese Colonie ist gemischt mit Deutschen, die gute Franzosen sind. Sie haben auch Grund dazu. Ihre Kinder lernen ohne Anstrengung Französisch, das richtungsgebend für ihr ganzes Leben ist.“

Ab dem Jahre 1775 siedelten sich Adelige in Louisendorf an. Kapitän Freiherr von Ehrenklau, Leutnant Frederic von Drach und seine Frau Henriette von Berlepsch kauften mehrere Grundstücke im Dorf. Im Jahre 1780 hatte Louisendorf 123 Einwohner und 25 Häuser einschließlich Kirche, Schule und Hirtenhaus. Es wurden 451 Morgen Acker, 72 Morgen Wiese und 24 Morgen Driesch bewirtschaftet.[454]

Als nach dem Tod des Pfarrers Wilhelm Zimmermann im Jahre 1870 die Stelle neu besetzt werden sollte, fand sich niemand unter den vier Bewerbern, der die französische Sprache fließend beherrschte. Daraufhin beauftragte die Regierung in Kassel die hugenottische Gemeinde, einen geeigneten Kandidaten, der zur Übernahme der Stelle bereit wäre, zu präsentieren. Da die Louisendörfer keinen passenden Bewerber fanden, setzte die Regierung in Kassel durch ein am 08.06.1871 verabschiedetes Dekret fest, dass der Gottesdienst von nun an in deutscher Sprache abgehalten werden sollte. Mit diesem Beschluss entfiel ebenfalls die Begründung für den Französischunterricht in der Schule, Deutsch wurde die alleinige Unterrichtsprache.[455]

Die Erinnerung an die Gründung Louisendorfs durch hugenottische Flüchtlinge bleibt auch in der heutigen Zeit erhalten. Die Stadt Frankenberg als Rechtsnachfolgerin der Gemeinde Louisendorf schloß mit der französischen Stadt Die, aus der viele hugenottische Flüchtlinge stammten, einen Freundschaftsvertrag ab.[456] Es besteht ein wechselseitiger genealogischer Austausch zwischen den Hugenottennachkommen in Louisendorf und den Protestanten in Die.

Kassel

Bereits unter den Landgrafen Moritz existierte in Kassel eine wallonische Kirchengemeinde mit einem eigenen Prediger.[457] Am 01.11.1616 genehmigte der Landgraf dem hugenottischen Flüchtling Doucet, in der Residenzstadt Kassel eine Schule einzurichten, in der ausschließlich in französischer Sprache unterrichtet wurde. Im Laufe des 17. Jahrhundert stieg die Zahl der Flüchtlinge, die sich in Kassel und der näheren Umgebung ansiedelten, in stärkerem Maße an. Siebel nannte folgende hugenottische Flüchtlinge, die in Kassel einwanderten:[458] Kaufmann Thomas Bourdon aus Metz (1628), Schneider Jean Honore aus Paris (1630), Krämer Jacques Ferron aus Paris (1631) und Kaufmann George Dumont aus dem Languedoc (1641). Bei der hugenottischen Familie Grandidier, die über großen Einfluss innerhalb Kassels verfügte, fanden die Flüchtlinge eine erste Anlaufstelle.

Nach dem Revokationsedikt von Fontainebleau nahm die Zahl der Glaubensflüchtlinge, die in Kassel Aufnahme suchten, um ein Vielfaches zu. Die Flüchtlinge waren zum größten Teil über die Schweiz und Württemberg nach Hessen-Kassel eingewandert. Sie kamen aus verschiedenen Regionen in Frankreich; die meisten stammten aus der Champagne, aus Paris und Metz, aus dem Dauphine, Languedoc sowie dem Poitou.[459]

Um die Aufnahme der hugenottischen Flüchtlinge finanziell zu bewältigen, wurde am 01.12.1685 eine allgemeine Landeskollekte ausgeschrieben, die eine Summe von 3.900 Talern einbrachte. Durch die finanziellen Zuschüsse verschiedener Gruppen und Privatpersonen stieg der Betrag noch auf 9.000 Taler an. Da die Unterbringungsmöglichkeiten für die ankommenden Flüchtlinge nicht ausreichten, entschloss sich im Jahre 1687 der Landgraf, einen neuen Stadtteil in Kassel nach den Plänen des französischen Architekten Paul du Ry anzulegen. Auf diesem Wege entstand die hauptsächlich von Hugenotten bewohnte Oberneustadt.[460] Ab dem Jahre 1698 kam es zu einer erneuten Auswanderung von Hugenotten und Waldensern aus dem Herzogtum Savoyen-Piemont, dem Elsass und anderen Gegenden Frankreichs über Zwischenstationen in der Schweiz nach Kassel.

Die französische Gemeinde von Kassel wurde mit der Genehmigung des Landgrafen Karl I. am 28.10.1685 im Haus des hugenottischen Kaufmanns Jeremie Grandidier gegründet und die ersten Anciens der Gemeinde bestimmt:[461] „Im Jahre des Heils 1685, am Mittwoch, dem 28.Oktober, alten Stils um 7 Uhr morgens (…) mit der Erlaubnis seiner Durchlauchtigsten Hoheit des Herrn Landgrafen von Hessen- mit Namen Carl I.- haben die gläubigen Franzosen, die unter seinem Schutz geflüchtet sind, um hier öffentliches Bekenntnis abzulegen, von ihrer reformierten Religion, begonnen, sich im Saal des Herrn Jeremie Grandidier, Kaufmann in dieser Stadt Kassel zu versammeln. In dieser Versammlung waren zugegen Herr Pfarrer Paul l’Enfant, zuvor durch den Befehl seiner Durchlauchtigsten Hoheit berufen, um sein Amt in seinem Staat und besonders in dieser Stadt Kassel auszuüben, Herr Henri Grandidier und Herr Jeremie Grandidier, welche auf Vorschlag des Herrn l’Enfant die Funktion der Ältesten versehen, sowie Herr Bertin, der auf Anordnung der Beamten seiner Durchlauchtigsten Hoheit überdies die Funktion des Lektors übernahm und mehrerer anderer Gläubigen jeglichen Geschlechts, Alters und Standes. Dies alles geschah unter dem Wohlgefallen seiner Durchlauchtigsten Hoheit und seines Kirchenregiments (…).“

Am 29.11.1685 wies der Landgraf der neu gegründeten französischen Gemeinde die Brüderkirche in der Kasseler Altstadt zur Ausübung ihres Gottesdienstes zu. Daneben fanden Gottesdienste der französischen Gemeinde auch in der Schlosskirche und in der St.Elisabeth- Hospitalskirche statt. Laut den Anweisungen Karls I. musste der französische Pfarrer als Hofprediger alle vier Wochen am Sonntag sowie am zweiten Feiertag nach dem deutschsprachigen Gottesdienst eine Nachmittagspredigt in der Kirche des alten Landgrafenschlosses halten.[462]

Im Haus von Henri Grandidier am Entenanger wurde am 28. Oktober 1685 ein erster Gottesdienst abgehalten. Ab November 1684 durfte die französische Gemeinde in der Brüderkirche ihre Gottesdienste feiern. Später wurde ihnen auch die Schlosskirche überlassen und ab 1691 wurden dreimal wöchentlich Betstunden in der Oberneustadt abgehalten.

Als im Jahr 1697 alle Hoffnungen auf eine Rückkehr nach Frankreich durch den Frieden von Rijswijk zunichte gemacht wurden, entstand der Wunsch nach Errichtung eigener Kirchen. Um die Jahreswende 1696/97 reichte die noch junge französische Gemeinde der Oberneustadt beim Landgrafen eine Bittschrift ein, ihnen den Neubau einer eigenen Kirche zu gestatten. Ein Bauplatz für die Kirche war in der Stadtplanung von Anfang an vorgesehen.

Der französische Architekt und Hofbaumeister Paul du Ry (1640-1714) wurde mit Planung und Durchführung eines Kirchenbaus beauftragt.[463] Landgraf Karl legte am 3. August 1698, seinem 45. Geburtstag, den Grundstein für die Oberneustädter Kirche, wie die Karlskirche bis 1906 hieß. Zur Feier des Tages wurden zwei unterschiedliche Medaillen hergestellt, von denen eine etwas später in die Fundamente des Hauptportals gelegt wurde, das damals zur Frankfurter Straße hin lag.

Die Kirche wurde am 5. Oktober 1706 vollendet und am  12. Februar 1710 von Paul Joly aus Metz, dem «Pasteur» der französischen Altstadtgemeinde, in den Dienst genommen. Die Kosten des Baus wurden zum größten Teil vom Bauherrn, dem Landgrafen Karl, getragen.

Die Architektur des «Temple», wie die Hugenotten ihre Kirchen nannten, orientierte sich an einigen Vorgängerbauten in Frankreich, namentlich am «Temple Neuf» von Montauban, der leider nicht erhalten geblieben ist. Der Bau wurde als gestrecktes Achteck mit innen ringsum nach außen ansteigenden Bankreihen errichtet. Die Kanzel befand sich an der Nordwestseite über dem Pult  des «Lecteur». Statt des Altars stand in der Mitte des Raumes ein einfacher Abendmahlstisch. Der Stuhl des Landgrafen befand sich gegenüber der Kanzel an der Südostseite.[464]

Ungewöhnlich für eine Hugenottenkirche waren die  mächtige Kuppel, der auffällige Treppenhausvorbau mit Segmentgiebel und Portal und die Orgel im Inneren. Offensichtlich hat der Landgraf selbst die Anregungen hierzu gegeben.[465] Die von du Ry ursprünglich geplante Laterne als Bekrönung der Kuppel wurde nicht ausgeführt. Stattdessen wurde ein kleiner achteckiger Glockenturm aufgesetzt, den man 1892 durch einen strittigen Aufsatz ersetzte. Wohl aus Platzmangel wurde im Jahre 1730 eine untere, 1874 eine obere Empore in Form von einfachen Holzbühnen eingebaut.

Das sonst beschieferte Dach war in seinem oberen Teil mit Blei gedeckt, das 1754 durch einen Kupferbelag ersetzt wurde. Gleichzeitig wurde die Kirche weiß gestrichen. Auch das Innere erhielt wenig später einen weißen Anstrich. Die Kuppel war von Innen mit einem Sternenhimmel bemalt.

Die Karlskirche wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zunächst schwer beschädigt und brannte während des Bombardements in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1943 bis auf die Grundmauern aus.[466] Die wertvollen alten Altargeräte konnten geborgen werden. Beim Abbruch der Reste des Treppenhausvorbaus nach Kriegsende fand man die zur Grundsteinlegung 1698 geprägte Gedenkmedaille.

1952 avisiert Landeskirchenbaurat Maurer gegenüber der Oberen Denkmalbehörde in Wiesbaden die Ausschreibung eines Wettbewerbes zum Wiederaufbau der Karlskirche. Er schlägt vor, die Kuppel nicht wiederaufzubauen und das Hauptportal aufgrund der verbreiterten Frankfurter Straße zur Wilhelmstraße hin zu verlegen. Dort befand sich früher die Kanzel, bzw. der Altar. Nach der Durchführung des Architektenwettbewerbs wird im Januar 1954 der Kasseler Architekt Walter Seidel mit dem Bau beauftragt. Im Frühjahr 1957 wird die Karlskirche fertiggestellt und am Palmsonntag, dem 14. April 1957, findet der feierliche Einweihungsgottesdienst statt.

Seit dem Jahre 1688 begann sich in der Kasseler Oberneustadt neben der französischen Gemeinde in der Altstadt eine weitere hugenottische Gemeinde zu bilden. Zwei Jahre später baten die dortigen Gemeindemitglieder den Landgrafen um die Erlaubnis, aufgrund der weiten Entfernung zur Altstädter Brüderkirche auch an den Werktagen Betstunden abhalten zu dürfen.[467] Diese Bitte wurde jedoch vom Landgrafen abgelehnt, da die Gemeinde in der Oberneustadt aus der geringen Zahl von 60 Personen bestand. Eine im Jahre 1691 vorgelegte Anfrage an den Landgrafen verlief erfolgreich, die Gemeinde durfte dreimal in der Woche im Nebengebäude des Hospitals der Oberneustadt Betstunden abhalten. Im Jahre 1693 war die Entwicklung zu einer eigenen französischen Gemeinde in der Oberneustadt mit einem eigenständigen Presbyterium unter dem Vorsitz des Pfarrers Jean Laget abgeschlossen.[468]

Die Oberneustadt bezeichnet den Bereich der ersten planmäßigen Neuanlage eines Stadtteils außerhalb der durch Stadtmauern eingefassten Altstadt von Kassel. Dort lebten die meisten Hugenotten und bildeten dort eine religiös eingefärbte Kolonie innerhalb der Stadt Kassel.

Sie entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg unter den deutschen Landesfürsten zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts als eigenes Quartier mit symmetrisch gegliederten Straßenzügen und einem zentralen Platz mit Kirche im Mittelpunkt.[469] Die barocke Neuanlage des Stadtteils diente hugenottischen Glaubensflüchtlingen aus der Reformationszeit, die durch die hessischen Landgrafen eine Zäsur gegenüber den evangelischen Orthodoxen bewirken konnte.[470]

Die aus dem absolutistischen-vorrevolutionären Frankreich stammenden Hugenotten brachten ein hohes Maß an handwerklicher und akademischer Bildung nach Nordhessen[471]. In der Oberneustadt, deren Anlage solitär vor den Festungsmauern der noch umgebenden Residenz ihre Umsetzung fand, wuchs damit erstmals ein eigenes, bewusst geplantes wie repräsentatives Wohnquartier. Zur Zeit der Spätreformation und Aufklärung bildete die Oberneustadt neben der Altstadt, der Unterneustadt, der mittelalterlichen Stadtgründung auf dem östlichen Ufer der Fulda, und der Freiheit einen neuen Stadtteil, mit dessen Entstehung der Geschichte der Stadt ein neuer Aufbruch beschert war.

