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Religionspolitik in Frankreich

Von Margarete Lausberg

Jean Calvin und die französische Reformation

Jean Calvin gab der französischen Reformation ihr theologisches System. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Paris wurde Calvin ungefähr im Jahre 1533 ein leidenschaftlicher Anhänger der Reformation.[1] Im Haus seines Wohnungsgebers, des reichen Tuchhändlers Étienne de la Forge, der Martin Luthers Gedanken verbreitete, traf sich heimlich ein Kreis „Evangelischer“ Christen. Dazu gehörte auch Gérard Roussel, Prediger am Hof des Königs. Roussel floh in der Folgezeit aus Frankreich, wo er der Häresie angeklagt wurde, und verbrachte einige Jahre in Straßburg bei Wolfgang Capito. 1535 kehrte er auf Einladung des französischen König Franz I. zurück und wurde Bischof von Oléron (1536), wo er den Schutz Margarete von Angoulême genoss. Als Bischof hielt er zahlreiche Predigten und betonte das Studium der Bibel und die Abendmahlfeier, wofür er von der Sorbonne verdammt wurde. Roussel starb in Mauléon an seinen Verletzungen, die ihm ein katholischer Fanatiker beim Angriff auf die Kanzel, von der er predigte, mit einer Axt zugefügt hatte. Calvin, der an diesen Versammlungen teilnahm, beschäftigte sich mit der reformatorischen Lehre. Im April 1532 veröffentlichte er als erste Frucht seiner humanistischen Studien einen Kommentar zu Senecas De clementia („Über die Milde“), der Kritik an dem großen Humanisten Erasmus von Rotterdam übte naturgemäß aber nur für ein kleines Publikum bestimmt war.

Als in Paris der Verfolgungsdruck des Katholizismus zu stark wurde, siedelte er im Jahre 1535 nach Basel über. Mit Louis du Tillet reist Calvin Ende März 1536 über die Alpen in die Lombardei, um mit Renate von Frankreich, der Schwester Franz I. eine persönliche Bekanntschaft anzuknüpfen. Ihr Hof in Ferrara war ein Sammelpunkt für Künstler und Gelehrte, aber auch der Zufluchtsort für verfolgte Protestanten. Dort begegneten sie unter anderem dem bekannten Dichter Clément Marot, der im Herbst 1534 aus Paris nach Ferrara geflohen war. Auf einer Reise zu seinen Geschwistern kommt er durch Genf und wird vom dortigen Reformator Farel aufgehalten und eindringlich gebeten, beim Aufbau der Reformation in Genf mitzuhelfen. Nach einigem Zögern willigt Calvin ein.

Guillaume Farel ist neben Calvin ein weiterer wichtiger Theoretiker der Reformation in Frankreich.[2] Er wandte sich während seiner Studienzeit an der Sorbonne in Paris dem Evangelium zu, wie auch sein Professor Jacques Lefèvre d’Étaples (Jacobus Faber Stapulensis) wahrscheinlich 1519. Faber und Farel verkündigten in Paris mehrere Monate lang ungehindert das Evangelium. Faber verließ Paris aufgrund des großen Widerstandes gegen seine Lehre im November 1519. Die Abschriften der Leipziger Disputation zwischen Martin Luther und Johannes Eck wurden auch in Paris verbreitet. Das dortige Establishment verwarf die Lehrsätze von Luther. Seine Schriften wurden im April 1521 in den Straßen verbrannt. So ging Farel 1521 nach Meaux, vom Bischof Guillaume Briçonnet, einem Freund gemäßigter Reform, berufen.

Von da 1523 vertrieben, begab er sich nach Straßburg, Zürich, Bern und Basel. Seine öffentliche Disputation in Basel über die Unterscheidungslehren der römischen und evangelischen Kirche (1524) war sehr erfolgreich. Dennoch erzwangen seine Gegner bald darauf seine Entfernung. Farel reformierte seitdem in Montbéliard (1525), Aigle (1526), in der ganzen südwestlichen Schweiz, vorzugsweise in Neuenburg, wo 1530 die neue Lehre eingeführt wurde sowie als Folge davon in verschiedenen Neuenburger Landgemeinden.

Am 23. Oktober 1530 wurden nach einer Predigt von Farel materiell wertvolle Bilder, Altäre, Figuren und Kruzifixe in der Kathedrale unter Beteiligung der Priester von der Volksmenge zerstört. Die Forderung des Gouverneurs, man solle damit aufhören, wurde nicht befolgt. Das Volk wollte das Evangelium von Jesus Christus hören und hatte genug von lateinischer Messe und Litanei. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde eine Platte aus Messing angefertigt. In Genf konnte Farel erst 1533 festen Fuß fassen und verteidigte bei dem Religionsgespräch im Januar 1534 dem Rat gegenüber die reformierte Lehre so erfolgreich, dass der Genfer Rat im August 1535 die Reformation annahm. Von hoher Bedeutung für die Reformation in Genf war, dass Farel 1536 den durchreisenden Calvin zum Bleiben zu bewegen vermochte.

Als 1538 der Rigorismus beider Reformatoren ihre Ausweisung aus Genf bewirkt hatte, wählte Farel Neuenburg zum Hauptort seiner Tätigkeit; aber auch hier veranlasste sein rücksichtsloser Eifer Unruhen. Farel versuchte als Seelsorger, den zum Tode verurteilten Michael Servet zu einer Meinungsänderung zu veranlassen. Nach neuen Missionsreisen in Frankreich starb Farel.

Calvins Tätigkeit ist zunächst die Bibelauslegung, dann auch die Predigt und die Mithilfe bei der Organisation der Genfer Kirche.[3] 1537 macht Calvin einige Reformvorschläge, die dem Rat der Stadt aber zu weit gehen. Er führt den Psalmengesang und den katechetischen Unterricht ein und schreibt einen (an Luthers Kleinen Katechismus angelehnten) ersten Genfer Katechismus. Aber er fordert auch alle Einwohner Genfs auf, sich per Unterschrift zur Reformation zu bekennen.

In Genf wachsen vor allem deshalb die Spannungen zwischen den Altgläubigen und den reformatorisch Gesonnenen.[4] Bei Wahlen 1538 siegen die Reformgegner. Der Widerstand gegen Calvin wächst, und nach einigem Hin und Her werden Calvin und Farel Ostern 1538 ihres Amtes enthoben und aus Genf verwiesen, weil sie Ostern gepredigt hatten, obwohl ihnen das der Rat der Stadt verboten hatte. Im Jahre 1541 erließ der Rat der Stadt Genf eine von Calvin verfasste Kirchenordnung (Ordonnances ecclesiastiques), die von nun an das religiöse, sittliche und soziale Leben der Bürger Genfs regelten.

In seinem Hauptwerk „Institutio religionis christianae“[5], das im Jahre 1541 in französischer Sprache erschien, formte Calvin aus den umlaufenden Lehren ein einheitliches theoretisches Konstrukt, das sich zur geistigen Grundlage des Kalvinismus in Frankreich entwickelte. Dabei war Calvin von der Verfolgung seiner Glaubensgenossen in Frankreich bewegt und wollte darlegen, dass sie mitnichten Ketzer und Aufwiegler seien, sondern seriöse Erneuerer des biblischen Glaubens und der wahren Kirche. Er widmete die Institutio dem französischen König Franz I.. Calvin vollendete die Institutio, die zunächst sechs Kapitel umfasste, am 23. August 1535. Im März 1536 wurde sie dann beim Basler Buchdrucker Thomas Platter gedruckt und veröffentlicht.

Bis 1559 wurde die Institutio fortlaufend erweitert, wuchs zu einem als bedeutend geltenden Lehrwerk des christlichen Glaubens im reformatorischen Sinne heran und wurde zunächst ins Französische, dann später in viele andere Sprachen übersetzt. Anschließend übersetzte er die im Jahre 1539 auf 17 Kapitel erweiterte lateinische Ausgabe erstmals ins Französische und veröffentlichte diese Ausgabe im Jahr 1541. Eine weitere überarbeitete lateinische Ausgabe erschien 1543 mit 21 Kapiteln, die französische Übersetzung wurde im Jahr 1545 veröffentlicht. Bei der vorletzten Überarbeitung aus dem Jahr 1550 (französische Übersetzung: 1551) wurden die Kapitel zusätzlich wegen des großen Umfangs in Paragraphen unterteilt. Die letzte deutlich erweiterte Ausgabe der Institutio in Latein ließ Calvin durch den Genfer Buchdrucker Robert Estienne im Jahr 1559 publizieren, die französische Übersetzung erschien im Jahr 1560.[6]

In der „Christianae Religionis Institutio“ erläutert Calvin den für seine Lehre zentralen Begriff der Erwählung oder Prädestination:

"Gott hat in seinem ewigen und unwandelbaren Ratschluss einmal festgestellt, welche er einst zum Heil annehmen und welche er andererseits dem Verderben anheim geben will. Dieser Ratschluss ist, das behaupten wir, hinsichtlich der Erwählten auf Gottes unverdientes Erbarmen begründet, ohne jede Rücksicht auf menschliche Würdigkeit. Den Menschen aber, die er der Verdammnis überantwortet, denen schließt er nach seinem zwar gerechten und unwiderruflichen, aber unbegreiflichen Gericht den Zugang zum Leben zu! ... Wie aber der Herr seine Auserwählten durch die Berufung und Rechtfertigung kenntlich macht, so gibt er den Verworfenen durch ihren Ausschluss von der Erkenntnis seines Namens und der Heiligung seines Geistes wie durch Zeichen bekannt, was für ein Gericht ihrer wartet."[7]

Calvin verfasste Kommentare zu fast allen Büchern des Alten und Neuen Testamentes und theologische Traktate, in denen er die Reformation verteidigte oder seine eigene Position darlegte. Er entwickelte in seinen Schriften den Gedanken der Prädestination, die aus dem Glauben an die absolute Souveränität Gottes resultierende Erwählung oder Verwerfung des Menschen, die ausschließlich dem persönlichen Willen Gottes entsprang und vom menschlichen Handeln unabhängig war.[8] Wie die anderen Reformatoren ließ Calvin als Sakramente nur die Taufe und das Abendmahl gelten. Dieses ist ein wirksames Zeichen. In ihm ist Christus durch den Heiligen Geist gegenwärtig und wirksam. Die Predigt hat sakramentalen Charakter, denn sie macht den Glaubenden der Gemeinschaft mit Gott teilhaftig. Calvin konnte sich mit dem Vorschlag, das Abendmahl jeden Sonntag zu feiern, nicht durchsetzen. Daraufhin wurde es in Genf viermal im Jahr gefeiert. Das Innere der Kirchen war betont schlicht gehalten, um die Menschen nicht vom Wesentlichen – Schriftlesung, Predigt, Gebet, gemeinsames Singen – abzulenken. Calvin förderte das Kirchenlied, hauptsächlich Psalmen, die in Strophen- und Versform gebracht und vertont wurden. So gab er 1539 erstmals den Genfer Psalter heraus.

Die erste Konsequenz aus der Lehre Calvins war die außerordentlich starke Aufwertung der Laien in der Kirche durch Calvins Vierämterlehre.[9] Die Vierämterlehre ist eine theologische Lehre, die besagt, dass für die richtige Ordnung der Kirche vier Ämter notwendig seien. Sie geht auf den Straßburger Reformator Martin Bucer zurück und wurde vom Genfer Reformator Calvin zuerst in der Genfer Kirchenordnung von 1541 (revidiert 1561) in eine organisatorische Form gebracht. Calvin nennt unter Berufung auf das Neue Testament vier Ämter, die es in jeder Kirchengemeinde geben müsse: Pastoren oder Hirten (pasteurs), Lehrer (docteurs), Älteste (anciens) und Diakone (diacres). In diesen Ämtern differenzieren sich die verschiedenen Dienste, die in und von der Gemeinde wahrzunehmen sind. Sie sind einander nicht hierarchisch zugeordnet, sondern funktional definiert.

Aufgabe der Pastoren ist die Verkündigung von Gottes Wort und die Verwaltung der Sakramente sowie Ermahnung und Trost. Die Lehrer sorgen für die Unterweisung der Gemeinde im christlichen Glauben und für die Ausbildung des theologischen Nachwuchses. Die Ältesten (in Genf zugleich gewählte Mitglieder des weltlichen Rates der Stadt) leiten gemeinsam mit Pastoren und Lehrern die Gemeinde; insbesondere wirken sie bei der Kirchenzucht mit. Calvin legte damit eine Neuinterpretation des neutestamentlichen Presbyteramtes vor. Auftrag der Diakone schließlich ist es, die Armenfürsorge zu organisieren.

In seiner Institutio Christianae Religionis gab Calvin weitere theologische Begründungen für seine neue Ordnung.[10] Eigentlich sind nach der Institutio die Ämter von Pastoren und Lehrern nicht unterschieden, so dass in zahlreichen Kirchenordnungen) faktisch eine Dreiämterlehre verwirklicht ist. Die Aufgaben von Ältesten und Diakonen wurden von Calvin ebenfalls dort beschrieben.

Die Vierämterlehre Calvins wurde prägend für die Kirchenordnungen der reformierten Kirchen. Bei den Hugenotten, die sich als verfolgte Minderheitskirche auf keine staatlichen Institutionen stützen konnten, wurden die Ältesten von den erwachsenen männlichen Gemeindegliedern gewählt. Auch die Mitglieder der Nationalsynode und der Regionalsynoden wurden durch Wahl bestimmt. Dadurch wurde die Stellung der Laien in der Kirche und ihrer Leitung außerordentlich gestärkt. Durch die Vermittlung niederländisch-reformierter Christen wurde dies aber jenseits der Grenzen reformierter Kirchentümer in Teilen rezipiert (Weseler Konvent). Sie wurde eine Voraussetzung für die Verfassungsprinzipien des Presbyterianismus und des Kongregationalismus.

Die erwachsenen männlichen Gemeindeglieder wählten aus ihrer Mitte auf Zeit Älteste (Presbyter, Kirchengemeinderat), die zusammen mit den Geistlichen die Kirchengemeinden leiteten. In Genf waren die Ältesten zugleich gewählte Mitglieder des Rats der Stadt.[11] Die Hugenotten, die sich als verfolgte Minderheitskirche nicht auf weltliche Instanzen stützen konnten, ergänzten dieses Presbyterialsystem auf regionaler und nationaler Ebene durch gewählte Synoden, in denen die Laien und die Geistlichen ebenfalls gleichberechtigte Mitglieder waren.

Die anderen reformierten Kirchen übernahmen diese Kirchenordnung, teils mit einigen kleineren Veränderungen. Quäker, Baptisten und Methodisten sind in ähnlicher Weise organisiert. Somit praktizierten die von Calvin geprägten oder beeinflussten reformatorischen Christen eine kirchliche Selbstregierung, die eine repräsentative Demokratie darstellte.

Die Kirche ist für Calvin die „Mutter“ der Glaubenden.[12] Denn in der Kirche begegnen ihnen die Predigt des Wortes Gottes und die Sakramente. Calvin war es wichtig, dass die Kirche von den weltlichen Obrigkeiten unabhängig ist. In seiner Kirchenordnung von 1541 führte er nach dem Vorbild der urchristlichen Gemeinden das Amt der Ältesten (anciens) ein. Diese Ältesten waren zugleich Mitglieder des weltlichen Rates der Stadt Genf. Zusammen mit den Pfarrern (pasteurs. ministres), die für das gottesdienstliche Leben zuständig waren, bildeten sie das Konsistorium (consistoire), also eine Synode, d.h. eine selbständige Kirchenleitung. Weitere Ämter hatten die Lehrer (docteurs) inne, die für den kirchlichen Unterricht sorgten, und die Diakone (diacres), die die Armenpflege ausübten.[13]

Nach dem gewaltsamen Tod William Tyndales gewann Calvin mehr und mehr Einfluss auf die Reformation in England.[14] Er korrespondierte mit Eduard VI. und englischen Theologen. Nach der Gründung englischer Kolonien (ab 1609) in Nordamerika wurden die reformatorischen Kirchen dort zur beherrschenden Macht, insbesondere Kongregationalisten, Baptisten, Presbyterianer, Anglikaner (Episkopalisten), Quäker und Methodisten. Kleinere Gruppen bildeten Lutheraner und Mennoniten.

In Schottland zwang der puritanische Adel 1567 die katholische Königin Maria Stuart, zugunsten ihres protestantischen Sohns Jakobs VI. abzudanken. Das machte den Weg frei für die Reformation im Land. Er war von 1603 bis 1625 in Personalunion als Jakob I. auch König von England. Unter ihm und seinem Nachfolger Karl I. wurden die Dissenters, größtenteils puritanische oder separatistische Kongregationalisten (Independenten) hart verfolgt.

Im englischen Bürgerkrieg übernahmen sie unter Oliver Cromwell die Macht im Land und inaugurierten zeitweise ein autoritäres Regime. Wegen seiner absolutistischen Machtansprüche und der Begünstigung der Katholiken wurde Karl I. 1649 hingerichtet und das Land zu einer Republik (Commonwealth of England) erklärt. Aus denselben Gründen setzte das Parlament in der Glorious Revolution 1688 Jakob II. ab und übertrug die Königswürde – allerdings mit eingeschränkten Vollmachten – seiner Tochter Maria und ihrem Gemahl Wilhelm III. von Oranien. Beide waren Protestanten.

Damit waren die Grundzüge der englischen bzw. britischen Demokratie geschaffen. 1776 machten sich die amerikanischen Kolonien von Großbritannien unter Georg III. unabhängig. In allen diesen Revolutionen, die Meilensteine auf dem Weg zur neuzeitlichen Demokratie waren, spielte Calvins Staats- und Widerstandstheorie eine herausragende Rolle; jedes Mal handelten die Revolutionäre mit der Unterstützung der großen Mehrheit der jeweiligen Bevölkerung.

Calvinistisches Glauben und Denken trugen auch zum Entstehen der amerikanischen Demokratie – und der Menschenrechte – bei, und zwar durch die reformierte Bundestheologie (Föderaltheologie).[15] Durch seine Erwählung schließt Gott einen Bund oder Vertrag mit den Glaubenden, die dadurch zugleich miteinander zu einer Gemeinde zusammengeführt werden. Bei den Kongregationalisten verdichteten sich diese theokratischen Gedanken zur politischen Form der Demokratie, die aber in England nicht zu verwirklichen war. Die dort verfolgten separatistischen bzw. puritanischen Kongregationalisten, die ab 1620 in das spätere Massachusetts auswanderten, waren überzeugt, dass die Demokratie die „gottgemäße Staatsform“ ist (Pilgerväter, Mayflower-Vertrag)

In einigen nordamerikanischen Kolonien verbanden sich die demokratische Regierungsform und ihre bürgerlichen Freiheitsrechte mit dem zentralen Menschenrecht der Religionsfreiheit. Luther hatte das mittelalterliche Inquisitionsverfahren und die staatliche Verfolgung von Andersgläubigen verworfen. Der Glaube, so Luther, könne nicht erzwungen werden. Er sei ein Werk des Heiligen Geistes. Dieselbe Auffassung vertrat der Theologe Roger Williams, der 1636 die Kolonie Rhode Island schuf, die nach demokratischen Grundsätzen regiert wurde und uneingeschränkte Religionsfreiheit gewährte. Williams war zunächst Kongregationalist, später schloss er sich den Baptisten an. Auch die Kolonie Connecticut unter der Führung von Thomas Hooker, einem ebenfalls kongregationalistischen Theologen, verlangte von ihren Bürgern keine Glaubensprüfung. Zusammen mit Pennsylvania, einer Gründung des Quäkers William Penn (1682), wurden diese Kolonien Zufluchtsstätten für in Europa verfolgte religiöse Minderheiten, einschließlich Juden.

Anfang des 17. Jahrhunderts waren aus dem englischen Täufertum die baptistischen Kirchen entstanden. Baptisten wie John Smyth und Thomas Helwys forderten in Streitschriften vehement Glaubens- und Gewissensfreiheit.

Die amerikanische Revolution nährte sich auch aus Traditionen die auf Calvin zurückgingen. Daneben sind insbesondere die Ideen der Freimaurer oder der Aufklärung wiederzufinden.[16]

Calvin übte eine strenge Kirchenzucht aus, die von dem Betroffenen nicht als Strafe, sondern als Hilfe verstanden werden sollte.[17] Die Maßnahmen reichten je nach Schwere des Falles von Ermahnung bis zu Verbannung und Hinrichtung. Ihre Härte mag teilweise durch die großen Flüchtlingsströme motiviert gewesen sein. Zu den rund 10.000 Einwohnern von Genf kamen innerhalb von 30 Jahren etwa 15.000 Flüchtlinge hinzu, zumeist Hugenotten. Die Probleme, die dieser hohe Anstieg der Bevölkerung mit sich brachte, begünstigten die die Entscheidung zum Einsatz besonderer und harter Maßnahmen, die der Stadtrat und das Konsistorum je für sich durchsetzten. Calvin war in tiefer Sorge wegen der harten Verfolgung seiner hugenottischen Landsleute und der Waldenser in Südfrankreich, die sich der Reformation angeschlossen hatten.

Die Entwicklung in Frankreich

Das Edikt von Nantes (1598)

Die entscheidende Voraussetzung zur Überwindung der konfessionellen Gegensätze schuf Heinrich IV. mit dem Edikt von Nantes vom 30.04.1598, das einen religiösen Ausgleich brachte und das Ende der mehr als drei Jahrzehnte dauernden Hugenottenkriege bedeutete.[18] Das Edikt, das aus 92 Artikeln, einem Breve über finanzielle Zuwendungen des Königs an die Protestanten und mehr als 50 Geheimartikeln über die Gewährung von Sicherheitsplätzen und anderen Zugeständnisse an die Hugenotten bestand, gründete sich auf die in früheren Jahren herausgegebenen Edikte von Poitiers, Nerac und Fleix. Das Edikt von Nantes stellte somit eine Zusammenfassung und Bestätigung jener Teilerfolge dar, die die Protestanten innerhalb der acht Hugenottenkriege errungen hatten.[19]

Der wesentliche Grundsatz des Ediktes von Nantes war die Gewährung der vollen Gewissensfreiheit, auch wenn der Katholizismus bis zum Toleranzedikt von 1787 weiterhin Staatsreligion blieb. Jedoch durften die Protestanten ihren Kult lediglich unter verschiedenen Beschränkungen ausüben; sie mussten sich weiterhin den katholischen Ehegesetzen unterwerfen und waren zur Zahlung des Kirchenzehnten an die katholischen Pfarrer verpflichtet. Für ihre eigenen konfessionellen Bedürfnisse wurde ihnen gestattet, innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft eigene Steuern zu erheben. Von der protestantischen Kultfreiheit waren der Hof des Königs mit seinem Gefolge, Paris mit seiner Bannmeile und die Armee bis auf die Quartiere hugenottischer Befehlshaber ausgenommen. Heinrich IV. sah im Edikt von Nantes Maßnahmen vor, die die Gleichberechtigung der Hugenotten in politischer und gesellschaftlicher Beziehung sichern sollten. Die Protestanten erhielten Zugang zu allen zivilen und militärischen Ämtern sowie gleichberechtigten Status bei der Aufnahme in Universitäten, Schulen und Krankenhäusern.

Heinrich IV. gewährte den Hugenotten insgesamt ungefähr 150 Sicherheitsplätze, in denen die Protestanten Garnisonen unterhalten konnten.[20]

Dieses Verteidigungssystem erstreckte sich über ganz Südfrankreich südlich der Loire; es verteilte sich auf die beiden Plätze Jargeau und Charite-sur-Loire, die dazu dienten, gegebenenfalls den protestantischen Truppen aus Deutschland einen Zugang zu ermöglichen. Weitere bedeutende Städte, die den Protestanten als Sicherheitsplätze dienten, waren La Rochelle, Saumur, Niort, Montauban, Castres und Montpellier. Abgesehen von den Sicherheitsplätzen besaßen ungefähr vierzig Städte eine protestantische Verwatungsstruktur (Nimes, Villeneuve-les-Avignon, Privas, Castres, Oloron, Montauban, Jarnac, Sully).[21]

Die Sicherheitsplätze, die quasi einen Staat im Staate darstellten, bedeuteten nicht nur strategische Vorteile, sondern stellten für die Hugenotten eine große Gefahr in der Zukunft dar.[22] Angesichts des unitarischen Charakters der französischen Monarchie konnte der politische und militärische Sonderstatus der Hugenotten auf Dauer nicht hingenommen werden. Sieburg bemerkt richtigerweise, dass ein erneuter Zusammmenstoß zwischen der königlichen Zentralgewalt und den Hugenotten vorprogrammiert war.[23]

Trotz des Ediktes von Nantes blieben Misstrauen und Feindseligkeiten auf beiden Seiten bestehen.[24] Da die Eigenschaft der religiösen Toleranz als Voraussetzung für ein Zusammenleben noch nicht weit verbreitet war, brachte das Edikt lediglich eine kurzfristige Lösung der konfessionellen Gegensätze im französischen Staat.

Die Zeit nach dem Edikt von Nantes

Nach dem Edikt von Nantes leitete Heinrich IV. verstärkte Anstrengungen ein, um das durch die jahrelangen Kriege schwer belastete Wirtschaftssystem Frankreichs zu beleben. Heinrich IV. ernannte im Jahre 1599 den Herzog von Sully zum „surintendant des finances“, der in der landwirtschaftlichen Produktion die Grundlage einer aufblühenden Wirtschaft sah.[25] Der Herzog von Sully führte in den Jahren 1598-1600 die begrenzte Senkung der Taille herbei, um den Bauern eine gewisse Entlastung zu verschaffen. Weiterhin verfolgte er das Ziel, den Import von Luxusgütern durch einen Ausbau des Zollwesens zurückzuschrauben.

Auf Anordnung Heinrich IV. wurde in den Jahren 1601-1604 eine Kommission gebildet, die Vorschläge zur Wiederbelebung der ökonomischen Entwicklung erarbeiten sollte.[26] In dieser Kommission besaß der hugenottische Wirtschaftsfachmann und langjähriger Vertrauter des Königs, Barthelemy de Laffemas, eine führende Stellung.[27] Im Jahre 1602 wurde de Laffemas zum „Controlleur General du Commerce” und Präsident des neu gegründeten „Conseil du Commerce“ ernannt:[28] „Thus a Hugenot tail become one of the chief men engaged in directing the economic activities of France.“

De Laffemas vertrat wie der Herzog von Sully merkantilistische[29] Überzeugungen. Im Gegensatz zu Sully, der der Förderung der Landwirtschaft den Vorrang einräumte, setzte sich de Laffemas für den Vorrang der Gewerbepolitik ein. Entscheidend für dieses Primat war seine Überzeugung, dass der wirtschaftliche Reichtum und die politische Macht eines Staates durch die Besitzmenge von Gold und Silber repräsentiert würden. Dabei setzte de Laffemas voraus, dass Gold und Silber in Form von Münzen oder Barren als Zahlungsmittel verwendet wurden. Im Falle der Verhinderung des Abflusses von Geld ins Ausland erwartete er einen ökonomischen Aufschwung Frankreichs. Seine wichtigsten wirtschaftspolitischen Forderungen lauteten:[30]

Im Jahre 1604 wurde auf Betreiben Sullys ein Erlass[31] verabschiedet, der für den in akuter Geldnot befindlichen Staat einträglichen Brauch des Ämterkaufs und –handels festigte. Dadurch wurde gegen eine jährlich zu zahlende hohe Summe den Erben eines Amtsinhabers die Entscheidungsgewalt über das Amt zugesichert und damit die Erblichkeit der Ämter gefördert.[32]

Die schlechte finanzielle Situation des französischen Staates führte dazu, dass Heinrich IV. die Kolonialpolitik seiner Vorgänger in Nordamerika fortsetzte. Um die französischen Interessen in Nordamerika zu etablieren, entstand im Jahre 1608 die Siedlung Quebec, die eine bedeutende Ausgangsbasis für die allmähliche Kolonialisierung Kanadas wurde.[33]

Durch diese wirtschaftspolitischen Maßnahmen gelang es Heinrich IV., die schlimmsten Folgen der Hugenottenkriege in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus festigte Heinrich IV. die Machtstellung des Königtums:[34] „Auf der Grundlage der einander einigermaßen die Waage haltenden Stellung des alten Adels, der Noblesse de robe und des für eine Machtübernahme in keiner Weise reifen, durch die inneren Kriege eher geschwächten Bürgertums waren günstige Voraussetzungen dafür gegeben, dem Königtum in Weiterführung der bereits zwischen 1461 und 1559 deutlich erkennbaren Tendenzen eine absolute Machtposition zu sichern.“

Es darf nicht übersehen werden, dass die Bestimmungen des Edikt von Nantes nicht nur der hugenottischen Seite, sondern auch dem Katholizismus erhebliche Vorteile brachten. In den von Protestanten vollkommen oder teilweise besetzten Gebieten wurde die katholische Kirche wieder in ihre ursprünglichen Rechte eingesetzt.[35] Katholische Besitzungen, Liegenschaften, Kirchengebäude und Einkünfte mussten restituiert werden. In Hochburgen des Protestantismus wie La Rochelle wurden oft nach jahrzehntelanger Unterbrechung katholische Gottesdienste abgehalten, Prozessionen durchgeführt und katholische Schulen neu eröffnet.

Trotz alledem gingen für viele Katholiken die den Protestanten eingeräumten Konzessionen im Edikt von Nantes zu weit. Die Parlamente ließen sich nur durch erheblichen Druck des Königs zur Registrierung des Ediktes bewegen: Paris und Grenoble verweigerten bis zum Jahre 1599 die Unterzeichnung, die Städte Aix, Dijon, Toulouse und Rennes waren erst im Laufe des Jahres 1600 zur Ratifikation bereit, Rouen widersetzte sich bis zum Jahre 1609.

In den Jahren nach dem Edikt von Nantes entwickelten die Hugenotten eine eigene politische und militärische Organisationsstruktur.[36]

Neben den Provinzversammlungen existierte eine landesweite Zusammenkunft, über der ihrerseits die protestantischen Fürsten standen. Parallel dazu entstand eine militärische Struktur, die die hugenottischen Hochburgen miteinander vernetzte. Nach dem Vorbild der Statthalterschaften des Königreiches wurde Frankreich in acht Militärbezirke unterteilt; die protestantische Armee erhielt einen Oberbefehlshaber. Diese Entwicklungen verschärften die ohnehin schon existierende Konfliktsituation zwischen Protestantismus und Katholizismus.

Die Situation wurde zusätzlich durch die Tatsache angeheizt, dass sich Heinrich IV. in den Finanzbehörden (Sully, Maupeou, Arnaud, Dupin u.a.), am Hofe (Polignac, Lomenie), in der Verwaltung (Laffernas) und in der Armee (La Tremouille, Turenne, Rohan u.a.) mit zahlreichen Personen protestantischen Glaubens umgab.[37]

Protestantische Sekretäre, Künstler, Schriftsteller, Ärzte und Architekten wurden von ihm beschäftigt, was den Argwohn vieler Katholiken erregte und nicht zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Katholiken und Protestanten beitrug.[38]

Nachdem bereits mehrere von der katholischen Seite geplante Attentatsversuche auf Heinrich IV. scheiterten, wurde er am 14.5.1610 von dem fanatischen Katholiken Francois Ravaillac auf offener Straße ermordet.[39] Das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten begann sich nach dem Tod Heinrichs IV. weiter zu verschlechtern. König Ludwig XIII. (1610-1643) führte im Jahre 1620 einen Feldzug gegen die Protestanten im Süden Frankreichs, der den Anschluss Navarras und des Bearn an die Krone brachte. Da sich der König jedoch nicht entscheidend gegen die Hugenotten durchsetzen konnte, wurde im Oktober 1622 der Kompromissfrieden von Montpellier vereinbart, der das Edikt von Nantes bestätigte.[40]

Eine entscheidende Figur bei der Verfolgung der Hugenotten war der mit Machtfülle augestattete Kardinal Richelieu.[41]

Als der königliche Favorit und erste Minister Ludwigs, Charles de Luynes, der 1621 eine Ernennung Richelieus zum Kardinal verhindert hatte, am 15. Dezember 1621 plötzlich starb, stand Richelieus Aufstieg nichts mehr im Wege. Der König hatte jedoch entschieden, dass es an seinem Hof künftig weder einen Connétable noch einen Favoriten geben sollte.[42]

Am 3. November 1622 wurde Richelieu auf Betreiben von Maria de‘ Medici durch Papst Gregor XV. zum Kardinal ernannt.[43] Ab dem 29. April 1624 gehörte er wieder dem Staatsrat an und wurde zu einem unverzichtbaren Berater für den König, der sehr streng darauf achtete, die ihm zukommende Entscheidungskompetenz an keine andere Person zu delegieren. Am 13. August 1624 machte ihn der Monarch zum Ersten Minister.

1629 wurde er zum Generalleutnant des Königreichs ernannt. Seinen Einfluss auf den König nutzte Richelieu, um Frankreich nach seinen Vorstellungen umzugestalten.[44] Er reformierte die Verwaltung, entmachtete den Amtsadel, ließ Père Joseph ein eigenes System ihm treu ergebener Verwaltungsbeamter und Spione aufbauen, beschnitt die Rechte und den Einfluss des Adels und betrieb die Vernichtung der militärischen Kraft der Hugenotten.[45] Er gab den Anstoß, dass eine seiner „Kreaturen“ (créatures), Théophraste Renaudot, ab dem 12. Mai 1631 die wöchentlich erscheinende Zeitung La Gazette herausgab. In ihr erschienen neben Nachrichten vom Hofe, Gesetzen und Edikten auch Ordonnanzen und Berichte des Königs sowie Richelieus, die auf die öffentliche Meinung der nachrichtenhungrigen Militärs, Hofkleriker, Gelehrten und Beamten einwirkten.[46]

Kolonialpolitisch sorgte Richelieu dafür, dass die Staatsfinanzen ab 1627 entlastet wurden, ohne die Kolonisierung Nordamerikas aufzugeben. Eine private Handelsgesellschaftsollte Siedler anwerben. Dazu erhielt sie das Handelsmonopol zwischen Florida und den arktischen Gebieten Kanadas. 1640 wurde das französische Feudalsystem auf Nordamerika übertragen, und es entstanden ausgedehnte Grundherrschaften. Allerdings blieb der langfristige Erfolg aus, es kamen zu wenige Siedler und die Hugenottenkriege tobten auch in Kanada, so dass die Gesellschaft 1663 aufgelöst und Canada in eine Kolonie umgewandelt wurde.[47]

Um die spanische Vormachtstellung in Europa zu brechen, nutzte Richelieu das kostspielige Engagement der spanischen Monarchie im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) und ihren jahrzehntelangen Kampf gegen die Vereinigten Niederlande (erneut seit 1621), die von Spanien abgefallenen Provinzen in den nördlichen Niederlanden.[48] Dabei plante Richelieu zunächst – noch unter der Leitung von La Vieuville (Sommer 1624) –, sich des Söldnerführers Ernst von Mansfeld zu bedienen (Vereinbarungen von Saint-Germain-en-Laye, September 1624).[49]

Mit den Generalstaaten der Vereinigten Niederlande war gerade ein Subsidien-Bündnis zustande gekommen (Vertrag von Compiègne, Juni 1624), dem sich kurz darauf auch König Jakob I. (Stuart) von England und Schottland angeschlossen hatte. Auf diese Weise verknüpfte Richelieu die Liga von Lyon (Februar 1623, erneuert 1624), ein Bündnis katholischer Mächte (Frankreich, Venedig, Savoyen), mit den genannten evangelischen Mächten (Niederlande, England) gegen die Habsburger, vor allem gegen Spanien. Zugleich setzte er die diplomatischen Bestrebungen fort, Bayern vom habsburgischen Kaiser zu trennen, und unterstützte die protestantischen Fürsten, um Spaniens Kräfte im Kriege zu binden.[50]

Im Vertrag von Bärwalde (1631) sicherte er dem schwedischen König Gustav II. Adolf eine Unterstützung von 1 Million Livres (Pfund) pro Jahr zur Kriegsführung zu, was jenem ermöglichte, mit seinen Truppen bis nach Süddeutschland vorzudringen.[51] 1635 trat das katholische Frankreich unter Führung eines katholischen Bischofs dann aktiv an der Seite des protestantischen Schweden in den Krieg gegen den Papst und den katholischen Habsburger Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein.

1640, gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, versuchte Richelieu, die iberische Linie der Habsburger durch einen Angriff auf die spanische Pyrenäenfestung Perpignan zu schwächen.[52] Aus diesem Grund unterstützte er auch Rebellen in Katalonien und in Portugal, die sich gegen die Zentralmacht in Madrid auflehnten, indem er dort Geld, Waffen und eigene Soldaten bereitstellte. Die Frau des Königs Ludwig XIII., Anna von Österreich, war über diese Strategie sehr bestürzt.

Der gesundheitlich bereits sehr angeschlagene Kardinal arbeitete ab 1642 für jene Vermittler, welche Frankreich bei den Friedensverhandlungen dereinst vertreten sollten. Seine Vision war ein neu geordnetes Europa unter der Hegemonie der Französischen Krone anstelle der habsburgischen Universalmonarchie.[53]

In der Wahl seiner Methoden folgte Richelieu dem Grundsatz „Der Zweck heiligt die Mittel“.[54] Politische Gegner wurden rücksichtslos ausgeschaltet, Bündnisse nach Zweckmäßigkeit eingegangen. Seine Bündnisse mit verschiedenen protestantischen Fürstenhäusern sorgten für Empörung beim Adel und der katholischen Kirche. Seine Politik stieß auf große Widerstände im eigenen Land. Es gab zahlreiche Verschwörungen und Attentate, die er dank seines Spionagenetzes meist rechtzeitig aufdecken konnte.[55]

1626, als er gemeinsam mit der Königinmutter versuchte, den Bruder des Königs, Gaston d’Orleans, in eine Ehe mit Marie de Bourbon-Montpensier zu zwingen, kam es zum ersten hochrangig besetzten Mordkomplott. Einige hohe Adlige, darunter die Herzogin von Chevreuse und ihr Liebhaber, der Camte de Chalais, unterstützten d’Orleans' Widerstand und planten Richelieus Tod.[56] Das Komplott wurde aufgedeckt, Chalais hingerichtet, Mme. de Chevreuse nach Poitou verbannt. D’Orleans wurde begnadigt, musste aber die ungeliebte Frau heiraten. Damit begann eine lebenslange Feindschaft zwischen dem Bruder des Königs und dem Ersten Minister.

Zehn Jahre später scheiterte ein weiteres Mordkomplott. Daran beteiligt waren unter anderem der Graf von Montrésor, Favorit Gaston d’Orleans', und der Graf von Soissons, Louis de Bourbon Feldherr und Parteigänger der Maria de’ Medici. Richelieu sollte 1636 im Feldlager von Amiens, beim Rückzug nach einer Kampagne gegen spanische Truppen in der Picardie, getötet werden. Louis de Bourbon floh daraufhin 1637 nach Sedan und sammelte andere Gleichgesinnte um sich. 1641 kehrte er mit einer habsburgischen Armee nach Frankreich zurück. Er besiegte den französischen Marechal de Chatillon in der Schlacht von La Marfee am 6. Juli 1641, starb aber im Augenblick des Triumphes unter ungeklärten Umständen.

Die letzte Verschwörung gegen Richelieu ging 1642 vom königlichen Favoriten, dem Marquis de Cinq-Mars, aus.[57] Der Marquis war der Sohn eines engen Freundes von Richelieu und ursprünglich sein Protegé. Richelieu brachte ihn an den Hof, in der Hoffnung, seinen Einfluss auf Ludwig durch den jungen Mann verstärken zu können. Cinq-Mars gewann auch wirklich die Gunst des Königs, wurde sein Favorit und mit Ämtern überschüttet, entwickelte aber eigenen politischen Ehrgeiz.[58] Richelieu versuchte, den Einfluss von Cinq-Mars zu beschneiden, worauf jener mit anderen Aufständischen, darunter wieder d’Orleans, plante, den Spaniern die Grenzen zu öffnen, um Richelieu zu stürzen. Ein Geheimvertrag über spanische Unterstützung für die Rebellion fiel Richelieu in die Hände, so dass er Cinq-Mars den Prozess machen konnte. Cinq-Mars wurde am 12. Oktober 1642 in Lyon hingerichtet.

Nach der Verschwörung von 1626 gewährte Ludwig XIII. seinem Ersten Minister noch im selben Jahr eine eigene persönliche Garde, die im Laufe weniger Jahre auf einen Sollstand von 400 Mann anschwoll – die Offiziere nicht mitgezählt.

Bewilligt wurden zunächst 50 Musketiere zu Pferd, zuzüglich einer kleineren, nicht genannten Zahl an Offizieren, die der Kardinal auf eigene Kosten unterhielt.[59] Diese Kompanie wurde jedoch nicht als Musketiere bezeichnet, sondern schlicht als „Garden“ (des gardes) bzw. „Garde seiner Eminenz zu Pferd“ (la garde à cheval de Son Eminence). Im Laufe des Jahres 1631 erlaubte der König seinem obersten Ratgeber die Erweiterung seiner Wache. Die überwiegend aus Edelleuten gebildete, unbefristet dienende Garde zu Pferd umfasste jetzt 120 Mann Chevaulegers, außerdem wurde eine 100 Mann zählende Kompanie Gendarmen erlaubt. 1634 kam eine zunächst 100 Mann, dann 200 Mann zählende Kompanie Musketiere zu Fuß hinzu. Die „Musketiere der Garde seiner Eminenz“ waren nicht-adeliger Herkunft.[60] Sie wurden nach Möglichkeit aus dem Régiment des Gardes francaises rekrutiert und dienten mindestens auf drei Jahre. Die einfachen Garden zu Pferd wurden wie Fähnriche der Armee besoldet, die Musketiere der Garde zu Fuß wie Sergeanten.

Die engste Leibwache stellten die „Garden“ bzw. Chevaulegers:[61] Jeweils 60 Mann logierten im Kardinalspalais und stellten dort die inneren Wachen – diskret mit einer unter dem Kasack versteckten Pistole bewaffnet, die Musketen für den Alarmfall im Wachsaal deponiert. Verließ der Kardinal das Palais, stellten die Garden zu Pferd die engste Eskorte. Die Bewachung der äußeren Tore oblag den Musketieren zu Fuß.[62]

Die Gendarmen versahen keinen Wachdienst, sondern scheinen rasch in die französische Armee eingereiht worden zu sein, ebenso ein von Richelieu 1635 aufgestelltes Regiment Dragoner mit 500 Mann sowie ein 1800 Köpfe zählendes Regiment zu Fuß. In militärischen Notlagen entsandte der Erste Minister aber auch seine persönliche Eskorte ins Feld. Die Garden eingerechnet, standen zuletzt insgesamt 2700 Mann im Sold des Kardinals.

Mit Richelieus Tod kam 1642 für die „Garden“ und „Musketiere der Garde seiner Eminenz“ die Auflösung: Die Angehörigen wurden entweder in die königliche Garde übernommen oder pensioniert.[63]

Richelieu war ein vielseitig interessierter Mann, der neben seinen Staatsgeschäften auch ein großes Interesse an der Kunst besaß und mit seinem im Amt erworbenen Wohlstand zahlreiche Künstler förderte.[64]

So besoldete er den Architekten Jacques Le Mercier, der bei der Erweiterung des Louvre seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Le Mercier entwarf in seinem Auftrag die Kapelle der Sorbonne, in der Richelieu gemäß seinem letzten Willen beigesetzt wurde, und den Kardinalspalast, das spätere Palais Royal in Paris. Das Palais beherbergte neben der Kunstsammlung des Kardinals auch ein Theater, das seinerzeit die modernste und schönste Bühne in Paris war. Es wurde 1641 mit einer Aufführung von Jean Desmarets Mirame eröffnet.[65]

Die Dekoration des Palais Royal übertrug er dem ersten Hofmaler von Ludwig XIII., Simon Vouet. Ebenfalls zu seinen Schützlingen zählte der junge Philippe des Champaigne. Das Bild rechts ist ein Ausschnitt aus einem Dreifach-Portrait, das Champaigne ca. 1640 anfertigte. Es ist heute in der National Gallery in London ausgestellt.

Das größte künstlerische Interesse des Kardinals galt aber der Literatur.[66] So griff er die Idee einer Gesellschaft zur Pflege der französischen Sprache und Kultur auf und machte bereits 1635 aus dem informellen Zirkel um Valentin Conrart, der sich seit 1630 dieser Aufgabe widmete, eine offizielle Einrichtung, die Académie Française. Er protegierte zahlreiche junge Dramatiker, darunter auch den hochbegabten, jungen Pierre Corneille. Im Streit um Corneilles gefeierte Tragikomödie „Le Cid“, deren Triumph zahlreiche Neider auf den Plan rief, stellte er sich allerdings gegen seinen Protegé.[67]

Im Jahre 1624, als der Kardinal Richelieu die Geschicke des Königreiches lenkte, nahmen die protestantischen Anführer Heinrich von Rohan und sein Bruder Soubise den Kampf wieder auf. Nach der Vermittlung England unterzeichneten die beiden Parteien im Jahre 1626 in La Rochelle einen neuen Friedensvertrag.[68]

Kurz darauf erhoben sich die Hugenotten, deren Zentrum La Rochelle wurde, ein weiteres Mal.[69] Der Herzog von Buckingham unterstützte die Hugenotten mit Hilfstruppen und nahm die Ile de Re in Besitz. Die Armee des Königs ließ daraufhin alle Boote entlang der Küste beschlagnahmen, eroberte die Insel zurück und belagerte La Rochelle. Nachdem die königlichen Truppen im Mai eine englische Flotte besiegen konnten, musste La Rochelle aufgrund einer Hungersnot kapitulieren. Die Einnahme La Rochelles bedeutete eine ökonomische Niederlage für die königliche Partei. Die bis zu ihrer Belagerung blühende Handelsrepublik wurde dauerhaft geschwächt und die Zahl ihrer Einwohner auf wenige Tausend Personen reduziert.

Als nach längeren Kämpfen auch die anderen befestigten hugenottischen Städte erobert wurden, kam es im Jahre 1629 zum Frieden von Alais und zum Gnadenedikt von Nimes. Diese beiden Verträge stellten die Beziehung der Hugenotten zum französischen Staat auf eine neue Grundlage. Die Bestimmungen der Verträge sahen vor, dass den Hugenotten alle im Edikt von Nantes garantierten Sicherheitsplätze weggenommen wurden, was das Ende des Protestantismus als politischer und militärischer Machtfaktor innerhalb Frankreichs bedeutete.[70]

Mit den Generalstaaten der Vereinigten Niederlande war gerade ein Subsidien-Bündnis zustande gekommen (Vertrag von Compiègne, Juni 1624), dem sich kurz darauf auch König Jakob I. (Stuart) von England und Schottland angeschlossen hatte. Auf diese Weise verknüpfte Richelieu die Liga von Lyon (Februar 1623, erneuert 1624), ein Bündnis katholischer Mächte (Frankreich, Venedig, Savoyen), mit den genannten evangelischen Mächten (Niederlande, England) gegen die Habsburger, vor allem gegen Spanien. Zugleich setzte er die diplomatischen Bestrebungen fort, Bayern vom habsburgischen Kaiser zu trennen, und unterstützte die protestantischen Fürsten, um Spaniens Kräfte im Kriege zu binden.[71]

Im Vertrag von Bärwalde (1631) sicherte er dem schwedischen König Gustav II. Adolf eine Unterstützung von 1 Million Livres (Pfund) pro Jahr zur Kriegsführung zu, was jenem ermöglichte, mit seinen Truppen bis nach Süddeutschland vorzudringen.[72] 1635 trat das katholische Frankreich unter Führung eines katholischen Bischofs dann aktiv an der Seite des protestantischen Schweden in den Krieg gegen den Papst und den katholischen Habsburger Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein.

1640, gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, versuchte Richelieu, die iberische Linie der Habsburger durch einen Angriff auf die spanische Pyrenäenfestung Perpignan zu schwächen.[73] Aus diesem Grund unterstützte er auch Rebellen in Katalonien und in Portugal, die sich gegen die Zentralmacht in Madrid auflehnten, indem er dort Geld, Waffen und eigene Soldaten bereitstellte. Die Frau des Königs Ludwig XIII., Anna von Österreich, war über diese Strategie sehr bestürzt.

