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Hugenotten in Deutschland
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Hugenotten in Frankreich
2.1 Die Reformbestrebungen innerhalb der französischen Kirche
2.2 Die Ausbreitung reformistischer Ideen in Frankreich
2.3 Hugenottenkriege (1562-1598)
2.4 Das Edikt von Nantes (1598)
2.5 Die Zeit nach dem Edikt von Nantes bis zum Jahre 1629
2.6 Die Entwicklung unter Ludwig XIV. bis zum Revokationsedikt von Fontainebleau (1685)
2.7 Das Revokationsedikt von Fontainebleau (1685) und seine Folgen
3. Frankfurt am Main: Knotenpunkt der hugenottischen Emigration
4. Brandenburg-Preußen
4.1 Das Edikt von Potsdam
4.2 Potsdam
4.3 Prenzlau
4.4 Strasburg in der Uckermark
4.5 Brandenburg an der Havel
4.6 Bernau
4.7 Frankfurt (Oder)
4.8 Angermünde
5. Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth
5.1 Erlangen
6. Hugenotten in Hessen
6.1 Daubhausen/Greifenthal
6.2 Todenhausen
6.3 Neu-Isenburg
6.4 Carlsdorf
6.5 Louisendorf (Hammonshausen)
6.6 Kassel
6.7 Gethsemane
7. Wesentliche Merkmale der hugenottischen Ansiedlung
7.1 Gründe der Aufnahme
7.2 Aufnahmebedingungen
7.3 Religiöses Leben
7.4 Verhältnis zur autochthonen Bevölkerung
8. Schlussbemerkung
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In den letzten Jahrzehnten gewann die Disziplin der Migrationsgeschichte innerhalb der Wissenschaft immer mehr an Bedeutung. Den entscheidenden Anstoß dazu lieferte Prof. Dr. Bade von der Universität Osnabrück, der im Jahre 1982 für die Organisation einer ersten interdisziplinären und internationalen Migrationskonferenz verantwortlich war, aus deren Resultaten zahlreiche Anregungen für die historisch-sozialwissenschaftliche Migrationsforschung hervorgingen. An der Universität Osnabrück bildete sich im Jahre 1992 das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS), zu deren wichtigsten Aufgaben die Intensivierung, Förderung und interdisziplinäre Koordination von Migrationsforschung gehören. Seit dem Jahre 1995 gibt das IMIS die themenübergreifenden „Studien zur Historischen Migrationsforschung (SHM)” heraus. Die Gründung der bundesweiten „Gesellschaft für Historische Migrationsforschung (GHM)” war ein weiterer wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung dieser Wissenschaftsdisziplin.
Die Erforschung der Einwanderung nach Deutschland lässt sich in drei thematische Schwerpunkte unterteilen. Erstens stand die Einwanderung polnischer Arbeiter in das Ruhrgebiet ab dem Jahre 1871 im Vordergrund.
[1] Zweitens erfuhr die Immigration von „ausländischen Wanderarbeitern” in das deutsche Kaiserreich nach der Massenauswanderung deutscher Bevölkerungsschichten vorzugsweise nach Nordamerika großes Interesse.
[2] Der dritte Forschungsschwerpunkt lag in der Beschäftigung mit den „Gastarbeitern” in der Bundesrepublik Deutschland, die aus der Türkei, Italien, Spanien, Griechenland, Portugal und anderen Staaten zur Beseitigung des Arbeitskräftemangels angeworben wurden. Die meist un- oder angelernten Arbeiter wurden vorwiegend in Zentralbereichen der industriellen oder landwirtschaftlichen Produktion eingesetzt.
[3]
Obwohl die Emigration der Hugenotten aus Frankreich eine der größten Wanderungsbewegungen in der Frühen Neuzeit darstellte, weist die Forschung über das Leben der Flüchtlinge in den protestantischen deutschen Territorien erhebliche Lücken auf. Die Absicht der folgenden Arbeit liegt darin, diese Forschungslücke zu schließen. Folgende Fragen stellen sich: Wie lief die Aufnahme der Hugenotten in die Aufnahmestaaten ab und worin lag die Motivation der jeweiligen Landesherren? Wie gestaltete sich das religiöse Leben der Flüchtlinge? Welche Rechte und Pflichten besaßen die Exulanten? Wie entwickelte sich das Verhältnis zur autochthonen Bevölkerung?