Den räumlichen Abschluss bildet die natürliche Abgrenzung des nach Südosten zur Karlsaue abfallenden Hangs, von dem das landgräfliche Schloss seit Schleifung der Festungswerke entlang des Theaters und den Kolonnaden zu Fuß erreichbar waren. Nach Westen hin befanden sich noch bis zur Überformung im einsetzenden Historismus weite Wiesen und Gärten, die an die Anlage der ersten planmäßigen Erweiterung seit dem Mittelalter durch die Baumeisterfamilie Paul du Ry anzuknüpfen suchten. Bis dahin führte ein umschwungener Pfad aus dem barocken Quartier hinaus, der als Königstor zum Carlsberg, der späteren Wilhelmshöhe führen sollte. Den nördlichen Abschluss des Quartiers bildet die Achse der neuen Königsstraße, die etwa dem Verlauf der alten Festungsmauern vom Drusel- und Köllnischen Tor unterhalb des von Westen abfallenden Höhenzugs zwischen den Rothenbergen und Zwehren verlief.

Im Verlauf der Stadtentwicklung seit der einsetzenden Neuzeit und der oktroyierten Eingliederung des Landgrafentums in das preußische Kurfürstentum ( "Wilhelmus conditit elector II" als Inschrift auf dem Portikus des Roten Palais von Johann Conrad Bromeis auf dem Friedrichsplatz) wurde dieser Stadtteil seit Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Repräsentanz und Beamtenkasten des deutschen Historismus, dem Empire und Neoklassizismus zur Zeit des Spätbarocks überformt und eingeschlossen.

Infolgedessen findet sich die Oberneustadt heute als der axial an der Altstadt nördlich verlaufenden und sich zentral über den Königsplatz nach Südwesten führenden Straße wieder, die an Stelle der ehemaligen Dürer’schen Festungswerke durch den weiten Friedrichsplatz verbunden sind. Im Bereich des weiteren Verlaufs bildet das Wilhelmshöher Tor am heutigen Brüder-Grimm-Platz eine pentagone Umlenkung der Achse in die AlleeRichtung des Weißenstein’schen Schlosses.

Als in den folgenden Jahren der Saal des Hospitals für die wachsende Zahl der Gemeindemitglieder nicht mehr genügend Platz bot, spielte das Presbyterium mit dem Gedanken, eine eigene Kirche zu errichten. Anfang des Jahres 1697 überreichte das Presbyterium Landgraf Karl eine Bittschrift, die den Bau einer eigenen Kirche in näherer Zukunft beinhaltete.[472]

Der Antrag der französischen Gemeinde wurde am 14.01.1687 vom Landgrafen genehmigt. Karl I. unterstützte den Bau der Kirche sowohl durch die Sammlung von Kollektengeldern für diesen Zweck bei allen Gemeinden der Stadt Kassel als auch durch die Bereitstellung von notwendigen Baumaterialien.

Die französische Gemeinde in der Oberneustadt bat auch andere Gemeinden um finanzielle Unterstützung bei ihrem Vorhaben. Ein Bittgesuch an die Magdeburger Gemeinde enthielt den folgenden Wortlaut:[473] „Schon seit einigen Jahren halten wir unsere heiligen Uebungen in Cassel-Neustadt. Noch dient uns dazu ein einfaches Haus, das aber die betende Menge nicht mehr fassen kann. Darum hat seine Hoheit versprochen, uns die nöthigen Materialien zu liefern, auch uns durch ein besonderes Dekret die Freiheit gegeben, zu jenem Zwecke nicht nur unter uns zu kollektieren, sondern auch auswärts in den liebeswarmen Gemeinden, die wir gerade kennen, uns eine Geldhülfe zu erbitten zur Vollendung dieses Werks. Da die bisherigen Collecten für obigen Zweck nicht genügt haben, wenden wir uns auch an Euch, liebe Herrn und hochgeehrte Brüder, überzeugt, dass Euer Eifer für den Ruhm Gottes und für die Ehre unseres guten und wohlwollenden Fürsten Euch treiben wird, uns freudigst einige Zeichen Eurer Christliebe zu bewilligen, und uns mit irgend einer kleinen Summe, die Ihr für Eure Verhältnisse angemessene erachtet, zu unterstützen.“

Als die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt waren, legte Landgraf Karl am 03.08.1698 selbst den Grundstein zum Bau der Kirche. Um die Erinnerung an die Grundsteinlegung der Kirche festzuhalten, beauftragte Karl den Künstler David le Clerc aus Bern mit der Herstellung einer Kupfermünze.[474] Die Münze wurde in zwei verschiedenen Ausfertigungen in das Fundament der Kirche gelegt. Der Bau der Kirche verzögerte sich immer wieder, bis am 12.02.1710 die feierliche Einweihung des Gotteshauses stattfinden konnte.

Die hugenottische Gemeinde in der Oberneustadt würdigte die Anstrengungen des Landgrafs Karls für die Errichtung der Kirche mit einer Inschrift über dem Hauptportal:[475] „Gott dem Allgütigen und Allmächtigen! Carl, Landgraf von Hessen, Fürst von Hersfeld, Graf von Katzenllnbogen, Diez, Ziegenhain und Nidda, ließ in frommen Eifer für die um des wahren Glaubens willen von dem heimischen Herde vertriebenen Franzosen diesen, dem Höchsten geweihten Tempel, zu dem er den Grundstein gelegt, zum Troste der Flüchtlinge von Grund aus aufrichten. Im Jahre 1710 wurde der Bau vollendet und die Einweihung vollzogen.“

Neben den französischen Flüchtlingen ließen sich auch deutsche Familien in der Oberneustadt nieder. Unter der Bedingung, dass sie sich an den Bau- und Unterhaltskosten beteiligten, wurde es ihnen gestattet, die Kirche zur Gottesdienstfeier mitzubenutzen.[476]

Dies führte in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der deutsch-reformierten und der französischen Gemeinde über die Gottesdienstzeiten und die Übernahme von Kosten, die zur Instandhaltung der Kirche notwendig waren.[477]

Die beiden hugenottischen Gemeinden in der Oberneustadt und der Altstadt existierten als selbständige Institutionen nebeneinander. Im Zusammenhang mit dem Bau der Kirche in der Obeneustadt kam es am 25.10.1698 zu einem Zusammenschluss der beiden Presbyterien und der Armenkassen. Im Vereinbarungsbeschluss wurden folgende Punkte festgelegt:[478]

  1. Die gemeinsame Betreuung der Armenkassen.
  2. Jede Gemeinde legte ihre Rechnung über die Armengelder in Gegenwart von Vertretern des anderen Presbyteriums gesondert ab.
  3. Beide Presbyterien sollten sich viermal im Jahr treffen, um sowohl die Ereignisse in ihrer eigenen Gemeinde als auch die der Gesamtgemeinde zu behandeln.
  4. Eine dieser Sitzungen sollte in der Oberneustadt stattfinden und die anderen drei an einem vom Landgraf bestimmten Ort.

Aufgrund des geplanten Pfarrhausneubaus in der Oberneustadt am 14.02.1720 beschlossen die beiden Presbyterien die gemeinsame Verwaltung ihres Vermögens. In einem Vertrag wurde festgelegt, dass das Pfarrhaus mit allen Nebengebäuden zu gleichen Teilen in den gemeinsamen Besitz der beiden Presbyterien überging.[479] Weiterhin sollten die gesammelten Kollekten in eine gemeinsame Kasse fließen und zu gleichen Teilen an beide Gemeinden verteilt werden. Die anderen Besitztümer und Einkünfte beider Gemeinden wurden ebenfalls gemeinsam verwaltet.

Zur Unterstützung des Baus eines Pfarrhauses wandten sich die beiden Presbyterien der Altstadt und der Oberneustadt an den Landgrafen und baten ihn um einen günstig gelegenen Bauplatz sowie um eine jährliche auf die Bauzeit beschränkte Hilfe von 400 Talern zum Kauf von Baumaterialien. Landgraf Karl genehmigte die Bittschrift der französischen Gemeinden und gestattete darüber hinaus noch eine Landeskollekte, die dem Pfarrhausneubau zugute kommen sollte.

Die durch die Kollekte gesammelte Summe reichte jedoch nicht zur vollständigen Finanzierung des Vorhabens aus. In ihrer Not baten die beiden Presbyterien andere französische Gemeinden um finanzielle Unterstützung. Die Leipziger Gemeinde erklärte sich zur Mithilfe bereit und sammelte die Summe von 78 Talern und 10 Groschen für die Kasseler Glaubensbrüder.[480] Der Bau wurde im Jahre 1723 fertig gestellt und diente seitdem den Pfarrern beider Gemeinden als Wohnhaus.

Gemäß den Vorstellungen der französischen Gemeinden sollte der Gottesdienst nicht mit dem Kirchgang zu Ende sein, sondern seine Fortsetzung im Lebensalltag finden, wo es darum ging, sich um hilfsbedürftige, alte und kranke Mitmenschen zu kümmern.[481] Die finanziellen Mittel für die Pflege der Armen wurden während des Gottesdienstes eingesammelt und flossen in die Armenkasse (bourse des pauvres). Eine weitere Quelle zur Unterstützung der Armen waren die Vermächtnisse, die abhängig vom individuellen Vermögen von fast allen Hugenotten gestiftet wurden.

Die Verteilung der Gelder an die Armen erfolgte durch den Kassenverwalter (receveur), der auf Anweisung des Presbyteriums Unterstützungszahlungen erstatten konnte. Zur Betreuung und Behandlung pflegebedürftiger Mitglieder der französischen Gemeinde existierte ein Hospital in der Altstadt mit neun Betten.

Da Kassel für viele hugenottische Flüchtlinge eine wichtige Durchgangsstation darstellte, die sich in den Niederlanden, England oder anderswo niederlassen wollten, fühlte sich das Presbyterium in der Oberneustadt dazu verpflichtet, für die durchreisenden Exulanten ein Hospital zu schaffen. Der Landgraf genehmigte eine formulierte Bitte des Presbyteriums und unterstützte das Projekt mit der kostenlosen Lieferung von Baumaterialien.

Im Jahre 1693 wurde das Hospital feierlich eingeweiht; die Verwaltung des Hospitals übernahm das Presbyterium. Der Pfarrer der französischen Gemeinde sollte einmal in der Woche das Hospital besuchen, um sich um die dort untergebrachten armen und kranken Gemeindemitglieder zu kümmern.[482]

Das Kasseler Hospital wurde als Landeshospital genutzt, in dem auch Mitglieder anderer französischer Gemeinden aus Hessen aufgenommen wurden.[483]

Ein Beispiel dafür war die Aufnahme von George Cherron aus Frankenhain, der durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt war. Erst aufgrund der Initiative des Frankenhainer Pfarrers Couderc bekam er einen Platz im Hospital von Kassel.[484]

Im Laufe der Zeit überstieg die Nachfrage die eigentliche Belegungszahl des Hospitals um ein Vielfaches. Nach intensiven Überlegungen beschlossen die Presbyterien der beiden französischen Gemeinden und der Landgraf Friedrich II. die Errichtung eines neuen Hospitals. Nach dreijähriger Bauzeit wurde das Hospital im Jahre 1772 eingeweiht. Eine Kupferplatte am Hospital dankt in erster Linie den Geldgebern des Projektes:[485] „Dieses Haus der Nächstenliebe, dessen Grundstein am 14. August 1770 gelegt worden ist, dem Geburtstag Seiner durchlauchigsten Hoheit des Landgrafen Friedrich II., als er in das 51. Jahr seines Alters eintrat, und das im Jahr 1772 vollendet wurde, ist zur Unterstützung der armen Franzosen vom Geld ihrer Gemeinde erbaut worden und mit Hilfe von 1330 Reichstalern, die 1738 für diesen Zweck von Dero verstorbenen Majestät geschenkt wurden, Friedrich I., König von Schweden, der Goten, der Wenden und Landgraf von Hessen, und von der Königin, seiner erlauchten Gemahlin Ulrike Eleonore ruhmvollen Andenkens, sowie auch mit einem Geschenk von 3750 Reichstalern, das Monseigneur der regierende Landgraf den Erbauern in seiner großen Güte gewährt hatte. Die Errichtung dieses geweihten Gebäudes ist von Herrn Simon Louis du Ry geleitet worden (…) und durch die Müheverwaltungen der Herrn Pfarrer Issac Lagisse, Jean Jacques de la Porte und Gabriel Louis Raffin, und der Herren Kirchenältesten Daniel Gaultier, Louis Rollin, Paul Aubery, Paul Collignon, Pierre Martin, Jean Jacques Lagisse, Jean Pierre Paul Roux, Guillaume Darnaud, Guillaume Girard, Pierre Guirart, Seris ac “

Landgraf Karl gestattete im Jahre 1687 der französischen Gemeinde in der Altstadt, ihre Toten in aller Einfachheit, wie es in Frankreich üblich war, zu bestatten.[486] Die Verstorbenen wurden ohne Sarg in Leinentücher gehüllt auf einer Bahre von acht Nachbarn oder Freunden zum Friedhof gebracht und dort in aller Stille beigesetzt. Da die französische Gemeinde keinen eigenen Friedhof besaß, wurden die Verstorbenen auf dem Friedhof der deutsch-reformierten Gemeinde in der Oberneustadt beigesetzt.[487]

Die Pfarrer der französischen Gemeinde waren in den ersten Jahren nicht dazu verpflichtet, den Trauerzug zu begleiten. Erst im Jahre 1716 verpflichtete der Landgraf die Pfarrer zur Begleitung der Leichenzüge:[488] „Sie sollen an den Bedingungen teilnehmen ganz gleich, ob es sich um reiche oder arme Personen handelt, die außerhalb oder im Hospital verstorben sind. Sie sollen sich durch nichts abhalten lassen von ihrer Pflicht, aber es soll nur einer sein, der an der Beerdigung teilnimmt.“

Trotz weitreichender Zugeständnisse an die hugenottischen Flüchtlinge im Bereich der Religionsausübung war Landgraf Karl nicht dazu bereit, ihnen die Abhaltung von Synoden zu gestatten. Er beauftragte am 28.07.1718 den damaligen Hofprediger von Brandenburg-Preußen, Francois Martel, mit der Durchführung einer Visitation der französischen Gemeinden im Ober- und Niederfürstentum Hessen. Aufgrund seines hohen Alters wurde er vom französischen Pfarrer Philippe de Rochemont unterstützt. Nach Abschluss ihrer Reise erstatteten sie dem Landgrafen Bericht über ihre Eindrücke und regten gleichzeitig die Einstellung eines geistlichen Inspektors für die französischen Gemeinden im Territorium Hessen-Kassel an.