Der gesundheitlich bereits sehr angeschlagene Kardinal arbeitete ab 1642 für jene Vermittler, welche Frankreich bei den Friedensverhandlungen dereinst vertreten sollten. Seine Vision war ein neu geordnetes Europa unter der Hegemonie der Französischen Krone anstelle der habsburgischen Universalmonarchie.[74]

In der Wahl seiner Methoden folgte Richelieu dem Grundsatz „Der Zweck heiligt die Mittel“.[75] Politische Gegner wurden rücksichtslos ausgeschaltet, Bündnisse nach Zweckmäßigkeit eingegangen. Seine Bündnisse mit verschiedenen protestantischen Fürstenhäusern sorgten für Empörung beim Adel und der katholischen Kirche. Seine Politik stieß auf große Widerstände im eigenen Land. Es gab zahlreiche Verschwörungen und Attentate, die er dank seines Spionagenetzes meist rechtzeitig aufdecken konnte.[76]

1626, als er gemeinsam mit der Königinmutter versuchte, den Bruder des Königs, Gaston d’Orleans, in eine Ehe mit Marie de Bourbon-Montpensier zu zwingen, kam es zum ersten hochrangig besetzten Mordkomplott. Einige hohe Adlige, darunter die Herzogin von Chevreuse und ihr Liebhaber, der Camte de Chalais, unterstützten d’Orleans' Widerstand und planten Richelieus Tod.[77] Das Komplott wurde aufgedeckt, Chalais hingerichtet, Mme. de Chevreuse nach Poitou verbannt. D’Orleans wurde begnadigt, musste aber die ungeliebte Frau heiraten. Damit begann eine lebenslange Feindschaft zwischen dem Bruder des Königs und dem Ersten Minister.

Zehn Jahre später scheiterte ein weiteres Mordkomplott. Daran beteiligt waren unter anderem der Graf von Montrésor, Favorit Gaston d’Orleans', und der Graf von Soissons, Louis de Bourbon Feldherr und Parteigänger der Maria de’ Medici. Richelieu sollte 1636 im Feldlager von Amiens, beim Rückzug nach einer Kampagne gegen spanische Truppen in der Picardie, getötet werden. Louis de Bourbon floh daraufhin 1637 nach Sedan und sammelte andere Gleichgesinnte um sich. 1641 kehrte er mit einer habsburgischen Armee nach Frankreich zurück. Er besiegte den französischen Marechal de Chatillon in der Schlacht von La Marfee am 6. Juli 1641, starb aber im Augenblick des Triumphes unter ungeklärten Umständen.

Die letzte Verschwörung gegen Richelieu ging 1642 vom königlichen Favoriten, dem Marquis de Cinq-Mars, aus.[78] Der Marquis war der Sohn eines engen Freundes von Richelieu und ursprünglich sein Protegé. Richelieu brachte ihn an den Hof, in der Hoffnung, seinen Einfluss auf Ludwig durch den jungen Mann verstärken zu können. Cinq-Mars gewann auch wirklich die Gunst des Königs, wurde sein Favorit und mit Ämtern überschüttet, entwickelte aber eigenen politischen Ehrgeiz.[79] Richelieu versuchte, den Einfluss von Cinq-Mars zu beschneiden, worauf jener mit anderen Aufständischen, darunter wieder d’Orleans, plante, den Spaniern die Grenzen zu öffnen, um Richelieu zu stürzen. Ein Geheimvertrag über spanische Unterstützung für die Rebellion fiel Richelieu in die Hände, so dass er Cinq-Mars den Prozess machen konnte. Cinq-Mars wurde am 12. Oktober 1642 in Lyon hingerichtet.

Nach der Verschwörung von 1626 gewährte Ludwig XIII. seinem Ersten Minister noch im selben Jahr eine eigene persönliche Garde, die im Laufe weniger Jahre auf einen Sollstand von 400 Mann anschwoll – die Offiziere nicht mitgezählt.

Bewilligt wurden zunächst 50 Musketiere zu Pferd, zuzüglich einer kleineren, nicht genannten Zahl an Offizieren, die der Kardinal auf eigene Kosten unterhielt.[80] Diese Kompanie wurde jedoch nicht als Musketiere bezeichnet, sondern schlicht als „Garden“ (des gardes) bzw. „Garde seiner Eminenz zu Pferd“ (la garde à cheval de Son Eminence). Im Laufe des Jahres 1631 erlaubte der König seinem obersten Ratgeber die Erweiterung seiner Wache. Die überwiegend aus Edelleuten gebildete, unbefristet dienende Garde zu Pferd umfasste jetzt 120 Mann Chevaulegers, außerdem wurde eine 100 Mann zählende Kompanie Gendarmen erlaubt. 1634 kam eine zunächst 100 Mann, dann 200 Mann zählende Kompanie Musketiere zu Fuß hinzu. Die „Musketiere der Garde seiner Eminenz“ waren nicht-adeliger Herkunft.[81] Sie wurden nach Möglichkeit aus dem Régiment des Gardes francaises rekrutiert und dienten mindestens auf drei Jahre. Die einfachen Garden zu Pferd wurden wie Fähnriche der Armee besoldet, die Musketiere der Garde zu Fuß wie Sergeanten.

Die engste Leibwache stellten die „Garden“ bzw. Chevaulegers:[82] Jeweils 60 Mann logierten im Kardinalspalais und stellten dort die inneren Wachen – diskret mit einer unter dem Kasack versteckten Pistole bewaffnet, die Musketen für den Alarmfall im Wachsaal deponiert. Verließ der Kardinal das Palais, stellten die Garden zu Pferd die engste Eskorte. Die Bewachung der äußeren Tore oblag den Musketieren zu Fuß.[83]

Die Gendarmen versahen keinen Wachdienst, sondern scheinen rasch in die französische Armee eingereiht worden zu sein, ebenso ein von Richelieu 1635 aufgestelltes Regiment Dragoner mit 500 Mann sowie ein 1800 Köpfe zählendes Regiment zu Fuß. In militärischen Notlagen entsandte der Erste Minister aber auch seine persönliche Eskorte ins Feld. Die Garden eingerechnet, standen zuletzt insgesamt 2700 Mann im Sold des Kardinals.

Mit Richelieus Tod kam 1642 für die „Garden“ und „Musketiere der Garde seiner Eminenz“ die Auflösung: Die Angehörigen wurden entweder in die königliche Garde übernommen oder pensioniert.[84]

Richelieu war ein vielseitig interessierter Mann, der neben seinen Staatsgeschäften auch ein großes Interesse an der Kunst besaß und mit seinem im Amt erworbenen Wohlstand zahlreiche Künstler förderte.[85]

So besoldete er den Architekten Jacques Le Mercier, der bei der Erweiterung des Louvre seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Le Mercier entwarf in seinem Auftrag die Kapelle der Sorbonne, in der Richelieu gemäß seinem letzten Willen beigesetzt wurde, und den Kardinalspalast, das spätere Palais Royal in Paris. Das Palais beherbergte neben der Kunstsammlung des Kardinals auch ein Theater, das seinerzeit die modernste und schönste Bühne in Paris war. Es wurde 1641 mit einer Aufführung von Jean Desmarets Mirame eröffnet.[86]

Die Dekoration des Palais Royal übertrug er dem ersten Hofmaler von Ludwig XIII., Simon Vouet. Ebenfalls zu seinen Schützlingen zählte der junge Philippe des Champaigne. Das Bild rechts ist ein Ausschnitt aus einem Dreifach-Portrait, das Champaigne ca. 1640 anfertigte. Es ist heute in der National Gallery in London ausgestellt.

Das größte künstlerische Interesse des Kardinals galt aber der Literatur.[87] So griff er die Idee einer Gesellschaft zur Pflege der französischen Sprache und Kultur auf und machte bereits 1635 aus dem informellen Zirkel um Valentin Conrart, der sich seit 1630 dieser Aufgabe widmete, eine offizielle Einrichtung, die Académie Française. Er protegierte zahlreiche junge Dramatiker, darunter auch den hochbegabten, jungen Pierre Corneille. Im Streit um Corneilles gefeierte Tragikomödie „Le Cid“, deren Triumph zahlreiche Neider auf den Plan rief, stellte er sich allerdings gegen seinen Protegé.[88]

Im Jahre 1624, als der Kardinal Richelieu die Geschicke des Königreiches lenkte, nahmen die protestantischen Anführer Heinrich von Rohan und sein Bruder Soubise den Kampf wieder auf. Nach der Vermittlung England unterzeichneten die beiden Parteien im Jahre 1626 in La Rochelle einen neuen Friedensvertrag.[89]

Kurz darauf erhoben sich die Hugenotten, deren Zentrum La Rochelle wurde, ein weiteres Mal.[90] Der Herzog von Buckingham unterstützte die Hugenotten mit Hilfstruppen und nahm die Ile de Re in Besitz. Die Armee des Königs ließ daraufhin alle Boote entlang der Küste beschlagnahmen, eroberte die Insel zurück und belagerte La Rochelle. Nachdem die königlichen Truppen im Mai eine englische Flotte besiegen konnten, musste La Rochelle aufgrund einer Hungersnot kapitulieren. Die Einnahme La Rochelles bedeutete eine ökonomische Niederlage für die königliche Partei. Die bis zu ihrer Belagerung blühende Handelsrepublik wurde dauerhaft geschwächt und die Zahl ihrer Einwohner auf wenige Tausend Personen reduziert.

Als nach längeren Kämpfen auch die anderen befestigten hugenottischen Städte erobert wurden, kam es im Jahre 1629 zum Frieden von Alais und zum Gnadenedikt von Nimes. Diese beiden Verträge stellten die Beziehung der Hugenotten zum französischen Staat auf eine neue Grundlage. Die Bestimmungen der Verträge sahen vor, dass den Hugenotten alle im Edikt von Nantes garantierten Sicherheitsplätze weggenommen wurden, was das Ende des Protestantismus als politischer und militärischer Machtfaktor innerhalb Frankreichs bedeutete.[91]

Gleichzeitig wurden aber die religiösen und gesellschaftlichen Rechte der Hugenotten bestätigt, so dass wenigstens dieser Kernbestandteil des Ediktes von Nantes erhalten blieb. Mit dieser Regelung verfolgte Richelieu die Absicht, die Hugenotten politisch in den französischen Staat zu integrieren, ohne ihren konfessionellen Sonderstatus anzutasten. Damit wollte der Kardinal der Gefahr eines erneuten religiösen Krieges gegen die Hugenotten entgegentreten.[92]

Richelieu schrieb nach Abschluss des Friedens von Alais und des Gnadenediktes von Nimes an König Ludwig XIII.:[93] „Die Quellen der Häresie und der Rebellion sind jetzt versiegt.“

Durch katholische Missionstätigkeit, die von Richelieu unterstützt wurde, und die Konversion zahlreicher Mitglieder des hugenottischen Adels zum katholischen Glauben, wurde die Stellung der Protestanten weiterhin geschwächt.[94]

Das Revokationsedikt von Fontainebleau (1685) und seine Folgen

Das Schloss des Königs war ein Ausdruck der Leistungsfähigkeit Frankreichs und ein Symbol seiner Größe und Stärke. Die geordnete Natur der Parkanlagen war ein Spiegelbild der Ordnung, die Ludwig XIV. dem Land brachte.

Nachdem er als Kind die Gefahr der Fronde in Paris am eigenen Leib erleben musste, konnte sich der König nie für die französische Hauptstadt begeistern, er liebte dagegen das kleine Jagdschloss seines Vaters.[95] Dort konnte er einen angemessen repräsentativen und weitläufigen neuen Palast erbauen, der zudem so im engen Paris undenkbar gewesen wäre. Der Entschluss, den Hof 1682 aus dem Louvre und dem Tuilerienpalast hierher zu verlegen, sollte Frankreichs Geschichte für viele Jahre prägen. Hier vollendete Ludwig XIV. den Regierungsstil, den man später als Absolutismus bezeichnete.[96] Der König wollte weitere Aufstände wie die Fronde verhindern, er schnitt die Aristokratie von ihrer alten Aufgabe der Provinzverwaltung ab und setzte Beamte dafür ein, die Mitglieder des Adels wurden dagegen an den Hof geholt. Eine mögliche Opposition aus der Ferne gegen ihn, wie sie zum Beispiel seinem Vater widerfuhr, wurde somit erschwert. Die Angehörigen des Adels wurden politisch entmachtet und im Gegenzug mit kostbaren Geschenken und prunkvollen Festen entschädigt. Der einst mächtige Hochadel Frankreichs verließ bereitwillig seine Schlösser in den Provinzen, nur wenige konnten es sich leisten, dauerhaft eigene Hofgesellschaften zu unterhalten. Um auf der Höhe der Zeit zu sein und den neuesten Moden des Hofes folgen zu können, verschuldeten sich die Aristokraten oder erhielten willkürliche Renten vom König.

Die verschiedenen Baustile des Schlosses, die majestätisch-monotone Garten- und die kleinteiligeren Stadtfassaden riefen nicht nur Bewunderung, sondern auch Kritik hervor. Versailles steht im völligen Kontrast zu den anderen Barockschlössern Frankreichs, die zumeist nicht nur kleiner, sondern wie Vaux-le-Vicomte oder Maisons-Laffitte auch im Pavillonsystem errichtet wurden. In der Kunstgeschichte werden insbesondere die Gartenfassaden zwar häufig als überwältigend in ihrer Wirkung, aber auch als eintönig beschrieben,

Zur Zeit Ludwigs XV. wurde eine als grand dessin bezeichnete Neugestaltung der Stadtseite im Stil des Klassizismus erwogen. Die alten Fassaden dort sollten, den Gartenfassaden ähnlich, mit Haustein überbaut werden. Auch war über dem Hauptgebäude eine Kuppel geplant. Die Leitung dieses Projekts übernahm Ange-Jacques Gabriel. Letztlich erfolgte aus finanziellen Gründen jedoch ab 1771 nur der Umbau eines zu dieser Zeit baufälligen, stadtwärts gerichteten Trakts, der seit jener Zeit Gabrielflügel genannt wird. Der Pavillon des gegenüberliegenden Gebäudes, des Dufourflügels, wurde erst um 1820 angepasst und die Symmetrie der Hoffassade knapp ein halbes Jahrhundert nach Beginn der Umbauarbeiten halbwegs wiederhergestellt. Die parallel gegenüberstehenden Gebäudeteile tragen noch heute verschiedene Fassadenstile. 1780 durch Étienne-Louis Boullée vorgelegte Pläne zu einer vollständigen Neugestaltung des Schlosses im Sinne der Revolutionsarchitektur wurden nicht realisiert.

Das Corps de Logis mit dem integrierten alten Schloss enthielt die Wohnräume des Königs im Norden und jene der Königin im Süden, außerdem die Appartements der königlichen Kinder, der Mätressen, sowie die offiziellen Staatssäle.[97] Die großen Seitenflügel und die Nebengebäude des Schlosses waren für die Aufnahme des Hofstaats vorgesehen. Der gartenseitige Trakt des Südflügels wurde auch als Prinzenflügel bezeichnet, da er die Wohnräume der Prinzen von Geblüt enthielt. Der stadtseitige Trakt des Südflügels, sowie der gartenseitige Nordflügel dienten den Courtiers, also den übrigen Höflingen, als Wohnraum. Je nach Stand und Rang erhielten die Schlossbewohner zum Teil mehrere Zimmer große Appartements mit Wohn- und Arbeitszimmern, Ankleideräumen und Küchen zur Verfügung gestellt oder lediglich kleine, zum Teil nicht einmal beheizbare Kammern, die nur kurzen Aufenthalten dienen konnten. 1789 beinhaltete das Schloss 288 Wohnungen, 1.252 heizbare Räume und 600 Räume ohne Kamin. Die königliche Familie bewohnte weitere 152 Zimmer.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden im Inneren des Schlosses immer wieder Änderungen und Umbauten vorgenommen. Es sind nicht nur die Säle und Salons dem sich verändernden Zeitgeschmack entsprechend neu dekoriert worden, sondern ganze Appartements wurden verändert, Türen versetzt und Zimmer neu angeordnet. So etwa „wanderte“ das Schlafzimmer Ludwigs XIV., das ursprünglich spiegelverkehrt dem der Königin gegenüberlag, nach dem Tod Maria Theresias südwärts, bis es hinter der Spiegelgalerie im Zentrum des Schlosses und nach Osten zur aufgehenden Sonne ausgerichtet seinen Platz fand. Die einst berühmte Gesandtentreppe wurde durch eine neue Raumflucht für Ludwig XV. ersetzt, und den Umbauarbeiten zum Museum und der Installation der großen Ausstellungsräume im 19. Jahrhundert sind schließlich die Appartements im Nord- und Südflügel zum Opfer gefallen.

Von den ursprünglich über 200 Appartements des Schlosses sind in der Gegenwart nur noch die Räumlichkeiten im Corps de Logis erhalten, bzw. rekonstruiert. Es handelt sich vorwiegend um die Prunkgemächer des Königs und der Königin, deren jeweilige Privatkabinette sowie um einige weitere Appartements verschiedener Familienmitglieder. Von den Wohnungen des Hofstaats in den großen Seitenflügeln existiert heute keine mehr.

Die Staatssäle des Ancien Régimes entstammen noch dem schweren Stil des Louis-quatorze und wurden – abgesehen von der Möblierung – von den Nachfolgern des Sonnenkönigs kaum verändert. Unter Ludwig XV. und seiner Familie fand ein begrenzter Einzug von Privatsphäre statt, die in den intimeren Appartements ihren Ausdruck im Stil des Louis-quinze fand. Letzte bedeutende Veränderungen fanden unter Ludwig XVI. und seiner Frau Marie Antoinette statt, die ihre Räume zum Teil im Stil des Louis-seize umgestaltet ließen. Die ursprünglich reiche Ausstattung des Schlosses umfasste neben den wandfesten Dekorationen und dem Deckenschmuck mehrere tausend Möbelstücke, Leuchter, Lüster und andere Gegenstände des Kunsthandwerks. Die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Einzelteile gingen unter anderem auf die Werkstätten von André-Charles Boulle, Georges Jacob und Johann Heinrich Riesener zurück. Das Mobiliar ging in der Zeit der Revolution zum Teil durch Plünderung, vor allem aber durch eine große Versteigerung zwischen 1793 und 1794 verloren; damals wurden über 17.000 Stücke in den Verkaufskatalogen angeboten. Im 19. Jahrhundert, nach der Umgestaltung des Schlosses in das Museum, konnten Teile der einstigen Ausstattung zurück erworben werden. Das fehlende Mobiliar wurde durch neue Arbeiten im Stil des Empire, unter anderem von François Jacob-Desmalter, ergänzt.[98]

Zu den bedeutenden Räumen des Schlosses zählen unter anderem der als Vorzimmer des Königs dienende und nach zwei großen, runden Fenstern benannte Ochsenaugensaal (Salon Oeil de boeuf), der Herkulessalon, der die frühere Kapelle ablöste oder das Schlafzimmer der Königin im Südtrakt des Corps de Logis. Die wichtigsten Räume innerhalb des Hofalltags bildeten jedoch der Spiegelsaal und das angrenzende Schlafzimmer des Königs, sowie die Schlosskapelle und, als ihr profanes Gegenstück, die als letztes Gebäude unter dem Ancien Régime errichtete Hofoper.

Der Mittelbau des Schlosses wird im ersten Geschoss auf seiner gesamten Breite von der Raumflucht der fast 75 Meter langen und mehr als 10 Meter breiten Versailler Spiegelgalerie und von den benachbarten Salons des Krieges und des Friedens eingenommen. Die Salons waren einst die Übergänge zu den königlichen Wohnräumen, wobei der Kriegssaal dem König und der Friedenssaal der Königin gewidmet war. Der Spiegelsaal verband die Appartements des Königspaares und macht mit seinen 30 stuckgefassten, den König verherrlichenden Deckengemälden, den insgesamt 357 Spiegelflächen und marmornen Pilastern einen überwältigenden Eindruck. Die siebzehn großen Spiegel entsprechen in Größe und Gestaltung den gegenüberstehenden Bogenfenstern der Gartenfassade. Sie holen optisch den Park ins Innere des Raums und reflektieren sowohl das einfallende Licht tagsüber als auch den Kerzenschein am Abend. Die gesamte Länge des Saals wird von einem Gewölbe überspannt, das sich in dem in der Fassade sichtbaren Attikageschoss befindet.

Die Spiegelgalerie wurde zwar auch als Festsaal genutzt, doch diente sie hauptsächlich als eine Art überdachte Promenade, in der man sich aufhielt, um seine Gegenwart bei Hofe zu zeigen, und wo man hoffte, dem König aufzufallen.[99] Da es nicht gestattet war, den König direkt anzusprechen, musste man auf seine Zuneigung oder die Fürsprache einer höhergestellten Person hoffen. Die Ausmaße des Spiegelsaals waren durchaus beabsichtigt so groß bemessen, dass der Herrscher unliebsame Bittsteller im weiten Vorübergehen ignorieren oder anderen durch ein Gespräch seine Zuneigung erweisen konnte.

In der Mitte des Saals liegen die Übergänge zum mittleren Schlafzimmer. Einst befand sich dort ein Salon, der die Verbindung zwischen den Gemächern des Königs und der Königin bildete. Mit dem Tode Maria Theresias war diese Aufteilung der Raumfluchten bedeutungslos geworden, und so wurden dort erst ein Ankleidezimmer und 1701 dann das Prunkschlafzimmer Ludwigs XIV. eingerichtet. Dies ist der Ort der berühmten Zeremonien des Lever und des Coucher, des Aufstehens und Schlafengehens des Königs.

Bevor der Palast die heutige Versailler Schlosskapelle am Nordflügel erhielt, war der Kirchensaal in wechselnden Räumen untergebracht, unter anderem auch im späteren Herkulessalon. Jules Hardouin-Mansart plante ursprünglich eine kuppelüberwölbte Kapelle in der Mitte des Nordflügels, diese Pläne wurden aber wieder fallen gelassen. Die finanziellen Mittel für ein eigenes Kirchengebäude innerhalb des Schlosskomplexes standen erst nach dem Frieden von Rijswijk zur Verfügung. Mansart begann mit dem Bau 1699, konnte ihn aber durch seinen Tod 1708 nicht vollenden, den Auftrag übernahm Robert de Cotte. Die dem Heiligen Ludwig geweihte Kapelle ist zweistöckig und 25 Meter hoch. Die obere Etage war dem König und der königlichen Familie vorbehalten, auf der unteren Ebene saß der Hof. In ihrer Form schafft sie eine Verbindung von der mittelalterlichen Gotik zum barocken Gotteshaus. Drei Fresken verschiedener Maler stellen die Themen Gottvater, Sohn und Heiliger Geist dar. Die Orgel der Kirche wurde 1711 von Robert Clicquot erbaut und wurde 1995 unter Verwendung von 2 % Originalmaterial rekonstruiert. In der Kapelle fand unter anderem die Trauung Ludwigs XVI. und Marie Antoinettes statt.

Das Schloss verfügte zur Zeit des Sonnenkönigs noch über keinen festen Theatersaal. Schau- und Singspiele wurden je nach Umfang in verschiedenen Räumen aufgeführt, für Schauspieler und Musiker konnten mobile Tribünen aufgebaut werden. Das heutige Opernhaus am äußersten Ende des Nordflügels gehört zu den letzten großen Baumaßnahmen des Ancien Régime, es wurde anlässlich der Hochzeit Marie Antoinettes mit dem späteren Ludwig XVI. errichtet. Der Opernsaal diente sowohl für Bankette, Singspiele als auch Theateraufführungen. Das aus Gründen der Akustik vollkommen aus Holz gebaute Theater für 712 Zuschauer wurde von Ange-Jacques Gabriel 1769 bis 1770 im Nordflügel eingerichtet. Die Bühnentiefe und -höhe beträgt 21 Meter, bei einer Portalbreite von etwa sieben Metern. Die königliche Loge ist im unteren Rang versteckt und nicht durch einen Balkon hervorgehoben, um Ludwig XV. zu ermöglichen, ungesehen zu kommen und zu gehen. Dies ist ein Hinweis auf das privatere Zeremoniell unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs.

Eine Wohnung in Versailles zugewiesen zu bekommen, war ein bedeutendes Privileg, das zudem die Illusion vermittelte, im Zentrum der Macht an der Regierung beteiligt zu sein.[100] Wer zu den Logeants, den im Schloss Wohnenden gehörte, stand im Rang über den Galopins, den Kutschierenden, die Abends zurück in ihre Stadtwohnungen nach Paris mussten.[101] Innerhalb des Hoflebens übernahm die Etikette eine bedeutende Rolle, im Prinzip unbedeutende Hofämter standen symbolisch für politischen Einfluss.[102] Lediglich bei Hofe konnten Posten, Titel und Ämter errungen werden, und wer sich vom Sonnenkönig distanzierte, lief Gefahr, Vorrechte und Rang zu verlieren. Aus diesem Grund hielt sich die Aristokratie so gut wie ständig um ihren König auf und versuchte, ihm gefällig zu sein. Das sorgte dafür, dass zeitweise mehrere Tausend Menschen zugleich das Schloss bewohnten.

Für die französische Gesellschaft bedeutete der Wandel des Zweiten Standes vom Land- zum Hofadel auf Dauer eine schwere Belastung. Von ihren alten Pflichten und Aufgaben weitgehend entbunden, fristete die Aristokratie bald ein dekadentes Dasein. Während der Dritte Stand die Steuerlast und die Arbeit zu tragen hatte, konnte – beziehungsweise musste – sich der Adel dem Müßiggang hingeben. Dieser Umstand sollte über hundert Jahre später einer der Auslöser der Französischen Revolution werden.

Nach dem Tode Ludwigs XIV. 1715 und der Regentschaft Philipp II. im Namen von Ludwig XV., der zu dieser Zeit noch ein Kind war, verließ der Hof den riesigen Palast und begab sich vorübergehend nach Saint-Cloud und ins Palais Royal. Unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs verlor Versailles seine umfassende zentralistische Bedeutung und die Gesellschaft traf sich nun zunehmend auch wieder in den Landschlössern des Adels oder den Pariser Hôtels. Dennoch residierten auch Ludwig XV. und Ludwig XVI. in Versailles, so dass das Schloss ab 1682 nur mit kurzen Unterbrechungen fast ständig von der Königsfamilie bewohnt war. Obwohl öfter Ausflüge in die vielen weiteren Schlösser rund um Paris unternommen wurden, blieb Versailles immer Regierungssitz und Mittelpunkt des höfischen Frankreichs.[103]

Am Ende des Ancien Régime umfasste der Hofstaat rund 10.000 Personen, von denen bis zu 5.000 direkt im Schloss lebten.[104] Die eigentlichen Höflinge machten davon rund 1.000 Personen aus, hinzu kamen Kammerfrauen, Köche, Leibwachen und andere Bedienstete. Der Palast war eine Stadt unter einem großen Dach, mit Wohnungen, Arbeitsräumen und Vergnügungsstätten. Auf den Gängen und Höfen ließen sich Händler nieder. Das Schloss war fast ständig überbelegt und die Aristokratie, so sie nicht zur königlichen Familie gehörte, war zum Teil verarmt und hauste sogar in den engen Dachkammern der oberen Geschosse oder im benachbarten Grand Commun.

Victor Hugo bezeichnete das Schloss später als eine einzige Höflingskaserne.[105] Der Palast war nicht allein dem Adel vorbehalten: Zugang hatte auch das gewöhnliche Volk, die Neugierigen wurden von den Bewohnern als Voyeux bezeichnet. Je höher der Rang des Besuchers war, desto weiter durfte er in das Innere des Schlosses gelangen. Der freie Zugang zum Schloss bedeutete jedoch nicht zugleich Kontakt mit den hier lebenden Personen. Wer als Bittsteller kam oder auf ein Amt hoffte, musste offiziell bei Hofe vorgestellt werden, wozu man neben einem verbrieften Titel. üblicherweise die Fürsprache eines bereits etablierten Höflings benötigte. Als etabliert galt, wer über eines der zahlreichen käuflichen Hofämter verfügte, die, je nach Bedeutung des Amts, vom König oder dem Haushofmeister vergeben wurden.

Trotz der prunkvollen Ausstattung war Versailles ein unkomfortables Schloss. Die en filade gereihten, zugigen und hohen Räume ließen sich schlecht heizen Im strengen Winter 1709 platzten sogar Likörflaschen durch die Kälte. Die große Spiegelgalerie besaß keine Kamine, und auch das zentrale Schlafzimmer Ludwigs XIV. war so kalt, dass Ludwig XV. ein privates Schlafzimmer im Nordtrakt des Corps de Logis einrichten ließ, das er nach der Zeremonie des Coucher zum Schlafen aufsuchte und morgens rechtzeitig zum Lever wieder verließ.[106]

Es gab, wie damals in ganz Europa üblich, im Schloss weder fließendes Wasser noch fest installierte Toiletten.[107] Man verrichtete die Notdurft in Leibstühle und Nachttöpfe, deren Inhalte von der Dienerschaft in bis zu 29 Sickergruben in der Umgebung des Schlosses ausgeleert wurden. Ludwig XVI. ließ sich Frankreichs erstes Wasserklosett mit Toilettenspülung einbauen. Das Schloss hatte wiederholt mit Ratten- und Mäuseplagen zu kämpfen und einmal jährlich begab sich der Hof nach Fontainebleau, damit der Versailler Palast in dieser Zeit von Grund auf gereinigt werden konnte. Der Körperpflege wurde im 17. Jahrhundert zwar noch kein übermäßiger Stellenwert zugeschrieben, doch bereits Ludwig XIV. ließ sich im Untergeschoss des Corps de Logis mehrere Zimmer umfassende Badegemächer einrichten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts fanden sich auch zunehmend Baderäume in den Appartements der königlichen Familienmitglieder, während sich die übrigen Schlossbewohner weiterhin mit feuchten Tüchern und Waschschüsseln behelfen mussten.

ie Versorgung des Hofstaats mit Nahrungsmitteln und Getränken beschäftigte eine Anzahl von mehreren hundert Angestellten.[108] Die Mitglieder der königlichen Familie und Höflinge von hohem Rang wurden als commensaux, als Tischgenossen des Königs betrachtet und aus seiner Küche versorgt. Verschiedene Höflinge hatten die Verpflichtung, offene Tafeln zur Verkostung weiterer Schlossbewohner zu halten, andere Hofangestellte erhielten für ihre bouche eine finanzielle Entschädigung, mussten sich um die Versorgung allerdings selbst kümmern. Die Mahlzeiten stammten zum Teil aus den Wirtshäusern in der Umgebung des Schlosses, zum Teil aus selbst organisierten Küchen, von denen sich im Laufe der Zeit immer mehr in den Höfen und unter den Dächern des Schlosses einfanden.

Das Leben bei Hof bedeutete Verzicht auf Privatsphäre.[109] Die Königsfamilie nahm selbst gewöhnliche Mahlzeiten vor Publikum ein und auch die Niederkünfte der Königinnen waren innerhalb der Hofgesellschaft traditionell öffentliche Ereignisse – so sehr, dass Marie Antoinette während der Geburt ihres ersten Kindes in Lebensgefahr geriet, als sich zu viele Menschen in ihrem Schlafzimmer aufhielten.[110] Schon unter den Vorgängern des Sonnenkönigs gab es strenge Riten zur Verherrlichung der französischen Herrscher, doch um das Schloss Versailles und Ludwig XIV. wurde eine beispiellose Abfolge von Zeremonien entwickelt. Die Etikette regelte und beschrieb jeden Vorgang, von großen Festlichkeiten und Empfängen bis hin zu so alltäglichen Dingen wie dem Mittagsmahl.

Auch für den Fall von Krankheit und Tod gab es vorgeschriebene Regeln, und als Ludwig XV. 1774 im Trianon an den Pocken erkrankte, wurde er eilig ins Versailler Schloss gebracht, um dort unter den Augen des Hofs zu sterben.[111] Die Bedeutung dieses Systems kann heute nicht mehr annähernd nachvollzogen werden. Dem König widerfuhr eine nahezu göttliche Verehrung und entrückte diesen, durchaus beabsichtigt, vom Volk und unterstrich seine übergeordnete Stellung. Dem König zu dienen bedeutete, Frankreich zu dienen. Ihm beim Aufstehen, beim Lever behilflich zu sein, ihm einfach nur das Wasser oder das Hemd zu reichen, galt als allergrößte Ehre, die über Aufstieg und Fall bei Hofe entscheiden konnte. Ob man in der Gegenwart des Königs stehen, sitzen oder sprechen durfte und selbst durch welche Tür man sein Schlafzimmer betrat, war ein für alle Anwesenden sichtbares Zeichen des eigenen Rangs.

Die Etikette galt nicht nur im Umgang mit dem König, sondern auch für jeden Herzog, jeden Prinzen, jeden Höfling. Das Protokoll regelte den Umgang miteinander und wies jedem Mitglied des Hofs einen für alle sichtbaren Platz innerhalb dieser Gesellschaft zu. Das uralte System der höfischen Etikette wurde auch unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs kaum verändert.

Das tägliche Leben Ludwigs XIV. vollzog sich weitestgehend in der Öffentlichkeit inmitten eines großen Hofstaates, der alles in allem rund 20.000 Personen umfasste. Unter die vornehme, adelige Hofgesellschaft mischten sich in den weiträumigen Schlossanlagen Besucher, Schaulustige und zumeist eine beträchtliche Zahl von Bittstellern. Im Prinzip stand jedem Untertan das traditionelle Recht zu, dem König Bittgesuche (placets) zu überreichen.[112]

Neben der offensichtlichen Zurschaustellung von Luxus und Reichtum diente das Schloss auch einer subtileren Darstellung des Ruhms und der Macht des Königstums. Die unter Ludwig XIV. angelegten Staatsräume und Säle verherrlichen den Sonnenkönig. Die Dekoration des Stucks und die Themen der Gemälde sind auf seine wirtschaftlichen und politischen Erfolge abgestimmt und künden von seinen Feldzügen und Siegen. Eine große Rolle nahmen außerdem die römische und die griechische Mythologie ein, mit deren Motiven die oberen Gesellschaftsschichten des 17. und 18. Jahrhunderts wohlvertraut waren.

Die Mythologie wurde als Gleichnis eingesetzt und Ludwig XIV. wiederholt als Gott Apollon dargestellt, was der Hofgesellschaft zahlreiche Interpretationen ermöglichte. Die Darstellung als antiker Gott der Sonne und des Lichts verlieh Ludwig XIV. zudem die Aura eines mystischen, höchsten Wesens, ohne zugleich mit der Kirche in Widerspruch zu geraten – denn den Rang des Königs mit dem christlichen Gott gleichzusetzen, war auch im absolutistischen, aber immer noch katholisch geprägten Frankreich unmöglich und wäre einem Sakrileg gleichgekommen. Der Vergleich mit Apollon dagegen bekräftigte seinen Ruf als Sonnenkönig.

Obwohl der französische Hauhaltsplan immense Ausgaben für das Schloss vorsah, war das Geld in Versailles immer knapp und die Bauphasen konnten nur in den Friedenszeiten zwischen den Reunionskriegen vorangetrieben werden.[113] Nachdem der Pfälzische Erbfolgekrieg ausbrach, musste Ludwig XIV. 1689 sogar das berühmte Silbermobiliar der Spiegelgalerie verkaufen und einschmelzen, um somit die Kriegsausgaben zu bestreiten.[114] Viele geplante Bauvorhaben, wie der oben beschriebene Umbau der Stadtfassaden, konnten aus Kostengründen nicht in Angriff genommen werden. Fast alle Aufträge wurden ausgeschrieben, Voranschläge unbedingt eingehalten und die Armee in Friedenszeiten zu Bauarbeiten herangezogen. Was den meisten Betrachtern als unglaublicher Luxus erschien, war in Wirklichkeit so kostengünstig wie nur möglich gebaut, was zur Folge hatte, dass die Kamine oft nicht zogen, die Fenster nicht richtig schlossen und das Leben dort im Winter sehr unkomfortabel war.

Bereits zwischen 1661 und 1663 waren mehr als 1.500.000 Livres für das Schloss ausgegeben worden.[115] Der erste Bau Ludwigs XIII. hatte insgesamt gerade einmal 300.000 Livres verbraucht, wovon 213.000 auf das Schloss verwendet und weitere 82.000 für die Gärten benötigt wurden. Im Zeitraum von 1664 bis 1688 wurde jährlich eine durchschnittliche Million Livres in Versailles verbaut. Der französische Staatshaushalt verfügte in den 1680er Jahren über ein Budget von etwa 110 Millionen Livres, wovon Ludwig nach dem Frieden von Nimwegen 15 Millionen für seine Bautätigkeiten genehmigt bekam.

Bis zum Tode des Sonnenkönigs sollen 300 Millionen Livres in die Versailler Schlösser, den Park, die Ausstattung und den Unterhalt geflossen sein.[116] Fünfzig bis sechzig Millionen allein für das Mobiliar und zwei Millionen für den Bau des Eure -Kanals. Bescheiden nimmt sich dagegen die Leibpension für die bei Unfällen verstorbenen Arbeiter aus, deren Familien im Schnitt 40 bis 100 Livres als Hinterbliebenenrente erhielten.

Die Gartenanlagen gehen auf den von Jacques Boyceau de la Baraudie für Ludwig XIII. geschaffenen Petit Parc zurück. Sie wurden in ihrer heutigen Ausdehnung weitgehend in drei Abschnitten von 1662 bis 1667, 1668 bis 1677 und 1678 bis 1689 durch André Le Notre geschaffen. Der Schlosspark gliedert sich in drei für alle Barockgärten typische Bereiche: Die dem Schloss nahen Paterres, die anschließenden Boskette und den fernen Jagdwald. Der Bereich der Parterres, der Boskette und des großen Kanals wird noch heute als Petit Parc bezeichnet, der ursprünglich mehrere tausend Hektar große Waldbereich als Grand Parc. Die aus dem Vorbild von Vaux-le-Vicomte übernommene Hauptachse gliedert die Gartenanlagen und führt von der Stadt durch das Schloss, durch den Garten und den großen Kanal bis in die weite Ferne.[117]

Der Park wurde durch mehr als 75.000 gestutzte Bäume und Bäumchen verziert, von denen zahlreiche aus den Baumschulen Vaux-le-Vicomtes stammten und zu Fouquets konfisziertem Vermögen gehörten.[118] Bezeichnenderweise blieb der Park in seiner barocken Struktur bis zum Ende des Ancien Regime in weiten Teilen unverändert. Die im 18. Jahrhundert von englischen Vorbildern beeinflusste Umgestaltung vieler europäischer Schlossparks tangierte die Versailler Gärten nur im kleinen Maßstab im sogenannten Boskett der Königin, im Boskett des Apollo-Bades und im privateren Bereich der Trianon-Schlösser. Zur Zeit Ludwigs XVI. wurden Teile des Parks umgestaltet und eine Aufforstung der Boskette vorgenommen. Dafür wurden weite Bereiche gerodet und neu bepflanzt, eine ähnliche Neubepflanzung wurde in den 1990er Jahren vorgenommen.

Die Versorgung des Hofstaats mit Nahrungsmitteln und Getränken beschäftigte eine Anzahl von mehreren hundert Angestellten.[119] Die Mitglieder der königlichen Familie und Höflinge von hohem Rang wurden als commensaux, als Tischgenossen des Königs betrachtet und aus seiner Küche versorgt. Verschiedene Höflinge hatten die Verpflichtung, offene Tafeln zur Verkostung weiterer Schlossbewohner zu halten, andere Hofangestellte erhielten für ihre bouche eine finanzielle Entschädigung, mussten sich um die Versorgung allerdings selbst kümmern. Die Mahlzeiten stammten zum Teil aus den Wirtshäusern in der Umgebung des Schlosses, zum Teil aus selbst organisierten Küchen, von denen sich im Laufe der Zeit immer mehr in den Höfen und unter den Dächern des Schlosses einfanden.

Das Leben bei Hof bedeutete Verzicht auf Privatsphäre.[120] Die Königsfamilie nahm selbst gewöhnliche Mahlzeiten vor Publikum ein und auch die Niederkünfte der Königinnen waren innerhalb der Hofgesellschaft traditionell öffentliche Ereignisse – so sehr, dass Marie Antoinette während der Geburt ihres ersten Kindes in Lebensgefahr geriet, als sich zu viele Menschen in ihrem Schlafzimmer aufhielten.[121] Schon unter den Vorgängern des Sonnenkönigs gab es strenge Riten zur Verherrlichung der französischen Herrscher, doch um das Schloss Versailles und Ludwig XIV. wurde eine beispiellose Abfolge von Zeremonien entwickelt. Die Etikette regelte und beschrieb jeden Vorgang, von großen Festlichkeiten und Empfängen bis hin zu so alltäglichen Dingen wie dem Mittagsmahl.

Auch für den Fall von Krankheit und Tod gab es vorgeschriebene Regeln, und als Ludwig XV. 1774 im Trianon an den Pocken erkrankte, wurde er eilig ins Versailler Schloss gebracht, um dort unter den Augen des Hofs zu sterben.[122] Die Bedeutung dieses Systems kann heute nicht mehr annähernd nachvollzogen werden. Dem König widerfuhr eine nahezu göttliche Verehrung und entrückte diesen, durchaus beabsichtigt, vom Volk und unterstrich seine übergeordnete Stellung. Dem König zu dienen bedeutete, Frankreich zu dienen. Ihm beim Aufstehen, beim Lever behilflich zu sein, ihm einfach nur das Wasser oder das Hemd zu reichen, galt als allergrößte Ehre, die über Aufstieg und Fall bei Hofe entscheiden konnte. Ob man in der Gegenwart des Königs stehen, sitzen oder sprechen durfte und selbst durch welche Tür man sein Schlafzimmer betrat, war ein für alle Anwesenden sichtbares Zeichen des eigenen Rangs.

Die Etikette galt nicht nur im Umgang mit dem König, sondern auch für jeden Herzog, jeden Prinzen, jeden Höfling. Das Protokoll regelte den Umgang miteinander und wies jedem Mitglied des Hofs einen für alle sichtbaren Platz innerhalb dieser Gesellschaft zu. Das uralte System der höfischen Etikette wurde auch unter den Nachfolgern des Sonnenkönigs kaum verändert.

Das tägliche Leben Ludwigs XIV. vollzog sich weitestgehend in der Öffentlichkeit inmitten eines großen Hofstaates, der alles in allem rund 20.000 Personen umfasste. Unter die vornehme, adelige Hofgesellschaft mischten sich in den weiträumigen Schlossanlagen Besucher, Schaulustige und zumeist eine beträchtliche Zahl von Bittstellern. Im Prinzip stand jedem Untertan das traditionelle Recht zu, dem König Bittgesuche (placets) zu überreichen.[123]

Neben der offensichtlichen Zurschaustellung von Luxus und Reichtum diente das Schloss auch einer subtileren Darstellung des Ruhms und der Macht des Königstums. Die unter Ludwig XIV. angelegten Staatsräume und Säle verherrlichen den Sonnenkönig. Die Dekoration des Stucks und die Themen der Gemälde sind auf seine wirtschaftlichen und politischen Erfolge abgestimmt und künden von seinen Feldzügen und Siegen. Eine große Rolle nahmen außerdem die römische und die griechische Mythologie ein, mit deren Motiven die oberen Gesellschaftsschichten des 17. und 18. Jahrhunderts wohlvertraut waren.

Die Mythologie wurde als Gleichnis eingesetzt und Ludwig XIV. wiederholt als Gott Apollon dargestellt, was der Hofgesellschaft zahlreiche Interpretationen ermöglichte. Die Darstellung als antiker Gott der Sonne und des Lichts verlieh Ludwig XIV. zudem die Aura eines mystischen, höchsten Wesens, ohne zugleich mit der Kirche in Widerspruch zu geraten – denn den Rang des Königs mit dem christlichen Gott gleichzusetzen, war auch im absolutistischen, aber immer noch katholisch geprägten Frankreich unmöglich und wäre einem Sakrileg gleichgekommen. Der Vergleich mit Apollon dagegen bekräftigte seinen Ruf als Sonnenkönig.

Obwohl der französische Hauhaltsplan immense Ausgaben für das Schloss vorsah, war das Geld in Versailles immer knapp und die Bauphasen konnten nur in den Friedenszeiten zwischen den Reunionskriegen vorangetrieben werden.[124] Nachdem der Pfälzische Erbfolgekrieg ausbrach, musste Ludwig XIV. 1689 sogar das berühmte Silbermobiliar der Spiegelgalerie verkaufen und einschmelzen, um somit die Kriegsausgaben zu bestreiten.[125] Viele geplante Bauvorhaben, wie der oben beschriebene Umbau der Stadtfassaden, konnten aus Kostengründen nicht in Angriff genommen werden. Fast alle Aufträge wurden ausgeschrieben, Voranschläge unbedingt eingehalten und die Armee in Friedenszeiten zu Bauarbeiten herangezogen. Was den meisten Betrachtern als unglaublicher Luxus erschien, war in Wirklichkeit so kostengünstig wie nur möglich gebaut, was zur Folge hatte, dass die Kamine oft nicht zogen, die Fenster nicht richtig schlossen und das Leben dort im Winter sehr unkomfortabel war.

Bereits zwischen 1661 und 1663 waren mehr als 1.500.000 Livres für das Schloss ausgegeben worden.[126] Der erste Bau Ludwigs XIII. hatte insgesamt gerade einmal 300.000 Livres verbraucht, wovon 213.000 auf das Schloss verwendet und weitere 82.000 für die Gärten benötigt wurden. Im Zeitraum von 1664 bis 1688 wurde jährlich eine durchschnittliche Million Livres in Versailles verbaut. Der französische Staatshaushalt verfügte in den 1680er Jahren über ein Budget von etwa 110 Millionen Livres, wovon Ludwig nach dem Frieden von Nimwegen 15 Millionen für seine Bautätigkeiten genehmigt bekam.

Bis zum Tode des Sonnenkönigs sollen 300 Millionen Livres in die Versailler Schlösser, den Park, die Ausstattung und den Unterhalt geflossen sein.[127] Fünfzig bis sechzig Millionen allein für das Mobiliar und zwei Millionen für den Bau des Eure -Kanals. Bescheiden nimmt sich dagegen die Leibpension für die bei Unfällen verstorbenen Arbeiter aus, deren Familien im Schnitt 40 bis 100 Livres als Hinterbliebenenrente erhielten.

Die Gartenanlagen gehen auf den von Jacques Boyceau de la Baraudie für Ludwig XIII. geschaffenen Petit Parc zurück. Sie wurden in ihrer heutigen Ausdehnung weitgehend in drei Abschnitten von 1662 bis 1667, 1668 bis 1677 und 1678 bis 1689 durch André Le Notre geschaffen. Der Schlosspark gliedert sich in drei für alle Barockgärten typische Bereiche: Die dem Schloss nahen Paterres, die anschließenden Boskette und den fernen Jagdwald. Der Bereich der Parterres, der Boskette und des großen Kanals wird noch heute als Petit Parc bezeichnet, der ursprünglich mehrere tausend Hektar große Waldbereich als Grand Parc. Die aus dem Vorbild von Vaux-le-Vicomte übernommene Hauptachse gliedert die Gartenanlagen und führt von der Stadt durch das Schloss, durch den Garten und den großen Kanal bis in die weite Ferne.[128]

Der Park wurde durch mehr als 75.000 gestutzte Bäume und Bäumchen verziert, von denen zahlreiche aus den Baumschulen Vaux-le-Vicomtes stammten und zu Fouquets konfisziertem Vermögen gehörten.[129] Bezeichnenderweise blieb der Park in seiner barocken Struktur bis zum Ende des Ancien Regime in weiten Teilen unverändert. Die im 18. Jahrhundert von englischen Vorbildern beeinflusste Umgestaltung vieler europäischer Schlossparks tangierte die Versailler Gärten nur im kleinen Maßstab im sogenannten Boskett der Königin, im Boskett des Apollo-Bades und im privateren Bereich der Trianon-Schlösser. Zur Zeit Ludwigs XVI. wurden Teile des Parks umgestaltet und eine Aufforstung der Boskette vorgenommen. Dafür wurden weite Bereiche gerodet und neu bepflanzt, eine ähnliche Neubepflanzung wurde in den 1990er Jahren vorgenommen.