In der Arbeit wird zunächst auf die Situation der Hugenotten in Frankreich eingegangen. Dabei werden Schwerpunkte auf die Ausbreitung des Protestantismus in Frankreich, die Hugenottenkriege, das Edikt von Nantes, das Edikt von Fontainebleau und die Flucht zahlreicher Kalvinisten aus Frankreich gelegt. Danach wird die Aufnahme der hugenottischen Glaubensflüchtlinge in Frankfurt am Main, was ein wichtiges Durchgangszentrum neben Amsterdam, Den Haag und Genf darstellte, thematisiert. Anschließend folgt eine Skizzierung des Ediktes von Potsdam, worin die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge in dem neben Hessen-Kassel wichtigsten protestantischen Aufnahmestaat Brandenburg-Preußen festgelegt wurden.
Die Darstellung des Lebens der hugenottischen Exulanten in Deutschland ist Untersuchungsgegenstand des nächsten Kapitels. Zunächst wird die Ansiedlung in Brandenburg-Preußen näher beleuchtet. Exemplarisch wird das Leben der hugenottischen Gemeinden in Potsdam, Frankfurt/Oder, Brandenburg/Havel, Prenzlau, Angermünde, Bernau und Strasburg in der Uckermark nachgezeichnet. Danach steht die hugenottische Kolonie in Erlangen in der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth im Mittelpunkt der Untersuchung. Weiterhin werden die kalvinistischen Ansiedlungen in Hessen-Kassel an den Beispielen Kassel, Carlsdorf, Gethsemane, Louisendorf (Hammonshausen), Neu-Isenburg, Todenhausen und Daubhausen/Greifenthal vorgestellt.
Danach werden die oben dargestellten Ansiedlungen miteienander verglichen und systematisiert. Vorab werden die Motive der Aufnahme der Flüchtlinge charakterisiert. Dann folgt eine Auseinandersetzung mit den Aufnahmebedingungen in den jeweiligen Städten und Orten, wo sich die Glaubensflüchtlinge ansiedelten. Weiterhin folgt eine Betrachtung des religiösen Lebens der hugenottischen Exulanten. Die Darstellung des Verhältnisses der hugenottischen Einwanderer zur authochthonen Bevölkerung schließt die Erforschung der wesentlichen Merkmale der hugenottischen Ansiedlung in deutschen protestantischen Territorien ab.
In der Schlussbemerkung wird eine abschließende Zusammenfassung und Bewertung der Untersuchungsergebnisse durchgeführt.
Fußnoten
  1.  ↑ Vgl. dazu die folgenden Darstellungen: Kleßmann, C.: Polnische Bergarbeiter im Ruhrgebiet 1870-1945. Soziale Integration und nationale Subkultur einer ethnischen Minderheit in der deutschen Industriegesellschaft, Göttingen 1978; Murzynowska, K.: Die polnischen Erwerbsauswanderer im Ruhrgebiet während der Jahre 1880-1914, Dortmund 1979; Stefanski, V.-M.: Zum Prozeß der Emanzipation und Integration von Außenseitern: Polnische Arbeitsmigranten im Ruhrgebiet, Dortmund 1984; Brandt, H.J. (Hrsg.): Die Polen und die Kirche im Ruhrgebiet 1871-1919, Münster 1987; Wehler, H.U.: Das deutsche Kaiserreich, Göttingen 1972, S. 41-48; Frankenstein, K.: Die Arbeiterfrage in der deutschen Landwirtschaft, Berlin 1983; Croon, H./Utermann, K.: Zeche und Gemeinde. Untersuchung über den Strukturwandel einer Zechengemeinde im nördlichen Ruhrgebiet, Tübingen 1958; Dohse, K.: Ausländische Arbeiter und bürgerlicher Staat. Genese und Funktion von staatlicher Ausländerpolitik und Ausländerrecht. Vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik Deutschland, Königstein i. T. 1981 oder Murphy, R.: Gastarbeiter im Deutschen Reich. Polen in Bottrop 1891-1933, Wuppertal 1982