Diesem Vorschlag stimmte der Landgraf zu und übertrug am 04.03.1724 Francois Martel dieses Amt:[489] „Demnach Wir resolviert, dass Unser französischer Hofprediger Martell über alle bei den in Unseren Landen sich etablieren französischen Colonien bestellte Prediger hinführo die Inspektion habe und dahin sehen solle, dass ein jeder seines Orts sein Amt treulich und wie das einem rechtschaffenen Seelsorger eignet und gebührt, verwalten, seiner Gemeinde mit gutem Exempel vorgehen und die bei einigen Kolonien und deren Pfarrern eine zeithero zu Unserem Missfallen sich ereignete Disharmonie gänzlich abgeschafft, Friede und Einigkeit gestiftet oder der contravenierende Teil auf zuvor davon zu tun habendes Anzeigen zur behörigen Korrektion gezogen, auch übrigens der Konssitorialordnung in allem nachgelebt werden möge, wie er dann auch bei vorfallenden Vakanzen jedes Mal um andere tüchtige Subjekte sich sobald bewerben und Uns solche zur gnädigsten Konfirmation untertänigst zu präsentieren hat, als wir Unserem hiesigen Konsistorium hiermit gnädigst befohlen, sich danach zu achten und ihn Martel bei solcher Inspektion behörned zu manutenieren.“

Die Aufgaben des Inspektors bestanden demnach in der Dienstaufsicht der hugenottischen Geistlichen in den ländlichen Gemeinden, der Beendigung von Streitigkeiten zwischen Pfarrern und Gemeinden sowie der Umsetzung der hessischen Krchenordnung aus dem Jahre 1657. Weiterhin sollte er bei frei werdenden Pfarrstellen geeignete Nachfolgekandidaten präsentieren, die vom hessischen Konsortium bestätigt werden mussten. Die Nachfolger Martels waren ausschließlich Kasseler Pfarrer: Philippe de Rochemont (1738-1759), Isaac Lagisse (1759-1788), Gabriel Louis Raffin (1788-1808) sowie Johann Friedrich Klingender (1808-1829).[490]

In der Freiheitskonzession vom 12.12.1685 sagte Landgraf Karl den Hugenotten die Gründung eigener französischer Schulen und die Übernahme der Besoldung des französischen Schulmeisters zu.[491] Der Unterricht sollte neben den üblichen Fächern wie Mathematik, Lesen und Schreiben in der Hauptsache Religionsunterricht enthalten. Eine landgräfliche Verordnung vom 12.12.1716 beinhaltete folgende Aussage:[492] „Die Pfarrer sollen dafür Sorge tragen, die Schulen zu besuchen, um nachzusehen, ob die Kinder darin gut unterrichtet werden, und zwar in den Vorschriften des Christentums und anderen für die Jugend notwendigen Grundwahrheiten.“

Der Lohn der hugenottischen Schulmeister reichte in vielen Fällen nicht aus, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, so dass sie dazu gezwungen waren, noch einen weiteren Beruf auszuüben. Die Kinder ärmerer hugenottischer Familien waren von der Zahlung des Schulgeldes befreit, der Lehrer erhielt eine Entschädigung aus der kirchlichen Armenkasse.[493]

Im Jahre 1710 wurden in Kassel Gewerbeschulen gegründet, wo die Kinder im Stricken, Handschuhmachen und Wollspinnen unterrichtet wurden.[494] Die Teilnahme an dieser Art von Unterricht basierte auf freiwilliger Basis. Vor und nach dem Unterricht wurde gebetet oder kirchliche Lieder gesungen. Landgraf Karl verband mit der Gründung der Gewerbeschulen die ökonomische Absicht, schon in früher Jugend die Kinder auf das Arbeitsleben vorzubereiten.[495] Helmut Erbe betonte, dass in hugenottischen Fabriken häufig Kinder, die diese Gewerbeschulen besuchten, mitarbeiten mussten, um kurzfristig fehlende Arbeitskräfte zu ersetzen.[496]

Die französischen Gemeinden der Oberneustadt und der Altstadt schlossen sich im Jahre 1823 aufgrund sinkender Mitgliederzahlen zu einer Gemeinde mit dem Sitz in der Oberneustadt zusammen.

Ende des Jahres 1867 kam es schließlich zur Vereinigung der französischen und der deutsch-reformierten Gemeinde. Das Kirchenstatut für die vereinigte Gemeinde bestimmte die folgenden zentralen Inhalte:[497]

  1. Die bisherige deutsch-reformierte Pfarrei blieb als erste Pfarrstelle erhalten.
  2. Die bisherige französische Pfarrei wurde als zweite Pfarrstelle weitergeführt.
  3. Die beiden Pfarrer hielten abwechselnd die Vormittags- und Nachmittagsgottesdienste ab.
  4. Das Abendmahl wurde von beiden Pfarrern gemeinsam zelebriert.

Die Vereinigung der beiden Gemeinden wurde dadurch möglich, dass sich die sprachliche Verschiedenheit, der den wesentlichen Grund der Trennung darstellte, zugunsten der deutschen Sprache immer weiter aufgelöst hatte.

Gethsemane

Landgraf Carl sah zunächst für die in Niederhessen eintreffenden hugenottischen Glaubensflüchtlinge die Ansiedlung in Hersfeld vor, die von dem französischen Prediger Jacques Reynaud vorbereitet werden sollte.[498] Die in verschiedenen Bewegungen in den Jahren 1688, 1698 und 1699 ankommenden Flüchtlinge waren überwiegend Bauern, die einige Zeit nach ihrer Ansiedlung die landwirtschaftlichen Betriebe aufgrund mangelnden Profites wieder aufgaben und in andere Orte oder Regionen weiter zogen, wo sie sich bessere Arbeits- und Lebensbedingungen erhofften. Nach kurzen Aufenthalten in Philippsthal, Vacha und Heimboldshausen ließen sich zahlreiche Flüchtlinge endgültig in „Götzmanns“ (das spätere Gethsemane) nieder.[499]

Die Gründung der hugenottischen Kolonie erfolgte durch ca. 20 hugenottische Familien, die provisorisch in Heimboldshausen untergebracht wurden.[500] Diese Familien stammten überwiegend aus der südfranzösischen Provinz Dauphine. In dieser Zeit wurden sie durch Geld- und Sachspenden des Landgrafen sowie aus den Niederlanden und England unterstützt. Im Frühjahr 1700 verließen die hugenottischen Familien Heimboldshausen und begannen mit dem Aufbau der Kolonie. Der Ansiedlungsplatz der Exulanten, der von dem zuständigen Amtmann in Vacha vorgeschlagen wurde, war etwa 500-600 Acker groß. Er erhielt den Gemarkungsnamen „Götzmann“, aus dem im Laufe der Jahre der Ortsname „Gethsemane“ erwuchs.

Die hugenottischen Gründungsfamilien wurden zunächst in Notunterkünften untergebracht, die mit Stroh und Rasen bedeckt waren. Innerhalb von zwei Jahren entstanden sechs kleine Wohnhäuser mit Stall und Scheune. Für den Aufbau der Kolonie lieferten die Ortschaften Friedewald, Vacha und Landeck Zimmerholz und andere Materialien, die durch Kollekten sowie aus dem landgräflichen Hilfsfond aufgebracht wurden. Im Jahre 1711 bewilligte Landgraf Carl dem ersten Pfarrer der Kolonie, Jean Jacques Reynaud, den Bau eines Hauses, in dem sowohl die Kirche als auch die Schule untergebracht werden sollte. Zeitgleich mit dem Aufbau der ersten Gehöfte erfolgte die Kultivierung der zugeteilten Feldflur. Da die Betriebsgrößen lediglich zwischen 20-25 Acker betrugen, reichte dies nicht zur Ernährung der Einwohner Gethsemanes aus. Auf Gesuch des Pfarrers Reynaud teilte der Landgraf der Kolonie zusätzliche Felder und Wiesen aus den Gemarkungen der Nachbardörfer, die dafür entschädigt wurden, zu. Trotz dieser Zugeständnisse des Landgrafen blieb in den ersten Jahren nach der Gründung Gethsemanes die landwirtschaftliche Produktion weit hinter den Erwartungen zurück, so dass den Einwohnern der Kolonie lediglich ein Existenzminimum zum Leben blieb. Einige hugenottische Familien zogen daraus die Konsequenzen und verließen Gethsemane auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen.

Im Kirchenregister von Gethsemane bildeten die Bauern die größte Berufsgruppe. Daneben gab es einen Lohgerber (tanneur), einen Knopfmacher (boutonnier), einen Handschuhmacher (gantier) und einen Strumpfmacher (faiseur de bas). Die wirtschaftliche Entwicklung Gethsemanes wurde durch die Seidenraupenzucht ab dem Jahre 1730 entscheidend angeregt.[501] Pierre Raillon d.J. führte diesen Wirtschaftszweig ein, da die Importkosten für Rohseide aus Frankreich sehr hoch waren. Die landgräfliche Verwaltung überließ ihm im Jahre 1731 am Rande des Waldes 10-12 Acker Land, wo Raillon zur Züchtung von Seidenraupen eine Maulbeerplantage anlegte. Die Seidenraupenzucht warf bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Profit ab, danach wurde sie nicht mehr betrieben.[502] Im Gegensatz dazu war der Weinanbau an den Hängen zum Nachbarort Nippe weniger ertragreich.

Landgraf Carl gewährte den Einwohnern von Gethsemane bis zum Jahre 1766 das Privileg der Steuerfreiheit. Daneben billigte er den Exulanten eine gewisse kommunale Selbstverwaltung zu. Um den französischen Charakter Gethsemanes zu bewahren, ordnete der Landgraf die Beibehaltung der französischen Sprache im Gottesdienst, die Wahl eigener Prediger, die Anstellung von Lehrern und Kantoren aus der Kolonie und die Errichtung einer eigenen Kirche und Schule an.

Bis zum Bau einer eigenen Kirche im Jahre 1710 hielt Pfarrer Jean Jacques Reynaud den Gottesdienst für die hugenottischen Einwanderer gegen eine Zulage von 12 Talern jährlich in Heimboldshausen, wo auch die Trauungen und auf dem deutschen Friedhof die Bestattungen stattfanden.[503] Im Jahre 1710 wurde der erste Hugenotte auf dem Friedhof in Gethsemane, der neben der Kirche angelegt wurde, beigesetzt. Nach dem Tod des zweiten Pfarrers Royere betreuten deutsche Pfarrer aus der Umgebung die französische Kirchengemeinde in Gethsemane. Der Versuch des Hilmeser Pfarrers Eichler, die Predigt und die Amtshandlungen in deutscher Sprache durchzuführen, scheiterte am entschlossenen Widerstand der hugenottischen Gemeinde. Sie protestierten bei dem für Gethsemane zuständigen französischen Kircheninspektor und setzten nach langen Verhandlungen durch, dass die Gottesdienste weiter in französischer Sprache gehalten wurden.

Neben der Kirche trug die Schule maßgeblich zum Erhalt der französischen Sprache bei. Im Zuge der ländlichen Schulreform wurde die Schule im Jahre 1969 aufgelöst und in die Schule Heimboldshausen eingegliedert.

Durch die Heirat mit den Angehörigen der deutschen Bevölkerung aus der näheren Umgebung Gethsemanes[504] verringerte sich der französische Bevölkerungsanteil immer mehr, so dass die Kolonie zunehmend ihren französischen Charakter verlor. Ein weiterer Grund hierfür lag in der Abwanderung einzelner französischer Familien. Im Jahre 1847 wohnten lediglich drei französische Familien noch in Gethsemane.[505]

Die Abwanderung der französischen Familien und die Eindrücke aus der napoleonischen Zeit ließen eine franzosenfeindliche Haltung innerhalb der deutschen Einwohner Gethsemanes entstehen, die den Assimilierungsprozess weiter beschleunigte. Im Jahre 1820 schrieb der Inspektor Klingender in das Kirchenregister Gethsemanes folgende Notiz:[506] „Da seine königliche Hoheit der Kurfürst allergnädigst befohlen haben, dass, von nun an, alle französischen Kirchenbücher in deutscher Sprache sollen geführt werden, so wird hiermit der Anfang gemacht.“

Im Jahre 1830 wurde ebenfalls der Gebrauch der französischen Sprache in Schule und Kirche untersagt. In heutiger Zeit erinnern lediglich die Nachnamen Raillon[507], Bastet[508] und Pierson an die Gründung Gethsemanes durch hugenottische Flüchtlinge.