Den Übergang vom Schloss- zum Gartenbereich bilden die Parterres, die durch ihre niedrige Bepflanzung den Blick auf das Gebäude gewähren und durch ihre ornamentale Gestaltung die Motive der Baudekoration wiederholen.[130] Vor dem Nord- und dem Südflügel des Schlosses befinden sich prächtige Broderieparterres, das Parterre du Nord und das Parterre du Midi, die mit ornamentalen Blumenpflanzungen, zahlreichen Prunkvasen und Statuen dekoriert sind. Dem Corps de Logis sind zwei große Wasserbecken vorgelagert, die als Parterre d’Eau bezeichnet werden. In den fünfzehn Bosketten wiederholen sich die Säle des Schlossinneren im Freien. Hier sind mit gärtnerischen Mitteln Salons zwischen Hecken und Bäumen eingerichtet, die man ebenfalls mit Skulpturen, Springbrunnen und kunstvoll beschnittenen Pflanzen ausstaffierte. Zu den bekanntesten Gartenarchitekturen Frankreichs gehört dort die von Mansart entworfene kreisrunde, mit dutzenden Springbrunnen verzierte Kolonnade, seinerzeit berühmt war auch das große Labyrinth von Versailles.[131]

Das Zentrum des Petit Parcs bildet der aus mehreren Treppenstufen gebildete Brunnen der Latona, von dort führt die Königliche Allee mit dem so genannten Grünen Teppich in Richtung des Apollp-Brunnens, aus welchem der Sonnengott emporsteigt und sich symbolisch in Richtung des Königs erhebt. Hinter diesem Bassin beginnt der kreuzförmige Grand Canal, der den Park optisch in die Ferne verlängert und zugleich das sumpfige Gelände entwässert. Zur Zeit des Ancien Régime wurde die Wasserfläche mit venezianischen Gondeln samt italienischer Gondolieri befahren, für die eigens ein kleines Wohnareal namens Petit Venise, Klein Venedig, geschaffen wurde. Sogar der Nachbau eines Kriegsschiffes lag dort vor Anker.[132]

Am Südarm des Kanals befand sich eine große Menangerie, Ludwig XIV. hielt dort von 1668 bis 1681 unter anderem einen afrikanischen Elefanten, der ein diplomatisches Geschenk aus Portugal war.[133]

Latona kann mit Anna von Österreich interpretiert werden, deren Sohn Ludwig dann Apollon entspricht. Die Bedrohung der Latona durch die lykischen Bauern und deren anschließende Bestrafung ist ein Symbol der politischen Unruhen während der Kindheit Ludwigs. Im Hintergrund die Königliche Allee mit dem Grünen Teppich und in der Ferne der Große Kanal

Wie das Schloss, so diente auch der Park der Verherrlichung des Sonnenkönigs und ist voll von offenen und versteckten Anspielungen auf ihn.[134] In den Brunnen und Skulpturengruppen wird die griechische Mythologie als Gleichnis auf die Regierung Ludwigs dargestellt. Die Gärten steigen, durch mehrere Terassen gegliedert, zum Schloss an, so dass man sich nicht nur symbolisch hoch zum König begab. Sternförmige Wegkreuzungen entwickeln sich an verschiedenen Punkten des Parks, doch alle Hauptwege führen zu der dominierenden Mittelachse. Diese führt vom Großen Kanal zum Schloss und darüber hinaus durch die Stadt, ein Symbol für die Wege, die beim König zusammentreffen. Das Parterre d’Eau ist mit Skulpturen geschmückt, die Frankreichs große Flüsse versinnbildlichen und somit Zeichen von der Größe des Landes geben.[135]

Ludwig XIV. selbst verfasste den ersten Führer zu seinem Park, in dem er einen Rundweg empfahl, die Bedeutung der Statuen und Brunnen erläuterte und auf Besonderheiten in den Anpflanzungen hinwies.[136]

Seit 1661 hat Ludwig XIV. jene Praxis reglementiert, zugleich aber auch gefördert. Der Monarch sah darin eine willkommene Möglichkeit, sich mit den unmittelbaren Sorgen und Nöten seiner Untertanen vertraut zu machen. Später wurde in Versailles jeden Montag im Raum der Garde des Königs ein großer Tisch aufgestellt, auf dem die Bittgesuche von ihren Überbringern deponiert wurden. Bis 1683 war der Marquis de Louvois, Staatssekretär für das Kriegswesen und Minister, für die Weiterleitung dieser Gesuche verantwortlich. Sie wurden danach von den zuständigen Staatssekretären bearbeitet und alsbald – mit einem entsprechenden Bericht versehen – dem König vorgelegt, der dann jeden Fall persönlich entschied.[137]

Am Hof gab es neben großen Festveranstaltungen, Theater- und Musikaufführungen auch vielfältige andere Möglichkeiten der Zerstreuung bis hin zum Glücksspiel und zu Vergnügungen einfachster Art.[138]

Paris erlebte unter der Aufsicht Colberts einen Bauboom, wie kaum wieder in der Geschichte. Ludwig ließ den Louvre umbauen, die Stadtmauern von Paris schleifen und durch breite Boulevards ersetzen, zahlreiche neue Plätze (darunter die Place des Victoires und Place Vendôme) erbauen, des Weiteren Kirchen (wie Saint-Roch und Val-de-Grâce), Brücken (den Pont Royal), Parkanlagen (wie der Tuileriengarten und die Champs-Élysées), Triumphbögen (z. B. die Porte Saint-Denis) und neue Stadtviertel (darunter die Faubourgs St. Antoine und St. Honoré) errichten. Aber auch so praktische Maßnahmen, wie eine durchgehende Straßenpflasterung, die ersten Straßenlaternen und frühe Formen der Kanalisation durchführen.

Unter diesen Baumaßnahmen ist auch das Hôtel des Invalides mit dem Invalidendom zu nennen, wo die Kriegsversehrten kostenlos versorgt wurden, sowie das Hôpital Salpêtrière. Auch das Pariser Observatorium für wissenschaftliche Studien und das Collège des Quatre Nations, das bis heute als Sitz der Académie française dient, zählen dazu, als auch die Gründung der Comédie-Française. Paris wuchs sprunghaft und war mit 700.000 Einwohnern eine der größten Städte der Welt, in der durch Ludwigs Förderung schließlich 20 % der intellektuellen Elite Europas wohnten. Die französische Hauptstadt wurde zum städtebaulichen und kulturellen Vorbild für den ganzen Kontinent.[139]

Der französische Hof wechselte des Öfteren den Aufenthaltsort, verließ aber nur höchst selten die Nähe von Paris.[140] Es gab einige Hauptresidenzen in der Umgebung der Hauptstadt, welche seit langem als Sitz der Könige dienten. Diese suchte Ludwig XIV. auszubauen und zu verschönern. In Fontainebleau ließ er in den Gärten ein neues Barockparterre, einen großen Kanal und einen neuen Park anlegen. In Saint-Germain-en-Laye wurde die Große Achse geschaffen und ebenfalls die Gärten neu gestaltet. Durch die Gartenarchitektur wurde André Le Nôtre – der Schöpfer des französischen Barockgartens – in ganz Europa berühmt.[141]

Im Schlosspark von Versailles ließ er sich mit dem Grand Trianon zudem ein Lustschloss errichten, welches wie Marly-le-Roi als Privatresidenz des Monarchen gedacht war.[142] Das Schloss Marly-le-Roi lag in der gleichnamigen Stadt, ungefähr 15 km westlich von Paris. Noch bevor Ludwg XIV von Frankreich sich entschloss, seinen ständigen Sitz in Versailles einzurichten, ließ er in Marly ein Jagd- und Sommerschloss als privaten Rückzugsort bauen; der dort bereits bestehende kleine Ort Marly wurde deshalb in Marly-le-Roi umbenannt.[143] Der Bau des königlichen Domizils und der Parkanlagen veränderte das Gesicht der Stadt und der Umgebung völlig. 1679 begannen die Bauarbeiten unter Leitung von Jules Hardouin-Mansart und dauerten bis 1686.

Das Hauptgebäude wurde von insgesamt zwölf einzelnen Pavillons begleitet, denen ihrerseits kleine Gartenanlagen zugeordnet waren. Die symmetrisch an den Langseiten einer Mittelachse aus Wasserbassins angeordneten Pavillons dienten der Beherbergung von Gästen, der König selbst wohnte im Hauptschloss. Die Bauten waren sämtlich von Scheinarchitektur bedeckt – die eigentliche Architektur daher sehr einfach und zurückhaltend ausgestaltet. Diese in Marly-le Roi erstmals verwendete aufgelockerte Bauweise in Form einzelner Pavillons verbreitete sich schnell in ganz Europa.[144]

Im deutschsprachigen Raum wurden das Schloss und die Gartenanlagen von Marly beispielsweise Vorbild für das Palais im Großen Garten Dresden (1678–83), Schloss Clemenswerth bei Sögel (1737–47) sowie das Mainzer Lustschloss Favorite  (1700–22).[145] Von Marly-le-Roi aus wurde hydraulisch Wasser in ein 100 Meter höher gelegenes Reservoir in Louveciennes gepumpt. Von dort aus speiste es – jeweils bei Anwesenheit des Königs – wahlweise eine Kaskade im Park oder wurde über ein Äquadukt bis in den (von Natur aus wasserarmen) Park von Schloss Versailles geleitet, zum Betrieb der zahlreichen dortigen Wasserspiele.

Ludwig XIV und seine Frau Marie Antoinette waren die beiden letzten Vertreter des französischen Königshauses, die das Schloss in Marly-le-Roi bewohnten.[146] Nach der Revolution wurde das Anwesen verlassen und verfiel zur Ruine. Es wurde 1799/1800 an einen Baumwollfabrikanten verkauft, dessen im Schloss eingerichtete Fabrik jedoch 1806 bankrottging. Im Jahr darauf erwarb Napoleon den Besitz wieder für die staatliche Hand, in der er sich noch heute befindet. 1816 schließlich wurde das Schloss abgerissen.

In der Umgebung, der nunmehr zur Stadt erhobenen Anlagen von Versailles, entstanden zahllose Schlösser und Gärten, die von Angehörigen des Königshauses und vom Hofadel errichtet wurden. Hier suchte man Ruhe vom Hof und ging der Jagd nach, oder lud den König für ein Fest zu seinen Ehren ein.[147] All dies verschlang ungeheure Mengen Geld und der Adel war bald gezwungen Pensionen vom König zu erbitten, um den Lebensstandard zu halten. So vergrößerte sich die Abhängigkeit der Adeligen weiter.[148]

Ludwig XIV. war ein komplexer Charakter. Er war für seinen Charme bekannt und brachte jedem die Höflichkeit entgegen, die ihm gebührte. Selbst vor Mägden soll er den Hut gezogen haben. Seine wichtigsten Eigenschaften waren wohl eine unerschütterliche Menschenkenntnis und der ihm nachgesagte scharfe Verstand. Als Monarch legte er einen großen Arbeitseifer an den Tag. Das Regieren fiel ihm leicht, denn er hatte eine geradezu professionelle Einstellung zu seiner Arbeit. Es wird berichtet, dass er in Sitzungen niemals ermüdete und jedem aufmerksam zuhörte, der das Wort an ihn richtete.[149]

Ludwig XIV. schätzte hohe Bildung und seine Kenntnisse in Politik und Geschichte waren gefürchtet.[150] Auch zeichnete ihn enorme Willenskraft aus; so begegnete er Schmerzen und Situationen der Todesgefahr mit völliger Gelassenheit und Selbstbeherrschung. Beispielhaft dafür steht, dass er schon wenige Wochen nach einer ohne Narkose durchgeführten Operation wieder ausritt. Dennoch war er auch in hohem Maße von Egozentrik beherrscht, verbunden mit einem hohen Selbstwertgefühl. Er wurde von einem starken Drang nach Ruhm und Reputation geleitet, aber auch vom Gefühl der Pflichterfüllung gegenüber dem Staat und seinen Untertanen.[151]

Als Kavalier war Ludwig XIV. vorbildlich.[152] Frauen spielten in seinem Leben eine große Rolle, besonders als Mätressen. Seine Familie war ihm wichtig, besonders seinen Kindern schenkte er daher große Aufmerksamkeit. Als Vater und Großvater war er fürsorglich und liebevoll, er konnte aber auch hart und unnachgiebig sein. Seine unehelichen Kinder legitimierte er ausnahmslos, erhob sie in den Prinzenrang und verheiratete sie mit Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt. Ludwig XIV. selbst war von durchschnittlicher Körpergröße und trug hohe Absätze, um noch größer zu wirken. Zeitgenossen berichten sogar, dass er auf viele Menschen durch seine äußere Erscheinung recht einschüchternd wirkte. Als Liebhaber und Förderer des Hofballetts tanzte er bis zu seinem 30. Lebensjahr ausgesprochen gern in öffentlichen Aufführungen.[153]

Ludwig XIV. steht für den monarchischen Absolutismus schlechthin, er hat diesen zwar nicht begründet, aber in Frankreich ausgebaut und verfestigt.[154] Auf dem Feld der Innenpolitik zeichneten ihn insbesondere die effektive Stärkung der königlichen Zentralverwaltung aus, um so traditionelle Machtrivalen, wie Schwertadel und Provinzialstände, zu schwächen. Dazu baute Ludwig konsequent ein straffes Netz aus dreißig Intendanten auf, die als Funktionsträger des Königs fungierten und so erfolgreich den Willen der Krone in den Provinzen durchsetzen konnten.[155]

Dies war sicherlich einer der wichtigsten Fortschritte seiner Herrschaft. Aber es wären ebenso die Gesetzgebungswerke des Königs auf dem Gebiet der Rechtspflege (Code Louis), des Handels, der Schifffahrt und des Sklavenhandels (Code Noir) zu nennen, die zu den großen innen- und wirtschaftspolitischen Leistungen seiner Regierung gezählt werden. Der Code Noir ist eines der vielen Gesetze, die auf Jean-Baptiste Colbert zurückgehen.[156]

Die verschärften Maßnahmen Ludwigs XIV. gegen den französischen Kalvinismus mündeten in das Revokationsedikt von Fontainebleau vom 18.10.1685, das das Edikt von Nantes aufhob. Der Grund, warum Ludwig XIV das Edikt erst 1685 festsetzte, lag auch in der Außenpolitik des Königs begründet, die eines großen Teils seiner Aufmerksamkeit bedurfte.[157] Vor allem der Devolutionskrieg und der Holländische Krieg sind da zu nennen. Dies hat die Vorgeschichte des Krieges zwischen Frankreich und Spanien, der mehr als zwei Jahrzehnte andauerte.

Der Französisch-Spanische Krieg (1635–1659) zwischen den Königreichen Spanien und Frankreich fand zum großen Teil parallel zu anderen großen Konflikten, insbesondere dem Dreißigjährigen Krieg und dem Achtzigjährigen Krieg und dem statt.[158] Er wurde durch den Pyrenäenfrieden von 1659 beendet. Mit ihm endete auch das Zeitalter der Dominanz Spaniens und das Zeitalter der Vorherrschaft Frankreichs in Europa begann.

Im Jahr 1618 brach in Mitteleuropa der Dreißigjährige Krieg aus, der in der ersten Phase als Religionskrieg begann.[159] In dieser ersten Phase war die katholische Seite erfolgreich, die von Spanien unterstützt wurde. Sie konnte die protestantischen deutschen Reichsfürsten besiegen. Auch der auf Seiten der Protestanten eingreifende König Christian IV von Dänemark-Norwegen wurde militärisch geschlagen. Ab 1630 eskalierte dann der Konflikt mit dem Eingreifen König Gustav Adolfs von Schweden auf Seiten der Protestanten. Die Schweden konnten zunächst große militärische Erfolge gegen die kaiserlichen Truppen erringen, zu denen auch spanische Kontingente zählten, und bis nach Süddeutschland vordringen. 1634 wurden die schwedischen Armeen jedoch in der Schlacht bei Nördlingen geschlagen und es bahnte sich ein Kompromiss und Friedensschluss zwischen dem Kaiser und den protestantischen Reichsfürsten an.[160]

Spanische Armeen waren auch noch auf zwei anderen europäischen Kriegsschauplätzen involviert. Im Jahr 1628 hatten spanische Truppen in den Mantuanischen Erbfolgekrieg eingegriffen, der nach dem Aussterben der Hauptlinie des Fürstengeschlechtes Gonzaga entbrannt war. Auf der Gegenseite standen französische Truppen. Außerdem war nach dem Auslaufen des Waffenstillstandes im Jahr 1621 der Krieg mit den Generalstaaten erneut aufgeflammt. Der Kriegsverlauf war zunächst günstig für Spanien. Der spanische Heerführer Ambrosio Spinola konnte 1625 Breda erobern und der spanische Admiral Fadrique de Toledo vernichtete im selben Jahr eine holländische Flotte bei Gibraltar. Die Niederländer wurden jedoch von französischen Subsidien unterstützt und der niederländische Kaperkrieg führte zu erheblichen Beeinträchtigung Spaniens.[161] 1627 gelang dem holländischen Admiral Heyn die Erbeutung einer großen spanischen Silberflotte in den Gewässern um Kuba.Danach konnten die Niederländer verstärkt zur Offensive übergehen und errangen Erfolge in den spanischen Niederlanden.

Nach dem Prager Frieden zwischen Kaiser Ferdinand II. und der katholischen Liga auf der einen Seite und Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen auf der anderen Seite, dem sich fast alle protestantischen Reichsstände anschlossen, schien ein Frieden in Mitteleuropa in greifbarer Nähe.[162] Ab dem Jahr 1635 trat jedoch Frankreich auf Betreiben des regierenden Ministers Kardinal Richelieu als Kriegsteilnehmer auf Seiten Schwedens und gegen Spanien als den Verbündeten des Kaisers in den Krieg ein. Französische Armeen drangen in die Spanischen Niederlande und in die unter spanischer Herrschaft stehende Freigrafschaft Burgund ein. In der Schlacht bei Les Avins 1635 waren die Franzosen siegreich.

Im Gegenzug unternahmen die spanischen und kaiserlichen Armeen unter dem Kommando des Kardinal-Infanten Don Fernando und des Reitergenerals Jan von Werth von den spanischen Niederlanden aus Feldzüge in den Norden Frankreichs und bedrohten zeitweilig die Hauptstadt Paris.[163] Die Politik des leitenden spanischen Ministers Olivares, die auf eine stärkere Zentralisierung Spaniens unter Einschränkung der althergebrachten Selbstverwaltungsrechte zielte, der hohe Steuerdruck und die Wirtschaftskrise aufgrund der vielen Kriege führten zu inneren Aufständen in Spanien. Im Jahr 1640 kam es zum offenen Aufstand der katalanischen Provinzen gegen die Zentralregierung in Madrid. Es kam zum „Aufstand der Schnitter“, der spanische Vizekönig in Barcelona wurde getötet und eine Ständeversammlung erklärte die Abspaltung von Kastilien und proklamierte Ludwig XIII. von Frankreich zum Souverän in Katalonien. Im gleichen Jahr kam es auch zur Erhebung und Abspaltung Portugals, das seit dem Aussterben des portugiesischen Königshauses Avis 1580 mit der spanischen Krone in Personalunion vereinigt war.

Der Aufstand in Katalonien konnte durch die spanische Zentralmacht nach jahrelangen Kämpfen wieder unter Kontrolle gebracht werden, Portugal war jedoch zusammen mit seinem Kolonialreich dauerhaft für das spanische Reich verloren.[164] Im Jahr 1643 erlitten die Spanier in der Schlacht bei Rocroi gegen die Franzosen die verheerendste Niederlage des Krieges. Als die Franzosen unter Turenne 1646 den Rhein überschritten und in Bayern einfielen, war die Landverbindung zwischen den spanischen Besitzungen in Italien und den spanisch-burgundischen Besitzungen endgültig abgeschnitten. Ein 1647 ausgebrochener Aufstand in den unter spanischer Herrschaft stehenden Königreichen Neapel und Sizilien konnte wieder unter Kontrolle gebracht werden.[165]

Aufgrund der untragbar werdenden Kriegslasten hatte die spanische Politik ab 1640 Friedensverhandlungen angestrebt. Im Jahr 1646 kam es zum Friedensschluss mit den nördlichen Niederlanden, der den Achtzigjährigen Krieg beendete. Die seit 1643 laufenden Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück kamen im Jahr 1648 zum Abschluss (Westfälischer Friede).[166]

Der Kriegszustand Spaniens mit Frankreich dauerte jedoch an, da sich Spanien weigerte, die französische Forderung nach einer Abtretung ganz Kataloniens zu erfüllen. In der Schlacht bei Lens 1648 waren wiederum die Franzosen siegreich. In den Jahren 1648 bis 1653 erhielt Spanien jedoch eine Atempause, da Frankreich durch innere Unruhen, insbesondere den Adelsaufstand der Fronde geschwächt war. Nach 1653 brach der Krieg wieder offen aus und nach 1655 trat auch England unter Oliver Cromwell auf Seiten Frankreichs gegen Spanien in den Krieg ein.

Nachdem die Franzosen auch in der Schlacht in den Dünen 1658 siegreich geblieben waren, konnte der Kriegszustand schließlich mit dem am 7. November 1659 abgeschlossenen Pyrenäenfrieden beendet werden.[167] Darin trat Spanien nördlich der Pyrenäen gelegenene Gebiete – die Grafschaft Roussillon und die nördliche Hälfte der Cerdanya – an Frankreich ab. Außerdem erhielt Frankreich territoriale Zugeständnisse in den Spanischen Niederlanden und in Italien.[168] Frankreich beendete im Gegenzug seine Unterstützung für Portugal im Restaurationskrieg. Der Kriegszustand zwischen Spanien und England wurde erst zwei Jahre später beendet.

Der Devolutionskrieg (1667–1668) war ein militärischer Konflikt zwischen Spanien und Frankreich, in dem König Ludwig XIV. von Frankreich Teile der Spanischen Niederlande beanspruchte.[169] Der Krieg wurde am 2. Mai 1668 mit der Unterzeichnung des Friedens von Aachen beendet, in dem Spanien einige Territorien abtreten musste.

Der Devolutionskrieg gilt als der erste in der Reihe der sogenannten Reunionskriege, die allein auf eine Mehrung des französischen Reiches sowie Festigung der französischen Hegemonie in Europa ausgelegt waren und das Bild Ludwigs XIV. als ruhmsüchtiger Eroberer begründeten.[170]

Im Jahre 1659 schlossen Frankreich und Spanien den Pyrenäenfrieden, der einen 24-jährigen Krieg zwischen den beiden Staaten beendete.[171] Im Friedensvertrag musste König Philipp IV. von Spanien (1605–1665) nicht nur einige Gebietsverluste hinnehmen, sondern auch in die Heirat seiner Tochter Maria Theresia (1638–1683) mit dem jungen Ludwig XIV. von Frankreich (1638–1715) einwilligen. Zusätzlich wurde festgelegt, dass Maria Theresia damit ausdrücklich auf alle Ansprüche auf das Erbe ihres Vaters verzichtete. Als „Entschädigung“ wurde dem Bourbonen Ludwig XIV. im Gegenzug eine Mitgift in Höhe von 500.000 Goldécus zugesichert, aber wohl nicht bezahlt.

Als Philipp IV. schließlich am 17. September 1665 starb, meldete der französische König umgehend Ansprüche auf Teile der Spanischen Niederlande an. Im Detail handelte es sich um die Herzogtümer Brabant und Limburg, Cambrai, die Markgrafschaft Antwerpen, die Herrschaft Mechelen, Gelderland, die Grafschaften Namur, Artois und Hennegau, ein Drittel der Freigrafschaft Burgund und ein Viertel des Herzogtums Luxemburg.

Als Rechtfertigung gab Ludwig XIV. an, dass die versprochene Mitgift nicht ausbezahlt wurde und der Verzicht der Königin daher unwirksam sei. Als zusätzliche Rechtsgrundlage zog er das brabantische Erbrecht heran.[172] In diesem war die sogenannte Devolution vorgesehen, ein privatrechtliches Instrument, das das Erbrecht von Kindern (auch Töchtern) aus erster Ehe vor jenes der Kinder aus zweiter Ehe stellte. Französische Legisten folgerten daraus, dass die Spanischen Niederlande nicht an den noch minderjährigen spanischen Thronerben Karl II. (1661–1700) fallen dürften, weil dieser aus der zweiten Ehe Philipps IV. hervorgegangen war.

Maria Theresia hingegen stammte aus dessen erster Ehe und sei deshalb, und damit Ludwig XIV. selbst, in Brabant erbberechtigt. Auf dieses natürliche Recht könne die Königin nicht auch für ihre Kinder verzichten.

Die spanische Regentin Maria Anna (1634–1696), die für ihren minderjährigen Sohn die Regierungsgeschäfte zusammen mit ihrem Beichtvater Kardinal Johann Eberhard Neidhardt (1607–1681) leitete, wies diese Forderungen mit dem Hinweis auf den Verzicht Maria Theresias auf jegliche Erbansprüche zurück.[173] Der französische König begann daraufhin Vorbereitungen zu einem neuerlichen Waffengang gegen Spanien.

Die außenpolitische Situation war 1667 für Frankreich sehr günstig. Spanien befand sich bereits seit einigen Jahren in einem Krieg gegen Portugal der Spanien fast nur Rückschläge gebracht hatte und den größten Teil des spanischen Militärpotenzials band. Portugal wurde von Frankreich zunächst im Geheimen, dann jedoch auch offen unterstützt. So schlossen beide Staaten am 31. März 1667 einen formellen Bündnisvertrag.[174]

Ein weiterer Verbündeter Frankreichs waren die Vereinigten Niederlande.[175] Nachdem Frankreich die Niederlande schon seit langer Zeit im Kampf gegen Spanien unterstützt hatte, gingen beide Mächte 1662 schließlich ein Defensivbündnis ein. Ludwig XIV. war darauf bedacht, die Unterstützung der Vereinigten Niederlande für eine Eroberung der Spanischen Niederlande zu erhalten, und strengte deshalb Verhandlungen an. Die Vereinigten Niederlande befanden sich zu diesem Zeitpunkt in einem Krieg gegen England, und in den Generalstaaten befürchtete man ein Zusammengehen von England und Frankreich, wenn man auf die französischen Angebote nicht einginge. Der einflussreiche holländische Ratspensionär Johan de Witt (1625–1672) schlug vor, die Spanischen Niederlande gemeinsam aufzuteilen. Solche Pläne wurden bereits seit 1663 diskutiert.

Doch der Anteil, den Ludwig XIV. für sich einforderte, schreckte de Witt ab und der Vertrag wurde nie abgeschlossen.[176] Gleichzeitig trafen auch spanische Vorschläge ein, im Falle eines französischen Angriffs eine gemeinsame Armee aufzustellen. De Witt schätzte das militärische Potenzial Spaniens jedoch als schwach ein und der französische Gesandte erklärte unumwunden, dass ein Bündnis der Niederlande mit Spanien einer Kriegserklärung an Frankreich gleichkommen würde. Obwohl die französisch-niederländischen Verhandlungen zu keinem greifbaren Ergebnis geführt hatten, war Ludwig XIV. vom Wohlwollen der Vereinigten Niederlande überzeugt. Er versprach ihnen, im Konflikt mit England zu vermitteln, und erklärte England schließlich selbst den Krieg, ohne dass sich die französische Marine in größerem Umfang engagierte.[177]

Als potenzieller Gegner stand der französischen Expansion damit einzig das Heilige Römische Reich im Weg. Die Spanischen Niederlande standen als Burgundischer Reichskreis entsprechend den Vereinbarungen von Augsburg des Jahres 1548 zwischen Karl V. und dem Reich unter einer besonderen Beistandszusage des Reichs. Bei einem Angriff konnten also die Reichsstände des Reichstages Frankreich den Reichskrieg erklären. Den französischen Diplomaten war jedoch daran gelegen, auch diese Gefahr zu beseitigen. Hierbei bedienten sie sich der Mitglieder des Rheinbundes. Mit dem Fürstbistum Münster, Kurmainz, Pfalz-Neuburg, Kurbrandenburg und Kurköln wurden bilaterale Verträge geschlossen, in denen sich diese Reichsstände verpflichteten, ihre Territorien für fremde Truppen zu sperren und im Reichstag auf die Neutralität des Reiches zu drängen. Dadurch wurde der geplante französische Feldzug auch nach Osten hin gegen das Eingreifen des Reichs abgeschirmt.[178]

Am 8. Mai 1667 übermittelte Ludwig XIV. dem spanischen Hof eine Deklaration, in der er seine Forderungen wiederholte. Diese Deklaration wurde von den französischen Botschaftern an jedem Hof Europas ebenso bekannt gegeben. Sie sollten den Feldzug des „Sonnenkönigs“ nicht als Krieg darstellen, sondern als den Einmarsch in Länder, die ihm bereits rechtmäßig gehörten.[179]

Nach dem Pyrenäenfrieden waren die französischen Streitkräfte stark reduziert worden, um Kosten einzusparen. Ihre Zahl betrug 1665 nur 50.000 Mann. Durch eine von Ludwig XIV. veranlasste Aufrüstung wuchs die Stärke bis zum Kriegsbeginn auf 82.000 Soldaten an. Im Frühjahr 1667 marschierten zwischen Mézières und der Kanalküste schließlich 51.000 französische Soldaten auf, die binnen vier Tagen zusammengezogen werden konnten. Die Hauptarmee bestand aus 35.000 Mann unter dem persönlichen Kommando des Königs. Der eigentliche Befehlshaber war jedoch Maréchal Turenne (1611–1675). Links neben der Hauptarmee formierte sich im Artois an der Kanalküste ein weiteres französisches Korps unter Marschall Antoine d’Aumont de Rochebaron (1601–1669), während ein weiteres Korps unter Lieutenant-général François de Créquy (1624–1687) den Schutz der Hauptarmee auf der rechten Flanke übernahm. Alle drei Truppenkörper sollten gleichzeitig in die spanischen Territorien einrücken, um so die zahlenmäßige Überlegenheit der Franzosen auszunutzen und es den Spaniern nicht zu erlauben, sich gegen einen einzelnen französischen Verband zu konzentrieren.[180]

Am 24. Mai 1667 überschritten die französischen Streitkräfte die Grenze zu den Spanischen Niederlanden.[181] Diese waren auf einen Krieg schlecht vorbereitet und konnten auf absehbare Zeit auch nicht mit Unterstützung aus dem Mutterland rechnen. Überhaupt waren die militärischen Einrichtungen in den Spanischen Niederlanden nicht einheitlich organisiert. Jede größere Stadt hatte ihren eigenen Verantwortungsbereich und kümmerte sich selbst um den Unterhalt der eigenen Verteidigungsanlagen, was in der Praxis jedoch darauf hinauslief, dass sie auf eine Belagerung schlecht vorbereitet waren.[182]

Ihre Befehlshaber waren relativ unabhängig und nur dem Statthalter Marquis von Castel Rodrigo (1610–1675) verantwortlich, dem auch die wenigen regulären spanischen Truppen unterstanden.[183] Abgesehen davon standen ihm nur Milizen zur Verfügung, die jedoch nur im äußersten Notfall aufgeboten wurden. So gestattete es die geringe Zahl der verfügbaren Truppen nicht, eine Feldarmee aufzustellen. Die wenigen vorhandenen Streitkräfte wurden deshalb in die Festungen des Landes geworfen, um sich dort so lange wie möglich zu halten. Aus diesem Grund kam es während des gesamten Krieges nur zu kleineren Scharmützeln und Belagerungen und nicht zu einer großen Schlacht.

Am 10. Mai 1667 hatte Maréchal de Turenne den Oberbefehl über die französischen Streitkräfte übernommen. Erstes Ziel bildete die Festung Charleroi, welche an der Sambre gelegen die Verbindungen zwischen den nördlichen und den südlichen spanischen Besitzungen dominierte. Der Marquis de Castel-Rodrigo besaß nicht die Mittel, um diesen wichtigen Ort zu behaupten, und räumte ihn, nachdem er alle Befestigungen zerstört hatte. Maréchal de Turenne besetzte Charleroi am 2. Juni und ließ die Befestigung durch den führenden Ingenieur Vauban (1633–1707) neu errichten, um von dort aus gegen Mons oder Namur operieren zu können. Zu diesem Zweck lagerte die ganze Hauptarmee 15 Tage um Charleroi. Die Spanier verstärkten die Festungen von Mons und Namur. Doch Turenne umging Mons und nahm am 16. Juni Ath ein, welches die spanischen Truppen, überrascht vom unerwarteten Vormarsch der Franzosen, ohne Widerstand zu leisten, verließen. Auch die Befestigungen dieser Stadt wurden von den Franzosen ausgebaut.

Ziel des Maréchals de Turenne war es nun, ganz Flandern mitsamt der Hauptstadt Lille von den großen spanischen Basen im Osten (Brügge, Gent, Brüssel, Namur) abzuschneiden.[184] Er wandte sich deshalb als Nächstes gegen Tournai. Am 21. Juni erreichte die Hauptarmee die Festung und schloss sie ein. Die Festung ergab sich wenige Tage später, und die Franzosen zogen am 25. Juni ein. Daraufhin zog die Hauptarmee entlang der Schelde nach Westen und belagerte dort vom 1. bis zum 7. Juli erfolgreich Douai. Inzwischen war weiter im Norden auch das Korps des Maréchal d’Aumont erfolgreich vorgerückt und hatte Flandern durch die Einnahme der Festungen Bergues (6. Juni) und Furnes (12. Juni) vom Meer abgeschnitten. Danach hatte Maréchal de Turenne dieses Korps zum Angriff auf Courtrai befohlen. Diese Stadt wurde am 18. Juli erobert, und kurz darauf kapitulierte auch die spanische Besatzung von Oudenaarde (29. bis 31. Juli) vor den Truppen d’Aumonts.[185]

Durch die französischen Vorstöße hatte Maréchal de Turenne die starken spanischen Hauptfestungen von Ypern, Lille und Mons isoliert. Anstatt jedoch diese Festungen sofort zu belagern, entschloss er sich, zunächst weiter gegen Antwerpen vorzustoßen, um die Schwäche der spanischen Truppen auszunutzen. Dieser Vorstoß scheiterte jedoch zwischen Gent und Brüssel bei Dendermonde. Diese von 2500 Spaniern verteidigte kleine Festung behauptete sich gegen die französische Armee. Maréchal de Turenne zog sich deshalb Anfang August über Oudenaarde zurück und bereitete die Belagerung von Lille vor.

Diese Belagerung war das größte Unternehmen des gesamten Feldzuges und dauerte vom 10. bis zum 28. August, als die spanische Besatzung gegen freien Abzug kapitulierte.[186] Da der Marquis de Castel-Rodrigo vom Fall der Festung noch nicht unterrichtet war, entsandte er noch eine 12.000 Mann starke Armee unter dem Grafen de Marchin, um Lille zu entsetzen. Am 31. August traf diese Armee auf das Korps des französischen Marquis de Créquy, das Maréchal de Turenne inzwischen zur Deckung der Belagerung herangezogen hatte.[187] Dieses Gefecht entschieden die Franzosen für sich, während sich die Truppen des Marquis de Marchin (1601–1673) zurückziehen mussten. Nach der Eroberung von Lille unternahm Maréchal de Turenne nur noch eine weitere Unternehmung. Am 12. September eroberte er die Festung Aalst und unterbrach damit die Verbindungslinien zwischen Gent und Brüssel. Danach beschränkten sich die französischen Truppen auf die lockere Blockade von Ypern und Mons und gingen am 13. Oktober schließlich in ihre Winterquartiere.[188]

In Spanien hatten bereits im Juni die Vorbereitungen zur Entsendung einer Streitmacht nach Flandern begonnen.[189] Die Regierung der Regentin brachte mehr als eine Million Pesos auf und bestimmte Juan José de Austria (1629–1679) zum Befehlshaber der vorgesehenen Streitmacht. Dessen Ruf als General war nach einigen Niederlagen im Krieg gegen Portugal angeschlagen, und da er die Lage in den Spanischen Niederlanden pessimistisch einschätzte, verzögerte er die Abfahrt über viele Wochen und Monate. Als Vorwand diente ihm dazu das Votum einer Theologiekommission, die sich gegen ein Bündnis mit den protestantischen Mächten England und den Niederlanden ausgesprochen hatte. Letztlich führten weitere innenpolitische Verwicklungen dazu, dass das spanische Heer nie in Flandern eintreffen sollte.

Während die Operationen im Winter unterbrochen wurden, kam es zu wichtigen Entscheidungen in der europäischen Politik.[190] Spanien versuchte, sich in eine vorteilhaftere Position zu bringen. Zunächst richtete die spanische Regierung ein Hilfegesuch an die Vereinigten Niederlande. Marquis de Castel-Rodrigo bat vor allem um finanzielle Unterstützung (2 Millionen Gulden), wofür er im Gegenzug die Zolleinnahmen aus dem Maas- und Scheldehandel an die Vereinigten Niederlande übergeben wollte. Auch die Abtretung von Brügge, Ostende und Damme war im Gespräch.[191]

De Witt wollte jedoch keine direkte Konfrontation mit Frankreich riskieren und ging nicht auf diese Bündnisangebote ein. Weiterhin leitete Spanien Verhandlungen mit dem portugiesischen Hof ein und schloss am 13. Februar 1668 den Frieden von Lissabon. Es war somit in der Lage, ab dem kommenden Frühjahr alle militärischen Kräfte gegen Frankreich zu richten.

Um wenigstens Kaiser Leopold I. aus dem Konflikt herauszuhalten, nahmen französische Diplomaten Geheimverhandlungen mit dem Wiener Hof auf.[192] In diesen boten sie dem Kaiser die Aufteilung des Spanischen Reiches an. König Karl II. von Spanien war ein sechsjähriges Kind, dem aufgrund zahlreicher körperlicher und geistiger Behinderungen niemand eine lange Lebenszeit prophezeite.[193] Mit ihm würde die spanische Linie der Habsburger aussterben. Der Kaiser ging auf das Angebot ein. Er sollte Spanien selbst, dessen Kolonien und das Herzogtum Mailand erhalten. Frankreich beanspruchte im Gegenzug die Spanischen Niederlande, die Franche-Comté, Navarra und das Königreich Neapel-Sizilien. Der geheime Teilungsvertrag wurde am 19. Januar 1668 vereinbart. Der Kaiser hatte damit keinen Grund mehr, gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen, denn dieses besetzte lediglich Territorien, die ihm vom Kaiser zugestanden worden waren. Der Vertrag wurde jedoch in den folgenden Jahren vom Kaiser nicht ratifiziert, um das Verhältnis zu Spanien nicht weiter zu verschlechtern.

Der schnelle französische Vormarsch hatte die Vereinigten Niederlande allerdings sehr beunruhigt.[194] Zwar waren auch sie eigentlich Feinde der spanischen Monarchie, doch „ein inaktives und müdes Spanien stellte für sie einen besseren Nachbarn dar als ein mächtiges und aggressives Frankreich.“ Sie wollten die Spanischen Niederlande als eine Art „Pufferstaat“ unbedingt erhalten. Die Niederlande beeilten sich deshalb, ihren Krieg gegen England zu beenden, und schlossen trotz des sehr erfolgreichen Kriegsverlaufes am 31. Juli 1667 den Frieden von Breda. Danach boten sie zunächst ihre Vermittlung im Krieg zwischen Frankreich und Spanien an. [195]

Ludwig XIV. lehnte dies jedoch im September 1667 ab und versuchte weiterhin, die Holländer für eine gemeinsame Aufteilung der Spanischen Niederlande zu gewinnen. Diese Bemühungen verliefen im Sande, und Ludwig XIV. spielte mit dem Gedanken an einen Krieg gegen die Niederlande. Nun richteten sich die niederländischen Bemühungen darauf, eine Koalition gegen Frankreich zustande zu bringen, um die französische Expansion zu begrenzen. Es war jedoch nicht de Witts Intention, damit das gute Verhältnis zu Frankreich zu beenden.

König Karl II. von England (1630–1685) hatte nach dem Frieden von Breda geheime Bündnisverhandlungen mit Frankreich aufgenommen, die gegen die Vereinigten Niederlande gerichtet waren. Aber gleichzeitig verhandelte er auch mit den Vereinten Niederlanden über eine gemeinsame Allianz gegen Frankreich. Im ersten Fall würden ihn französische Subsidien unabhängig vom englischen Parlament machen; in letzterem Fall läge der Erfolg darin, die französisch-niederländische Allianz zu sprengen.[196]

Während Ludwig XIV. die englischen Angebote ablehnte, ging de Witt auf sie ein. Am 23. Januar 1668 schlossen sich die Vereinigten Niederlande und England in einem Bündnis zusammen, dessen erklärtes Ziel es war, Spanien zur Abtretung einiger Territorien und Frankreich zur Begrenzung seiner Forderungen zu bringen. In einem geheimen Zusatzartikel wurde zusätzlich jedoch festgehalten, dass, wenn der französische König seine Forderungen erweitern oder seinen Eroberungszug fortsetzen sollte, die Allianz kriegerische Mittel anwenden würde, um Frankreich in die Grenzen von 1659 zurückzudrängen.

Auch das Königreich Schweden trat dieser Allianz bei (Tripelallianz), um auf diesem Weg dringend benötigte Subsidien zu erhalten. Trotzdem versicherte de Witt den französischen Diplomaten, dass dieses Bündnis nicht gegen Frankreich gerichtet sei, sondern Spanien zur Abtretung der geforderten Territorien bringen sollte.[197]

Es ging Ludwig XIV. unterdessen bei einem neuen Feldzug vor allem darum, möglichst weite spanische Gebiete zu erobern, um diese bei einem Friedensschluss austauschen zu können. Für diese Zwecke bot sich die Einnahme der spanischen Franche-Comté an.[198] Diese lag isoliert und war von spanischen Truppen fast völlig entblößt. Dies hatte mehrere Gründe: Zum einen hatte Frankreich die Neutralität dieser Freigrafschaft im vergangenen Krieg gegen Spanien respektiert und zum anderen rechneten die spanischen Generäle mitten im Winter nicht mit einem Einfall der Franzosen.

Ihre Befehlshaber waren relativ unabhängig und nur dem Statthalter Marquis von Castel Rodrigo (1610–1675) verantwortlich, dem auch die wenigen regulären spanischen Truppen unterstanden.[199] Abgesehen davon standen ihm nur Milizen zur Verfügung, die jedoch nur im äußersten Notfall aufgeboten wurden. So gestattete es die geringe Zahl der verfügbaren Truppen nicht, eine Feldarmee aufzustellen. Die wenigen vorhandenen Streitkräfte wurden deshalb in die Festungen des Landes geworfen, um sich dort so lange wie möglich zu halten. Aus diesem Grund kam es während des gesamten Krieges nur zu kleineren Scharmützeln und Belagerungen und nicht zu einer großen Schlacht.

Am 10. Mai 1667 hatte Maréchal de Turenne den Oberbefehl über die französischen Streitkräfte übernommen. Erstes Ziel bildete die Festung Charleroi, welche an der Sambre gelegen die Verbindungen zwischen den nördlichen und den südlichen spanischen Besitzungen dominierte. Der Marquis de Castel-Rodrigo besaß nicht die Mittel, um diesen wichtigen Ort zu behaupten, und räumte ihn, nachdem er alle Befestigungen zerstört hatte. Maréchal de Turenne besetzte Charleroi am 2. Juni und ließ die Befestigung durch den führenden Ingenieur Vauban (1633–1707) neu errichten, um von dort aus gegen Mons oder Namur operieren zu können. Zu diesem Zweck lagerte die ganze Hauptarmee 15 Tage um Charleroi. Die Spanier verstärkten die Festungen von Mons und Namur. Doch Turenne umging Mons und nahm am 16. Juni Ath ein, welches die spanischen Truppen, überrascht vom unerwarteten Vormarsch der Franzosen, ohne Widerstand zu leisten, verließen. Auch die Befestigungen dieser Stadt wurden von den Franzosen ausgebaut.

Ziel des Maréchals de Turenne war es nun, ganz Flandern mitsamt der Hauptstadt Lille von den großen spanischen Basen im Osten (Brügge, Gent, Brüssel, Namur) abzuschneiden.[200] Er wandte sich deshalb als Nächstes gegen Tournai. Am 21. Juni erreichte die Hauptarmee die Festung und schloss sie ein. Die Festung ergab sich wenige Tage später, und die Franzosen zogen am 25. Juni ein. Daraufhin zog die Hauptarmee entlang der Schelde nach Westen und belagerte dort vom 1. bis zum 7. Juli erfolgreich Douai. Inzwischen war weiter im Norden auch das Korps des Maréchal d’Aumont erfolgreich vorgerückt und hatte Flandern durch die Einnahme der Festungen Bergues (6. Juni) und Furnes (12. Juni) vom Meer abgeschnitten. Danach hatte Maréchal de Turenne dieses Korps zum Angriff auf Courtrai befohlen. Diese Stadt wurde am 18. Juli erobert, und kurz darauf kapitulierte auch die spanische Besatzung von Oudenaarde (29. bis 31. Juli) vor den Truppen d’Aumonts.[201]

Durch die französischen Vorstöße hatte Maréchal de Turenne die starken spanischen Hauptfestungen von Ypern, Lille und Mons isoliert. Anstatt jedoch diese Festungen sofort zu belagern, entschloss er sich, zunächst weiter gegen Antwerpen vorzustoßen, um die Schwäche der spanischen Truppen auszunutzen. Dieser Vorstoß scheiterte jedoch zwischen Gent und Brüssel bei Dendermonde. Diese von 2500 Spaniern verteidigte kleine Festung behauptete sich gegen die französische Armee. Maréchal de Turenne zog sich deshalb Anfang August über Oudenaarde zurück und bereitete die Belagerung von Lille vor.

Diese Belagerung war das größte Unternehmen des gesamten Feldzuges und dauerte vom 10. bis zum 28. August, als die spanische Besatzung gegen freien Abzug kapitulierte.[202] Da der Marquis de Castel-Rodrigo vom Fall der Festung noch nicht unterrichtet war, entsandte er noch eine 12.000 Mann starke Armee unter dem Grafen de Marchin, um Lille zu entsetzen. Am 31. August traf diese Armee auf das Korps des französischen Marquis de Créquy, das Maréchal de Turenne inzwischen zur Deckung der Belagerung herangezogen hatte.[203] Dieses Gefecht entschieden die Franzosen für sich, während sich die Truppen des Marquis de Marchin (1601–1673) zurückziehen mussten. Nach der Eroberung von Lille unternahm Maréchal de Turenne nur noch eine weitere Unternehmung. Am 12. September eroberte er die Festung Aalst und unterbrach damit die Verbindungslinien zwischen Gent und Brüssel. Danach beschränkten sich die französischen Truppen auf die lockere Blockade von Ypern und Mons und gingen am 13. Oktober schließlich in ihre Winterquartiere.[204]

In Spanien hatten bereits im Juni die Vorbereitungen zur Entsendung einer Streitmacht nach Flandern begonnen.[205] Die Regierung der Regentin brachte mehr als eine Million Pesos auf und bestimmte Juan José de Austria (1629–1679) zum Befehlshaber der vorgesehenen Streitmacht. Dessen Ruf als General war nach einigen Niederlagen im Krieg gegen Portugal angeschlagen, und da er die Lage in den Spanischen Niederlanden pessimistisch einschätzte, verzögerte er die Abfahrt über viele Wochen und Monate. Als Vorwand diente ihm dazu das Votum einer Theologiekommission, die sich gegen ein Bündnis mit den protestantischen Mächten England und den Niederlanden ausgesprochen hatte. Letztlich führten weitere innenpolitische Verwicklungen dazu, dass das spanische Heer nie in Flandern eintreffen sollte.

Während die Operationen im Winter unterbrochen wurden, kam es zu wichtigen Entscheidungen in der europäischen Politik.[206] Spanien versuchte, sich in eine vorteilhaftere Position zu bringen. Zunächst richtete die spanische Regierung ein Hilfegesuch an die Vereinigten Niederlande. Marquis de Castel-Rodrigo bat vor allem um finanzielle Unterstützung (2 Millionen Gulden), wofür er im Gegenzug die Zolleinnahmen aus dem Maas- und Scheldehandel an die Vereinigten Niederlande übergeben wollte. Auch die Abtretung von Brügge, Ostende und Damme war im Gespräch.[207]

De Witt wollte jedoch keine direkte Konfrontation mit Frankreich riskieren und ging nicht auf diese Bündnisangebote ein. Weiterhin leitete Spanien Verhandlungen mit dem portugiesischen Hof ein und schloss am 13. Februar 1668 den Frieden von Lissabon. Es war somit in der Lage, ab dem kommenden Frühjahr alle militärischen Kräfte gegen Frankreich zu richten.