  2.  ↑ Die Situation der Wanderarbeiter im Kaiserreich wird ausführlich in folgenden Werken dargestellt: Bade, K. J.: Transnationale Migration und Arbeitsmarkt im Kaiserreich: Vom Agrarstaat mit starker Industrie zum Industrieland mit starker agrarischer Basis, in: Pierenkemper, T./Tilly, R. (Hrsg.): Historische Arbeitsmarktforschung, Göttingen 1982, S. 182-211; Bade, K. J.: Auswanderer – Wanderarbeiter – Gastarbeiter. Bevölkerung, Arbeitsmarkt und Wanderung in Deutschland seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, 2. Auflage, Ostfildern 1986; Bade, K. J.: „Preußengänger” und „Abwehrpolitik”: Ausländerbeschäftigung und Ausländerkontrolle auf dem Arbeitsmarkt in Preußen vor dem Ersten Weltkrieg, in: Archiv für Sozialgeschichte, 24, 1984, S. 91-162; Herbert, U.: Geschichte der Ausländerbeschäftigung in Deutschland 1880-1980: Saisonarbeiter – Zwangsarbeiter – Gastarbeiter, Berlin 1986; Elsner, L./Lehmann, J.: Ausländische Arbeiter unter dem deutschen Imperialismus 1900-1985, Berlin 1988; Faust, A.: Arbeitsmarktpolitik im deutschen Kaiserreich: Arbeitsvermittlung, Arbeitsbeschaffung und Arbeitslosenunterstützung 1890-1918, Stuttgart 1986; Bade, K. J.: Arbeitsmarkt, Bevölkerung und Wanderung in der Weimarer Republik, in: Stürmer, M. (Hrsg.): Die Weimarer Republik. Belagerte Civitas, Königstein i.T. 1980, S. 160-187
  3.  ↑ Von den zahlreichen Monographien über den Zuzug der „Gastarbeiter” in die Bundesrepublik Deutschland können hier lediglich einige genannt werden: Bade, K. J.: Vom Auswanderungsland zum Einwanderungsland? Deutschland 1880-1980, Berlin 1983, S. 59-129; Bade, K. J.: Ausländer – Aussiedler – Asyl in der Bundesrepublik Deutschland, Hannover 1990, S. 9-33; Meier-Braun, K.-H.: Integration und Rückkehr? Zur Ausländerpolitik des Bundes und der Länder, insbesondere Baden-Württembergs, Mainz 1988; Heckmann, F.: Die Bundesrepublik: Ein Einwanderungsland? Zur Soziologie der Gastarbeiterbevölkerung als Einwanderungsminorität, Stuttgart 1981, S. 141-259; Hoffmann, L.: Die unvollendete Republik. Zwischen Einwanderungsland und deutschem Nationalismus, Köln 1990. Zur betrieblichen Situation der Gastarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland existieren die folgenden Untersuchungen: Gaugler, E./Weber, W.: Ausländer in deutschen Industriebetrieben, Königstein i. T. 1978; Dies: Ausländerintegration in deutschen Industriebetrieben. Empirische Untersuchungen über individuelle und soziale Integration, Königstein i.T. 1981. Wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Aspekte sind in den folgenden Werken näher behandelt: Höpfner, K./Ramann, B./Rürup, B.: Ausländische Arbeitnehmer. Gesamtwirtschaftliche Probleme und Steuerungsmöglichkeiten, Bonn 1973 oder Salowski, H./Schiller, G.: Ursachen und Auswirkungen der Ausländerbeschäftigung, Köln 1972. In der Forschung traten immer stärker internationale Vergleiche in den Vordergrund, dazu vor allem die grundlegenden Werke: Kritz, M.M./Keely, C.B./Tomasi, S.M. (Hrsg.): Global Trend in Migration: Theory and Resaerch on International Population Movements, New York 1981; Lohrmann, R./Manfrass, K. (Hrsg.): Ausländerbeschäftigung und internationale Politik. Zur Analyse transnationaler Prozesse, München 1974 oder Gehmacher, E./Kubat, D./Mehrländer, U. (Hrsg.): Ausländerpolitik im Konflikt. Arbeitskräfte oder Einwanderer? Konzepte der Aufnahme- und Entsendeländer, Bonn 1978