Fußnoten

  1.  ↑ Christoph Graf zu Dohna gab in seinen „Memoires originaux“ einen Eindruck von der Situation in Berlin: „Bei meiner Rückkehr (1686) fand ich in Berlin angefüllt mit Franzosen; sie flüchteten in Massen hierher, angezogen von der günstigen Aufnahme, die der Kurfürst den ersten bereitet hatte. (…) Jeden Tag sah man Kaufleute, Manufakturunternehmer und vor allem Offiziere und Edelleute in Mengen eintreffen“ Zitiert nach: Glatzer, R. (Hrsg.): Berliner Leben 1648-1866. Erinnerungen und Berichte, Berlin 1956, S. 48
  2.  ↑ Zitiert nach: Wilke, J.: Rechtsstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen (1685-1809), in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100- ?, hier S. 100
  3.  ↑ Das Edikt von Potsdam wurde im Gegensatz zu anderen Edikten aufgrund der besonderen Situation, in denen sich die Flüchtlinge befanden, relativ kurzfristig verfasst. Bei der Ausarbeitung des Inhalts stützte sich der Kurfürst Friedrich Wilhelm unter anderem auf die Pfarrer Francois de Gaultier und Jacques Abbadie der französischen Gemeinde in Berlin. Sie machten den Kurfürsten und seine Berater mit Augenzeugenberichten über die Situation der Flüchtlinge vertraut.Vgl. dazu auch Mengin, E.: Das Edikt von Potsdam. Das Edikt von Fontainebleau, Paris 1963
  4.  ↑ Zitiert nach Tritt, I.: Der kulturgeographische Einfluß der Glaubensvertriebenen in Berlin, Berlin 1966, S. 3
  5.  ↑ Ebd.
  6.  ↑ Mengin, E.: Das Recht der französisch-reformierten Kirche in Preußen, Berlin 1929, S. 192
  7.  ↑ Zitiert nach: Wilke, Rechtsstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100
  8.  ↑ Zitiert nach: Ebd.
  9.  ↑ Ebd. S. 101
  10.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 30
  11.  ↑ Ebd.
  12.  ↑ Wilke, J.: Rechtstellung und Rechtssprechung der Hugenotten in Brandenburg-Preußen (1685-1809), in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 100- ???, hier S. 102
  13.  ↑ Zitiert nach L’heureuse colonie, du celebration du Jubile des colonies francaises etablies dans les Etats du Roi: consistant en un Recueil de Sermons prononces dans les cinq paroisses francaises de Berlin, Berlin 1785, S. 5
  14.  ↑ Demandt, K.E.: Geschichte des Landes Hessen, 2. Auflage, Kassel/Basel 1972, S. 247
  15.  ↑ Von Rommel, C.: Zur Geschichte der französischen Colonien in Hessen-Kassel, Kassel 1857, S. 4
  16.  ↑ Mogk, W.: Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel,J./Mogk, W.: Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, Kassel 1978, S. 13-41, hier: S. 20
  17.  ↑ So lautete der selbst gewählte Name Sardans. Vgl. Malettke, K.: Opposition und Konspiration unter Ludwig XIV.. Studien zu Kritik und Widerstand gegen System und Politik des französischen Königs während der ersten Hälfte seiner persönlichen Regierung, Göttingen 1976, S. 225. Biographische Eckdaten Sardans liefert Rainer, E.: Der Abenteurer Sardan, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs, 1964/1965, Bd.17/18, S. 520-541
  18.  ↑ Ebd. S. 223 ff
  19.  ↑ Mogk, Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 21
  20.  ↑ Ebd.
  21.  ↑ Es existieren keine Quellen über die Gründe des Meinungswandels des Landgrafen.
  22.  ↑ Schmidmann, R.: Die Kolonien der Refugies in Hessen-Kassel und ihre wirtschaftliche Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert, Marburg 1929, S. 127
  23.  ↑ Mogk, W.: Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 23
  24.  ↑ Vgl. Tollin, W. (Hrsg.): Urkunden zur Geschichte hugenottischer Gemeinden in Deutschland, Magdeburg 1900, S. 9-15
  25.  ↑ Zitiert aus: Mogk, W.: Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 44
  26.  ↑ Ebd.
  27.  ↑ Ebd. S. 22
  28.  ↑ Schmidmann, Die Kolonien der Refugies in Hessen-Kassel und ihre wirtschaftliche Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert, a.a.O., S. 139 ff
  29.  ↑ Mogk, W.: Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O, S. 46
  30.  ↑ Ebd. S. 45
  31.  ↑ Ebd. S. 23
  32.  ↑ Ebd.
  33.  ↑ Ebd. S. 25
  34.  ↑ Ebd. S. 44
  35.  ↑ Birnstiel, E.: Die Hugenotten in Berlin oder Die Schule der Untertanen, Berlin 1986, S. 100
  36.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 18
  37.  ↑ Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; S. 26
  38.  ↑ Birnstiel, E.: Die Hugenotten in Berlin oder Die Schule der Untertanen, Berlin 1986, S. 28
  39.  ↑ Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; S. 73
  40.  ↑ Birnstiel, E.: Die Hugenotten in Berlin oder Die Schule der Untertanen, Berlin 1986;S. 72
  41.  ↑ Glatzer, R. (Hrsg.): Berliner Leben 1648-1806. Erinnerungen und Berichte, Berlin 1956, S. 82
  42.  ↑ Ebd., S. 104
  43.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 27
  44.  ↑ Demps, L.: Der Gensd’armen-Markt. Gesicht und Geschichte eines Berliner Platzes, Berlin 1987, S. 38
  45.  ↑ Jersch-Wenzel, S./John, B.(Hrsg.): Von Zuwanderen zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin, Berlin 1990, S. 13-152, hier S. 62
  46.  ↑ Jersch-Wenzel, S./John, B.(Hrsg.): Von Zuwanderen zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin, Berlin 1990, S. 13-152, hier S. 82
  47.  ↑ Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; S. 66
  48.  ↑ Erman, W.: Jean Pierre Erman (1735 bis 1814). Ein Lebensbild aus der Berliner französischen Kolonie, Berlin 1914; S. 67
  49.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 138
  50.  ↑ Glatzer, R. (Hrsg.): Berliner Leben 1648-1806. Erinnerungen und Berichte, Berlin 1956; S. 72
  51.  ↑ Beringuier, R. (Hrsg.): Die Stammbäume der Mitglieder der Französischen Kolonie in Berlin, Berlin 1887, S. 38ff
  52.  ↑ Jersch-Wenzel, S./John, B.(Hrsg.): Von Zuwanderen zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin, Berlin 1990, S. 13-152, hier S. 39f
  53.  ↑ Ebd., S. 42
  54.  ↑ Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; S. 53
  55.  ↑ Jersch-Wenzel, S./John, B.(Hrsg.): Von Zuwanderen zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin, Berlin 1990, S. 13-152, hier S. 42
  56.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 92
  57.  ↑ Seyppel, J.: Nun-Unsterblichkeit. Wanderungen zu den Friedhöfen Berlins, Berlin 1964, S. 76
  58.  ↑ Fischer, G.: Die Hugenotten in Berlin, Berlin 1988, S. 59
  59.  ↑ Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; S. 72
  60.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 93
  61.  ↑ Demps, L.: Der Gensd’armen-Markt. Gesicht und Geschichte eines Berliner Platzes, Berlin 1987, S. 82
  62.  ↑ Schulz, K.: 3000 Berliner Kolonisten und Kolonistensöhne 1682-1812, Schriftenreihe der Stiftung Stoye der Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung e.V., Nr. 3, Neustadt an der Aisch 1972, S. 103f
  63.  ↑ Bregulla, G. (Hrsg.): Hugenotten in Berlin, Berlin 1988; S. 92
  64.  ↑ Ebd., S. 107
  65.  ↑ Erman, W.: Jean Pierre Erman (1735 bis 1814). Ein Lebensbild aus der Berliner französischen Kolonie, Berlin 1914; S. 67
  66.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 138
  67.  ↑ Glatzer, R. (Hrsg.): Berliner Leben 1648-1806. Erinnerungen und Berichte, Berlin 1956; S. 72
  68.  ↑ Beringuier, R. (Hrsg.): Die Stammbäume der Mitglieder der Französischen Kolonie in Berlin, Berlin 1887, S. 38ff
  69.  ↑ Jersch-Wenzel, S./John, B.(Hrsg.): Von Zuwanderen zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin, Berlin 1990, S. 13-152, hier S. 39f
  70.  ↑ Ebd., S. 42
  71.  ↑ Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; S. 53
  72.  ↑ Jersch-Wenzel, S./John, B.(Hrsg.): Von Zuwanderen zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin, Berlin 1990, S. 13-152, hier S. 42
  73.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 92
  74.  ↑ Seyppel, J.: Nun-Unsterblichkeit. Wanderungen zu den Friedhöfen Berlins, Berlin 1964, S. 76
  75.  ↑ Fischer, G.: Die Hugenotten in Berlin, Berlin 1988, S. 59
  76.  ↑ Ribbe, W. (Hrsg.): Geschichte Berlins. Eine Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin, 2. Bände, Berlin 1988; S. 72
  77.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 93
  78.  ↑ Demps, L.: Der Gensd’armen-Markt. Gesicht und Geschichte eines Berliner Platzes, Berlin 1987, S. 82
  79.  ↑ Schulz, K.: 3000 Berliner Kolonisten und Kolonistensöhne 1682-1812, Schriftenreihe der Stiftung Stoye der Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung e.V., Nr. 3, Neustadt an der Aisch 1972, S. 103f
  80.  ↑ Bregulla, G. (Hrsg.): Hugenotten in Berlin, Berlin 1988; S. 92
  81.  ↑ Ebd., S. 107
  82.  ↑ Ebd., S. 111
  83.  ↑ Schulz, K.: 3000 Berliner Kolonisten und Kolonistensöhne 1682-1812, Schriftenreihe der Stiftung Stoye der Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung e.V., Nr. 3, Neustadt an der Aisch 1972, S. 88f
  84.  ↑ Ebd., S. 90
  85.  ↑ Ebd., S. 91
  86.  ↑ Fischer, G.: Die Hugenotten in Berlin, Berlin 1988, S. 77
  87.  ↑ Eberhardt, F. u.a.: Die Liusenstadt. Geschichte und Geschichten über einen alten Berliner Stadtteil, Berlin 1995, S. 73
  88.  ↑ Jersch-Wenzel, S./John, B.(Hrsg.): Von Zuwanderen zu Einheimischen. Hugenotten, Juden, Böhmen, Polen in Berlin, Berlin 1990, S. 13-152, hier S. 49f
  89.  ↑ Ebd., S. 51
  90.  ↑ Mengin, E.: Die französisch-reformierte Luisenstadtkirche zu Berlin 1728-1928. Festschrift zum zweihundertjährigen Bestehen, Berlin 1928, S. 10
  91.  ↑ Schulz, K.: 3000 Berliner Kolonisten und Kolonistensöhne 1682-1812, Schriftenreihe der Stiftung Stoye der Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung e.V., Nr. 3, Neustadt an der Aisch 1972, S. 114f
  92.  ↑ Schmidt, J.E.S.: Die Französische Domschule und das Französische Gymnasium zu Berlin, Hamburg, 2008., S. 27ff
  93.  ↑ Ebd., S. 82
  94.  ↑ Ebd., S. 90
  95.  ↑ Ludewig, T.: Berlin. Geschichte einer deutschen Metropole, Gütersloh 1986, S. 163 f
  96.  ↑ Sagave, P-P.: Berlin und Frankreich 1685-1871. Französische Einflüsse und Gegenströmungen in Brandenburg-Preußens Hauptstadt von der Hugenotteneinwanderung bis zum deutsch-französischen Krieg, Berlin 1980, S. 99
  97.  ↑ Eberhardt, F. u.a.: Die Liusenstadt. Geschichte und Geschichten über einen alten Berliner Stadtteil, Berlin 1995, S. 72
  98.  ↑ Manoury, K./Prüfer, A.: Der Weg der französischen Kirche in Berlin. Eine Übersicht, Berlin 1967; S. 77
  99.  ↑ Manoury, K.: Die Geschichte der Hugenottenkirche von ihren Anfängen in Frankreich bis zur Gegenwart in Deutschland 1517-1937, 2. Bände, Berlin 1937-1941, hier Band I, S. 105
  100.  ↑ Projektgruppe Inventarisierung historischer Friedhöfe und Projektgruppe Erhebung und Aufbereitung von Umweltdaten auf Friedhöfen im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Fachabteilung Bau-und Gartendenkmalpflege (Hrsg.): Historische Friedhöfe in der Mitte Ost-Berlins, Berlin o.J.; Hofmeister, B./Möbius, D. (Hrsg.) Exkursionen durch Berlin und seine Umgebung, Berlin 1992; Manoury, K./Prüfer, A.: Der Weg der französischen Kirche in Berlin. Eine Übersicht, Berlin 1967;
  101.  ↑ Mengin, E.: Die französisch-reformierte Luisenstadtkirche zu Berlin 1728-1928. Festschrift zum zweihundertjährigen Bestehen, Berlin 1928, S. 49f
  102.  ↑ Manoury, K./Prüfer, A.: Der Weg der französischen Kirche in Berlin. Eine Übersicht, Berlin 1967, S. 92
  103.  ↑ Fuhrich-Grubert, U.: Die französische Kirche zu Berlin. Ihre Einrichtungen 1672-1945, Bad Karlshafen 1992, S. 92
  104.  ↑ Ebd., S. 95
  105.  ↑ Harndt, E.: Französisch im Berliner Jargon, Berlin 1977/1987, S. 49
  106.  ↑ Demps, L.: Der Gensd’armen-Markt. Gesicht und Geschichte eines Berliner Platzes, Berlin 1987, S. 46