Um wenigstens Kaiser Leopold I. aus dem Konflikt herauszuhalten, nahmen französische Diplomaten Geheimverhandlungen mit dem Wiener Hof auf.[208] In diesen boten sie dem Kaiser die Aufteilung des Spanischen Reiches an. König Karl II. von Spanien war ein sechsjähriges Kind, dem aufgrund zahlreicher körperlicher und geistiger Behinderungen niemand eine lange Lebenszeit prophezeite.[209] Mit ihm würde die spanische Linie der Habsburger aussterben. Der Kaiser ging auf das Angebot ein. Er sollte Spanien selbst, dessen Kolonien und das Herzogtum Mailand erhalten. Frankreich beanspruchte im Gegenzug die Spanischen Niederlande, die Franche-Comté, Navarra und das Königreich Neapel-Sizilien. Der geheime Teilungsvertrag wurde am 19. Januar 1668 vereinbart. Der Kaiser hatte damit keinen Grund mehr, gegen Frankreich in den Krieg zu ziehen, denn dieses besetzte lediglich Territorien, die ihm vom Kaiser zugestanden worden waren. Der Vertrag wurde jedoch in den folgenden Jahren vom Kaiser nicht ratifiziert, um das Verhältnis zu Spanien nicht weiter zu verschlechtern.

Der schnelle französische Vormarsch hatte die Vereinigten Niederlande allerdings sehr beunruhigt.[210] Zwar waren auch sie eigentlich Feinde der spanischen Monarchie, doch „ein inaktives und müdes Spanien stellte für sie einen besseren Nachbarn dar als ein mächtiges und aggressives Frankreich.“ Sie wollten die Spanischen Niederlande als eine Art „Pufferstaat“ unbedingt erhalten. Die Niederlande beeilten sich deshalb, ihren Krieg gegen England zu beenden, und schlossen trotz des sehr erfolgreichen Kriegsverlaufes am 31. Juli 1667 den Frieden von Breda. Danach boten sie zunächst ihre Vermittlung im Krieg zwischen Frankreich und Spanien an. [211]

Ludwig XIV. lehnte dies jedoch im September 1667 ab und versuchte weiterhin, die Holländer für eine gemeinsame Aufteilung der Spanischen Niederlande zu gewinnen. Diese Bemühungen verliefen im Sande, und Ludwig XIV. spielte mit dem Gedanken an einen Krieg gegen die Niederlande. Nun richteten sich die niederländischen Bemühungen darauf, eine Koalition gegen Frankreich zustande zu bringen, um die französische Expansion zu begrenzen. Es war jedoch nicht de Witts Intention, damit das gute Verhältnis zu Frankreich zu beenden.

König Karl II. von England (1630–1685) hatte nach dem Frieden von Breda geheime Bündnisverhandlungen mit Frankreich aufgenommen, die gegen die Vereinigten Niederlande gerichtet waren. Aber gleichzeitig verhandelte er auch mit den Vereinten Niederlanden über eine gemeinsame Allianz gegen Frankreich. Im ersten Fall würden ihn französische Subsidien unabhängig vom englischen Parlament machen; in letzterem Fall läge der Erfolg darin, die französisch-niederländische Allianz zu sprengen.[212]

Während Ludwig XIV. die englischen Angebote ablehnte, ging de Witt auf sie ein. Am 23. Januar 1668 schlossen sich die Vereinigten Niederlande und England in einem Bündnis zusammen, dessen erklärtes Ziel es war, Spanien zur Abtretung einiger Territorien und Frankreich zur Begrenzung seiner Forderungen zu bringen. In einem geheimen Zusatzartikel wurde zusätzlich jedoch festgehalten, dass, wenn der französische König seine Forderungen erweitern oder seinen Eroberungszug fortsetzen sollte, die Allianz kriegerische Mittel anwenden würde, um Frankreich in die Grenzen von 1659 zurückzudrängen.

Auch das Königreich Schweden trat dieser Allianz bei (Tripelallianz), um auf diesem Weg dringend benötigte Subsidien zu erhalten. Trotzdem versicherte de Witt den französischen Diplomaten, dass dieses Bündnis nicht gegen Frankreich gerichtet sei, sondern Spanien zur Abtretung der geforderten Territorien bringen sollte.[213]

Es ging Ludwig XIV. unterdessen bei einem neuen Feldzug vor allem darum, möglichst weite spanische Gebiete zu erobern, um diese bei einem Friedensschluss austauschen zu können. Für diese Zwecke bot sich die Einnahme der spanischen Franche-Comté an.[214] Diese lag isoliert und war von spanischen Truppen fast völlig entblößt. Dies hatte mehrere Gründe: Zum einen hatte Frankreich die Neutralität dieser Freigrafschaft im vergangenen Krieg gegen Spanien respektiert und zum anderen rechneten die spanischen Generäle mitten im Winter nicht mit einem Einfall der Franzosen.

Ludwig XIV. beauftragte den General de Condé (1621–1686) mit der Vorbereitung eines Winterfeldzuges gegen die Franche-Comté.[215] Condé war als ehemaliger Gegner des Königs während der Fronde-Aufstände in Ungnade gefallen und wurde 1668 erstmals seit neun Jahren wieder mit einem militärischen Kommando betraut. Als Gouverneur von Burgund war Condé am ehesten in der Lage, einen Angriff gegen die Freigrafschaft vorzubereiten. Für diesen Zweck wurde eine zweite Armee aus neu aufgestellten Truppen zusammengezogen. Wieder begleitete Ludwig XIV. den Feldzug persönlich.

Der König verließ Saint-Germain am 2. Februar 1668, um zur Hauptarmee zu stoßen. Zu diesem Zeitpunkt erhielt er die Nachricht vom Abschluss der Tripelallianz und durch einen Spion den Hinweis, dass diese auch bereit war, Frankreich den Krieg zu erklären. Dennoch beharrte er auf dem einmal eingeleiteten Feldzug, weil er durch diesen ein geeignetes Faustpfand für spätere Verhandlungen zu erobern glaubte.[216]

General de Condé hatte den Vormarsch am 4. Februar begonnen und nahm bereits am 7. Februar die Freie Reichsstadt Besançon ein, welche ebenfalls in der Franche-Comté lag. Am gleichen Tag gelang einem weiteren französischen Korps unter dem General François-Henri de Montmorency-Luxembourg (1628–1695) die Eroberung Salins. Beide Festungen hatten praktisch keine Gegenwehr geleistet. Nunmehr konzentrierte sich die französische Armee auf die Einnahme der Festung Dôle. Diese kapitulierte erst am 14. Februar nach einer kurzen viertägigen Belagerung, die 400–500 französische Soldaten das Leben kostete. Nur fünf Tage später fiel am 19. Februar auch die Festung Gray an die Franzosen. Der spanische Marquis de Yenne hatte sich dem französischen König kurz zuvor ergeben und überredete nun den Gouverneur der Festung Gray zur Kapitulation.[217]

Ludwig XIV. kehrte nach Saint-Germain zurück, wo er schon am 24. Februar 1668 eintraf. Nach nur 17 Tagen war die ganze Freigrafschaft besetzt. Die Ursache für diesen schnellen Erfolg lag in der Überraschung und der schlechten Vorbereitung der Spanier. Außerdem war die lokale Bevölkerung den Franzosen zugeneigt und begrüßte sie mehrheitlich.[218]

Die Eroberung der Franche-Comté sollte zunächst nur der Auftakt zu einem umfassenden Feldzug im Frühjahr sein. Die Armee war auf 134.000 Soldaten vermehrt worden. Der Plan sah vor, dass der König und Maréchal de Turenne mit 60.000 Mann den verbliebenen Teil der Spanischen Niederlande erobern sollten. An der Spitze von 10.000 Mann sollte der Bruder des Königs, der Herzog von Orléans (1640–1701), in Katalonien einfallen, während der Prinz de Condé mit 22.000 Mann in den Bistümern Metz, Toul und Verdun einen möglichen Vorstoß aus dem Heiligen Römischen Reich abzuwehren hatte.

Doch nachdem sich Ludwig XIV. der Franche-Comté als Faustpfand versichert hatte, stellte sich zuerst die Frage, ob er sich den Forderungen der Tripelallianz beugen oder den Krieg fortsetzen sollte. Kriegsminister Louvois sowie Turenne und Condé waren für eine Fortsetzung des Krieges, weil ihnen die Gelegenheit gegenüber den geschwächten Spaniern günstig schien. Der Außenminister Hugues de Lionne (1611–1671) und Finanzminister Jean-Baptiste Colbert (1619–1683) zogen hingegen einen schnellen Friedensschluss vor, weil die Kosten eines Krieges unabsehbar waren (bisher hatte er über 18 Millionen Livres gekostet) und die außenpolitischen Bedingungen einen Erfolg fragwürdig erscheinen ließen.

Spanien hatte zudem inzwischen (13. Februar 1668) mit Portugal den Frieden von Lissabon geschlossen und konnte sich nunmehr verstärkt auf den Krieg gegen Frankreich konzentrieren.[219] Ludwig XIV. musste einsehen, dass Frankreich der Koalition von Spaniern, Niederländern, Engländern und Schweden noch nicht gewachsen war, verkündete deshalb einen Waffenstillstand bis Ende März 1668 und leitete Verhandlungen ein.[220]

Im April trafen sich die Parteien in Saint-Germain und handelten bis zum 13. des Monats einen Friedensvertrag aus.[221] Vom 25. April an tagte schließlich ein Kongress unter dem Vorsitz des Nuntius des Papstes Clemens IX. in Aachen, wo schließlich am 2. Mai 1668 der Frieden unterzeichnet wurde. In diesen Verhandlungen setzte die Tripelallianz ihre Forderungen durch: Frankreich räumte die Franche-Comté inklusive der Freien Reichsstadt Besançon, zerstörte zuvor jedoch sämtliche Befestigungen der Städte Gray und Dole. Außerdem mussten sich die französischen Truppen aus den Spanischen Niederlanden zurückziehen. Lediglich 12 eroberte Städte verblieben im Besitz des französischen Königs: Lille, Tournai, Oudenarde, Courtrai, Furnes, Bergues, Douai mit dem Fort de Scarpe, Binche, Charleroi, Ath und Armentiers.

Für den jungen französischen König stellte der Krieg gegen Spanien die Möglichkeit dar, sich einen bleibenden Ruhm zu verschaffen. Traditionsgemäß kommandierte er, zumindest nominell, die Armee selbst und begleitete sie auf dem Feldzug. Er erreichte die Hauptarmee am 3. Juni 1667 vor Charleroi und verließ sie am 2. September 1667 wieder. Zwischen dem 2. und 24. Februar 1668 befand er sich noch einmal mit der Armee des Prinzen Condé in der Franche Comté im Feld. Obwohl Ludwig am Kriegsrat teilnahm, trafen tatsächlich erfahrene Generäle die Entscheidungen auf dem Schlachtfeld. Der König fiel jedoch dadurch auf, dass er sich ständig in persönliche Gefahr begab, zum Beispiel, wenn er während der Belagerungen die vordersten Gräben besichtigte und viele Nächte im Biwak verbrachte.

In diesen Zeiträumen reiste der König jedoch mit dem gesamten Hofstaat und dem gesamten Luxus, auf den er auch im Krieg nicht verzichten wollte. Allein dieser benötigte einen großen logistischen Aufwand. Mit Ludwig XIV. reisten unter anderem die Königin sowie die zwei Mätressen des Königs, aber auch sämtliche Minister und unbeschäftigten Generäle. Besonders die letzteren neigten dazu, gegen die kommandierenden Marschälle und dabei insbesondere gegen den Maréchal de Turenne zu intrigieren, was dessen Befehlsführung beeinträchtigte.

Im Gefolge des Königs befanden sich auch die zwei führenden Hofmaler Adam Frans van der Meulen und Charles Lebrun, welche dazu angehalten waren, die Taten des Sonnenkönigs festzuhalten.[222] Gleiches galt für andere Künstler. So entstanden zahlreiche Gemälde und Gobelins, aber auch Medaillen und Gedichte. Nach dem Friedensschluss fand in Versailles eine große Siegesfeier statt, an deren Ausrichtung auch andere Zeitgenossen wie Molière, Jean-Baptiste Lully, Louis Le Vau und Carlo Vigarani beteiligt waren. Bei all diesen Gelegenheiten wurde der König stets so dargestellt, als hätte er die alleinige Befehlsführung übernommen, ohne dass die zahlreichen Marschälle und Generäle erwähnt wurden. In den Jahren nach dem Krieg (ab 1671) wurde der König nun oft als Louis le Grand oder Ludovicus Magnus (Ludwig der Große) gepriesen, und einem Vorschlag des Finanzministers Colbert nach sollte sogar ein Triumphbogen in Paris entstehen. Der Bau wurde jedoch 1671 eingestellt.[223]

Die Auswirkungen des Devolutionskrieges waren vielfältig. Rein militärisch hatte Frankreich einige Vorteile errungen, indem es in den Festungsgürtel eingebrochen war, der die Spanischen Niederlande umgab. Gleichzeitig führte dies zu einer Steigerung der französischen Verteidigungskraft, da Vauban sofort daranging, die eroberten Städte zu starken Festungen auszubauen. Diese wiederum dienten in den späteren Kriegen als Ausgangsbasen für weitere französische Eroberungszüge.[224]

Dabei ist nicht mehr zu ermitteln, wie hoch die Verluste der französischen und spanischen Truppen sowie der Zivilbevölkerung während des Krieges waren. Aufgrund der kurzen Dauer des Konfliktes sind diese wohl relativ niedrig einzustufen. Bekannt ist beispielsweise, dass das französische Heer allein bei der Belagerung von Lille mehr als 4.000 Soldaten durch Tod oder Verwundung einbüßte. Die spanischen Truppen sollen danach im Gefecht bei Brüssel 180 Mann verloren haben.

Auf der politischen Ebene waren die Ergebnisse für König Ludwig XIV. eher negativer Natur. Der Ruf des Königs hatte zumindest im Heiligen Römischen Reich gelitten, vor allem durch die Einnahme der Freien Reichstadt Besançon. Der Rheinbund löste sich unter dem Eindruck der französischen Expansionsabsichten noch 1668 auf, und auch andere Verbündete wie der Kurfürst von Brandenburg fielen von Frankreich ab. Diese Kehrtwendung vieler Reichsstände wurde deutlich, als sie im Jahre 1673, zu Beginn des zweiten Krieges Ludwig XIV., Frankreich den Reichskrieg erklärten.

Die wichtigste Folge war jedoch die geänderte Einstellung Ludwigs XIV. gegenüber den Vereinigten Niederlanden.[225] Der König gab ihnen, den ehemaligen engen Verbündeten, die Hauptschuld am Zustandekommen der Tripelallianz, deren Druck seinen Eroberungszug zum Stehen gebracht hatte. Die französische Außenpolitik der folgenden Jahre war deshalb ganz auf die Isolierung der Vereinigten Niederlande ausgerichtet, um diese bei einer sich bietenden Gelegenheit anzugreifen.[226] Nachdem die Isolierung durch Bündnisse mit mehreren deutschen Fürsten, England und Schweden gelungen war, eröffnete Ludwig XIV. 1672 den Niederländischen Krieg (1672–1679), der sich zu einem gesamteuropäischen Konflikt ausweiten sollte. Viele Historiker sehen in diesem zweiten Krieg lediglich die Fortsetzung des Devolutionskrieges.[227]

Der Holländische Krieg, war ein gesamteuropäischer militärischer Konflikt, der von 1672 bis 1678 dauerte.[228] Ausgelöst wurde der Krieg durch einen Angriff des französischen Königs Ludwig XIV. mit seinen Verbündeten (Königreich England, Schweden, das Fürstbistum Münster und das Fürstbistum Lüttich) auf die Vereinigten Niederlande. Um eine Hegemonie Frankreichs auf dem europäischen Kontinent zu verhindern, verbündeten sich Spanien und das Heilige Römische Reich mit den Niederlanden. Einige Teilkonflikte dieses Krieges gingen als eigenständige Konflikte in die Geschichte ein, wie der Dritte Englisch-Niederländische Seekrieg (1672–1674) und der Schwedisch-Brandenburgische Krieg (1674–1679). Die für den französischen König günstigen Friedensschlüsse von Nimwegen (1678) und Saint-Germain (1679) beendeten diesen europäischen Krieg.[229]

Der Holländische Krieg gilt als ein expansiver Eroberungskrieg Frankreichs und wurde deshalb in der älteren deutschen Literatur auch oft als (zweiter) Raubkrieg Ludwigs XIV. bezeichnet.[230] Im Jahre 1667/1668 hatte der französische König Ludwig XIV. den sogenannten Devolutionskrieg gegen Spanien geführt, um Teile der Spanischen Niederlande zu erobern. Dabei operierten die französischen Truppen erfolgreich, doch im Januar 1668 hatte sich eine Koalition aus England, Schweden und den Niederlanden, die sogenannte Tripelallianz, gebildet, die Frankreich mit einer gemeinsamen Kriegserklärung gedroht hatte, falls dieses den Eroberungszug nicht einstellte.

König Ludwig XIV. hatte daraufhin am 2. Mai 1668 widerwillig den Frieden von Aachen unterzeichnen müssen.[231] Da der französische König vor allem die Vereinigten Niederlande für das Zustandekommen der Tripelallianz verantwortlich machte und sich persönlich von dem ehemaligen Verbündeten betrogen fühlte, richtete sich seine Politik in den folgenden Jahren vor allem gegen diese. Doch zunächst war Frankreich im Ergebnis des Devolutionskrieges außenpolitisch isoliert. Diese zu überwinden und gegen die Vereinigten Niederlande vorzugehen, war zunächst das vorrangige Ziel der französischen Diplomatie.

Für die politische Situation Europas waren zu diesem Zeitpunkt vor allem zwei Konfliktlinien bedeutend. Zwischen dem Königreich England und den Vereinigten Niederlanden herrschte ein tiefer wirtschaftlicher Interessengegensatz. Beide Staaten hatten deshalb zwischen 1652 und 1668 bereits zwei Kriege gegeneinander geführt. Der Frieden von Breda stellte deshalb lediglich einen praktischen Waffenstillstand dar. Beide Mächte konkurrierten auch im Ostseeraum miteinander, in dem wiederum die Königreiche Dänemark und Schweden um die Vorherrschaft stritten. Dabei stand Dänemark traditionell den Niederlanden nahe, während sich Schweden an England anlehnte. Unter diesen Bedingungen war es natürlich, dass die Diplomaten Ludwigs XIV. sich in erster Linie an England und Schweden wandten. Ergebnis dieser Bemühungen war der am 1. Juni 1670 abgeschlossene geheime Vertrag von Dover zwischen dem „Sonnenkönig“ und König Karl II. von England (1630–1685), in welchem neben anderen Aspekten auch ein gemeinsames Vorgehen gegen den unliebsamen Konkurrenten, die Niederlande, vereinbart wurde. [232]

Karl II. erhielt jährlich 2.000.000 livres (ca. 166.000 Pfund) an Subsidien (im Kriegsfall sogar 3.000.000 livres) und im Falle eines Sieges sollte das englische Königreich die Insel Walcheren erhalten. Auch Schweden, das sich davon Vorteile gegenüber Dänemark versprach, schloss sich kurz darauf dem Abkommen an und erhielt von Frankreich im Gegenzug dringend benötigte Subsidien zugesichert. Damit war die außenpolitische Isolation Frankreichs überwunden und die Tripelallianz, die den ersten Eroberungszug Ludwigs XIV. gestoppt hatte, aufgelöst.

In einem weiteren Schritt wurde nun versucht, die Vereinigten Niederlande außenpolitisch zu isolieren, damit kein potentieller Verbündeter ihnen bei einem französischen Angriff beispringen würde.[233] Mit dem Kurfürsten von Brandenburg bestand bereits seit 1669 ein Bündnis (Frankreich unterstützte darin die preußischen Ansprüche auf Schlesien) und im Winter 1670 wurde ein weiteres mit dem Kurfürstentum Bayern abgeschlossen, in dem wiederum Ansprüche auf österreichische Territorien von Ludwig XIV. unterstützt wurden. Nachdem Ludwig XIV. die beiden größten Staaten im Heiligen Römischen Reich auf seiner Seite wusste, ließ der „Sonnenkönig“ im April 1670 das Herzogtum Lothringen besetzen. Herzog Karl IV. (1604–1675) hatte im letzten Krieg der Tripelallianz seine Unterstützung angeboten und stellte damit einen potentiellen Gegner Frankreichs dar. [234]

Ein französisches Heer unter dem Maréchal de Crequy (1624–1687) vertrieb den Herzog und eroberte innerhalb kurzer Zeit dessen Festungen. Obwohl der Krieg in dieser günstigen außenpolitischen Situation ursprünglich für 1671 vorgesehen war, nutzte Ludwig XIV. dieses Jahr für eine weitere Absicherung seiner Pläne. Es schien erforderlich, Kaiser Leopold I. (1640–1705) zu gewinnen. Schon im Januar 1668 hatten sich Frankreich und das Erzherzogtum Österreich einander angenähert, als sie einen geheimen Teilungsvertrag über die spanische Monarchie ausgearbeitet hatten (der Vertrag wurde jedoch nie ratifiziert). Und tatsächlich verpflichtete sich der Kaiser am 1. November 1671 in einem weiteren Geheimabkommen dazu, im Falle eines Krieges nur dann einzugreifen, wenn deutsche oder spanische Interessen direkt betroffen würden. Leopold I. stand ohne Bayern und Brandenburg keine Unterstützung in einem Krieg zur Verfügung und ein Aufstand in Ungarn erforderte es, die Truppen eher in den Erblanden zu belassen.[235]

Außerdem hoffte Leopold I., auf diese Weise die Ausbreitung eines Konfliktes zu einem gesamteuropäischen Krieg verhindern zu können. Doch es gab zwei weitere Staaten, die ein direktes territorielles Interesse gegenüber den Vereinigten Niederlanden besaßen. Maximilian Heinrich von Köln (1621–1688), der Erzbischof und Kurfürst von Köln, und Christoph Bernhard von Galen (1606–1678), der Bischof von Münster, schlossen sich dem anti-niederländischen Bündnis am 4. Januar 1672 an, nachdem sie bereits zuvor (11. Januar 1671) ihre Neutralität verkündet hatten, um somit selbst vom französischen Angriff zu profitieren. Damit stand einem Angriff auf die Vereinigten Niederlande, die ohne einen Verbündeten standen, im Frühjahr 1672 nichts mehr im Wege.[236]

Im März 1672 erklärten Frankreich und England den Niederlanden den Krieg. Ebenfalls verbündet mit Frankreich waren der Fürstbischof von Münster und der Erzbischof von Köln. Die Franzosen drangen beinahe ungehindert über Lüttich und Kleve nach Gelderland vor und nahmen Utrecht ein. Der am Anfang des Krieges als Kapiteingeneraal eingesetzte Wilhelm III. von Oranien konnte eine vollständige Niederlage nur verhindern, indem er gezielt Schleusen und Dämme öffnen ließ, um so das Land zu überfluten und den Vormarsch der Franzosen zu stoppen. Ein Großteil der Bewohner wurde hinter die so gebildete Holländische Wasserlinie evakuiert. In Groningen konnten die Niederländer einen Sieg über die Truppen des Bischofs von Münster erringen. Im Juli wurde Wilhelm zum Statthalter der verbleibenden Provinzen Holland und Zeeland ernannt. Ungeklärt ist seine Rolle bei der Ermordung der Brüder Johan und Cornelis de Witt im August 1672.

Nachdem französische Versuche, die Wasserlinie zu überwinden, fehlgeschlagen waren, wandte sich Ludwig anderen Zielen zu und belagerte 1673 die Festung Maastricht, die im Juli an die Franzosen fiel. Hierdurch wurden Spanien und Österreich auf den Plan gerufen, die nun einen französischen Angriff auf die spanischen Niederlande befürchteten. Damit weitete sich der Krieg auf große Teile Europas aus. Ludwig sandte seine zwei fähigsten Feldherren, Turenne und Condé, an den Mittelrhein und in das Elsass, um die kaiserlichen Truppen aufzuhalten.[237]

England zog sich nach mehreren Niederlagen zur See mit dem Frieden von Westminster mit den Niederlanden Anfang 1674 aus dem Krieg zurück. Der niederländisch-österreichisch-spanischen Koalition schloss sich auch Friedrich Wilhelm von Brandenburg an. Die Abwesenheit der brandenburgischen Armee nutzte Schweden Ende 1674 für einen Einfall in der Mark Brandenburg (Schwedeneinfall 1674/1675, hieraus entstand der Schwedisch-Brandenburgische Krieg, in dem sich Brandenburg mit Dänemark verbündete (Schonischer Krieg). Der Bischof von Münster Christoph Bernhard von Galen stellte sich ebenfalls auf die Seite der Koalition und nahm mit seinem Heer unter anderem am Bremen-Verdener Feldzug teil.

Erste Verhandlungen zwischen Bevollmächtigten der Könige von Spanien, England und Schweden und dem Kölner Erzbischof Maximilian Heinrich von Bayern über die Beilegung des Krieges fanden ab 28. Juni 1673 im Kölner Karmeliterkloster auf der Severinstraße statt.[238] Sie wurden am 16. April 1674 ergebnislos durch die Abreise der französischen Delegierten abgebrochen.[239]

Da die alliierten Streitkräfte denen des französischen Königs unterlegen waren, wurde 1678 der Friedensvertrag von Nimwegen, eine Vielzahl einzelner Friedensverträge zwischen den beteiligten Staaten, geschlossen. Das Vertragswerk trat im Jahr 1679 in Kraft.[240] Frankreich ging aus diesem Krieg als Sieger hervor und konnte den Großteil seiner Eroberungen behalten, musste aber den Norden der besetzten Spanischen Niederlande wieder zurückgeben. Die Niederlande gelobten Neutralität für die Rückgabe ihrer Territorien. Frankreich erhielt von Spanien die Freigrafschaft Burgund, tauschte einige flämische Städte und erhielt Freiburg aus österreichischem Besitz. Brandenburg, das zunächst diesem als unvorteilhaft angesehenen Vertrag nicht beitreten wollte, musste schließlich 1679 im Frieden von Saint-Germain einlenken und einen Großteil seiner Eroberungen zurückgeben.[241]

Der Reunionskrieg von 1683 bis 1684 war Teil der Reunionspolitik von Ludwig XIV. Der weitgehend vergessene Konflikt wird teilweise als kürzester und erfolgreichster Krieg Ludwigs XIV. bezeichnet. Daran beteiligt waren direkt Frankreich auf der einen Seite und das von den Niederlanden auf der anderen Seite unterstützte Spanien. Indirekt beteiligt war das Heilige Römische Reich. Das wichtigste Ereignis war die Belagerung und Eroberung von Luxemburg. Der Krieg endete mit dem Regensburger Stillstand. In diesem wurden dem französischen König seine Erwerbungen der letzten Jahrzehnte für eine Dauer von zwanzig Jahren von Kaiser und Reich anerkannt.

Ludwig XIV. betrieb mit der Reunionspolitik eine Politik der Expansion, die nicht zuletzt auch auf die Gewinnung von Reichsterritorien abzielte.[242] Ohne größere Gegenwehr konnte Frankreich wichtige Gebiete und strategisch wichtige Städte in Besitz nehmen. Dabei kam der Einnahme Straßburgs 1681 eine besonders wichtige Rolle zu. Zur Sicherung der erworbenen Gebiete ließ Ludwig XIV. die Festung Saarlouis anlegen. Außerdem wurden Landau, Pfalzburg und Hüningen befestigt.

Ein weiteres Hauptziel war es Luxemburg zu gewinnen, das zwar von Spanien verwaltet wurde, aber offiziell weiter zum Reich gehörte. Die Stadt Luxemburg erschien Sébastien Le Prestre de Vauban als Festung zur Verteidigung Frankreichs als strategisch zentral. Seit 1681 wurde die Stadt belagert, ehe die Franzosen die Belagerung im März 1682 aufhoben. Am Ziel, die Stadt zu gewinnen, hielt Ludwig XIV. allerdings fest.

Nach vergeblichen Verhandlungen zwischen Frankreich und dem Reich, die bis Ende 1682 andauerten, setzte sich Leopold I. gegen die mit den Franzosen verbündeten Brandenburger und ihre rheinischen Verbündeten durch, die Reunionen notfalls auch militärisch rückgängig zu machen, um die im Westfälischen Frieden und dem Friede von Nimwegen definierten Besitzstände wieder zu gewinnen. Zwischen Kaiser, den Niederlanden, Schweden und Spanien wurde 1683 in Den Haag ein Bündnis geschlossen. Im Reich kam es zu weiteren Bündnissen von Reichskreisen und Reichsständen in der Laxenburger Allianz. Die Planungen für einen Krieg gegen Frankreich waren weit gediehen, als der Große Türkenkrieg ausbrach und in dessen Verlauf Wien belagert wurde. Dadurch waren die Kräfte von Kaiser und Reich im Osten gebunden.[243]

Der kaiserliche Sieg bei der Belagerung von Wien im September 1683 drohte dann das Mächtegleichgewicht zu Gunsten des Kaisers zu verschieben. Ludwig reagierte darauf, indem er Druck auf Spanien als den inzwischen schwächsten Nachbarstaat ausübte.

Im Herbst 1683 drohte Ludwig XIV., dass die spanischen Niederlande eine französische Armee von 35.000 Mann zu unterhalten hätten, und ließ von der Bevölkerung hohe Kontributionen eintreiben. Dies veranlasste Spanien und die Niederlande zu einem Bündnis. Am 26. Oktober erklärte Spanien Frankreich offiziell den Krieg.

Frankreich versuchte durch verschiedene Zugeständnisse vergeblich die Niederlande von der Teilnahme am Krieg abzuhalten.[244] Die Niederlande gingen nicht darauf ein und schickten eine kleine Armee von 10.000 Mann zur Unterstützung der Spanier. Allerdings wollte Wilhelm III. deutlich energischer gegen Ludwig XIV. vorgehen, stieß damit aber auf den Widerstand der reichen Stadt Amsterdam.

Hilfe aus dem Heiligen Römischen Reich oder den österreichischen Ländern kam nicht, da der Krieg gegen die Türken alle Kräfte band.

Ludwig XIV. entsandte starke Kräfte unter Louis de Crévant, Herzog von Humières nach Flandern als dem Hauptkriegsschauplatz, während das französische Engagement an den Pyrenäen deutlich geringer war.[245] Der Krieg auf dem nördlichen Kriegsschauplatz wurde brutal geführt. Er war begleitet von Zerstörungen, dem Abbrennen von Feldern, dem Eintreiben hoher Kontributionen und anderen Verheerungen. Das brutale Vorgehen sollte die öffentliche Meinung beeinflussen, und die Bevölkerung sollte dazu veranlasst werden, Druck auf die spanischen Herren auszuüben, um damit den Krieg zu beschleunigen. Ludwig XIV. befahl seinem Marschall de Humières: „Ich gebe Ihnen Befehl, fünfzig Häuser oder Dörfer in Brand zu stecken, für nur eines, wenn ihm dies in meinen Landen geschehen sollte.“ Mörser wurden wie bei der Beschießung von Mons als eine Art Terrorwaffe eingesetzt. Die eigenen Truppen blieben ungefährdet, während die Bombardierungen, gegen die es keine Abwehr gab, in den Städten große Verwüstungen anrichteten.[246]

Die spanischen Streitkräfte unter dem Statthalter Otto de Grana waren schwach und konnten von der französischen Armee ohne größere Mühe in Schach gehalten werden. Noch im Jahr 1683 belagerten die Franzosen erfolgreich Courtrai und Dixmude. Oudenarde wurde bombardiert und die Stadt dabei in Brand geschossen.

Allerdings war Ludwig XIV. bestrebt, den Krieg zu begrenzen. Er hatte bereits am 5. November bei Herausgabe Luxemburgs und weiterer Gebiete Spanien Verständigung angeboten, im Gegenzug würde er auf alle Ansprüche in Flandern verzichten. Am 17. Februar bot er Spanien einen auf zwanzig Jahre begrenzten Waffenstillstand an. Dasselbe Angebot hatte er bereits im Juli 1683 dem Kaiser gemacht. Weder Spanien noch die Niederlande gingen auf dieses Angebot ein, daher ging der Krieg weiter.[247]

Im Dezember 1683 wurde Luxemburg bombardiert und durch Vauban vergeblich belagert. Die Gegend um Brügge wurde geplündert. Auch eine Vorstadt von Brüssel wurde in Brand gesteckt.[248]

Während des Feldzuges von 1684 marschierten zwei französische Armeen ins spanische Navarra und nach Katalonien. Die spanischen Truppen waren nicht mobilisiert, und die Franzosen kämpften gegen bewaffnete Bauern. Vergeblich versuchten die Franzosen, das katalonische Girona zu erobern. Zuvor hatte Bernardin Gigault, marquis de Bellefonds im Mai 1684 die Spanier am Ter geschlagen.

Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz deckten Ludwig XIV. und Friedrich von Schomberg die erneute Belagerung von Luxemburg. Die Stadt wurde am 3. Juni 1684 nach einer einen Monat dauernden Belagerung durch François de Créquy erobert.[249]

Ein Nebenkriegsschauplatz war Genua, das von Frankreich als spanienfreundlich eingeschätzt wurde. Die Stadt hatte für Spanien Galeeren gebaut, dafür wurde sie von der französischen Flotte unter Abraham Duquesne bombardiert. Große Teile der Stadt, darunter auch der Dogenpalast, wurden durch 14.000 Granaten zerstört. Anschließend wurde Genua gebrandschatzt und geplündert.

Nach der Eroberung Luxemburgs marschierten die Franzosen auf Trier und nahmen die Stadt ein. Die Festungswerke wurden zerstört. Mit Billigung des Kölner Kurfürsten rückten französische Truppen auch in Kurköln ein.

Leopold I. war zeitweise versucht, gegen das französische Vorgehen gewaltsam vorzugehen, und ließ Truppen in Richtung Rhein marschieren. Letztlich entschied er sich dagegen, weil der Krieg gegen die Osmanen wichtiger schien. Auch versuchte er vergeblich, Friedrich Wilhelm von Brandenburg von seinem Bündnis mit Frankreich abzubringen. Ohne Hilfe von anderen Mächten für Spanien konnten die Franzosen nicht aus Luxemburg vertrieben werden.

Mit der Eroberung von Luxemburg hatte Ludwig XIV. sein wichtigstes Kriegsziel erreicht und bemühte sich um Frieden. Es gelang ihm, die Niederlande zu einem Separatfrieden zu bewegen. Gegen den Willen von Wilhelm III. schlossen die Niederlande am 23. Juni einen auf zwanzig Jahre befristeten Frieden.[250]

Das endgültige Ende des Krieges wurde mit dem Frieden von Regensburg, auch Regensburger Stillstand, am 15. August 1684 besiegelt. Darin musste Spanien auf Luxemburg, Bovines, Chimay und Beaumont verzichten. Nach der Zerstörung ihrer Festungswerke kamen Courtrai und Dixmunde zurück an Spanien. Danach wurden Ludwig XIV. alle bis 1681 durchgeführten Erwerbungen im Rahmen der Reunionspolitik sowie der Besitz Straßburg und Kehl für zwanzig Jahre zugestanden. Frankreich hatte damit Zeit gewonnen, die erworbenen Gebiete auf Dauer zu integrieren.[251] Allerdings brachte Ludwig XIV. durch seine Expansionspolitik die europäischen Mächte gegen sich auf. Umgekehrt hatte der Kaiser mit dem Friedensschluss den Rücken frei, um offensiv gegen die Osmanen vorzugehen und diese aus Ungarn zu vertreiben. Dadurch gewann der Kaiser im Westen wieder Spielraum. Der Friede von Regensburg hielt nur vier Jahre, ehe mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg ein großer globaler Krieg ausbrach.[252]

Ludwig XIV. stellte im Revokationsedikt fest:[253] „So sehen Wir nun jetzt mit dem gerechten Danke, den Wir Gott schuldig sind, dass Unsere Sorgen das vorgesteckte Ziel erreicht haben, da ja der bessere und größere Teil Unserer Untertanen von der besagten vorgeblich reformierten Religion die katholische angenommen hat. Weil denn nun dieserhalb die Ausführung des Ediktes von Nantes und alles dessen, was zugunsten der besagten vorgeblich reformierten Religion angeordnet worden ist, den Nutzen verloren hat, so haben Wir geurteilt, dass Wir nichts Besseres tun könnten (…) als das besagte Edikt von Nantes und die besonderen Artikel, die im Anschluß an dasselbe bewilligt worden sind (…) vollständig aufzuheben.“

Das Revokationsedikt von Fontainebleau untersagte jegliche Kultfreiheit der Hugenotten und tolerierte lediglich die individuelle, nicht die öffentlich praktizierte Gewissensfreiheit im französischen Staat.[254] Es sah ebenso die Zerstörung von hugenottischen Kirchen vor:[255] „Und infolgedessen wollen Wir und gefällt es Uns, dass alle Tempel derer von der besagten vorgeblichen reformierten Religion, die in Unserem Königreiche, Ländern, Gütern und Herrschaften Unserer Botmäßigkeit gelegen sind, unverzüglich zerstört werden.“ Weiterhin verbot das Edikt den protestantischen Schulen, Kinder und Jugendliche gemäß ihren konfessionellen Vorstellungen zu unterrichten:[256] „Verbieten die besonderen Schulen der vorgeblich reformierten Religion zum Unterricht der Kinder (…)“.

Hugenottische Eltern wurden dazu gezwungen, ihre Kinder im katholischen Sinne taufen zu lassen. Außerdem mussten protestantische Pfarrer, die nicht bereit waren, zum Katholizismus zu konvertieren, innerhalb von vierzehn Tagen Frankreich verlassen:[257] „Befehlen ernstlich allen Predigern der besagten vorgeblichen reformierten Religion, die sich nicht bekehren und die katholische, apostolische und römische Religion annehmen wollen, vierzehn Tage nach der Veröffentlichung Unseres gegenwärtigen Ediktes Unser Königreich und die Länder Unserer Botmäßigkeit zu verlassen.“

Das Edikt verbot es aber allen anderen Hugenotten „bei Strafe der Galeeren für Männer und Einziehung von Leib und Gut für die Frauen, aus unserem besagten Königreiche, Ländern und Gebieten unserer Botmäßigkeit auszuwandern.“[258]

Nach dem Edikt von Fontainebleau verstärkte Ludwig XIV. die Bemühungen, durch die Herausgabe von Schriften und Büchern den Katholizismus in seinem Königreich weiter zu festigen. Zwischen Oktober 1685 und Januar 1687 belieferten zahlreiche Pariser Buchhändler die königliche Verwaltung und die katholischen Missionare in ganz Frankreich mit über einer Million Büchern; darunter befanden sich 160.000 Katechismen, 128.000 Exemplare des Werkes „L’ imitation de Jesus-Christ“ und 148.000 „katholische“ Übersetzungen des Neuen Testamentes.[259]

Die Lutheraner des Elsass blieben von den Bestimmungen des Revokationsediktes ausgenommen, was durch den Versuch der schrittweisen Eingliederung auf kulturellem und religiösem Gebiet in das Königreich begründet werden kann.[260]

Die Zwangsbekehrungen brachten jedoch nicht den gewünschten Erfolg; der katholische Glaube wurde in vielen Fällen lediglich mit einem Lippenbekenntnis angenommen, während zu Hause und an geheimen Treffpunkten weiterhin die Schriften Johannes Calvins gelesen und protestantische Gottesdienste abgehalten wurden. In den Cervennen feierten ungefähr 100 Hugenotten kurz nach ihrer Konversion zum katholischen Glauben einen geheimen Gottesdienst mit Liedern, Gebeten und Predigten. Außerdem fand in derselben Gegend am Ostersamstag 1689 ein Gottesdienst mit 4.000 Personen hugenottischen Glaubens statt. In der protestantischen Hochburg La Rochelle gelang es ebenfalls nicht, den kalvinistischen Glauben zu unterdrücken. Viele Hugenotten konvertierten formal zum katholischen Glauben, erzogen aber weiter ihre Kinder nach protestantischen Grundsätzen und trafen sich weiterhin in Privatwohnungen zu Gottesdienstfeiern.

Joutard berichtete über die zahlreichen Versuche der Hugenotten, sich dem Diktat des Katholizismus zu widersetzen:[261] „Die ‚Neubekehrten’ lauerten auf die geringste Erlahmung des Eifers der Obrigkeit; alles diente ihnen zum Vorwand, um ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen: man hörte nicht die Glocke, die zur Messe ruft, man wurde krank, man vergaß, sein Haus für die Fronleichnamsprozession mit Blumen zu schmücken. In der Todesstunde zeigte sich besonders die Bedeutung dieses Verhaltens. Man wollte nicht zwischen der Letzten Ölung und der Ablehnung des Priesters wählen müssen. Empfing man die Sterbesakramente, ordnete man sich dem ‚Papismus’ unter; stieß man den Priester zurück, riskierte man, als rückfällig (…) angesehen zu werden und sich den schwersten Sanktionen auszusetzen: (…) Deswegen griff die Umgebung zu einer List; sie verheimlichte die Krankheit, und wenn der Priester auftauchte, war der Kranke gerade nicht greifbar, er schlief oder war abwesend.“

In einigen Dörfern gelang es den Hugenotten, in ihre nach der Gültigkeit des Edikts von Fontainebleau zwangsweise entzogenen öffentlichen Ämter zurückzukehren.[262] Dies eröffnete der hugenottischen Bevölkerung die Möglichkeit, sich teilweise offen vom Katholizismus zu distanzieren und ihre eigene Religion innerhalb bestimmter Auflagen wieder ausüben zu dürfen. Der katholische Pfarrer des Dorfes Vebron in den Cervennen stellte fest:[263] „Der Herr de Salgas, der Herr Aures und der Herr Boudon sind die Hähne dieser Gemeinde, auf die alle anderen angewiesen sind und von denen Gut und Böse abhängt; sie sind große Politiker und drehen und wenden die Dinge, wie es ihnen beliebt.“

Nur eine Minderheit der hugenottischen Pastoren schwörten ab, die übrigen und mit ihnen ca. 200.000- 300.000 Gläubige flüchteten unter lebensbedrohlichen Umständen ins protestantische Ausland. Den Ablauf dieser Emigration schildert der französische Historiker Daniel Rops:[264] „Es war eine schreckliche Flucht, eine erbarmungslose Austreibung. Man floh in Booten von den Küsten Aumis und der Bretagne, im Sturm; man floh auf den steilsten Pfaden der Alpen und des Jura, mitten im Winter. Wie viele von diesen Flüchtlingen sind gestorben? Diejenigen, die von der Polizei aufgegriffen wurden, schickte man auf die Galeeren: glücklicher waren jene dran, die auf der Stelle erschossen wurden.“

Diejenigen Hugenotten, die bei ihrem Versuch, Frankreich zu verlassen, von den königlichen Behörden festgenommen wurden, wurden zum Galeerendienst verurteilt. Diese Maßnahme kam häufig einem Todesurteil gleich, denn über die Hälfte der Sträflinge verstarb aufgrund der schlimmen körperlichen Belastungen und der räumlichen Enge, die die Ansteckungsgefahr für Krankheiten erheblich steigerte, auf den Galeeren.

Die Zahl der „galeriens pour la foi“ („Galeerensträflinge aus Glaubensgründen“) betrug 1450 Personen.[265] Selbst auf den Galeeren waren die Hugenotten exorbitanten Schikanen ausgesetzt. In den Jahren 1699 und 1700 zwangen die Offiziere und katholischen Schiffsgeistlichen der Galeeren „La Superbe“, „La Favorite“ und „La Magnanime“ die protestantischen Galeerensträflinge dazu, während einer katholischen Messe niederzuknien und ihre Mütze abzunehmen. Diejenigen Hugenotten, die sich bei diesem Ereignis, das als „affaire du bonnet“ (Mützenaffäre) bekannt wurde, weigerten, den Anordnungen zu gehorchen, wurden auf übelste Weise misshandelt.[266]

Viele Hugenotten hielten trotz Schikanen und Folterungen unbeirrt an ihrem Glauben fest. Das sich im Laufe der Zeit auf den Galeeren entwickelnde Zusammengehörigkeitsgefühl unter ihnen führte im Jahre 1699 zu Gründung einer geheimen Organisation der protestantischen Galeerensträflinge.[267] Diese „Eglise des confesseurs qui souffrent pour la verite de l’Evangile („Kirche der Bekenner, welche für die Wahrheit des Evangeliums leiden“) verfügte über Sympathisanten in der Hafenstadt Marseille und in anderen französischen Metropolen, über die sie Briefe, Bibeln und protestantische Schriften aus den niederländischen Generalstaaten beziehen konnten.[268] Die hugenottische Organisation unterstand einem Direktorium, das aus sieben Personen bestand. Zu den Aktivitäten der protestantischen Organisation gehörte nicht nur regelmäßiger Religionsunterricht, sondern auch die Missionstätigkeit bei katholischen Sträflingen.

Die Flüchtlinge ließen sich vornehmlich bei Glaubensbrüdern in den niederländischen Generalstaaten, in England, in der Schweiz, in den protestantischen deutschen Territorien, insbesondere Brandenburg-Preußen und Hessen, sowie in Skandinavien nieder. Unter diesen Migranten befanden sich überproportional viele Intellektuelle (Pfarrer, Künstler, Literaten, Verleger usw.) sowie hoch qualifizierte Handwerker und Fabrikanten, was für den französischen Staat zu dieser Zeit einen enormen geistigen und wirtschaftlichen Verlust bedeutete. Ein Beispiel dafür stellte die nordfranzösische Stadt Metz dar:[269] „Die Auswanderung so vieler wohlhabender Familien, reicher Kaufleute, leitender Persönlichkeiten der blühenden Gewerbe war ein verhängnisvoller Schlag für das Gedeihen der Stadt und des Metzer Landes. Die Einwohnerzahl sank in erschreckender Weise. Die Güter sanken erheblich im Wert, da viele Häuser unbewohnt blieben und viele Arbeitskräfte für die Bebauung des Landes fehlten (…). Der Handel ging gewaltig zurück.“

Meyer unterschätzte die Auswirkungen der hugenottischen Auswanderung, wenn er feststellte:[270] „Dennoch fiel diese Menschen- und Kapitalflucht nicht so sehr ins Gewicht, denn die Immigration von englischen und vor allem irischen Katholiken nach Frankreich glich die Verluste weitgehend aus. Diese Einwanderung fiel geringer aus, verteilte sich auch über einen längeren Zeitraum und ersetzte den Verlust von Protestanten zwar nicht ganz, doch brachte sie Menschen und Kapital ins Land, die eine gewisse wirtschaftliche Blüte der französischen Häfen im 18. Jahrhundert ermöglichten.“

Die Einwohnerzahl Frankreichs betrug zum Zeitpunkt des Todes Ludwigs XIV. im Jahre 1715 etwa 18 Millionen Menschen; dies waren ungefähr 2 Millionen weniger als zur Zeit der Ermordung Heinrichs IV.[271] Dieser Bevölkerungsrückgang, der vor allem durch die Emigration der Hugenotten begründet werden kann, wirkte sich äußerst nachteilig auf das wirtschaftliche Leben in Frankreich aus. Seit dem Jahre 1690 geriet das von Colbert[272] ausgebaute französische Manufaktursystem in eine Krise. Im Jahre 1715 war die finanzielle Lage Frankreichs derart katastrophal, so dass der Staatshaushalt um 18 Jahresbudgets überzogen werden musste.[273]

Das Wirtschaftsmodell des Merkantilismus war auf Fachleute in den verschiedenen Wirtschaftszweigen angewiesen. Mit der Ermordung und Vertreibung vieler Hugenotten fehlten die Fachkräfte, die die Wirtschaft Frankreichs voranbrachten. Der Merkantilismus entwickelte sich zu einer Zeit, in der sich die europäische Wirtschaft in einer Übergangsphase befand. Mit dem Vordringen des Geldes und seinem Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Zahlungsbilanzmitteln über Grenzen hinweg veränderten sich die Bedürfnisse sowohl der Fürstenhaushalte, als auch der Kaufleute. Technische Verbesserungen in der Schifffahrt und das Wachstum der großen Städte führten zu einem schnellen Wachstum des internationalen Handels.

Durch die Einführung der doppelten Buchführung und der modernen Bilanzierung konnten Zu- und Abflüsse von Geld leicht nachvollzogen werden.[274] Die isolierten, auf Naturalwirtschaft beruhenden feudalen Grundherrschaften wurden durch zentralisierte, auf Geldwirtschaft beruhende Nationalstaaten ersetzt. Dies veränderte auch die Betrachtung der Einnahmen der Fürstenhaushalte:[275] Hatte sich im Frühmittelalter der Monarch von einer Königspfalz zur anderen begeben, um die Realabgaben seiner lokalen Untertanen zu verzehren, bzw. für Bauprojekte ihre reale Arbeitsleistung in Anspruch genommen und sich ansonsten mit den Einnahmen aus den Regalien begnügen müssen, konnte der Staat im Zeitalter des Absolutismus in einer Geldwirtschaft auf Steuern zurückgreifen. Mit der Einführung indirekter Steuern war die Durchsetzung ihrer Erhebung auch nicht mehr zwangsläufig mit der Ausübung von individueller Gewalt verbunden.

Vor dem Merkantilismus strebten die mittelalterlichen Scholastiker ein Wirtschaftssystem an, das zur christlichen Lehre von Gerechtigkeit und Frömmigkeit passte.[276] Sie konzentrierten sich hauptsächlich auf Tauschvorgänge zwischen Individuen, die Mikroökonomie. Der Merkantilismus gehörte zu den Theorien und Ideen, welche das mittelalterliche Weltbild ersetzten. Machiavellis Politikmodell und das Prinzip der Staatsräson wurden zum Leitbild staatlicher Politik. Die merkantilistische Idee, dass jeglicher Handel ein Nullsummenspiel sei, in welchem jede Seite den anderen in skrupellosem Wettbewerb zu betrügen versuchte, wurde in die Arbeit von Thomas Hobbes integriert. Diese dunkle Seite der menschlichen Natur passte ebenfalls gut in die puritanische Weltsicht, und einige der schärfsten merkantilistischen Gesetze, wie die Navigations-Akte, wurden von der Regierung Oliver Cromwells eingeführt.

Merkantilistische Anschauungen waren in der Frühmoderne die vorherrschende wirtschaftliche Ideologie in ganz Europa, und die meisten Staaten haben diese Anschauungen bis zu einem gewissen Grad übernommen. Die Zentren des Merkantilismus waren England und Frankreich. In diesen Staaten wurde die merkantilistische Politik auch am häufigsten durchgesetzt.[277]

König Heinrich IV. übertrug das Amt des Finanzministers seinem alten hugenottischen Freund und Waffenkameraden Sully, der bei Amtsantritt neben völlig zerrütteten Staatsfinanzen ein verwüstetes Land mit brachliegender Landwirtschaft und darniederliegendem Handwerk und durch Räuberbanden und zerstörte Verkehrswege weitgehend verschwundenem Handel vorfand. Sully war der bedeutendste frühe französische Vertreter des Merkantilismus.[278]

Doch der Merkantilismus hatte in Frankreich bereits im frühen 16. Jahrhundert eingesetzt, bald nachdem die Monarchie die wichtigste Macht in der französischen Politik geworden und den Adel aus seiner regionalen Einflussmöglichkeit verdrängt hatte. 1539 wurde eine Verordnung erlassen, der zufolge Wollgüter aus Teilen der habsburgisch beherrschten Gebiete (Spanien und Teile Flanderns) nicht mehr eingeführt werden durften. Ein Jahr später wurden zahlreiche Restriktionen gegen den Export von Gold in Kraft gesetzt. Über das restliche 16. Jahrhundert wurden weitere protektionistische Maßnahmen eingeführt.[279]

Der Höhepunkt des französischen Merkantilismus ist eng verknüpft mit Jean-Baptiste Colbert, der 22 Jahre lang (1661 bis 1683) Finanzminister war.[280] Dies geht soweit, dass der französische Merkantilismus manchmal Colbertismus, in Italien Il Colbertismo, genannt wird. Unter Colbert kontrollierte die französische Regierung die Wirtschaft in sehr hohem Maße, um die Einnahmen zu erhöhen. Protektionistische Verordnungen wurden in Kraft gesetzt, um Importe zu begrenzen und Exporte zu fördern. Manufakturen wurden in Gilden und Monopole aufgeteilt. Durch den Staat wurde durch mehr als tausend Anweisungen geregelt, wie verschiedene Güter produziert werden sollten.

Um die Produktion zu fördern, wurden Spezialisten für Seiden- und Brokatstoffe als ausländische Arbeitskräfte aus Flandern abgeworben. Aus den italienischen Staaten wurden Spezialisten für Glas, aus dem Norden Metallspezialisten ins Land geholt. Auswanderung für Spezialisten wurde verboten, später sogar unter Todesstrafe gestellt. Da die Privatinitiative trotz vieler Anreize nicht allzu groß war, wurden staatliche Manufakturbetriebe, wie die Tapete- und Möbelfabrik Hôtel Royale eingerichtet. Colbert ergriff auch Maßnahmen, um interne Handelsbarrieren zu vermindern, reduzierte interne Zölle und schuf ein umfassendes Netzwerk an Straßen und Kanälen. Um die internen Zölle zu reduzieren, wurden 1664 die zwölf inneren Provinzen zu einer Zolleinheit, den cinq grosses fermes zusammengeschlossen. Die Sorge für den Ausbau und die Instandhaltung dieser Verkehrswege entzog Colbert dem Hochadel und entwickelte eine spezielle Verwaltung, aus der sich die „ponts et chaussées“ entwickelte. Dennoch gelang es ihm nicht, die Straßen- und Brückenzölle zu beseitigen. Die vorher bestehenden landschaftlichen Bezüge verschwanden zugunsten der vom Staat gesetzten einheitlichen Gewichte, Maße , der Währung und der Zölle.

Straffe Zentralisierung der wirtschaftlichen und politischen Entscheidungskompetenz begleitete diese Phase in Frankreich. Zur Sanierung der Staatsfinanzen unter Ludwig XIV verlagerte er die direkte Besteuerung auf die indirekte (Akzise). Dies ging mit Markt- und Straßenzwang, Verbot von Fürkauf, unkontrolliertem Land- und Tauschhandel einher. Damit sollten die immensen Handelsgewinne stärker der Besteuerung unterworfen und die Lasten auf der Landwirtschaft reduziert werden. Durch die Senkung der direkten Steuern wurde die Landwirtschaft, in der drei Viertel der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt erzielte, und der dritte Stand gefördert, während mit den indirekten Steuern (gabelle und dîme royale) Adel und Klerus trotz Erhalt des Steuerprivilegs an der Finanzierung des Staates beteiligt wurden.[281]

Mit der Reglementierung wurde die Markttransparenz zwar gesteigert, aber ein Teil der Wirtschaftsaktivitäten, die mit Konkurrenz und Spekulation verbunden waren, unterblieben. Colberts Maßnahmen waren sehr erfolgreich: Frankreichs Produktion und Wirtschaftsmacht wuchsen in dieser Zeit so beträchtlich, dass es zur führenden europäischen Macht aufstieg. Weniger Erfolg hatte Colbert dabei, aus Frankreich eine führende Handelsmacht zu machen, worin England und die Niederlande vorherrschend waren.

In abgelegenen Gebieten Frankreichs wie den Cervennen spielte der Protestantismus trotz des Revokationsediktes weiterhin eine große Rolle.[282] Während des Spanischen Erbfolgekrieges kam es zu Aufständen der hugenottischen Camisarden (1702-1704), die schließlich von den königlichen Truppen besiegt wurden.[283] Die Zentren des Aufstandes waren die Dörfer Le Mas Soubeyron, St. Jean du Gard, Florac, Castelnau-Valence sowie Le Trabuc. Die weit verzweigten Höhlensysteme in den Cervennen dienten vielen Hugenotten während den Verfolgungen als Versteck.[284]

Der Abbé du Chaila spürte die Zufluchtsorte der Kamisarden auf, ließ sie beim Gottesdienst überfallen und zum Teil hängen, zum Teil einkerkern. Wegen dieser Gewalttaten wurde 1702 der Abbé mitsamt seiner Polizeitruppe erschlagen. Die gebirgige Beschaffenheit des Landes erleichterte den Partisanenkrieg. Die Bekriegung war umso schwieriger, als Ludwig XIV. zugleich durch den Spanischen Erbfolgekrieg in Anspruch genommen war und seine Gegner alles taten, um die Kamisarden in ihrem Widerstand zu bestärken. Mehrere königliche Heere wurden geschlagen und zum Teil vernichtet, so dass der König 1703 den Marschall Montrevel mit 60 000 Mann gegen die Kamisarden sandte.[285]

Montrevel, ein ehemaliger Hugenotte, führte einen Krieg der verbrannten Erde. Massenweise wurden die Menschen hingerichtet und das Land in eine Wüste verwandelt; 436 Dörfer wurden zerstört.[286] Die Kamisarden gingen ebenfalls mit äußerster Gewalt vor, in der Diözese Nîmes allein erwürgten sie 84 Priester und brannten etwa 200 Kirchen nieder. An ihrer Spitze stand ein 20-jähriger Bäckerbursche aus Ribaute bei Anduze, Jean Cavalier. Nach großen Erfolgen plante Cavalier, sich in der Dauphiné mit dem Herzog von Savoyen zu vereinigen. Die Einwohner von Nîmes, Montpellier, Orange, Uzès etc. unterstützten die Kamisarden mit allem Notwendigen; die Glocken der zerstörten Kirchen wurden zu Kanonen etc. umgegossen.

Ludwig XIV. ersetzte im April 1704 den unfähigen Montrevel durch den Marschall Villars. Dieser verkündigte eine Amnestie für alle, welche die Waffen niederlegen würden, und ließ Gefangene frei, welche Treue gelobten. Dagegen ließ er jeden, der mit Waffen gefangen wurde, sofort töten und organisierte bewegliche Kolonnen, die nach allen Richtungen hin operierten. Infolge dieses Vorgehens nahm eine Gemeinde nach der anderen die Amnestiebedingungen an, und Cavalier selbst schloss am 10. Mai 1704 zu Nimes einen Vergleich mit Villars und trat als Oberst in die Dienste des Königs.

Einige Kamisarden setzten den Kampf dennoch fort, wurden wiederholt besiegt und bis Ende 1704 unterworfen. Die Gewalttaten Berwicks, der 1705 als Nachfolger Villars den Oberbefehl erhielt, riefen einen neuen Aufstand hervor, zumal die Kamisarden von den Engländern und Holländern mit Geld und Waffen unterstützt wurden. Aber im April 1705 war auch dieser beendet und die letzten Aufständischen zu Nîmes hingerichtet. Das ganze Gebiet der Cevennen war aber entvölkert und verödet. Ein Teil der Kamisarden trat unter Cavalier, der seinen Abfall bereute und den Dienst Ludwigs XIV. wieder verließ, in englische Dienste und focht auf seiten der Verbündeten in Katalonien, wo die meisten in der Schlacht bei Almansa am 25. April 1707 den Tod fanden. Cavalier ging nach England und starb als Gouverneur von Jersey 1740.

Das Mobiliar beschränkte sich auf ein Minimum: Tisch, Bank, einige Stühle, die Hochzeitstruhe und das Bett. Gefertigt waren diese Möbel meist aus Kastanienholz sowie Maulbeerbaum- und Kirschholz. Außerdem mussten im Haus genügend Versteckmöglichkeiten vorhanden sein. So gab es Häuser, die doppelte Wände hatten, in denen sich ein oder zwei Personen verstecken konnten. Andere Häuser warteten mit ausgehöhlten Fußböden oder unterirdischen Fluchtwegen auf. Auf jeden Fall brauchte man Platz, um die Bibel und andere Schriften zu verstecken. Denn der Besitz einer Bibel oder von Schriften, deren Inhalt die reformierte Religion war, war verboten. Fanden königliche Truppen solche Dinge, galten diese als Beweismittel und ihre Besitzer mussten damit rechnen, angeklagt zu werden.[287]

Die Mitglieder der Hugenotten waren in allen Bevölkerungsschichten zu finden. So konnte auch der berufliche Alltag völlig unterschiedlich ausfallen. Doch gab es auch immer wieder Gemeinsamkeiten. Sie konnten alle ihren Glauben nicht offen praktizieren. Das wirkte sich nicht nur auf den Hausbau aus, sondern fing schon bei der Hochzeit an. Denn sie durften sich ja offiziell nicht protestantisch trauen lassen, und doch konnte es kaum einer mit seinem Gewissen vereinbaren, sich katholisch verheiraten zu lassen. Jedoch ließen einige ihre Kinder katholisch taufen und ins Kirchenrodel eintragen, um dem Schein nach außen zu genügen.

Nach dem Edikt von Nantes ließ ein Großteil jedoch auch dies bleiben. Da Gottesdienste nach dem Edikt von Fontainebleau verboten waren, konnten Treffen nur im Verborgenen stattfinden. Nachdem die protestantische Oberschicht geflohen war, musste man Laienprediger als Pfarrer einsetzen, die durch prophetische Visionen und ekstatische Verzückungen als von Gott eingesetzt angesehen wurden. Man musste immer auf der Hut sein, da die Truppen des Königs bei den Ketzern keine Gnade kannten. So wurden Gottesdienste oftmals nachts und im Freien abgehalten. Felsschluchten, Täler, Wälder gaben den Hugenotten Schutz und ließen im Fall eines Angriffs der Truppen auch Fluchtmöglichkeiten zu. Um zu diesen Gottesdiensten zu gelangen, nahmen die Gläubigen lange, beschwerliche Fußmärsche auf sich. Zu dieser Zeit nannten sich die Hugenotten auch Kirche der Wüste. Heute noch wird an diese Zeit als Le désert erinnert.[288]

Abgehalten wurden diese Gottesdienste von Predigern, die sich später mit ausgebildeten Pastoren zusammentaten, um eine geregelte Ausbildung zu erlangen.[289] Die Ausbildung bestand z. B. darin, dass der Schüler sich die Predigten seines Pfarrers anhörte und auswendig lernte, um sich so die Struktur einer Predigt anzueignen. Der Lohn eines ordinierten Pfarrers betrug 53 sou (ein sou = 5 centimes), doch nur selten konnte der ganze Lohn ausgezahlt werden. Doch kam es den Pfarrern nicht darauf an. Sie kamen auch ohne Geld durch, da sie von ihren Gemeindemitgliedern versorgt wurden. Sie führten über jede Taufe und jede Heirat genauestens Buch, so dass nahezu jedes Gemeindemitglied in ihren Unterlagen auftauchte. Diese Aufzeichnungen mussten gut versteckt werden. Sollte ein Pfarrer zusammen mit seinen Aufzeichnungen gefangen werden, würden alle seine Gemeindemitglieder in große Schwierigkeiten geraten. Eine Beerdigung wurde von den Wüstenpfarrern nur selten vorgenommen, da es Wochen dauern konnte, bis sie an den Ort kamen. Die Toten wurden außerhalb des Friedhofs bestattet, da die Kamisarden die Sakramente der katholischen Kirche nicht annehmen wollten.

Die Art der Bestrafung war sehr vielfältig und ebenso willkürlich. Möglich waren, je nach Härte des Richters, der Tod durch Hängen oder das Köpfen. Andere erwartete ein Leben als Galeerensträfling; in Forschungen des 19. Jahrhunderts ging man noch von 2000 bis 5000 zu den Galeeren Verurteilten aus. Diese Zahl muss jedoch nach unten revidiert werden. In den Matrikeln der Galeeren sind 1550 Männer verzeichnet, die aufgrund ihres protestantischen Glaubens auf die Galeeren kamen.

In diesen Listen werde sie stets mit dem Kürzel RPR (religion prétendue réformée – vermeintlich reformierte Religion) vermerkt.[290] Unter diesen 1.550 befinden sich auch um die 60 Katholiken, die als Fluchthelfer oder Schlepper versucht hatten, die Protestanten aus dem französischen Königreich zu führen. Viele Frauen und Männer wurden auch in ein Gefängnis gebracht. Das Gefängnis war meist ein unterirdisches Verlies, in dem die Menschen in drangvoller Enge gefangengehalten wurden. Ihr Bett waren Strohmatten, das Essen bestand aus 1,5 Pfund Brot am Tag und Wasser. Das wohl bekannteste Schicksal einer Gefangenen ist wohl das der Marie Durand. Sie wurde als 15-Jährige in den Turm de la Constance in Aigues-Mortes am Mittelmeer eingesperrt und wurde 38 Jahre später begnadigt und entlassen. Gründe für diese Strafe waren, dass ihr Bruder Wüstenpfarrer war und sie außerhalb der katholischen Kirche geheiratet hatte. Eine Freilassung konnte normalerweise nur unter der Auflage geschehen, dass man seinem reformierten Glauben abschwor. Doch ebenso wie Marie Durand taten das nur die wenigsten.[291]

Die Flucht vieler hugenottischer Prediger aus den Cevennen in die protestantischen Nachbarländer Frankreichs führte in London zur Gründung der Gemeinde der French Prophets und trug in Deutschland zur Entstehung der sogenannten Inspirationsgemeinden bei. Viele deutsche Inspirierte wanderten im 19. Jahrhundert dann weiter in die USA, wo ihre Nachfahren heute in den Amana Colonies leben.

Das Thema des Cevennenkriegs wurde in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts mehrfach aufgegriffen. So hat Isaac von Sinclair eine Dramentrilogie darüber geschrieben und von Ludwig Tieck stammt die Novelle Der Aufruhr in den Cevennen. Eugène Sue schrieb den Roman Die Fanatiker oder der Religionskrieg in den Cevennen in 14 Bänden. Auch die Maquisarden knüpften teilweise wieder an die Tradition der Kamisarden an.

Es bleibt festzuhalten, dass die religiöse Einheit des Landes, was ein wesentliches Ziel des Revokationsediktes von Fontainebleau darstellte, nicht erreicht wurde.[292] Die Idee der religiösen Toleranz war Ende des 17. Jahrhunderts zumindest in Frankreich noch nicht so ausgeprägt, dass sie das Edikt von Fontainebleau und dessen mörderische Folgen hätte verhindern können.

So verstand Augustinus unter Toleranz „ein von Motiven christlicher Caritas geprägtes Verhalten, das Mitchristen in ihrer Andersartigkeit erträgt; als Norm kirchlichen Gemeinschaftslebens Toleranz zur Friedenswahrung- auch gegenüber Häretikern und Schismatikern verpflichtete.[293] Augustinus machte aus dem Begriff der tolerantia „einen gemeinschaftsbildenden und gemeinschaftserhaltenden Handlungsbegriff“[294] Die Toleranz hat ihre Grenze dort, wo sie ihr Handlungsziel, die Einheit der Kirche, zu erhalten drohe. Er sprach allerdings in Bezug auf Pagane und Juden nicht von tolerantia. Für Pagane empfahl er die gewaltfreie Missionierung, obwohl er öffentliche Maßnahmen gegen Kulte und Tempel unterstützte.

Andere christliche Autoren des Frühmittelalters fassten den Toleranzbegriff weiter als Augustinus und die Papstkirche. So fand sich in der Geschichtstheologie des Salvian von Marseille (5.Jh.) der Gedanke, dass Gott diejenigen Häretiker ertrage, die er der tolerantia für würdig erachtete. Wer sich besseres Wissen an Gott versündigte, den strafe er entsprechend und diszipliniere ihn schon im Diesseits.[295] Insgesamt gesehen stellte Augustinus und die christliche Kirche den Wahrheitsanspruch in keiner Weise in Frage. Tolerantia bedeutete Duldung und Ertragen der Andersartigkeit, aber niemals Anerkennung der von ihm vertretenen Position oder seines Verhaltens. Im Hochmittelalter führte zum einen die Differenzierung des sozialen und religiösen Lebens zur Interpretation der tolerantia im Sinne der Duldung einer Pluralität der kultischen Praxis und rituellen Gewohnheiten unter der Voraussetzung der Anerkennung der einen theologischen Wahrheit. Zum anderen war in diesen geschichtlichen Differenzierungen eine Verschärfung der existenzbedrohenden innerkirchlichen Spannungen und religionspolitischen Konfrontationen angelegt, auf die mit einer Einschränkung des Spielraumes der Toleranz und einem wachsenden Einsatz der öffentlichen Gewalt geantwortet werden konnte.

Es lassen sich drei Aspekte in der mittelalterlichen Deutung der tolerantia unterscheiden:[296]

  1. Die Grenze der Toleranz wurde politisch und juristisch gezogen, insofern die Kategorien des römischen Rechtes auf häretische Aktivitäten angewandt und eine entsprechende Gerichtsbarkeit eingeführt wurden. Die kirchliche Ketzergesetzgebung definierte im Einklang mit den weltlichen Herrschern seit dem 12. Jahrhundert Häresie als crimen publikum (Staatsverbrechen). Kaiser Friedrich II. verschärfte diese in der kirchlichen und weltlichen Gesetzgebung angelegte Tendenz. Der politisch-juristische Kampf gegen die Häresie und andere Formen abweichenden religiösen Verhaltens (Hexerei, Magie) wurde verstärkt, um durch öffentliche Zwangsmittel die Rechtgläubigkeit als religiös-kulturelle Grundlage der Gesellschaft zu bewahren. Während die Reichweite der tolerantia erheblich eingeschränkt und das Ausmaß der Duldung in das Ermessen des Papstes gestellt wurde, blieb die offizielle Position gegenüber Juden und „Ungläubigen“ prinzipiell unverändert, die Praxis der Verfolgung von Juden und „Ungläubigen“ wurde jedoch erheblich ausgeweitet. Insbesondere die massenhafte Zwangsmissionierung nichtchristlicher Territorien aus machtpolitischen Motiven war weit verbreitet.
  2. Thomas von Aquin brachte für die Geschichte des Toleranzbegriffes ein neues Argument. In einer Nebenbemerkung stellte er fest, es sei theologisch unzulässig, jüdische Kinder aus Zwang zu taufen, da es das Naturrecht der Eltern verletze. Diese auf das Naturrecht bezogene Interpretation der tolerantia wurde in der spanischen Scholastik des 16. Jahrhunderts weiter ausgeführt. De Vitoria bemerkte, dass Unglaube weder das ius naturale noch das ius humanum aufhebe. Die uneingeschränkte Geltungskraft des Naturrechts machte die Duldung durch die Kirche hinfällig. De Vitoria sprach deswegen nicht von der tolerantia und stellte die Idee der Toleranz auf den Boden des Naturrechtes, auf dem im 18. Jahrhundert die Menschen- und Bürgerrechte der amerikanischen Revolution begründet werden sollten.
  3. Der spätmittelalterliche Aufbruch mystischer Lebens- und Denkformen beförderte eine in der Kirche präsente intellektuelle Position, die die Pluralität von Kult und Ritus als Variationen der einen Glaubenswahrheit deutete. Diese Idee der religio una rituum varietate (eine Religion in der Verschiedenheit der Riten) wurde von Nikolaus Cusanus (1401-1464) philosophisch unterfüttert. Er löste das Spannungsverhältnis zwischen verschiedenen Bekenntnissen und Kulten im Sinne einer Toleranz, die die verschiedenen äußeren Formen des Glaubenslebens als gleichwertige Auslegungen der ihnen gemeinsamen einen mystischen Gotteserfahrung betrachtete. Der Anspruch des Christentums, im Besitz der von Gott endgültig geoffenbarten Wahrheit zu sein, blieb in dem Toleranzkonzept des Cusanus enthalten. Die von ihm als Vision entworfene concordantia religionum sollte aus einem friedensstiftenden Kommunikationsprozess hervorgehen, auf den sich alle Religionen einlassen, in dem sie die in ihnen selber unreflektiert und unausdrücklich enthaltenen Wahrheitsmomente freilegen und sich deren Verwiesenheit auf die christliche Offenbarungswahrheiten bewusst machen.[297]

Im ausgehenden Mittelalter gewann tolerantia eine allgemeine, d.h. nicht kirchenbezogene, sozialpolitische Bedeutung. Sie bezog sich auf die Duldung von sozialen Gruppen in der alteuropäischen Ständegesellschaft, die jenseits der ständisch-rechtlichen Ordnung leben mussten: Vaganten, Bettler, Sinti und Roma, Prostituierte etc. Ihre Duldung oder Nichtduldung war in der Regel völlig willkürlich in das Ermessen der Obrigkeit gestellt.

Der politisch-soziale und geistig-kulturelle Umbruch, der im 16. Jahrhundert ganz Europa erfasst hatte, und die Auflösung der alten Ordnung setzte im geistig-religiösen Leben Entwicklungen in Gang, die sich aus einer Vielzahl intellektueller Quellen und Traditionen schöpften und die Freiheit des Gewissens und der Religionsausübung mit dem Toleranzbegriff verbanden:[298] „Die pluralisierende Wirkung gesellschaftlicher Differenzierungsprozesse stellte an die Duldungsbereitschaft der geistlichen und politischen Ordnungsmächte erhöhte Anforderungen. Die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse unterminierten gesamtgesellschaftliche Ordnungsbilder und steigerten überdies die reflexive Tätigkeit des einzelnen; auf diese Weise freigewordene und freigesetzte Subjektivität führte zur Entstehung persönlicher Freiräume, (…).“

Im Westfälischen Frieden von 1648 wurden Prinzipien des Religionsrechtes festgeschrieben: Sie enthielten das Recht des Landesherren, die Konfession der Untertanen zu bestimmen, und sicherten die Parität der Religionsgemeinschaften im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Diese Regelungen bezogen sich auf Gruppen, nicht auf die Gewissensfreiheit der Individuen. Das Prinzip des Konfessionsstaates herrschte in ganz Europa vor, obwohl die spezifischen Formen des Religionsausgleiches und der Umfang der Duldung religiöser Minderheiten variierten. Die Religionsausgleiche und Toleranzedikte bis in das 18. Jahrhundert verstanden unter Toleranz noch keineswegs die wechselseitige Anerkennung des jeweiligen Bekenntnisses und den Anspruch auf das Individualrecht der Gewissens- und Religionsfreiheit.

Erst mit der Toleranzgesetzgebung in Österreich (1781), Preußen (1788/1794) und schließlich die Begründung verfassungsstaatlicher Ordnungen im Zeitalter der Revolutionen in den USA und Frankreich wurden die religiöse Parität in der Gleichstellung religionsverschiedener Bürger eingeleitet und schließlich als naturrechtlich begründetes Menschen- und Bürgerrecht verfassungsmäßig verankert.[299] Der Toleranzbegriff verlor seinen glaubens- und kirchenpolitischen Bezug und wandelte sich zu einem allgemeinen ordnungspolitischen Prinzip.

Der Feststellung von Thaddens ist zuzustimmen, dass das Revokationsedikt und die dadurch resultierende Emigration der Hugenotten einen tiefen Einschnitt in die Geschichte Frankreichs bedeuteten.[300] Das Revokationsedikt brachte die seit längerer Zeit schwelende Krise des absolutistischen Staates zum offenen Ausbruch. Des Weiteren wurde der Protestantismus als Faktor des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in Frankreich für längere Zeit ausgeschaltet. Die Flucht der Hugenotten aus Frankreich bedeutete eine der ersten großen Emigrationen in der Geschichte der Neuzeit.[301]

Das Edikt von Fontainebleau wurde kurz vor der Französischen Revolution wieder aufgehoben. Nachträglich kann dies als Schuldeingeständnis für die Verfolgung und Ermordung vieler Hugenotten verstanden werden. Das Edikt von Versailles war ein von Ludwig XVI. am 29. November 1787 erlassenes Toleranzedikt zu Gunsten der nichtkatholischen Bevölkerungsgruppen. Es brachte insbesondere den Hugenotten zwar gewisse bürgerliche Rechte, nicht aber die freie Ausübung der Religion oder die völlige rechtliche Gleichstellung.

Im Zuge der Aufklärung machte der Gedanke der religiösen Toleranz gegenüber Minderheiten Fortschritte.[302] Voltaire war einer der ersten, der sich 1763 öffentlich für Toleranz aussprach. Verschiedene Persönlichkeiten wie Anne Robert Jacques Turgot, baron de l’Aulne, Guy-Jean-Baptiste Target, aber insbesondere Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes drängte darauf, die rechtliche Situation der Hugenotten zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist auch der der Sprecher der noch in Frankreich lebenden Protestanten Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne zu erwähnen, der sich für eine Verbesserung der Bedingungen seiner Glaubensgenossen einsetzte.

Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne wurde wie sein Vater Pastor und zeichnete sich durch seinen Eifer für seine protestantischen Glaubensgenossen aus.[303] Er arbeitete energisch daran, die Anerkennung der Bürgerrechte zu bekommen, die ihnen von Ludwig XVI. 1787 im Edikt von Versailles gewährt worden waren. Nachdem er sich mit seiner Histoire primitive de la Grèce einen Ruf erworben hatte, wurde er 1789 als Abgeordneter der Generalstände vom Dritten Stand der Vogtei Nîmes gewählt. In der Verfassunggebenden Versammlung arbeitete er am Entwurf einer Verfassung und sprach sich gegen die Errichtung einer Republik aus, die er als lächerlich empfand. Er stimmte für das aufschiebende Veto, da es wahrscheinlich die Stellung der Krone stärken würde. Im Nationalkonvent saß er unter den Girondisten und wendete sich gegen die Verurteilung Ludwigs XVI. Als Mitglied des Zwölferausschusses wurde er mit dieser Partei geächtet. Er versteckte sich für einige Zeit, wurde aber schließlich entdeckt und im Dezember 1793 guillotiniert.[304]

Auch wenn die rechtlichen Einschränkungen bestehen blieben, wurden die Protestanten doch vielerorts geduldet. Die Parlemente hatten in der Rechtsprechung in der Praxis bereits in die Richtung der religiösen Toleranz entschieden, insofern vollzog die Regierung diese später nur nach. Zur Reformpolitik von Étienne Charles de Loménie de Brienne in der vorrevolutionären Zeit gehörten nicht nur die Steuer- und Haushaltspolitik, vielmehr hing die Legitimität der

Rabaut hatte ursprünglich die Durchsetzung der vollen rechtlichen Gleichberechtigung zum Ziel gehabt. Auch Gottesdienste sollten wieder in Kirchen abgehalten werden dürfen. Der Ausschluss der Protestanten von allen öffentlichen Ämtern sollte ein Ende haben. Ganz so weit, wie von einigen gefordert, wollten der König und seine Regierung nicht gehen. Immerhin gehörte zum Krönungseid die Ausrottung der Häresie.[305]

Der Text bestand aus 37 Artikeln. In einem Anhang wurden die Gebühren festgelegt, die von den Hugenotten an katholische Pfarrer oder Staatsbeamte für bestimmte Dienstleistungen zu zahlen hatten. Die Kernaussagen waren: Art. 10: Die katholische Religion blieb Staatsreligion. Art.11: Öffentliche protestantische Gottesdienste blieben verboten. Art.12: Protestanten durften weiter keine sie repräsentierende Organisationen gründen. Außerdem blieb das Vermögen ausgewanderter Hugenotten beschlagnahmt. Auch blieben Strafgesetze, die sich etwa gegen neu Konvertierte richteten, bestehen.

Das Neue war, dass die Protestanten Ehen und Sterbefälle registrieren und damit legalisieren duften. Dieses konnte bei den katholischen Pfarrern oder bei königlichen Beamten geschehen. Auch die Anlage eigener Friedhöfe war nunmehr möglich. Das Toleranzedikt gewährte damit lediglich eine zivilrechtliche Anerkennung. Damit verbunden waren Eigentums- und Erbrecht. Hochzeiten konnten geschlossen werden und die Nachkommen waren legitim und rechtsfähig. Nicht gewährt wurden Religionsfreiheit oder der Zugang zu öffentlichen Ämtern.

Im Vergleich zum Edikt von Versailles ging das Toleranzpatent von Joseph II. aus dem Jahr 1781 deutlich weiter. Immerhin hatte die Monarchie indirekt eingestehen müssen, dass die Aufhebung des Edikts von Nantes ein Fehler gewesen war. Malesherbes hatte vorgesehen, dass alle nichtkatholische Bevölkerungsgruppen von dieser Politik profitieren sollten. Die unpräzise Formulierung "von Ausnahmen" abgesehen, wurde indes in der Verwaltungspraxis nicht auf die Juden und Lutheraner bezogen.[306] Daher betraf das Edikt in erster Linie die calvinistischen Hugenotten.

Das Edikt wurde am 29. Januar 1788 vom Parlament registriert und wurde damit rechtskräftig.[307] Die völlige rechtliche Gleichstellung geschah im Zuge der französischen Revolution seit 1789.

Frankfurt am Main: Knotenpunkt der hugenottischen Emigration

Schon im 16. Jahrhundert wurde die freie Reichstadt Frankfurt am Main zum Zufluchtsort für all jene Personen, die wegen ihrer Konfession aus ihrem Land flüchten mussten. Glaubensflüchtlinge aus England, Wallonen und Niederländer gründeten in Frankfurt am Main protestantische Gemeinden.[308] Valerand Poulain aus Lille richtete für eine Gruppe wallonischer Glaubensflüchtlinge ein Aufnahmegesuch an den Rat der Stadt Frankfurt am Main.[309] In einer außerordendlichen Ratsversammlung am 18.03.1554 wurde den Flüchtlingen die Aufnahme gestattet. Somit galt der 18.03.1554 als Gründungstag der französischen Gemeinde in Frankfurt am Main. Friedrich Bothe stellte fest:[310] „Außer dem Mitleid mit den armen, um ihrer Religion willen verfolgten Flüchtlingen ließ die Hoffnung dem Rat (der Freien Reichsstadt Frankfurt) ihre Einbürgerung angebracht erscheinen, dass mit ihnen ein kräftiges Reis dem Baume des heimischen Gewerbelebens aufgepropft werden könne. In der Tat waren sie Träger frischen Unternehmensgeistes; alle möglichen Handwerker waren unter ihnen vertreten, vornehmlich aber das Textilgewerbe.“

Am 19.04.1554 hielt die französische Gemeinde ihren ersten Gottesdienst in der Weißfrauenkirche ab. Zusammen mit der flämischen Gemeinde, die im Jahre 1555 unter Johannes a Lasco gegründet wurde, gestattete der Frankfurter Rat zunächst der französischen Gemeinde die Ausübung von Gottesdiensten in der Weißfrauenkirche. Bald darauf kam es zu Auseinandersetzungen sowohl mit der lutherischen Kirche als auch mit den autochthonen Handwerkern und Kaufleuten, die die Konkurrenz der Mitglieder der französischen Gemeinde fürchteten. Durch einen Beschluss vom 28.08.1561 verbot der Rat der Stadt Frankfurt der französischen Gemeinde die Benutzung der Weißfrauenkirche, so dass lediglich Privatgottesdienste in einer Scheune oder in Häusern wie „Zur großen Aynung“ von engagierten Gemeindemitgliedern abgehalten werden konnten.[311]

Die französische Kirche erlebte durch die fortschreitende Ansiedlung wallonischer Glaubensflüchtlinge einen zahlenmäßigen Aufschwung, der einen größeren Einflussfaktor auf die innerstädtischen Entscheidungen mit sich brachte. Um diesen zunehmenden Einfluss der französischen Gemeinde zurückzudrängen, entschied der lutherische Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, ab dem Jahre 1596 jegliche Form des französisch-reformierten Gottesdienstes innerhalb der Stadt zu verbieten. Dies hatte zur Folge, dass zahlreiche Mitglieder der französischen Gemeinde die Stadt verließen und sich in Hanau und Frankenthal ansiedelten. Im Laufe des 17. Jahrhunderts erholte sich die französische Gemeinde nach der Ansiedlung zahlreicher hugenottischer Kaufleute und Handwerker von diesem Schock.

Die im 16. Jahrhundert großzügige Aufnahme von Glaubensflüchtlingen beschränkte sich Anfang des 17. Jahrhundert nur noch auf Lutheraner; seit dem Jahre 1628 hatten Juden und Kalvinisten nicht mehr die Möglichkeit, Stadtbürger zu werden. Dessen ungeachtet entwickelte sich Frankfurt am Main Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts zu eines der Hauptzentren der Aufnahme für nach dem Edikt von Fontainebleau vom 18.10.1685 aus Frankreich geflohenen Hugenotten.[312]

Die Tatsache, dass viele hugenottische Glaubensflüchtlinge gerade Frankfurt am Main als Zufluchtort wählten, hatte verschiedene Gründe. Aufgrund der günstigen geographischen Lage in der Nähe des Zusammenflusses von Main und Rhein stellte Frankfurt einen wichtigen Knotenpunkt der Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen dar. In wirtschaftlicher Hinsicht war Frankfurt am Main zu dieser Zeit eines der bedeutendsten europäischen Handelszentren; die Warenmessen, die zweimal im Jahr stattfanden, zogen Kaufleute aus zahlreichen Ländern an. Da Frankfurt in politischer Hinsicht dem Kaiser unterstellt war, verfügte sie über eine größere Autonomie als andere Städte.

Die französische Gemeinde in Frankfurt am Main, die schon den Hugenotten, die schon vor dem Revokationsedikt von Fontainebleau emigrierten, einen Zufluchtsort anboten, half auch in diesem Fall den in Frankfurt eintreffenden Glaubensflüchtlingen. Da die Zahl der hugenottischen Emigranten schon bald stark anstieg, entschloss sich das Konsistorium, für die Glaubensflüchtlinge spezielle Unterstützungslisten[313] anzufertigen. Aus diesen Unterstützungslisten geht hervor, dass sich vom Mai 1685 bis Mai 1695 mehr als 63.700 Flüchtlinge in Frankfurt befanden.[314] Die Zahl der zwischen Mai 1695 und Mai 1705 in Frankfurt registrierten Emigranten betrug mehr als 34.000 Personen.[315]

An die Glaubensflüchtlinge wurde die für die damaligen Verhältnisse sehr hohe Summe von 150.000 Gulden verteilt.[316] Trotz der Bereitstellung eines größeren Betrages und der Sammlung von Spenden war die französische Gemeinde nicht in der Lage, diese Summe allein aufzubringen. Sowohl die deutsche reformierte Gemeinde als auch die Lutheraner in Frankfurt, die im Jahre 1699 eine Spendensammlung veranstalteten, unterstützten die französische Gemeinde in ihrer Notsituation. England und die Niederlande stellten ebenfalls Geld zur Verfügung, was jedoch ausschließlich für die französischen Kirchen in der Umgebung von Frankfurt am Main bestimmt war. Die französische Gemeinde in Frankfurt erhielt weitere Zuwendungen von reichen Glaubensflüchtlingen, die sich nach ihrer Flucht dauerhaft in Frankfurt ansiedelten.[317]

Anhand der Unterstützungslisten lässt sich eine regionale und soziale Streuung der in Frankfurt emigrierten Glaubensflüchtlinge nachweisen.[318] Die aus Lothringen, dem Westen oder Norden Frankreichs stammenden Hugenotten flüchteten im Allgemeinen direkt in die deutschen Territorien. Die Mehrzahl der hugenottischen Flüchtlinge kam aus dem Süden Frankreichs und musste zuerst die Schweiz durchqueren, wo sie in Genf, Lausanne, Bern und Zürich und anderen Städten vorübergehende Zufluchsorte fanden.[319] Viele hugenottische Emigranten gingen direkt nach Schaffhausen, wo sich die direkte Grenze zu Deutschland befand. Die Kantone und Städte in der Schweiz ließen den Flüchtlingen sofortige Hilfeleistungen zukommen; so erhöhten die Städte Bern und Zürich die Steuerabgaben, um mit den zusätzlich erworbenen Geldern den Unterhalt der Flüchtlinge sicherzustellen. Die Schweizer Kantone bildeten Flüchtlingsorganisationen, „Chambres des refugies“ kümmerten sich um die Verteilung von Hilfsgeldern, eine begrenzte Unterbringung und um die Hilfe bei der Weiterreise.[320] Die Verantwortungsträger der Kantone versuchten, in Verhandlungen mit anderen aufnahmebereiten protestantischen Ländern die Ansiedlung der Flüchtlinge in deren Territorien zu fördern und auch finanziell zu subventionieren.

Aufgrund der gemeinsamen Notlage entstand unter den hugenottischen Flüchtlingen in Frankfurt ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl, Klassenunterschiede und regionale Herkunft spielten keine wesentliche Rolle mehr. Charakteristisch dafür ist die Begegnung des Buchhändlers Jacob Malizy aus der Champagne mit dem Wollkämmer Pompee Toures aus Veynes im Dauphine in Frankfurt. Zusammen mit ihren Familien zogen sie weiter nach Heidelberg, wo Pompee die Tochter von Malizy heiratete.[321]

Die in der Stadt eingetroffenen Gruppen bestanden zum Teil aus Personen, die denselben Beruf ausübten. So emigrierte im Juni 1686 eine Gruppe von Tuchmachern, die alle aus dem Dauphine stammten, nach Frankfurt. Die Ausübung desselben Berufes erleichterte es ihnen auf ihrer Flucht, Arbeit zu finden, da sie sich nicht gegenseitig Konkurrenz machten.

Die meisten in den Unterstützungslisten eingetragenen Flüchtlinge kamen ohne Geld und Vermögen nach Frankfurt, da sie auf schnellstem Wege fliehen und ihren Besitz zurücklassen mussten. Ein Beispiel waren die aus Arvieux stammenden Jean Morel, Antoine Musquet und Jacques Simond, die am 6.10.1686 in Frankfurt eintrafen:[322] „sie wurden verfolgt und gezwungen, die Messe zu besuchen, doch da sie den Götzendienst nicht ertragen konnten, haben sie alles verlassen, Häuser, Verwandte und alle ihre Habe.“

Vor allem hugenottische Bauern, die durch den Verlust ihres Hofes und den dazugehörigen Gütern ihre gesamte Existenzgrundlage verloren, trafen völlig verarmt in Frankfurt ein:[323] „Ihren Besitz zu verlassen, bedeutete für sie wirklich alles aufzugeben. War es ihnen gelungen, ihre Ernte noch zu verkaufen oder die Verwaltung ihrer Güter einem zurückgebliebenen Mitglied der Gemeinde, mittels eines fiktiven Verkaufes, anzuvertrauen, so hatten sie ihre wenigen Mittel schon bald ausgegeben und befanden sich somit unter den Mittellosesten.“

Viele Flüchtlinge, die einen Teil ihres Vermögens mitnehmen konnten, waren dazu gezwungen, davon Unterkunft, Lebensmittel oder Fluchthelfer zu bezahlen. Einige verloren ihren letzten Besitz durch Überfälle von Räuberbanden oder Soldaten. Aus den Unterstützungslisten geht hervor, dass ein Pierre d’Assas aus Vigan von einer Gruppe Banditen ausgeraubt, misshandelt und an den Beinen verletzt wurde.[324]

Die Glaubensflüchtlinge erreichten aufgrund der auf der Flucht erlittenen Entbehrungen sowie Verletzungen Frankfurt in einem schlechten körperlichen Zustand:[325] „Abel Mobe ist von einem Karren heruntergefallen, ein zweiter Karren ist ihm über den Körper gefahren. Er war gezwungen, während fünf Monaten in Zürich zu bleiben. Kleine Kinder, schwangere Frauen (…) oder alte Leute – wie z.B. die im Elsaß geborene Marie Sage, aus Marsillargues, die alt und blind und verkrüppelt war- waren besonders gefährdet. (…) Jacques Faure, Koch aus Melle im Poitou, kam mit seiner Frau und seinen 3 Kindern krank an. Er erhielt Geld für das Nötigste und um die Miete für ein Zimmer zu zahlen, er blieb mehr als drei Monate in Frankfurt.“

Sofort nach ihrer Ankunft und Registrierung wurden sie in Herbergen, Hospitälern oder bei Einzelpersonen gegen eine geringe Bezahlung, die vom Konsistorium der französischen Gemeinde aufgebracht wurde, mit Lebensmitteln versorgt und vorübergehend einquartiert. Ein geringer Teil der Flüchtlinge starb in Frankfurt an den Folgen der Strapazen der Emigration, insbesondere kleine Kinder, schwangere Frauen oder alte Menschen überlebten diese Anstrengungen nicht.[326]

Zusätzlich zu den Hilfeleistungen für ihre in der Stadt eingetroffenen Glaubensbrüder unterstützte die französische Gemeinde von Frankfurt mit finanziellen Mitteln die Anreise weiterer Flüchtlinge:[327] „Daniel Martin, früher Pastor in Mentoules in Valscluson, kam am 3. November 1686 nach einem vierzehnmonatigen Aufenthalt in Aigle, wo er ‚die Ausreise von mehreren, armen Refugies ermöglicht hatte’, in deren Begleitung nach Frankfurt zurück; dort gab man ihm 15 Gulden, und er brach erneut in die Schweiz auf, um weitere Familien, die man in der Grafschaft Waldeck erwartete, in Empfang zu nehmen. Pierre Hemery (…) hatte eine erste Gruppe von Gemeindemitgliedern des Pastors Daniel Martin von Zürich nach Frankfurt begleitet.“

In Frankfurt fanden nicht nur protestantische Flüchtlinge einen Zufluchtsort, sondern auch Angehörige des katholischen Glaubens, die verfolgten Hugenotten aus Mitleid Unterstützung gewährten. Viele dieser katholischen Helfer konvertierten in Frankfurt zum Protestantismus. Sie erhielten dieselben Leistungen wie die protestantischen Glaubensflüchtlinge; viele von ihnen siedelten sich dauerhaft in Frankfurt an:[328] „Sicher waren sie mittellos, und doch betrachtete man sie als wichtige Personen, denn sie erhielten nicht nur eine große Geldsumme, nämlich 19 Gulden und 37,5 Albusse, sondern sie wurden auch noch bis zu den Schnallen für die Strumpfbänder und die Schuhe eingekleidet.“

Von den hugenottischen Flüchtlingen, die während der ersten achtzehn Monate nach dem Revokationsedikt von Fontainebleau in Frankfurt eintrafen, befanden sich überproportional viele Handwerker, darunter vor allem Tuchmacher und andere Beschäftigte aus der Leder-, Metall- und Holzindustrie.

Die Generalstaaten der Niederlande[329], Brandenburg-Preußen und Hessen-Kassel waren in den Jahren 1686-87 für die meisten Glaubensflüchtlinge, die nach Frankfurt emigrierten, die bevorzugtesten Bestimmungsorte.[330] Aus diesen Staaten wurden Vertreter entsandt, die die hugenottischen Flüchtlinge zu einer Ansiedlung in ihrem Territorium bewegen sollten. Der Kurfürst von Brandenburg delegierte zu diesem Zweck Christoph Merian nach Frankfurt, der möglichst viele Flüchtlinge von den Vorteilen einer Niederlassung in Brandenburg überzeugen sollte.[331] Merian organisierte im Auftrag des Kurfürsten die Ausreise zahlreicher hugenottischer Gruppen nach Brandenburg; er unterstützte sie mit Geld und Nahrungsmitteln für die Reise und händigte ihnen Pässe aus. Die Niederlande waren seit dem Jahre 1685 zur wichtigsten Schutzmacht der hugenottischen Flüchtlinge aufgestiegen. Ihr Gesandter, Pierre Valkenier, der zum „Plenipotentiaire pour l’Etablissement de ces Vaudois et Refugies dans la Haute Allemagne“ wurde, spielte in den Aufnahmeverhandlungen mit deutschen Fürsten eine wesentliche Rolle.

Die niederländischen Generalstaaten nahmen in diesen achtzehn Monaten insgesamt 1040 Glaubensflüchtlinge auf. Danach folgten Brandenburg-Preußen und Hessen-Kassel, die 1014 beziehungsweise 751 Personen in ihrem Territorium eingliederten.[332]

Auch andere kleinere Staaten waren daran interessiert, hugenottische Flüchtlinge aufzunehmen. In den achtzehn Monaten gingen 55 Hugenotten nach Homburg, der Hauptstadt von Hessen-Homburg, 50 Flüchtlinge siedelten sich in Hanau an, wo schon eine wallonische Kirchengemeinde existierte, 64 von ihnen bevorzugten die Pfalz als Zufluchtsort.[333]

Weiterhin fanden zahlreiche Glaubensflüchtlinge in den Hansestädten eine neue Heimat; 182 Exulanten siedelten sich in Bremen[334] an, eine unbekannte Zahl von ihnen ließ sich in Hamburg-Altona[335] und Lübeck[336] nieder. Ein geringer Teil der Hugenotten, die in Frankfurt registriert wurden, emigrierte nach England.[337]

Auffallend wenige Hugenotten, die in den Jahren 1685 und 1686 in Frankfurt eintrafen, wählten Württemberg als neuen Ansiedlungsort. Dies ist dadurch zu erklären, dass viele Flüchtlinge den direkten Weg über die Schweiz wählten oder von Frankreich aus einwanderten. In den Frankfurter Unterstützungslisten sind lediglich diejenigen Exulanten erfasst worden, die aus dem Westen oder Norden eintrafen.

Einige Glaubensflüchtlinge besaßen überhaupt keine Vorstellung, in welcher Stadt oder Ortschaft sie sich ansiedeln wollten.[338] Dies erklärte sich aus der Tatsache, dass sie keinen Anhaltspunkt hatten, in welchem Gebiet eine unmittelbare Chance bestand, eine Arbeit zu finden.