  107.  ↑ Zitiert aus Hahn, Geschichte Potsdams von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 39
  108.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 40
  109.  ↑ Engelsing, Kleine Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands, a.a.O., S. 68
  110.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 45
  111.  ↑ Thomas Le Cointe studierte nach seiner Ankunft in Brandenburg-Preußen an der Viadrina in Frankfurt/Oder Theologie und bekleidete vor seinem Amtsantritt in Potsdam die Stelle des Predigers in Brandenburg. Im Jahre 1739 wurde er Ratsmitglied des in Berlin ansässigen Oberkonsistoriums und Inspektor aller Kirchen. Vgl. Ebd. S. 336
  112.  ↑ Eine ausführlichere Betrachtung der Französischen Kirche ist zu finden in: Kitschke, A.: Kirchen in Potsdam. Aus der Geschichte der Gotteshäuser und Gemeinden, Berlin 1983
  113.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 61
  114.  ↑ Ebd., Vgl. dazu auch Mielke, F.: Potsdamer Baukunst, 2. Aufl., Berlin 1998 oder Poensgen, G.: Die Bauten Friedrich Wilhelms IV. in Potsdam, Berlin 1930
  115.  ↑ In der Französischen Kirche predigten in der Folgezeit weitere bekannte Mitglieder der hugenottischen Gemeinde, wie z.B. Jean Henry, der spätere Leiter der königlichen Bibliothek in Berlin, Isaac Henri Chodowiecki, der Sohn des Kupferstechers Dabiel Nicolaus Chodewiecki oder Jacques Papin (1761-1818) Vgl. dazu Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 337
  116.  ↑ Mielke, F.: Potsdamer Baukunst, 2. Aufl., Berlin 1998 , S. 60
  117.  ↑ Kitschke, A.: Kirchen in Potsdam. Aus der Geschichte der Gotteshäuser und Gemeinden, Berlin 1983, S. 92
  118.  ↑ Mielke, F.: Potsdamer Baukunst, 2. Aufl., Berlin 1998, S. 63
  119.  ↑ Kitschke, A.: Kirchen in Potsdam. Aus der Geschichte der Gotteshäuser und Gemeinden, Berlin 1983, S. 86
  120.  ↑ Manoury, K.: Die Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, Berlin 1961, S. 2
  121.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 69
  122.  ↑ Vgl. dazu auch Dehio, L.: Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, München 1961
  123.  ↑ Zitiert aus: Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O. S. 56
  124.  ↑ Reyer, C.: Geschichte der französischen Kolonie in Preußen, Berlin 1852, S. 192
  125.  ↑ Escher, F.: Berlin und sein Umland, Berlin 1985, S. 122
  126.  ↑ Pehle, M. : Potsdam, Potsdam 1938, S. 58
  127.  ↑ Zitiert aus Manoury, Die Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, a.a.O., S. 2; Vgl. dazu auch Opgenoorth, E.: „Ausländer“ in Brandenburg/Preußen. Als leitende Beamte und Offiziere 1604-1871, Würzburg 1967
  128.  ↑ Hahn, Geschichte Potsdams von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 44
  129.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 63 f.
  130.  ↑ Ebd. S. 64
  131.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 335
  132.  ↑ Volk, W.: Historische Straßen und Plätze heute: Potsdam, Berlin 1988, S. 14
  133.  ↑ Ebd.
  134.  ↑ Opgenoorth, E.: „Ausländer“ in Brandenburg/Preußen. Als leitende Beamte und Offiziere 1604-1871, Würzburg 1967, S. 126f
  135.  ↑ Ebd., S. 127
  136.  ↑ Fabian, W.: Potsdam. Die Stadt- die Könige und ihre Besucher, Berlin 1997, S. 47
  137.  ↑ Reuther, H.: Jan de Bodt und Carl Philipp Christian Gontard. Ein Beitrag zur Baukunst der Hugenotten in Berlin, in: Botta, B. u.a.: Die Hugenotten und Berlin-Brandenburg, 2.Auflage, Berlin 1981, S. 65-79, hier: S. 72. Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 166
  138.  ↑ Ebd. S. 21
  139.  ↑ Cosmar, A.: Neuester und vollständigster Wegweiser durch Potsdam und seine Umgebungen für Fremde und Einheimische, Berlin 1841, S. 21
  140.  ↑ Das Militärwaisenhaus wurde auf Anordnung von Friedrich Wilhelm I. errichtet: „Die Insassen des Waisenhauses setzten sich zum Teil aus echten Kriegswaisen, zum anderen aus Soldatenkindern zusammen. Das Große Militärwaisenhaus wurde nach dem Vorbild der Franckeschen Stiftungen in Halle angelegt Die in ihm untergebrachten Kinder wurden größtenteils in den Manufakturen als Arbeitskräfte eingesetzt. Daneben erhielten sie eine –allerdings unzureichende- Unterweisung im Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Kinder wurden durch einen besonders dafür eingestellten spanischen Spinnmeister für die Herstellung feiner Wolle für das Berliner Lagerhaus ausgebildet, um dann später in den Potsdamer Woll- und Seidenfabriken zu arbeiten. Aber auch in der Gewehrfabrik wurden die Insassen des Waisenhauses eingesetzt. 1730 waren dort von den 252 Beschäftigten 41 ‚Jungen’“. Zitiert nach: Volk, Historische Straßen und Plätze heute: Potsdam, a.a.O., S. 18
  141.  ↑ Reuther, H.: Jan de Bodt und Carl Philipp Christian Gontard. Ein Beitrag zur Baukunst der Hugenotten in Berlin, in: Botta, B. u.a.: Die Hugenotten und Berlin-Brandenburg, 2.Auflage, Berlin 1981, S. 65-79, hier: S. 72.
  142.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 165
  143.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 57
  144.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  145.  ↑ Uhlemann/Rückert, Potsdam, a.a.O., S. 58.Vgl. dazu auch Fabian, W.: Potsdam. Die Stadt- die Könige und ihre Besucher, Berlin 1997, S. 44
  146.  ↑ Zur Biographie Pesnes vor seinem Wirken in Potsdam bemerkt Plagemann: „Als Sproß einer angesehenen Pariser Malerfamilie bildete er sein Talent vor allem in Rom, Neapel und Venedig, wo er die Malkunst Tizians und Veroneses studierte und mit dem italienischen Maler Adrea Celesti (1637-1706) bekannt wurde. In Venedig entstand im Jahre 1707 das Bildnis des preußischen Gesandten Freiherr von Knyphausen, das Friedrich I. veranlasste, Pesne nach Berlin zu rufen. So siedelte der gebürtige Pariser im Jahre 1710 mit seiner Gattin Ursula Anne und der Familie seines Schwiegervaters Dubuisson nach Berlin über.“ Zitiert nach: Plagemann, K.-E.: Antoine Pesne. Hofmaler bei drei preußischen Königen, in: Schmelz, U. (Hrsg.): Potsdam ohne Ausländer? Zum Einfluss von Ausländern auf die Entwicklung Potsdams, Potsdam 1999, S. 40-48, hier: S. 40
  147.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O. S. 67
  148.  ↑ Volk, Historische Straßen und Plätze heute: Potsdam, a.a.O., S. 20
  149.  ↑ Plagemann, K.-E.: Antoine Pesne. Hofmaler bei drei preußischen Königen, in: Schmelz, U. (Hrsg.): Potsdam ohne Ausländer? Zum Einfluss von Ausländern auf die Entwicklung Potsdams, Potsdam 1999, S. 40-48, hier: S. 41
  150.  ↑ Gelscher, J.: Brandenburg-Preußen, Berlin 1976, S. 98
  151.  ↑ Enderlein, L.: Das Holländische Viertel, Berlin 2002, S. 29
  152.  ↑ Ebd., S. 33
  153.  ↑ Mielke, F.: Das Holländische Viertel in Potsdam. Mann Verlag, Berlin 1960, S. 48
  154.  ↑ Volk, W.: Historische Straßen und Plätze heute. Potsdam, Berlin 1993, S. 43
  155.  ↑ Enderlein, L.: Das Holländische Viertel, Berlin 2002, S. 28
  156.  ↑ Mielke, F.: Das Holländische Viertel in Potsdam. Mann Verlag, Berlin 1960, S. 25
  157.  ↑ Volk, W.: Historische Straßen und Plätze heute. Potsdam, Berlin 1993, S. 67
  158.  ↑ Enderlein, L.: Das Holländische Viertel, Berlin 2002, S. 37
  159.  ↑ Gelscher, J.: Brandenburg-Preußen, Berlin 1976, S. 39
  160.  ↑ Volk, W.: Historische Straßen und Plätze heute. Potsdam, Berlin 1993, S. 36
  161.  ↑ Mielke, F.: Das Holländische Viertel in Potsdam. Mann Verlag, Berlin 1960, S. 75
  162.  ↑ Enderlein, L.: Das Holländische Viertel, Berlin 2002, S. 39
  163.  ↑ Volk, W.: Historische Straßen und Plätze heute. Potsdam, Berlin 1993, S. 49
  164.  ↑ Gelscher, J.: Brandenburg-Preußen, Berlin 1976, S. 41
  165.  ↑ Mielke, F.: Das Holländische Viertel in Potsdam. Mann Verlag, Berlin 1960 , S. 19
  166.  ↑ Enderlein, L.: Das Holländische Viertel, Berlin 2002, S. 107
  167.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 19
  168.  ↑ Ebd. S. 221
  169.  ↑ Enders, L.: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VIII.: Uckermark, Weimar 1990, S. 777 f
  170.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 224
  171.  ↑ Zitiert aus Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 259
  172.  ↑ Ebd.
  173.  ↑ Enders, Historisches Ortslexikon für Brandenburg, a.a.O., S. 782
  174.  ↑ Zitiert nach Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 223
  175.  ↑ Stahlwerk, W.: Die französische Kolonie in Prenzlau, Prenzlau 1886, S. 27
  176.  ↑ Vgl. dazu Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 314
  177.  ↑ Enders, Historisches Ortslexikon für Brandenburg, a.a.O., S. 782
  178.  ↑ Ancillon, C.: Geschichte der Niederlassung der Refugies in den Staaten Seiner Kurfürstlichen Hoheit von Brandenburg, Berlin 1939, S. 24
  179.  ↑ Beheim-Schwarzbach, M.: Hohenzollernsche Colonisation. Ein Beitrag zu der Geschichte des preußischen Staates und der Colonisation des östlichen Deutschlands, Leipzig 1874, S. 65
  180.  ↑ Nähere Informationen finden sich bei Pick, M.: Die französischen Kolonien in der Uckermark. Arbeiten des Uckermärkischen Museums und Geschichtsverein zu Prenzlau (Heft 13), Prenzlau 1935
  181.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 225
  182.  ↑ Ebd.
  183.  ↑ Lippert, W.: Geschichte der Stadt Strasburg in der Uckermark, Milow 1996, S. 86
  184.  ↑ Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 271
  185.  ↑ Tarnogrocki, O.: Geschichte der französischen Kolonie zu Strasburg in der Uckermark, in: Die Kolonie (Jg. 5, Juli 1881-Jg. 6, Dezember 1882, Strasburg o. J., S. 11 ff. Tarnogrocki war der vierundzwanzigste Pfarrer der französischen Gemeinde in Strasburg nach deren Gründung im Jahre 1691.
  186.  ↑ Ebd., S. 14
  187.  ↑ Diese Urkunde ist heute in ihrer Originalfassung im Strasburger Pfarrarchiv aufbewahrt.
  188.  ↑ Lippert, Geschichte der Stadt Strasburg in der Uckermark, a.a.O.
  189.  ↑ Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 274
  190.  ↑ Beuleke, W.: Die Hugenottenkolonie zu Strasburg in der Uckermark, Bad Karlshafen 1982
  191.  ↑ Beringuier, R.: Die Colonieliste von 1699, 2. Auflage, Berlin 1990
  192.  ↑ Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 272
  193.  ↑ Tarnogrocki, Geschichte der französischen Kolonie zu Strasburg in der Uckermark, a.a.O., S. 15
  194.  ↑ Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 271
  195.  ↑ Gahrig, W.: Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 196
  196.  ↑ Zitiert aus: Ebd. S. 197
  197.  ↑ Lippert, Geschichte der Stadt Strasburg in der Uckermark, a.a.O., S. 46
  198.  ↑ Zitiert aus Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 201
  199.  ↑ Zitiert aus Muret, Die Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 272
  200.  ↑ Ebd., S. 18
  201.  ↑ Ebd., S. 19
  202.  ↑ Ebd.
  203.  ↑ Ebd., S. 21
  204.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 197
  205.  ↑ Vortrag von Frau Gerhard ,Museumsleiterin Strasburg i.d.U., gehalten am 8.6.2003 anlässlich des Loyal-Familientreffens, Strasburg 2003, S. 5
  206.  ↑ Ebd.
  207.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 106
  208.  ↑ Hanitzsch,H.-J.: Die Hugenotten in der Stadt Brandenburg, in: Historischer Verein Brandenburg/Havel e.V.: 5.-6.Jahresbericht.1995-1997, Brandenburg an der Havel 1998, S. 16 f
  209.  ↑ Tschirch, O.: Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg/Havel, Brandenburg an der Have 1941, S. 53
  210.  ↑ Zitiert aus Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 259
  211.  ↑ Zitiert nach Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 200
  212.  ↑ Ancillon, C.: Geschichte der Niederlassung der Refugies in den Staaten Seiner Kurfürstlichen Hoheit von Brandenburg, Berlin 1939, S. 24