Ein Teil der Hugenotten kehrten nach kurzer Zeit wieder nach Frankfurt zurück, da sie sich in ihrer neuen Umgebung nicht wohl fühlten, auf der Suche nach Angehörigen oder Freunden waren oder keine geeignete Arbeitsmöglichkeit in den Aufnahmenorten fanden: [339] „Raymond Chaffonin, ein Mauerer aus Vallon, (…) hatte (…) keine Arbeit in Holland gefunden und wollte nun in Frankfurt bleiben. (…) Ester Roussel z.B. war sehr betagt und ihr Sohn Isaac Cheminon schwachsinnig; sie stammten aus Mollieres im Vac Cezare und wurden am 11. November 1686 zum ersten Mal betreut; sie gedachten, den Winter in Hanau zu verbringen. Als sie am 11.Juli zum zweiten Mal Hilfe erhielten, erklärten sie, dass sie bis nach Kassel gegangen seien, dort jedoch nichts für ihren Lebensunterhalt hätten finden können; nun wollten sie in die Schweiz ziehen. Antoine Gabriel aus dem Pays de Gex, ein Seidenarbeiter, wollte ebenfalls nicht in Kassel bleiben: er hatte erfahren, dass seine Eltern nach Genf geflohen waren und wollte sie dort aufsuchen.“

„Der Große Kurfürst“

Friedrich Wilhelm von Brandenburg ( 1620-1688) aus dem Haus Hohenzollern war seit 1640 Markgraf von Brandenburg, Erzkämmerer und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, Herzog in Preußen, Pommern und Kleve sowie Fürst in Minden und Halberstadt.[340] Seine pragmatisch-entschlossene und reformfreudige Regierungspolitik ebnete den Weg für den späteren Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Großmacht und der Hohenzollern zu einem der führenden deutschen Herrscherhäuser. Nach der Schlacht von Fehrbellin am 18. Juni/28. Juni 1675 erhielt er den Beinamen der Große Kurfürst.

Die Politik der Hohenzollern war auf Machtzunahme durch Erwerbung neuer Länder charakterisiert.[341] Dies versuchten die jeweiligen Herrscher durch geschickte Heiratspolitik zu erreichen, um Erbansprüche im Falle von ausgestorbenen Herrscherhäusern zu erhalten.

So heiratete der damalige Kurprinz Johann Sigismund am 30. Oktober 1594 Anna, die Tochter des preußischen Herzogs Albrecht Friedrich aus der ansbachschen Linie der fränkischen Hohenzollern. Der Vater des Kurprinzen, der brandenburgische Kurfürst Joachim Friedrich übernahm 1605 für den preußischen Herzog die Regentschaft über das Herzogtum Preußen, nachdem der geisteskranke Albrecht Friedrich regierungsunfähig geworden war. 1608 wurde Johann Sigismund neuer brandenburgischer Kurfürst.[342]

Nach dem Tod Johann Wilhelms, des letzten Herzogs von Jülich-Kleve-Berg, brach 1609 zwischen den Haupterben, dem brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg ein Streit um das vakante Herzogtum aus, der sogenannte Jülich-Klevische Erbfolgestreit. Im Vertrag von Xanten vom 12. November 1614 gelang es dem brandenburgischen Kurfürsten, den Anspruch auf das Herzogtum Kleve, die Grafschaft Mark und die Grafschaft Ravensberg erfolgreich für sich durchzusetzen.[343]

Mit dem Tod seines Schwiegervaters Albrecht Friedrich, der als letzter fränkischer Hohenzoller Herzog von Preußen war, wurde Johann Sigismund 1618 auch offiziell Herzog von Preußen. Brandenburg und Preußen waren seither in Personalunion verbunden. Der brandenburgische Kurfürst erhielt das Herzogtum Preußen vom polnischen König zunächst zum Lehen, bis 1657 der Vertrag von Wehlau dem brandenburgischen Kurfürsten endgültig die volle Souveränität über das Herzogtum Preußen zubilligte.

Die neu gewonnenen Nebenterritorien blieben zunächst räumlich, politisch und wirtschaftlich von der Mark Brandenburg als Kernstaat isoliert. Lediglich durch die herrschende Person aus dem Hohenzollern-Geschlecht waren die einzelnen Landesteile miteinander verbunden. Ein gemeinsames Landesbewusstsein oder eine gesamtheitlich betriebene Landespolitik unter Kurfürst Georg Wilhelm gab es nicht. Stattdessen behielten die einzelnen Landesteile ihre eigenen Landesverfassungen, Traditionen, Strukturen und Regionaleliten bei.

Als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, blieben die Hohenzollernlande zunächst verschont.[344] Der neue Kurfürst Georg Wilhelm, der Ende 1619 Johann Sigismund folgte, war nicht in der Lage von seiner Zentralprovinz aus entschlossen den außenpolitischen Entwicklungen zu trotzen. Ab 1626 wurde die Mark Brandenburg zusehends verheert. Die Mark wurde abwechselnd in dieser Zeit von den kaiserlichen Truppen oder den Schweden beherrscht, während der Kurfürst zum Ende seiner Regierungszeit, unter Zurücklassung eines Statthalters, häufig in sein Herzogtum Preußen (u. a. von 1627 bis 1630) und in seine Rheinprovinzen floh. Durch die Flucht des Kurfürsten war die Kurmark jeder Willkür preisgegeben. Am 1. Dezember 1640 verstarb Kurfürst Georg Wilhelm in Königsberg.

Der neue Kurfürst, Friedrich Wilhelm, begann aus dem Flickenteppich durch Etablierung gemeinsamer institutioneller Strukturen einen zentralen Staat zu entwickeln.[345]

Im Westfälischen Frieden 1648 konnte der Kurfürst Hinterpommern, die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg (Anfall 1680) sowie das Hochstift Halberstadt und das Fürstentum Minden erwerben, die zusammengenommen einer Fläche von etwa 20.000 km² entsprachen. Trotz dieser Landgewinne verschlechterte sich die Situation für den Kurfürsten, da die Landesteile zum Teil isoliert und weit voneinander entfernt lagen.[346]

Brandenburg-Preußen war nun umgeben von übermächtigen Staaten wie der neuen Großmacht Schweden im Norden, die die Mark und das Herzogtum Preußen jederzeit bedrohen konnte, Frankreich, das jederzeit Zugriff auf die westlichen Rheinprovinzen hatte, Polen im Osten, das Lehnsherr des Herzogtums Preußen war, und im Süd-Osten lag die Habsburgermonarchie.[347] Somit waren die Schicksale der einzelnen Landesteile zunehmend aufs engste mit denen der anderen verknüpft, so dass sich die Geschichte der einzelnen Gebiete von da an auf die inneren und lokalen Verhältnisse der jeweiligen Länder beschränkte.

So betrieb Kurfürst Friedrich Wilhelm, später der „Große Kurfürst“ genannt, nach dem Krieg eine vorsichtige Schaukelpolitik zwischen den Großmächten, um seine wirtschaftlich und militärisch schwachen Länder zu entwickeln.[348] Als infolge des Nordischen Kriegs von 1656 bis 1660 Polen-Litauen geschwächt war, konnte der Kurfürst 1657 im Vertrag von Wehlau das Herzogtum Preußen aus der polnischen Oberhoheit lösen. Im Frieden von Oliva von 1660 wurde die Souveränität des Herzogtums endgültig anerkannt. Dies war eine entscheidende Voraussetzung für seine Erhebung zum Königreich Preußen unter dem Sohn des Großen Kurfürsten.[349]

Friedrich Wilhelm führte Wirtschaftsreformen durch und baute als Machtgrundlage ein schlagkräftiges stehendes Heer auf. Die Landstände wurden zugunsten einer absolutistischen Zentralverwaltung entmachtet, wodurch es ihm zunehmend gelang, die Territorien effektiv miteinander zu verbinden. Daneben trieb er auch den Bau einer kurbrandenburgischen Flotte voran und erwarb die Kolonie Groß Friedrichsburg an der westafrikanischen Goldküste auf dem Gebiet des heutigen Ghana.[350]

Der Geheime Rat, mächtigste Behörde im Kurfürstentum Brandenburg seit seiner Gründung im Jahr 1604, der im Schloss zu Cölln tagte, wuchs nach 1648 über seine ursprüngliche Funktion als kurbrandenburgische Landesbehörde hinaus und erlangte eine gesamtstaatliche Bedeutung. Nach erhaltenen Akten behandelte der Geheime Rat Landessachen der außerbrandenburgischen Gebiete des Gesamtstaats ab 1654. Damit wurde das oberste brandenburgische Landeskollegium Zentralbehörde Brandenburg-Preußens. Die Landeskollegien der anderen Gebiete wurden stattdessen mehr und mehr dem Geheimen Rat untergeordnet. Der Geheime Rat hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt seinen Machtzenit überschritten.

So hatte die 1689 gegründete Hofkammer als gesamtstaatliche Behördenorganisation eine größere Bedeutung. Weitere gesamtstaatliche, in Berlin ansässige Behörden waren die Lehnskanzlei, die Geheime Kanzlei und das Kammergericht. Deren Unterhalt wurde jedoch im 17. Jahrhundert weitgehend aus brandenburgischen Mitteln bezahlt, während die Hofstaatskasse bereits aus gesamtstaatlichen Mitteln gespeist wurde.

Als der Große Kurfürst am 9. Mai 1688 starb, hatte er sein Land aus einem in der Außenpolitik hilf- und machtlosen, zerrissenen Staatsgebilde zu einer von allen Großmächten der damaligen Zeit anerkannten Mittelmacht gemacht. Zudem war Brandenburg-Preußen nach Österreich zum mächtigsten Territorium im Reich aufgestiegen.

1688 betrug die Größe der Hohenzollerlande insgesamt 112.660 km² mit 1,5 Mio Einwohner (1640: etwa 1 Million Einwohner). Das Steueraufkommen belief sich auf 1,677 Mio Taler, die Subsidienzahlungen betrugen 1688 1,7 Mio Taler. Zusammen verfügte der Staat Brandenburg-Preußen also über ein Staatsbudget von 3,4 Mio Talern, was eine Verdreifachung der Staatseinkünfte im Vergleich zum Amtsantritt des Kurfürsten im Jahre 1640 (insgesamt 1 Mio Taler, 400.000 Taler aus Steuern) darstellt.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges als Sohn des Kurfürsten Georg Wilhelm und der pfälzischen Prinzessin Elisabeth Charlotte geboren, musste Friedrich Wilhelm sein Leben vom Frühjahr 1627 bis zum Sommer 1634 hinter den Mauern der sicheren Festung Küstrin mit seinem Erzieher Leuchtmar verbringen. Davor war er einige Zeit auf dem neu erbauten Jagdschloss seines Vaters in Letzlingen untergebracht. Während dieser ganzen Zeit blieb er die meiste Zeit von seinen Eltern getrennt, nur 1631 wurde er seinem Onkel Gustav II. Adolf in Berlin vorgestellt, der ihn von Anfang an lieb gewann. Er wurde vor allem in Sprachen und der evangelisch-reformierten Religion unterrichtet. Auch seine körperliche Schulung wurde gefördert, wozu nicht zuletzt seine häufige Teilnahme an Jagden beitrug.[351]

Während die Mark selbst von kaiserlichen und schwedischen Truppen verwüstet wurde, wurde der 14-jährige Kurprinz im Juli 1634 in die sicheren Niederlande gesandt, die damals ihr Goldenes Zeitalter erfuhren. Dort sollte er seine Ausbildung vervollkommnen, die Landessprache erlernen und den Bedrohungen des immer grausamer geführten Krieges entkommen.

Friedrich Wilhelm kam an den Hof von Friedrich Heinrich von Oranien, dem Onkel seiner Mutter.[352] In Arnheim wurde eine kleine Hofhaltung für ihn eingerichtet. In Leiden besuchte er Lehrveranstaltungen an der dortigen Universität. Die während dieses insgesamt vier Jahre währenden Aufenthaltes gewonnenen Erfahrungen übten einen sehr großen Einfluss auf den jungen Prinzen und auf die Handlungen des späteren Kurfürsten von Brandenburg aus, da er in den Niederlanden ein hochentwickeltes Staatswesen und eine Handelsmacht vorfand, was für das verarmte Brandenburg in vielem als Vorbild dienen sollte. In Amsterdam hat er auch das Schiffsbauhandwerk kennen gelernt. Im Sommer 1638 wurde er, auf Geheiß seines Vaters, gegen seinen Willen in das provinzielle Berlin zurückberufen. Dort fand er eine zerstörte Provinz vor, in der in Wahrheit die Schweden die Herrschaft ausübten.

Nach dem Tod seines Vaters, des Kurfürsten Georg Wilhelm, am 1. Dezember 1640 trat Friedrich Wilhelm inmitten katastrophaler politischer Verhältnisse die Nachfolge eines weit verstreuten Herrschaftsgebietes an: Zudem waren die Finanzen des Staates zerrüttet, sodass auch die Söldner aufbegehrten.

Georg Wilhelm musste sich zunächst mit dem Grafen von Schwarzenberg auseinandersetzen, der aufgrund seiner Ämter eine ungeheure Machtfülle angesammelt hatte.[353] Der Graf von Schwarzenberg stand als Geheimer Rat im Dienste Brandenburgs, von wo er bald erheblichen Einfluss auf das gesamte Kollegium des Rates ausübte und dadurch maßgeblich die Politik, besonders in den niederrheinischen Landen, mitbestimmte. Auch im Bergischen Land nutzte er seine Macht durchaus in eigenem Interesse. Dort ließ er 1610 sein heimisches Gutes Gimborn durch Johann Sigismund von Brandenburg und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg zur Unterherrschaft der Grafschaft Mark erklären, erweiterte diese Herrschaft 1614 gegen den scharfen Protest der märkischen Ritterschaft durch eine Schenkung Georg Wilhelms von Brandenburg um die benachbarten Kirchspiele Gummersbach und Müllenbach und erreichte 1630 die Ausgliederung des ganzen Amtes Neustadt aus der Grafschaft Mark als „freie Reichsherrschaft“, die 1631 durch den Kaiser als reichsunmittelbaren Herrschaft Gimborn-Neustadt anerkannt wurde.[354]

In den ersten zwanzig Jahren des Dreißigjährigen Krieges wurde Adam Graf von Schwarzenberg eine der einflussreichsten Persönlichkeiten unter den brandenburgischen Beratern und erreichte unter dem calvinistischen Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg den Höhepunkt seiner Karriere.[355] Unter seinem Einfluss wechselte Brandenburg (je nach Kriegsglück) öfters die Seiten, was durch seine Politik, die auf territorialen Zuwachs ausgerichtet war, zu erklären ist. Dabei ging er ohne Rücksicht auf protestantische Belange vor, wodurch er sich nicht nur bei seinen Bergischen Untertanen unbeliebt machte.[356]

Schwarzenberg hatte im Laufe seiner Statthalterschaft ein großes Vermögen angehäuft, woraus er dem Kurfürsten Georg Wilhelm Kredite gewähren konnte und im Gegenzug weitere Privilegien erhielt. So verwoben sich private Dinge mit dienstlichen und es wurde sehr unübersichtlich, zumal schriftliche Unterlagen wohl meist fehlten.

Als Kurfürst Friedrich Wilhelm 1640 an die Regierung kam, beließ er vorerst Schwarzenberg im Amt, zeigte ihm gegenüber aber Stärke und Durchsetzungskraft.[357] Mit dem Einfluss des Widersachers Schwarzenbergs, dem kurbrandenburgischen Geheimen Rat Samuel von Winterfeld, auf den jungen Kurfürsten, schwand die Macht Schwarzenbergs. Nur einen Monat nach dem Tod seines Vaters hatte Friedrich Wilhelm das Kommando über die Festung Küstrin und die dort liegende Reiterei an Konrad von Burgsdorff übertragen. Schwarzenberg protestierte, da unter Kurfürst Georg Wilhelm es Tradition war, dass diese beiden Kommandos getrennt besetzt wurden. Den jungen Kurfürst interessierte der Protest jedoch nicht. Des Weiteren beschnitt er immer weiter die Kompetenzen von Graf von Schwarzenberg in den Bereich Außenpolitik und Militär. Schließlich musste er sich sogar für seine Politik der letzten Jahre verantworten.[358]

Die stetige Entmachtung durch den jungen Kurfürsten und Anfeindungen wegen seiner Politik unter dem Vorgänger müssen dem inzwischen fast Sechzigjährigen immer mehr zugesetzt haben. Am Vortag seines Todes beschwerten sich sechs Offiziere aus dem Regiment Rochow über ausstehenden Sold, so dass er sie nach heftiger Diskussion aus seiner Privatschatulle entlohnte. Schließlich erreichte ihn noch ein Brief eines brandenburgischen Obristen, der ihm weitere Vorhaltungen machte. In den Morgenstunden des 14. März 1641 starb Schwarzenberg an einem Schlaganfall.

Sein Sohn und Erbe Johann Adolf von Schwarzenberg erhielt nur die beweglichen Güter seines Vaters. Privilegien und überlassene Domänen, wie die Domäne Huyssen im klevischen Land, wurden ihm aberkannt und eingezogen.

Aufgrund hartnäckiger Gerüchte, Adam von Schwarzenberg sei nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern auf Anordnung Friedrich Wilhelms heimlich enthauptet worden, ließ Friedrich der Große den Leichnam 1777 exhumieren, wobei sich aber die Unversehrtheit der Halswirbel und damit die Unhaltbarkeit des Gerüchts herausstellte.[359] Die Untersuchung der sterblichen Überreste Schwarzenbergs nahm Ernst Ludwig Heim vor. Der Bericht über die Untersuchung liegt im Archiv der St. Nikolai-Kirche in Berlin-Spandau.

Um Handlungsfreiheit in der Mark Brandenburg zu gewinnen, schloss Friedrich Wilhelm am 14. Juli 1641 mit den Schweden einen Waffenstillstand. Die Mark blieb aber dennoch durch schwedische Truppen besetzt. Am 7. Oktober 1641 wurde der Kurfürst vom polnischen König mit dem Herzogtum Preußen belehnt.

Nachdem eine erhoffte Liaison mit dem schwedischen Königshaus durch eine Heirat mit Christine von Schweden nicht zustande gekommen war, heiratete Friedrich Wilhelm am 7. Dezember 1646 in Den Haag die älteste Tochter des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien, Luise Henriette von Oranien, mit der er sechs Kinder zeugte. Neben der üppigen Mitgift der Braut von 120.000 Reichstalern in bar und Schmuck im Werte von 60.000 Reichstalern folgten der neuen Kurfürstin holländische Künstler, Handwerker, Baumeister, Landwirte und Kaufleute, die moderne Techniken und Produktionsmethoden in das vom Dreißigjährigen Krieg ausgelaugte Land brachten. Bald machte das Wort von der „Verholländerung“ der Mark Brandenburg die Runde. Vor allem in Berlin und Potsdam etablierte sich eine „holländische Kolonie“, die unter anderen mit der Erweiterung und Neugestaltung der Festungsanlagen, dem Ausbau des Stadtschlosses sowie der Anlage von Straßen und Kanälen beschäftigt war.[360]

Im Zuge der westfälischen Friedensverhandlungen zu Münster und Osnabrück ab 1645 musste Friedrich Wilhelm auf den rechtmäßigen Anspruch Vorpommerns zugunsten Schwedens verzichten.[361] Der römisch-deutsche Kaiser hatte sich bereits mit den europäischen Großmächten darauf geeinigt, dass nur Hinterpommern dem Kurfürsten verbleiben sollte, während Vorpommern, Rügen und Stettin sowie weitere Gebietsteile östlich der Oder dem schwedischen Hoheitsgebiet zugeschlagen wurden. In einer Einigung mit Schweden am 7. Januar 1647 erhielt er als Ausgleich für Vorpommern die Stifte Halberstadt und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg zugesprochen. Trotz der Gebietszuwächse dokumentierte der Friedensschluss von 1648, dass der Kurfürst von Brandenburg, verglichen mit den europäischen Potentaten in Wien, Paris, London oder Stockholm, ein Herrscher minderen Ranges war, der aus eigener Kraft seine politischen Ziele nicht durchzusetzen vermochte.

Im Westfälischen Frieden 1648 wurde neben der katholischen und der lutherischen nun auch die reformierte Konfession im Reich als gleichberechtigt anerkannt. In vier konfessionell gemischten Reichsstädten wurde Parität verordnet, so in Augsburg und Biberach. Umfangreiche Regelungen betrafen die religiösen Streitfragen. Dabei fand man zu teilweise pragmatischen, teilweise auch zu kuriosen Lösungen. So wurde für das Hochstift Osnabrück eine alternierende Regierung von evangelischen Bischöfen (aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg) und katholischen Bischöfen geschaffen. Das Fürstbistum Lübeck wurde als einziges evangelisches Fürstbistum mit Sitz und Stimme im Reichstag erhalten, um das Haus Gottorf mit einer Sekundogenitur zu versorgen. Für die katholischen Klöster in den erloschenen Bistümern Halberstadt und Magdeburg und, die ab 1680 an Brandenburg fielen, wurden Sonderregelungen getroffen.

Die neue Großmacht Schweden erhielt 1648 auf Kosten des erbberechtigten Brandenburgs Vorpommern einschließlich Stettin mit der gesamten Odermündung, die Stadt Wismar samt Neukloster sowie das Erzbistum Bremen mitsamt dem Bistum Verden als Reichslehen.[362] Dänemark, das die so genannten Elbherzogtümer für sich beanspruchte, wurde übergangen. Spanien einigte sich mit den Generalstaaten auf eine staatliche Unabhängigkeit. Das Erzherzogtum Österrreich trat an Frankreich den Sundgau ab. Eine katholische Hegemonie über das Reich wurde nicht erreicht.

Ansonsten änderte sich im Reich vergleichsweise wenig: Das Machtsystem zwischen Kaiser und Reichsständen wurde neu austariert, ohne die Gewichte im Vergleich zur Situation vor dem Krieg stark zu verschieben. Die Reichspolitik wurde nicht entkonfessionalisiert, sondern nur der Umgang der Konfessionen neu geregelt. Frankreich hingegen wurde zum mächtigsten Land Westeuropas. Die Generalstaaten und die Eidgenossenschaft schieden aus dem Reichsverbund aus, was im Fall der Eidgenossenschaft jedoch nur die De-jure -Feststellung eines de facto seit Ende des Schwabenkrieges von 1499 feststehender Umstand war. Noch offen gebliebene Fragen, insbesondere zum Thema Truppenabzug, wurden in den Folgemonaten im Friedenexekutionskongress in Nürnberg geklärt.[363]

Teile des Heiligen Römischen Reichs waren stark verwüstet worden.[364] Die Höhe des Rückgangs der Gesamtbevölkerung im Reichsgebiet von zuvor rund 16 Millionen ist nicht genau bekannt. Die Schätzungen reichen von 20 bis 45 %. Nach einer verbreiteten Angabe sind etwa 40 % der deutschen Landbevölkerung dem Krieg und den Seuchen zum Opfer gefallen. In den Städten wird der Verlust auf weniger als 33% geschätzt. Die Verteilung des Bevölkerungsrückgangs war dabei sehr unterschiedlich: Die Verluste waren dort am größten, wo die Armeen durchzogen oder lagerten. In den von den Kriegswirren besonders betroffenen Gebieten Mecklenburgs, Pommerns, der Pfalz oder Teilen Thüringens und Württembergs kam es zu Verlusten bis weit über 50 %, stellenweise sogar bis mehr als 70 % der Bevölkerung. Der Nordwesten und Südosten des Reiches war hingegen kaum von einer Entvölkerung durch das Kriegsgeschehen betroffen.

Zu den Gewinnern des Konfliktes zählte unter anderem die Stadt Hamburg. Das Ziel, die Anerkennung ihrer Reichstandschaft zu erlangen, wurde zwar nicht erfüllt, jedoch konnte sie große Teile des Handels mit Mitteldeutschland auf sich konzentrieren. Für die großen oberdeutschen Handelsmetropolen beschleunigte der Krieg noch einmal die Abschwungphase des ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Wenig beachtet ist, dass mit der Unabhängigkeit der Niederlande und dem Verlust wichtiger Küstenregionen und Ostseehäfen an Schweden praktisch alle großen Flussmündungen unter fremdem Einfluss standen.[365] Die deutschen Staaten hatten kaum Zugang zur Hohen See und waren damit weitgehend vom überseeischen Handel ausgeschlossen. Die Möglichkeiten des Reichs, vom wieder erstarkenden Seehandel zu profitieren, waren dadurch eingeschränkt. Die Spätfolgen des Dreißigjährigen Krieges für die Kolonialisierung, die in der Folgezeit zu großen Gebietsgewinnen anderer europäischer Länder führte, sind in der Forschung umstritten.

Frankreich, England, Schweden und die Niederlande konnten sich nach dem Dreißigjährigen Krieg zu Nationalstaaten entwickeln.[366] Mit dem aufblühenden Handel ging in diesen Ländern ein Aufschwung des liberalen Bürgertums einher. Umstritten ist dabei, welche geschichtlichen und gesellschaftlichen Folgen dies für das Reich und später Deutschland hatte. Das Reich bildete weiterhin einen lockeren Verbund von Fürstentümern. Wenn dieser Verbund auch zum wesentlichen Friedensfaktor im Europa der nächsten 150 Jahre wurde, so geschah das ebenso auf Kosten der wirtschaftlichen Chancen des Reiches.[367]

Die frühmodernen Staaten Europas verfügten zu Beginn des 17. Jahrhunderts weder in finanzieller noch in administrativer Hinsicht über Strukturen, die effizient genug gewesen wären, um stehende Heere von der Größe zu unterhalten, wie sie der Dreißigjährige Krieg erforderlich machte. Die Finanzierung der riesigen Söldnerarmeen stürzte daher alle Kriegsparteien in ständige Geldnot, ganz besonders die deutschen Fürsten, deren Territorien aufgrund der Länge und Intensität des Konflikts schon bald weitgehend ausgeblutet waren.

Die vermeintliche Lösung beschrieb die Parole „Der Krieg ernährt den Krieg“.[368] Die Heere trieben in den von ihnen durchstreiften Gebieten Abgaben und Kontributionen in Form von Geld und Naturalleistungen ein. Das heißt: Das Land, in dem gerade gekämpft oder das besetzt wurde, musste für die Kriegskosten aufkommen. Dabei achteten die Feldherren darauf, möglichst die Gebiete gegnerischer Parteien zu belasten. Je länger der Krieg dauerte, desto mehr wuchs sich diese Praxis zu willkürlicher Plünderung mit allen Begleiterscheinungen von Raub und Mord aus. Wallenstein wird die Äußerung zugeschrieben, dass sich ein großes Heer leichter finanzieren lasse als ein kleines, da es auf die Zivilbevölkerung stärker Druck ausüben könne.[369]

Halbwegs regelmäßig besoldete Truppen wie die Wallensteins oder Gustav Adolfs gingen bei der Eintreibung von Geld und Material – zumindest in den ersten Kriegsjahren – disziplinierter vor als die freien Söldnertruppen, die sich je nach Kriegslage mal der einen, mal der anderen Partei anschlossen. Ihnen gehörten Söldner aus nahezu allen Ländern Europas an.[370]

Zur Finanzierung des Aufbaus eines stehenden Heeres als Fundament für eine eigenständige Außenpolitik erreichte der Kurfürst nach langen Verhandlungen während der Landtage (Ständeversammlungen) 1653 die Zusage der Stände, 530.000 Taler Steuern innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzubringen. Vom Landadel mussten 41 % der Steuern, von den Städten 59 % der Summe aufgebracht werden. Im Gegenzug bestätigte der Kurfürst den Ständen Privilegien, die vor allem zu Lasten der Bauern gingen. Unerträgliche Frondienste, eine Verschärfung der Leibeigenschaft und das Ausplündern und anschließende Aufkaufen von Bauernhöfen waren die Folge.[371]

1655 brach der Zweite Nordische Krieg aus. Der Zweite Nordische Krieg, war eine von 1655 bis 1660/61 dauernde kriegerische Auseinandersetzung zwischen Polen-Litauen und Schweden sowie deren Verbündeten um die Vorherrschaft im Baltikum.[372] In den Krieg wurden nahezu alle Anrainerstaaten Polen-Litauens verstrickt, darunter auch Russland, das seine Auseinandersetzungen mit Polen-Litauen, die in enger Verbindung zum Zweiten Nordischen Krieg standen, im Rahmen des Russisch-Polnischen Krieges von 1654–1667 austrug.[373] In Polen wird die Zeit des Krieges mit Schweden, häufig aber auch die Gesamtheit der militärischen Auseinandersetzungen der 1650er und 1660er Jahre auch als die „(Blutige) Sintflut“ bzw. als „Schwedische Sintflut“ bezeichnet, weil das Königreich damals geradezu eine Sintflut von Invasionen fremder Heere erlebte.[374]

Die Baltische Krise, die der Auflösung des Schwertbrüderordens und des Deutschen Ordens im Baltikum folgte, eröffnete ein Zeitalter der nordischen Kriege, in welchem Polen-Litauen, nach dem Ausgang der Jagiellonendynastie 1572 seine Vormachtposition im östlichen Europa schrittweise einbüßte. Der Anstoß zu dieser erneuten Epochenwende ging vom Zarentum Russland aus. Als Zar Iwan IV. 1558 in das politisch zerrüttete Livland einfiel, entfesselte er einen 25-jährigen Konflikt an der Ostseeküste. Dieser Vorstoß rief in Schweden, Dänemark und Polen Gegenstrategien auf den Plan, die jeder für sich die Oberherrschaft im Ostseeraum zum Ziel hatten. Zunächst konnten Schweden und Polen gemeinsam bis 1582/83 die russischen Truppen aus Livland vertreiben und Russland für anderthalb Jahrhunderte von der Ostsee fernhalten.[375]

1587 wurde Sigismund III. Wasa, der das Geschlecht der Jagiellonen und der Wasa in seiner Person vereinte, zum König gewählt.[376] Die Wahl eines schwedischen Prinzen begünstigte den Ausbruch folgenschwerer Schwedisch-Polnischer Kriege. Schweden und Polen waren seit der Absetzung Sigismund III. als schwedischer König im Jahr 1599 in schwere kriegerische Auseinandersetzungen um die Ostseeherrschaft verwickelt. Es ging um den Besitz der baltischen Küstenregionen Estland und Livland. Riga, Dorpat, große Teile von Kurland, Königsberg und wichtige preußische Küstengebiete fielen in schwedische Hand.

Zum anderen hatte Polen die Zeit der Wirren in Russland genutzt, um große Gebiete im Westen des Russischen Reiches zu annektieren. 1648 begann in der von Polen besetzten Ukraine ein Kosakenaufstand unter der Führung ihres Atamans Bohdan Chmelnyzkyj, durch den Polen einen Großteil seiner Gebiete verlor. Als die schwedische Königin Christina I. am 16. Juni 1654 abdankte, machte der polnische König Johann II. Kasimir, ein Urenkel des Königs Gustav I. und letzter lebender Wasa, Ansprüche auf den schwedischen Thron geltend. Zeitgleich begann durch Chmelnyzkyjs Bündnisschluss mit Russland der für Polen-Litauen anfangs verheerende Russisch-Polnische Krieg, in dem Russen und Kosaken zunächst ganz Litauen eroberten und bis nach Lublin vordringen konnten.[377]

Der schwedische Plan sah vor, mit zwei Armeen vorzustoßen – eine aus dem Westen kommend und die andere aus dem Norden angreifend. Feldmarschall Arvid Wittenberg sollte von Pommern aus mit einer Armee von 14.000 Mann, hauptsächlich bestehend aus angeworbenen Truppen, nach Polen vorstoßen, während Karl X. Gustav Arvid Wittenbergs Armee mit einer Armee von 15.000 Mann aus Schweden folgen sollte. Im Nordosten sollten Feldmarschall Gustaf Horn und Gustav Lang mit einer 9.000 Mann starken Abteilung vom schwedischen Livland aus nach Litauen einmarschieren. Die Sollstärke für den Polenfeldzug umfasste also rund 40.000 Mann.

An der Nordfront Polen-Litauens fiel am 1. Juli 1655 Lewenhaupt in den polnischen Teil Livlands ein und eroberte zunächst die Stadt Dünaburg. Derweil überschritt Wittenberg an der polnischen Westfront die Grenze nach Polen am 11. Juli. Dem Aufgebot von Wittenberg stellte sich zunächst ein polnisches Heer mit 13.000 Mann, zusätzlich unterstützt von 1.400 Bauern, entgegen. Im Bewusstsein der militärischen Überlegenheit der gut ausgebildeten schwedischen Armee ergaben sich die polnischen Adligen Wittenberg am 25. Juli in Ujście nach der Schlacht von Ujście und schworen dem schwedischen König fortan Loyalität. Wittenberg hinterließ dann eine Garnison in Posen.

An der polnischen Nordfront unterzeichnete der litauische Hetman Janusz Radziwiłł den Vertrag von Kėdainiai mit Schweden am 17. August 1655, in dem das Großherzogtum Litauen unter schwedischen „Schutz“ gestellt wurde.[378] Der Vertrag enthielt eine Klausel, wonach der litauische Teil nicht gegen den polnischen Unionsteil kämpfen musste. Ein Teil der litauischen Armee stellte sich aber gegen den Vertrag und gründete die Konföderation von Wierzbołów unter Führung des Magnaten Paweł Jan Sapieha.

Karl Gustav versammelte seine Truppen bis zum 14. Juli in Schwedisch-Pommern, von wo sie nach Polen einmarschierten und Wittenberg am 14. August bei Konin einholten.[379] Am nächsten Tag besetzten die beiden Heere Koło, wo sie ein Lager errichteten. Die Armee setzte dann mit 30.000 Soldaten den Vormarsch gegen Warschau fort. Sie trafen nur auf leichten Widerstand, da Polen fast alle seiner militärischen Kräfte gegen die Russen aufbot. Johann II. Kasimir konnte erneut eine kleine Armee zusammenzustellen und zog den Schweden von Warschau aus entgegegen.

Am 23. August kam es zur Schlacht von Sobota, welche die Schweden gewannen. Wittenberg wurde befohlen, den verbliebenen polnischen Kräften nach Krakau zu folgen, während Karl X. Gustav mit rund 3.000 Mann nach Warschau marschierte. Die Stadt ergab sich am 29. August kampflos. Der König gewann für die Armee reiche Beute, bestehend aus 120 Bronze-Kanonen, Munition und Lebensmitteln. Eine russische Armee war ihrerseits nur noch ein paar Tagesmärsche von der Stadt entfernt, kehrte aber um und marschierte zurück nach Osten.

Karl X. Gustav wandte sich dann in Richtung Krakau, das ab den 16. September belagert wurde. Der polnische König brach am 20. September mit den letzten polnischen Kräften zu dem Versuch auf, die Stadt zu entlasten. Die beiden Armeen trafen am 23. September in der Schlacht von Wojnicz aufeinander, in der die schwedische Armee die polnische Abteilung von etwa 8.000 Männern besiegte. Nach der Schlacht floh der polnische König nach Schlesien.

Am 20. Oktober wurde ein zweiter Vertrag in Kėdainiai im Norden Polen-Litauens ratifiziert. Die Union von Kėdainiai vereinigte Litauen mit Schweden und erkannte Karl X. Gustav fortan als Großherzog von Litauen an. In den folgenden Tagen ergab sich der Großteil der polnischen Armee den Schweden: Am 26. Oktober ergab sich Koniecpolski mit 5.385 Männern nahe Krakau. In der Stadt blieb eine schwedische Garnison von 2.500 Mann unter Kommando von Paul Würtz zurück. Ohne weiteren Widerstand kapitulierten weitere polnischen Festungen. Am 28. Oktober ergaben sich der Hetman Stanisław Lanckoronski und der Hetman Stanisław Potocki mit 10.000 Männern, und am 31. Oktober kapitulierte Masowien nach der Schlacht von Nowy Dwór.[380]

Im Norden Polen-Litauens, im Herzogtum Preußen, das seit dem Zweiten Frieden von Thorn ein polnisches Lehen war, tat sich eine potenzielle Bedrohung für die Schweden auf. Denn das Herzogtum war mit der vollständigen Besetzung Polens nun ohne formellen „Schutzherrn“.

Der Herzog von Preußen war der brandenburgische Kurfürst, der zuvor ein geplantes Bündnis mit Schweden ausschlug, weil dessen Bedingungen zu ungünstig erschienen.[381] In dieser bedrohlichen Lage ließ Kurfürst Friedrich Wilhelm im Herzogtum Preußen Milizen aufstellen und schloss am 12. November mit den Ständen des benachbarten und ebenso ungeschützten Westpreußen, das Teil Polens war, einen gegenseitigen Verteidigungspakt, den Vertrag von Rinsk, ab. Der Vertrag von Rinsk erlaubte brandenburgische Garnisonen für die militärisch entblößten Städte im polnischen Westpreußen. Danzig, Thorn und Elbing waren allerdings nicht in den Vertrag einbezogen. Der Schwedenkönig wollte jedoch Preußen und Ermland für sich gewinnen.[382]

Ende Oktober 1655 brach daher König Karl Gustav von Krakau in den Norden auf und ließ Wittenberg mit einer schwedisch-polnischen Truppe von etwa 5.000 Mann und weiteren Garnisonstruppen im südlichen Polen zurück. Friedrich Wilhelm zog weitere Truppen aus Cleve und Brandenburg ins Herzogtum Preußen. Karl X. Gustav drängte dennoch die Brandenburger bis vor die Mauern von Königsberg zurück und erzwang am 17. Januar 1656 den Vertrag von Königsberg. In diesem Vertrag nahm der Kurfürst das Herzogtum Preußen nun als schwedisches Lehen an und kappte die kürzlich geschlossene Verbindung mit den westpreußischen Ständen. Er musste sein Land den durchziehenden schwedischen Truppen und die Häfen den schwedischen Schiffen öffnen. Auch trat Brandenburg dem König die Hälfte der einträglichen Seezölle ab. Dafür erhielt Brandenburg das Bistum Ermland als schwedisches Lehen. Die brandenburgischen Garnisonen in Westpreußen wurden zurückgezogen. Damit waren bis auf Danzig sämtliche Städte Polens unter schwedischer Kontrolle. Inzwischen hatten russische Kosaken den Osten Polen-Litauens bis Lublin unter ihre Kontrolle, lediglich Lemberg war noch unter polnischer Kontrolle.[383]

Es schien in dem Moment, als ob der polnische Staat vollständig besiegt worden war. Durch die religiösen Unterschiede zwischen den vorwiegend protestantischen Schweden und den katholischen Polen kam es zu Fällen von Misshandlungen und Ermordungen katholischer Geistlicher und Mönche sowie Plünderungen katholischer Kirchen und Klöster.

Diese Übergriffe von Seiten der Schweden gaben Anlass zur Formierung von Partisanenbewegungen in den schwedisch besetzten Gebieten Polens. Ausgangspunkt dafür war die Belagerung von Jasna Góra im Winter 1655/56. Die schwedische Armee unter Johan Reinhard Wrzesowicz versuchte, durch eine Belagerung das Kloster Jasna Góra in Tschenstochau zu erobern. Die monatelange Belagerung erwies sich jedoch als vergebens, da eine Gruppe von Mönchen des besagten Klosters das zahlenmäßig überlegene Heer der Schweden zurückschlagen konnte. Dabei erhielten sie die Unterstützung von örtlichen Freiwilligen, größtenteils Angehörige der Szlachta, so dass es ihnen gelang, auch ihre heilige Ikone, die schwarze Madonna von Częstochowa, zu retten. Dieses Ereignis stellte einen Wendepunkt für das bis zu diesem Zeitpunkt erfolglose Polen-Litauen im Krieg gegen Schweden dar, denn die Nachricht vom polnischen Sieg wurde in ganz Polen verteilt und weckte den Patriotismus in der polnischen Bevölkerung.[384]

Ein am 20. November in Oppeln beschlossenes Manifest rief zum öffentlichen Widerstand gegen die Besatzung auf und forderte die Rückkehr von König Johann II. Kasimir, und im Dezember eroberte ein Bauernheer Neu Sandez zurück. Am 29. Dezember konstituierten die Partisanen die Konföderation von Tyszowce unter Beteiligung des Großhetmans Stanisław Rewera Potocki und des Feldhetmans Stanisław Lanckoroński, und am 1. Januar 1656 kehrte Johann II. Kasimir aus dem Exil zurück. Stefan Czarniecki wurde zum polnischen Oberbefehlshaber ernannt. Im Februar 1656 wechselten die meisten polnischen Soldaten, die seit Oktober 1655 in den schwedischen Dienst gepresst worden waren, auf die Seite der Konföderation.

Karl X. Gustav reagierte auf die bedrohliche Entwicklung und verfolgte mit einer Streitmacht von 11.000 Reitern die Heereskräfte Czarnieckis, die aus etwa 2.400 Mann bestanden. Ihm gelang es, sie in der Schlacht von Gołąb im Februar 1656 zu besiegen. Als Karl Gustav auf Lemberg vorrückte, konnte sein Vormarsch in der Schlacht von Zamość aufgehalten werden. Die Schweden wurden von den weiter anwachsenden polnisch-litauischen Truppen unter Sapieha und Czarniecki eingeschlossen und konnten nur mit Mühe am 5. und 6. April während der Schlacht von Sandomierz ausbrechen und entkommen, dies aber unter Verlust ihrer gesamten Artillerie und des Versorgungstrosses. Am 7. April zerschlug Czarniecki in der Schlacht von Warka ein schwedisches Entsatzheer unter Friedrich von Baden.[385]

Die Schweden wurden immer mehr in die Defensive gedrängt und waren ihrerseits zu gering an der Zahl, um das große polnische Gebiet militärisch sichern zu können.

Der erbitterte Widerstand der polnischen Adligen, die ihre Eide gegen die Schweden brachen, die Rückkehr des Königs Johann II. Kasimir sowie der nationale Fanatismus der Polen führte zu einer prekären Lage für den schwedischen König. Karl Gustav sah seine einzige Hoffnung für einen Sieg über Polen in der Teilung der Republik unter Einbindung Siebenbürgens, Brandenburgs und Chmielnickis.

Nachdem sich Friedrich Wilhelm in Königsberg zwar zur Neutralität, nicht aber zur Mitwirkung am Krieg gegen Polen verpflichtet hatte, wurde am 23. Juni 1656 in Marienburg ein neuer Vertrag geschlossen. In diesem Vertrag verpflichtete sich der Kurfürst für die Überlassung des Bistums Ermland und vier großer polnischer Wojwodschaften mit seiner ganzen Macht als freier Bundesgenosse dem König zu Hilfe zu ziehen.

Trotz der bedeutenden Überzahl der Polen und der verbündeten Tataren errangen die Schweden und Brandenburger zwischen dem 28. und 30. Juli einen großen Sieg in der Schlacht von Warschau.[386] Im Anschluss daran zeigte sich die schwedische Schwäche: der fehlende Nachschub an Truppen und Material. Den Polen zogen bald neue große Scharen zu. Anfang 1657 trat das unter osmanischen Schutz stehende Fürstentum Siebenbürgen unter der Führung des Protestanten Georg II. Rákóczi auf die Seite der Schweden und verwüstete mit seinem siebenbürgisch-kosakischen Heer weite Gebiete Polens im Süden und Osten.

Nun schlossen die miteinander im Krieg befindlichen Seiten Russland und Polen-Litauen im Vertrag von Niemież einen Waffenstillstand ab, um gegen die drohende schwedische Vorherrschaft anzukämpfen. Dies begründete den Russisch-Schwedischen Krieg von 1656–1658, der Schweden erneut in die Defensive drängte. Der Großteil der schwedischen Armee unter Karl Gustav war auf dem polnischen Kriegsschauplatz gebunden, während in Livland, Estland und Ingermanland nur eine Armee von 2.200 Mann Infanterie und 400 Dragoner verblieb. Magnus de la Gardie verfügte noch über 7.000 Mann in Preußen und 6.933 Mann waren in Garnisonen entlang der östlichen Ostsee verteilt. Unter Ausnutzung dieser militärischen Entblößung überfiel Zar Alexei Livland im Juli 1656 mit 35.000 Mann und nahm Dünaburg ein.[387]

Der brandenburgische General Georg Friedrich von Waldeck erlitt im Oktober am Lyck eine Niederlage, und König Johann II. Kasimir eroberte Danzig zurück.[388] In dieser Not entschloss sich Karl X. Gustav sogar dazu, dem Kurfürsten im Vertrag von Labiau (20. November 1656) die Souveränität über ganz Preußen zuzugestehen. Im Vertrag von Wehlau (19. September 1657) erlangte der Kurfürst auch die Unabhängigkeit Preußens von Polen.

Noch einmal unternahm der schwedische König einen Zug durch ganz Polen, um mit seinem neuen Bundesgenossen, dem Fürsten von Siebenbürgen Georg II. Rákóczi zusammenzutreffen.[389] Vor den Toren der Stadt Tschenstochau wurde er aber gestoppt. Die siebenbürgisch-kosakische Vorhut mit dem Tross wurde am 20. Juni 1657 durch die polnische Armee in der Schlacht bei Czarny Ostrów in Podolien eingekreist und geschlagen. Seines Trosses verlustig und durch die Flucht seiner kosakischen Verbände im Stich gelassen, sah sich Georg II. Rákóczi schließlich zur Kapitulation gezwungen. In den darauf folgenden Friedensgesprächen mit den Polen vom 21. bis 23. Juni 1657 löste er die Allianz mit Schweden, zudem verpflichtete er sich Kriegskontributionen an Polen und die polnischen Heerführer zu leisten, sowie die besetzten polnischen Städte Krakau und Brest zu verlassen. Im Anschluss ließen ihn die Polen mit dem Rest seiner Armee in sein Fürstentum heimkehren.

Königstreue polnische Truppen leisteten den Schweden erbitterten Widerstand. Währenddessen versuchte Johann II. Kasimir, Bündnispartner zu finden.[390] Um ein Übergewicht Schwedens in Nordeuropa zu verhindern, traten Dänemark, Österreich (Haus Habsburg) und die Niederlande auf die Seite Polens. Der türkische Sultan erlaubte ein Bündnis seines Vasallen, des Krim-Khans mit dem König. Karl Gustav hatte nach der dänischen Kriegserklärung den polnischen Kriegsschauplatz verlassen und ließ Brandenburg allein im Krieg gegen Polen zurück. Brandenburg wechselte nach einem Einfall der Krimtataren schließlich die Fronten, nachdem Polen im Vertrag von Wehlau am 19. September 1657 dem Kurfürsten die Souveränität im Herzogtum Preußen zuerkannt hatte. Der Einfall von Lipka-Tataren und Krimtataren im Herzogtum Preußen 1656/57 erfolgte, da Polen ab 1654 mit dem Krim-Khanat verbündet war. Die Tataren sollen bis zu 23.000 Einwohner Preußens getötet und 34.000 in die Sklaverei verschleppt haben; bis zu 80.000 Menschen sollen in den verwüsteten Landstrichen verhungert oder erfroren sein. Außerdem schleppten sie die Pest ein, was weitere Opfer forderte.

Friedrich III. erklärte am 1. Juli 1657 Schweden den Krieg. Ziel war es, die im Torstenssonkrieg verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Während schwedische Truppen sofort auf die dänische Festung Helsingborg vorrückten und dort den dänischen Reichsadmiral Ove Gjedde gefangennahmen, verließ Karl X. rasch den polnischen Kriegsschauplatz und warf sich nach Jütland gegen seinen dänischen Gegner. Am 30. Januar 1658 überquerte Karl X. mit seinen schwedischen Truppen den Kleinen Belt, eine Woche später zog das schwedische Heer von Fünen weiter über den Großen Belt nach Seeland. Den zugefrorenen Belt hatte die dänische Marine nicht blockieren können. Friedrich III. hatte sich auf Seeland hinreichend sicher gefühlt und kein kampfbereites Heer zur Verfügung. So kam es noch im Februar zu Friedensverhandlungen, da die dänische Reichsführung wie gelähmt war. Der Krieg ging verloren, und im Frieden von Roskilde vom 24. Februar 1658 verlor Dänemark-Norwegen Blekinge, Schonen, Halland und Båhuslän, die am 18. März übergeben wurden. Hinzu kamen der Verlust von Trøndelag und Romsdal, die am 1. Mai an Schweden übergeben wurden. Norwegen war nun zweigeteilt.