  213.  ↑ Beheim-Schwarzbach, M.: Hohenzollernsche Colonisation. Ein Beitrag zu der Geschichte des preußischen Staates und der Colonisation des östlichen Deutschlands, Leipzig 1874, S. 65
  214.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 107
  215.  ↑ Folgende Hugenotten sind als Mitglieder dieses Korps bekannt: die Kapitäne Sieur de Loches de Blozet, Frederic de Castilhone, de Chambaus de la Charriere, Henri de Durant, Durfort d’Anthemy, Etienne Forestier, Alexandre Lanau, Abraham Lollier, Artus de Marteauville, Jean Martineau, der Lieutnant de la Luzerne, die Kadetten Durant de la Chatre, Claude Forestier, Sieur de Charet de Masse und der Regimentschirurg Pierre Richeville. Vgl. Emilius, A. : Chronik der Französischen Colonie in Brandenburg 1685-1835, Brandenburg 1918, S. 62
  216.  ↑ Hanitzsch, Die Hugenotten in der Stadt Brandenburg, in: Historischer Verein Brandenburg/Havel e.V.: 5.-6.Jahresbericht.1995-1997, a.a.O., S. 19
  217.  ↑ Zitiert nach Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 200
  218.  ↑ Neben seiner Aufgabe als Pastor widmete sich Alphons des Vignoles der Erforschung der Geschichte Brandenburgs an der Havel. Im Jahre 1720 gab er zusammen mit den Theologen Louis Isaac de Beuasobre und Jacques Lenfant die „Bibliotheque Germanique“ heraus, eine Rezensionsschrift in französischer Sprache für die in Mittel-, Nord- und Osteuropa erscheinende wissenschaftliche und belletristische Literatur. Im Jahre 1727 wurde er Direktor der mathematischen Abteilung der Berliner Akademie der Wissenschaften. Neben seinen Forschungen bekleidete er noch das Amt des Pastors der französischen Gemeinde in Berlin-Köpenick. Vgl. Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 147 oder Hanitzsch, Die Hugenotten in der Stadt Brandenburg, in: Historischer Verein Brandenburg/Havel e.V.: 5.-6.Jahresbericht.1995-1997, a.a.O., S. 21
  219.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 114
  220.  ↑ Ebd. S. 121
  221.  ↑ Zitiert nach: Ebd. S. 120
  222.  ↑ Zitiert aus Hanitzsch, H.-J.: 1685-1985. 300 Jahre Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde in Brandenburg, Brandenburg an der Havel 1985, S. 9
  223.  ↑ Vgl. dazu auch Wernicke, A.: Bernauer Stadt-Chronik, Bernau 1894, S. 30 ff
  224.  ↑ Manoury, Die Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, a.a.O., S. 27
  225.  ↑ Sternheim, Bernau-das märkische Rothenburg, in: Der Nord-Berliner, a.a.O., S. 24
  226.  ↑ Wernicke, A.: Bernauer Stadt-Chronik, a.a.O., S. 74
  227.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 126
  228.  ↑ Sternheim, C.: Bernau-das märkische Rotenburg, in: Der Nord-Berliner vom 04.08.1994, S. 24
  229.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 258 f
  230.  ↑ Vgl. dazu auch Wirth von Weydenberg, J./Lerch, P.: Bernau bei Berlin in Wort und Bild. Ein Führer durch Bernau und Umgebung, Bernau 1911, S. 40 f
  231.  ↑ Manoury, K.: Die Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, Berlin 1961, S. 26
  232.  ↑ Vgl. Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 285
  233.  ↑ Zitiert aus Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 277 f
  234.  ↑ Ebd. S. 258
  235.  ↑ Zitiert aus Ebd.
  236.  ↑ Zitiert aus Ebd. S. 259
  237.  ↑ Ebd.
  238.  ↑ Zitiert aus Ebd.
  239.  ↑ Vgl. dazu auch Wernicke, A.: Bernauer Stadt-Chronik, Bernau 1894, S. 30 ff
  240.  ↑ Manoury, Die Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, a.a.O., S. 27
  241.  ↑ Sternheim, Bernau-das märkische Rothenburg, in: Der Nord-Berliner, a.a.O., S. 24
  242.  ↑ Wernicke, A.: Bernauer Stadt-Chronik, a.a.O., S. 74
  243.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 260
  244.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 342 f
  245.  ↑ Ebd.
  246.  ↑ Bader, J.: Frankfurt/Oder. Stadtbild im Wandel, Gudersberg/Gleichen 1993, S. 5
  247.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 344
  248.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  249.  ↑ Tollin, J.: Geschichte der Französischen Colonie in Frankfurt an der Oder, in: Mitteilungen des Historisch-Statistischen Vereins zu Frankfurt a.O., 8. Heft, Frankfurt a.O. 1868, S. 7
  250.  ↑ Manoury, Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, a.a.O., S. 160
  251.  ↑ Ebd.
  252.  ↑ Tollin, Geschichte der Französischen Colonie in Frankfurt an der Oder, in: Mitteilungen des Historisch-Statistischen Vereins zu Frankfurt a.O., a.a.O., S. 7
  253.  ↑ Zitiert aus: Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 345. Der hugenottische Geschichtsschreiber Charles Ancillon stellte fest: „Frankfurt an der Oder, berühmt durch die dortige Universität und eine Anzahl hervorragender Männer, war seit Beginn der Verfolgungen für die jungen Leute bestimmt, die in Frankreich ihre Studien begonnen hatten, und sie hier fortsetzen konnten. Hier besteht ein Seminar für junge Leute, die auf Kosten seiner Kurfürstlichen Hoheit studieren. Die französischen Studenten hatten Anteil an dieser Vergünstigung, die ursprünglich nur ausgewählten Familien gewährt wurde.“ Vgl. Ancillon, Geschichte der Niederlassung der Refugies in den Staaten seiner Kurfürstlichen Hoheit von Brandenburg, a.a.O., S. 22
  254.  ↑ Modrow, I.: Wonach in Frankfurt „jeder, der nur wollte, gute Studien machen konnte ...“ Eine kleine Geschichte der Viadrina, Schöneiche bei Berlin 2006, S. 13
  255.  ↑ Höhle, M.: Universität und Reformation. Die Universität Frankfurt (Oder) von 1506 bis 1550. Köln 2002, S. 16
  256.  ↑ Hasse, G./Winkler, J. (Hg.): Die Oder-Universität Frankfurt. Beiträge zu ihrer Geschichte. Weimar 1983, S. 16
  257.  ↑ Modrow, I.: Wonach in Frankfurt „jeder, der nur wollte, gute Studien machen konnte ...“ Eine kleine Geschichte der Viadrina, Schöneiche bei Berlin 2006, S. 78
  258.  ↑ Höhle, M.: Universität und Reformation. Die Universität Frankfurt (Oder) von 1506 bis 1550. Köln 2002, S. 27
  259.  ↑ Hasse, G./Winkler, J. (Hg.): Die Oder-Universität Frankfurt. Beiträge zu ihrer Geschichte. Weimar 1983, S. 37
  260.  ↑ Pyritz, R./Schütt, M. (Hrsg.): Die Viadrina. Eine Universität als Brücke zwischen Deutschland und Polen, Berlin 2009, S. 38
  261.  ↑ Modrow, I.: Wonach in Frankfurt „jeder, der nur wollte, gute Studien machen konnte ...“ Eine kleine Geschichte der Viadrina, Schöneiche bei Berlin 2006, S. 37
  262.  ↑ Hasse, G./Winkler, J. (Hg.): Die Oder-Universität Frankfurt. Beiträge zu ihrer Geschichte. Weimar 1983, S. 55
  263.  ↑ Pyritz, R./Schütt, M. (Hrsg.): Die Viadrina. Eine Universität als Brücke zwischen Deutschland und Polen, Berlin 2009, S. 29
  264.  ↑ Hasse, G./Winkler, J. (Hg.): Die Oder-Universität Frankfurt. Beiträge zu ihrer Geschichte. Weimar 1983, S. 48
  265.  ↑ Targiel, R.-R.: Vom Großen Collegienhaus der Frankfurter Universität. Die Mark Brandenburg – Zeitschrift für das Land Brandenburg, Heft 63, Berlin 2006, S. 25
  266.  ↑ Ebd., S. 28
  267.  ↑ Modrow, I.: Wonach in Frankfurt „jeder, der nur wollte, gute Studien machen konnte ...“ Eine kleine Geschichte der Viadrina, Schöneiche bei Berlin 2006, S. 28
  268.  ↑ Höhle, M.: Universität und Reformation. Die Universität Frankfurt (Oder) von 1506 bis 1550. Köln 2002, S. 38
  269.  ↑ Ebd. S. 346. Vgl. dazu auch Grau, C.: „Savans refugies“-„Französische Gelehrte“. Über den Beitrag der Hugenotten zur Wissenschaftsentwicklung in Brandenburg-Preußen am Ende des 17. und im 18. Jahrhundert, in: Mittenzwei, I.(Hrsg.): Hugenotten in Brandenburg-Preußen, Berlin 1987, S. 228-240, hier: S. 230 ff
  270.  ↑ Tollin, Geschichte der Französischen Colonie in Frankfurt an der Oder, in: Mitteilungen des Historisch-Statistischen Vereins zu Frankfurt a.O., a.a.O., S. 7
  271.  ↑ Ebd. S. 32
  272.  ↑ Mittenzwei, Hugenotten und Manufakturkapitalismus, in: Dies., Hugenotten in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 119
  273.  ↑ Zitiert aus: Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 347
  274.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  275.  ↑ Targiel, R.-R.: „ … zu leben und sich zu erhalten.“, in: Neuer Tag, 15.November 1985, S. 2
  276.  ↑ Tollin, Geschichte der Französischen Colonie in Frankfurt an der Oder, in: Mitteilungen des Historisch-Statistischen Vereins zu Frankfurt a.O., a.a.O., S. 17
  277.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 348. Zu den bekanntesten hugenottischen Maulbeerpflanzern gehörten Major du Clos und Baron von Dobrezensky.
  278.  ↑ Tollin, Geschichte der Französischen Colonie in Frankfurt an der Oder, in: Mitteilungen des Historisch-Statistischen Vereins zu Frankfurt a.O., a.a.O., S. 50
  279.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 348
  280.  ↑ Ebd. S. 19
  281.  ↑ Ebd. S. 345
  282.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 206
  283.  ↑ Ebd.
  284.  ↑ Ebd.
  285.  ↑ Presbyterium der französisch-deutsch-reformierten Gemeinde zu Angermünde (Hrsg.): Festschrift zur Feier der 250jährigen Wiederkehr der Aufnahme der Hugenotten durch den Großen Kurfürsten, Angermünde 1935, S. 6
  286.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 210
  287.  ↑ Vgl. dazu auch Otto, K.-H.: Angermünde am Mündesee- Beispiel für Vitalisierung des historischen Stadtkerns, in: Der Nord-Berliner, 16.04.1998, S. 24
  288.  ↑ Blaschke, W.: 700 Jahre Franziskanerkloster zu Angermünde, Angermünde 1999, S. 20
  289.  ↑ Presbyterium der französisch-deutsch-reformierten Gemeinde zu Angermünde, Festschrift zur Feier der 250jährigen Wiederkehr der Aufnahme der Hugenotten durch den Großen Kurfürsten, a.a.O., S. 7
  290.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 207
  291.  ↑ Ebd.
  292.  ↑ Muret, Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, a.a.O., S. 186
  293.  ↑ Manoury, Die Geschichte der französisch-reformierten Provinzgemeinden, a.a.O., S. 159
  294.  ↑ Beringuier, R.: Die Stammbäume der Französischen Colonie in Berlin, 2. Auflage, a.a..O., S. 28
  295.  ↑ In der Umgebung von Angermünde gab es außer Groß-Ziethen und Schmargendorf weitere Ortschaften, in denen sich Hugenotten angesiedelt haben: Klein-Ziethen, Serwest, Brodowin, Parstein, Neukünkendorf und Herzsprung. Zu der Hugenottenansiedlung in Groß Ziethen vgl. das Werk von Brocke, D. u.a.: Aus der Geschichte und Gegenwart der Dörfer Groß und Klein Ziethen, Groß Ziethen 1986
  296.  ↑ Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee: Ergebnisse der heimatgeschichtlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten Joachimsthal, Groß-Ziethen, Eberswalde und Hohenfinow, in: Werte unserer Heimat, Nr. 34, 1981, S. 76
  297.  ↑ Zitiert aus: Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 214
  298.  ↑ Presbyterium der französisch-deutsch-reformierten Gemeinde zu Angermünde, Festschrift zur Feier der 250jährigen Wiederkehr der Aufnahme der Hugenotten durch den Großen Kurfürsten, a.a.O., S. 9
  299.  ↑ Zitiert aus Ebd. S. 24
  300.  ↑ Zitiert aus: Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 208. Vgl. dazu auch Presbyterium der französisch-deutsch-reformierten Gemeinde zu Angermünde, Festschrift zur Feier der 250jährigen Wiederkehr der Aufnahme der Hugenotten durch den Großen Kurfürsten, a.a.O., S. 6
  301.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O., S. 208
  302.  ↑ Ebd. S. 211
  303.  ↑ Trübsbach, R.: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, S. 34
  304.  ↑ Becker, R./ von Dorn, I. (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644-1712, Bayreuth 2014, S. 77