Doch nun überspannte Karl X. Gustav den Bogen.[391] Am 7. August 1658 begann er seinen nächsten Feldzug gegen Dänemark um es als selbständigen Staat zu vernichten. Das Land sollte unter Schweden, England und Holstein-Gottorf aufgeteilt werden, wobei Karl für sein Reich die Inseln und damit die Kontrolle über die Ostseezugänge beanspruchte. Karl X. Gustav ging mit seiner Armee in Korsør an Land. Im August 1658 griffen die Schweden erneut Kopenhagen an. Friedrich III. berief mit Hans von Schack einen erfahrenen Soldaten und Festungskommandanten zum Oberkommandierenden von Kopenhagen.[392]

Der erneute Krieg rief die anderen europäischen Mächte auf den Plan, um Schweden nicht übermächtig werden zu lassen. Zur Unterstützung Dänemarks segelte eine niederländische Flotte unter dem Oberbefehl von Admiralleutnant van Wassenaer mit 41 Schiffen und 1.413 Kanonen in die Ostsee. Sie traf im Öresund nördlich von Kopenhagen auf die schwedische Flotte mit 45 Schiffen und 1.838 Kanonen unter dem Oberbefehl von Carl Gustav Wrangel Die schwedische Flotte griff an, doch für die Niederländer waren die Windverhältnisse günstiger. Es kam zu heftigen Kämpfen, die Niederländer behielten die Oberhand und zwangen die schwedische Flotte zum Abbruch der Blockade Kopenhagens. Die Schweden verloren vier Schiffe und hatten 350 Tote sowie 850 Verwundete zu beklagen, die Niederländer verloren zwei Schiffe und hatten 296 Tote sowie 503 Verwundete. Der niederländische Admiral Witte de With fiel bei der Eroberung seines Schiffes.[393]

Friedrich Wilhelm von Brandenburg schloss am 21. Januar 1659 ein Schutz- und Trutzbündnis mit Dänemark und rückte mit brandenburgischen und österreichischen Truppen nach Holstein vor.[394]

Nachdem die Verteidiger Kopenhagens der Belagerung bereits sechs Monate trotzten, folgte am 11. Februar 1659 ein Großangriff der Schweden, dem die Dänen aber standhielten. Nach dem Sieg bei Kopenhagen ging es um die Befreiung des ganzen Landes. Es entstand der Plan, das v. Schack einen großen Teil der Kopenhagener Truppeneinheiten nach Kiel führen sollte um in Zusammenarbeit mit jütländischen Einheiten unter Feldmarschall Ernst Albrecht von Eberstein und brandenburgischen Truppen von dort aus das von den Schweden besetzte Fünen erobern. Am 1. Oktober stach eine vereinte niederländisch-dänische Flotte mit Schack und seinen Truppen in Kopenhagen in See. Zwölf Tage später kamen die Schiffe in Kiel an. Schack und Eberstein begegneten sich ungefähr eine Woche später zur gemeinschaftlichen Beratung in Eckernförde, am 27. Oktober segelten v. Schacks Truppen aus Kiel ab.[395]

Im Großen Belt versuchte man einen Überraschungsangriff auf Nyborg, aber da dieser missglückte, beschloss man, bei Kerteminde an Land zu gehen. Der Angriff an dieser Stelle erfolgte am 31. Oktober 1659 und wurde von Schack an vorderster Front geleitet. Sein Heer stand jetzt auf Fünen, und nach einigen Tagen Ruhepause, in denen sich die schwedische Haupteinheit nach Nyborg zurückzog, rückte Schack gen Odense, wo er am 9. November 1659 Einzug hielt. Zwei Tag später traf er Ebersteins Heer, das sich über den Kleinen Belt gekämpft hatte. Aber das Verhältnis zwischen v. Schack und Eberstein war von tiefer Rivalität geprägt, und sie hatten einander nur notdürftig über ihre jeweiligen Bewegungen unterrichtet. Eine reelle Unstimmigkeit kam zu Tage, als v. Schack sich verbarrikadieren, Eberstein hingegen angreifen wollte.

Schack beugte sich, und man begann, gen Osten vorzurücken unter stetigen Unstimmigkeiten zwischen den beiden.[396] Diese Unstimmigkeiten kosteten sie aber nicht den Sieg: Am 14. November 1659 begann die Schlacht bei Nyborg, und tags darauf gaben sich die Schweden geschlagen.

Der erneute dänisch-schwedische Krieg endete 1660 mit dem Rückzug der schwedischen Truppen.[397] Grund war der Tod des schwedischen Königs am 13. Februar 1660, aber auch die erfolgreiche Verteidigung Kopenhagens, die Unterstützung Brandenburgs und Polens, die die Schweden aus Jütland und Fünen vertrieben und der Einsatz Englands und der Generalstaaten für einen Frieden auf der Basis des Friedens von Roskilde. Norwegen erhielt im Frieden von Kopenhagen dabei Trøndelag und Romsdal zurück.

Nach dem Sieg Dänemarks wurde Schwedisch-Pommern 1659 kurzzeitig von den auf der polnischen und dänischen Seite kämpfenden Brandenburgern besetzt, nachdem Friedrich III. im Juli 1659 den Kurfürsten aufgefordert hatte, unverzüglich Schwedisch-Pommern anzugreifen, um eine Schwächung der strategischen Positionen Karls X. herbeizuführen. Als wichtiger Ausgangspunkt für diesen Feldzug diente dabei die Grenzfestung Löcknitz. Zusammen mit den Österreichern unter Jean-Louis Raduit de Souches zog das 14.000 Mann starke brandenburgische Heer durch die Neumark nach Pommern, eroberte zuerst Greifenhagen, am 7. September Damm und belagerte schließlich Stettin, wo General Paul Würtz ihm indessen so nachhaltigen Widerstand entgegensetzte, dass am 16. November der Angriff aufgegeben wurde.

Nach der erfolgreichen Offensive der antischwedischen Koalition schlugen die mit Schweden befreundeten Mächte England und Frankreich Friedensverhandlungen vor. Diese hatten unter Mitwirkung der Niederlande in den sogenannten „Haager Concerten“ wiederholt versucht, diplomatisch zu Gunsten Karl Gustavs zu intervenieren und einen ihm günstigen Frieden zu erzwingen. Das hatte zu nichts geführt; aber nun wurde im November 1659 durch den pyrenäischen Frieden dem langjährigen Krieg zwischen Spanien und Frankreich ein Ende gemacht; Kardinal Mazarin war entschlossen, die drohende Niederlage der schwedischen Macht nicht zu dulden, deren Bundesgenossenschaft für Frankreich bei allen deutschen Verwicklungen wertvoll war. Er hatte jetzt freie Hand und trat sofort in drohender Weise gegenüber Brandenburg auf. Der Krieg wurde dann am 3. Mai 1660 durch den Vertrag von Oliva beendet. Der polnische König verzichtete darin auf alle Ansprüche auf den schwedischen Thron. Schweden behielt Livland und Estland gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedensvertrages vom 24. Oktober 1648.[398]

Brandenburg musste sich aus den besetzten schwedischen Gebieten in Pommern, Holstein und Schleswig zurückziehen, erlangte aber gleichzeitig die endgültige Souveränität über das Herzogtum Preußen und erwies sich während des Krieges als militärischer und politischer Machtfaktor. Frankreich übernahm die Garantie der Einhaltung des Friedens.[399]

Der Russisch-Polnische Krieg ging derweil weiter. König Johann II. konnte bis 1660 das Gebiet des Großfürstentums Litauen von russischen Truppen befreien. Vor dem Hintergrund erneuter Kämpfe mit Kosaken und Krimtataren im Süden des Königreichs war er jedoch im Vertrag von Andrussowo gezwungen, auf weite Teile des heutigen Westrusslands mit Smolensk und der Ostukraine mit Kiew bis an den Dnepr 1667 zu verzichten. Der Frieden zwischen Schweden und Polen stellte den Status quo ante bellum her. Der Einfall und die Abwehr der Schweden sowie der Krieg gegen Russland bewirkten, dass ein Viertel der damaligen Bevölkerung Polen-Litauens an den Folgen von Seuchen, Hungersnöten, Plünderungen und Gewalttaten starb. Zusätzliche Bevölkerungsverluste entstanden durch die Territorialverluste an Russland und Brandenburg-Preußen.[400] Zudem war die polnische Wirtschaft zerrüttet.

In der Innenpolitik Brandenburg-Preußens gab es Reformbedarf: Zunächst galt es, die Rechte und Privilegien der Stände in den einzelnen Landschaften mit dem allgemeinen Staatsinteresse (einheitliche, geregelte Finanzwirtschaft, Militärwesen) in Einklang zu bringen.[401] Am leichtesten fügten sich die Stände der Mark und der benachbarten Länder, Schwierigkeiten dagegen bereiteten die Stände von Kleve und Preußen, wo die Selbstständigkeitsbestrebungen von den benachbarten Republiken der Niederlande und Polens unterstützt wurden. Besondere Probleme bereitete Preußen (Königsberger Aufstand)[402], wo die strengen Lutheraner sich weigerten, den reformierten Kurfürsten anzuerkennen, und Polen um Hilfe baten. Erst als die Maßlosigkeiten einiger Mitglieder, wie des Königsberger Schöppenmeisters Johannes Roth und der beiden Kalcksteins, die Einheit der ständischen Opposition schwächten, gelang es dem Kurfürsten 1663 in Königsberg, die Stände hinter sich zu bringen. Roth wurde verhaftet und starb nach 16-jähriger Gefangenschaft. Nach dem Tod Albrechts von Kalckstein flüchtete sein Sohn, Oberst Christian Ludwig von Kalckstein, nach Polen, wurde von dort mit Gewalt nach Preußen zurückgeschafft und 1672 wegen Hochverrats hingerichtet.

Auf Einberufung Friedrich Wilhelms fand vom 8. September 1662 bis zum 29. Juni 1663 im Schloss Cölln das Berliner Religionsgespräch zwischen lutherischen und reformierten Theologen der Mark Brandenburg statt.[403] Unter der Leitung des Ersten Ministers Otto von Schwerin sollte es die beiden protestantischen Konfessionen einander annähern. Nach 17 Sitzungen wurde es ergebnislos abgebrochen. 1664 erließ der Kurfürst ein Toleranzedikt, das den lutherischen Geistlichen bei Strafe der Amtsenthebung jede Polemik gegen die Reformierten untersagte.[404] Die Lutheraner sahen darin eine Infragestellung der Konkordienformel, die 1577 von Johann Georg für das ganze Land verbindlich gemacht worden war.[405]

1668 heiratete Friedrich Wilhelm in zweiter Ehe die verwitwete Herzogin Dorothea von Braunschweig und Lüneburg, geborene Prinzessin von Holstein-Glücksburg und zeugte mit ihr im Verlaufe der Ehe sieben Kinder.

Die Erhebung der Mahl-, Schlacht- und Brausteuer in allen Provinzen versetzte den Kurfürsten in die Lage, ein stehendes Heer zu unterhalten, das im Fall eines Kriegs auf 20.000 Mann aufgestockt werden konnte. Friedrich Wilhelm begann die Wirtschaft teils gegen heftigen Widerstand zu fördern, indem er den Ackerbau und die Einwanderung unterstützte; so lud er 1671 fünfzig wohlhabende jüdische Familien aus Wien nach Brandenburg ein und begründete damitdie Tradition der preußischen Toleranz. Außerdem befreite er das Gewerbe und den Verkehr von Beschränkungen, förderte den Binnen- und den Seehandel, ließ den Müllroser Kanal bauen und richtete einen eigenen Postdienst ein.

1672 griff der französische König Ludwig XIV. die Niederlande, welche unter dem Regime Johan de Witts standen, an und löste damit den Holländischen Krieg aus. Friedrich Wilhelm, vertraglich gebunden, kam seinen Bündnispflichten nach und entsandte ein 20.000 Mann starkes Heer. Die kaiserlichen Feldherren Montecuccoli und Bournonville verhinderten jeden feindlichen Zusammenstoß am Rhein und in Westfalen und ermöglichten dem französischen Befehlshaber Turenne damit, in die brandenburgischen Provinzen in Westfalen einzudringen. Am 16. Juni 1673 schloss Friedrich Wilhelm daher den Separatfrieden zu Vossem mit Frankreich ab.

Am 1. Juli 1674 schloss sich Friedrich Wilhelm, nachdem der Reichskrieg gegen Frankreich erklärt worden war, einer erneuten Koalition gegen Frankreich an.[406] Zusammen mit Bournonville kämpfte er vergeblich 1674/75 gegen Feldmarschall Turenne im Elsass. Allerdings musste er sich, bedingt durch den Einfall der Schweden in die Mark Brandenburg Ende 1674, aus dem aktiven Krieg gegen Frankreich zurückziehen.

Am 25. Juni 1675 schlug ein brandenburgisches Heer unter seiner persönlichen Führung in der Schlacht von Fehrbellin die Schweden entscheidend. Nach diesem Sieg wurde ihm durch seine Zeitgenossen der Beiname „der Große Kurfürst“ verliehen.[407]

Die Schlacht bei Fehrbellin war ein Gefecht des Schwedisch-Brandenburgischen Kriegs, in dem am 18. Juni in und um Fehrbellin schwedische und brandenburg-preußische Truppen aufeinander trafen. Die Schlacht war ein Rückzugsgefecht, bei dem die brandenburgischen Truppen die schwedischen Truppen schlugen, die zuvor Teile Brandenburgs besetzt hatten. Gemessen an der Zahl der Beteiligten handelt es sich um eine Schlacht geringerer Größe, sie war jedoch von großer Bedeutung für Brandenburg-Preußen.[408]

Kurfürst Friedrich Wilhelm befand sich im Zuge des Holländischen Krieges auf einem Feldzug gegen Frankreich im Elsass.[409] Dort hatten die kaiserlichen und brandenburgischen Truppen gerade bei Türkheim eine Niederlage erlitten, die sie zwang, den Ort zu räumen. Im Dezember 1674 marschierten schwedische Truppen unter dem Oberkommandierenden Generalleutnant Wolmar von Wrangel, einem Halbbruder Carl Gustavs von Wrangel, in der Mark ein, um Friedrich Wilhelm zu nötigen, seine Truppen vom Oberrhein abzuziehen. Dies geschah auf Druck Frankreichs, das Schweden mit Subsidienzahlungen und geschicktem Taktieren zu diesem Schritt drängte.

In Erstein erfuhr Friedrich Wilhelm vom Einmarsch der Schweden in die Mark Brandenburg.[410] Hierauf führte er seine Truppen nach Breit, dort nahmen sie Winterquartier. Nach dem Ende des Winters brachen die brandenburgischen Kräfte am 26. Mai in drei Kolonnen auf und erreichten Magdeburg am 11. Juni. Dies war eine sehr gute Marschleistung und trug dazu bei, die Schweden zu überraschen, die noch nicht mit der Ankunft der Kurfürstlichen rechneten. Allerdings wurde diese Kraftanstrengung mit einem Auseinanderziehen der Marschkolonne und der Abwesenheit fast der kompletten Infanterie erkauft. Die Masse der Infanterie lag zwei Tagesmärsche zurück.

Von den Schweden war die Ankunft der Brandenburger unbemerkt geblieben und so erließ Friedrich Wilhelm Geheimhaltungsmaßnahmen, um diesen Vorteil zu wahren. Währenddessen verwüsteten und plünderten die Schweden weite Landstriche. Brandenburgische Bauernkompanien besetzten die Luch-Übergänge Oranienburg, Kremmen und Fehrbellin, um den Schutz des Havellandes zu gewährleisten. Allerdings konnten diese Stellungen nicht gegen die Schweden gehalten werden. Die Schweden besetzen Havelberg, Rathenow und Brandenburg an der Havel. Friedrich Wilhelm fasste den Entschluss, das zwischen den beiden Orten gelegene Rathenow einzunehmen, um so die schwedischen Truppen voneinander zu trennen.[411]

In der Innenpolitik Brandenburg-Preußens gab es Reformbedarf: Zunächst galt es, die Rechte und Privilegien der Stände in den einzelnen Landschaften mit dem allgemeinen Staatsinteresse (einheitliche, geregelte Finanzwirtschaft, Militärwesen) in Einklang zu bringen.[412] Am leichtesten fügten sich die Stände der Mark und der benachbarten Länder, Schwierigkeiten dagegen bereiteten die Stände von Kleve und Preußen, wo die Selbstständigkeitsbestrebungen von den benachbarten Republiken der Niederlande und Polens unterstützt wurden. Besondere Probleme bereitete Preußen (Königsberger Aufstand)[413], wo die strengen Lutheraner sich weigerten, den reformierten Kurfürsten anzuerkennen, und Polen um Hilfe baten. Erst als die Maßlosigkeiten einiger Mitglieder, wie des Königsberger Schöppenmeisters Johannes Roth und der beiden Kalcksteins, die Einheit der ständischen Opposition schwächten, gelang es dem Kurfürsten 1663 in Königsberg, die Stände hinter sich zu bringen. Roth wurde verhaftet und starb nach 16-jähriger Gefangenschaft. Nach dem Tod Albrechts von Kalckstein flüchtete sein Sohn, Oberst Christian Ludwig von Kalckstein, nach Polen, wurde von dort mit Gewalt nach Preußen zurückgeschafft und 1672 wegen Hochverrats hingerichtet.

Auf Einberufung Friedrich Wilhelms fand vom 8. September 1662 bis zum 29. Juni 1663 im Schloss Cölln das Berliner Religionsgespräch zwischen lutherischen und reformierten Theologen der Mark Brandenburg statt.[414] Unter der Leitung des Ersten Ministers Otto von Schwerin sollte es die beiden protestantischen Konfessionen einander annähern. Nach 17 Sitzungen wurde es ergebnislos abgebrochen. 1664 erließ der Kurfürst ein Toleranzedikt, das den lutherischen Geistlichen bei Strafe der Amtsenthebung jede Polemik gegen die Reformierten untersagte.[415] Die Lutheraner sahen darin eine Infragestellung der Konkordienformel, die 1577 von Johann Georg für das ganze Land verbindlich gemacht worden war.[416]

1668 heiratete Friedrich Wilhelm in zweiter Ehe die verwitwete Herzogin Dorothea von Braunschweig und Lüneburg, geborene Prinzessin von Holstein-Glücksburg und zeugte mit ihr im Verlaufe der Ehe sieben Kinder.

Die Erhebung der Mahl-, Schlacht- und Brausteuer in allen Provinzen versetzte den Kurfürsten in die Lage, ein stehendes Heer zu unterhalten, das im Fall eines Kriegs auf 20.000 Mann aufgestockt werden konnte. Friedrich Wilhelm begann die Wirtschaft teils gegen heftigen Widerstand zu fördern, indem er den Ackerbau und die Einwanderung unterstützte; so lud er 1671 fünfzig wohlhabende jüdische Familien aus Wien nach Brandenburg ein und begründete damitdie Tradition der preußischen Toleranz. Außerdem befreite er das Gewerbe und den Verkehr von Beschränkungen, förderte den Binnen- und den Seehandel, ließ den Müllroser Kanal bauen und richtete einen eigenen Postdienst ein.

1672 griff der französische König Ludwig XIV. die Niederlande, welche unter dem Regime Johan de Witts standen, an und löste damit den Holländischen Krieg aus. Friedrich Wilhelm, vertraglich gebunden, kam seinen Bündnispflichten nach und entsandte ein 20.000 Mann starkes Heer. Die kaiserlichen Feldherren Montecuccoli und Bournonville verhinderten jeden feindlichen Zusammenstoß am Rhein und in Westfalen und ermöglichten dem französischen Befehlshaber Turenne damit, in die brandenburgischen Provinzen in Westfalen einzudringen. Am 16. Juni 1673 schloss Friedrich Wilhelm daher den Separatfrieden zu Vossem mit Frankreich ab.

Am 1. Juli 1674 schloss sich Friedrich Wilhelm, nachdem der Reichskrieg gegen Frankreich erklärt worden war, einer erneuten Koalition gegen Frankreich an.[417] Zusammen mit Bournonville kämpfte er vergeblich 1674/75 gegen Feldmarschall Turenne im Elsass. Allerdings musste er sich, bedingt durch den Einfall der Schweden in die Mark Brandenburg Ende 1674, aus dem aktiven Krieg gegen Frankreich zurückziehen.

Am 25. Juni 1675 schlug ein brandenburgisches Heer unter seiner persönlichen Führung in der Schlacht von Fehrbellin die Schweden entscheidend. Nach diesem Sieg wurde ihm durch seine Zeitgenossen der Beiname „der Große Kurfürst“ verliehen.[418]

Die Schlacht bei Fehrbellin war ein Gefecht des Schwedisch-Brandenburgischen Kriegs, in dem am 18. Juni in und um Fehrbellin schwedische und brandenburg-preußische Truppen aufeinander trafen. Die Schlacht war ein Rückzugsgefecht, bei dem die brandenburgischen Truppen die schwedischen Truppen schlugen, die zuvor Teile Brandenburgs besetzt hatten. Gemessen an der Zahl der Beteiligten handelt es sich um eine Schlacht geringerer Größe, sie war jedoch von großer Bedeutung für Brandenburg-Preußen.[419]

Kurfürst Friedrich Wilhelm befand sich im Zuge des Holländischen Krieges auf einem Feldzug gegen Frankreich im Elsass.[420] Dort hatten die kaiserlichen und brandenburgischen Truppen gerade bei Türkheim eine Niederlage erlitten, die sie zwang, den Ort zu räumen. Im Dezember 1674 marschierten schwedische Truppen unter dem Oberkommandierenden Generalleutnant Wolmar von Wrangel, einem Halbbruder Carl Gustavs von Wrangel, in der Mark ein, um Friedrich Wilhelm zu nötigen, seine Truppen vom Oberrhein abzuziehen. Dies geschah auf Druck Frankreichs, das Schweden mit Subsidienzahlungen und geschicktem Taktieren zu diesem Schritt drängte.

In Erstein erfuhr Friedrich Wilhelm vom Einmarsch der Schweden in die Mark Brandenburg.[421] Hierauf führte er seine Truppen nach Breit, dort nahmen sie Winterquartier. Nach dem Ende des Winters brachen die brandenburgischen Kräfte am 26. Mai in drei Kolonnen auf und erreichten Magdeburg am 11. Juni. Dies war eine sehr gute Marschleistung und trug dazu bei, die Schweden zu überraschen, die noch nicht mit der Ankunft der Kurfürstlichen rechneten. Allerdings wurde diese Kraftanstrengung mit einem Auseinanderziehen der Marschkolonne und der Abwesenheit fast der kompletten Infanterie erkauft. Die Masse der Infanterie lag zwei Tagesmärsche zurück.

Von den Schweden war die Ankunft der Brandenburger unbemerkt geblieben und so erließ Friedrich Wilhelm Geheimhaltungsmaßnahmen, um diesen Vorteil zu wahren. Währenddessen verwüsteten und plünderten die Schweden weite Landstriche. Brandenburgische Bauernkompanien besetzten die Luch-Übergänge Oranienburg, Kremmen und Fehrbellin, um den Schutz des Havellandes zu gewährleisten. Allerdings konnten diese Stellungen nicht gegen die Schweden gehalten werden. Die Schweden besetzen Havelberg, Rathenow und Brandenburg an der Havel. Friedrich Wilhelm fasste den Entschluss, das zwischen den beiden Orten gelegene Rathenow einzunehmen, um so die schwedischen Truppen voneinander zu trennen.[422]

Am 13. Juni setzten sich die brandenburgischen Truppen über Genthin in Bewegung und überquerten nördlich von Rathenow die Havel, um die Stadt von Süden her anzugreifen, während Reiter und Dragoner direkt über die Brücken hinweg angriffen. Die sechs Kompanien schwedischer Dragoner wurden vollkommen überrascht. Unter Führung des Generalfeldmarschalls Georg von Derfflinger drangen die Brandenburger in den Ort ein und überwältigten nach zähem Kampf die Verteidiger. Bis auf zehn Schweden wurde die gesamte Besatzung getötet oder gefangengenommen. Zwischen 500 und 600 Pferde konnten erbeutet werden.

Der einzige von Brandenburgern unbesetzte Luch-Übergang war bei Fehrbellin; die dortige Brücke war durch ein brandenburgisches Kommando unter Oberstleutnant Hennigs zerstört und der Damm durchstochen worden. Wrangel war bereits auf dem Weg von Brandenburg nach Rathenow, als er vom Fall des Ortes erfuhr. Daraufhin wandte er sich nach Nauen, das er vor den kurfürstlichen Truppen erreichte.

In Nauen kam es am 17. Juni zwischen den Brandenburgern und der zur Verzögerung des brandenburgischen Vormarschs zurückgelassenen schwedischen Nachhut Wrangels zu einem Gefecht um den Damm bei Nauen.[423] Es gelang den Kurfürstlichen, den schwedischen Widerstand zu brechen und den Damm zu erobern. In Nauen fielen ihnen 2000 Kühe und Ochsen in die Hände und die Brandenburger verbrachten die Nacht dort. Am 18. Juni marschierten die schwedischen Truppen, verfolgt von den Brandenburgern, nach Fehrbellin, um die dortige Brücke über den Rhin instandzusetzen und ihn zu überqueren.

Um ein Rückzugsgefecht zu führen und den nicht beteiligten Truppenteilen sowie dem umfangreichen Tross von über 1500 Wagen einen ungehinderten Abzug zu ermöglichen, stellte sich Wrangel etwas südlich von Hakenberg mit 7000 Mann. Seine 38 Geschütze hatte Wrangel bereits vorausgeschickt, so dass er nur über sieben eilig herbeigeschaffte Geschütze verfügte. Die schwedischen Kräfte waren in acht Brigaden und 24 Schwadrone gegliedert. Davor hatte sich die schwedische Streitmacht bereits dreimal in Schlachtordnung aufgestellt, gab diese Aufstellung aber jedes Mal wieder auf.[424]

Auf brandenburgischer Seite standen ungefähr 5000 Kürassiere und 600 Dragoner mit 13 Geschützen. Die Musketiere hatten mit dem schnellen Vormarsch der Reitertruppen nicht mithalten können und lagen noch einen Tagesmarsch zurück Der Mangel an Infanterie war ein Nachteil für die Brandenburger. Wrangel ließ seine Truppen, in zwei Treffen gegliedert, in einer klassischen Formation Aufstellung nehmen. Die Infanterie stand in der Mitte mit den Reitern an den Flanken. Die acht Infanterie-Regimenter wurden in sechs Brigaden zusammengefasst. In den Zwischenräumen des ersten Treffens wurden die Geschütze aufgestellt. Die Schweden hatten Hakenberg im Rücken, das Rhinluch zu ihrer Linken, ihre rechte Flanke lehnte sich an ein Gehölz, die Dechtower Fichten, an. Ein Stück vor ihrer rechten Flanke lag der Katharinenpfuhl. Die Brandenburger lehnten sich mit ihrer linken Flanke an den Katharinenpfuhl, mit der rechten an das Rhinluch. Wrangel hatte es verabsäumt, den Hügel an seiner rechten Flanke zu besetzen. Dies nutzte Friedrich Wilhelm aus, ließ dort seine von zwei Dragonerregimentern gedeckte Artillerie in Stellung gehen und nahm die Schweden unter flankierendes Feuer.[425]

Während die Brandenburger im Schutz von Frühnebel und Regen die Hügel besetzten, kämpfte Friedrich II., Prinz von Hessen-Homburg, auf der rechten Flanke der Brandenburger und lief Gefahr, abgeschnitten zu werden. Die Lage begann für die Schweden gefährlich zu werden, als um 8 Uhr morgens die in Stellung gebrachte brandenburgische Artillerie das Feuer eröffnete und die schwedischen Linien bestrich. Regen und Nebel waren inzwischen abgezogen, und so erkannte Wrangel die vom Hügel drohende Gefahr. Er befahl dem in schwedischen Diensten stehenden Oberstleutnant von Maltzahn einen Angriff mit der Kavallerie seines rechten Flügels und des Infanterie-Regimentes Dalwig. Es gelang den Schweden, die Reiterreserve der Artilleriebedeckung in die Flucht zu schlagen und nur die fast zeitgleiche Ankunft des Kurfürsten hielt sie auf. Derfflinger hatte Verstärkung entsandt, die nun, unter dem herbeigeeilten Prinzen von Homburg und dem Kammerjunker von Buch, den Schweden in die Flanke fiel und sie zum sofortigen Rückzug zwang.

Da Wrangels linke Flanke nicht mehr durch den Prinzen von Homburg bedroht wurde, entnahm er dort Kräfte und erneuerte seinen Angriff auf die angeschlagenen Verteidiger der Geschützstellung.[426] Der Angriff entwickelte sich zum Nahkampf, in dem neben Karabinern auch Pallasche eingesetzt wurden. 69 hochrangige Offiziere, wie Derfflinger, befanden sich im Getümmel. Derfflinger musste vom Prinzen von Homburg und Oberst Mörner aus einer gefährlichen Lage herausgeholt werden. Hierbei kam Mörner um und wurde durch Oberstleutnant Hennigs ersetzt, der die Brandenburger zusammenhielt und den Schweden große Verluste zufügte.

Nach langem, für beide Seiten verlustreichen Kampf gewannen die Brandenburger die Oberhand und schlugen die schwedischen Reiter in die Flucht. Dies führte dazu, dass das schwedische Infanterieregiment von Dalwig in eine isolierte Lage geriet und umzingelt wurde. Das Regiment wurde vollständig vernichtet, nur 20 Mann gelang die Flucht, 60 bis 70 Mann wurden gefangengenommen und Oberstleutnant Maltzahn wurde getötet.

Die Schweden hatten schwere Verluste erlitten, ihre Kavallerie war in Unordnung geraten und es war ihnen nicht gelungen, die Höhe zu nehmen.[427] Darüber hinaus gab es Berichte, dass die Brandenburger kaiserliche Verstärkungen erwarteten. Wrangel beschloss, sich über Hakenberg auf Fehrbellin zurückzuziehen, obwohl der dortige Übergang noch nicht wiederhergestellt war. Laut Bericht des Kammerjunkers von Buch hatten die Schweden 2100 Tote, noch mehr Verwundete und 60 bis 70 Gefangene zu beklagen, während auf brandenburgischer Seite 218 Mann starben und 280 schwer verwundet wurden.

Um ungefähr 10 Uhr begannen die Schweden, in zwei Kolonnen geordnet, ihren Rückzug auf Fehrbellin. Die Brandenburger begleiteten den schwedischen Rückzug auf deren linker Flanke und hielten sie unter Artilleriefeuer, das von den Schweden erwidert wurde. Eine Kugel verfehlte den Kurfürsten knapp und riss Stallmeister Emanuel Froben das rechte Bein oberhalb des Knies ab, woran er eine Stunde später starb. Eine Gelegenheit zum Angriff ergab sich jedoch nicht, da die Schweden auf ihrer Linken starke Infanterie stehen hatten und auch das Gelände nicht günstig war. Es kam nur zu einem schwachen Angriff, der sofort abgewehrt wurde. Um die Mittagszeit erreichten die Schweden das zur Verteidigung vorbereitete Fehrbellin. Die Erwägung seiner Offiziere, den Ort zu beschießen, lehnte der Kurfürst ab.[428]

Über Nacht setzten die Schweden die Brücke notdürftig instand und so fand der Große Kurfürst am nächsten Morgendas Gros der Schweden auf der anderen Seite des Luchs vor. Zwei Bataillone Musketiere des Regiments Gotha waren zurückgeblieben und deckten den Rückzug. Feldmarschall Derfflinger griff die Musketiere mit 1150 Mann seiner Vorhutreiterei an und vertrieb sie nach hartem Kampf durch das Kreuzfeuer seiner Dragoner. Vor ihrem Abzug steckten die Schweden noch ihre Pulvervorräte in Brand. Trotzdem gelang es, fünf Geschütze, zehn Kugelwagen, vier Munitionskarren, neun Zentner Lunten und sieben Zentner Musketenkugeln zu erbeuten. Die verbliebenen schwedischen Truppen zogen nach Neuruppin ab und konnten wegen der bei den Kämpfen zerstörten Notbrücke nicht folgen.

In der Schlacht und der anschließenden Verfolgung hatten die Schweden 2400 Tote und 300 bis 400 Gefangene zu beklagen, während auf brandenburgischer Seite 500 Mann starben oder verwundet wurden.[429] Die Schweden verloren Oberst Adam Wachtmeister, Oberstleutnant Maltzahn, fünf weitere Stabsoffiziere, sechs Hauptleute der Reiterei, einige Leutnants und Kornetts, sowie sämtliche Offiziere des Regiments Dalwig. Unter den brandenburgischen Toten waren Generalwachtmeister von Mörner, Major von der Marwitz, die Rittmeister von Asseburg, Beyer, Burgsdorff und Schönermark, einige Leutnante und 218 Mannschaften. Verwundet wurden unter anderem die Oberstleutnante Sydow, Köller, Strauß, Hennigs und Hauptmann Buch. Der Kurfürst adelte Hennigs noch auf dem Schlachtfeld und beförderte ihn zum Obersten.[430]

Die Brandenburger erbeuteten sechs Dragonerfahnen und mehrere Pauken in Rathenow, acht Infanteriefahnen beim erbitterten Gefecht um die Höhe, zwei Standarten und fünf Geschütze. Die meisten Gefallenen wurden auf dem Schlachtfeld selbst beigesetzt.

Fehrbellin war der erste eigenständige Sieg der Brandenburger und stärkte das Staatsbewusstsein Brandenburg-Preußens.[431] Als Folge dieses Sieges wurde Schweden militärisch weiter in die Defensive gedrängt. Die Mark Brandenburg wurde danach von den Schweden bis zum Friedensschluss 1679 nicht mehr militärisch bedroht. Eine weitere Folge dieses Sieges war, dass die sich bis dahin unter fadenscheinigen Gründen aus dem Konflikt heraushaltenden Dänen und das Heilige Römische Reich ihrer Bündnisverpflichtung nachkamen und Schweden den Krieg erklärten. Von den Brandenburgern bis Wittstock verfolgt, wuchs sich der Rückzug Wrangels zu einer Katastrophe aus, zumal Tausende seiner Soldaten desertierten. Von anfänglich 12.000 Mann erreichten nur noch 4000 Demmin.

Dennoch brachten die Schlacht von Fehrbellin und die anschließende Eroberung Schwedisch-Pommerns sowie der ostpreußische Feldzug kaum greifbaren Zugewinn, da 1679 im Frieden von Saint-Germain fast alle aus der siegreichen Schlacht resultierenden Vorteile wieder rückgängig gemacht wurden.[432]

Schon zum damaligen Zeitpunkt erregte die „Schlacht bei Fehrbellin“ in ganz Europa Aufsehen. „Die brandenburgische Armee, die noch niemals zuvor allein in die Schlacht gezogen war, hatte die hervorragende schwedische Truppe aus dem Feld geschlagen.“[433] Darüber hinaus war für das Reich durch diesen Sieg die vor allem von deutschen Zeitgenossen so wahrgenommene Gefahr gebannt worden, wie schon im Dreißigjährigen Krieg erneut zum Schauplatz französisch-schwedischer Machtpolitik zu werden. Es war deshalb nicht ungewöhnlich, dass selbst im fernen Straßburg Lieder auf Friedrich Wilhelm gedichtet wurden, die den Hohenzollern erstmals als „Großen Kurfürst“ feierten.[434]

Während die schwedische Geschichtsschreibung dem Treffen bei Fehrbellin kaum mehr als die Bedeutung eines Rückzugsgefechts beimaß, erkannte die deutsche Historiographie in ihm einen geschichtlichen Wendepunkt. Folglich nahm der Reitertag von Fehrbellin bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1914–1918) einen besonderen Platz im Interesse deutscher Historiker ein, die in dem brandenburgischen Sieg den Anfangspunkt für den Aufstieg der preußischen Militärmacht sahen.[435]

Ein weiterer Aspekt der deutschen Historiographie zur Schlacht bei Fehrbellin stellte die Glorifizierung Kurfürst Friedrich Wilhelms und seiner Rolle während des Kampfes dar. Diese Fokussierung wurde verstärkt während des 19. Jahrhunderts betrieben und erreichte im Deutschen Kaiserreich ihren Höhepunkt. Das Ziel dieser Interpretation war die Etablierung eines Mythos um das Herrscherhaus der Hohenzollern, weshalb sie besonders häufig in Schulbüchern zu finden war.[436]

Die Schlacht bildet den Hintergrund für das Drama „Prinz Friedrich von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin“ von Heinrich von Kleist (geschrieben 1809/10, Erstveröffentlichung 1821). Die Handlung hat nichts mit den historischen Ereignissen und handelnden Personen gemein.[437]

Das sogenannte „Neue Denkmal“ (Siegessäule Hakenberg) auf dem Kurfürstenhügel bei Hakenberg ist als Aussichtsturm ausgeführt. Der zweigliedrige Sockel hat die Form eines Würfels mit vier abgestumpften Kanten; auf ihm ruht ein rundturmartiger Aufbau, der in einer Höhe von 23 m eine umlaufende Galerie trägt. Diese besteht aus einem eisernen Gitterwerk in dessen Mitte sich auf einem grauen Sandsteinkegel die (später vergoldete) Bronzestatue der Siegesgöttin Victoria erhebt, auch Nike auf der Berliner Siegessäule. Im Sockelgeschoss ist außen eine Inschrifttafel mit der Widmungsinschrift, darüber eine überdimensionale Blendnische mit der Kolossalbüste des Großen Kurfürsten eingelassen. Das Denkmal geht auf eine Initiative des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (nachmals Kaiser Friedrich III.) zurück, der am 18. Juni 1875 auch die Grundsteinlegung vollzog. Die Einweihungsfeier fand am 2. September 1879 (am sogenannten Sedantag) statt.[438]

Der 1893 von Richard Henrion komponierte „Fehrbelliner Reitermarsch“ gehört bis heute zu den beliebtesten Stücken im Repertoire von Militärkapellen und ist Regimentsmarsch verschiedener Verbände der Bundeswehr.

Im ländlichen, erst 1920 nach Berlin eingemeindeten Wilmersdorf entstand 1892 der Fehrbelliner Platz. 1913 wurde dort der U-Bahnhof Fehrbelliner Platz eröffnet und der Platz nach 1934 hufeisenförmig mit monumentalen Verwaltungsgebäuden umbaut.[439]

In der Folge des Sieges eroberte Brandenburg bis 1678 ganz Schwedisch-Pommern.[440] Die im Herzogtum Preußen eingefallenen Schweden vertrieb er, unter persönlicher Führung eines Heeres, im Winter 1678/79 in der berühmten Jagd über das Kurische Haff bis über die Grenze nach Schwedisch-Livland zurück.

Am 29. Juni 1679 wurde der Frieden von St.-Germain geschlossen, in dem Friedrich Wilhelm das eroberte Vorpommern bis auf einen kleinen Gebietsstreifen östlich der Oder wieder abtreten musste, da ihn seine Verbündeten, die Niederlande und der kaiserliche Hof, im Stich ließen und er mit Dänemark allein dem übermächtigen Frankreich gegenüberstand. Enttäuscht insbesondere vom Verhalten Kaiser Leopolds schloss er sich nun eng an Frankreich an, verpflichtete sich sogar in einem geheimen Vertrag vom 25. Oktober 1679, Ludwig XIV. bei einer neuen Kaiserwahl seine Stimme zu geben.[441] 1680/81 ließ Friedrich Wilhelm einen Kaperkrieg gegen spanische Schiffe durchführen, um ausstehende Subsidiengelder des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges einzutreiben.[442]

Beeinflusst von seiner Zeit in Holland, richteten sich seine Bemühungen nach dem Friedensschluss auf die Erwerbung von Kolonien und den Aufbau einer eigenen Flotte, was allerdings nicht den realen Möglichkeiten Brandenburg-Preußens entsprach.[443]

So ließ er, um überseeische Kolonien zu erwerben und zu sichern, mit Unterstützung des niederländischen Kaufmanns Benjamin Raule 1684 offiziell die Kurbrandenburgische Marine gründen und ließ durch die 1682 gegründete Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie Kolonien in Guinea errichten.[444]

Am 9. Mai 1688 starb Kurfürst Friedrich Wilhelm.[445] Eine Woche nach dem Tode des Kurfürsten tagte der Geheime Rat zum ersten Male unter dem Vorsitz Friedrichs III. Gegenstand und Tagesordnung war die Eröffnung und Verlesung des väterlichen Testaments. Unter Verstoß gegen die seit 1473 geltenden Hausgesetze der Hohenzollern sollte Brandenburg-Preußen auf die fünf Söhne Friedrich Wilhelms (Friedrich selbst und seine vier Halbbrüder) aufgeteilt werden. Nach langwierigen Verhandlungen und ausführlichen Rechtsgutachten (unter anderem von Eberhard von Danckelman, dem ehemaligen Hauslehrer Friedrichs) gelang es dem Thronfolger, sich bis 1692 gegen seine Geschwister durchzusetzen und die Einheit des Landes zu bewahren. Während sein Vater alle Regierungsfragen selbst entschieden hatte, überließ Friedrich III. am 20. Mai 1688, als eine der ersten Regierungshandlungen, die Regierungsgeschäfte seinem ehemaligen Lehrer Eberhard von Danckelman.

Kurfürst Friedrich III. bzw. König Friedrich I.

Außenpolitisch unterstützte Kurfürst Friedrich III. im November 1688 Wilhelm von Oranien bei der Landung in England, und von 1688 bis 1697 im Pfälzischen Erbfolgekrieg mit brandenburgischen Truppen die große Allianz gegen Frankreich. Obwohl der Kurfürst bei seinem Amtsantritt auf dem Papier eine Koalition mit Frankreich von seinem Vater geerbt hatte, orientierte er sich aus finanziellen, familiären, konfessionellen und strategischen Gründen schnell in die von Wilhelm von Oranien organisierte antifranzösische protestantische Koalition.[446]

Nach fünf Monaten der Doppeldiplomatie mit niederländischen und französischen Agenten positionierte sich der Kurfürst im Oktober 1688 erstmals offen gegen Frankreich.[447] Er war maßgeblich an der Bildung des antifranzösischen Magdeburger Konzerts beteiligt. Bei den Belagerungen von Kaiserswerth und Bonn 1689 zeigte er in vorderster Linie, dass er durchaus über physischen Mut verfügte. Seit 1696 verfolgte Kurfürst Friedrich die Idee einer Rangerhöhung zum Königtum.[448]

Dabei richtete er auch seinen politischen Ehrgeiz auf die Vereinheitlichung seines zerrissenen Staates. Er suchte gewissermaßen eine gesamtstaatliche Klammer. Zudem war ein höherer Rang in der damaligen hierarchisch strukturierten Adelsgesellschaft mit einer höheren Stellung und höherem Ansehen verbunden. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Sophie Charlotte von Hannover (1668–1705), einer hochintelligenten und emanzipierten Prinzessin aus Hannover, strebte er nach Erreichung dieses Zieles. Erste Sondierungen am Wiener Hof stießen auf strikte Ablehnung. Ab 1697 betrieb Friedrich III. die Sache mit mehr Energie. Der Oberpräsident Danckelman und andere hohe Staatsbeamte leisteten angesichts der zu erwartenden hohen Kosten noch immer Widerstand.[449]

Am 20. Dezember 1697 wurde Danckelman durch Intrigen seiner Feinde Feldmarschall Fuchs, Barfus und Dohna auf Befehl Friedrichs verhaftet und in die Zitadelle Spandau gebracht, wo er bis 1707 in Festungshaft genommen wurde.[450] Der einzige Grund für die Einkerkerung Danckelmans war das Unvermögen Friedrichs, seinen eigenen Weg gegenüber der starken Persönlichkeit seines Mentors durchzusetzen. Ein Gegner Danckelmans, Johann Kasimir Kolbe von Wartenberg, der den Absichten des Kurfürsten weniger kritisch gegenüberstand, trat mit einem Jahresgehalt von 120.000 Reichstalern seine Nachfolge an.[451] Friedrich hatte sich nach dem Sturz Danckelmans ernstlich vorgenommen, sein eigener Premierminister zu werden und arbeitete mehr und enger mit dem Geheimen Rat zusammen. Durch die daraus entstehenden Belastungen überfordert, stimmte er einem Vorschlag Wartenbergs zu, eine Vorabselektion durch einen aus vier Personen bestehenden engeren Rat durchführen zu lassen.[452]

Mit diesem Aussonderungsverfahren wurde dem Geheimen Rat in den entscheidenden Dingen die Kompetenz entzogen. Wartenberg selbst änderte die Zusammensetzung dieses engeren Rates und bestimmte am König Friedrich vorbei fortan bis 1712 maßgeblich die Politik in Preußen. Neben Wartenberg bildeten dessen Parteigänger August David zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein und Alexander Hermann von Wartensleben (ab 1702) das Drei-Grafen-Kabinett. Diese Machenschaften wurden von Friedrich nicht durchschaut. Durch ihre ausbeuterische und korruptionsverseuchte Politik geriet das Kabinett zu den Die Drei Wehs des Landes, das wegen der Anfangsbuchstaben ihrer Namen so genannt wurde.[453]

Nach dem Tod Karls II., des letzten habsburgischen Königs von Spanien, am 1. November 1700 taten sich in Europa neue Konflikte auf. Aufgrund der damit verbundenen Thronfolgestreitigkeiten verbesserten sich die Bedingungen für die Anliegen des Kurfürsten Friedrich III., da die Habsburger Bündnispartner im Krieg gegen Frankreich benötigten.[454] Nach Geheimverhandlungen im Schloss Schönhausen sagte der Kaiser am 16. November 1700 im so genannten Kontraktat zu, dass der protestantische Kurfürst die Königswürde erreichen konnte, aber die Krönung sollte außerhalb des Heiligen Römischen Reiches stattfinden. Auch durfte der Königstitel nicht auf die zum Reich gehörige Mark Brandenburg sondern nur auf das jenseits der Reichsgrenzen gelegene Preußen bezogen werden und König in Preußen (nicht von Preußen) lauten.[455]

Zudem musste Friedrich III., um die Königswürde zu erlangen, einen hohen Preis von 2 Millionen Dukaten an Kaiser Leopold I. und 600.000 Dukaten an den deutschen Klerus zahlen, der Jesuitenorden bekam 20.000 Taler für die Fürsprache von Pater Wolf am Wiener Hof. Zudem verpflichtete sich Friedrich, sich an dem vom Habsburgischen Kaiser mit geführten Spanischen Erbfolgekrieg mit 8.000 Soldaten zu beteiligen.[456]

Am 13. Dezember 1700 setzte sich nach erhaltener Erlaubnis Kaiser Leopolds ein langer Zug von Berlin nach Königsberg, der preußischen Hauptstadt, in Bewegung. Die Krönungsfeierlichkeiten fanden am 18. Januar 1701 statt. Um aller Welt seine Souveränität zu dokumentieren, setzte Friedrich sich in der Schlosskirche des Königsberger Schlosses die Krone selbst aufs Haupt, krönte dann seine Gemahlin Sophie Charlotte und ließ sich erst dann von zwei evangelischen Bischöfen salben. Der Papst akzeptierte Friedrichs Königswürde nie, denn Preußen war seit 1525 lutherisch, und Friedrichs Vater, der Große Kurfürst, hatte im Westfälischen Frieden die evangelische Seite gegen das Papsttum vertreten. Der geheime Kronvertrag zwischen Kaiser und Friedrich war schnell publik geworden und diente den übrigen Reichsfürsten teilweise zum Amusement. So hatte der Kurfürst von Brandenburg vertraglich zugesichert, bei künftigen Kaiserwahlen stets seine Kurstimme dem Hause Habsburg zu geben, was angesichts der Habsburgischen Dominanz im Reich widersinnig erschien.

Als nächster männlicher Nachkomme Wilhelms I. von Oranien erbte Friedrich nach dem Tod des kinderlosen Wilhelms III. von England 1702 die Grafschaften Lingen und Moers.[457] Diese wurden 1707 an die durch Kauf erworbene Grafschaft Tecklenburg angegliedert. Da Friedrich Calvinist war, konnte er 1707 auch zum Fürsten von Neuchâtel gewählt werden, was durch den Vertrag von Utrecht 1713 international anerkannt wurde. Daher führten Friedrich und seine Erben auch den Titel «souveräner Fürst von Oranien, Neuchâtel und Valangin». Nachdem seine zweite Frau Sophie Charlotte im Januar 1705 mit nur 36 Jahren gestorben war, heiratete Friedrich am 27. November 1708 die 23-jährige Sophie Luise von Mecklenburg. Zweck der Ehe war die Zeugung eines weiteren Sohnes, um den Fortbestand der Dynastie für den Fall des Todes des einzigen Thronfolgers abzusichern.[458]

Vom 2. bis 17. Juli 1709 konnte sich Friedrich im Rahmen des Dreikönigstreffens in Potsdam und Berlin als ebenbürtiger Gastgeber zweier Monarchen präsentieren.[459] Die ausgedehnten Festlichkeiten, politisch ergebnisarm, belasteten die bereits stark beanspruchten Staatsfinanzen weiter. Friedrich hatte dadurch, dass er in der Außenpolitik eine konsequente Westorientierung vertrat, verhindert, dass zwei ab 1701 zeitgleich und europaweit geführte Kriege, der Große Nordische Krieg und der Spanische Erbfolgekrieg, auf preußisches Territorium übergriffen.