  305.  ↑ Trübsbach, R.: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, S. 62
  306.  ↑ Becker, R./ von Dorn, I. (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644-1712, Bayreuth 2014, S. 85
  307.  ↑ Trübsbach, R.: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, S. 103
  308.  ↑ Yardeni, M.: Refuge und Integration. Der Fall Erlangen, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 146-159, hier: S. 147
  309.  ↑ Ebd.
  310.  ↑ Trübsbach, R.: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, S. 28
  311.  ↑ Ebrard, A.: Christian Ernst v. Brandenburg-Baireuth. Die Aufnahme reformierter Flüchtlingsgemeinden in ein lutherisches Land 1686-1712, Gütersloh 1906, S. 145-168, hier: S. 146 f
  312.  ↑ Yardeni, Refuge und Integration, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 148
  313.  ↑ Ebd., S. 146
  314.  ↑ Im Stadtarchiv Erlangen befindet sich eine Broschüre von vier Seiten über die Anwerbung von schweizerischen Geistlichen unterzeichnet von den Pfarrern Tholozan und Michel.
  315.  ↑ Becker, R./ von Dorn, I. (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644-1712, Bayreuth 2014, S. 77
  316.  ↑ Yardeni, Refuge und Integration, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 157
  317.  ↑ Trübsbach, R.: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, S. 123
  318.  ↑ Zitiert aus Ebd. S. 151
  319.  ↑ Becker, R./ von Dorn, I. (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644-1712, Bayreuth 2014, S. 28
  320.  ↑ Ebd., S. 152
  321.  ↑ Zitiert aus: Ebd. S. 153
  322.  ↑ Ebd., S. 149
  323.  ↑ Trübsbach, R.: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, S. 125
  324.  ↑ Ebd. S. 151
  325.  ↑ Becker, R./ von Dorn, I. (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644-1712, Bayreuth 2014, S. 129f
  326.  ↑ Trübsbach, R.: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, S. 36f
  327.  ↑ Im Jahre 1718 wurde der Pfarrer Rochemeont von seinem Amt entbunden. Die gespannte Atmosphäre setzte sich in den Amtszeiten von de Colombier (1718-1734) und Henri Hollard (1743-1753) fort.
  328.  ↑ Yardeni nennt in diesem Zusammenhang das Beispiel des Pfarrers Ruynat, der das Konsistorium um seine Entlassung bat, da er von seinem Gehalt den Lebensunterhalt für seine Frau und seine beiden Kinder nicht bezahlen konnte. Vgl. Ebd. S. 152
  329.  ↑ Becker, R./ von Dorn, I. (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644-1712, Bayreuth 2014, S. 144
  330.  ↑ Ebd., S. 153
  331.  ↑ Ebd.
  332.  ↑ Ebd. S. 155
  333.  ↑ Ebrard, Christian Ernst von Brandenburg-Baireuth, a.a.O., S. 164
  334.  ↑ Zitiert aus Yardeni, Refuge und Integration, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 156
  335.  ↑ Yardeni, Refuge und Integration, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 154
  336.  ↑ Trübsbach, R.: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, S. 103
  337.  ↑ Yardeni, Refuge und Integration, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 156 S. 157
  338.  ↑ Schanz, G.: Zur Geschichte der Colonisation und Industrie in Franken, 2 Bde., Erlangen 1884, B.I., S. 96 ff
  339.  ↑ Yardeni, Refuge und Integration, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 158
  340.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  341.  ↑ Becker, R./ von Dorn, I. (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644-1712, Bayreuth 2014, S. 156
  342.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  343.  ↑ Ebd., S. 159
  344.  ↑ Demandt, K.E.: Geschichte des Landes Hessen, 2. Auflage, Kassel/Basel 1972, S. 247
  345.  ↑ Von Rommel, C.: Zur Geschichte der französischen Colonien in Hessen-Kassel, Kassel 1857, S. 4
  346.  ↑ Mogk, W.: Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel,J./Mogk, W.: Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, Kassel 1978, S. 13-41, hier: S. 20
  347.  ↑ So lautete der selbst gewählte Name Sardans. Vgl. Malettke, K.: Opposition und Konspiration unter Ludwig XIV.. Studien zu Kritik und Widerstand gegen System und Politik des französischen Königs während der ersten Hälfte seiner persönlichen Regierung, Göttingen 1976, S. 225. Biographische Eckdaten Sardans liefert Rainer, E.: Der Abenteurer Sardan, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs, 1964/1965, Bd.17/18, S. 520-541
  348.  ↑ Ebd. S. 223 ff
  349.  ↑ Mogk, Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 21
  350.  ↑ Ebd.
  351.  ↑ Es existieren keine Quellen über die Gründe des Meinungswandels des Landgrafen.
  352.  ↑ Schmidmann, R.: Die Kolonien der Refugies in Hessen-Kassel und ihre wirtschaftliche Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert, Marburg 1929, S. 127
  353.  ↑ Mogk, W.: Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 23
  354.  ↑ Vgl. Tollin, W. (Hrsg.): Urkunden zur Geschichte hugenottischer Gemeinden in Deutschland, Magdeburg 1900, S. 9-15
  355.  ↑ Zitiert aus: Mogk, W.: Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 44
  356.  ↑ Ebd.
  357.  ↑ Ebd. S. 22
  358.  ↑ Schmidmann, Die Kolonien der Refugies in Hessen-Kassel und ihre wirtschaftliche Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert, a.a.O., S. 139 ff
  359.  ↑ Mogk, W.: Voraussetzung für die Einwanderung von Hugenotten und Waldensern nach Hessen-Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O, S. 46
  360.  ↑ Ebd. S. 45
  361.  ↑ Ebd. S. 23
  362.  ↑ Ebd.
  363.  ↑ Ebd. S. 25
  364.  ↑ Kohlhauer, N. (Hrsg.): Text des Freiheitsbriefes vom 26. August 1722, Greifenstein/Ulm o.J., S. 1
  365.  ↑ Himmelreich, R./Arabin, W.: Kirche und Heimat. Beilage zum Kasseler Sonntagsblatt für den Kreis Wetzlar, Folge 12 (1935), S. 1 ff
  366.  ↑ Ebd., S. 5
  367.  ↑ Klefner, T.: Geschichte Greifenthals, Greifenstein/Ulm 1988, S. 1
  368.  ↑ Ebd.
  369.  ↑ Kohlhauer, Text des Freiheitsbriefes vom 26. August 1722, a.a.O., S. 1
  370.  ↑ In der Legende wird die Ankunft der hugenottischen Flüchtlinge in das von Graf Wilhelm Moritz verwaltete Territorium folgendermaßen geschildert: „Auf einmal hörten sie (die Flüchtlinge, M.L.) ein anhaltendes Hundegebell, bald darauf springt ein Edelmann in Begleitung zweier Ritter auf ihren Platz. Schreck und Erstaunen lag auf allen ihren Gesichtern, die vorher von freudiger Hoffnung geleuchtet hatten. Unsere Flüchtlinge bleiben vor Überstürzung gelähmt auf ihrem Moos sitzen. Der erste Ritter, der sich durch seine ehrfurchtsgebietende Gestalt und Haltung wie auch durch seine prächtige Kleidung als den vornehmsten kenntlich machte, hielt verwundert sein Pferd an und fragte, was das alles zu bedeuten hätte. Ormond entblößte sein weißes Haupt, trat herbei und berichtete, wer sie seien, wohin sie wollten und woher sie kämen. Zuletzt bat er den Unbekannten, sie in Frieden zu lassen, und wenn es sein könnte, den Hunger dieser Unglücklichen zu stillen, die drei Tage lang nichts gegessen hätten. Diese einfachen unbeweglichen Worte des ehrwürdigen Greises gingen dem Herrn sehr zu Herzen, tiefe Rührung zeigte sich auf seinem Angesicht und seine Augen füllten sich mit Tränen. Mit bewegter Stimme sagte er ihnen in französischer Sprache:’Danket dem Herrn, der Euch so wunderbar errettet hat. Ich bin der Landesherr Graf Moritz zu Solms-Braunfels, man hat mir angezeigt, eine Zigeunerbande habe sich im Wald verborgen und gefährde die umliegenden Dörfer. Ich bin selbst gekommen, um zu sehen, wie es sich damit verhält. Stattdessen finde ich Glaubensbrüder und verfolgte Christen. Der Herr spricht: Selig sind, die um meinetwillen verfolgt werden. (…) seid getrost Ihr armen Flüchtlinge, Eure Not hat nun ein Ende. Die Häuser und Äcker, die ihr um des Glaubens willen verlassen habt, sollen Euch von mir ersetzt werden. Wartet nur ein wenig, Eure Leiber sollen erquickt, Eure Seelen getröstet werden.’ (…) So sprach der gottselige Graf, schwenkte sein Pferd um und sprengte im Galopp davon. Wer beschrieb die Wirkung, die diese tröstenden Worte in ihrer Sprache gesprochen auf diese Leute ausübte? Die Tränen entstürzten Ihren Augen, sie fielen einander in die Arme und schluchzten laut in unaussprechlicher Bewegung ihrer Herzen. (…) Ormond stand da mit zum Himmel gerichteten Augen, seine Lippen bewegten sich lautlos, er betete stille zum Herrn. Brunet stimmte begeistert ein Lob -und Dankeslied an und alle sangen mit erhobenem Herzen. Zitiert aus N.N.: Leiden und Abenteuer einer kleinen Hugenottengemeinde bei ihrer Flucht nach Deutschland im Jahre 1685, Leipzig 1866, S. 9 f
  371.  ↑ Arabin, W.: Hugenottensiedlung Daubhausen-Greifenthal seit 1685. Ursprung und Entwicklung, Festschrift zum 300jährigen Bestehen der Siedlung, Wetzlar-Hermannstein , o. J. S. 15
  372.  ↑ Klefner, Geschichte Greifenthals, a.a.O., S. 2
  373.  ↑ Ebd.
  374.  ↑ Beuleke, W.: Die Gründer und Mitglieder der Hugenottengemeinde Daubhausen-Greifenthal, in: Archiv für Sippenforschung, 41 Jg. August 1975, Heft 59, S. 215-265, hier: S. 232
  375.  ↑ Himmelreich, F.: Greifensteiner Chronik- Ein Beitrag zur Geschichte des Solmser Landes, 2. Auflage, Wetzlar 1903, S. 46
  376.  ↑ Kohlhauer, Text des Freiheitsbriefes vom 26.August 1722, a.a.O., S. 3
  377.  ↑ Ebd.
  378.  ↑ Ebd.
  379.  ↑ Ebd., S. 4
  380.  ↑ Ebd., S. 5
  381.  ↑ Ebd., S. 11
  382.  ↑ Ebd., S. 4
  383.  ↑ Ebd., S. 10
  384.  ↑ Ebd., S. 15
  385.  ↑ Ebd., S. 19 f
  386.  ↑ Ebd., S. 20
  387.  ↑ Ebd., S. 13 f
  388.  ↑ Ebd., S. 14
  389.  ↑ Zeitungsgruppe Lahn-Dill, 14.09.1999, S. 2
  390.  ↑ Schäfer, K.: Todenhausen, in: Desel,/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen- Kassel, a.a.O., S. 366-375, hier: S. 366
  391.  ↑ Kiefner, T.: Todenhausen und Wiesenfeld. Zum 250. Geburtstag der beiden Orte, in: Der deutsche Waldenser. Zeitschrift für die Mitglieder der Deutschen Waldenservereinigung. Mühlacker, August 1970, Neue Folge 109, S. 3-4, hier: S. 3
  392.  ↑ Schäfer, K.: Waldenserkolonie Todenhausen 1720-1970. Ein Überblick über die Geschichte von Colonie und Deutsch Todenhausen. Festschrift zum 250jährigen Bestehen der Kolonie, Todenhausen 1970, S. 19
  393.  ↑ Schäfer, Todenhausen, in: Desel./Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen- Kassel, a.a.O., S. 367
  394.  ↑ Ebd.
  395.  ↑ Schäfer, Waldenserkolonie Todenhausen 1720-1970, a.a.O., S. 34 ff
  396.  ↑ Ebd. S. 22
  397.  ↑ Ebd. S. 31
  398.  ↑ Um das Jahr 1735 herum besaß die hugenottische Kolonie in Todenhausen einen Viehbestand von fünf Pferden, 33 Ochsen, 29 Kühen, 140 Schafen und 38 Schweinen. Vgl. dazu Schäfer, Waldenserkolonie Todenhausen 1720-1970, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 369
  399.  ↑ Schäfer, Waldenserkolonie Todenhausen 1720-1970, a.a.O.,. S. 51 ff
  400.  ↑ Schäfer, Todenhausen, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 369
  401.  ↑ Schäfer, Waldenserkolonie Todenhausen 1720-1970, a.a.O.,. S. 166
  402.  ↑ Schäfer, Todenhausen, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 370
  403.  ↑ Zitiert aus: Ebd., S. 370
  404.  ↑ Schäfer, Waldenserkolonie Todenhausen 1720-1970, a.a.O., S. 34 ff
  405.  ↑ Das Register des Jahres 1811 nannte in 28 Häusern sieben deutsche Familiennamen. Im Jahre 1872 trugen in 36 Haushalten 19 Männer französische Familiennamen, in elf Familien die Frauen deutsche Geburtsnamen. Vgl. Ebd. S. 110
  406.  ↑ Die Inschrift im Inneren der Kirche von Todenhausen lautet: „Auf Anordnung Wilhelms VIII., von Gottes Gnaden Landgraf von Hessen, des besten Vaters des Vaterlandes, wurde dieses Christus geweihte Gotteshaus von den um des Glaubens willen geflüchteten Gläubigen eingeweiht am 21. Tag des Septembers im Jahre 1755 des christlichen Zeitalters.“ Vgl. dazu Schäfer, Todenhausen, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 372
  407.  ↑ Ebd. S. 371
  408.  ↑ Schäfer, Waldenserkolonie Todenhausen 1720-1970, a.a.O., S. 138
  409.  ↑ Grefe, A.: Die Jubiläumsfeier in Todenhausen, in: Der deutsche Waldenser. Zeitschrift für die Mitglieder der Deutschen Waldenservereinigung. Mühlacker, August 1970, Neue Folge 109, S. 2-3, hier: S. 2
  410.  ↑ Dölemeyer, Hier finde ich meine Zuflucht, a.a.O., S. 12
  411.  ↑ Ebd., S. 46
  412.  ↑ Ebd., S. 43
  413.  ↑ Ebd., S. 44
  414.  ↑ Ebd. S. 44 f
  415.  ↑ Gonnermann, E.: Das Tal von Queyras und Abries, die Heimatgemeinde von Karlsdorf in Hessen, in: Hessenland. Zeitschrift für hessische Geschichte und Literatur, Kassel, Mai 1927, 39 Jg., Heft 5, S. 97-99, hier: S. 98
  416.  ↑ Baas, F.-K.: Carlsdorf, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldsenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 162-177, hier: S. 162
  417.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  418.  ↑ Niemeyer, A.: Die älteste französische Kolonie in Hessen, in: Der deutsche Hugenott. Zeitschrift für die Mitglieder des Deutschen Hugenotten-Vereins, Braunschweig 1955, S. 15-18, hier: S. 15
  419.  ↑ Zögner, L.: Hugenottendörfer in Nordhessen. Planung, Aufbau und Entwicklung von siebzehn französischen Emigrantenkolonien. Eine Studie zur historisch-geographischen Landeskunde, Marburg 1966, S. 46
  420.  ↑ Ebd.
  421.  ↑ Ebd. S. 48
  422.  ↑ Pfaff, F.: Karlsdorf. Die älteste französische Kolonie in Hessen in vorbildlicher Entwicklung zum deutschen Dorfe, Kassel 1916, S. 103
  423.  ↑ Vgl. auch dazu Niemeyer, A.: Heimatfest Karlsdorf, in: Heimatkalender für den Kreis Hofgeismar 1937, S. 33-34, hier: S. 34
  424.  ↑ Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen, a.a.O., S. 51
  425.  ↑ Zitiert aus: Baas, Carlsdorf, in: Desl/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 165
  426.  ↑ Pfaff, Karlsdorf, a.a.O., S. 85
  427.  ↑ Baas, Carlsdorf, in: Desl/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 165
  428.  ↑ Ebd. S. 166
  429.  ↑ N.N.: Die älteste Hugenottensiedlung Hessens. Zum 250jährigen Jubiläum der Carlsdorfer Kirche, in: Der evangelische Sonntagsbote, Jg. 9, Nr.47, 17.10.1954, S. 2
  430.  ↑ Zitiert aus: Pfaff, Karlsdorf, a.a.O., S. 103. Eine für die Nachwelt erhaltene Würdigung des Landgrafen Carl von Hessen-Kassel findet sich am Portal der Kirche: Die Franzosen, die wegen ihres Bekenntnisses zum Evangelium vertrieben wurden, haben diese Kirche zur Ehre Gottes errichtet durch die mildtätige Unterstützung seiner Hoheit des Fürsten und Landgrafen Carl von Hessen-Kassel. Er sammelte sie voller Mitleid unter seinem Schirm und trug nicht weniger Sorge um das Heil ihrer Seelen, als um die Erhaltung ihres Leibes. Er verdient, dass die in diesem Hause beten und allerorten heiße Wünsche zum Himmel senden für sein Wohlergehen und für seinen Ruhm. Vgl. Ebd. S. 103 f
  431.  ↑ Pfaff, Karlsdorf, a.a.O., S. 104
  432.  ↑ Baas, Carlsdorf, in: Desl/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 169
  433.  ↑ Schröter, K.: Louisendorf (Hammonshausen), in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 348-365, hier: S. 348
  434.  ↑ Der Ort erhielt seinen Namen durch den Umstand, dass sich dort im 8. Jahrhundert ein Götzenbild des Jupiter Ammon befunden haben sollte.
  435.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  436.  ↑ Sprunkel, V.G.: Geschichte und Sprache der Hugenottenkolonie Louisendorf bei Frankenberg/Eder, Marburg 1964, S. 36
  437.  ↑ Schröter, K.: Louisendorf (Hammonshausen), in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 348-365, hier: S. 349
  438.  ↑ Ebd.
  439.  ↑ Vgl. dazu Giebel, A.: Abraham Fontaine, der erste Prediger der französischen Kolonie Louisendorf, in: Der deutsche Hugenott. Zeitschrift für die Mitglieder des Deutschen Hugenotten-Vereins, Braunschweig, März 1953, 17. Jg., Nr. 1, S. 11-15
  440.  ↑ Schröter, K.: Louisendorf (Hammonshausen), in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 348-365, hier: S. 350
  441.  ↑ Beuleke, W.: Die Bastet- eine Refugiesfamilie in Hessen, in: Der deutsche Hugenott. Zeitschrift für die Mitglieder des Deutschen Hugenotten-Vereins, Braunschweig, September 1973, 37. Jg., Nr. 3, S. 79-89, hier: S. 80
  442.  ↑ Schröter, K.: Louisendorf (Hammonshausen), in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 353
  443.  ↑ Ebd.
  444.  ↑ Seibert, W.: Die ersten Ansiedler der französischen Kolonie Louisendorf in Hessen, in: Der deutsche Hugenott. Zeitschrift für die Mitglieder des Deutschen Hugenotten-Vereins, Braunschweig, Juni 1974, 38. Jg., Nr. 2, S. 53-58, hier: S. 55
  445.  ↑ Schröter, K.: Louisendorf (Hammonshausen), in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 354
  446.  ↑ Zitiert aus: Ebd., S. 359
  447.  ↑ Giebel, A.: Aus der Geschichte der französischen Kolonie Louisendorf. Zum 250jährigen Bestehen der Kirche 1702-1952, in: Kasseler Sonntagsblatt vom 13.07.1952, 74.Jg., Nr. 28, S. 14-15, hier: S. 14
  448.  ↑ Zitiert aus: Hochhuth, C.W.H.: Statistik der evangelischen Kirche im Regierungsbezirk Cassel, Kassel 1872, S. 663
  449.  ↑ Schröter, K.: Louisendorf (Hammonshausen), in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 350
  450.  ↑ Ebd.
  451.  ↑ Ebd. S. 351
  452.  ↑ Grandjot, J.: Der Kampf der Louisendörfer um die Reinerhaltung des französischen Charakters ihrer Gemeinde, in: Der deutsche Hugenott. Zeitschrift für die Mitglieder des Deutschen Hugenotten-Vereins, Braunschweig, März 1963, 27 Jg., Nr.1, S. 11-15, hier: S. 12
  453.  ↑ Zitiert aus: Schröter, K.: Louisendorf (Hammonshausen), in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O , S. 351
  454.  ↑ Ebd.
  455.  ↑ Zögner, Hugenottendörfer in Nordhessen, a.a.O., S. 105
  456.  ↑ Schröter, K.: Louisendorf (Hammonshausen), in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 355
  457.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 47-103, hier: S. 47
  458.  ↑ Ebd.
  459.  ↑ Ranteln, M.: Hessische Geschichte, Frankfurt/Main 1977, S. 92
  460.  ↑ Ebd. S. 49
  461.  ↑ Zitiert aus: von Rommel, C.: Zur Geschichte der französischen Colonien in Hessen-Kassel, Kassel 1857, S. 146-147
  462.  ↑ Vgl. dazu Ledderhose, C.W.: Beyträge zur Beschreibung des Kirchen-Staates der Hessen-Casselischen Lange gesammelt und mit vermischten Anmerkungen begleitet, Kassel 1780, S. 453
  463.  ↑ Schminke, F.C.: Versuch einer genauen und umständlichen Beschreibung der Hochfürstlich-Hessischen Residenz- und Hauptstadt Cassel, Kassel 1767, S. 373
  464.  ↑ Schminke, F.C.: Versuch einer genauen und umständlichen Beschreibung der Hochfürstlich-Hessischen Residenz- und Hauptstadt Cassel, Kassel 1767, S. 374
  465.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 80
  466.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 109
  467.  ↑ Piderit, F. C. T.: Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Cassel, 2. Auflage, Kassel 1767, S. 48
  468.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 80
  469.  ↑ Ranteln, M.: Hessische Geschichte, Frankfurt/Main 1977, S. 167
  470.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 80
  471.  ↑ Ebd., S. 81
  472.  ↑ Ranteln, M.: Hessische Geschichte, Frankfurt/Main 1977, S. 100
  473.  ↑ Zitiert aus: Ebd. S. 61
  474.  ↑ Hoffmeister, J.C.C.: Historische-kritische Beschreibung aller bis jetzt bekannt gewordenen hessischen Münzen, Metallen und Marken, Kassel/Paris 1857-1880, Bd.I, S. 393
  475.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 108
  476.  ↑ Schminke, F.C.: Versuch einer genauen und umständlichen Beschreibung der Hochfürstlich-Hessischen Residenz- und Hauptstadt Cassel, Kassel 1767, S. 370 f
  477.  ↑ Ranteln, M.: Hessische Geschichte, Frankfurt/Main 1977, S. 127
  478.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 80 f
  479.  ↑ von Rommel, Zur Geschichte der französischen Colonien in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 161 f
  480.  ↑ Vgl. dazu Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 63 f
  481.  ↑ Ebd.
  482.  ↑ von Rommel, Zur Geschichte der französischen Colonien in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 159
  483.  ↑ Ranteln, M.: Hessische Geschichte, Frankfurt/Main 1977, S. 112
  484.  ↑ Vgl. dazu Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 75
  485.  ↑ Ebd. S. 109
  486.  ↑ Gild, A.: Heimatkunde von Kassel und Umgebung, 5. Auflage, Kassel 1910, S. 156
  487.  ↑ Heussner, Die französische Colonie in Kassel, a.a.O., S. 30
  488.  ↑ von Rommel, Zur Geschichte der französischen Colonien in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 159
  489.  ↑ Ledderhose, Beyträge zur Beschreibung des Kirchen-Staates der Hessen-Casselischen Lange gesammelt und mit vermischten Anmerkungen begleitet, a.a.O., S. 397
  490.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 58
  491.  ↑ Ranteln, M.: Hessische Geschichte, Frankfurt/Main 1977, S. 112
  492.  ↑ Zitiert aus: von Rommel, Zur Geschichte der französischen Colonien in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 159
  493.  ↑ Siebel, A.: Refugies in der Residenzstadt Kassel, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 77
  494.  ↑ Ranteln, M.: Hessische Geschichte, Frankfurt/Main 1977, S. 167
  495.  ↑ Brauns, C.: Kurhessische Gewerbepolitik im 17. und 18. Jahrhundert, Marburg/Lahn 1911, S. 62
  496.  ↑ Erbe, Die Hugenotten in Deutschland, a.a.O., S. 113
  497.  ↑ Brauns, Kurhessische Gewerbepolitik im 17. und 18. Jahrhundert, a.a.O., S. 83 f
  498.  ↑ Beuleke, W.: Die Hugenotten im Hersfelder Land, in: Hessische Familienkunde, Juli/Dezember 1974, Bd. 12, Heft 2/4, S. 247-262, hier: S. 249 f
  499.  ↑ Kempe, R.: Gethsemane. Zur Geschichte der Hugenottensiedlung im Werratal, in: Vergangenheit spricht zur Gegenwart, 18 Jg., Nr.2 (1965), S. 5-8, hier: S. 7
  500.  ↑ Dippel, H.: Um Glauben und Heimat. Geschichtlicher Beitrag über die Hugenottensiedlung Gethsemane, Kreis Hersfeld, in: Mein Heimatland. Juni/Juli 1932, Bd. 10, Nr. 11, S. 81-84, hier: S. 81 f
  501.  ↑ Neuhaus, W.: Seidenraupenzucht im Kreise Hersfeld, in: Mein Heimatland, 25.11.1950, 34 Jg., Bd. 14, Nr. 16, S. 66-67
  502.  ↑ Ebd. S. 67
  503.  ↑ Beuleke, Die Hugenotten im Hersfelder Land, in: Hessische Familienkunde, a.a.O., S. 150
  504.  ↑ Der erste Pfarrer Reynaud war der erste Flüchtling, der eine deutsche Frau heiratete. Im Jahre 1702 ehelichte der erste Lehrer der Kolonie, Jacques Prevost Anne Marie Knautz aus dem benachbarten Ort Schenksolz, die nach Gethsemane übersiedelte. Der Handschuhmacher Jean Montel vollzog die Trauung im Jahre 1709 mit einer gewissen Katharina Brandenstein aus Heimboldshausen. Deren Schwester Anne Gertrude Brandenstein wurde drei Jahre später die Frau von Samuel Raillon.
  505.  ↑ Vgl. dazu Bleibaum, F. (Hrsg.): Kreis Hersfeld, Melsungen 1966
  506.  ↑ Zitiert aus: Deisenroth, O.: Gethsemane, Landkreis Hersfeld, in: Desel/Mogk, Hugenotten und Waldenser in Hessen-Kassel, a.a.O., S. 300- 313, hier: S. 306
  507.  ↑ Vgl. dazu auch Schmidt, E.: Pierre Raillon aus der Dauphine. Hugenottenflüchtling fand Heimat in Gethsemane, in: Mein Heimatland, Juni 1971, Bd.24, Nr.18, S. 23-24
  508.  ↑ Vgl. dazu auch Beuleke, W.: Die Bastet- eine Refugiesfamilie in Hessen, in: Der deutsche Hugenott. Zeitschrift für die Mitglieder des Deutschen Hugenotten-Vereins, Braunschweig 1973, 37 Jg., Nr. 4, S. 157-164, hier: S. 159