Ende 1710 deckte eine Untersuchungskommission, angeordnet vom 22-jährigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, die üble Wirtschaft des Drei-Grafen-Kabinetts auf.[460] Anlass war die Affäre um die geplünderte Feuerkasse für Hausbesitzer in der Stadt Crossen, die, als die Stadt nahezu ganz abbrannte, nicht ausgezahlt werden konnte. Die Drei Grafen wurden daraufhin endlich vom König fallengelassen und Ende Dezember 1710 abgesetzt.[461]

Wartenberg kam am 6. Januar 1711 noch einmal von Woltersdorf nach Berlin zu einer einstündigen Unterredung mit Friedrich. Dieser schenkte Wartenberg einen wertvollen Brillantring und vergoss beim Abschied Tränen. Friedrich wusste genau, dass er von Wartenberg um Jahre hindurch belogen und betrogen worden war. Dass er ihn trotzdem unter Tränen beschenkte, zeugt von der Einsamkeit Friedrichs, dem der liebenswürdige Schein wichtiger geworden war als die Realität.[462]

Nachdem die ganze Korruptionsaffäre des Drei-Grafen-Kabinetts aufgedeckt wurde, versuchte Friedrich den von ihm verursachten Schaden wieder gut zu machen.[463] Die wichtigste Neuordnung war das Reskript vom 27. Oktober 1710, das die Gültigkeit der vom König zu unterschreibenden Verwaltungsakte nicht mehr wie bisher von einem Würdenträger, sondern von der Prüfung des fachlich zuständigen Geheimrats abhängig machte. Dieser Tag war somit die Gründung der Fachbehörden in Preußen. Durch diese Änderungen verbesserte sich die Finanzlage langsam wieder.[464]

Als Friedrich 1713 an Lungenversagen starb, hinterließ er seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm I. einen bankrotten Staat mit 20 Millionen Reichstalern Schulden.

Friedrichs innere Politik konzentrierte sich auf die Hebung der baulichen Kultur und Bildung mit dem Ziel, Ebenbürtigkeit mit den anderen großen europäischen Mächte zu erlangen.[465] Er begründete 1694 die Universität Halle, 1696 die Mahl-, Bild- und Baukunst-Academie in Berlin, aus der die Preußische Akademie der Künste hervorging, 1700 die Kurfürstlich-Brandenburgische Societät der Wissenschaften (spätere Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften) und baute die Königliche Bibliothek zu Berlin umfassend aus.[466] Während seiner Regierungszeit kamen und wirkten bedeutende Wissenschaftler und Künstler in Preußen. Unmittelbar nach seiner Selbstkrönung beauftragte er seinen Hofbildhauer und -architekten Andreas Schlüter mit dem Entwurf des berühmt gewordenen Bernsteinzimmers, das bereits 1716 durch seinen Nachfolger Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen verschenkt wurde.[467]

Das bis dahin mittelalterlich und provinziell geprägte Berlin wurde in seiner Regierungszeit zu einer prächtigen barocken Residenzstadt ausgebaut. So bestimmten Stadtpaläste und respektable Bürgerhäuser den Schloss- und Regierungsbereich Berlins.

Andreas Schlüter setzte mit dem Schlossumbau des Berliner Stadtschlosses Maßstäbe und schuf als Bildhauer mit dem Reiterstandbild des Großen Kurfürsten auf der 1692 errichteten Langen Brücke in den Jahren 1695 bis 1697 eine prächtige Herrscherdarstellung.[468] In seiner Regierungszeit entstanden außerdem ab 1694 das Zeughaus, das Schloss Monbijou (1703), ab 1695 das Schloss Charlottenburg, ab 1695 die Parochialkirche, das Friedrichshospital und vom Jahre 1701 an die beiden Dome auf dem Gendarmenmarkt. Anlässlich des zweihundertjährigen Bestehens der ersten brandenburgischen Landesuniversität Alma Mater Viadrina 1706 in Frankfurt (Oder) wurde durch Erdmann Wircker erstmals der für Berlin bis zur Gegenwart gebräuchliche Begriff Spree-Athen geprägt.

Insgesamt kann seine Regierungszeit zu den reichsten Epochen der brandenburgischen Kulturgeschichte gezählt werden.[469] Die Kehrseite dieser Medaille war eine Beanspruchung der öffentlichen Mittel, der die Leistungsfähigkeit Brandenburg-Preußens nicht gewachsen war. Ebenfalls kritisch in der Geschichtsforschung gesehen wird die dadurch verursachte Verelendung großer Bevölkerungsschichten, die die Kosten für die Unternehmungen zu tragen hatten.[470]

Unter seiner Herrschaft kam es ab 1697 zu Misswirtschaft und massiven Finanzskandalen um den Oberpräsidenten (Premierminister) Graf Johann Kasimir Kolbe von Wartenberg, den Finanzminister Graf Wittgenstein und Graf Wartensleben (die drei Wehs).[471] Die drei Grafen, die mit der Verfügungsgewalt über Armee und Finanzen die Schlüsselpositionen innehatten, wirtschafteten das Land in eine schlimme Lage hinein. Durch die ständigen neuen Finanzforderungen des Monarchen, zuerst für die Krönung, dann für die Schlossbauten in Berlin, Potsdam, Köpenick, Lietzenburg und anderen Orten, den wachsenden Hofstaat, rauschende Feste, Juwelenkäufe und fürstliche Geschenke wurde der Hofetats ständig überschritten. Wartenberg und seine Kollegen konnten sich allerdings nur halten, wenn sie den Bedürfnissen des Monarchen nachkamen. So zapften die drei immer neue Finanzquellen in Form von Steuererhöhungen und Erfindung neuer abstruser Steuern an, die die Menschen des Landes ausplünderten.

Es wird angenommen, dass Friedrich vom Graf von Wartenberg, wie von dessen Vorgänger Danckelmann, menschlich abhängig war. Im Unterschied zu dem unschuldigen Danckelmann nutzte Wartenberg dies zu großer persönlicher Bereicherung, musste aber nicht wie dieser zehn Jahre ins Zuchthaus. Diese schweren Fälle von Korruption belasteten die Finanzen des preußischen Staates schwer. Friedrichs Rolle in dieser Sache wird allgemein kritisch gesehen.[472]

Friedrichs Politik stützte sich auf eine starke, anerkannte Armee und eine glänzende Hofhaltung, die sich mit den reichsten Ländern Europas messen sollte.[473] Dies schien ihm die äußere Verkörperung einer Würde, die ihn mit den Höchstgestellten Herrschern Europas gleichstellen sollte Das in der älteren Forschung entstandene Bild des Verschwenders auf dem Königsthron kann aber in der Form nicht aufrechterhalten werden. Dieses Bild wurde in der Geschichtsforschung wesentlich geprägt durch die negativen schriftlichen Äußerungen seines Enkels, Friedrichs II.[474]

Trotz der sehr hohen Hofhaltungskosten, die 1712 bei einem Staatsbudget von 4 Millionen Taler immerhin 561.000 Taler betrugen, war im 18. Jahrhundert das Repräsentieren (wozu Feste, Schlösser, Kunstförderung, aber auch die Beschaffung von exotischen Tieren für den sogenannten "Hetzgarten" gehörten) ein wichtiger Machtfaktor, mit denen ein Fürst oder König ausdrückte, wie viel Macht er besitzt. Friedrich I. war somit nur ein Kind seiner Zeit, womit sich seine scheinbare Verschwendungssucht erklärt.[475]

Kurz nach der Beerdigung im Jahre 1713 verbot sein Sohn, der Soldatenkönig, jeden Prunk und Pomp und verursachte damit einen Exodus von Künstlern und Handwerkern aus Berlin und Preußen. Die Solisten der Hofkapelle gingen nach Köthen, wo sie bei Johann Sebastian Bach willkommene Aufnahme fanden.

Friedrich I. wurde von der Geschichtsschreibung zumeist wenig beachtet. So stand er immer im Schatten seines Vaters, des Großen Kurfürsten, seines Sohnes, des Soldatenkönigs, und seines Enkels Friedrichs des Großen.[476]

Friedrich wurde bereits zu Lebzeiten von seinen Zeitgenossen mit den Vorwürfen der Verschwendung konfrontiert. Eine entscheidende und prägende Forschungsmeinung in der Geschichtswissenschaft stellten die schriftlichen Äußerungen seines Enkels Friedrich II., eines Vertreters des aufgeklärten Absolutismus, über seinen Großvater dar.[477]

Weitgehend unkritisch betrachtet, wurde dieses Gesamturteil Friedrichs bis weit in das 20. Jahrhundert hinein von der Geschichtsforschung allgemein übernommen und vertreten. Nur wenige Darstellungen vor 1945 haben auf die Reduzierung Friedrichs und kritiklose Hervorhebung auf das Grundmotiv „Eitelkeit“ verzichtet.[478]

Im Deutschen Kaiserreich zeigten sich die Zeitgenossen beim Zweihundertjahresjubiläum des Königreichs Preußen 1901 peinlich berührt aufgrund der Umstände der Standeserhebung der Hohenzollern, nämlich die Selbsterhöhung (Selbstkrönung Friedrichs I.) und der dabei entfaltete Prunk im Jahre 1701. In der preußisch-deutschen Geschichtsschreibung wurde ebenso die Außenpolitik Friedrichs, sich vom nordischen Kriegsschauplatz fernzuhalten und alle Kräfte auf den Krieg gegen Frankreich zu konzentrieren, heftig kritisiert.[479]

In der neueren Geschichtsschreibung nach 1945 wandelte sich dieses negativ geprägte Gesamtbild Friedrichs, so dass die Hauptkritikpunkte differenzierter betrachtet und mehr in den Kontext der Zeit Friedrichs I. gestellt werden.[480] Die neue Geschichtsforschung bemüht sich verstärkt, Friedrich I. aus dem Schatten, in den ihn sein Enkel Friedrich II. und im Anschluss an diesen fast die gesamte brandenburg-preußische Geschichtsschreibung gestellt hatte, herauszuführen. Von aktuellen Historikern wird Friedrichs Regierungsbilanz positiv bewertet. Sie betonen dabei als herausragende Erfolge Friedrichs, das Kontinuum in der Staatsentwicklung und auch auf verfassungs- und verwaltungsrechtlichem Gebiet gewahrt und gefestigt zu haben.[481]

Für die ehemalige Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Gustav Eberlein die Denkmalgruppe 26 mit einem Standbild Friedrichs I. als Hauptfigur.[482] Die Figur zeigt den ersten preußischen König mit adlerbekröntem Zepter, dem Knauf eines Königsschwertes und mit einer Lorbeerkranz geschmückten Allongeperücke in der Pose des Sonnenkönigs Louis XIV.[483] Mit dieser Pose, einem weiten Mantel und reich besticktem Rock überdeckte Eberlein die körperliche Behinderung Friedrichs. Als Nebenfiguren waren dem Standbild die Büsten des Architekten Andreas Schlüter und von Eberhard von Danckelman zugeordnet. Die Enthüllung der Gruppe fand am 3. Mai 1900 statt. Das Denkmal ist mit Konturschäden und abgebrochenen Teilen erhalten und wird seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau aufbewahrt.

Fußnoten

  1.  ↑ Seine bewusste Hinwendung zum protestantischen Glauben beschrieb Calvin folgendermaßen: „Durch die Neuheit abgestoßen, lieh ich jenen Lehren nur ungern mein Ohr; mit leidenschaftlichem Eifer widerstand ich ihnen; vor allem eins machte meinen Sinn abgeneigt: die Ehrfurcht vor der Kirche. (…) Wie durch einen plötzlichen Lichtstrahl getroffen erkannte ich, in welchem Abgrund von Irrtümern, in welchem Schmutz ich mich befunden hatte. So tat ich, o Herr, was meine Pflicht war, und begab mich, erschreckt und mit Tränen für mein früheres Leben verdammend, auf deinen Weg.“ Zitiert aus: Gloede, G.: Zucht und Weite. Calvins Weg und Werk, 4. Auflage, Zürich 1959
  2.  ↑ See, H.: Histoire economique de la France, Band I., 2. Auflage, Paris 1948, S. 150ff
  3.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 100
  4.  ↑ Opitz, P. Ulrich Zwingli. Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus, Zürich 2015, S. 92
  5.  ↑ Die deutsche Übersetzung dieses Werkes bietet Weber, O. (Hrsg.): Unterricht in der christlichen Religion, 2. Auflage, Berlin 1955
  6.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 102
  7.  ↑ Zitiert aus Pettegree, A.: Calvinism in Europe, 1540–1620, Cambridge 1994, S. 56
  8.  ↑ van Ess, J.: Zwischen Hadith und Theologie. Studien zum Entstehen prädestinatianer Überlieferung, Berlin 1975, S. 25 f
  9.  ↑ Bildheim, S.: Calvinistische Staatstheorien. Historische Fallstudien zur Präsenz monarchomachischer Denkstrukturen im Mitteleuropa der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 23
  10.  ↑ Pettegree, A.: Calvinism in Europe, 1540–1620, Cambridge 1994, S. 53
  11.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 105
  12.  ↑ Erbstößer, M.: Strukturen der Waldenser in Deutschland im 14. Jahrhundert, in: Tanz, S. (Hrsg.): Mentalität und Gesellschaft im Mittelalter. Beiträge zur Mentalitätsgeschichte 2, Frankfurt am Main 1993, S. 95–106, hier S. 98
  13.  ↑ Ebd., S. 100
  14.  ↑ Sarnowsky, J.: England im Mittelalter, Darmstadt 2002, S. 92
  15.  ↑ Bildheim, S.: Calvinistische Staatstheorien. Historische Fallstudien zur Präsenz monarchomachischer Denkstrukturen im Mitteleuropa der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 25
  16.  ↑ Pfnür, V.: Einig in der Rechtfertigungslehre? Die Rechtfertigungslehre der Confessio Augustana (1530) und die Stellungnahme der katholischen Kontroverstheologie zwischen 1530 und 1535, Wiesbaden 1970, S. 108
  17.  ↑ Pettegree, A.: Calvinism in Europe, 1540–1620, Cambridge 1994, S. 27
  18.  ↑ Ebd. Vgl. auch dazu die einzige vollständige deutsche Übersetzung aller Teile dieses Dokuments bei Sander, F.: Die Hugenotten und das Edikt von Nantes. Mit urkundlichen Beigaben zum Gedächtnis an das Potsdamer Edikt des Großen Kurfürsten vom 29. Oktober/8. November 1685, Breslau 1885, S. 229-285
  19.  ↑ Ebd.
  20.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 196
  21.  ↑ Ebd.
  22.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 105
  23.  ↑ Ebd.
  24.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 11
  25.  ↑ Köller/Töpfer, Frankreich, a.a.O., S. 265
  26.  ↑ See, H.: Histoire economique de la France, Band I., 2. Auflage, Paris 1948, S. 184
  27.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 29
  28.  ↑ Cole, C. W.: French Mercantilist Doctrines before Colbert, New York 1951, S. 61
  29.  ↑ Der Merkantilismus ist eine zusammenfassende Bezeichnung der absolutistischen Staaten zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert und die diesen Bestrebungen zugrunde liegenden Wirtschaftslehren. Das grundsätzliche Ziel des Merkantilismus lag in der Vermehrung der Macht und des Wohlstandes des jeweils eigenen Landes bzw. des Landesherrn. Die jeweiligen Herrscher machten sich militärisch durch die Aufstellung eines festen Heeres und verwaltungsmäßig durch die Verfügung über eine Beamtenschaft von der Mitwirkung der Stände und vom feudalen Lehenssystem unabhängig. Indem die Herrscher den Hof zum Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Lebens erhoben, beanspruchten sie auch die verbindliche Entscheidungsgewalt in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Der Merkantilismus entwertete die Aufsicht, die im Mittelalter die Stadt zum Schutz der Kunden über Markt und Korporation und zum Schutz der Bürgerschaft über auswärtige Unternehmer ausgeübt hatte. Die wesentlichen Erlaubnisse oder Verbote erließ nicht mehr die Stadt, sondern der Staat. Der jeweilige König oder Landesfürst erteilte Privilegien, Konzessionen und Monopole für das Staatsgebiet. Ausfuhrprämien, Subventionen und Kredite für den Export von Fertigwaren wurden im Interesse der zentralen Hof- und Außenwirtschaftspolitik vergeben. Weiterhin wurden Verbote zur Ausfuhr von Rohstoffen, die im eigenen Land verarbeitet werden konnten, und zur Einfuhr von Fertigwaren und Verbrauchsgütern zugunsten des Staatsschatzes und außenpolitischen Absichten erlassen. Der Merkantilismus stand dem Streben nach wirtschaftlicher Autarkie und der territorialstaatlichen Integration mit dem Interesse eines freien Handels entgegen. Zur zeitlichen Einordnung des Merkantilismus in die Wirtschaftsgeschichte vgl. die immer noch aktuellen Forschungsbeiträge von Engelsing, R.: Kleine Wirtschaftsgeschichte Deutschlands, Hannover 1968, S. 63-70 oder Blaich, F.: Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden 1973, S. 21 ff
  30.  ↑ Blaich, Die Epoche des Merkantilismus, a.a.O., S. 55
  31.  ↑ Dieser Erlass wurde von dem königlichen Rat Paulet ausgearbeitet und deshalb in der französischen Bevölkerung „Paulette“ genannt.
  32.  ↑ Göhring, M. : Weg und Sieg der modernen Staatsidee in Frankreich. Vom Mittelalter bis 1789, Tübingen 1949, S. 2 ff
  33.  ↑ Hardy, G.: Histoire de la colonisation francaise, 5. Auflage, Paris 1947, S. 38. Vgl. dazu auch Blet, H.: Histoire de la colonisation francaise, Bd. I., Paris/Grenoble 1946
  34.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 267
  35.  ↑ Mieck, Das Entstehen des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 242
  36.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 297
  37.  ↑ Pages, P.: Naissance du Grand Siecle, La France de Henry IV. a Louis XIV. (1598-1611), Paris 1948, S. 164
  38.  ↑ Mieck, Das Entstehen des modernen Frankreich 1450-1610, a.a.O., S. 243
  39.  ↑ Eine ausführlichere Darstellung der Ermordung Heinrichs IV. bietet Mousnier, R.: Ein Königsmord in Frankreich. Die Ermordung Heinrich IV., Berlin 1970
  40.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 297 f
  41.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 49
  42.  ↑ Dickmann, F.: Rechtsgedanke und Machtpolitik bei Richelieu. Studien an neuentdeckten Quellen. In: Historische Zeitschrift 196 (1963) S. 265–319, hier S. 267
  43.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 139
  44.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu Der Ehrgeizige, der Revolutionär, der Diktator, Frankfurt/M. 1975, S. 33
  45.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 38
  46.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 27
  47.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu Der Ehrgeizige, der Revolutionär, der Diktator, Frankfurt/M. 1975, S. 100
  48.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009,S. 90
  49.  ↑ Kerber, M.: Richelieu oder Die Macht des Vorzimmers, Berlin 2004, S. 90
  50.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 45
  51.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 63
  52.  ↑ Dickmann, F.: Rechtsgedanke und Machtpolitik bei Richelieu. Studien an neuentdeckten Quellen. In: Historische Zeitschrift 196 (1963) S. 265–319, hier S. 287
  53.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 76
  54.  ↑ Kerber, M.: Richelieu oder Die Macht des Vorzimmers, Berlin 2004, S. 27
  55.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 63
  56.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 90
  57.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S, 65
  58.  ↑ Dickmann, F.: Rechtsgedanke und Machtpolitik bei Richelieu. Studien an neuentdeckten Quellen. In: Historische Zeitschrift 196 (1963) S. 265–319, hier S. 276
  59.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 87
  60.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 87
  61.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu Der Ehrgeizige, der Revolutionär, der Diktator, Frankfurt/M. 1975, S. 112
  62.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 76
  63.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 39
  64.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009,S. 113
  65.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu, Bergisch-Gladbach 1980, S. 72
  66.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 88
  67.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 122
  68.  ↑ Bonney, R.:Political Change in France under Richelieu and Mazarin 1624-1661, Oxford/London/Glasgow 1978, S. 87
  69.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu, Bergisch-Gladbach 1980, S. 125
  70.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 115
  71.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 45
  72.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 63
  73.  ↑ Dickmann, F.: Rechtsgedanke und Machtpolitik bei Richelieu. Studien an neuentdeckten Quellen. In: Historische Zeitschrift 196 (1963) S. 265–319, hier S. 287
  74.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 76
  75.  ↑ Kerber, M.: Richelieu oder Die Macht des Vorzimmers, Berlin 2004, S. 27
  76.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 63
  77.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 90
  78.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S, 65
  79.  ↑ Dickmann, F.: Rechtsgedanke und Machtpolitik bei Richelieu. Studien an neuentdeckten Quellen. In: Historische Zeitschrift 196 (1963) S. 265–319, hier S. 276
  80.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 87
  81.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 87
  82.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu Der Ehrgeizige, der Revolutionär, der Diktator, Frankfurt/M. 1975, S. 112
  83.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 76
  84.  ↑ Gloger, B.: Richelieu, die Karriere eines Staatskanzlers, Berlin 1990, S. 39
  85.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009,S. 113
  86.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu, Bergisch-Gladbach 1980, S. 72
  87.  ↑ Burckhardt, C. J.: Richelieu, Der Aufstieg zur Macht – Behauptung der Macht und kalter Krieg – Großmachtpolitik und Tod des Kardinals, München 1984, S. 88
  88.  ↑ O‘ Connell, D. P.: Richelieu: Kardinal, Staatsmann, Revolutionär, München 1978, S. 122
  89.  ↑ Bonney, R.:Political Change in France under Richelieu and Mazarin 1624-1661, Oxford/London/Glasgow 1978, S. 87
  90.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu, Bergisch-Gladbach 1980, S. 125
  91.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 115
  92.  ↑ Ebd.
  93.  ↑ Zitiert aus Schunk, Geschichte Farnkreichs, a.a.O., S. 43
  94.  ↑ Erlanger, P.: Richelieu, Bergisch-Gladbach 1980, S. 89
  95.  ↑ Newton, W.R.: Hinter den Fassaden von Versailles, Berlin 2010, S. 17
  96.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 137
  97.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 42
  98.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 55ff
  99.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 38
  100.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 76
  101.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 47
  102.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 164
  103.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 65
  104.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 27
  105.  ↑ Newton, W.R.: Hinter den Fassaden von Versailles, Berlin 2010, S. 53
  106.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 167
  107.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 53
  108.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 26
  109.  ↑ Newton, W.R.: Hinter den Fassaden von Versailles, Berlin 2010, S. 76
  110.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 53
  111.  ↑ Lablaude, P.A.: Die Gärten von Versailles, Worms 1995, S. 26
  112.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 97
  113.  ↑ Milovanovic, N: Les grands appartements de Versailles sous Louis XIV, Paris 2005, S. 44
  114.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 176
  115.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 79
  116.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 76
  117.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 178
  118.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 39
  119.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 26
  120.  ↑ Newton, W.R.: Hinter den Fassaden von Versailles, Berlin 2010, S. 76
  121.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 53
  122.  ↑ Lablaude, P.A.: Die Gärten von Versailles, Worms 1995, S. 26
  123.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 97
  124.  ↑ Milovanovic, N: Les grands appartements de Versailles sous Louis XIV, Paris 2005, S. 44
  125.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 176
  126.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 79
  127.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 76
  128.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 178
  129.  ↑ Pérouse de Montclos, J.-M./Polidori, R.: Versailles, Köln 1996, S. 39
  130.  ↑ Lablaude, P.A.: Die Gärten von Versailles, Worms 1995, S. 38
  131.  ↑ Milovanovic, N: Les grands appartements de Versailles sous Louis XIV, Paris 2005, S. 77
  132.  ↑ Lablaude, P.A.: Die Gärten von Versailles, Worms 1995, S. 49
  133.  ↑ d’Archimbaud, N.: Versailles. Verlag Stiebner, 2001, S. 125
  134.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 39
  135.  ↑ Schwesig, B.-R.: Ludwig XIV. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 2001, S. 55
  136.  ↑ Walton, G.: Louis XIV’s Versailles, London 1986, S. 103
  137.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 180
  138.  ↑ Schwesig, B.-R.: Ludwig XIV. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 2001, S. 73
  139.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 48
  140.  ↑ Erlanger, P.: Ludwig XIV. Das Leben eines Sonnenkönigs. Bechtermünz, Augsburg 1996, S. 55
  141.  ↑ Lablaude, P.-A.: Die Gärten von Versailles. Werner, Worms 1995, S. 17ff
  142.  ↑ Lewis, W. H.: Ludwig XIV. Der Sonnenkönig. Heyne, München 1989, S. 55
  143.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 175
  144.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 76
  145.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 197
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  147.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 29
  148.  ↑ Ziegler, G.: Der Hof Ludwigs XIV. in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1964, S. 28
  149.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 177
  150.  ↑ Wrede, M.: Ludwig XIV. Der Kriegsherr aus Versailles, Darmstadt 2015, S. 39
  151.  ↑ Ranum, O.: Paris in the Age of Absolutism. An essay, Pennsylvania 2003, S. 58
  152.  ↑ Bernier, O.: Ludwig XIV. Eine Biographie, Zürich 1989, S. 145
  153.  ↑ Goubert, P.: Ludwig XIV. und zwanzig Millionen Franzosen, Berlin 1973, S. 39
  154.  ↑ Erlanger, P.: Ludwig XIV. Das Leben eines Sonnenkönigs. Bechtermünz, Augsburg 1996, S. 103
  155.  ↑ Bluche, F.: Im Schatten des Sonnenkönigs. Alltagsleben im Zeitalter Ludwigs XIV. Ploetz, Freiburg 1986, S. 38
  156.  ↑ Schultz, U.: Der Herrscher von Versailles. Ludwig XIV und seine Zeit, München 2006, S. 65
  157.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 68
  158.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 301
  159.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 37
  160.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 190
  161.  ↑ Schilling, H. Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763, Berlin 1998, S. 72
  162.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714, London/New York 1999, S. 30
  163.  ↑ Schilling, H. Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763, Berlin 1998, S. 63
  164.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 303
  165.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 87
  166.  ↑ Schilling, H. Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763, Berlin 1998, S. 55
  167.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 63
  168.  ↑ Sonnino, P.: Louis XIV. and the origins of the Dutch War, Cambridge/New York/New Rochelle 1988, S. 32
  169.  ↑ Spielman, J.P.: Leopold I. - Zur Macht nicht geboren, Graz/Wien/Köln 1981, S. 89
  170.  ↑ Schilling, H. Höfe und Allianzen - Deutschland 1648–1763, Berlin 1998, S. 48
  171.  ↑ Sonnino, P.: Louis XIV. and the origins of the Dutch War, Cambridge/New York/New Rochelle 1988, S. 73
  172.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 15
  173.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 44
  174.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 189
  175.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311f
  176.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 17
  177.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 34
  178.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 192
  179.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 37
  180.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 312
  181.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 78
  182.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 182
  183.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 19
  184.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 193
  185.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 22
  186.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311
  187.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 39
  188.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 195
  189.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 27
  190.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 83
  191.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311
  192.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 195
  193.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 313
  194.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 73
  195.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 99
  196.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 56
  197.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 77
  198.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 82
  199.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 19
  200.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 193
  201.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 22
  202.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311
  203.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 39
  204.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 195
  205.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 27
  206.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 83
  207.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 311
  208.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 195
  209.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 313
  210.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 73
  211.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 99
  212.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 56
  213.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 77
  214.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 82
  215.  ↑ Graf von Kalnein, A.: Die Regentschaft in Spanien 1665–1677. Saarbrücken/Fort Lauderdale 1992, S. 103
  216.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 201
  217.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 60
  218.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 7
  219.  ↑ D. v. Schaumberg: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313, hier S. 310
  220.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714. London/New York 1999, S. 39
  221.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 102
  222.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 3
  223.  ↑ van Kampen, R.G.: Geschichte der Niederlande. Band 2, Hamburg 1833, S. 192
  224.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 127
  225.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 192
  226.  ↑ van Kampen, R.G.: Geschichte der Niederlande. Band 2, Hamburg 1833, S. 215
  227.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 126
  228.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 34
  229.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 76
  230.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 1
  231.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 222
  232.  ↑ v. Schaumberg, D.: Kriege Ludwigs XIV., in: von Poten, B.: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd. 5, Leipzig 1878, S. 300–313,hier S. 312
  233.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 4
  234.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 89
  235.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714, London/New York 1999, S. 57
  236.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 78
  237.  ↑ Rowen, H.H.: John de Witt and the Triple Alliance. In: The Journal of Modern History. Band 26, Nr. 1 (1954), S. 1–14, hier S. 5
  238.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 38
  239.  ↑ Lynn, J.A.: The Wars of Louis XIV 1667–1714, London/New York 1999, S. 74
  240.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. - Frankreichs Aufstieg in Europa, München 1951, S. 33
  241.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 49
  242.  ↑ Nolan, C. J.: Wars of the age of Louis XIV. 1650–1715. An encyclopedia of global warfare and civilization, Westport 2008, S. 516f.
  243.  ↑ Meyer, J.: Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1515–1789. Stuttgart 1990, S. 223
  244.  ↑ Schultz, U.: Richelieu. Der Kardinal des Königs, München 2009, S. 222
  245.  ↑ Ebd., S. 224
  246.  ↑ Lynn, J. A.: The Wars of Louis XIV. 1667–1714, London 1999, S. 125
  247.  ↑ Nolan, C. J.: Wars of the age of Louis XIV. 1650–1715. An encyclopedia of global warfare and civilization, Westport 2008, S. 517
  248.  ↑ Lynn, J. A.: The Wars of Louis XIV. 1667–1714, London 1999, S. 135
  249.  ↑ Ebd., S. 227
  250.  ↑ Lynn, J.A.: The French Wars 1667–1714. The Sun king at war, Oxford 2002, S. 47f.
  251.  ↑ Lynn, J. A.: The Wars of Louis XIV. 1667–1714, London 1999, S. 130
  252.  ↑ Nolan, C. J.: Wars of the age of Louis XIV. 1650–1715. An encyclopedia of global warfare and civilization, Westport 2008, S. 516f.
  253.  ↑ Deutscher Hugenottenverein (Hrsg.): Das Edikt von Nantes. Das Edikt von Fontainebleau, Flensburg 1963, S. 90
  254.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 141
  255.  ↑ Das Edikt von Fontainebleau. 300-Jahrfeier Oktober 1985. Vortrag von Pfarrer Albrecht Prüfer im Französischen Gymnasium, in: Die Hugenottenkirche, 39. Jg., Nr.10, Oktober 1986, S. 38 f
  256.  ↑ Ebd.
  257.  ↑ Ebd.
  258.  ↑ Deutscher Hugenottenverein, Das Edikt von Nantes. Das Edikt von Fontainebleau, a.a.O., S. 91 f
  259.  ↑ Bluche, Im Schatten des Sonnenkönigs, a.a.O., S. 317
  260.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 66
  261.  ↑ Joutard, 1685-Ende und neue Chance für den französischen Protestantismus, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 20
  262.  ↑ Ebd.
  263.  ↑ Poujol, R.: Histoire d’un village cevenal : Vebron, Aix-en-Provence 1983, S. 132
  264.  ↑ Zitiert aus Spaich, H.: Fremd in Deutschland. Auf der Suche nach Heimat, a.a.O., S. 66
  265.  ↑ Bluche, Im Schatten des Sonnenkönigs, a.a.O., S. 311
  266.  ↑ Ebd.
  267.  ↑ Ebd. S. 312
  268.  ↑ Ebd.
  269.  ↑ Zitiert aus: Erbe, H.: Die Hugenotten in Deutschland, Essen 1937, S. 25
  270.  ↑ Meyer, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 358
  271.  ↑ Sieburg, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 147
  272.  ↑ Jean-Baptiste Colbert (1619-1683) bekleidete seit dem Jahre 1661 den Posten des Oberintendanten der Finanzen in Frankreich. Durch grundlegende administrative, ökonomische und finanzielle Reformen schuf er die Voraussetzungen für die Außen- und Kolonialpolitik Ludwigs XIV. Er war einer der führenden Vertreter des Merkantilismus und förderte den französischen Außenhandel und die industrielle Entwicklung des Landes. Außerdem wurde er von Ludwig XIV. zum Oberintendanten der schönen Künste ernannt und gründete im Jahre 1666 die Academie des Sciences. Vgl. dazu Cole, C. W.: French Merkantilism 1683-1700, 2. Auflage, New York 1965; Scoville, W.C.: The Presecution of Huguenots and French Economic Development 1680-1720, Los Angeles 1960, S. 444 f ; Schumpeter, J. A.: Geschichte der ökonomischen Analyse, 2. Bde, Göttingen 1989 oder Mager, W.: Frankreich vom Ancien Regime zur Moderne, 1630-1830. Wirtschafts-, Gesellschafts- und politische Institutionengeschichte, Stuttgart 1980
  273.  ↑ Treue, W.: Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit im Zeitalter der industriellen Revolution 1700-1960, Stuttgart 1962, S. 89
  274.  ↑ Burke, P.: Ludwig XIV. - Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Berlin 1993, S. 125
  275.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 31
  276.  ↑ Gaxotte, P.: Ludwig XIV. – Frankreichs Aufstieg in Europa. München 1951, S. 111
  277.  ↑ Ebd., S. 126
  278.  ↑ Mager, W.: Frankreich vom Ancien Regime zur Moderne, 1630-1830. Wirtschafts-, Gesellschafts- und politische Institutionengeschichte, Stuttgart 1980, S. 37
  279.  ↑ Kathe, H.: Der „Sonnenkönig“ – Ludwig XIV., König von Frankreich und seine Zeit 1638–1715. Berlin 1981, S. 49
  280.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 38
  281.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 83
  282.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 15
  283.  ↑ Vgl. dazu Almeras, C.: La revolte des Camisardes, Paris 1960 oder Ducasse, A.: La guerre des Camisardes. La resistance huguenotte sous Louis XIV., Paris 1962
  284.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin, a.a.O., S. 22
  285.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 19
  286.  ↑ Schwarz, H.: Der Kamisarden-Aufstand in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Eine Quellen-Untersuchung, Düsseldorf 1911, S. 49
  287.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 32ff
  288.  ↑ Schwarz, H.: Der Kamisarden-Aufstand in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Eine Quellen-Untersuchung, Düsseldorf 1911, S. 49
  289.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 49
  290.  ↑ Schwarz, H.: Der Kamisarden-Aufstand in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Eine Quellen-Untersuchung, Düsseldorf 1911, S. 89
  291.  ↑ Bernat, C. (Hrsg.): Die Kamisarden. Eine Aufsatzsammlung zur Geschichte des Krieges in den Cevennen (1702–1710), Mit einem Vorwort von Philippe Joutard. Aus dem Französischen übertragen von Eckart Birnstiel, Bad Karlshafen 2003, S. 92f
  292.  ↑ Schunk, Geschichte Frankreichs, a.a.O., S. 85
  293.  ↑ Schreiner,/Besier,: Toleranz, in: Brunner, O. u.a. (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe VI, a.a.O., S. 445-605, hier S. 542
  294.  ↑ Ebd., S. 543
  295.  ↑ Augustin, C./Wienand, J./Winkler, C.: Religiöser Pluralismus und Toleranz in Europa, Wiesbaden 2006, S. 78
  296.  ↑ Schwöbel, C./von Trippekskirch, D.: Die religiösen Wurzeln der Toleranz, Freiburg im Breisgau 2002, S. 67ff
  297.  ↑ Schreiner,/Besier,: Toleranz, in: Brunner, O. u.a. (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe VI, a.a.O., S. 445-605, hier S. 461
  298.  ↑ Ebd., S. 527
  299.  ↑ Broer, I./Schlüter, R.: Christentum und Toleranz, Darmstadt 1996, S. 167
  300.  ↑ von Thadden, R./Magdelaine, M.: Die Hugenotten 1685-1985, München 1985, S. 7
  301.  ↑ Spaich, Fremd in Deutschland. Auf der Suche nach Heimat, a.a.O., S. 66
  302.  ↑ Toleranz. In: Reinalter, H. (Hrsg.): Lexikon zum Aufgeklärten Absolutismus in Europa Wien u.a. 2005 S.613-615, hier S. 613
  303.  ↑ Gresch, E.: Die Hugenotten: Geschichte, Theologie und Wirkung. Leipzig, 2005 S.57
  304.  ↑ Gresch, E.: Die Hugenotten: Geschichte, Theologie und Wirkung. Leipzig, 2005 S.60
  305.  ↑ Bernard, A.: Die Revokation des Edikts von Nantes und die Protestanten in Südostfrankreich 1685-1730. München, 2003 S.156
  306.  ↑ Schama, S.: Der zaudernde Citoyen. Rückschritt und Fortschritt in der Französischen Revolution. München 1989, S.261
  307.  ↑ Gresch, E.: Die Hugenotten: Geschichte, Theologie und Wirkung. Leipzig, 2005 S.56
  308.  ↑ Magdelaine, M.: Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 26- , hier: S. 26. Die anglikanische Gemeinde bestand im Gegensatz zu der niederländischen und französischen nicht allzu lange, da nach der Regierung von Maria Tudor die meisten Mitglieder nach England zurückkehrten.
  309.  ↑ Dölemeyer, B.: Hier finde ich meine Zuflucht. Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser im südlichen Hessen, Bad Karlshafen 1999, S. 28
  310.  ↑ Zitiert aus Spaich, Fremd in Deuschland. Auf der Suche nach Heimat, a.a.O., S. 82
  311.  ↑ Dölemeyer, Hier finde ich meine Zuflucht, a.a.O., S. 28
  312.  ↑ Magdelaine, Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 26
  313.  ↑ Die Unterstützungslisten der französischen Gemeinde Frankfurts liefern für die ersten Jahre zahlreiche Informationen über die ankommenden Flüchtlinge: Namen, Vornamen, Familienstand, Beruf, regionale Herkunft, Reiseweg, Bestimmungsort, erhaltene Geldzahlungen und in manchen Fällen die Fluchtumstände, die erlittenen Strapazen und kurze biographische Eckdaten.
  314.  ↑ Dieses Register befindet sich im Stadtarchiv Frankfurt im Karmeliterkloster
  315.  ↑ Ebd.
  316.  ↑ Magdelaine, Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 27
  317.  ↑ Ebd.
  318.  ↑ Ebd., S. 28
  319.  ↑ Vgl. dazu das Beispiel von Zürich: Barbatti, B.: Das „Refuge“ in Zürich. Ein Beitrag zur Geschichte der Hugenotten- und Waldenserflüchtlinge nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes und zur Geschichte der Stadt Zürich, Zürich 1957
  320.  ↑ Dölemeyer, Hier finde ich meine Zuflucht, a.a.O., S. 7
  321.  ↑ Magdelaine, Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 29
  322.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  323.  ↑ Zitiert aus: Ebd. S. 34
  324.  ↑ Ebd. S. 31
  325.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  326.  ↑ Ebd. S. 31
  327.  ↑ Ebd. S. 35
  328.  ↑ Ebd. S. 33
  329.  ↑ Weitere Informationen zur Migration in die Niederlande bietet Bots, H./ Bastiaanse, R.: Die Hugenotten und die niederländischen Generalstaaten, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten, a.a.O., S. 55-72; Gibbs, G.C.: Some Intellectual and Political Influences of the Hugenot Emigres in the United Provinces, c. 1680-1790, in: Bijtragen en Mededelingen betreffende de Geschiedenes der Nederlanden, 30 (1975), S. 254-287 oder Bolhuis, H.H.: La Hollande et les deux refugies, in: Bulletin de la Societe du Protestantisme francais, 115, (1969), S. 407-428
  330.  ↑ Magdelaine, Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten (1685-1985), a.a.O., S. 35. Vgl. zu anderen Aufnahmestaaten die Darstellung von Reaman, G. E.: The Trail of the Huguenots in Europe, the United States, South Africa and Canada, London 1964
  331.  ↑ Magdelaine, Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten (1685-1985), a.a.O., S. 30
  332.  ↑ Ebd. S. 35
  333.  ↑ Ebd. S. 36
  334.  ↑ Bremen führte im Jahre 1582 den reformistischen Glauben als Stadtbekenntnis ein. Die Ansiedlung von niederländischen, hugenottischen und pfälzischen Flüchtlingen, die die wirtschaftliche Entwicklung der Hansestadt vorantrieb, erfolgte relativ unproblematisch. Vgl. Veeck, O.: Geschichte der reformierten Kirche Bremens, Bremen 1909, S. 142 ff
  335.  ↑ Die Niederlassung reformierter Glaubensflüchtlinge stieß in Hamburg auf den entschiedenen Widerstand der Bürgerschaften und der lutherischen Kirche. Zunächst gelang es diesem Bündnis, die Entstehung einer reformierten Gemeinde in Hamburg zu verhindern. Da die Hansestadt an guten Beziehungen zu ihrem wichtigsten Handelspartner, den Niederlanden, interessiert war, gründete sich trotz aller Widerstände im Jahre 1601 eine reformierte Gemeinde in Altona. Nach der Ansiedlung hugenottischer Flüchtlinge entstand in Altona auch eine französische Gemeinde. Vgl. Von Roesbroenk, R.: Die Niederlassung von Flamen und Wallonen in Hamburg (1567-1605), in: Verein für Hamburgische Geschichte 49/50, Hamburg 1964, S. 53-76, hier: S. 53 ff
  336.  ↑ Wie auch in Hamburg existierten auch in Lübeck Vorbehalte gegenüber reformierten Neuankömmlingen. Der Senat Lübecks verabschiedete im Jahre 1670 ein Dekret, das die Ansiedlung reformierter Personen aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen befürwortete. Die lutherische Geistlichkeit der Stadt lehnte jedoch die Einwanderung von Angehörigen des reformierten Glaubens rigoros ab. Erst nach jahrzehntelangen Streitigkeiten setzte sich der Senat Lübecks durch und erteilte hugenottischen Flüchtlingen die Einreiseerlaubnis. Vgl. Grundmann, P.: Französische Flüchtlinge in Lübeck: Refugies und Emigres, Schönberg 1920, S. 15 ff oder Hoffmann, M.: Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, 2. Hälfte, Lübeck 1889/1892, S. 101 ff
  337.  ↑ Nähere Hinweise zum Leben der Hugenotten in England finden sich bei Cottret, B.: Terre d’exil. L’Angleterre et ses refugies francaise et wallons de la Reforme a la Revocation de l’Edit de Nantes, Paris 1986 oder Cottret, B.: Glorreiche revolution, schändliche Revokation? Französische Protestanten und Protestanten Englands, in : von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten, a.a.O., S. 73-84
  338.  ↑ Magdelaine, Frankfurt am Main: Drehscheibe des Refuge, in: von Thadden/Magdelaine, Die Hugenotten 1685-1985, a.a.O., S. 36
  339.  ↑ Zitiert aus: Ebd.
  340.  ↑ Gloger, B.: Friedrich Wilhelm – Kurfürst von Brandenburg. Biographie, Berlin 1985, S. 14
  341.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 250
  342.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 14
  343.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 24
  344.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 33
  345.  ↑ Gloger, B.: Friedrich Wilhelm – Kurfürst von Brandenburg. Biographie, Berlin 1985, S. 45
  346.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 21
  347.  ↑ Giersberg, H.-J./ Meckel, C./Bartoschek, G.: Der Große Kurfürst. Sammler, Bauherr, Mäzen. Kurfürst Friedrich Wilhelm 1620–1688. (Katalog zur Ausstellung) Neues Palais in Sanssouci, 10. Juli bis 9. Oktober 1988. Potsdam 1988, S. 14
  348.  ↑ Ebd., S. 15
  349.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 267
  350.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 32
  351.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 249
  352.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 251
  353.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 40
  354.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 31
  355.  ↑ Gloger, B.: Friedrich Wilhelm – Kurfürst von Brandenburg. Biographie, Berlin 1985, S. 66
  356.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 27
  357.  ↑ Hüttl, L.: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst 1620–1688. Eine politische Biographie, München 1981, S. 55
  358.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 252
  359.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 130f
  360.  ↑ Giersberg, H.-J./ Meckel, C./Bartoschek, G.: Der Große Kurfürst. Sammler, Bauherr, Mäzen. Kurfürst Friedrich Wilhelm 1620–1688. (Katalog zur Ausstellung) Neues Palais in Sanssouci, 10. Juli bis 9. Oktober 1988. Potsdam 1988, S. 66
  361.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 253
  362.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 102
  363.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 255
  364.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 36
  365.  ↑ Gloger, B.: Friedrich Wilhelm – Kurfürst von Brandenburg. Biographie, Berlin 1985, S. 82
  366.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 270
  367.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 106
  368.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 43
  369.  ↑ Hüttl, L.: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst 1620–1688. Eine politische Biographie, München 1981, S. 76
  370.  ↑ Giersberg, H.-J./ Meckel, C./Bartoschek, G.: Der Große Kurfürst. Sammler, Bauherr, Mäzen. Kurfürst Friedrich Wilhelm 1620–1688. (Katalog zur Ausstellung) Neues Palais in Sanssouci, 10. Juli bis 9. Oktober 1988. Potsdam 1988, S. 133
  371.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 78
  372.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 23
  373.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 124
  374.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 112
  375.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 126
  376.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 55
  377.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 70
  378.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 112
  379.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 59
  380.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 62
  381.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 132
  382.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 73
  383.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 117
  384.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 67
  385.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 135
  386.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 121
  387.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 75
  388.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 99
  389.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 87
  390.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 140
  391.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 100
  392.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 98
  393.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 123
  394.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 144
  395.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969; S. 122
  396.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 102
  397.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 156
  398.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 77
  399.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 128
  400.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 148
  401.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 56
  402.  ↑ Hüttl, L.: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst 1620–1688. Eine politische Biographie, München 1981, S. 99ff
  403.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 86
  404.  ↑ Lackner, M.: Die Kirchenpolitik des Großen Kurfürsten (= Untersuchungen zur Kirchengeschichte, Band 8), Witten 1973, S. 77
  405.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 122
  406.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 266
  407.  ↑ Jany, C.: Geschichte der Preußischen Armee – Vom 15. Jahrhundert bis 1914. Band 1, Osnabrück 1967, Seite 240–241, hier S. 241
  408.  ↑ Bauer, F.: Fehrbellin 1675 – Brandenburg-Preußens Aufstieg zur Großmacht. Potsdam 1998, S. 15
  409.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 80
  410.  ↑ Opgenorth, E: Friedrich Wilhelm – Der Große Kurfürst von Brandenburg. II. Teil 1660–1688, Göttingen 1978, S. 49
  411.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 82
  412.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 56
  413.  ↑ Hüttl, L.: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst 1620–1688. Eine politische Biographie, München 1981, S. 99ff
  414.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 86
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  423.  ↑ Bauer, F.: Fehrbellin 1675 – Brandenburg-Preußens Aufstieg zur Großmacht. Potsdam 1998, S. 27
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  446.  ↑ Schmidt, W.: Friedrich I. Kurfürst von Brandenburg. König in Preußen, München 1996, S. 76
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  450.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 267
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  470.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 78
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  476.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 79
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  479.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 48
  480.  ↑ Neugebauer, W.: Friedrich III./I. (1688–1713), in: Kroll, F.-L. (Hrsg.): Preußens Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II. München 2000, S. 113–133, hier S. 118
  481.  ↑ Gloger, B.: Friedrich Wilhelm – Kurfürst von Brandenburg. Biographie, Berlin 1985, S. 49
  482.  ↑ Frey, L./ Frey, M.: Friedrich I., Preußens erster König, Graz u. a. 1984, S. 98
  483.  ↑ Barmeyer, H (Hrsg.): Die preußische Rangerhöhung und Königskrönung 1701 in deutscher und europäischer Sicht, Frankfurt/Main u. a. 2002, S. 49